KulturKultur-unabhängige mikrobiologische Diagnostik von polymikrobiellen Infektionen bei Patienten mit Zystischer Fibrose mittels „Deep Sequencing” * Prof. Dr. Alexander H. 1 Dalpke , Dr. Michael 1 Weitnauer ,Prof. Dr. Marcus 2 Mall 1Dept. of Infectious Diseases, Medical Microbiology and Hygiene, 2Division of Pediatric Pulmonology & Allergy and Cystic Fibrosis Center, Department of Pediatrics III, University Hospital Heidelberg, Germany Das Problem Patienten mit Cystischer Fibrose (CF) haben eine gestörte mukoziliäre Reinigung und Immunabwehr. Im Gefolge entwickeln Patienten chronische pulmonale Infektionen, die schließlich in irreversiblen Lungenschäden münden. Die klassische mikrobielle Diagnostik zielt im Wesentlichen darauf ab, Erreger mittels kultureller Verfahren anzuzüchten und zu identifizieren, um so eine gezielte antibiotische Therapie zu ermöglichen. Neuere Erkenntnisse zeigen allerdings, dass (i) CF Patienten häufig polymikrobielle Infektionen aufweisen (PNAS 2008, 105:15070-75) und dass (ii) neben bekannten, anzüchtbaren Erregern auch schwer oder gar nicht anzüchtbare Erreger vorkommen (Am J Respir Crit Care Med 2008, 177:995-1001, BMC Pulm Med. 2009, 9:14). Hier stößt die klassische mikrobiologische Diagnostik an ihre Grenzen. Die Befunde können erklären, warum trotz Verfügbarkeit moderner Antibiotika chronische Infektionen bei CF Patienten nicht ausreichend therapiert werden. Die Fragestellung Anstelle einer mikrobiellen Diagnostik, die - wie bisher - vor allem einzelne Infektionserreger sucht, könnte für CF Patienten die Identifikation der Gesamtheit aller mikrobiellen Erreger (das „Mikrobiom“) vorteilhaft sein. Im Rahmen des geförderten Projektes wird eine diagnostische Methode zur individuellen Erfassung des Mikrobioms von CF Patienten entwickelt, die auf ungerichteter, universeller 16S rRNA Nukleinsäureamplifikation und modernsten Sequenzierverfahren („massive parallel sequencing, deep sequencing“) beruht. Der Lösungsansatz Erste Ergebnisse Die individuellen Mikrobiome der Atemwege von CF Patienten werden Kultur-unabhängig in einer Longitudinalanalyse untersucht. Es werden • Aufbau und Rekrutierung einer Kohorte von Kindern mit CF, die zukünftig mittels der optimierten, Kultur-unabhängigen Mikrobiologie untersucht werden: − N=67 Patienten, Alter ½-12 Jahre − Gewinnung von 377 Proben, davon N=45 komplette Serien mit RA, NA, Sputum N=30 Serien prä- und post-Antibiose N=21 Serien mit stabiler vs. Infekt-exazerbierter Phase − für alle Proben Untersuchung mittels kompletter konventioneller Mikrobiologie (einschl. Anaerobier) sowie DNA Extraktion − aktuell werden die ersten 100 Proben analysiert (i) Phasen relativer Stabilität, (ii) Phasen mit infektiösen Exazerbationen und (iii) Veränderungen nach Antibiotikatherapie untersucht. Außerdem werden unterschiedliche Beprobungen (Sputa, Rachenabstriche, Nasenabstriche, tiefe Atemwegsmaterialien) getestet. Dazu werden mikrobielle 16S RNA Nukleinsäuresequenzen mit einem kombinatorischen „Barcode“ System mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) universell und unabhängig von kultureller Anzucht amplifiziert. Die Barcode markierten individuellen 16S Amplikons werden gemischt, mittels Deep Sequencing analysiert und anschließend bioinformatisch zur Identitätsbestimmung ausgewertet. Auf diese Weise werden modernste Methoden der Mikrobiom-Sequenzierung in einer kostensparenden Methode direkt für die verbesserte Diagnostik von Infektionen bei CF Patienten eingesetzt. • Optimierung der DNA Extraktion und Entfernung von DNA „toter“ Bakterien mittels Monoazid Vorbehandlung und Kreuzvernetzung • Erhebung eines Probedatensatzes zur Methodentestung − 0.8-5 Mio Sequenzen/Probe (bei 12 parallelen Proben) Poolen von bis zu 100 Proben (ca. 25€/Probe) − >14 Genera mit mehr als 1% Frequenz − deutliche Mikrobiomveränderungen („richness“&“diversity“) unter Exazerbation Ausblick Die Ergebnisse dieser Studie werden es ermöglichen, individuelle polymikrobielle Infektionen bei CF Patienten im Kindesalter umfassend und sättigend zu beschreiben und zu analysieren. Das Verfahren kombiniert die Vorteile der ungerichteten Nukleinsäureanalytik (16S rRNA Amplifikation und Sequenzierung) mit der Quantifizierung wie sie nur mit modernen Hochdurchsatz Sequenzierverfahren (Deep Sequencing) möglich sind und geht damit wesentlich über die klassische Diagnostik mikrobieller Infektionen mit kulturellen Verfahren hinaus. * Gefördert durch einen Grant des Gilead Förderprogramms Infektiologie 2012, www.GILEAD-FOERDERPROGRAMM-INFEKTIOLOGIE.de contact: [email protected] contact: [email protected]