Achten Sie auf unsere Beilage www.lvz.de Telefon: 0341 2181-0 • Abo: 0800 2181-020 • Tickets: 0800 2181-050 122. Jahrgang, Nr. 81 • Donnerstag, 7. 4. 2016 • 1,50 Euro CHARLIZE THERON MAL EISKALT JÜRGEN KLOPP IN DORTMUND Im neuen Kinofilm „The Huntsman & the Ice Queen“ spielt sie eine frostige Monarchin SEITE 11 Ausnahmezustand im Pott vorm heutigen Wiedersehen mit dem Ex-BVB-Trainer SEITE 21 LVZ, 07.04.2016, Titelseite Stars und Glamour: Goldene Henne wieder in Leipzig Über 18 000 neue Jobs in Sachsen – Leipzig boomt am meisten Oobi­Ooobi freut sich auf LEIPZIG. Leipzig freut sich auf den nächsten großen Show-Abend. Nach 2014 – damals zum 25-jährigen Jubiläum der Friedlichen Revolution – findet die Verleihung der Goldenen Henne am 28. Oktober wieder in Halle 1 auf der Neuen Messe statt. Das teilte der Burda-Verlag gestern mit. 4500 Zuschauer sind dann dabei, wenn der größte deutsche Publikumspreis vergeben wird, MDR und RBB übertragen live. Die Rückkehr von Berlin nach Leipzig ist auch eine nachträgliche Verbeugung vor dem Henne-Abend am 10. Oktober 2014. „Die Verleihung in Leipzig war ein großer Erfolg“, sagte Stefan Kobus, Chefredakteur der Super-Illu, die mit MDR und RBB die Preise verleiht. Beim Burda-Verlag hielt man sich zur generellen Entscheidung für Leipzig noch zurück „Für die Jahre nach 2016 ist noch nichts entschieden“, sagte Sprecherin Kristin Apel der LVZ. Als Stars haben für Leipzig bisher zugesagt: Howard Carpendale, Matthias Reim und Puhdys-Legende Dieter Birr. abö Leipzig Messestadt hat jetzt mehr Beschäftigte als Dresden CHAMPIONS LEAGUE 2:0 VfL Wolfsburg Real Madrid Sport THEMEN LEIPZIG. Eine aktuelle Statistik des Kultusministeriums zeigt deutliche Unterschiede bei den Bildungsempfehlungen für das Gymnasium. Im Leipziger Osten schaffen weniger Kinder den Wechsel dorthin als in anderen Stadtteilen. Seite 14 SACHSEN Prozess um zerstückelte Leiche wird neu aufgerollt Leipzig, ich komme: Hier turnt der zweijährige Koala Oobi-Ooobi noch im Zoo Planckendael in Mechelen, aber schon Ende April zieht das knuffige Kerlchen von Belgien in den Zoo Leipzig um, wo zu Pfingsten die neue Koala-Anlage öffnet. Damit betritt Leipzig Neuland, denn australische Beutelbären wurden hier noch nie gezeigt. Scannen Sie das Bild und sehen Sie Oobi-Ooobi in seiner belgischen Heimat. Seite 13 LEIPZIG. Der Fall eines Kriminalbeamten, der im Erzgebirge einen Mann getötet und zerstückelt haben soll, muss neu aufgerollt werden. Der Bundesgerichtshof hob das erste Urteil auf, das den Mann zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt hatte. Seite 5 DAX 9624,51 (+0,64%) TecDAX 1632,79 (+1,06%) EUR/USD 1,1336 (-0,27%) WETTER DO 14° 3° FR 12° 3° Minister Ulbig: Zuwanderer häufiger straffällig als Deutsche Leipzig bleibt sächsische Kriminalitäts-Hauptstadt / Anstieg bei politisch motivierten Straftaten VON ANDREAS DEBSKI FINANZEN SA DRESDEN. Zuwanderer werden im Vergleich zu Deutschen häufiger straffällig – allerdings weitaus weniger, als oftmals propagiert wird. Das ergibt sich aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik für 2015, die Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern in Dresden vorgestellt hat. Während sich die Zahl der Zuwanderer im vergangenen Jahr auf 83847 verfünffacht hat, stiegen die von ihnen Das komplette Wetter auf Seite 8 Die aktuelle Wetterlage: Bitte Grafik scannen und Regenradar starten. DAS SYMBOL zeigt an: Hier gibt es LVZ-Extras. Bitte mit Smartphone oder Tablet-PC die kostenlose App MAGICPAPER herunterladen. Tauchen Bilder mit dem Handy-Symbol in der Zeitung auf, dann scannen Sie die Fotos und schon starten Videos oder Bildergalerien. Das funktioniert auch mit den oben stehenden Wettersymbolen. Scannen Sie die Symbole und sehen Sie das aktuelle Regenradar für Mitteldeutschland. Fragen? Bitte mailen: [email protected] 40014 4 194318 401508 begangenen Straftaten um rund zwei Drittel auf 6283, davon waren 4246 Ladendiebstähle und 2475 SchwarzfahrDelikte. Insgesamt macht der AusländerAnteil an der Gesamtkriminalität neun Prozent aus (2014: 5,6 Prozent). Dabei fällt auf, so Ulbig, dass nur ein äußerst geringer Teil von 0,7 Prozent der Zuwanderer für fast die Hälfte dieser Straftaten zuständig ist. So sind momentan 604 Intensivtäter bekannt, von denen sich jedoch nur 75 in Haft befinden. „Wer als Zuwanderer permanent gegen die Rechtsordnung verstößt, darf grundsätzlich kein Bleiberecht erhalten“, machte der Innenminister klar. Bei den politisch motivierten Straftaten verzeichnete Sachsen im vergangenen Jahr einen Anstieg von 30 Prozent. Mit insgesamt 4078 Fällen sei damit „ein erneuter Höchststand“ erreicht, so Ulbig. 2014 waren es 3125 Fälle in diesem Bereich. Die meisten der Delikte wurden von rechtsextremen Tätern verübt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Sachsen 314861 Straftaten began- gen, was einem Rückgang von 12335 (3,8 Prozent) entspricht. Mit 55,7 Prozent ist mehr als jeder zweite Fall aufgeklärt worden. Leipzig bleibt dabei sachsenweit die Kriminalitätshochburg: Im Bereich dieser Polizeidirektion wurde jede dritte Straftat im Freistaat begangen, obwohl die Zahl der Ermittlungen um den sächsischen Bestwert von 6,7 Prozent auf 101 673 sanken. An zweiter Stelle liegt Dresden mit 87252 Straftaten, das waren 2998 (3,3 Prozent) weniger als 2014. Seite 4 Wolfsangriff – jetzt auch aus dem All 14° 5° LVZ MULTIMEDIAL Foto: Zoo Leipzig LEIPZIG Kinder im Leipziger Osten seltener auf dem Gymnasium Sachsen-Anhalt (plus 2672) gegenüber Sachsen bescheidener aus. Das liegt laut LEIPZIG. In und um Leipzig läuft der Wirt- Arbeitsagentur vor allem daran, dass in schaftsmotor besonders rund: Jede zweite einigen Regionen Firmen mehr Stellen neue Stelle in Sachsen ist im Vorjahr in der streichen, als dass sie neue schaffen. Das Messestadt und im Kreis Nordsachsen trifft beispielsweise auf Anhalt-Bitterfeld, entstanden. Sachsenweit sind nach Anga- Mansfeld-Südharz, Sonneberg, Gera oder ben der Landesarbeitsagentur 18479 das Altenburger Land zu. Leipzig, das lange als wirtschaftlich zusätzliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse geschaffen schwach gegolten habe, sei heute der worden. Allein in Leipzig kamen im ver- dynamischste Ballungsraum in Sachsen, gangenen Jahr 7997 neue Jobs und inner- sagt Professor Joachim Ragnitz vom Dresdner Ifo-Institut. Mit der halb von fünf Jahren 36578 Ansiedlung der Autofirmen hinzu. Damit hat die Pleißeim Norden der Stadt habe sich stadt jetzt mehr Beschäftigte das Blatt gewendet. „Beson(248950) als die Landeshauptders erfreulich ist, dass nicht stadt (246310). nur einfache Jobs entstehen, Aber auch Dresden (3149 sondern gut bezahlte Stellen neue Jobs) und Zwickau in der Industrie und in unter(1544) konnten im vergangenehmensnahen Dienstleisnen Jahr mehr als der sächsitungsfirmen.“ sche Durchschnitt zulegen. In Die positive Entwicklung Görlitz, im Vogtlandkreis und in Leipzig ist auch aus Sicht in Mittelsachsen gab es hingegen die geringsten ZuLeipzig hat sich von Sachsens DGB-Vize MarSchlimbach den Großanwächse. „Leipzig hat sich in positiv entwickelt kus siedlungen zu verdanken. den letzten Jahren sehr positiv und ist einer der Diese hätten weitere Firmenentwickelt und ist aktuell einer der Leuchttürme in OstLeuchttürme im niederlassungen nach sich gezogen und für einen deutdeutschland“, sagt Klaus Osten. lichen Beschäftigungsaufbau Schuberth, Chef der LandesKlaus Schuberth, Chef und wachsende Kaufkraft arbeitsagentur. Der Trend Landesarbeitsagentur gesorgt. Allerdings habe die werde sich fortsetzen. Denn Konzentration auf die Städte allein in der Region in und um Leipzig gebe es rund 8300 freie Stellen, auch eine Schattenseite. „Gerade in den die meisten davon in der Messestadt ländlichen Regionen wird es immer selbst. „Erfreulich ist, dass über 80 Prozent schwieriger, neue Arbeitsplätze anzusieder freien Stellen in Vollzeit oder unbefris- deln. Langsames Internet, der Rückzug tet zu besetzen sind“, so Schuberth weiter. von Schulen, Kultur, Sparkassen, Ämtern Branchen, in denen es aufwärts geht, sind und dem öffentlichen Nahverkehr insbesondere das Gesundheits- und machen die ländlichen Regionen immer Sozialwesen, das Verarbeitende Gewer- unattraktiver“, sagt der Gewerkschafter. be, Handel, Verkehr, Lagerwirtschaft Wenn die Politik nicht gegensteuere, werde das Stadt-Land-Gefälle immer größer. sowie Dienstleistungen. In den anderen beiden mitteldeutschen „Der Rückzug von öffentlichen DienstleisLändern stechen Eisenach, Erfurt und tungen muss gestoppt werden, damit Halle hervor. Allerdings fällt der Stellen- nicht eines Tages verlassene Regionen aufbau in Thüringen (plus 3907) und entstehen.“ VON ANDREAS DUNTE Sächsische Forscher weisen nach: Erde wurde mehrfach von Supernova-Explosionen getroffen VON ROLAND HEROLD S ächsischen Forschern ist – gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern – der Nachweis gelungen, dass die Erde bereits mehrmals von den Resten gigantischer Sternenexplosionen getroffen wurde. Unter Federführung der Australischen National Universität gelang es Dresdner und Freiberger Wissenschaftlern am Helmholtz-Institut Dresden-Rossendorf, Reste von radioaktiven Eisen-Atomen in Proben aus dem Pazifik, dem Atlantik sowie dem Indischen Ozean nachzuweisen und deren Alter zu bestimmen. Das sogenannte Eisen-60 entsteht bei Supernova-Explosionen und kommt auf der Erde ansonsten praktisch nicht natür- Überreste einer Supernova 13 000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schlangenträger. Foto: ESA/Hubble lich vor. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich die beiden jüngsten Supernova-Explosionen in Erdnähe vor 2,3 Millionen Jahren im Sternbild Wolf und vor 1,5 Millionen Jahren im Sternbild Leier in jeweils rund 300 Lichtjahren Entfernung ereignet haben. Danach müssen die Explosionen damals etwa so hell wie der Mond und auch bei Tageslicht sichtbar gewesen sein. Ob sie auch Auswirkungen auf das Klima oder sogar auf die Evolution auf der Erde hatten, ist unklar. In das Projekt waren auch Experten aus Österreich, Israel und Japan involviert. In Rossendorf wurde neben der Altersbestimmung die chemische Aufbereitung von Sedimenten und Manganknollen aus den Ozeanen betrieben. EU­Kommission stellt Reformvorschläge für Asylsystem vor BRÜSSEL. Die EU-Kommission hat Vorschläge zur Reform des europäischen Asylsystems vorgestellt. Es gehe um eine gerechtere Verteilung von Asylbewerbern auf die EU-Staaten, einheitlichere Asylverfahren und eine Stärkung des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (EASO), teilte die Kommission gestern in Brüssel mit. Das jetzige Asylsystem sei „nicht zukunftsfähig“, erklärte Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans. Mit der angestrebten faireren Verteilung soll das sogenannte DublinSystem verändert werden. Eine Angleichung der Asylverfahren soll dazu führen, dass Flüchtlinge nicht mehr gezielt bestimmte EU-Staaten ansteuern, wo sie sich bessere Perspektiven erhoffen als anderswo. Leitartikel/Seite 2 LEITARTIKEL VON MARINA KORMBAKI U Flucht und Realitätsflucht topia, das Reich der Wunschvorstellungen, ist in der Rue de la Loi 200, 1049 Brüssel, zu finden. Am Sitz der EUKommission. Im Glaspalast der obersten EU-Behörde hat man jetzt Vorschläge zur grundlegenden Reform des europäischen Asylsystems erarbeitet, genauer gesagt: zur Schaffung eines gesamteuropäischen, zentral verwalteten und auf gerechte Lastenteilung bedachten Asylsystems. Ganz so, als wäre in den letzten Monaten nichts gewesen. Kein Stacheldraht, keine Grenzkontrollen, keine nationalistische Brachialrhetorik. Man könnte hier einen Fall von Realitätsflucht ausmachen. Wenn nicht die Begründung der EU-Kommission für ihren asylpolitischen Vorstoß die Tatsachen so treffend wiedergeben würde. Das gegenwärtige Konzept sei schlicht nicht zukunftsfähig, sagte gestern der Erste Kommmissionsvizepräsident Frans Timmermans. Das Dublin-System, wonach jener Staat, in dem ein Flüchtling das erste Mal EU-Boden betritt, für dessen Asylverfahren zuständig ist, habe sich als unfair und nicht praktikabel erwiesen. Von Natur aus sind das meist Griechenland und Italien, beide sind zweifellos überfordert. Die von der Kommission vorgestellte Alternative sieht vor, dass Schutzsuchende gleich nach ihrer Ankunft nach einem EU-weiten Verteilungsschlüssel in Länder gebracht werden, die sich ihres Asylantrags annehmen. Zudem sollen die Asylsysteme einander angeglichen werden, so dass nicht einige wenige Länder attraktiver sind als viele andere. Die Pläne der Kommission sind vage. Wichtige Fragen, wie jene nach der parlamentarischen Kontrolle einer neu zu schaffenden EU-Megabehörde durch die Mitgliedsstaaten, bleiben offen. Und es leuchtet beim besten Willen nicht ein, weshalb Polen, Dänen, Österreicher Lust auf ein gesamteuropäisches Asylsystem verspüren sollten, wo sie doch jetzt schon kaum bereit sind, beschlossene Abkommen zur gerechten Verteilung von Flüchtlingen umzusetzen. Der Vorschlag der Kommission passt in eine Welt, die in Bewegung ist. Weil aber viele auf Abschottung setzen, ist seine Realisierung unrealistisch. Doch er birgt zwei wichtige Botschaften. Erstens: Krisen haben den europäischen Einigungsprozess vorangetrieben. In Krisenzeiten zogen nie alle an einem Strang. Wenige schritten voran und setzten ein Beispiel. Über ihre europäische Vorreiterrolle könnten heute in Metz die deutsche und die französische Führung bei ihren Regierungskonsultationen sprechen. So lässt sich der Vorschlag aus Brüssel als Hinweis an Angela Merkel und François Hollande deuten. Zumal er, zweitens, zu einer Zeit kommt, da ein angeblich wegweisendes Flüchtlingsabkommen – das mit der Türkei – gerade erst in Kraft getreten ist. Die EU hätte nicht jetzt schon neue Ideen vorgestellt, wenn sie den türkischen Tausch-Deal für realistisch hielte. Merkel und Hollande könnten ja mal einen Blick werfen auf die Brüsseler Wunschvorstellungen. ➦ [email protected]