Beiblatt: VHS 42 02815 (16-mm-Film 32 02477) 13 min, sw 1917 – Jahr der Entscheidung Geschichte Epochen • Neuere Geschichte • Imperialismus und Erster Weltkrieg Zum Inhalt Sequenz I: Die Materialschlachten (Zwischentitel) Der Film beginnt mit Szenen aus dem Stellungskrieg an der Westfront im Nordosten Frankreichs und informiert darüber, dass dieser im Jahre 1916 bereits zwei Millionen Soldaten das Leben gekostet hat. Anschließend zeigt eine Karte, dass die deutschen Truppen aufgrund der englisch-französischen Frühjahrsoffensive 1917 gezwungen waren, im Bereich Arras-St. Quentin auf die sogenannte „Hindenburglinie“ zurückzuweichen, in die die Engländer trotz der Anwendung eines neuen Panzerwagens anlässlich eines erneuten Angriffs im November desselben Jahres nur vorübergehende Einbrüche erzielen konnten. Abschließend wird mittels einer Karte das Fazit der Kampfhandlungen an der Westfront des Jahres 1917 gezogen: Die deutschen Truppen konnten im wesentlichen die Stellungen halten, doch der Preis dafür war eine weitere Million Tote und Verwundete. Politische Bildung Internationale Beziehungen A(9-13), BB Lernziele Einblick in die historische Dimension des Ersten Weltkriegs, Kennenlernen der Verflechtung internationaler Interessen, Einblick in die Kriegsführung und Kriegstechnik; Einsicht in die innenpolitischen Belastungen und konkreten Auswirkungen auf die Bevölkerung, Bewusstwerden, dass der übersteigerte Nationalismus zu Millionen Toten führte; Überblick über den Verlauf der russischen Revolution Vorkenntnisse Entstehungsbedingungen und politische Zielsetzung des Ersten Weltkriegs; Strategie, Entwicklung und Frontverlauf der Kriegsjahre 1914-1916 Sequenz II: Durchhalteparolen bei Hunger und Not (Zwischentitel) Bilder über das „Schlangestehen“ der Zivilbevölkerung zur Steckrübenzuteilung und über die Essens-Ausgabe durch sogenannte „Volksküchen“ an Hungerleidende zeigen, dass im Winter 1916/17 fast eine Million Menschen in Deutschland an Unterernährung starben. Anhand einer Europa-Karte, mit dem Verlauf der West-, Süd- und Ostfront, wird die Ursa00 che dieses Versorgungsmangels erläutert: die englische Blockade an der Kanal-, Nordsee- und Adria-Küste. Die Entente hatte jedoch – auch wegen der ungehinderten Lieferungen aus den Kolonien – keine Probleme mit der Material- und Rohstoffversorgung. Die folgenden Filmausschnitte zeigen weitere Kriegsauswirkungen in der Heimat: das tägliche Lesen der öffentlich angeschlagenen „Verlustlisten“, die Ablieferung von Gold und Edelmetallen zum Einschmelzen und das Zeichnen von Kriegsanleihen als „Kriegsbeitrag“ der Bevölkerung. Die nächsten Bildsequenzen machen die Probleme in der Rüstungsindustrie bewusst: Der Rohstoffmangel soll z. B. durch das Einschmelzen von Kirchenglocken behoben werden, der Mangel an Arbeitskräften wird an dem Einsatz von Frauen und Kindern in den Munitionsfabriken deutlich. Der letzte Teil erwähnt die Massenstreiks der Fabrikarbeiter und Demonstrationen „gegen den Hunger und für den Frieden“ im Frühjahr 1917 und stellt diesen Forderungen „Durchhalteparolen“ Hindenburgs im Originalton gegenüber. Außerdem erfährt man, dass die Oberste Heeresleitung in Form einer ,,Militärdiktatur“ die gesamte verfassungsmäßige Macht an sich gerissen hatte. schlechtert. Szenen aus der Wall-Street veranschaulichen das Interesse der amerikanischen Finanzkreise, zugunsten der Entente zu intervenieren, denn nur ihr Sieg garantierte die Rückzahlung der amerikanischen Kriegskredite. Der Kommentar zur Unterzeichnung der Kriegserklärung des amerikanischen Präsidenten Wilson (am 6. 4.1917) nennt einen dritten Grund für den Kriegseintritt der USA: das Anliegen Wilsons, die westlichen Demokratien gegen die autokratisch-militaristischen Regierungen der Mittelmächte zu unterstützen. Die Sequenz schließt mit der Rekrutierung amerikanischer Soldaten, ihrer Einschiffung und ihrer Ankunft in Europa. Sequenz IV. Die russische Revolution (Zwischentitel) Eingeblendete Szenen mit Adeligen und arbeitenden Bauern zeigen die sozialen Gegensätze vor der Revolution; trotz bereits aufgehobener Leibeigenschaft war die Armut der Bauern – die 88% der Gesamtbevölkerung umfassten, aber nur 30% des Bodens besaßen – sehr groß. Ein Szenenwechsel führt nach Petrograd, dem früheren St. Petersburg, wo sich Regierungstruppen im Februar/März 1917 mit demonstrierenden und streikenden Arbeitern solidarisierten, was zur Abdankung des Zaren führte und den Beginn der russischen Revolution markierte. Verbrüderungsszenen russischer mit deutschen Soldaten an der Front schließen sich an, von der Hoffnung geprägt, dass nun der Krieg bald zu Ende sei. Im folgenden dokumentiert der Film Massenversammlungen in Petrograd, auf denen sowohl Kerenski (der Chef der provisorischen Regierung) als auch Lenin (der an der Spitze der Bolschewiken steht – er ist am 12. 4.1917 in Petrograd angekommen, nachdem ihm die deutsche Oberste Heeresleitung die Durchreise-Er- Sequenz III: Amerikas Kriegseintritt (Zwischentitel) Originalaufnahmen einer Schiffsversenkung führen in die Thematik des Seekriegs ein. Deutschlands Entschluss zum „uneingeschränkten U-Boot-Krieg“ als letztem Mittel der Kriegführung Anfang 1917 konnte die englische Blockade nicht brechen und provozierte außerdem den Kriegseintritt der USA. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen hatten sich bereits seit der Versenkung der „Lusitania“ durch ein deutsches U-Boot, bei der 1200 Menschen starben, sehr ver00 laubnis von seinem Schweizer Exil aus erteilt hatte –) versuchen, die Massen für sich zu gewinnen. Während Kerenski den Krieg fortsetzen will, verspricht Lenin den Menschen den Frieden – um die Revolution nach seinen Plänen zu Ende zu führen –, den Bauern Land und den Arbeitern den Besitz der Produktionsmittel. Im weiteren stellt der Film Trotzki als Organisator der von Lenin inszenierten „Oktoberrevolution“ dar: Er mobilisierte Soldaten und bewaffnete Arbeiter und organisierte schließlich die kampflose Besetzung des Winterpalais. Daraufhin berichtet der Film – mit Aufnahmen aus dem Petrograder Parlament –, von der Übernahme der Staatsgewalt am 8. 11. 1917 durch den Petrograder Sowiet der Arbeiter- und Soldatendeputierten. – Aufnahmen von den deutsch-russischen Verhandlungsdelegationen bei Brest-Litowsk am 3. 3. 1918 leiten den letzten Teil des Films ein: Auf deutscher Seite waren die Kriegsziele im Osten im wesentlichen erreicht, außerdem wollte Hindenburg die Truppen von der Ostfront im Westen einsetzen; die Bolschewiken brauchten Zeit, um die Ergebnisse der Revolution zu stabilisieren. Schüler bereits über Kriegstaktik und Kriegsgeschehen bis zum Ende des Jahres 1916 informiert sein, u. a. über: die Erstarrung des Bewegungskriegs in einen Stellungskrieg an allen Fronten; die Entlassung Falkenhayns im August 1916 und die Berufung der vom Volk verehrten „TannenbergHelden“ Hindenburg und Ludendorff an die Spitze der Obersten Heeresleitung; den Frontenverlauf nach den Materialschlachten von Verdun und an der Somme und nach dem Kriegseintritt Bulgariens und Rumäniens; die Stellungsschlachten am Isonzo; die sich zuspitzende Lage in Russland; die öffentliche Meinung in den USA; das Wirtschaftspotential und das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu den Entente-Mächten (siehe Quellentexte 1 und 4 der Kopiervorlagen). Vorschlag für den Unterrichtsverlauf Der Film, besonders gut als Einführung in die komplexe Gesamtproblematik des Jahres 1917 geeignet, sollte zunächst in voller Länge vorgeführt werden. In einem zweiten Durchgang können die vier Sequenzen einzeln vorgeführt werden, um wichtige Lerninhalte vertiefend zu behandeln. Zur Verwendung Vorschläge zur Vertiefung des Filminhalts Didaktische Hinweise Der überblicksartige Charakter des Films, seine Hervorhebung der wesentlichen internationalen Ereignisse und der kriegstypischen innenpolitischen Situation Deutschlands machen ihn gut geeignet, die zentrale Bedeutung des Jahres 1917 zu veranschaulichen. Aus der dargestellten Thematik ergibt sich naturgemäß, dass der Einsatz des Films in eine detaillierte Besprechung der Ursachen, des Verlaufs und der Folgen des Ersten Weltkriegs einzufügen ist. Vor der Verwendung des Films sollten die Zu Sequenz I: Die Materialschlachten – Verdeutlichung des Verlaufs der „Hindenburglinie“ anhand von Landkarten mit dem Hinweis auf die Bindung von Truppenkontingenten an der Ost-, Südost- und Südfront; – Bewusstmachen, dass die „Zermürbungsstrategie“ von Falkenhayns an der Westfront allein in den Materialschlachten von Verdun 240.000 deutschen und 275.000 französischen Soldaten das Leben gekostet hat, dass in der Schlacht an der Somme – 00 bei der die Alliierten einen Geländegewinn von nur 12 km Tiefe (auf 50 km Breite) erzielten – weitere 700.000 Engländer und Franzosen und 500.000 Deutsche gefallen sind; – Hinweis auf den Chauvinismus als eine der Ursachen für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und über die Wurzeln übersteigerten nationalistischen Denkens. (siehe Quellentext 6 der Kopiervorlagen)– Erläuterung der Entlassung des Reichskanzlers Bethmann Hollweg als Reaktion auf die Erpressung des Kaisers durch die Oberste Heeresleitung. Zu Sequenz III: Amerikas Kriegseintritt – Begriffserläuterung „uneingeschränkter U-Boot-Krieg“ und Hinweis auf seine Anwendung bereits 1915 und 1916; (siehe Quellentext 3 der Kopiervorlagen) – Darlegung der Ansicht der Admiralität, dass der unbeschränkte Einsatz der U-Boot-Waffe die englische Blockade in sechs Monaten brechen würde und deshalb konsequente Wiederaufnahme am 1. 2.1917 – gegen den Willen des Reichskanzlers; – Auswertung von Quellen zu den Motiven der USA, dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären (z. B. Rede des Präsidenten Wilson vor dem Kongress am 2. 4. 1917 – Quellentext 4 der Kopiervorlagen). Zu Sequenz II: Durchhalteparolen bei Hunger und Not (siehe Quellentext 2 der Kopiervorlagen) – Information über die völkerrechtswidrige Seeblockade Englands und darüber, dass das Deutsche Reich vor Kriegsausbruch 20% der Lebensmittel einführen musste, sowie die Ursachen des Absinkens der landwirtschaftlichen Produktion während des Krieges; – Auswertung von statistischem Material zur Versorgungslage der Bevölkerung (z. B. Kriegsrationen wichtiger Lebensmittel); – Darstellung der staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft (s. „Hindenburgprogramm“); – Hinweis auf die Art der Kriegsfinanzierung (nur 60% Deckung durch Anleihen) und ihre Folgen: Geldentwertung – Rückgang der Reallöhne – Kriegsmüdigkeit der ärmeren Schichten; – Vermittlung der Kenntnis, dass die Verselbständigung der Macht der militärischen Führung auf die Verfassungsstruktur und das persönliche Versagen des Kaisers zurückzuführen ist; – Erarbeitung der unterschiedlichen Standpunkte zur weiteren Kriegführung zwischen der Obersten Heeresleitung, der Reichstagsmehrheit und dem Reichskanzler; – Quellenanalyse der „Friedensresolution des Deutschen Reichstags“ vom 19. 7. 1917 und Begründung ihrer Wirkungslosigkeit; Zu Sequenz IV: Die russische Revolution – Bewusstmachen der wirtschaftlichen und sozialen Probleme im vorrevolutionären Russland als wesentliche Faktoren zur Auslösung der Revolution anhand von statistischem Material; – Hinweis auf den Popularitätsverlust der bürgerlich-liberalen „Provisorischen Regierung“ aufgrund der in einer militärischen Katastrophe endenden „Kerenski-Offensive“; – Vermittlung eines Überblicks über den Revolutionsverlauf und den „Endsieg“ der Bolschewiken, den sie der Kriegsmüdigkeit des Volkes, dem „Landhunger“ der Bauern und Lenins geschickter Revolutionsstrategie zu verdanken hatten (z. B. anhand von Lenins „ApriIthesen“ im Auszug); – Einblick in die Grundgedanken des Bolschewismus mittels Quellenanalyse (z. B. 00 siehe Quellentext 5 der Kopiervorlagen und Lenins Schrift „Staat und Revolution“, 1917); – Kennenlernen der wesentlichen Inhalte des Friedensvertrags von Brest-Litowsk. Literatur Dederke, Karlheinz: Reich und Republik Deutschland 1917-1933. Stuttgart 31978 Erdmann, Karl Dietrich: Der Erste Weltkrieg. (Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, Band 18 – dtv Wissenschaftliche Reihe 4218.) München 1980 Mommsen, Wolfgang J.: Das Zeitalter des Imperialismus. (FischerWeltgeschichte, Band 28). Frankfurt/Main 101980 Schulz, Gerhard: Revolutionen und Friedensschlüsse 1917-1920. (dtv Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts 4002.) München 5(1980) 00 2. >Knochen, Brennesselstengel, Korkabfall< Die beinahe katastrophale Versorgungslage der Mlttelmächte Ihr Schüler und Schülerinnen deutscher Schulen, tretet von neuem in der Heimat ein in die Reihen der Mitkämpfer im Weltkriege. Quellen 1. >... im höchsten Maße abgekämpft und überaus erschöpft< Die militärische Situation der Mittelmächte um die Jahreswende 1916/17 General Ludendorff schreibt in seinen >Kriegserinnerungen<: »An allen Teilen der gewaltigen Front hatte das deutsche Heer, hatte jeder einzelne sein Bestes und buchstäblich das Letzte hergegeben . . . Jetzt bedurften wir dringend der Ruhe. Das Heer war im höchsten Maße abgekämpt und überaus erschöpft. Auch der Feind schien müde. Er hatte aber doch noch die Kraft zu dem so erfolgreichen Vorstoß bei Verdun gehabt. Bei seiner Überlegenheit konnte er den Truppen mehr Ruhe geben. Mit ihrer schnellen Erholung mußten wir rechnen . .. Die Aussichten für das neue Kriegsjahr waren trotz des so günstigen Abschlußes des Jahres 1916 überaus ernst. Es stand fest, daß die Entente auch für 1917 die größten Anstrengungen machen würde, nicht nur ihre Verluste zu ersetzen, wozu sie durchaus in der Lage war, sondern sich auch darüber hinaus zu kräftigen und ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu steigern ... Der Generalfeldmarschall (von Hindenburg, d. Verf.) und ich stimmten in dieser ersten Auffaßung der Lage vollkommen überein... so gewannen für uns die Friedens- und die U-Bootfrage eine außerordentliche Bedeutung. Es handelte sich um Frieden, um eine Niederlage ohne uneingeschränkten U-Bootkrieg und um die Möglichkeit eines Sieges durch diesen Krieg, indem wir zur See zum Angriff übergingen, während wir zu Lande uns wehrten . . .« Der Höhepunkt des Weltkriegs ist gekommen. Herrliche Taten verrichten unsere Soldaten an der Westfront in Kämpfen, so wild und furchtbar, wie die Welt sie nie gesehen. Doch die Entscheidung wird zum großen Teil in der Heimat fallen. Seit fast drei Jahren schneidet uns Englands völkerrechtswidrige Blockade vom Weltmeer ab. Aber mit glänzendem Erfolg sind unsere U-Boote bemüht, in der Notwehr gleiches mit gleichem zu vergelten. Jetzt gilt es: Wer die Entbehrungen, die aus der Unterdrückung des Seehandels erwachsen, am längsten ertragen kann, der ist Sieger! Die kommenden Monate sollen die Entscheidung bringen. Und dabei mitzuwirken, sind wir alle berufen. Wie? das sollen Euch die folgenden Sätze lehren: Sammelt die Knochen aus Euren Haushaltungen! Denn aus Knochen läßt sich ein gutes Speisefett herstellen. Sammelt die Obstkerne! (Kirsch-, Pflaumen-, Aprikosenkerne; nicht Pfirsichkerne). Denn daraus wird Speiseöl gewonnen. Sammelt die Brennesselstengel! Denn sie werden zu Gespinststoffen verarbeitet und dienen unseren Feldgrauen zur Kleidung! (Lange Stengel sammeln! Stengel nicht knicken!) Sammelt dle Zitronenkerne! Denn aus ihnen läßt sich hochwertiges Speiseöl herstellen. (Erich Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen 1914 - 1918. Berlin 1919, S. 239 ff.) 5 00 Sammelt Kaffeegrund und mengt ihn unter das Geflügelfutter! Oder gebt ihn der Schule und den Truppenteilen ab. Denn die Rückstände aus Gerste sind wertvolles Viehfutter. Sammelt dle Früchte des Weißdorns! Denn aus ihnen wird nach besonderem Verfahren ein ausgezeichneter Kaffeeersatz hergestellt! Sammelt Buchecker und Kastanien zur ÖIgewinnung! Sammelt Eicheln als Viehfutter! Sammelt das Menschenhaar! Denn daraus werden wegen des Ledermangels Treibriemen für die Munitionsfabriken hergestellt. Sammelt die Platinbrennstifte von alten Holzbrennapparaten! Platin wird dringend für den Heeresbedarf benötigt. Sammelt Weißblech (Konservendosen usw.) für die Munitionsfabriken, damit nicht die Orgelpfeifen unserer Kirchen der Glut der Schmelzflammen zum Opfer fallen müßen. Sammelt Alt-Gummi, Alt-Papier und alle Metalle, Kupfer, Blei, Zink, Zinn, Nickel, Aluminium; Messing, Bronze, auch russische Platinmünzen! Sucht nach in Boden und Keller, auch bei Freunden und Bekannten, wo ein Stück Metall nutzlos daliegt. Sammelt Kork und auch Korkabfall! Jedes kleinste Stückchen, z. B. alte Korkfederhalter oder Huteinlagen, sind von unersetzlichem Wert. Liefert alles In den Pausen In der Schule ab! Ihr erhaltet jedesmal das Sammelgut bescheinigt. Die Schule liefert das Sammelgut an die richtigen Verwertungsstellen weiter! Seid behilflich beim Fortschaffen des Sammelguts aus der Schule. Bringt Handwagen herbei und erleichtert Euren Lehrern die Arbeit. Sucht Wildgemüse und Pilze! Denn Ihr tragt zum erfolgreichen Durchhalten im Weltkrieg bei. Helft Gärten und Felder bestellen! Kein Stücke Land darf unbebaut bleiben! Bringt Hacken und Spaten herbei! Holt den Dünger von den Wegen und pflegt die Gärten durch Begießen. Bittet Euren Lehrer, Eure Arbeit zu beaufsichtigen. Jede Stunde, die Ihr in eigener oder fremder Wirtschat tätig seid, opfert Ihr dem Vaterlande. Spart Kohlen und Gas! Macht Eure Eltern auf die Kochkiste aufmerksam. Ihr könnt sie leicht selbst herstellen. Aber auch wenn man sie fertig kauft, sind die geringen Kosten bald wieder eingebracht, da sie täglich gebraucht wird. Das Essen brennt nie an und ist bekömmlicher, niemand braucht dabeizustehen. — Ihr erspart so Milliarden von Kohlen und viele Arbeit! Sorgt in den Küchen Eurer Haushaltungen dafür, daß kein wertvoller Abfall der Mahlzeiten, Gemüseabfälle, z. B. Radieschenblätter, Kartoffelschalen, Eierschalen mit dem Müll vermengt und weggeschüttet wird. Sie sind ein wichtiges Viehfutter, für das sich leicht Abnehmer finden. Durch Eure Goldsammlung im ersten Kriegsjahr habt Ihr Euch ums Vaterland die größten Verdienste erworben. Heute im dritten und vierten Kriegsjahr sind die Rohstoffe ebenso wichtig wie damals das Goldgeld! Denkt an Eure Brüder an der Front, die auch im dritten Kriegsjahr ihre strenge Pflicht erfüllen. Zeigt durch Euren Sammeleifer, daß noch der alte Geist der Goldgeldsammlung vom ersten Kriegsjahr bei Euch lebendig ist! Mai 1917 00 3. >In fünf Monaten England zum Frieden zwingen< Das Deutsche Reich eröffnet am 1. 2. 1917 den uneingeschränkten U-Boot-Krieg Generalfeldmarschall von Hindenburg erhält am 22. Dezember 1916 vom Chef des Admiralstabes, Admiral von Holtzendorff, eine >ganz geheime< Denkschrift. Darin heißt es unter anderem: ».. Der Krieg verlangt eine Entscheidung vor Herbst 1917, wenn er nicht in allgemeiner Erschöpfung aller Parteien und damit für uns verhängnisvoll enden soll. Von unseren Gegnern sind Italien und Frankreich in ihrem Wirtschaftsgefüge so stark erschüttert, daß sie nur noch durch die Energie und Tatkraft Englands aufrecht erhalten werden. Gelingt es, England das Rückgrat zu brechen, so ist der Krieg sofort zu unseren Gunsten entschieden. Englands Rückgrat ist aber der Schiffsraum, der den großbritannischen Inseln die notwendige Zufuhr sichert. Ich stehe nicht an zu erklären, daß wir, wie die Verhältnisse jetzt liegen, mit uneingeschränktem U-Boot-Krieg in fünf Monaten England zum Frieden zwingen können. Dies gilt jedoch nur vom uneingeschränkten U-Boot-Krieg . . . Ein bald einsetzender uneingeschränkter U-Boot-Krieg ist also trotz der Gefahr eines Bruches mit Amerika das richtige Mittel, den Krieg siegreich zu beenden. Um rechtzeitig die nötige Wirkung erzielen zu können, muß der uneingeschränkte U-BootKrieg spätestens am 1. Februar beginnen . ..« 4. >The world must be made safe for democracy< Die Intervention der USA aus Wirtschaftsinteresse und als Kreuzzug für die Weltherrschaft der Demokratie Die Vereinigten Staaten, die den EntenteMächten allein im Jahr 1916 Kriegsmaterial im Wert von 1,29 Milliarden Dollar geliefert hatten, erklären am 6. April 1917 Deutschland den Krieg. Woodrow Wilson, im November 1916 zum Präsidenten wiedergewählt —der Wahlkampf stand unter dem Motto >He kept us out of war< – , führt in seiner Kriegsbotschaft am 2. April vor dem Kongreß aus: »... Der gegenwärtige deutsche Unterseebootkrieg gegen den Handelsverkehr ist ein Krieg gegen die Menschheit. Er ist ein Krieg gegen alle Nationen . .. Es sind keine Unterschiede gemacht worden, die Herausforderung hat der ganzen Menschheit gegolten. Jede Nation muß selbst darüber entscheiden, wie sie sie aufnehmen will... Unser Beweggrund soll nicht Rachsucht oder der Wunsch nach siegreicher Befestigung der physischen Macht der Nation sein, sondern allein die Vertretung des Menschenrechtes... Wir werden nicht den Weg der Unterwerfung wählen und dulden, daß die heiligsten Rechte unserer Nation und unseres Volkes außer acht gelassen oder verletzt werden. Das Unrecht, gegen das wir jetzt auftreten, ist kein gewöhnliches Unrecht; es reicht bis an die Wurzeln des menschlichen Lebens. Mit tiefem Gefühl für den ernsten und sogar tragischen Charakter des Schrittes, den ich unternehme, und für die schwere Verantwortung, die er auferlegt, ... empfehle ich, daß der Kongreß erklärt, daß das jüngste Vorgehen der deutschen Regierung in Wirklichkeit nichts weniger ist als Krieg (Michaelis/Schraepler (Hrsg.), Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1g46 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Dokumenten-Verlag, Berlin 1958, Bd. 1, S. 187 H.) 00 gegen Regierung und Volk der Vereinigten Staaten, daß der Kongreß formell die Rolle des Kriegführenden annimmt, . . . und daß er sofort Schritte unternimmt, nicht nur, um das Land in einen vollständigen Verteidigungszustand zu versetzen, sondern auch alle Machtmittel anzuspannen, alle Hilfsmittel anzuwenden, um die Regierung des Deutschen Reiches zu zwingen, Bedingungen anzunehmen und den Krieg zu beenden... Unser Ziel ist, jetzt wie damals die Grundsätze des Friedens und der Gerechtigkeit im Leben der Welt gegen selbstsüchtige und autokratische Macht zu verteidigen und unter den wirklich freien und sich selbst regierenden Völkern der Welt eine solche Vereinbarung in Plan und Handlung aufzurichten, die hinfort nach Beobachtung dieser Grundsätze strebt. Wir haben keinen Streit mit dem deutschen Volke. Wir haben gegen dieses nur ein Gefühl der Sympathie und der Freundschaft. Seine Regierung hat nicht auf sein Betreiben gehandelt, als sie in den Krieg eintrat. Das geschah nicht mit vorheriger Kenntnis oder Billigung des Volkes. Es war ein Krieg, der beschlossen wurde, so wie in alten unglücklichen Zeiten Kriege beschlossen wurden, aber die Völker von ihren Regierenden nirgends befragt wurden und Kriege hervorgerufen und geführt wurden im Interesse von Dynastien oder von kleinen Gruppen Ehrgeiziger, die gewohnt waren, ihre Mitbürger als Pfänder und Werkzeuge zu benutzen . . . Wir freuen uns, jetzt, da wir die Tatsachen nicht vom Schleier falschen Scheins umgeben sehen, so für den endlichen Frieden der Welt und für die Befreiung ihrer Völker, mit Einschluß des deutschen Volkes, zu kämpfen, für die Rechte der großen und kleinen Nationen und für das Vorrecht der Menschen, überall ihre Art, zu leben und zu gehorchen, zu wählen. Die Welt muß für die Demokratie sichergemacht werden . .. Aber der Kampf ist wertvoller als Frieden, und wir werden für Dinge kämpfen, die immer unseren Herzen am nächsten gelegen haben, für Demokratie, für das Recht derer, die einer Obrigkeit untertan sind, eine Stimme in ihrer eigenen Regierung zu haben, für die Rechte und Freiheit der kleinen Nationen, für eine allgemeine Herrschaft des Rechtes durch einen solchen Bund freier Völker, der allen Nationen Frieden und Sicherheit bringt und schließlich die Welt selbst befreit. Einer solchen Aufgabe widmen wir unser Leben und unser Vermögen, alles was wir sind, und alles was wir haben, mit dem Stolze derer, die wissen, daß der Tag gekommen ist, da Amerika das Vorrecht genießt, sein Blut und seine Macht einzusetzen für die Grundsätze, die ihm sein Dasein, sein Glück und seinen Frieden, den es so hoch bewertet hat, gegeben haben. Gott möge ihm helfen, es kann nicht anders handeln!« (Michaelis/Schreepler, a. a. o., Bd. 1, S. 167 ff; s. a. Erich Angermann, Die Vereinigten Staaten von Amerika als Weltmacht. Innen- und außenpolitische Entwicklung seit 1917. Stuttgart o. J., S. 5 ff) 00 5. >Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!< Die Revolutlon in Russland und dle Erwartung einer bevorstehenden Internationalen proletarischen Revolution Am 8. November bietet die bolschewistische Regierung, der Rat der Volkskommissare, allen kriegführenden VöLkern einen sofor- tigen Frieden ohne Annexionen und Kontributionen an: »Die Arbeiter- und Bauernregierung, die durch die Revolution vom 24.- 25. Oktober geschaffen wurde und die sich auf die Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten stützt, schlägt allen kriegführenden Völkern und ihren Regierungen vor, sofort Verhandlungen über einen gerechten Frieden zu beginnen... Ein solcher Friede ist nach der Auffassung der Regierung ein Friede ohne Annexionen (d. h. ohne Aneignung fremder Territorien, ohne gewaltsame Angliederung fremder Territorien, ohne gewaltsame Angliederung fremder Völkerschaften) und ohne Kontributionen. Die Regierung schlägt allen kriegführenden Völkern vor, unverzüglich einen solchen Frieden zu schließen, wobei sie sich bereit erklärt, sofort, ohne die geringste Verzögerung, alle entscheidenden Schritte zu unternehmen — bis zur endgültigen Bestätigung eines solchen Friedens durch die bevollmächtigte Versammlung der Volksvertreter aller Länder und aller Nationen . . . Die Regierung schafft die Geheimdiplomatie ab, sie erklärt, daß sie ihrerseits fest entschlossen ist, alle Verhandlungen völlig offen vor dem ganzen Volk zu führen, und geht unverzüglich dazu über, alle Geheimverträge zu veröffentlichen, die von der Regierung der Gutsbesitzer und Kapitalisten in der Zeit vom Februar bis zum 25. Oktober 1917 bestätigt oder abgeschlossen wurden. Die Regierung schlägt allen Regierungen und Völkern aller kriegführenden Länder vor, sofort einen Waffenstillstand abzuschließen . . . Die provisorische Arbeiter- und Bauernregierung Russlands, die dieses Friedensangebot an die Regierung und an die Völker aller kriegführenden Länder richtet, wendet sich gleichzeitig insbesondere an die klassenbewußten Arbeiter der drei fortgeschrittensten Nationen der Menschheit und der größten am gegenwärtigen Kriege beteiligten Staaten: Englands, Frankreichs und Deutschlands. Die Arbeiter dieser Länder haben der Sache des Fortschritts und des Sozialismus die größten Dienste erwiesen..., sie werden die ihnen jetzt gestellte Aufgabe der Befreiung der Menschheit von den Schrecken des Krieges und seinen Folgen begreifen; denn diese Arbeiter werden uns durch ihre allseitige, entschiedene, rückhaltlos energische Tätigkeit helfen, die Sache des Friedens und zugleich damit die Sache der Befreiung der werktätigen und ausgebeuteten Volksmassen von jeder Sklaverei und jeder Ausbeutung erfolgreich zu Ende zu führen.« (Oskar Anweiler, Die russische Revolution 1905 1921. Stuttgart 3. Aufl. 1972, S. 24 f.) Während der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk erklärt der Volkskommissar für das Auswärtige, Trotzki, am 10. Februar 1918: ». . . Die Völker warten voller Ungeduld auf die Ergebnisse der Friedensgespräche in Brest-Litowsk. Sie fragen, wann wird diese Selbstvernichtung der Menschheit, die nicht ihresgleichen hat und die von der Selbstsucht und der Machtgier der herrschenden Klasse heraufbeschworen wurde, ein Ende finden? Wenn je eines der beiden 00 Lager in diesem Krieg in Selbstwehr gehandelt hat, dann stimmt das längst nicht mehr. Wenn Großbritannien sich afrikanische Kolonien, Bagdad und Jerusalem nimmt, dann führt es keinen Verteidigungskrieg . . . Wir wollen nicht mehr an diesem rein imperialistischen Krieg teilnehmen, bei dem die Ansprüche der besitzenden Klassen offen durch menschliches Blut eingelöst werden. In der Erwartung der nicht mehr fernen Stunde, in der die arbeitenden Klassen aller Länder die Macht ergreifen werden, ziehen wir unsere Armee und unser Volk aus diesem Krieg zurück . . . Zinovev, einer der führenden Köpfe der Bolschewiki, schreibt 1919: »... In großem Tempo saust das alte Europa der proletarischen Revolution entgegen . .. Die Feuersbrunst des Bürgerkrieges loht in ganz Europa... Im historischen Sinn beginnt die gesamte europäische Bourgeoisie ihren Abschied zu nehmen... Der Sieg des Kommunismus in ganz Deutschland ist durchaus unvermeidlich... Die Bewegung geht so schwindelerregend vorwärts, daß man mit Gewissheit sagen kann: nach Jahresfrist werden wir bereits zu vergessen beginnen, daß es in Europa einen Kampf für den Kommunismus gegeben hat, denn nach einem Jahre wird ganz Europa kommunistisch sein. Und der Kampf für den Kommunismus wird sich bereits auf Amerika, vielleicht auch auf Asien und die anderen Erdteile hinüberwerfen.« (Isaac Deutscher: Trotzki. Bd. 1: Der bewaffnete Prophet 187g—1921. Kohlhammer Verlag, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 2..Aufl. 1972, S. 360) (G. Sinowjew, Die Perspektiven der proletarischen Revolution. In: Die Kommunistische Internationale. Organ des Exekutiv-Kommitees der kommunistischen Internationale. Nr. 1. Berlin 1919, S. IX ff.) 00 Produktion FWU Institut für Film und Bild, 1974 Realisation Chronos-Film GmbH, Berlin Fachberatung Joachim de Marées, M.A Trick Setric Buch Dr. Heidrun Baumann, Jost von Morr, Joachim de Marées, M A. (1974) Begleitkarte Gabriele Güttler (1974) Bildnachweis (Cover) Gebet für die U-Bootspende (Bild 146/72/20/71) Bundesarchiv, Koblenz Regie Jost von Morr Pädagogische Referentin im FWU Dr. Heidrun Baumann (1974) Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen/ Medienzentren und konfessionelle Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald © 2002 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (0 89) 64 97-1 Telefax (0 89) 64 97-240 E-Mail [email protected] Internet http://www.fwu.de 00 0.8’/11.02 ARS Nur Bildstellen/Medienzentren: öV zulässig