2014/15 P-Seminar Latein: Exkursion zum Golf von Neapel – Ein Reiseführer P-Seminar Latein Jean-Paul Gymnasium Hof 2014/15 Inhaltsverzeichnis Vorwort........................................................................................................................... 1 Exemplarisches Programm für eine Exkursion an den Golf von Neapel ............................. 2 Die Anreise nach Neapel und öffentliche Verkehrsmittel vor Ort ........................................ 2 Herculaneum .................................................................................................................. 6 Der Vesuvausbruch im Pliniusbrief .................................................................................. 8 Paestum ......................................................................................................................... 9 Pozzuoli ....................................................................................................................... 11 Führung durch Pompei .................................................................................................. 12 Haus der Vettier ............................................................................................................ 14 Kulinarische Geschichte Pompejis ................................................................................. 15 Wohnen in Pompeji ....................................................................................................... 16 Handel und Wandel in Pompeji...................................................................................... 17 Kulturelles Pompeji ....................................................................................................... 17 Thermen ....................................................................................................................... 18 Villa Oplontis ................................................................................................................ 19 Goethes Italienische Reise ............................................................................................ 22 Johann Joachim Winckelmann ...................................................................................... 23 Jean Paul und Italien..................................................................................................... 24 Vorwort Der vorliegende Reiseführer resultiert aus der Vor- und Nachbereitung einer Exkursion an den Golf von Neapel, die wir Schülerinnen und Schüler im September 2014 im Rahmen eines PSeminars im Fach Latein unternahmen. Er besucht nicht nur weltberühmte Stätten in dieser Gegend, sondern versucht darüber hinaus, einige praktische Tipps zu Anreise und Aufenthalt wie auch gewisses Hintergrundwissen zu vermitteln. Diese durch vulkanische Aktivitäten geprägte Region hat seit jeher die Menschen fasziniert, stellte zugleich aber auch stets eine große Gefahr für sie dar. Mit der folgenden Präsentation möchten wir dem Leser eine Reise in diese faszinierende Region Italiens schmackhaft machen. Denn nicht nur kulinarisch hat eine Fahrt nach Neapel einiges zu bieten, sondern sie lässt den Besucher u.a. auch die antike Stätten, die Geologie und den Vulkanismus rund um den Vesuv hautnah erleben. So taten wir es dem Namensgeber unserer Schule, Jean Paul, und vielen anderen Schriftstellern gleich, um auf ihren Spuren diese Region Kampaniens zu entdecken. Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einige Basisinformationen zu einer Reise an den Golf von Neapel geben. Hierbei stützen sich die Beiträge der einzelnen Seminarteilnehmer auf eigene Recherchen. Ihre Abfolge orientiert sich weitgehend am Reiseprogramm. Die Schrift erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Gewähr. 1 Reiseführer für eine Exkursion an den Golf von Neapel Exemplarisches Programm für eine Exkursion an den Golf von Neapel Tag Programm Verkehrsmittel Anreise Deutsche Bahn Flug mit Lufthansa Alibus Stadtführung Neapel Zu Fuß Samstag Sonntag Funicolare (Vomero) Montag Besichtigung von Herculaneum Circumvesuviana (Ercolano Scavi) Fahrt auf den Vesuv Circumvesuviana Taxi Dienstag Tagesausflug nach Paestum Regionalbahn Mittwoch Besichtigung der Campi Flegrei Metro und des Vulkans Solfatarra in Pozzuoli Donnerstag Tagesausflug nach Pompei Freitag Samstag Circumvesuviana Besichtigung der Villa Oplontis Circumvesuviana Ausflug nach Sorrent Circumvesuviana Abreise Taxi Die Anreise nach Neapel und öffentliche Verkehrsmittel vor Ort Da Neapel über ein sehr gut ausgebautes Netz öffentlichen Personennahverkehrs verfügt, lassen sich sämtliche Zielorte einer Exkursion mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Die Anreise nach Neapel kann je nach Belieben individuell gestaltet werden. So ist es möglich, mit dem Zug über Rom dorthin zu gelangen. Praktischer und komfortabler ist jedoch die Anreise mit dem Flugzeug. Zahlreiche deutsche Städte, wie zum Beispiel München, bieten direkte Flugverbindungen renommierter Airlines an. Für den Weg vom Flughafen zur Unterkunft dient der Flughafentransfer mit dem „Alibus“. Er fährt insgesamt drei Haltestellen an. Vom Flughafen Cappodichino aus erreicht er an der Piazza Garibaldi den Hauptbahnhof und gelangt am Hafen zur Piazza Municipio. Wer zu den umliegenden Inseln übersetzen möchte, ist dort genau richtig. 2 Denn gegenüber befinden sich die Ablegestellen für die Fähren nach Capri und Ischia. Da die Piazza Garibaldi auch den Knotenpunkt des Busnetzes darstellt, bietet sich das nahegelegene Hotel „Starterminus“ für einen mehrtägigen Aufenthalt an. Der Fußweg von der Unterkunft zum Hauptbahnhof beträgt ca. zwei Minuten. Die drei Linien der Metro verbinden sehenswerte Schauplätze der Stadt und sind deshalb neben dem Bus ein weiteres geeignetes Verkehrsmittel. Die „Circumvesuviana-Bahn“ macht ihrem Namen alle Ehre und verbindet verschiedene Ortschaften rings um den Vesuv. Die „Circumnapoli-Bahn“ ist ein weiteres Angebot des Verkehrsunternehmens „Unico Campania“. Ein Highlight jeder Neapelreise ist wohl die Fahrt auf den Vesuv. Hierzu nutzt man sinnvollerweise einen privaten Taxitransfer, der den Besucher von der Bahnstation Ercolano auf den Vesuv bringt. Im Allgemeinen werden vergünstigte Fahrkarten angeboten, die es zulassen, alle Verkehrsmitteln von „Unico Campania“ zu nutzen. So erwirbt man einmalig ein „Unico Campania 3 T – Ticket“, welches ab Entwertung drei Tage lang gültig ist. Da jedoch nicht selten Veränderungen vorgenommen werden, sollte man sich vor Ort über aktuelle Fahrpreise informieren. Insgesamt stellt sich das Nutzen der Öffentlichen Verkehrsmittel als sehr preiswert heraus und der Besucher kann zügig und problemlos von A nach B gelangen. Fahrpläne, Übersichten und Preise sind online unter www.portanapoli.de einzusehen. Quellen: www.portanapoli.de Tabea Schulz, Q12 Herzlich Willkommen in Neapel, der wunderschönen Hauptstadt der Region Kampanien! Viel Kultur auf engstem Raum. Dieser Satz beschreibt die atemberaubende Altstadt von Neapel wohl am besten. Sie wurde 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, und das zu Recht. Eng an eng verwinkeln sich hier die kleinen Gässchen, sodass der Besucher immer wieder unverhofft auf Kirchen und unterirdische Höhlen stößt. Hierzu zählen auch die Katakomben unter Neapel, die über einen Eingang in der Altstadt leicht zu erreichen sind. Die alte neapolitanische Volkskultur lässt sich noch heute auf Schritt und Tritt entdecken. Die Zahl der Sehenswürdigkeiten in der Altstadt ist sehr groß, weshalb man sich bei einem kurzen Besuch auf einige besondere beschränken muss. Welche dabei auf keinen Fall ausgelassen werden sollten, werden Sie auf den nächsten Seiten erfahren. 3 Im Herzen der Altstadt thront die barocke Kirche Cattedrale di Maria Assunta, welche einen dreischiffigen Hauptbau hat. Eingeweiht im Jahre 1315, ist diese Kirche der bekannteste religiöse Ort der Stadt. Um die Kirche rankt sich zudem die Legende des "Blutwunders". Diese handelt vom Märtyrer San Gennaro, der während der Christenverfolgung getötet wurde und dessen Blut man daraufhin direkt in einer Ampulle auffing. Über Umwege gelangte diese Ampulle im 9. Jahrhundert in eine kleine Kirche, an deren Stelle 500 Jahre später die Cattedrale di Maria Assunta gebaut werden würde. Der "Blutwunder" Legende nach verflüssigt sich das Jahrhunderte alte Blut immer wieder, woraufhin der Stadt Neapel und ihren Bewohnern Gutes geschieht. Aus diesem Grund beten Gläubige jedes Jahr am Festtag des San Gennaro für die Verflüssigung des Blutes. Weit über die Grenzen Neapels bekannt ist die etwas andere Krippenstraße, die Via San Gregorio Armeno. Neben den "normalen" Krippenfiguren Jesus, Maria und Co. findet man hier auch Nachbauten bekannter, italienischer Politiker und Fußballspieler. Ein Hingucker für Jung und Alt ist zum Beispiel die Figur der Fußballikone Maradona. In der Krippenstraße werden also weniger herkömmliche Weihnachtskrippen verkauft, sondern vielmehr Krippen, die das alltägliche Leben in Neapel darstellen. Aus diesem Grund stehen eher Pizzabäcker, Metzger und Händler im Mittelpunkt. Für alle, die an der Antike interessiert sind, ist das Nationalmuseum (Museo Archeologico Nazionale) ein Muss. Es gilt als das bedeutendste archäologische Museum Europas und beherbergt unter anderem sehr gut erhaltene Fundstücke von Pompeji und Herkulaneum. Auch die Farnese-Sammlung, in der griechische und römische Skulpturen ausgestellt werden, gehört seit dem Jahr 1773 zum Grundstock des Museums. Das Herz des Museums ist aber ein aus über 1,5 Millionen Steinen bestehendes Mosaik aus dem antiken Pompeji, auf welchem mit erstaunlicher Genauigkeit die Alexanderschlacht dargestellt wird. Außerdem kann man im sogenannten geheimen Kabinett, dem gabinetto segreto, die von den Ausgräbern als erotisch eingestufte Kunstwerke bestaunen. 4 Auf jeden Fall muss man aber die Festung Castel Sant’Elmo besuchen. Das Castell thront hoch über der Stadt auf dem Vomerohügel, weswegen man von hier aus eine wunderbare Sicht auf die Altstadt hat. Aber auch der Vesuv und den Golf von Neapel kann von hier oben bewundert werden. Die Burg wurde im Jahr 1343 fertiggestellt und dient heutzutage als Kongressund Ausstellungszentrum. Auch Neapels weitläufige Katakomben, das Napoli Sotterranea, gehören unbedingt zu einer Stadtbesichtigung. Schon im vierten Jahrhundert vor Christus begann man, den Boden unter der Altstadt auszuhöhlen. Das mittlerweile 80 Kilometer lange Labyrinth diente in seiner langen Geschichte unter anderem als Zisterne, geheimer Zufluchtsort oder Kultraum. Auch ein unterirdisches, römisches Theater kann man dort besichtigen. Im zweiten Weltkrieg diente "die Stadt unter Neapel" sogar als Luftschutzbunker. Der Vomero Hügel überragt die Stadt und bietet eine wunderschöne Sicht auf die sich vor ihm ausbreitenden Straßen und Häuser, aber auch auf den Vesuv und den Golf von Neapel. Neben dem schon beschriebenen Castel Sant Elmo ist auf dem Hügel auch noch das Kloster San Martino vorzufinden. In diesem ist momentan ein Museum untergebracht. Doch neben den imposanten Bauten hat die Erhebung inmitten von Neapel auch kommerziell einiges zu bieten. Die Fußgängerzone Via Scarlatti mit ihren Boutiquen und Schuhgeschäften eignet sich hervorragend für einen Einkaufsbummel. Romantisch und beeindruckend sind zudem die Terrassengärten, welche sich am Hang des Klosters befinden. Der perfekte Ort für einen entspannenden Spaziergang. Lassen Sie Lärm und Gedränge der Stadt einmal hinter sich! Quellen: http://www.portanapoli.de/neapel Zoran von Waldenfels, Q12 5 Herculaneum Im Gegensatz zu Pompeji, welches 35 Kilometer vom Vesuv entfernt ist, liegt Herculaneum am Fuße des Vulkans, in nur sieben Kilometer Entfernung. Die kleine Stadt, welche zu ihrer Blütezeit ca. 5000 Einwohner besaß, war hauptsächlich von Fischern bewohnt. Jedoch bauten auch viele reiche Römer und Pompejianer ihre Villen dort. Vergleichbar mit Pompeji hatte Herculaneum im Jahre 62 n. Chr. durch ein schweres Erdbeben große Schäden erlitten. Am 24. August 79 n. Chr. war es dann um die Stadt geschehen. Wie Pompeji ging sie beim Ausbruch des Vesuvs unter. Jedoch wurde sie nicht von Bimsstein und Lavabrocken getroffen. Ebenso wenig erreichte Herculaneum der Ascheregen. Die am Meer gelegene Stadt wurde von einer 16-18 Meter hohen pyroklastischen Schlammlawine überrollt, weswegen sie heute besser erhalten ist als Pompeji. Aufgrund des Fundes einiger weniger Leichen zu Beginn der Ausgrabungen 1927 ging man davon aus, dass sich die Einwohner rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Nachdem jedoch Hunderte von Leichen in den sogenannten Bootshäusern am Strand gefunden und untersucht worden waren, kam man zu dem Ergebnis, dass die Menschen innerhalb von wenigen Sekunden durch eine ca. 500°C heiße pyroklastische Gaswolke umkamen. Sie starben an multiplem Organversagen einen schnellen Tod. Die Opfer der Wolke hatten nicht einmal genug Zeit, ihre Hände schützend über ihr Gesicht zu legen, wie es in Pompeji der Fall war. Die besagten Ströme, welche mit über 100 km/h über die Stadt hinweg fegten, zerstörten fast alles, was ihnen in den Weg kam. Dennoch sind Möbel, Kleidung und vor allem Papyri zahlreich erhalten. Durch die hohen Temperaturen wurden diese zwar verkohlt, dadurch jedoch vor dem Verrotten geschützt. Vor allem die Papyri, welche durch Infrarot-Technik analysiert und gelesen werden können, besitzen einen hohen Wert. Die meisten von ihnen, etwa 1800, wurden in einer Villa gefunden, die heute den Namen Villa dei Papyri trägt. Die Stadt, welche erstmals 1709 bei Brunnenarbeiten entdeckt worden war, wurde erst 1927 ausgegraben. Im Jahr 2002 eröffnete das Museum von Herculaneum. Heute lädt die Stadt besonders wegen ihrer gut erhaltenen Ruinen zu einem Besuch ein. 6 Besondere Gebäude sind: • • • • • • Casa di Nettuno e Anfitrite (Haus des Neptuns und Amphitrite): Das Haus, welches besonders durch seine schöne Mosaikverzierung beeindruckt, gehörte wahrscheinlich einem reichen Kaufmann. Auch erlesene Bronzestatuen sind in dem Haus zu finden. Casa Samnitica (Samnitisches Haus): Das älteste Haus, erbaut im zweiten Jh. v. Chr., ist gleichzeitig auch eines der am besten erhaltenen. Casa dei Cervi (Haus der Hirsche): Das Haus aus der Zeit des Nero ist im südlichen Teil Herculaneums zu finden. Die Wandmalereien und Skulpturen gaben diesem Haus seinen Namen. Casa del Tramezzo di Legno (Haus mit hölzerner Trennwand): Das Haus, dessen Fassade bis zum 2. Obergeschoss erhalten ist, zeichnet sich speziell durch das Atrium aus. Dort finden sich die original hölzernen Trennwände. Casa del Rilievo di Telefo (Haus des Telephos-Relief): Besonders beeindruckend sind in diesem Gebäude Darstellungen von Satyrn und Theatermasken an den Wänden des Atriums. Casa del Atrio a Mosaico (Haus mit dem Mosaikfußboden im Atrium): Wie der Name des Hauses schon verrät, ist neben einem wunderbaren Blick auf das Meer der Mosaikfußboden von herausragender Schönheit. • Villa dei Papiri (Villa der Papyrusrollen): Neben den zahlreichen Papyri wurden in dieser Villa auch viele Bronzestatuen gefunden, welche heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel zu betrachten sind. • Urbane Thermen (Stadtthermen): Die um 10 v. Chr. erbauten Thermen lassen sich in einen Frauen- und Männertrakt einteilen. Besonders die mit Mosaik verzierten Fußböden sind sehr beeindruckend. • Suburbane Thermen (Vorstadtthermen): Die um 70 n. Chr. erbauten luxuriösen Vorstadtthermen, gelten als die jüngsten Gebäude der Stadt. • Ebenfalls sind zahlreiche Tavernen, Geschäfte und Handwerksläden in Herculaneum zu finden. Quelle: http://www.antikefan.de/staetten/italien /herkulaneum/herkulaneum.html Farsin Sörgel, Q12 7 Der Vesuvausbruch im Pliniusbrief Heute gelangen Nachrichten in kürzester Zeit rund um die Welt. Passiert irgendetwas Wichtiges, kann man es schon nach kurzer Zeit im Internet nachlesen. Gerade Katastrophen erregen die Aufmerksamkeit der Menschen. Je spektakulärer die Meldungen sind, desto mehr Menschen interessieren sich dafür. Katastrophenmeldungen besitzen jedoch eine lange Tradition. Bereits vor 2000 Jahren wurde die erste Naturkatastrophe für die Nachwelt dokumentiert. In einem Brief an Tacitus schildert Plinius der Jüngere den Ausbruch des Vesuvs und den Tod seines Onkels. Die konkreten Hintergründe des Ereignisses sollen hier kurz dargelegt werden. Am 24. August 79 n.Chr. wird um 13 Uhr1 eine Wolke von ungewöhnlicher Größe und Gestalt gesichtet2. Zunächst ist unklar, woher die Wolke kommt3, erst später stellt man fest, dass der Vesuv der Ursprung ist. Die Wolke wird als pinienähnlich beschrieben4. Es lässt sich am Himmel ein kompaktes Wolkengebilde in Form eines langen Stammes und einiger Verzweigungen erkennen. Plinius der Jüngere mutmaßt, dass die Wolke durch Druck in die Höhe getrieben und dann dort durch ihr Gewicht in die Breite geformt wurde5. Sie soll entweder weiß oder schmutzig ausgesehen haben6. In der Nähe des Vulkans regnet es Bimsstein vom Himmel 7. An Land sieht man große Brände an den Hängen des Vesuvs 8. Man vermutet jedoch, dass diese durch die unbeaufsichtigten Herdfeuer der geflohenen Bevölkerung verursacht worden sind9. Nachts kommt es zu Erdbeben, die als so stark beschrieben werden, dass die Häuser anfangen zu wackeln10. Der nächste Tag wird als so dunkel wie in der Nacht geschildert11. Außerdem werden überall Flammen und Schwefelgeruch wahrgenommen, vermutlich von der flüssigen Lava 12. Damit erweist sich der Pliniusbrief als die erste Berichterstattung, bei der nicht nur eine persönliche Geschichte erzählt, sondern auch wissenschaftliche Fakten dokumentiert wurden. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. nonum kal. Septembres hora fere septima (Abs. 4) nubem inusitata et magnitudine et specie (Abs. 4) ex quo monte (Abs. 5) arbor quam pinus (Abs. 6) in latitudinem vanescebat (Abs. 6) candida interdum, interdum sordida (Abs. 6) cinis […] calidor et densior (Abs. 11) latissimae flammae atque incendia (Abs. 13) ignes relictos desertasque villas (Abs. 13) tecta nutabant (Abs. 15) dies alibi […] illic nox (Abs. 17) flammae flammarumque praenantius odor alios (Abs. 18) Quellen: http://www.gottwein.de/Lat/plin/plin06.php Lukas Amann, Q12 8 Paestum Im Lateinunterricht der 6. Klasse übersetzten wir den Satz: Graeci coloniam, quae antea Poseidonia nominata est, condiderunt. Paestum war also eine griechische Kolonie. Ihr ursprünglicher Name war Poseidonia, sie wurde als Handelskolonie von Griechen 700 v. Chr. gegründet. Handel wurde vor allem mit den Etruskerstädten im Norden betrieben und die Stadt gelangte zu großem Wohlstand. Die Gegend von Neapel bis Sizilien hieß damals Magna Graecia (Großgriechenland). 274 v. Chr. wurde Poseidonia zur römischen Veteranenkolonie und trägt seitdem den Namen Paestum. Dort wurden römische Kriegsveteranen für ihre Dienste mit Land belohnt und angesiedelt. Diese Gründung einer römischen Kolonie war ein einschneidendes Ereignis für Paestum und ging mit erheblichen baulichen Umgestaltungen sowie mit dem Austausch der Bevölkerung einher. Die Siedlung entwickelte sich von einem Handelszentrum zu einem Zentrum des Ackerbaus. Zur römischen Kaiserzeit schrumpfte sie zu einer Kleinstadt und im Mittelalter zu einem Dorf. Die Ebene, in der sie lag, wandelte sich immer mehr in Sumpfland und wurde 930 n. Chr. verlassen. Das Ruinengelände, das wir heute besichtigen können, entspricht weitgehend dem römischen Paestum und nicht der griechischen Stadt Poseidonia. Die Römerstadt wurde erst im 18. Jhd. zufällig wiederentdeckt. Von den Griechen wurde das Straßennetz übernommen, und zwar mit drei breiten Ost-West-Achsen und unzähligen kleinen Wegen, die diese Achsen rechtwinklig schneiden. Die massive, 5m starke und 4750m lange Stadtmauer ist noch über weite Strecken sehr gut erhalten. Sie weist vier Stadttore auf, alle von den Römern erbaut. In der Mitte der Ausgrabungsstätte liegt das Forum, ein Freiplatz von 60 x 150 Metern. Er wurde früher von Ladengeschäften gesäumt. Die Stadt wird von drei guterhaltenen Tempeln geprägt. Im Norden liegt der Athenatempel (oder auch Cerestempel genannt). Er wurde 600 v. Chr. im dorischen Stil erbaut. Er besteht aus 6 x 13 Säulen und zeigt als Besonderheit einen hochaufragenden Giebel mit vielen Verzierungen. Die Säulenhälse haben Ornamentbänder. Die Vorhalle (Cella) wird von ionischen Säulen getragen, eine Besonderheit des Baustils, wie auch bei klassischen Bauten in Athen zu sehen. Im Süden stehen 2 Tempel. Zum einen die Basilika oder auch Heratempel. Er ist der größte Steintempel seiner Zeit und der älteste der drei Tempel mit 9 x 18 Säulen. Die Verjüngung der Säulen nach oben ist extrem ausgeprägt. Diese Säulenform wurde in Mitteleuropa im Klassizismus oft kopiert. Der Giebel war mit reichverzierten Terrakottaplatten verkleidet. Sie sind fast alle noch vollständig im Museum zu sehen. 9 Zum anderen beeindruckt der Poseidontempel, der jüngste Tempel in Paestum. Er zeigt in Bezug auf die Höhe ausgewogene Proportionen, 2/3 Säulenhöhe und 1/3 Gebälk. Sein Aufbau ist von allen Seiten symmetrisch und er gilt als der besterhaltene Tempel außerhalb Griechenlands. Die Tempel Paestums dienten nicht ausschließlich religiösen Zwecken. In ihrem Inneren bewahrte man Götterbilder auf. Der Altar im Innersten war der Platz für die Opferzeremonien. Die Tempel sollten aber auch jedem zeigen, wie weit die Kompetenzen der Bürger von Paestum in wirtschaftlicher und technologischer Hinsicht reichten. Der Bau derart großer Steintempel war ein gewaltiger finanzieller Kraftakt und erforderte darüber hinaus neue Formen von Handwerksarbeit, Transport- und Hebetechnik. Auch mussten viele logistische Probleme gelöst werden. An der nördlichen Langseite des Forums befanden sich der Kapitoltempel und das Gymnasium. Daneben lag der Versammlungsort der römischen Bürger, das Comitium, eine kreisrunde offene Anlage mit einem Verwaltungsbau. Hier fanden auch die Wahlen der römischen Magistrate statt. Dahinter befand sich ein Amphitheater. Seine innerstädtische Lage war zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich. An der südlichen Langseite des Forums stand das Macellum, ein großes Marktgebäude. Ebenso befand sich hier die Curia, das Tagungshaus des Magistrats. Quellen: http://www.reise-nach-italien.de/paestum-reise.html http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum http://www.antikefan.de/staetten/italien/paestum/paestum.html Alex Weber, Q12 10 Pozzuoli Geologisch gesehen ist die Umgebung Neapels zum einen durch den Vesuv und zum anderen durch die Phlegräischen Felder gekennzeichnet. Im Gegensatz zum Vulkan Vesuv bestehen die Phlegräischen Felder (phlegyros = brennende) aus 24 kleinen Kratern, die sich über eine Fläche von 13 Kilometer erstrecken, und direkt unter der Stadt Pozzuoli liegen. Schon seit der Antike werden die durch unterirdische Feuer in dieser Gegend erhitzten Quellen genutzt. Die Stadt Pozzuoli weist neben diesem Phänomen auch andere Sehenswürdigkeiten auf. So sind die Arena und das Kellergewölbe des Flavischen Amphitheaters, welches das bedeutendste Bauwerk der antiken Stadt darstellt, noch gut erhalten. Rund 40.000 Menschen hatten auf der Tribüne des drittgrößten Amphitheaters im Römischen Reich Platz. Der Bau dafür begann bereits in der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus unter dem Kaiser Nero und wurde erst unter Kaiser Vespasian fertiggestellt. Die Pläne dafür waren dabei bestens organisiert, um Sicherheit für die Zuschauer beim Betreten und Verlassen zu bieten. Die Arena, in der die blutigen „Venationes“ stattfanden, besitzt eine ovale Form, ist 75 Meter lang und 42 Meter breit. Bei den „Venationes“ handelt es sich um Jagdspektakel mit wilden Tieren, wobei Pozzuoli diese auch an andere Amphitheater weitergab. Durch das weite Kellergewölbe war es möglich, die Tierkäfige von unten in die Arena emporzuheben. In der Nähe des Amphitheaters liegt der „Tempio di Serapide“, bei dem es sich um einen kleineren archäologischen Park handelt, der nicht betreten werden darf, der aber durch seine tiefere Lage gut einsehbar ist. Nach ersten Ausgrabungen wurde der Park wegen einer Statue mit der Ähnlichkeit zum Gott Serapis fälschlicherweise für einen Tempel gehalten. Erst nach weiteren Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass es sich um ein „Marcellum“, den Lebensmittelmarkt der Stadt, handelt. 32 Tavernen bilden dabei einen Innenhof, in welchem sich 16 Säulen befinden. Einzigartig ist dabei, dass der Untergrund im Laufe der Jahrhunderte abgesackt und wieder aufgestiegen ist, was wegen der küstennahen Lage zu Ablagerungen an den Säulen geführt hat. Nachdem der Boden bis zum 16. Jahrhundert auf einige Meter über dem Meeresspiegel emporgestiegen ist, hat er derzeit eine sinkende Tendenz. Als letzte Sehenswürdigkeit ist der Vulkan Solfatara anzuführen, der zweite ruhende Vulkan in Kampanien. 11 Er stellt gemeinsam mit dem Vesuv eine große Gefahr dar, unterscheidet sich aber von diesem sehr in seinem Erscheinungsbild. Im Gegensatz zum Vesuv ist die Solfatara ein eher junger Vulkan und befindet sich nur 98 Meter über dem Meeresspiegel. Der Krater hat eine Fläche von 770 auf 580 Meter und zeichnet sich durch Fumarolen aus, aus denen Schwefeldämpfe entweichen. Außerdem kann es zur Entstehung kleiner Minivulkane kommen, wenn sich nach Regen das schwefelhaltige Wasser mit tonhaltigen Materialien vermischt. Der Vesuv liegt 14 Kilometer südöstlich von Neapel und bedeckt eine Fläche von 480 km². Es handelt sich um einen Stratovulkan, der durch übereinander geschichtete Lavaströme entstanden ist. Vulkanische Asche und Tephrapartikel treten dabei hauptsächlich durch den Hauptschlot aus. Neben dem 1281m hohen Vesuv liegt der durch das Tal „Valle del Gigante“ abgegrenzte, inaktive Monte Somma mit 1132m Höhe. Quellen: Reiseführer: Baedecker, Golf von Neapel Markus Goller, Q12 Führung durch Pompei Die Führung startet am Apollotempel, dem ältesten Heiligtum von Pompeji. Er wurde in den Jahren 575-550 v. Chr. erbaut und im 2. Jahrhundert v. Chr. neu ausgestattet. Aus dieser Zeit stammen auch die ionischen Säulen des Tempels und die Bronzestatuen der Gottheiten Apoll und Diana. Die Sonnenuhr außerhalb des Tempels ist aus der Zeit des Augustus. Das nächste Gebäude stammt auch aus dem 2. Jh. v. Chr., einer Zeit, in der Pompeji prachtvoll monumentalisiert wurde. Es handelt sich um die Basilika, die klassischer Weise als Kaufhalle und als Gericht genutzt wurde. Die Basilika liegt an der Stirnseite des 12 Forums, welches zwar auch aus dem 2. Jh. stammt, jedoch wurden die meisten Gebäude erst in späteren Zeiten hinzugefügt und daher bietet das Forum keinen geschlossenen Eindruck. So wurde es zuerst als Versammlungsort genutzt, später fanden sich dort auch Wohnhäuser. Ein weiteres Gebäude auf dem Forum ist der Kornspeicher. Dieser früher als Obst-und Gemüsemarkt erbaute Lagerhalle wird heute als Aufbewahrungsort von archäologischen Fundstücken, die nicht aus Pompeji stammen, und auch von Gipsabgüssen der Opfer des Vesuvausbruchs genutzt. In der Nähe befinden sich auch die Thermen des Forums, die den klassischen Aufbau römischer Badehäuser vorzuweisen haben. Aufgeteilt in einen Frauen– und Männerbereich findet sich zuerst der Umkleideraum, dann folgt das Kaltwasserbad, genannt frigidarium, dann das tepidarium, das Warmwasserbad, und schließlich das Heißwasserbad, das caldarium. Verziert sind die Thermen mit Reliefs von mythologischen Figuren. Danach folgen zwei bekannte Wohnhäuser Pompejis. Das erste wird Haus des Fauns genannt und ist vor allem berühmt wegen der Bronzestatue eines Fauns, der dem Haus auch seinen Namen gab, aber auch wegen des allseits bekannten Mosaiks, das Alexander den Großen zeigt. Das zweite, das Haus des Tragischen Poeten, ist ein typisches Atrium-Haus, hauptsächlich berühmt wegen seines „Cave canem“-Mosaiks. Nach dem Besuch des Ofenhauses, einer Großbäckerei, findet sich auch ein wenig Zeit für eine kurze Pause im Schnellrestaurant. Danach geht es zur Villa der Mysterien, die ein wenig außerhalb von Pompeji liegt. Es handelt sich dabei um ein gut erhaltenes Landhaus, das als Zufluchtsort für die obere Klasse von Pompeji, die dem stressigen Stadtalltag entkommen wollte, diente. Das Besondere an dieser Villa sind vor allem die guterhaltenen Fresken, die mythische Kulthandlungen zeigen und so der Villa ihren Namen gaben. Wieder zurück in der Stadt, stehen die beiden Theater Pompejis auf dem Programm. Das Große Theater weist 5000 Zuschauerplätze auf, die in drei Preiskategorien aufgeteilt waren. In diesem Theater wurden in der Antike vor allem Komödien und Tanz und Musik aufgeführt, während im Kleinen Theater hauptsächlich Gedichte vorgetragen wurden. Einen guten Einblick in das Geschäftsleben Pompejis erhält man in der sogenannten Stephanus-Fullonica. Die Fullones, Wollwäscher, bildeten ein großes Gewerbe in der Antike, sie wuschen die Wolle, sponnen sie dann, schließlich wurde der Stoff gefärbt und noch einmal gewaschen. Dass diese Fullonica einem Mann namens Stephanus gehörte, zeigt eine Wahlkampfschrift an der Tür. Auf dem Weg zur letzten Station, dem Amphitheater, findet sich ein freies Stück Natur im Schatten des Vesuvs: der 13 sogenannte Garten der Fliehenden, in welchem Gipsabgüsse zahlreicher Opfer des Vesuvausbruchs im Jahr 79 n. Chr., die hier Zuflucht suchten ausgestellt sind. Die Führung findet schließlich ihr Ende beim etwas außerhalb gelegenen Amphitheater, das 20000 Zuschauern Platz bot und als Austragungsort für Gladiatoren diente, die sich in Pompeji reger Beliebtheit erfreuten. So wurde nach einer brutalen Auseinandersetzung gegnerischer Fans das Amphitheater für zwei Jahre gesperrt. Haus der Vettier Die „Casa di Vettii“ in Pompeji ist vor allem aufgrund ihrer gut erhaltenen Wandgemälde bekannt, die durch die späte Ausgrabung zwischen 1894 und 1896 durch den Abtransport ins Nationalmuseum Pompejis bewahrt wurden. Das Haus besticht allerdings auch durch seine architektonische Gestaltung, dessen zentrales Merkmal das Atrium im Mittelpunkt des Gebäudes ist. Betritt der Besucher das Haus durch den Eingang im Osten, so gelangt er in das Atrium, welches die wohlhabenden Freigelassenen Aulus Vettius Restitutus und Aulus Vettius Conviva als zentralen Mehrzweckraum nutzten. Durch das in der Mitte geöffnete Dach gelangen Licht und Luft in die Halle, Regenwasser wird mit dem impluvium, einem Becken in der Mitte des Raumes, aufgefangen. Vom Atrium aus erhält man Zugang zu den angrenzenden Zimmern: vier Schlafzimmer (cubicula), zwei offene Räume (alae) und eine Halle (oecus). Am südlichen Ende befindet sich eine Treppe ins Obergeschoss, am westlichen ein großer Garten, der früher mit Skulpturen und Springbrunnen ausgeschmückt war und von einem Säulengang umgeben ist. Über jenen Peristylium erreicht man drei Speiseräume (triclinium) und eine große Halle (oecus), im Norden ein zweiter, kleinerer Garten und ein weiteres Speisezimmer. Auf der Nordseite des Hauses befindet sich ein weiteres Atrium, dessen zugehörige Räume von Sklaven genutzt wurden. Neben der Küche liegen Speiseräume, die zwischen 18 und 24 Gästen Platz boten. Die Wandgemälde sind dem 4. Stil der römisch-pompejanischen Wandmalerei zuzuordnen. Jener „Phantasiestil“ umfasst die Zeit von 50 bis 79 nach Christus. Im Mittelbild zeigt die Wand ein Gemälde, die Seitenfelder zieren zumeist kleine Figuren, aber auch tapetenartige Muster, die sich immer wieder wiederholen. Der Stil ist illusionistisch und stellt die phantastische der realen Welt gegenüber. Häufig werden Szenen aus der Mythologie dargestellt. Im Haus der Vettier finden sich unter anderem Szenen, die Pentheus, Priapos und die Amoren darstellen. 14 Kulinarische Geschichte Pompejis Im alten Pompeji galten die zahlreichen Wirtshäuser als ideale Treffpunkte, um Neuigkeiten auszutauschen und ausgiebige Unterhaltungen zu führen, aber auch um sich mit Würfelspielen zu vergnügen. Gegessen wurde in Gastwirtschaften jedoch nicht, nach der Vesper im eigenen Haus zog es die fast ausschließlich männlichen Gäste in die Wirtshäuser, wo sie sich an Trinkgelagen erfreuten. Der Gastwirt oder caupo, damals der Beruf mit dem sichersten Einkommen, reichte hierzu mit Wasser verdünnten Wein. Als bestes Winzerprodukt Kampaniens erfreute sich der Falerner großer Beliebtheit, aber auch der aus Latium importierte Setiner, der als Favoritengetränk des Kaisers Augustus galt. Nach dem meist ausgiebigen Alkoholgenuss taten die Gäste ihre Meinungen über die Qualität der dargebotenen Getränke oder ihrem persönlichen Allgemeinbefinden auf den Wänden der Gastwirtschaft kund. Man traf sich aber auch in den Villen wohlhabender Bürger von Pompeji. Bei Symposien gab es exquisite Kost, etwa Leber von Papageienfischen, Muränenmilch oder das Gehirn von Pfauen und Fasanen. Diesen Luxus konnten sich freilich nur die reichen Pompejaner leisten. Fisch dagegen, welchen es aufgrund der Lage am Meer reichlich gab, nahm in allen Bevölkerungsschichten einen Stammplatz auf der Speisekarte ein. Bei den Reichen gab es Spezialitäten wie Muräne und Seezunge. Hierbei spielte die Frage nach der Konservierung eine große Rolle. Wer sich die Kühlung nicht leisten konnte, verzichtete auf Frischfisch. Stattdessen gab es das berühmte garum, das in Pompeji seinen Ursprung findet und weit verbreitet war. Die Fischsauce diente als praktische Beilage, aber auch als Gewürz, die Rezeptur ist allerdings gewöhnungsbedürftig ebenso wie der strenge Geruch. Für die Zubereitung von garum werden die Eingeweide von Fischen mit Salz vermengt und anschließend zwei bis drei Monate in der Sonne gegoren. Das durch einen Sieb geronnene Extrakt wird zuvor mit Gewürzkräutern vermengt. Die üppige Vegetation rund um die fruchtbaren Böden des Vesuvs brachte auch vielerlei Obst und Gemüse, aber auch Geflügel und Wild auf den Speiseplan. Durch den Ausbruch des Vesuvs wurden viele Speisen durch die Asche konserviert und ermöglichen heute, aufschlussreiche Informationen über die Essgewohnheiten im alten Pompeji zu gewinnen. Im Laden eines Bäckers namens Modestus beispielsweise fanden sich aufgeschnittene Brote, die in acht exakt gleich große Stücke aufgeteilt waren. Nach dem Erdbeben 62 nach Christus hatten sich die tradierten Gewohnheiten beim Essen und Trinken enorm verändert. Das Beben hatte weitreichende Zerstörungen angerichtet und noch immer herrschte ein großes Durcheinander. Der Bevölkerung mangelte es an Zeit und so wurde immer öfter außer Haus gegessen. Die Stunde der Schnellimbisse war gekommen. Neben einem Überangebot an Lebensmittelgeschäften und nicht weniger als 40 Bäckereien im Stadtgebiet entwickelte sich der antike Vorläufer des modernen Fast-Food-Imbiss. Die Garküchen, die warme Speisen und Getränke verkauften, gab es quasi an jeder Ecke der Stadt. Besonders gegenüber von Thermen, in der Nähe des Theaters, aber auch in Wohn- und Arbeitsgebieten, verzehrte man die sofort servierten, preisgünstigen Speisen vor Ort im Stehen. Das Thermopolium war zur Straße hin mit einer großen Theke geöffnet, die runde 15 Vertiefungen für Wassertöpfe und Kochtöpfe aufwies. Die zu jeder Zeit verfügbaren Speisen wurden auf einem großen Herd im Hintergrund des Lokals zubereitet und in den Töpfen in der Theke warm gehalten. Zumeist gab es Wurst, gebackenen Fisch oder Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen. Dazu wurde Wasser oder mit Wasser verdünnter Wein angeboten. Wohnen in Pompeji Wer die Ruine eines antiken Wohnhauses in Pompeji betritt, wird sich wohl aufgrund der noch immer vorhandenen Pracht fragen, ob die damaligen Hausbesitzer eine Hausrats- und Diebstahlsversicherung hatten. Denn Pompeji war schon immer bekannt für seine hohe Kriminalitätsrate, vor allem Kleindelikte wie Diebstähle und Einbrüche. So stellten Einbrüche eine reale Gefahr für die Bewohner dar, denen man mit Schlüsseln und wachsamen Hauspersonal entgegenzuwirken versuchte. Weniger betuchte Hausbesitzer, die sich den Luxus eines Hauspersonals nicht leisten konnten, brachten Warntafeln zur Abschreckung von Dieben an: Diebe raus, ehrliche Leute rein! (Eingang des Hauses V 3.9) Für Nichtstuer ist hier kein Platz. Mach, dass du fortkommst, du Faulpelz! (Haus IV 2.2) Perarius, du bist ein Dieb (Haus VII 7.5) Obwohl die Reichen von Pompeji immer exquisite Speisen genossen, entsprach die Küche in ihren edlen Villen nicht diesem Niveau. Die Küchen reichten in keinster Weise an die heutigen Hygienestandards, waren sie doch oft dreckig. Den Gästen der edlen Villen empfahl es sich also, besser keinen Blick in die Küche zu werfen. Zudem herrschte erhöhte Brandgefahr, was auf die fehlenden Schornsteine zurückzuführen ist. Zum Entlüften wurde lediglich ein kleines Fenster geöffnet. Die direkte Lage neben den Toiletten war alles andere als ungewöhnlich, allerdings bestätigte es wiederum die schlechten Sauberkeitsbedingungen. Während bei den Reichen nur die Küche ein „dunkler Fleck“ im schicken Haus war, gestaltete sich das Leben der einfachen Leute in den Wohnblöcken, den insulae, als weitaus spartanischer. Um der eklatanten Wohnungsnot im antiken Pompeji zu entkommen, wuchsen die Häuser immer weiter in den Himmel. Dadurch war aber auch eine Trennung von Wohnen und Arbeit möglich, wurde dies durch die Stockwerke voneinander getrennt. 16 Handel und Wandel in Pompeji Die von Handel geprägte Stadt am Golf von Neapel lockte seit jeher reiche Händler aus aller Welt an. Das kommerzielle Herz Pompejis fand sich auf dem Forum: Die Markthalle. Dort, im macellum, gab es Läden, Wechselstuben und sogar ein Konferenzraum für die Priester. Die internationalen Handelsbeziehungen der Stadt brachten Wein und Keramik nach Neapel, importiert wurde besonders aus Gallien, Spanien, Sizilien und Kreta, daneben herrschte ein enger Kontakt zu Alexandria. Die Bedeutung des Handels lässt sich auch heute noch an manchen Wänden ablesen: Zosimus verkauft Gefäße für Fischsoße (Haus III 1.1) Am 19.April habe ich Brot gebacken (Haus IX 9, 1-3, im Schlafzimmer) Die Oliven sind eingelegt worden am 16. Oktober (Haus II 2, 3, Schenke) Eine besondere Berufsform neben dem Handel war der Arzt. So fand man im Haus des Chirurgen bronzenes Operationsbesteck. Das Misstrauen, das die Römer gegen griechische Ärzte hegten, teilten die Pompejaner nicht. Sie waren schon früh an die griechische Kultur gewöhnt und hatten daher keine Vorurteile gegenüber Ärzten. Die anderen Landsleute vertrauten lieber alten Hausrezepten. Der Arzt von Pompeji hatte sogar eine gynäkologische Spezialabteilung. Kulturelles Pompeji Sport und Freizeit Gladiatorenspiele erfreuten sich in Pompeji großer Beliebtheit, die von den ranghöchsten Politikern der Stadt gesponsert wurden. Diese Popularität der Gladiatoren äußerte sich in „Faninschriften“, die auch heute noch an den Häuserwänden zu lesen sind: Rustikus Manlius hat 12-mal gekämpft und 11-mal gesiegt. (Haus IV 2, 3) Barca, verrecke! (II 6, Amphitheater) In allen Kämpfen hast du gesiegt. Er ist eines der sieben Weltwunder (II 6, Amphitheater) Die Sehnsucht der Mädchen ist der Thraker Geladus (Haus IV 2, 3) Auch Einladungen zu den Spielen sind erhalten: Mai. Es wird eine Tierhetze sein, und die Sonnensegel werden aufgezogen (Haus VII 12, 15) 17 Thermen Neben den aufregenden Gladiatorenkämpfen suchten die Bürger Pompejis in den zahlreichen Thermen Entspannung. Dort ging um es Erholung, Hygiene und auch um das Besprechen von Geschäftsbeziehungen und politischen Themen. Die beliebtesten Thermen der Stadt waren die Stabianer Thermen, die schon im 2. Jahrhundert vor Christus in Betrieb waren. Während in anderen Städten Frauen und Männer nur zu abwechselnden Zeiten baden konnten, waren die Stabianer Thermen groß genug, um ein gleichzeitiges Baden zu ermöglichen. Um Missverständnisse zu unterbinden, war der Eingang der Frauen mit den Lettern mulieres gekennzeichnet. Die Damen zahlen dabei doppelt so viel wie die Herren, wahrscheinlich genossen sie einen kostspieligen Service für Mode und Beauty. In den Stabianer Thermen fanden sich auch Räume zum Ballspielen, was vor allem bei den jungen Männern beliebt war. Beim pilicrepi, dessen genaue Regeln nicht bekannt sind, handelt es sich jedoch nicht um einen Vorläufer unseres modernen Fußballs. Diesem Vergnügen wurde auf den Gymnasien gefrönt. Berühmte Fans des Ballspiels waren Iulius Caesar, der Kaiser Augustus und dessen Freund Maecenas. Amiantus, Epaphra und Tertius sollen spielen. Iucundus soll die Bälle holen. Citius und Stacus sollen die Runden zählen! (Basilika in Pompeji) Epaphra ist kein Ballspieler (Basilika in Pompeji) Eine ähnlich beliebte Freizeitbeschäftigung war das Würfelspiel. Hier kennt man die Regeln allerdings genauer. Man spielte mit drei oder vier Würfeln, derjenige, der die meisten sammeln konnte, hatte gewonnen. Durch Wörter, Striche, Punkte oder andere Markierungen wurde der Wert der geworfenen Steine ermittelt. Nicht selten wurde um große Geldbeträge gespielt, so verwundert es nicht, dass viele zu unfairen Mitteln griffen, woraus sich des Öfteren Schlägereien entwickelten. Quellen: Sonnabend, Holger: Unter dem Vesuv. Alltag in Pompeji; Primus Verlag, September 2007. Dickmann, Jens-Arne: Pompeji: Archäologie und Geschichte; C.H. Beck Verlag, 2009. Marcella Kleinhenz, Q12 und Felicitas Schörner, Q12 18 Villa Oplontis • Atrium: Das Atrium bildet heute den Eingangsbereich. Zu Zeiten der Römer war es jedoch trotz seiner Größe nicht der Haupteingang. Diesen versperrt heute ein Kanal. Die Öffnung im Dach leitet Regenwasser in das Becken, welches in der Mitte des Raumes platziert ist. Die Dekorationen und Wandmalereien sind vom Zweiten Pompejanischen Stil geprägt. • Küche: Die Küche war wohl der wichtigste Dienstraum des Hauses. Die Arbeitsfläche besteht aus Backstein. Auf dieser wurde ein Metallgitter (ähnlich wie ein Grill) aufgestellt. Darunter wurde das Feuer geschürt. Unter der Arbeitsfläche sind halbkreisförmige Öffnungen zu sehen, worin das Brennholz aufbewahrt wurde. An der Ostseite des Raumes befinden sich Abflussbecken. Daneben, auf der Südseite, liegt ein kleines Zimmer, welches wahrscheinlich als Schlafzimmer für die Dienerschaft vorgesehen war. • Calidarium: Das Calidarium bildet einen Teil der Thermenanlage. Der Raum wurde sehr raffiniert beheizt. Die noch heute zu sehenden Tonsäulen sind hohl. Durch diese wurde heiße Luft in den Boden geführt. Die Terrakotta-Kacheln in der Wand sorgten ebenfalls für eine angenehme Beheizung. Dekorationen und Wandmalereien sind dem Dritten Pompejanischen Stil zuzuordnen. Die zu sehenden Bilder sind Kopien griechischer Werke. • Tepilarium: Das Tepilarium bildet einen weiteren Teil der Thermenanlage. Im Gegensatz zum Calidarium wird es nur mit Warmluft und Fußbodenheizung erwärmt. Die Terrakotta-Kacheln fehlen hier völlig. Künstlerisch sind die abgebildeten Früchte pickenden Vögeln dem Vierten Pompejanischen Stil zuzuordnen. • Saal I: Der Saal imponiert vor allem durch seine Größe. Dieser Raum verdeutlicht bisher wohl am besten, in welchem Luxus der Besitzer lebte. Die Wandmalereien beeindrucken durch ihre Detailtreue. Genutzt wurde der Saal wahrscheinlich als Speiseraum mit Meerblick. • Triklinium: Das Triklinium wurde ebenfalls als Esszimmer genutzt. Man speiste auf Liegen, welche in einem Kreis um einen Tisch in der Mitte aufgestellt wurden. Die gut erhaltenen Wandmalereien gehören dem Zweiten Pompejanischen Stil an. Zu sehen ist eine beeindruckende Säulenhalle, an deren Ostseite ein Tempel mit Gottheiten zu bewundern ist. • Cubiculum: Das Cubiculum ist ein kleines Schlafgemach, in dem sich die Betten an der Nord- und Ostseite befanden, unterhalb der Deckengewölbe. Beeindruckend 19 ist vor allem der Gipsabdruck des Fensters, welches zur Zeit des Ausbruchs halb geöffnet war. Die Malereien im Zweiten Pompejanischen Stil zeigen hier im Kassettenmotiv Landschaftsbilder. • Saal II: Der zweite Saal wird hauptsächlich durch seine Wandmalereien im Zweiten Pompejanischen Stil definiert. So ist an der Nordseite ein Obstkorb zu sehen, an der Südseite ist auf einer hohen Unterlage ein Kuchen abgebildet. Die Westseite zeigt eine Maske, welche ein griechisches Bühnenbild darstellt. • Säulengang: An dem symmetrischen Gang westlich des Atriums sind an der Hausseite kleine Schlafzimmer aufgereiht. Jeder Zimmertür liegt ein Tor gegenüber. Der Gang diente aber hauptsächlich zum Schutz vor Hitze im Sommer und vor Kälte im Winter. Das schräge Dach, welches restauriert wurde, wurde durch Wandmalereien im Zweiten Pompejanischen Stil dekoriert. • 1. Peristylium: Das Peristylium ist ein großflächig angelegter Garten am Südhang, welcher abgeschieden und ruhig gelegen ist. Heute sind Lorbeerbäume angepflanzt, welche auch früher zu finden waren. Umschlossen wird der Garten von einem dreiarmigen Säulengang, der im Vierten Pompejanischen Stil dekoriert ist. • Flur I: Der Flur führt zu zahlreichen weiteren Räumen. Ein Gang führt direkt zu einem riesigen Schwimmbecken. An der Südseite ist ein Abstellzimmer zu finden, in dem sich Werkzeug befand, z.B. eine Traubenpresse, die wohl zur Produktion von Wein allein für die Hausbewohner bestimmt war. Die Dekoration, welche vor allem an der Decke an der Nord- Süd Seite sehr gut erhalten ist, deutet durch ihre beeindruckende Detailtreue auf einen wohlhabenden Besitzer der Wohnanlage, der im Gegensatz zu vielen anderen Patriziern im alten Pompeji hohen Wert auf Kunst gelegt hat, hin. • Wohnzimmer I: Die vieleckige Form des Wohnraums ist in der Größe des Prachtsaals, der gegenüber dem Garten liegt, begründet. Sowohl die Wände als auch der Fußboden des Zimmers waren mit Marmor verziert. Diese Verzierung wurde jedoch bei einer Renovierung entfernt. • Wohnzimmer II: Das Wohnzimmer II ist symmetrisch zum Wohnzimmer I angelegt und weist ähnliche Dekorationen und Wandmalereien auf. Die beiden Zimmer sind durch einen kurzen Flur verbunden. • Schwimmbecken: Das Schwimmbecken ist eines der wohl beeindruckendsten und neusten Einrichtungen des Hauses. Es hat riesige Ausmaße mit 17 Metern Breite und 61 Metern Länge. Architektonisch gesehen ist es eine raffinierte Meisterleistung der Römer. Sie neigten das Schwimmbad in südlicher Richtung, wodurch sie einen Abfluss des Wassers und auch des Schmutzes erreichten. Es lag mitten in einer Wiesen- und Baumlandschaft. An der Westseite befand sich ursprünglich ein Säulengang. Dieser wurde aber entfernt, was daran zu erkennen ist, dass die Säulen an anderen Stellen gefunden wurden. • Hospitalia: Diese Räume grenzen sich von anderen ab, da sie abgeschieden liegen und relativ einfach dekoriert sind. Deswegen vermutet man, dass es sich hierbei um Wohnräume für Gäste handelt. 20 • Viridarium I: Das Viridarium ist eine kleine Gartenanlage, welche sich in Mitten der Wohnanlage befindet. Vor allem kleinere Beete und kleine Pflanzungen wurden hier angelegt. Dekoriert wurde dieser nach oben offene Raum durch Springbrunnen, wie auch Wandmalereien, die ebenfalls Pflanzen und naturalistische Abbildungen im Zweiten Pompejanischen Stil zeigten. • Saal III: Dieser Saal diente wahrscheinlich als Speisezimmer. An der Ostseite weist er eine halbrunde Nische auf, in der sich früher eine Skulptur befand. Die Decke, welche aus nur wenigen Fragmenten restauriert wurde, weist typische Merkmale des Vierten Pompejanischen Stils auf. • Saal IV: Dieser Saal stellt den Mittelpunkt des neueren, symmetrisch angelegten Teil der Anlage dar. Die Wände des Saals sind sehr schön dekoriert. Vor allem die an den Fenstern zum Nordgarten gelegenen wurden mit Marmor verkleidet. An der Nord- und Südseite öffnen jeweils Fenster den Ausblick zu der überdachten und offenen Innengartenanlage. • Saal V: Saal V ist symmetrisch zu Saal III angelegt. Auch die Wandmalereien und sonstigen Dekorationen sind fast identisch. • Flur II: Dieser lange Flur verbindet den alten Teil der Gebäudeanlage mit den Wohnräumen und vor allem den neuen Teil, welcher der Körperpflege gewidmet war. Der Flur jedoch wurde entweder benutzt, um zu warten oder zu entspannen. Die Decke wird durch Balken in Quadrate unterteilt, die wie die Wände im Vierten Pompejanischen Stil mit vielen kleinen Bildern von Tieren oder Medusenköpfen dekoriert waren. • Latrine: Die Wände der Gemeinschaftslatrine, Gemeinschaftstoilette, waren mit weißem Putz verkleidet. An der Nord-, Ost- und Südseite befanden sich Balken mit Sitzlöchern aus Holz. Darunter liegt eine mit Terrakottaschutt ausgekleidete Rinne, die mit Wasser aus einem Becken im Eingangsbereich ausgespült wurde. Im selben Raum gab es auch eine einzelne Latrine an der Südseite, welche durch eine Zwischenwand abgetrennt wurde. • 2. Peristylium: Das Peristylium ist ein Garten mit Säulenumgang, um den sich einzelne Zimmer für die Dienerschaft befanden. In der Mitte dieses Hofes befand sich ein Springbrunnen. • Lararium: Dieser Bereich war hauptsächlich für die Hausherren vorgesehen. Im Lararium befanden sich Bilder der Laren, Schutzgötter des Hauses. Der Altar befindet sich in einer Nische auf der Westseite. Die Wände sind mit Fresken im Vierten Pompejanischen Stil verziert. • Saal VI: Dieser Saal, welcher vermutlich als Esszimmer genutzt wurde, ist zum Nordgarten hin offen. Der Fußboden ist mit schwarz weißen Mosaik verziert: Die Wände sind wie die Säulen auf Grund von Umbauarbeiten nur weiß verputzt. Die Innenwände jedoch weisen Dekorationen und Malereien im Vierten Pompejanischen Stil auf. • Viridarium II: Dieser Garten, der gigantische Ausmaße aufwies, befand sich im Norden der Anlage. Sämtliche Pflanzen, die angebaut waren, wurden identifiziert und neu angebaut. Die von Hecken eingegrenzten Wege führen im Norden zu einem Springbrunnen zusammen. 21 Quellen: Vor Ort zu erhaltener Reiseführer Farsin Sörgel, Q12 Goethes Italienische Reise Italien war Goethe schon seit frühester Kindheit durch die Erzählungen seines Vaters und die von dessen Italienreise mitgebrachten Kupferstiche wohlvertraut. Am 3. September 1786 um drei Uhr nachts startete Goethe schließlich seine erste Reise nach Italien in Karlsbad mit der Postkutsche. Die Unternehmung sollte jedoch geheim gehalten werden, da niemand wissen sollte, wann und wohin er reist. Deshalb reiste er anfangs sogar unter falschem Namen, da er seine Reise geheim halten wollte, ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Im ersten Abschnitt führte ihn sein Weg von Karlsbad über Eger, Regensburg, München, Innsbruck, den Brenner, Bozen und Trient bis zum Gardasee. Nach kurzem Aufenthalt reiste er vom Gardasee aus über Verona, Venedig und Bologna nach Rom. Dort verweilte er fast vier Monate und traf unter anderem den Maler Tischbein, der ihn fortan begleitete. Die nächste Station auf seiner Tour war Neapel. In der Küstenstadt hielt er sich knappe fünf Wochen auf und unternahm von dort aus Ausflüge, auf denen er beispielsweise den Vesuv oder Pompeji besichtigte. Von Neapel aus reiste er aber fortan nicht mehr mit der Kutsche, sondern mit dem Schiff, und zwar nach Sizilien. Auf der Insel zog es ihn unter anderem in Städte wie Palermo, Catania oder Messina. Somit war der Hinweg seiner Reise beendet. Nach wochenlangem Aufenthalt in Sizilien begann er sich auf seinen Rückweg zu machen. Dieser führte ihn über Neapel wieder zurück nach Rom. In der italienischen Hauptstadt hielt er sich nun knapp ein Jahr lang auf. Dort widmete er sich neben dem Studium der Antike vor allem praktischen Malund Zeichenübungen und der Fortsetzung seiner Arbeit als Schriftsteller. Auf seiner letzten Etappe zurück in die Heimat besichtigte er unter anderem Städte wie Florenz, Mailand und Modena. Seine Reise nach Italien dauerte insgesamt zwei Jahre und er kehrte danach nach Weimar zurück. Doch was waren die Gründe für seine Reise? Zum einen ist hier zu nennen, dass ihn die Arbeit in Weimar zunehmend langweilte. Er war sehr unzufrieden und überzeugt, dass ihn die Beratertätigkeiten am Fürstenhof in seiner literarischen Kreativität blockierten. Zum anderen gab es auch persönliche Gründe, die vor allem seine damalige Geliebte Charlotte von Stein betrafen. Des Weiteren war das klassische Italien der griechisch-römischen Kultur seit seiner Kindheit an sein Traum gewesen. Er hoffte, dass sich die Umgebung und die Kultur in Italien positiv auf seine Kreativität und künstlerische Arbeit auswirken könnten. Insgesamt hatte die Reise einen positiven Einfluss auf Goethe. Er schöpfte aus ihr neue Kraft für sein Leben. Goethe unternahm 22 in den darauf folgenden Jahren weitere Exkursionen nach Italien, die aber bei Weitem nicht so lange dauerten und ihn auch nicht so weit ins Land hineinführten. Johann Wolfgang von Goethe war allerdings nicht der Einzige aus dem Hause Goethe, welcher eine Reise nach Italien unternahm. Im Jahre 1740, also knapp ein halbes Jahrhundert vor der „Italienischen Reise“ seines berühmten Sohnes Johann Wolfgang zog es Johann Caspar Goethe nach Italien. Das Gebiet des heutigen Neapels, am Fuße des Vesuvs, reizte ihn besonders. Johann Caspar Goethe verfasste während seines Aufenthalts das „Viaggio per I´Italia“, ein Reisebuch in italienischer Sprache. Im Jahre 1741 kehrte er nach Deutschland zurück. Quellen: m.dtv.de/titel-0-0/reise_durch_italien_im_jahre_1740-12680 Christoph Unger, Q12 Johann Joachim Winckelmann Johann Joachim Winckelmann wurde am 09.12.1717 in Stendal geboren und starb am 08.06.1768 bei Triest. Er war Archäologe, Bibliothekar, Antiquar und Kunstschriftsteller in der frühen Aufklärung. Außerdem trug er durch seine Arbeit viel zur Klassik bei und beeinflusste diese maßgebend. Obwohl er aus ärmlichen Verhältnissen stammt, konnte er die Lateinschule besuchen, weil er dem blinden Rektor zur Hand ging. Durch seine Förderung ging er später noch auf verschiedene Gymnasien. Dank eines Stipendiums konnte er studieren, brach jedoch seine Ausbildung ab, um als Hauslehrer zu arbeiten. Von 1743 bis 1748 war er Konrektor der Lateinschule im altmärkischen Seehausen. Nebenbei betrieb er philologische, philosophische und historische Studien. Später wirkte er als Bibliothekar und arbeitete unter anderem am Katalog der Bibliothek von König August III. von Polen mit, was viele Leute beeindruckte. Der König entlohnte ihn dafür sogar mit 200 Talern- eine hohe Summe für damalige Verhältnisse. Winckelmann unternahm vier Reisen nach Italien, was für die damalige Zeit eher untypisch war. Die meisten deutschen Schriftsteller, die von der Schönheit Italiens berichteten, waren selbst nie dort. Winckelmann erhielt eine Unterkunft in Rom. Er reiste nach Florenz, um an der Sammlung des Barons Philipp von Stosch zu arbeiten. Als Ehrung wurde er unter anderem an der Accademia Etrusca aufgenommen. Während dieser Zeit gestaltete er die Villa Albani mit Hilfe des Malers Anton Raphael Mengs aus. 23 1763 lernte Winckelmann den Freiherrn Friedrich Reinhold von Berg kennen und verliebte sich in diesen. Diese Liebe blieb jedoch unerwiedert. Seine homosexuellen Neigungen zeigte Winckelmann auch in seinen Kunstbüchern, in denen er dazu aufforderte, die griechische Kunst nachzuahmen, auch wenn diese einzigartig sei. Winckelmann verfolgte auch gespannt die Ausgrabungen bei Herculaneum und verfasste über diese mehrere Bücher. Durch seine Werke beeinflusste er andere berühmte Schriftsteller der Deutschen Klassik und gilt als einer der Wegbereiter der Epoche. Kurz vor seinem Tod packte ihn das Heimweh und er entschloss sich, nach Deutschland zurückzukehren. Am 08.06.1768 stieg er in einem Gasthof nahe Triest ab, wo er vor einem Fremden mit seinen Reichtümern prahlte. Dieser erwürgte ihn daraufhin und raubte ihn aus. Jean Paul und Italien Der Namensgeber unserer Schule, Jean Paul, wurde am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren und starb am 14. November 1825 in Bayreuth. Literarisch gesehen, steht er als Schriftsteller zwischen Klassik und Romantik. Diese Bewegungen beeinflusste er stark, auch wenn er heutzutage nicht mehr so berühmt ist wie einige seiner Kollegen, wie zum Beispiel Schiller. Sein Künstlername geht auf seine Bewunderung für Jean-Jaques Rousseau zurück, denn sein eigentlicher Name war Johann Paul Friedrich Richter. Zu Zeiten Jean Pauls ging ein Mythos durch die Literatur. „Der Mythos Italien“ stieß nämlich überall auf sehr großes Interesse und führte auch Goethe nach Italien. Die meisten Schriftsteller aber, unter ihnen auch Jean Paul, schrieben zwar über Italien mit all seinen Facetten und der Schönheit der Natur, waren jedoch selbst nie dort. Reisen war zur damaligen Zeit einfach nicht üblich. Dies ist der Grund, weshalb fast alle Schriftsteller der damaligen Zeit ihre Vorstellungskraft nutzten, die Schönheit Italiens zu beschreiben, statt sie aus eigener Erfahrung darzustellen. In einigen Werken Jean Pauls, vor allem in seinem „Titan“, der in vier Bänden zwischen 1800 und 1803 erschienen ist, geht der Autor näher auf Italien ein. Auf über 900 Seiten erzählt Jean-Paul die Geschichte des Protagonisten Albano de Cesara vom Jüngling zum gereiften Mann. Kritiker finden diesen Helden jedoch eher uninteressant, da es mit diesem, trotz einer Liebesgeschichte, keine allzu unerwartete Wendung gibt. Die 24 Handlung der Hauptfigur sei einfach zu schwach, wohingegen die der Nebenfiguren wesentlich interessanter gestaltet sei. Besondere Spannung entsteht nämlich gerade dadurch, dass mehrere dieser Nebenfiguren unerwartet versterben. Sprachlich und stilistisch weicht dieser Roman erheblich von anderen Werken Jean Pauls ab. Das liegt daran, dass dieses Werk eine Annäherung an die Weimarer Klassik darstellt, mit der Jean Paul sich in jener Zeit intensiv, aber auch kritisch auseinandersetzte. Die für Jean Paul typische bildhafte und für damalige Verhältnisse humorvolle Sprache blieb indessen erhalten. Nichtsdestotrotz stellt sie für den heutigen Leser eine große Herausforderung dar. Im „Titan“ macht de Cesara unter anderem auf Einladung seines Vaters eine Reise nach Rom und durch Italien. Das Erstaunliche hierbei ist, dass Jean Paul extrem bildreich und intensiv die umliegende Natur beschreibt, er geht sowohl auf die Gewaltigkeit des Vesuvs als auch auf die Unruhe des Meeres ein. Auch die Dynamik der Städte oder die Ausgrabungen bei Herculaneum lässt er nicht außen vor. Neapel und Rom beschreibt er ausführlich in all seiner Dynamik. Er geht auch auf die Bevölkerung und ganz besonders auf das nächtliche Treiben in der Stadt ein. Die Ausgrabungen bei Herculaneum verfolgt er aufmerksam und schildert auch die Stimmung, die ihn bei seinen dortigen Besuch erfasst. Daneben beschreibt er die fiktive Heimatinsel Albanos, Isola Bella. Aus heutiger Sicht ist es unglaublich, wie JeanPaul dies nur durch Phantasie und Recherche so gut und ausführlich beschreiben konnte, wenngleich er nie dort war. Abschließend bleibt zu sagen, dass sogar Jean Paul, ein führender Schriftsteller aus früherer Zeit, sich damals mit Italien, Rom und auch Neapel auseinandersetzte und er auch durch seine italienisch angehauchten Werke seine Zeitgenossen beeindruckte und die Epoche stark beeinflusste. Quellen: "Jean Paul und Italien" von Dieter Richter; "Mit einem imaginären Reiseführer" von Jean Paul Friedrich Richter Maximilian Dorsch, Q12 Redaktionsschluss: 09.01.2015 Layout & Bearbeitung: Vincenz Dippold, Q12 Fotos: Privat 25