Klausur vom 21.10.2010 Algebra II Rolf Farnsteiner Lösungen Daiva Pučinskaitė Algebra II || || Klausur vom 21.10.2010 Aufgabe 1. Sei R ein Ring. Ein R-Modul M heißt artinsch, falls es für jede Folge (Ni )i≥0 von Untermoduln von M mit Ni ⊇ Ni+1 ∀ i ≥ 0 ein n0 ∈ N mit Nn = Nn0 ∀ n ≥ n0 gibt. (1) Zeigen Sie, dass der Z-Modul Z nicht artinsch ist. (2) Sei ϕ : M −→ M eine injektive R-lineare Abbildung eines artinschen R-Moduls M . Zeigen Sie, dass ϕ bijektiv ist. (3) Seien M, N R-Moduln sowie ψ : M ⊕ N −→ M eine injektive R-lineare Abbildung. Zeigen Sie: Ist M artinsch, so gilt N = (0). Zu (1). Sei m ∈ N mit m 6= 0, 1, −1. Für jedes i ∈ N bezeichnen wir mit Zi den von mi erzeugten Z-Untermodul von Z. Es gilt also Zi = mi Z = {mi · r | r ∈ Z}. Für jedes i ∈ N erhalten wir Zi ⊃ Zi+1 : ” ⊇ ” Sei a ∈ Zi+1 , dann existiert ein r ∈ Z mit a = r · mi+1 = r · m · mi . Aus r · m ∈ Z folgt a ∈ Zi und damit Zi ⊇ Zi+1 . ” 6= ” Angenommen mi ∈ Zi ist ein Element aus Zi+1 , dann existiert ein r ∈ Z mit mi = r · mi+1 = r · m · mi+1 . Wegen m 6= 0 gilt r · m = 1 und damit r, m ∈ Z∗ = {−1, 1}. Dies steht im Widerspruch zu m 6= −1, 1. Daraus folgt mi 6∈ Zi+1 und damit gilt Zi 6= Zi+1 für alle i ∈ N. Für die Folge (Zi )i≥0 wird die Inklusionskette Z0 ⊃ Z1 ⊃ · · · ⊃ Zn ⊃ Zn+1 ⊃ · · · nicht stationär. Damit ist Z kein artinscher Z-Modul. Zu (2). Angenommen ϕ ist nicht bijektiv. Wir zeigen, dass eine Folge (Ni )i≥0 von Untermoduln von M existiert, für die die Eigenschaft "es gibt ein n0 ∈ N mit Nn = Nn0 für alle n ≥ n0 " nicht erfüllt ist. Damit ist M nicht artinsch. Seien N, N 0 zwei beliebige Untermoduln von M mit N 0 ⊂ N , dann gilt ϕ(N 0 ) ⊂ ϕ(N ), denn ϕ ist injektiv. Außerdem ist ϕ(N 0 ) ein Untermodul von ϕ(N ) und damit von M . Da ϕ nicht bijektiv ist, ist ϕ(M ) ein echter Untermodul von M . Seien N0 := M und Ni := ϕi (M ) für alle i ∈ N, hier ϕi = ϕ ◦ · · · ◦ ϕ. Für die Folge (Ni )i≥0 gilt Ni ⊃ Ni+1 , | {z } i−mal denn Ni+1 = ϕ(Ni ) ein echter Untermodul von Ni für alle i ≥ 0 ist und damit gibt es kein n0 ∈ N mit Nn = Nn0 für alle n ≥ n0 . (3) Sei ι : M −→ M ⊕ N die kanonische Injektion (es gilt ι(m) = (m, 0)). Da ι und ψ◦ι ψ injektiv sind, ist die R-lineare Abbildung M −→ M injektiv und damit nach (2) auch bijektiv, denn M ist artinsch. Es gilt also im(ψ ◦ ι) = M , oder anders gesagt es gilt (ψ ◦ ι)(M ) = ψ(ι(M )) = ψ {(m, 0) | m ∈ M } = {ψ(m, 0) | m ∈ M } = M . Sei nun n ∈ N , dann ψ(0, n) ∈ M . Aus der letzten Gleichung folgt, dass es ein m ∈ M mit ψ(0, n) = ψ(m, 0) gibt. Nach der Voraussetzung ist ψ injektiv, so erhalten wir (0, n) = (m, 0) und damit n = 0. Somit gilt N = {0}. Algebra II || || Klausur vom 21.10.2010 Aufgabe 2. Sei K ein Körper und X eine Unbestimmte über K sowie M ein endlich erzeugter K[X]-Modul. [Damit erhält M durch Einschränkung der Operation von K[X] auf die konstanten Polynome die Struktur eines K-Vektorraums.] Zeigen Sie: Ist M ein Torsionsmodul, so ist M endlich-dimensional. Der Ring K[X] ist ein Hauptidealring. Nach der Vorlesung (I. Satz 7.6) existieren für einen endlich erzeugten Torsionsmodul M über K[X] Primelemente f1 , . . . , fn von K[X] und natürliche Zahlen m1 , . . . , mn mit n M ∼ M= K[X]/ (fimi ) . i=1 Wir zeigen, dass der K-Vektorraum K[X]/ (f ) für jedes Polynom f ∈ K[X] mit f 6= 0 n X endlich-dimensional ist. Damit gilt dann dimK M = dimK (K[X]/ (fimi )) < ∞. i=1 Sei f ∈ K[X] mit f 6= 0. Für jedes Polynom g ∈ K[X] gibt es Polynome h, p ∈ K[X] mit g = f ·h+p und deg p < deg f = r (Division mit Rest). Für die Restklassen g = g +(f ) und p = p + (f ) aus K[X]/ (f ) gilt damit g = p. Aus deg p < r folgt, dass Koeffizienten r−1 X j k0 , k1 , . . . , kr−1 aus K existieren, mit g = kj X . Jedes Polynom aus K[X]/ (f ) ist also eine linearkombination aus 1, X, . . . , X dimK K[X]/ (f ) < ∞. j=0 r−1 . Für den K-Vektorraum K[X]/ (f ) gilt Algebra II || || Klausur vom 21.10.2010 Aufgabe 3. Sei X eine Unbestimmte über dem Körper R der reellen Zahlen sowie A ∈ Matn (R[X]) eine (n × n)-Matrix mit Elementarteilern a1 | a2 |,P . . . , | an ∈ R[X] r {0}. (1) Zeigen Sie die Gültigkeit der Gleichung deg(det(A)) = ni=1 deg(ai ). (2) Es gelte an = X 2 + 1 sowie a1 6∈ R. Bestimmen Sie deg(det(A)). Zu (1). Der R[X]-Modul R[X]n ist frei mit rk (R[X]n ) = n und A ∈ Matn (R[X]) induziert eine R[X]-lineare Abbildung f1 f1 R[X]n −→ R[X]n mit ... 7→ A ... . fn fn Nach der Vorlesung (I. Satz 7.8) existieren invertierbare Matrizen S, T ∈ Matn (R[X]) mit a1 0 . . . 0 0 a2 0 SAT = . . .. . . ... 0 0 · · · an Insbesondere gilt det(S), det(T ) ∈ R[X] = R∗ und nach dem Determinanten-Multiplikationssatz n Y ai = det(SAT ) = det(S) det(A) det(T ) = det(S) det(T ) det(A). | {z } ∗ i=1 =:r∈R∗ Da R[X] ein Integritätsbereich ist, gilt deg(f ·g) = deg(f )+deg(g) für alle f, g ∈ K[X]\{0}. Daraus folgt deg (det(SAT )) = deg (r det(A)) = deg(r) + deg (det(A)) = deg (det(A)) (es gilt deg(r) = 0, denn r ist ein von verschiedenes konstantes Polynom). Damit erhalten ! Null n n Y X wir deg (det(A)) = deg ai = deg(ai ). i=1 i=1 Zu (2). Aus a1 6∈ R folgt deg a1 ≥ 1. Da a1 ein Teiler von ai und ai ein Teiler von an = X 2 + 1 ist, gilt 1 ≤ deg ai ≤ 2 für alle i ∈ {1, . . . , n}. Das Polynom an ist irreduzibel, damit sind r und r0 (X 2 + 1) für alle r, r0 ∈ R∗ die Teiler von an . Es existieren also r1 , . . . , rn ∈ R∗ mit ai = ri (X 2 + 1) für alle i ∈ {1, . . . , n}. Nach (1) gilt n n X X 2 deg (det(A)) = deg ri (X + 1) = deg X 2 + 1 = 2n. i=1 i=1 Algebra II || Aufgabe 4. Es sei || Klausur vom 21.10.2010 √ √ Z[ 3] := {a+b 3 ; a, b ∈ Z} ⊆ R. Zeigen Sie: √ (1) Jedes Primideal P ∈ Spec(Z[ 3]) r {(0)} ist maximal. (2) Sei p ∈ Z eine Primzahl. Besitzt die Gleichung x2 = 3 im Körper Z/(p) keine √ √ Lösung, so ist Z[ 3]p Z[ 3] das einzige maximale Ideal M mit M ∩ Z = Zp. √ 2 3 eine Nullstelle Zu (1). Da √ √ des Polynoms X − 3 ∈ Z[X] ist, ist die Ringerweiterung √ Z[ 3] : Z ganz. Der Ring Z[ 3] ist ein Integritätsbereich, damit gilt (0) ∈ Spec(Z[ 3]). Nach der Vorlesung sind die Elemente der Faser ζ −1 ((p)) der Abbildung √ ζ : Spec(Z[ 3]) −→ Spec(Z) mit P 7→ P ∩ Z unvergleichbar (bzgl. der Inklusion). Aus (0) ∈ ζ −1 ((0)) (hier (0) ∈ Spec(Z)) √ folgt damit −1 ζ ((0)) = {(0)} und somit erhalten wir ζ(P) 6= (0) für jedes P ∈ Spec(Z[ 3]) r {(0)} Da alle von Null verschiedenen Primideale von Z maximal sind, ist ζ(P) ein maximales Ideal von Z. Nach der Vorlesung (Lemma II.2.3) erhalten wir, dass P maximal ist. Zu (2). Sei p ∈ Z eine Primzahl mit der Eigenschaft ā2 6= 3̄ für alle ā ∈ Z/(p). Wir √ betrachten das von p erzeugte Ideal √ √ Z[ 3]. √ √ M von Zunächst gilt M = Z[ 3]p = (a + b 3)p | a, b ∈ Z 6= Z[ 3], denn p − 1 + b 3 6∈ M. Außerdem gilt √ √ M ∩ Z = (a + b√3)p ∈ M | (a + b 3)p ∈ Z = (a + b 3)p ∈ M | b = 0 = {ap | a ∈ Z} = Zp √ Sei P ein Primideal von Z[ 3] mit P ∩ Z = Zp, dann gilt insbesondere p ∈ P und damit M ⊆ P. Nach (1) ist P maximal. Wir zeigen nun P ⊆ M, woraus dann folgt P = M, d.h. M ist das einzige M ∩ Z = Zp. √ √ maximale Ideal mit √ 2 Sei x + y 3 ∈ P, dann gilt x − y 2 3 = (x − y 3)(x + y 3) ∈ P ∩ Z. Nach der Voraussetzung erhalten wir x2 − y 2 3 ∈ Zp und damit x2 − y 2 3 = 0 in Z/(p). Wenn y 6∈ 2 Zp, dann ist y invertierbar in Z/(p), also gilt xy = 3 und damit erhalten wir einen Widerspruch zu der Voraussetzung, dass für alle a ∈ Z/(p) die Gleichung a = 3 nicht erfüllt sein kann. Damit gilt y ∈ Zp und x2 − y 2 3 = 0 in Z/(p). Anders gesagt x2 ∈ Zp |{z} =0 und daraus Somit existieren x0 , y 0 ∈ Z mit x = x0 p und y = y 0 p und damit √ folgt x0 ∈ Zp. √ √ gilt x + y 3 = (x + y 0 3)p ∈ Z[ 3]p. Daraus folgt P ⊆ M. Algebra II || || Klausur vom 21.10.2010 Aufgabe 5. Zeigen Sie, dass V := {(x, y) ∈ C2 ; x2 +y 2 = 1} eine irreduzible Varietät der Dimension 1 ist. Die Teilmenge V von C2 besteht aus der Nullstellen des Polynoms X 2 + Y 2 − 1, d.h. V = Z(X 2 + Y 2 − 1) ist eine affine Varietät (insbesondere gilt V 6= ∅, denn (1, 0) ∈ V ). Nach der Vorlesung ist V genau dann irreduzibel wenn I(V ) ein Primideal von C[X, Y ] ist (IV. Proposition 1.3). Da C ein algebraisch abgeschlossener Körper ist, gilt p nach dem Hilbertschen Nullstellensatz (IV. Theorem 1.4) I(V ) = I(Z(X 2 +Y 2 −1)) = (X 2 + Y 2 − 1). Wir zeigen nun, dass das Polynom X 2 + Y 2 − 1 irreduzibel ist, woraus dann folgt, dass 2 2 (X ist (denn C[X, Y ] ist ein faktorieller Ring). Außerdem gilt p + Y − 1) ein Primideal 2 2 2 2 (X + Y − 1) = (X + Y − 1) (nach den Eigenschaften von Primpolynomen). Das Polynom X 2 + Y 2 − 1 ist irreduzibel. Beweis. (Eisenstein-Kriterium). Der Ring R := C[Y ] ist faktoriell und p = Y −1 ∈ R irreduzibel mit p|(Y 2 − 1) und p2 - (Y 2 − 1). Aus ggT((Y 2 − 1), 1) = 1 folgt nach dem Eisenstein-Kriterium, dass X 2 + (Y 2 − 1) in R[X] irreduzibel ist. Somit ist X 2 + Y 2 − 1 irreduzibel in C[Y ][X] ∼ = C[X, Y ]. Es gilt 0 ≤ dimV ≤ 2. Aus (0, 0) 6∈ V folgt V 6= C2 und damit dimV 6= 2, denn C2 ist irreduzibel (Satz III. Korollar 5.5). Wenn dimV = 0, dann besteht V nur aus einem Element (da V irreduzibel ist), was offensichtlich nicht der Fall ist. Damit erhalten wir dimV = 1. ———————————————————————————————————– Ein alternativer Beweis für "Das Polynom X 2 + Y 2 − 1 ist irreduzibel": Beweis. Angenommen X 2 + Y 2 − 1 = f · g für nichtkonstanten Polynome f, g ∈ C[X, Y ]. Da C und damit auch C[X, Y ] Integritätsring ist, gilt 2 = deg(X 2 + Y 2 − 1) = deg(f ) + deg(g). Da f, g 6∈ C, gilt deg(f ) 6= 0 und deg(g) 6= 0. Damit erhalten wir deg(f ) = 1 und deg(g) = 1. Somit existieren a, b, c, a0 , b0 , c0 ∈ C mit f (x, y) = ax+by +c und g(x, y) = a0 x+ b0 y+c0 und damit gilt X 2 +Y 2 −1 = aa0 x2 +bb0 y 2 +cc0 +(ac0 +a0 c)x+(bc0 +b0 c)y+(ab0 +a0 b)xy. Nach Koeffizientenvergleich erhalten wir: (i) aa0 = bb0 = 1 und cc0 = −1, damit gilt a, a0 , b, b0 , c, c0 ∈ C∗ , (ii) ac0 +a0 c = bc0 +b0 c = ab0 +a0 b = 0, nach (i) gilt a2 −c2 = b2 −c2 = 0 und a2 +b2 = 0. Damit gilt a2 = b2 = c2 und 2a2 = 0. Aus der Körpereigenschaften folgt a2 = 0 und damit a = 0, was im Widerspruch zu (i) a 6= 0 steht. Somit gibt es keine nichtkonstanten Polynome f, g ∈ C[X, Y ] mit X 2 + Y 2 − 1 = f · g und damit ist X 2 + Y 2 − 1 ein irreduzibles Polynom. Ein alternativer Beweis für "dimV = 1": Beweis. Nach der Vorlesung (IV. Satz 1.9) ist die Dimension von V ist Krulldimension der Algebra C[V ] = C[X, Y ]/I(V ) = C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1). Wir bezeichnen mit R das Bild des Ring-Homomorphismus ι π π ◦ ι : C[X] ,→ C[X, Y ] C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1). ) n X i Es gilt R = f ∈ C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) f (X, Y ) = ci X , n ∈ N ∼ = C[X]. i=0 Sei f ∈ ker(π ◦ ι) ⊆ C[X] ⊂ C[X, Y ], dann f ∈ (X 2 − Y 2 − 1). Es existiert also ein g ∈ C[X, Y ] mit f (a) = g(a, b) · (a2 + b2 − 1) für alle a, b ∈ C und damit f (0) = g(0, 1) · (12 − 1) = 0. Daraus folgt f (0) = g(0, b) · (b2 − 1) = 0 für alle b ∈ C. Betrachten wir den zu g(0, Y ) · (Y 2 − 1) korrespondierenden Polynom aus C[Y ], so erhalten wir, dass dieses Polynom das Nullpolynom ist, denn es hat unendlich viele Nullstellen. Da Y 2 − 1 6= 0 ∈ C[Y ] ist g(0, Y ) das Nullpolynom in C[Y ] und damit g(a, b) = g(a, eb) für alle a, b, eb ∈ C. Aus f (a) = g(a, b) · (a2 + b2 − 1) = g(a, eb) · (a2 + eb2 − 1) für alle a, b, eb ∈ C folgt g(a, b) = 0 für alle a, b ∈ C. Damit erhalten wir ker(π ◦ ι) = {0}. Nach dem Homomorphiesatz erhalten wir C[X] ∼ = C[X]/ker(π ◦ ι) ∼ = im(π ◦ ι) = R. Nun zeigen wir, dass die Unteralgebra R von C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) eine Noethersche Normalisierung ist. Nach der Vorlesung (III. Korollar 5.6) gilt dann dimR = dimC[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) = 1 und damit ist V eine irreduzible Varietät der Dimension 1. ( Die Unteralgebra R von C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) ist eine Noethersche Normalisierung: Zunächst ist X algebraisch unabhängig (es gibt kein von Null verschiedenes Polynom in einer Variable mit den Koeffizienten in C mit X als eine Nullstelle). Für jedes Polynom g ∈ C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) gibt es Polynome f0 , . . . , fn ∈ R mit g = n X i fi Y oder anders gesagt C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) = R[Y ]. Da Y eine Nullstelle des i=0 2 Polynoms X2 + (X − 1) ∈ R[X] ist, ist Y ganz über R und damit ist C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1) ein endlich erzeugter R-Modul (II. Satz 1.1). Somit ist R eine Noethersche Normalisierung von C[X, Y ]/(X 2 + Y 2 − 1). Algebra II || || Klausur vom 21.10.2010 Aufgabe 6. Sei K ein algebraisch abgeschlossener Körper sowie U := A2 r {0}. Es bezeichne OA2 die Garbe der regulären Funktionen der affinen Ebene A2 . Für f ∈ K[X, Y ] sei D(f ) := {(a, b) ∈ A2 ; f (a, b) 6= 0}. Beweisen Sie folgende Aussagen: (1) U ist eine offene Teilmenge von A2 und es gilt U = D(X) ∪ D(Y ). (2) Die Abbildung res : K[A2 ] −→ OA2 (U ) ; f 7→ f |U ist injektiv. (3) Ist ϕ ∈ OA2 (U ) so gibt es f, g ∈ K[A2 ] und m, n ∈ N0 mit f (a, b) g(a, b) = ϕ(a, b) = n a bm ∀ (a, b) ∈ D(X) ∩ D(Y ). (4) Sei ϕ ∈ OA2 (U ). Dann existiert ein h ∈ K[A2 ] mit ϕ = h|U . Zu (1). Sei (X) das von X ∈ K[X, Y ] erzeugte Ideal, dann gilt Z(X) = {(0, b) | b ∈ K} und damit D(X) = A2 \Z(X). Analog dazu gilt D(Y ) = A2 \Z(Y ). Nach der Vorlesung sind D(X), D(Y ) und damit D(X) ∪ D(Y ) offene Teilmengen von A2 (Zariski-Topologie). Es reicht zu zeigen U = D(X) ∪ D(Y ). Dies folgt aus der folgenden Implikationskette: (a, b) ∈ U ⇔ (a, b) 6= (0, 0), ⇔ a 6= 0 oder b 6= 0, ⇔ (a, b) ∈ D(X) oder (a, b) ∈ D(Y ), ⇔ (a, b) ∈ D(X) ∪ D(Y ). Zu (2). Der Körper K ist algebraisch abgeschlossen und A2 ist eine affine Varietät. Nach der Vorlesung (IV. Satz 3.2) gilt K[A2 ] = O(A2 ) = K[X, Y ]. Seien f, g ∈ K[A2 ] mit res(f ) = res(g), dann (f − g)|U = 0 und damit U ⊆ Z(f − g). Da A2 irreduzibel (bezüglich der Zariski-Topologie) ist und U 6= ∅ offen ist, liegt U dicht in A2 . Außerdem gilt Z(F ) = Z(F ) für jede Teilmenge F ⊂ K[X, Y ]. Wir erhalten A2 = U ⊆ Z(f − g) = Z(f − g). Aus Z(f − g) ⊆ A2 folgt Z(f − g) = A2 und damit ist f − g das Nullpolynom, d.h. f = g. Also ist res injektiv. (1) Zu (3). Sei ϕ ∈ OA2 (U ) = OA2 (D(X) ∪ D(Y )). Wir betrachten ϕ|D(X) ∈ OA2 (D(X)) und ϕ|D(Y ) ∈ OA2 (D(Y )). Nach der Vorlesung (IV. Satz 3.2) gilt OA2 (D(X)) ∼ = K[X, Y ]X bzw. OA2 (D(Y )) ∼ = K[X, Y ]Y (Lokalisierung von K[X, Y ] an {X n | n ≥ 0} bzw. {Y n | n ≥ 0}). Es existieren also ein f ∈ K[X, Y ] und ein n ∈ N0 sowie ein g ∈ K[X, Y ] und ein m ∈ N0 f g f (a, b) mit ϕ|D(X) = n und ϕ|D(Y ) = m . Anders gesagt gilt ϕ(a, b) = für alle (a, b) ∈ X Y an g(a, b) D(X) sowie ϕ(a, b) = für alle (a, b) ∈ D(Y ) und damit erhalten wir bm f (a, b) g(a, b) ϕ(a, b) = = für alle (a, b) ∈ D(X) ∩ D(Y ). n a bm Zu (4). Sei ϕ ∈ OA2 (U ), dann gibt es nach (3) f, g ∈ K[X, Y ] und m, n ∈ N0 mit D(X) ∩ D(Y ) ⊆ Z(X m · f − Y n · g) = {(a, b) ∈ A2 | (X m · f − Y n · g)(a, b) = (0, 0)}. Mit der gleichen Argumentation wie in (3) erhalten wir A2 = D(X) ∩ D(Y ) ⊆ Z(X m · f − Y n · g) = Z(X m · f − Y n · g). Damit gilt Z(X m · f − Y n · g) = A2 und somit X m · f = Y n · g. Die Polynome X n und Y m sind teilerfremd, also X n teilt f und Y m teilt g. Damit existieren fe, ge ∈ K[X, Y ] mit f = X n · fe und g = Y m · ge. Daraus folgt X n · Y m · fe = X n · Y m · ge und damit ge = fe =: h (denn K[X, Y ] ist ein Integritätsbereich). f (a, b) g(a, b) Aus Teil (3) folgt ϕ(a, b) = für alle (a, b) ∈ D(X) und ϕ(a, b) = für alle n a bm (a, b) ∈ D(Y ). Damit gilt ϕ(a, b) = h(a, b) für alle (a, b) ∈ D(X) und ϕ(a, b) = h(a, b) für (1) alle (a, b) ∈ D(Y ), woraus dann folgt ϕ(a, b) = h(a, b) für alle (a, b) ∈ D(X) ∪ D(Y ) = U , d.h. ϕ = h|U .