ARD Ratgeber Bauen+Wohnen vom 11. Juli 2010 URL: http://www.ratgeberbauen.de Redaktion: Monica Minzlaff Die Themen der Sendung: • • • • • • • Blei im Trinkwasser Urlaub in LPG-Gästewohnungen Neue Dämmstoffe KfW-Förderprogramme 2010 Nachgefragt: Epoxidharz bei Lidl Performancehotel Infos Blei im Trinkwasser von Jörg Heimbrecht In jedem zehnten Haus stecken noch immer Bleirohre in der Wand, durch die Trinkwasser fließt. Und die muss der Hausbesitzer entfernen lassen, fordert das Umweltbundesamt. „Blei ist insbesondere für Kleinkinder und Säuglinge von großer Bedeutung“, warnt Prof. Martin Exner, Leiter der Trinkwasserkommission des Umweltbundesamtes. „Hier kann es zu Nervenveränderungen und Nervenstörungen kommen. Es kann auch zu einer Verlangsamung des Denkens kommen. Aus diesem Grunde sagt man, dass es so entscheidend ist, gerade Säuglinge vor den Auswirkungen von Blei, u.a. auch über das Trinkwasser zu schützen.“ In Bonn im Haus von Julie Damian gibt es keine Bleileitungen. Deshalb nimmt sie warmes Wasser aus der Leitung, kocht das Wasser ab und macht ihrem sechs Monate alten Sohn ein Fläschchen. Und obwohl das warme Wasser aus einer bleifreien Leitung stammt, kann der kleine Kjell damit mehr Blei aufnehmen, als für ihn gesund ist. Wir sind bei der Bruse KG in Attendorn im Sauerland. Hier werden aus glühenden Rohlingen Wasserhähne, Absperrventile und andere Trinkwasserarmaturen produziert. Und die Messinglegierung, aus denen die hergestellt werden, kann auch heute noch bis zu zwei Prozent Blei enthalten. „Das Blei ist in den Armaturen, damit die wasserführenden Wege einfacher gebohrt werden können“, klärt uns Stefan Schröer von der Bruse KG auf. Und das Blei, das dafür sorgt, dass solche Löcher leichter gebohrt werden können, wird durch warmes Trinkwasser besonders gut gelöst. Wir wollen untersuchen, ob man wenigstens kaltes Wasser aus dem Hahn fürs Babyfläschchen verwenden darf. Deshalb haben wir Absperrventile, Wasserrohre und Wasserhähne eingekauft und im akkreditierten Indikator-Labor in Wuppertal mit Trinkwasser füllen lassen. Da bleiben sie über Nacht stehen. Dann wird das Wasser abgelassen und auf Schwermetalle untersucht. „Wir haben Schwermetalle gefunden in einer Vielzahl von Armaturen“, fasst Achim Schmottlach von der Indikator GmbH das Ergebnis zusammen. „Blei in recht hohen Konzentrationen, Nickel und auch Kupfer. Einige Armaturen waren aber auch nahezu frei von Schwermetallen.“ © WDR Köln 2010 Seite 1 von 9 Viele Produkte sind belastet Nur wenig Schwermetalle gaben an Wasser ab: • • • • • eine Mixomat-Armatur und ein Rohrnippel aus dem Bauhaus, ein Hansgrohe-Waschtischmischer, gekauft bei hagebau, eine Vitalis-Armatur und ein Kupferrohr, gekauft bei OBI, ein Kupferrohr von Praktiker, und eine Sirani-Armatur, die wir bei toom gekauft haben. Mit Nickel belastet, was Allergikern gesundheitliche Probleme bereiten kann, war das Wasser aus den Mischbatterien Budget von Praktiker und Tratto, gekauft bei Hagebau. Deutlich Blei gaben ans Wasser ab ein Standventil von Bahr, ein Ventil aus dem Bauhaus und ein Verbindungsnippel von Hellweg. Und ein Absperrhahn von Hellweg belastete über Nacht das Wasser bei unserem Test so stark mit Blei, dass ein Baby, wenn es dieses Wasser in seinem Fläschchen trinkt, so viel Blei aufnimmt, wie die Weltgesundheitsorganisation für einen ganzen Tag für vertretbar hält. „Das ist kein Einzelfall, sondern das geht aus vielen Befunden hervor“, weiß Prof. Exner. „Aus diesem Grunde gilt ja, dass Wasser, das längere Zeit (in der Leitung) gestanden hat - wir sagen schon ab vier Stunden Stagnationszeit - solange ablaufen muss, bis es eine gleichmäßige, kühle Temperatur hat.“ Dabei geht es auch anders. Schon seit fünf Jahren ist eine neue Legierung auf dem Markt, die weder Blei noch Nickel enthält. Daraus stellt die Firma Bruse, wie einige andere Firmen auch, Trinkwasserarmaturen her, die keine Schwermetalle ans Wasser abgeben können. Die bleifreien Absperrventile und Mischbatterien gibt es in keinem Baumarkt. Sie werden nur in wenigen Fachgeschäften verkauft und deshalb auch nur in kleinen Stückzahlen produziert. Auch deshalb sind sie zurzeit noch erheblich teurer als Armaturen, die Blei enthalten. Und vorgeschrieben werden die bleifreien Armaturen in nächster Zeit wohl auch nicht. Denn auch die bleihaltigen Hähne halten die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung ein, wie uns Hersteller und Händler mitteilten. Weil mehrere Rohrstücke und Absperrventile im Haus das Wasser belasten können, müssen wir, wenn Wasser länger in der Leitung steht, also weiter bis zu zwei Liter ablaufen lassen, bevor wir damit Lebensmittel zubereiten. Damit unsere Kinder nicht eventuell später an Nervenveränderungen und Denkstörungen leiden, weil sie zuviel Blei aufgenommen haben. Weitere Infos: Angaben zu den Herstellern bleifreier Trinkwasserarmaturen erhalten Sie bei unserer Hotline WDR Fernsehen: Tel. 0221 56789-999. Bitte beachten Sie: Nicht alle Trinkwasserarmaturen der dort genannten Hersteller/Lieferanten sind bleifrei. © WDR Köln 2010 Seite 2 von 9 Urlaub in LPG-Gästewohnungen von Klaus Kuderer Im Urlaub eine voll eingerichtete Wohnung für einen solventen Preis mieten - das ist möglich, wenn man sich mit einem durchschnittlichen Wohngebiet zufrieden gibt. Auf Ferienwohnungsanbieter müssen Interessenten dabei nicht zurückgreifen. Urlaub bei Genossen Ob Berlin, Leipzig oder Hamburg - viele Wohnungsgenossenschaften und auch einige kommunale Wohnungsunternehmen vermieten gut ausgestattete Apartments an Gäste. Vor allem im Osten, Norden und Westen Deutschlands finden sich derartige Angebote, da man hier häufiger gegen Leerstände ankämpft. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern setzt man darauf, die Einnahmen durch die Vermietung an Touristen etwas zu erhöhen. „Für uns ist aber auch ein besseres Image sehr wichtig“, bestätigt Wolfgang Albrecht von der Warener Wohnungsgenossenschaft eG. 19 Gästewohnungen stehen mittlerweile zur Verfügung. Und ein weiterer Effekt hat sich eingestellt: Die ansässigen Mieter freut es zunehmend, dass sich die Besucher positiv über ihre Siedlung äußern. Außerdem wird so der Leerstand bekämpft, der ein zunehmendes Problem beispielsweise in den neuen Bundesländern ist. Solide Preise Für eine Dreizimmerwohnung mit Küche, Bad und Balkon inklusive Blick auf den größten deutschen Binnensee, die Müritz, zahlen bis zu vier Personen nur 42 Euro. Kleinere Wohnungen gibt es schon ab 31 Euro pro Nacht. Bettwäsche und Handtücher werden auf Wunsch gestellt (pro Person 4 Euro). Möchten die Gäste die Endreinigung nicht selbst vornehmen, muss dafür eine Pauschale entrichtet werden. Ein Mieter aus der Nachbarschaft ist ehrenamtlich für die Schlüsselübergabe und einige Kurzinformationen zuständig. Und für manchen Besucher aus dem Westen ist das Wohnen in einem renovierten Plattenbau noch ein ganz besonderes Erlebnis. „Hier ist es ruhig, alles ist vorhanden und sauber“, freuen sich Sigrun und Harry Kleiber aus dem Saarland. Städtetrip mal anders Manche Anbieter beschränken sich allerdings auf die Vermietung an Bekannte und Verwandte ihrer eigenen Mieter oder Mitglieder. Dennoch lassen sich auch in Tourismuszentren wie Berlin, Hamburg oder Leipzig günstige Wohnungen finden, die vor allem für kleinere Gruppen oder Familien eine preisgünstige Alternative darstellen. Berlin-Hellersdorf ist nicht im Zentrum der Hauptstadt, hat aber einen guten U-Bahn-Anschluss. Fünf Gästewohnungen - eine Zwei-, drei Drei- und eine Vierzimmerwohnung - bietet die Hellersdorfer Wohnungsbaugenossenschaft eG für Touristen an. Maximal sechs Personen können untergebracht werden. Und jede Wohnung ist unter einem anderen Motto eingerichtet: mal im Kolonialstil, mal spanisch, mal amerikanisch. „Wir wollen die Weltoffenheit in unserem Kiez damit zum Ausdruck bringen“, erklärt Marlies Hartmann von der Hellersdorfer Wohnungsbaugenossenschaft. Vorhanden sind u.a. Kabel-TV und eine komplett eingerichtete Einbauküche mit Geschirr, Besteck, Kaffeemaschine und Elektroherd sowie Parkmöglichkeiten. Per Internet gibt es eine direkte Reservierungsmöglichkeit. Den Schlüssel muss man zur vereinbarten Zeit in der Verwaltungszentrale einige Straßen weiter abholen. Gehobener Wohnstandard zu kleinen Preisen Solange Touristen auf zentrale Lagen verzichten, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgesprochen gut. Selbst auf Rügen können Urlauber ein Schnäppchen machen, wenn sie relativ kurze Wege zu den Stränden oder Sehenswürdigkeiten in Kauf nehmen. Ein komplettes Verzeichnis der Ferienund Gästewohnungen gibt es nicht, dafür aber verschiedene Listen mit ausgewählten Genossenschaften. Im Küstenhinterland Mecklenburg-Vorpommerns werden mancherorts nur acht Euro pro Person und Nacht verlangt. In Berlin-Wilmersdorf hingegen müssen bis zu vier Gäste mit bis zu 70 Euro für eine komplette Kleinwohnung rechnen. Hilfreich ist es, bei den örtlichen Wohnungsgesellschaften nachzufragen, ob sie auch für Nichtmitglieder möblierte Ferienunterkünfte vermieten. © WDR Köln 2010 Seite 3 von 9 Links Gästewohnen - Angebote in 18 Städten, u.a. Berlin, Hamburg und Weimar Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. urlaubswohnen-in-mv Kontaktadressen in Mecklenburg-Vorpommern Warener Wohnungsgenossenschaft Reservierungsmöglichkeiten der Warener Wohnungsgenossenschaft eG Bauen + Wohnen eG Braunschweig Angebote der Braunschweiger Genossenschaft in vielen Städten Wohnungsbaugenossenschaft Hellersdorfer Kiez eG Mietmöglichkeiten in Berlin-Hellersdorf degewo AG Wohnmöglichkeiten in Berlin Neue Dämmstoffe von Werner Ahlschwedt Über 30 Zentimeter Dämmstärke benötigt man, wenn wirklich nachhaltig gedämmt werden soll und der Niedrigenergiehaus- oder Passivhausstandard bei bestehenden Immobilien erreicht werden soll, meint der Paderborner Dämmexperte Arnold Drewer. Und das bedeutet burgartige Mauern mit Fenstern, die an Schießscharten erinnern. Für viele Hausbesitzer ein Graus. Auch wenn die Energieeinsparverordnung, die für 2012 geplant war, nun später kommen wird. Der Heizwärmebedarf wird langfristig gesenkt. Da hilft kein Tricksen an der Heizung. Da muss Dämmung her. Forscher und Hersteller suchen nach neuen oder optimierten Systemen mit hoher Dämmleistung oder arbeiten an der Optimierung von konventionellen Dämmmaterialien mit entsprechend kleinen Wärmeleitwerten. Denn, vereinfacht gesagt, je kleiner der Wert, desto besser ist die Dämmwirkung. Inzwischen bieten viele Hersteller Möglichkeiten, auch mit erheblich dünneren Dämmstärken den hohen Dämmeffekt zu erreichen. „Ein Dämmstoff mit der Wärmeleitzahl 032 zum Beispiel bietet die Möglichkeit, mit geringen Dämmstoffdicken schon die Vorgaben der EnEV zu erfüllen“, sagt Arnold Drewer. Die kosten- und zeitintensive Aufdopplung beispielsweise bei der Dachinnendämmung entfällt dadurch. Das spart Zeit und Geld. Ein Blick in die Labors Hersteller wie Isover-Dämmstoffe haben in ihren Labors geforscht und die Produktion auf neue Dämmstoffe eingestellt. Ergebnis: Noch feinere Glasfäden, die noch stärker verdichtet werden und aus denen fünf Zentimeter dünne Glaswolldämmung mit einem Wärmeleitwert von 032 entstehen. Ein Großteil - nach Expertenschätzung zu über 80 Prozent - der Fassaden, wird mit Polyurethanschaum oder Polystyrolplatten - eine Handelsbezeichnung: Styropor - gedämmt. Das ist preiswert und von hohem Dämmwert, aber nicht unumstritten, weil das Material auf Erdölbasis hergestellt wird. Aber das für Dämmstoffe genutzte Öl hilft auch, die großen Mengen an Heizöl zu reduzieren, die anderenfalls einfach verheizt würden. © WDR Köln 2010 Seite 4 von 9 Grafitteilchen als Dämmung Eine Weiterentwicklung des „Styropors“ aus den BASF-Labors mit Wärmeleitwert 032 ist „Neopor“. Das silbergraue Polystyrolgranulat enthält Grafitteilchen. Sie absorbieren die Wärmestrahlung. Das senkt den Wärmeverlust. Das neue Material dämmt bis zu 20 Prozent besser als herkömmliches Polystyrol. Eine Variation dieses Materials ist die anthrazitfarbene Platte mit dem Markennamen Neowall mit durchaus identischen Dämmeigenschaften. Eine auffällige Kombination auf Basis der Grafitteilchen ist gefleckter Polystyrol-Hartschaum: Die sogenannte Dalmatinerplatte vom Hersteller Capatec. Der Flach-Dalmatiner hat den Wärmeleitwert 032. Nur das Aussehen variiert. Weißes Pulver Aerogel ist ein weiterer Dämmstoff aus dem Labor. Die Grundsubstanz besteht aus amorpher, also unstrukturierter Kieselsäure. Aerogel wird unter dem Markennamen Nanogel vertrieben und vorzugsweise eingesetzt bei dem sogenannten zweischaligen Mauerwerk. „Man nimmt Nanogel vorzugsweise dann, wenn die Hohlschichten sehr schmal sind. Zum Einblasen genügt eine Klinkerfuge. Für Hohlschichten von zwei bis fünf Zentimeter ist dieses Produkt eine gute, effektive Lösung für den Hausbesitzer, der sein Haus auf einen sehr guten Dämmstandard bringen möchte“, meint Dämmexperte Arnold Drewer, der zugleich Geschäftsführer vom Institut für preisoptimierte energetische Gebäudemodernisierung ist. Aber das innovative, hochdämmende Material für zweischaliges Mauerwerk ist noch recht teuer. Wem der Hohlraum fehlt, kann man Aerogel auch als Matte am Haus anbringen. Grünes Gras Relativ neu auf dem deutschen Markt und so gut wie nicht bekannt ist ein ökologischer Einblasdämmstoff Agricell auf der Basis von Wiesengras. Als Rohstoff wird ausschließlich Wiesengras von sogenannten „Stilllegungsflächen“ geerntet, ohne Zusatz von Chemikalien aufgeschlossen, gereinigt und getrocknet. „Recht preiswert und technisch sehr hochwertig“, meint Arnold Drewer. Luftdicht verpackt Sie sehen aus wie eine luftdichte Kaffeepackung, die sogenannten „VIPs“ - Vakuum-IsolationsPaneele. Bisher wurden Vakuumdämmelemente vor allem zur effizienten Dämmung von Kühl- und Gefriergeräten eingesetzt. Umhüllung aus Aluminiumverbundfolien macht die Vakuumisolationstechnik auch für den Baubereich interessant. Das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung, kurz ZAE, hat die VIPs als erstes weltweit für den Gebäudebereich getestet. Dr. Ulrich Heinemann vom ZAE hat diese Versuche federführend begleitet. „Vor mehr als 12 Jahren haben wir erstmals im Selbstversuch solche Vakuum-Isolations-Paneele bei uns in der Fassade eingesetzt. Und konnten feststellen, in der Praxis kann man zehnmal bessere Dämmwerte bei gleicher Dämmstärke gegenüber konventionellen Dämmlösungen erreichen.“ VIPs sind teure und vor allem fertige Elemente. Sie lassen sich nicht vor Ort zuschneiden wie herkömmliche Dämmstoffe, sondern müssen für das Haus bzw. das Haus muss nach den Maßen der Paneele geplant werden. Daher verdrängen sie also gängige Dämmsysteme nicht, da ist sich auch Ulrich Heinemann sicher: „Von daher ist es nicht die Konkurrenz zum herkömmlichen Dämmmaterial, sondern es wird dort eingesetzt, wo der Raumgewinn eine absolute Rolle spielt.“ Last but not least - der Ziegel Und auch der Ziegel entwickelt sich weiter: Ziegelhersteller Schlagmann hat einen wärmedämmenden Ziegel nun auch zum nachträglichen Einsatz oder Vorsatz an bestehenden Fassaden auf den Markt gebracht. Innendämmung zum Sprühen und Kleben Für Häuser, deren Fassaden nicht verändert werden können oder dürfen, muss Innendämmung her. Die Zellulose zum Aufsprühen, vom österreichischen Hersteller Isocell, passt sich innen jedem Mauernwerk an und wird später nur verputzt. Der Klima regulierende Dämmstoff hat den Wärmeleitwert 052. © WDR Köln 2010 Seite 5 von 9 Eine Innendämmung, die ebenso eine Klimaregelung hat, aber angeklebt wird, ist die neue Polyurethan-Hartschaumplatte IQ-Therm 80 von Remmers. Acht Zentimeter schmal und mit gutem Wärmeleitwert von 031. Nicht ganz so neu, aber mit einem guten Dämmwert : die Dämmhülsen aus Pappe. Die Dämmhülse sieht aus wie eine in kleine Abschnitte zerlegte Teppichbodenrolle, die aufrecht stehend und mit Zellulose gefüllt, als Ständerwerk für OSB-Platten dient. Wird Zellulose-Dämmstoff unter die Platte und zwischen die Hülsen geblasen, hat man eine wärmebrückenfreie Konstruktion, die nicht mehr von oben zusammendrückt wird. „Die wahre Kunst der energetischen Altbausanierung besteht aber darin“, meint Drewer, „verschiedene Materialien miteinander sinnvoll zu kombinieren.“ Und es wäre doch eine neue Herausforderung für Hersteller und Forscher, die beste und preiswerteste Materialkombination zu finden. Für hohe Effizienz und niedrigste Wandstärken. Links Fachagentur nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V IpeG-Institut - Institut für preisoptimierte energetische Gebäudemodernisierung KfW-Förderprogramme 2010 von Jochen Dietrich Wer heute ein Haus baut, kommt um das Thema Energie nicht herum. Und auch bei der Finanzierung werden Energiesparer durch besonders niedrige Zinsen oder hohe Zuschüsse belohnt. Die staatliche KfW-Bank fördert beim Bauen wie beim Sanieren ganz besonders den effizienten Umgang mit Energie - kurz: das Effizienzhaus, für das die Deutsche Energie-Agentur (dena) auch ein Gütesiegel entwickelt hat. Was ist ein Effizienzhaus? „Das Effizienzhaus-Gütesiegel bewertet die Energieeffizienz eines Gebäudes. Es zeichnet neu gebaute oder sanierte Wohnhäuser aus, die einen besonders niedrigen Energiebedarf haben. Bei der Bewertung der Energieeffizienz bezieht sich das Effizienzhaus-Gütesiegel auf die gesetzliche Vorgabe für vergleichbare Neubauten in der Energieeinsparverordnung (EnEV). Diese schreibt vor, wie viel Energie ein Neubau maximal für Heizung und Warmwasser benötigen darf. Dieser Energiewert ist die Grundlage für die Bewertung beim Effizienzhaus-Gütesiegel und gilt sowohl für Neubauten als auch für sanierte Gebäude. Die Effizienzklasse wird über einen Zahlenzusatz erkennbar: Ein Effizienzhaus 100 benötigt 100 Prozent des maximal zugelassenen Energiewerts für vergleichbare Neubauten, ein Effizienzhaus 70 nur 70 Prozent usw.. Laut dena gilt also: je niedriger die Zahl, desto höher die Energieeffizienz. Zinsgünstige Kredite und Zuschüsse in Höhe von 9 Mrd. hat die bundeseigene KfW-Förderbank für die Sanierung und den Bau von energiesparenden Häusern und Wohnungen im letzten Jahr ausgegeben. Fast 250.000 Eigenheime wurden so mit Staatsgeldern mitfinanziert, bekamen eine neue Dämmung, eine moderne Heizung oder eine Solaranlage aufs Dach. Und auch in diesem Jahr geht der Boom weiter, die Zahl der Förderanträge erreicht Rekordniveau. © WDR Köln 2010 Seite 6 von 9 Energieeffizienter Neubau Fast 35.000 neue, energiesparende Häuser sind so im vergangenen Jahr mit Hilfe von zinsgünstigen Darlehen der KfW mitfinanziert worden. Seit dem 1. Juli 2010 gelten für die Programme der Förderbank neue Bedingungen, die die Förderung an die verschärften gesetzlichen Energiesparvorgaben anpassen. Konkret heißt das: Beim Neubau werden künftig nur noch Effizienzhäuser der Kategorien 70, 55 und 40 gefördert. Die Kreditsumme bleibt bei maximal 50.000 Euro, der Zinssatz ist gleich für alle Förderungen. Neu: Fürs Effizienzhaus 55 gibt es einen Tilgungszuschuss von 5 Prozent der Kreditsumme, für ein Effizienzhaus 40 sogar 10 Prozent. Allerdings: Für diese sehr anspruchsvollen Effizienzstufen ist künftig eine qualifizierte Baubegleitung, die mit bis zu 2.000 Euro bezuschusst wird, obligatorisch. Energetische Sanierung Der größte Teil der KfW-Förderkredite wird für die Sanierung von Altbauten ausgegeben. Gefördert werden sowohl Einzelmaßnahmen, wie der Einbau von neuen Fenstern oder einer moderne Heizung, als auch die komplette ökologische Sanierung von der Dämmung bis zur Solaranlage. Jetzt steigen die Ansprüche an den Energieverbrauch. Das heißt: Bei der Sanierung werden künftig Effizienzhäuser zwischen 115 und 55 mit einen Kredit bis zu maximal 75.000 Euro gefördert. Der Zinssatz ist auch hier einheitlich. Der Tilgungszuschuss liegt je nach Energieeinsparung zwischen 2,5 und 12,5 Prozent der Kreditsumme. Statt eines Kredites gibt es auch die Möglichkeit, einen Zuschuss zu beantragen. Er liegt je nach Sanierungserfolg zwischen 5.625 und 13.125 Euro. Altersgerecht umbauen Statt eines zinsgünstigen Darlehens können Eigentümer für den altersgerechten Umbau jetzt auch einen Zuschuss beantragen. Maximal 2.500 Euro Förderung gibt es pro Wohnung. Außerdem wurde der Kreis der Anspruchsberechtigten ausgeweitet. Die Förderung gibt es künftig nicht nur für den Umbau, sondern auch für den Erwerb frisch umgebauter Wohnungen oder Häuser. Wo beantragen? Wer in den Genuss der staatlichen Förderung kommen will, muss sich, wenn er einen Kredit will, an die Hausbank wenden. Zuschüsse müssen dagegen direkt bei der KfW beantragt werden. Link: KfW-Bankengruppe Nachgefragt: Epoxidharz bei Lidl von Jörg Heimbrecht Im März hatte ARD Ratgeber Bauen+Wohnen berichtet: Mit Produkten, die Epoxidharze enthalten, kann man Fliesen reparieren, kleben und spachteln. Man darf sie aber nur mit besonderen Chemikalienschutzhandschuhen verarbeiten, sonst können sie schwere Allergien mit großflächigen, offenen Wunden und sogar Asthmaanfälle auslösen. Vor zwei Wochen hatte Lidl eine Uhu Epoxy Kitt Reparaturmasse im Angebot, mit der man zum Beispiel Löcher in der Wand stopfen kann. Im Sicherheitsdatenblatt von Uhu werden, völlig korrekt, spezielle, für Epoxidharz geeignete Schutzhandschuhe gefordert. Auf der Verpackung und im Internet sieht man dagegen, wie das Lidl Epoxy Kitt mit bloßen Händen verarbeitet wird. Nach unserem Hinweis wollte Lidl das ändern. © WDR Köln 2010 Seite 7 von 9 Die Firma schrieb uns: „Für die nächste... Werbeaktion wurde... vereinbart, dass die Piktogramme auf der Rückseite der Verpackung, die die Verarbeitung im direkten Hautkontakt zeigen, nicht mehr verwendet werden.“ Wochen danach, bei Redaktionsschluss, zeigte die Lidl-Werbung im Internet aber immer noch, wie man das Epoxy Kitt mit ungeschützten, bloßen Fingern in Löcher schmiert. Performance Hotel von Dr. Micha Hektor Haarkötter Stuttgart: Landeshauptstadt, Zentrum der Häuslebauer, Schwabenmetropole. Doch inmitten der schwäbischen Betriebsamkeit gibt es auch ganz andere Wohnideen: Ein Hotel, in dem für die Übernachtung nicht mit barer Münze, sondern mit Kunstaktionen bezahlt werden kann. Im Stuttgarter Distrikt Ost steht das Performance Hotel. Hier gilt: Schlafplatz gegen Kunstperformance. Deswegen verändert sich das Hotel auch ständig: Tisch und Wände zu bemalen und zu verzieren, ist hier ausdrücklich erwünscht. Die kunstversierten Bewohner hinterlassen ihre Spuren. Erfinder des Performance Hotels ist der koreanische Künstler Byung Chul Kim. Er ist Hoteldirektor, Koch, Zimmerservice und Mädchen für alles. Das (baufällige) Haus ist ihm von der Stadt Stuttgart für ein Jahr zur Verfügung gestellt worden. Das Performance Hotel trägt sich wirtschaftlich selbst, aber für den Lebensunterhalt des koreanischen Lebenskünstlers Kim reicht es nicht: Nebenbei repariert er Fahrräder. Abtauchen im Gulli Mit welchen Performanceaktionen bezahlen nun die Bewohner des Hotels? Die Saarbrücker Künstlerin Steffi Westermeyer zum Beispiel versenkt sich selbst in einem nahen Gulli auf der Straße vor dem Hotel und macht von dort aus Fotos mit ihrer Digitalkamera, um auf diese Weise ganz neue Ansichten vom urbanen Umfeld zu gewinnen. Die Performancekünstlerin Lena Lieselotte Schuster hat in einem der Hotelzimmer ein gigantisches Gebläse installiert, durch das pausenlos Konfetti in den Raum geblasen werden. Ist das Kunst? „Ob das Kunst ist“, erklärt Steffi Westermeyer, „das muss jeder selbst entscheiden“. Nicht immer lässt sich im Performance Hotel noch unterscheiden, wo die Kunst aufhört und der Alltag anfängt. Wenn Hoteldirektor Kim zum Beispiel die Konfetti wieder aufkehrt, ist ihm zuzutrauen, das noch als „Kehr-Performance“ auszugeben. Irgendwie ist ja alles Performance im Performance Hotel. Frei nach Joseph Beuys: Alles ist Kunst. Jeder Mensch ist ein Künstler. Nicht nur Kunst und Entspannung gehören irgendwie zusammen! Auch mit gesellschaftlichen und ökonomischen Prozessen will die Performancekunst zu tun haben. Findet auch die Stuttgarter Kunstdozentin Susanne Jakob, die das Projekt wissenschaftlich begleitet: „Das bringt natürlich auch die traditionelle Geldwirtschaft, dass man Geld gibt für eine Ware, und das ist ein Gegenmodell gegen all das, was wir um uns herum erleben.“ Das Performance Hotel will auf seine avantgardistische Art und Weise dennoch ein ganz normales Hotel sein. Deswegen gibt es beispielsweise wie in jedem besseren Haus einen Wellnessbereich: Es handelt sich um eine rostige Badewanne im Garten zwischen Unkraut und Gestrüpp. „Hier kann man sehr gut entspannen“, erklärt Kim. Nicht jede Kunst ist für die Ewigkeit bestimmt. Das Performance Hotel in Stuttgart soll nach diesem Sommer abgerissen werden. Für den Künstler wird das bestimmt eine Abrissperformance. Link: Performance Hotel © WDR Köln 2010 Seite 8 von 9 Infos von Dieter Schug Möbellieferant dafür verantwortlich, dass Möbel in Wohnung passen Liefert ein Möbelhaus seine Ware an Kunden aus, dann ist es auch dafür verantwortlich, dass die Möbel durch den Flur und die Türen passen, hat das Oberlandesgericht Stuttgart entschieden. Ein Unternehmen dort hatte die Verantwortung dafür im Kaufvertrag auf die Kunden übertragen. Dies, so die Richter, ist eine Benachteiligung des Käufers, da diesem oft die Verpackungsgröße nicht bekannt sei und er meistens auch nicht wisse, ob die Möbel zerlegt werden können. Schäden, die beim Transport entstehen, so die Richter, muss also der Lieferant tragen. Link: Verbraucherzentrale erfolgreich gegen verbraucherfeindliche Klausel Geschäftsbedingung von Möbel Gamerdinger unwirksam Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Kein Schadenersatz bei „morschem“ Schloss Garagen oder andere Nebengebäude, die ins Haus führen, sollten sicher abschließbar sein. Denn eine Hausratversicherung muss bei einem Einbruch nicht zahlen, wenn der Einbrecher ohne Kraftaufwand in die Wohnung gelangt ist. So hat das Landgericht Essen in einem Fall entschieden, bei dem die Diebe durch eine Garage ins Haus gelangten. Da das Schloss „morsch“ und damit wirkungslos gewesen sei, so die Richter, müsse die Versicherung für den Schaden nicht aufkommen. (AZ 15 S 297/08) Dieser Text gibt den Inhalt der Fernsehbeiträge von Ratgeber Bauen+Wohnen vom 11.07.2010 wieder, ergänzt um Zusatzinformationen der Redaktion. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt. © WDR Köln 2010 Seite 9 von 9