Autorenportrait 1958 kam ich als 10 jähriger in ein Internat. Zusätzliche Fächer wie musische und sportliche waren Pflicht. Als zwar großer aber schwächlicher und kränklicher Schüler belegte ich Boxen und Judo. Hier konnte ich mich in den folgenden Jahren durchsetzen und behaupten. Später lernte ich über einen Freund, meinen ersten Trainer Herrn Victor van der Wijngaarden kennen. Bei diesem habe ich von 1970 bis 1980 Shotokan Karate in Fürth trainiert. Organisiert waren wir damals im Deutschen Karate Bund und manchmal blättere ich noch in dem damaligen so genannten Aktivitäten Pass in dem viele heute bekannte Namen stehen. Heute „Sensei“ und „Renshi“ unterrichtete H. v. d. Wijngaarden damals ein hartes und kompromissloses Shotokan Karate. Dieser erstklassige Trainer, Sportler und Weglehrer hat mich entscheidend geformt. Unter seiner Leitung durfte ich auch Prüfungen unter Herrn Hideo Ochi, Shihan und Träger des Bundesverdienstkreuzes ablegen. Herr V. v. d. Wijngaarden ist einer der ganz wenigen, der seiner Lehre treu geblieben und immer noch, wie auch der Verfasser, in den Turnhallen beim Training zu finden ist. Im Jahr 1980 bekam ich dann über einen Wohnungsnachbar in Nürnberg Kontakt mit der Kampfkunst Taekwondo und war begeistert. Ich lernte Herrn Joachim Fries (6. Dan) kennen, der mich sofort freundlich annahm. Die Vereinigten Sportschulen Nürnberg wurden von ihm gegründet und ebenfalls das System Allkampf kreiert. Bei Herrn Fries durfte ich meine Meisterprüfung (damals Deutscher Judobund, Sektion Taekwondo), ablegen. Herr Fries trainierte sehr realitätsbezogen, diesen Lehrer kann ich jedem empfehlen. Erst vor einigen Jahren feierten wir gemeinsam seinen 60. Geburtstag und ich kann nur bestätigen, dass Kampfkunst jung erhält. Über Herrn Fries und seine liebe koreanische Gattin lernte ich Großmeister H. Kwon Jae Hwa kennen. In den Jahren 1983 bis 2004 hat sich der Verfasser nachweislich bei den unterschiedlichsten Meistern und Stilrichtungen weitergebildet, um schließlich seinen Weg zu finden. Es wurden 52 überregionale Lehrgänge (auch im Ausland), besucht. Es wurden 24 sportliche Platzierungen unter den ersten 3 erreicht. Es wurden 35 aktive Prüfungen in 7 Budodisziplinen abgelegt. (Keine Verleihungen oder Übernahmen). Es wurden 4 Prüferlizenzen erarbeitet. Für den Autor ist tägliches Training nach dem Motto vor- und mitmachen selbstverständlich. Leseprobe Inhaltsverzeichnis: Vorwort Was bedeutet Kong So Tao Die Karate Stilrichtung Kong So Tao Inhalte „Ryu“ Anstandsregeln „Dojokun“ Notwehrrecht Kampfkunst oder Kampfsport Kinder, Jugendliche und Karate Gymnastik Fallschule Selbstverteidigung „Goshin“ Grundschule “Kihon“ Partnerübungen „Yakusoku kihon kumite“ Halbfreier Kampf „Randori kumite“ Freikampf „Jiyu ippon kumite“ Vollkontakt „Bogu kumite“ Bruchtest „Tameshiwari“ Formen und Bewegungslehre „Kata“ Training am Schlagpfosten „Makiwara“ Spektakuläres Ausrüstung Hilfsmittel Graduierungen „ Kyu Dan“ Prüfungen Hall of Fame Lizenzen Terminologie Schrift „Kanji“ Kleine Karate Geschichte Über den Autor Referenzen Nachwort Literaturhinweise Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 13 Seite 14 Seite15 Seite 21 Seite 37 Seite 95 Seite 176 Seite 193 Seite 206 Seite 217 Seite 236 Seite 242 Seite 251 Seite 355 Seite 364 Seite 370 Seite 376 Seite 400 Seite 401 Seite 407 Seite 408 Seite 409 Seite 414 Seite 415 Seite 422 Seite 423 Seite 428 Seite 429 Vorwort Es wurden schon viele Bücher über Kampfsport, Kampfkunst, Selbstverteidigung und Karate geschrieben. Alle haben sie ihre Berechtigung und ihren Wert. Ist doch jeder von uns höchst unterschiedlich in Körper und Geist und deswegen unterschiedlich in seinen Bewegungen. Somit wird auch sofort klar und auch von mir vertreten, Kampfkunst und Selbstverteidigung kann man nicht nur aus Büchern lernen. Wir brauchen regelmäßige Übungen, unterstützt durch ein verständliches Buch und angeleitet durch einen erfahrenen Trainer. Durch unsere Unterschiedlichkeiten z. B. in der Körpergröße und Geschlecht, Kind oder Erwachsener ergeben sich viele Differenzen im Hinblick auf Kampfstile und Arten. Ein kleines Beispiel soll dies erläutern. Ein männlicher Asiate mit einer Körpergröße von 1,60 m und ein Gewicht von 50 kg, hat ein völlig anderes Bewegungsmuster, Gelenkigkeit, Ausdauer und Bewegungsschnelligkeit als eine weibliche Europäerin mit einer Größe von 1,70 m und einem Gewicht von 70 kg. Schon alleine dieses Beispiel beweist den Unsinn vieler so genannter Meister der Kampfkünste, der Stil, sein Stil oder komplexe Arten wie Karate, Judo etc. sind das Beste, oder versprechen in ihrer Mitgliederwerbung mit ihrer Kampfkunst- Sportart die absolute Sicherheit. Auch ein kurzer Kurs in Selbstverteidigung kann den Teilnehmern nur eine geringe Ahnung von den Gefahren einer körperlichen Auseinandersetzung vermitteln. Oft werde ich gefragt, was ist den nun die beste Art der Selbstverteidigung oder des Kampfes? Meine Antwort ist immer die gleiche: Das was man am besten, schnellsten und unterbewusst ausführen kann. Nicht das Lied ist gut, der Sänger ist es. Deswegen ist neben einer Anleitung, in welcher Form auch immer, die regelmäßige Übung erforderlich. Dabei ist es egal, ob man sich verteidigen, eine Kampfkunst erlernen oder sich auf einen Wettkampf vorbereiten will. Vorliegendes Buch ist eine Anleitung für Selbstverteidigung „Goshin“, Kampfkunst „Te“ und Karate, oder dem Erlernen des gesamten Systems der Kong So Tao Kampfkunst Union e.V. Die beschriebenen Techniken stammen aus dem Stil „Kong So Tao Kara Te“. Sie haben ihren Ursprung in Okinawa und wurden vom Stil des „Ishimine ryu“ abgeleitet. Diese Kampfkunst bestand ursprünglich aus nur 3, aber umfangreichen „Katas“ (Formenlehre) und wurde vom Verfasser auf 15 „Katas“ erweitert. Diese Erweiterungen wurden auf unsere Mitteleuropäischen Erfordernisse abgestimmt. Meinen Lehrern (Victor van der Wijngaarden, Joachim Fries und Benedetto Stumpf) zum Dank. Helmut Stadelmann 6 Was bedeutet Kong So Tao • Kong So: • Kungshou (chin.): wörtlich leere Hände, japanisch Karate. • Mit diesem Begriff bezeichnete man im China der drei Reiche (220—280 n. Chr.) den Kampf ohne Waffen. Später (1600) kam das Shaolin Quanfa nach China, wo es nach der Tang-Dynastie Hände der Tang genannt wurde. Erst in neuerer Zeit wurde auf Okinawa das Schriftzeichen für Tang mit dem gleichlautenden Schriftzeichen für leer ersetzt. • Tao: Tao (chin.). • Dao: auch Lu oder Kuen, Bezeichnung für die Bewegungsabläufe (japanisch Kata) der chinesischen Systeme des Quanfa. Wort und Schriftzeichen sind identisch mit Dao, der übergeordneten Gesetzmäßigkeit des Universums. • Also Bewegungen mit leeren Händen. 7 Die Karate Stilrichtung Kong So Tao • Kong So Tao Kara Te Ryûgi: "Der Weg der leeren Hand" und entspricht damit dem japanischen Karate. Die Verwandtschaft besteht aber nicht nur im Namen, denn Kong So Tao ist ein hartes, dem Karate eng verwandtes Kampfsystem. Alle Bewegungen werden spontan und kurz ausgeführt. Block- und Kontertechniken richten sich häufig gegen die Gelenke des Gegners. Tritte gehen oft nur bis zur Gürtellinie. Bedingt durch die Besonderheiten der Abwehr, ist Kong So Tao keine aggressive Kampfkunstart, zuerst muss der Gegner angreifen, der darauf folgende Kampf ist in der Regel sehr kurz. Auch heute noch findet man im KarateDo fernöstliche Philosophien. Die vielerorts in Asien praktizierte Verquickung mit Religionen und religiösen Handlungen lehnen wir allerdings ab. Jeder Mensch soll sich frei für eine Kunst und Religion entscheiden können. Gerade im Jugendbereich halten wir diese teilweise sektenähnlichen Rituale mancher Kampfsportstilarten für gefährlich. Wir unterstützen, soziales Verhalten, christlichen Glauben und arbeiten in der Jugendsportausbildung mit Lehrern und Eltern zusammen. Raufer und Schläger haben bei uns keine Chance. Die Graduierungen sind den koreanischen und japanischen Systemen gleichzusetzen. Die Katas (Hyungs) sind ähnlich. Gelehrt werden neben den üblichen Karatetechniken auch Fallschule, Griffe, Würfe, Feger, Würge und Haltetechniken. Kong So Tao ist Kampfkunst und kein Wettkampfsport. Die Weglehre und die Gesundheit stehen immer im Vordergrund. 8 Inhalte „Ryu“ • In den gymnastischen Gesundheitssystemen (Daovin, Baduanjin und Wuqinxi) des Qigong aus denen sich die Dao des Quanfa entwickelten, wurden die Körperpunkte (Dianxue) durch die Koordination der Bewegung, Atmung und das rechte Verhältnis zwischen Spannung und Entspannung in der richtigen geistigen und körperlichen Haltung durch Massage stimuliert, ähnlich wie in der chinesischen Medizin. Das Ziel dieser Übungen war die Beeinflussung und die Kontrolle des Qi zum Zwecke eines langen Lebens. • Der Geübte der durch die positive Stimulation seines eigenen Vitalsystems, durch die Kontrolle seines Selbst und durch die Lenkung seiner vitalen Kraft überdurchschnittliche Fähigkeiten erreichte, erkannte bald, dass er auf denselben Körperpunkten bei seinem Gegner durch Druck oder Schlag negative Wirkungen hervorrufen konnte. Dazu bediente er sich der Erfahrungen aus der Akupunktur und Akupressur (Chinesische Gesundheitslehre). Seine Übungen veränderten sich hinsichtlich der Formen, und er begann, in die Bewegungssysteme. die bisher dazu dienten, seinen eigenen Qi-Fluß zu regulieren, Abwehr- und Angriffstechniken einzubauen. Ohne die ursprüngliche Grundlage seiner Vitalübung zu verlassen, gründete er kämpferische Bewegungskonzepte, die Methoden des Abwehrens und des Angreifens enthielten. Seine Bewegungsübungen begannen sich in Kampfkunst-Dao zu verwandeln und enthielten drei grundlegende Schwerpunkte: • Sie sorgten für das innere und äußere Gleichgewicht des Selbst, das aufgrund der ursprünglichen Bewegungsinhalte (Qi-Kontrolle. Atemkontrolle und Geisteskontrolle> möglich war. Sie entwickelten die Fähigkeit, gegnerische Schläge durch die Qi-Kontrolle zu neutralisieren und das in den Aktionen verbrauchte Qi beständig in den Vitalzentren des eigenen Körpers aufzuladen und zu stabilisieren. Sie enthielten kämpferische Konzepte, die lehrten, wie die gegnerischen Vitalzentren mittels Schlägen und Tritten auf eine beliebige Weise beeinflusst werden konnten. • Der ursprüngliche Hintergrund der chinesischen Kampfkunst Dao gelangte zu einer großen Tradition, wurde jedoch sowohl in China als auch später in Okinawa und Japan geheim gehalten und nur wenige Schülern gelehrt. Er umfasste außer der Technik die drei oben genannten Schwerpunkte. Bereits vor BODHIDHARMAS daoistischen Systemen ein umfangreiches Wissen über die Körperpunkte (Dianxue), durch das die negative Stimulation des gegnerischen Vitalsystems gelehrt wurde. 9 Anstandsregeln „Dojokun“ • Dies sind die wichtigsten Regeln in der Turnhalle. „Dojo“ • Der Zweck der Etikette und ihrer Einhaltung hat mehrere Aspekte: • 1. Die Etikette stellt eine Verbindung zur Geschichte dar. Die Verbundenheit mit der Geschichte bedeutet Kontinuität, Erkenntnis und Identität. • 2. Die Etikette ist ein wichtiger Faktor bei der Organisation der Arbeit des Trainers. Die Etikette regelt z.B. wann und wer sprechen darf, was getan werden soll und was nicht, usw. • Die Erfahrungen zeigen, dass die Effektivität in den „DOJO`s“ höher ist, in denen die Etikette eingehalten wird, als dort, wo Unordnung herrscht. Die Regeln der Etikette sind nicht zur Unterdrückung bestimmt, sondern sie dienen dem Übenden selbst. • Ein alte Weisheit sagt: "Wer die Form nicht erlernt, erlernt die Kunst nicht."(Konfuzius) • 3. Die Etikette ist ein wirksames Mittel zur Herausbildung bestimmter Haltungen. Auch wenn dies auf den ersten Blick nicht zu sehen ist, verändert das Einhalten einer bestimmten Etikette auch die innere Haltung. • PÜNKTLICHKEIT • Der Schüler soll 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn im Umkleideraum sein. Hast und Eile vertragen sich nicht mit ernsthaftem Training. Zuspätkommen ist eine Unhöflichkeit gegenüber dem Trainer und den Schülern. • Ist eine Verspätung nicht zu vermeiden, meldet sich der Schüler bei dem Trainer. • Regelmäßiges Training ist wichtig für das Ablegen von Gürtelprüfungen. Kann jemand aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht regelmäßig zum Training kommen, so muss er ggf. einen Prüfungstermin aussetzen oder den Trainingsrückstand auf eine andere Art und Weise nachholen. • SAUBERKEIT • Im „Dojo“ ist Ordnung und Sauberkeit zu halten. Das Rauchen, Trinken, Kaugummikauen und Essen ist im „Dojo“ untersagt. • Da man mit einem Partner trainiert, hat man frisch gewaschen und mit sauberem Kampfanzug und kurz geschnittenen Finger- und Zehennägel zum Training zu erscheinen. Lange Haare sind zusammenzubinden und Schminke ist zu vermeiden. • DISZIPLIN 10 • Während des Unterrichts spricht nur der Trainer. Andere Gespräche schaden der Konzentration und zeugen von Unverständnis des Geistes, der im „Dojo“ herrschen sollte. • Angeordnete Techniken werden solange geübt bis ein Wechsel angesagt ist. • Untätiges Herumstehen auf der Übungsfläche ist untersagt. Kann infolge einer Verletzung das Training nicht fortgesetzt werden, meldet der Schüler dies dem Trainer, der über die erforderlichen Maßnahmen entscheidet. Das gleiche gilt für einen anderen triftigen Grund, der es notwendig macht, die Übungsfläche zu verlassen. • Jedes Hineinreden ist untersagt. • Der Karateka hat jederzeit mit jedem zu üben, der ihn dazu auffordert. Höflichkeit und gegenseitige Hilfe sind selbstverständlich. • DER GRUß • Ein wichtiges Element der Etikette ist die Begrüßung. Es gibt eine Verbeugung im Stand - "Ritsu-Rei", und eine Verneigung im Sitzen "Za-Rei". • „Ritsu-Rei“ • Dieser Gruß erfolgt schon beim Betreten oder Verlassen des „Dojo“. • Weiterhin erfolgt der Gruß vor und nach Beendigung einer Übung oder nach den Erklärungen des Trainers. • „Za-Rei“ • Auf das Kommando des Meisters bzw. Trainers stellen sich alle Karateka in der Turnhalle auf und zwar in der Rangfolge ihrer Gürtelgrade, wobei der höchste Gürtelgrad rechts steht. Es ist darauf zu achten, dass alle in einer Linie stehen. Dabei hat man sich nach rechts nach dem Ranghöchsten auszurichten. • Nach dem Kommando "Seiza" oder "Tai-Za" setzen sich alle Karateka auf die Fersen, wobei sie zuerst mit dem linken, dann mit dem rechten Knie zum Boden gehen. • Danach erfolgt das Kommando "Mokuso". Die Teilnehmer legen ihre Hände wie in der „Zazen“-Meditation (rechte Hand liegt in der linken Hand, die Daumen berühren sich leicht) in den Schoß und sitzen aufrecht, still und lassen ihre Gedanken fließen. • Nach einiger Zeit erfolgt das Kommando "Mokuso Yame" vom höchsten Schülergrad. Der ranghöchste Schüler gibt nun das Kommando "SenseiNi-Rei" und alle Übenden verbeugen sich vor dem Meister. Falls der Trainer kein Danträger ist, dann sagt der ranghöchste Schüler nur „Rei“ • Nun spricht der Meister das Kommando "Sempai-Ni-Rei" und alle Übenden und der Meister verbeugen sich zueinander. 11