Unsere Projekte – Eine kleine Auswahl Wir dürfen Schüler nicht wie Fässer mit Lehrstoff abfüllen, sondern müssen versuchen ihre Leidenschaft am Lernen wie Fackeln zu entfachen! (vgl. Gerald Hüther „Etwas mehr Hirn, bitte“ Verlag V&R 2015) Umweltschutz – ökologischer Fußabdruck Ich (Leon Lenhart) habe mich im Rahmen eines beruflichen Kooperationsprojektes mit Greenpeace, WWF, Global 2000 u.a. einige Jahre sehr intensiv mit dem Thema Footprint auseinander setzen dürfen. Dabei konnte ich viele wertvolle Einblicke und interessante Erfahrungen sammeln, die ich als Gastexperte in der Mehrstufenklasse meines Sohnes (Altersstufe 9-12 jährige) weitergeben durfte. Das Projekt begann mit einem kurzen Impulsvortrag an der Schule, im Rahmen dessen ich das Interesse der Kinder zu wecken versuchte. Gemeinsam konnten wir danach in einem sehr vereinfachten Test unseren ökologischen Fußabdruck ermitteln. Nach kurzer Zeit wurden den Kindern die wichtigsten Zusammenhänge klar und die SCHÜ begannen Fragen zu stellen und selbst weiter zu recherchieren. Als Unterstützung ihrer Forschungstätigkeit bekamen sie von mir eine FootprintBroschüre, in der sie zahlreiche Anregungen und einen guten Überblick über das Thema vorfanden. Nach einer Unterbrechung von 2 Wochen (=“Forscherphase 1“), in der sie frei und selbstbestimmt neben und im Schulalltag am Thema Footprint weiterforschen konnten (in dieser Zeit stand ich Ihnen als Experte für Fragen per E-Mail und Telefon zur Verfügung), starteten wir das OutdoorExperiment „Leben von 1,8 Hektar“ (Hinweis: 1,8 "globale Hektar" (gha) entspricht jener Fläche, die jeder Bewohner der Erde bei einer gerechten Verteilung der Naturressourcen für seinen persönlichen Ressourcenverbrauch zur Verfügung hätte). Es begann damit, dass die Schülerinnen eine Fläche von 1,8 Hektar = 18.000m² abmessen und abstecken durften. Die SCHÜ waren dabei sich selbst überlassen und konnten die Aufgabe in Kooperation miteinander unter Einsatz ihrer körperlichen Kräfte (hin- und herlaufen, Pfosten einschlagen, Kommandos brüllen, etc.) gut lösen. Danach bildeten wir zwei Dorfgemeinschaften, die je einen Bürgermeister (Sprecher), Kassier (Flächenrechner) und Schriftführer (Dokumentation der Entscheidungen) wählten. Die Dorfgemeinschaften hatten den Auftrag, zunächst jede für sich, Entscheidungen zu ihrem persönlichen zukünftigen Lebensstil zu treffen. Dabei ging es um Fragen wie z.B.: „Wie viel Platz wollt ihr für wildlebende Tiere auf eurem Planeten reservieren?“, „Wie wollt ihr euch in Zukunft ernähren (Fleischkonsum, Milchprodukte, vegetarisch, Bio,…)?“ Die Auswirkungen ihrer Entscheidungen wurden von mir in einen Flächenbedarf umgerechnet und der Dorfgemeinschaft bekannt gegeben. Nachdem sich die Dörfer für ihren Lebensstil entschieden hatten (etwa: „Wir leben 5 Tage pro Woche vegetarisch und ernähren uns nur noch von Bio-Produkten.“), musste in einem Verhandlungsprozess Einigung zwischen den zwei Dörfern erzielt werden. Das Ergebnis wurde in die resultierende Fläche umgerechnet, die Fläche gemeinsam abgemessen, abgeteilt und mit einem Schild („Flächenbedarf für unsere Nahrung“) markiert. So wurden neben den Bereichen "Nahrung" und "unberührte Natur" auch die vier anderen Bereiche „Wohnen“, „Konsum“, „Infrastruktur“ und „Mobilität“ behandelt und die Fläche dafür abgesteckt. Rasch wurde den SCHÜ einprägsam bewusst, dass wir mit unserem Lebensstil niemals auf 1,8 gha das Auslangen finden. Am Ende hatten die Schülerinnen wertvolle Erfahrungen gesammelt, welche natürlichen Ressourcen ihr Lebensstil benötigt und wo die Herausforderungen der Zukunft liegen. Die Mitglieder der 2 Dorfgemeinden wussten nun, was zu tun ist, aber die anderen „Dörfer der Welt“, mussten noch informiert und überzeugt werden. So gründeten wir zum Abschluss des Tages das „Unternehmen Footprint“. Die SCHÜ durften sich eine der folgenden Tätigkeiten im Unternehmen aussuchen: Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying, Marktforschung, Grundlagenforschung, und bekamen den Auftrag sich zu ihrem Tätigkeitsfeld passende, eigene Initiativen auszudenken, diese zu planen und umzusetzen. Diese „Forscherphase 2“ erstreckte sich über einen Zeitraum von ca. 4 Wochen. Es wurde allein und in Arbeitsgruppen laufend (aber nicht ausschließlich!) am Thema gearbeitet. Auch in den Familien daheim war Footprint immer wieder ein Thema. In der Halbzeit der Forscherphase 2 stattete ich den Kindern in der Schule nochmals einen Besuch ab, um Fragen zu beantworten und angefragte Hilfestellungen zu geben. Die meisten Arbeitsgruppen hatten ihre Ergebnisse schon fast fertig gestellt. Für sie war die Betrachtung und Besprechung ihrer Zwischenergebnisse eine Hilfe um zusätzliche Sicherheit zu gewinnen. Im Rahmen einer Abschlusspräsentation konnten die Ergebnisse den Eltern präsentiert werden. Die Beiträge der SCHÜ (Werbespot, Zeitungsartikel, Brief an den Umweltminister, Hinweisplakate, etc.) wurden von den Eltern mit großer Begeisterung aufgenommen. Durch das Projekt Footprint wurden Schüler, Pädagogen und Eltern sensibilisiert, haben fachlich, methodisch und sozial gelernt, Wissen vernetzt und Verhalten reflektiert. Besonders erfreulich war die positive Einbindung der Eltern und Familien der SCHÜ im Rahmen des Projektes! Zum Abschluss dazu noch eine lustige Anekdote: Sensibilisiert durch die Beschäftigung mit dem Thema Footprint entdeckte ein Kind, dass daheim im Tiefkühlschrank immer das Licht brannte. Um unnötiger Energieverschwendung vorzubeugen (In einem geschlossenen Tiefkühlschrank braucht kein Licht brennen!) suchte es den Ausschalter fürs Licht und fand ihn. In den nächsten Tagen gab es in der Familie allerlei aufgetaute Köstlichkeiten zu verspeisen. Werkstoff Wolle - Filzen Ich (Claudia Lenhart) habe dieses Projekt im Rahmen meiner Tätigkeit als Kindergartenpädagogin durchgeführt. Impuls für das Projekt war die Auseinandersetzung mit der Werkstofftechnik Filzen. Ich konnte entdecken, wie viele unterschiedliche Aspekte diese Technik beinhaltet (Kreativität, Überraschung, Krafteinsatz, Ausdauer), die vielfältige Stimulation der Sinnesorgane erleben (Bearbeitung mit Füßen und Händen, Geruch der Wolle) und über zahlreiche Zusammenhänge mit historischen und geographischen Aspekten staunen (u.a. die Lebensweise der Nomaden, technische Entwicklung in der Textilindustrie, etc.). Begeistert von dieser Vielfalt begann ich das Projekt Filzen im Kindergarten aufzubereiten. Für die Einführung ins Thema verwendete ich eine Bilderbuchgeschichte, bei der aus der Perspektive eines Schafes erzählt wird, wie Wolle gewonnen und verarbeitet wird. Damit war die Neugierde für den Werkstoff Wolle geweckt und die Kinder begannen ihre Kleidungsstücke und Heimtextilien auf den Hinweis „made of wool“ zu untersuchen. Viele Kinder schauten sich die Bilderbuchgeschichte allein und in Gruppen immer wieder an und versuchten einige Wörter und Sätze nachzulesen. In einem nächsten Schritt stand der Besuch bei einem Schafbauern auf dem Programm. Die Kinder lernten die Haltung und Lebensweise von Schafen kennen und verglichen diese mit der Lebensweise von Schafbauern in anderen Ländern und anderen Epochen. Sie erlebten, wie ein Schaf geschoren wird und wie sich das Tier und die Wolle vor und nach dem Scheren anfühlen und riechen. Bereichert mit 2 Säcken voll Wolle kehrten wir zurück in den Kindergarten. In den nächsten Wochen wurde eifrig mit dem Werkstoff Wolle gearbeitet. Unter Einsatz des ganzen Körpers wurde die Wolle gewaschen, geknetet, gestampft, gewalkt und es entstanden, mehr zufällig als beabsichtigt, die ersten gefilzten Werkstücke (zumeist Filzkugeln). Angeregt von den unterschiedlichen Mustern und Formen versuchten die Kinder nun Form und Farbgebung selbst zu beeinflussen und es entstanden erste geplante Werkstücke (z.B. ein Filzbild). Zu diesem Zeitpunkt erzählte ich den Kindern von den Lebensweisen der Nomaden, dass sie ihre Behausungen („Jurten“) mit Hilfe von gefilzter Wolle errichten und warum leicht ab- und aufbaubare Zelte im Leben der Nomaden so eine bedeutende Rolle spielen. Anhand einer von mir selbst konstruierten Jurte, mit Scherengitter aus Holzleisten und gefilztem Dach und Wänden, konnte ich den Kindern die Funktionsweise veranschaulichen. Gemeinsam mit den Kindern wurde die Jurte im Kindergarten aufgebaut und danach begannen die Kinder sofort in die Jurte hinein- und hinauszuschlüpfen. Angeregt von der Jurte spielten sie das Leben als Wanderhirten nach, entdeckten Parallelen zu den Indianern, konstruierten und filzten weitere Werkstücke. Durch die Beschäftigung mit den Nomaden kamen zahlreiche andere gesellschaftspolitische Themen zur Sprache, wie die Situation von Wohnungslosen in unserer Stadt, Flüchtlingsproblematik, die Frage der Einkommensgerechtigkeit u.v.m. Parallel dazu setzten wir die Arbeit mit dem Werkstoff Wolle fort. Anhand eines mitgebrachten Spinnrades versuchte ich den Kindern zu zeigen, wie man aus Wolle einen Faden machen kann. Es gelang mir nur ansatzweise, aber das störte die Kinder nicht, im Gegenteil es beflügelte ihre Gedanken von Handwerksgeschick, Geheimtechniken, etc. Ich zeigte den Kindern das Fingerstricken, eine sehr einfache Methode des Strickens ohne Nadeln, die Kinder im Alter von 4-6 Jahren ohne Probleme selbst einsetzen können. Viele Kinder begannen daraufhin engagiert lange Schnüre zu stricken, ein 5 jähriger Bub entwickelte den Ehrgeiz eine ganz, ganz lange Schnur zu strícken. Immer wieder präsentierte er stolz das Zwischenergebnis, das gemeinsam mit den anderen Kindern unter großem Staunen abgemessen wurde. Am Ende waren es mehr als 200 Meter und die Kugel mit aufgewickelter Schnur ist heute noch stolze Trophäe im Zimmer des in der Zwischenzeit Jugendlichen. Gefühle ausdrücken - Kunst auf der Straße Ich (Claudia Lenhart) habe dieses Projekt im Rahmen meiner Reggio-Ausbildung mit Menschen aller Generationen durchgeführt. Ausgangspunkt war mein Wunsch die Gefühle: Angst, Hoffnung, Freude und Trauer, in der Fastenzeit im öffentlichen Raum sichtbar zu machen und Menschen aller Altersklassen anzuregen, über persönliche Gefühle nachzudenken und zu sprechen. Denn ich bin davon überzeugt, dass Spiritualität ein wesentlicher Bestandteil im Leben jedes Menschen ist und persönliche Gefühle ein neutraler Zugang auch für kirchenferne Menschen sein können sich mit der eigenen Spiritualität auseinander zu setzen. Die Fastenzeit und das abschließende Osterfest ist trotz starkem Rückgang von KirchbesucherInnen und praktizierenden Gläubigen ein gesellschaftlicher Fixpunkt in unserem Jahreskreis. Deshalb war es mir ein Anliegen einen dazu passenden spirituellen Impuls im öffentlichen Raum, als Kunst auf der Straße, zu setzen. Jeder Mensch ist ein Künstler, auch wenn viele Menschen meinen, kein Talent dafür zu besitzen. So habe ich Menschen aller Generationen in der Fastenzeit eingeladen, ein persönliches Gefühlsbild zu einem der vier Gefühle Trauer, Angst, Hoffnung, Freude zu gestalten. Ca. 70 Menschen im Alter zwischen 4 und 80 Jahren (darunter ganz besonders viele Kinder im Schulalter) sind meiner Einladung gefolgt und haben in einer vorbereiteten Umgebung (leise Hintergrundmusik, vielfältiges Angebot von Stiften, Farben, Einzelarbeitsplätze) ein persönliches Gefühlsbild gestaltet. Die Künstler wurden gebeten einige ergänzende Angaben zum Bild zu machen (gewähltes Gefühl, Alter, Geschlecht, Titel, sowie - falls erwünscht - auch eine persönliche kurze Erläuterung). Die Bilder wurden nach Gefühlen geordnet, mit ergänzenden Angaben auf Kartontafeln kaschiert, zum Schutz gegen Wind und Wetter foliert, und am Vorplatz der Kirche entlang des Gehsteiges ausgestellt. Die öffentliche Ausstellung der anonymen Künstler war 10 Tage lang (von Palmsonntag bis Ostermontag) zu sehen. Nicht nur die Künstler selbst haben in der Osterwoche ihr Gefühlsbild im öffentlichen Raum gesucht und anderen Menschen gezeigt, viele vorbeilaufende Menschen sind stehen geblieben, um die ungewöhnlichen Bilder zu betrachten. Kleine und große „Kinder“ hatten Freude daran zu erraten, welches Gefühlsbild von welchem Künstler stammt. Am Ende des Projektes hatten viele Menschen profitiert. Die Künstlerinnen und Künstler konnten eine ruhige und gute Zeit mit sich selbst und ihrem Gefühl verbringen. Manche kamen mehrmals zu Besuch um noch ein weiteres Gefühlsbild zu malen, und nahmen sich viel Zeit um diese „Auszeit“ zu genießen. Für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung war es eine Möglichkeit zum Schauen, Nachdenken und Reden, und viele Passanten staunten, wie sich der öffentliche Raum verändert hatte. Natürlich hatte auch ich selbst große Freude bei diesem Projekt, vor allem darüber, dass meine Idee von so vielen Menschen mit großem Interesse aufgenommen wurde.