Der persönliche Kontakt kommt nicht zu kurz

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Berufe im Spital
Mittwoch, 23. April 2014
bündner woche 12
«Der persönliche Kontakt kommt
nicht zu kurz»
Das Zentrallabor des Kantonsspitals Graubünden führt täglich
Unmengen von Laboruntersuchungen durch. Diese emsige Arbeit
im Hintergrund ist für die Behandlungen von Patienten/-innen von
grosser Bedeutung, die Berufsleute dahinter gehen aber häufig
vergessen. Daniela Erni gewährt uns einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.
n Mit Daniela Erni sprach Michèle Albertin
reitet werden. Wir stellen die nötigen Färbelösungen her, färben Blutbilder und setzen
Kulturen oder Nährmedien an. Blutausstriche und die Beurteilung von morphologischen Zellen darin werden auch von Hand
gemacht. Mehr Geräte bedeutet nicht weniger Arbeit. Es braucht einen entsprechenden
Umgang mit diesen Geräten. Ausserdem
werden alle Analysewerte und Qualitätskontrollen auf Plausibilität überprüft.
Welche Untersuchungen werden im Zentrallabor des Kantonsspitals Graubünden
gemacht?
Das Zentrallabor wird unterteilt in drei verschiedene Fachgebiete. Klinische Chemie,
Hämatologie und Mikrobiologie. In der klinischen Chemie werden Körperflüssigkeiten
auf verschiedene Substanzen wie zum Beispiel Vitamine und Enzyme getestet. In der
Hämatologie werden Blutbilder differenziert
und die Blutgerinnung gemessen. In der Mikrobiologie werden verschiedene Patientenproben wie Gewebe oder Punktate auf Bakterien, Viren und Pilze untersucht. All diese
Untersuchungen dienen der Diagnosestellung, dem Medikamenten-Monitoring, der
Überwachung von prä- oder postoperativen
Verläufen oder der Erkennung von Notfallsituationen.
Diplomierte biomedizinische Analytikerin
Daniela Erni bei der
Entgegennahme der
Proben.
Büwo: Für was steht die Bezeichnung
dipl. biomedizinische Analytikerin HF?
Daniela Erni: Die diplomierte biomedizinische Analytikerin, früher auch medizinische
Laborantin genannt, untersucht verschiedene Proben wie Blut, Urin und andere Körperflüssigkeiten. Dieser Beruf umfasst verschiedene Spezialgebiete, dazu gehören unter anderem die Pathologie und der Blutspendedienst. Die Ausbildung wird nach einer Be-
PERSÖNLICH
Name: Daniela Erni
Geburtsdatum: 2. Februar 1986
Meine Motivation: Interesse am Analysieren, nicht direkt an der Front, Teamarbeit,
unregelmässige Arbeitszeiten.
rufslehre oder Mittelschule in einem dreijährigen Studiengang auf HF-Stufe absolviert.
Was hat sich neben der Bezeichnung in
Eurem Beruf sonst noch verändert?
Der Beruf hat sich in der Technik stark entwickelt und verändert. Vieles, was vor einigen Jahren noch von Hand pipettiert und gemessen wurde, wird heute mit Analysegeräten und Computersystemen gemacht. Es ist
heute sicher mehr auch ein medizinischtechnischer Beruf. Die Laborgeräte sind an
die Computersysteme angeschlossen, und
die Befundübermittlung läuft online.
Und in welchen Bereichen konnten Euch
die Geräte noch nicht ersetzen?
Den Menschen dahinter braucht es nach wie
vor. Die Proben müssen sortiert und vorbe-
Was ist für Ihren Arbeitsplatz im Kantonsspital Graubünden noch speziell?
Die Tätigkeit hier ist sehr vielseitig und abwechslungsreich, weil wir durch unsere
Grösse ein breites, polyvalentes Gebiet abdecken. Das Zentrallabor ist ein 24-StundenBetrieb über 365 Tage. Deshalb sind die Arbeitszeiten unregelmässig, und Wochenendsowie Nachtdienste müssen auch geleistet
werden. Speziell ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Stationen und
den Ärzten.
Wer beauftragt Euch in Eurer Tätigkeit?
Die internen Aufträge kommen von den verschiedenen Abteilungen der Chirurgie, Medizin, Pädiatrie, Gynäkologie, von der Intensivstation oder auch der Notfallstation. Die
Proben kommen mit der Rohrpost oder mit
den internen Transportdiensten zu uns, und
ihnen liegt ein Laborauftrag bei. Dort ist genau notiert, was zu untersuchen ist und ob
es sich um eine dringliche Angelegenheit
handelt. Weiter erhalten wir auch Aufträge
von externen Institutionen, zum Beispiel von
Regionalspitälern.
Wie behält man bei so viel Material, das
täglich kommt, die Übersicht?
Mittwoch, 23. April 2014
Wir erhalten am Morgen immer sehr viele
Proben miteinander, und auch tagsüber
kommt dann laufend etwas rein. Deswegen
sind die Vorarbeit und die Vorbereitung sehr
wichtig. Wir erfassen sämtliche Proben mit
dem Computer, etikettieren und ordnen sie
den jeweiligen Arbeitsplätzen zu. So weiss jeder Mitarbeiter an den Arbeitsplätzen, was
zu tun ist. Natürlich müssen wir dann Prioritäten setzen, was dringliche Proben betrifft.
Ist da aus Sicht des Auftraggebers nicht
alles dringend?
Das ist so, dennoch kann man Dringlichkeiten unterscheiden. Wir priorisieren die Proben von der Notfallstation und den Intensivstationen. Auch Proben von Patienten/-innen, die in kritischem Zustand sind, werden
bei uns prioritär untersucht. Diese Befunde
sind für die Behandlung und für die Stabilisierung der Patienten/-innen sehr wichtig
und müssen schnell vorliegen.
Mit den Patienten/-innen selber habt Ihr
aber nichts zu tun?
Nur ganz selten. Bei ambulanten Patienten
aus der Onkologie zum Beispiel führen wir
Blutentnahmen durch. Diese Patienten kom-
Berufe im Spital
men zu uns, und da haben wir kurzzeitig mit
ihnen Kontakt. Daneben assistieren wir
auch bei Knochenmarkpunktionen, indem
wir aus dem frischen Knochenmarkaspirat
Ausstriche herstellen. Ansonsten sind wir
aber für die Patienten/-innen im Hintergrund tätig.
Fehlt dieser persönliche Kontakt bei der
Arbeit nicht?
Der Kontakt mit den Patienten ist zugegebenermassen gering. Unsere Arbeit ist jedoch
sehr teambezogen, und auch mit dem Behandlungsteam ist man viel in Kontakt. Der
persönliche Kontakt kommt nicht zu kurz.
Und dennoch hat man die Möglichkeit, sich
an seinem Arbeitsplatz zurückzuziehen und
für sich zu arbeiten. Ich persönlich schätze
das sehr.
Was macht diese Tätigkeit sonst noch
spannend?
Sie ist sehr vielseitig, und wir können sehr
unterschiedliche Aufgaben erledigen. Es
braucht unsere volle Konzentration und auch
Präzision, vor allem, wenn viel zu tun ist oder
dringliche Arbeiten zu erledigen sind. Man
hat viel Verantwortung, gerade im Spät- oder
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Nachtdienst, und muss auch mehrere Arbeitsplätze bedienen. Daneben ist auch das
analytische und genaue Auge gefragt, das
heisst, es braucht eine gute Beobachtungsgabe, viel Fingergeschick und Feingefühl.
Stösst Ihr manchmal an Eure Grenzen?
Geräteausfälle, Grenzen der Messtechnik
und andere Spezialfälle können uns an unsere Grenzen treiben. Wir haben aber für jedes Gerät noch ein Backup-Gerät, das in diesen Fällen zum Einsatz kommt. Stress und
Hektik sind keine Seltenheit. Belastend
können auch akute und lebensbedrohliche
Situationen eines Patienten sein.
n BERICHT AUS DEM KANTONSSPITAL
GRAUBÜNDEN
Michèle Albertin ist Leiterin SpitalSozialdienst und diplomierte Sozialarbeiterin BSc im Kantonsspital
Graubünden in Chur.
Einmal im Monat berichtet sie in der
«Bündner Woche» über spannende
Personen und deren Berufe im Kantonsspital Graubünden.
DIE BIOMEDIZINISCHE ANALYTIKERIN IM ALLTAG
Das Ansetzten einer Urinkultur wird von Hand
gemacht.
Das Mikroskop ist ein wichtiges Hilfsmittel am
Arbeitsplatz.
Vorbereitung und Färbung der Blutausstriche.
Bilder Michèle Albertin
IMPRESSUM
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