SICHERHEIT IN DER SCHULE - TIPP 58 Informationen für Schulleitungen April 2006 Der Umgang mit Elektrogeräten ist für jedermann selbstverständlich. In der Schule, zu Hause, bei der Arbeit – überall gibt es Elektrogeräte. Gefährlich wird es, wenn der elektrische Strom die Möglichkeit hat, über ein Elektrogerät bzw. direkt aus der Steckdose durch den menschlichen Körper zu fließen. Dann kann schnell eine lebensgefährliche Situation entstehen. Doch wie kommt es zu solchen Elektrounfällen in der Schule? Meistens sind defekte Geräte daran Schuld: Musikanlagen, Deckenfluter, Wasserkocher und Co. Elektrische Geräte erhalten oft einen Defekt, wenn sie unsachgemäß behandelt werden. Wenn z.B. - Zuleitungen an der Schnur und nicht am Stecker aus der Steckdose gezogen werden heruntergefallene Geräte nicht auf Schäden überprüft werden schadhafte Geräte wider besseren Wissen betrieben werden alte, ausgesonderte Geräte betrieben werden an alten Geräten „gebastelt“ wird Geräte Marke „Eigenbau“ verwendet werden defekte Steckdosen nicht erneuert werden elektrische Leitungen nicht fachgerecht verlegt werden mit Elektrogeräten allgemein zu sorglos umgegangen wird „Was, ist das alles?“ werden Sie sich vielleicht jetzt fragen. „Zu Hause baue ich Steckdosen selber ein, tausche Kabel an Geräten aus und repariere Haushaltsgeräte.“ Hier gilt die alte Regel: Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Wenn aber durch Ihre „Basteleien“ jemand zu Schaden kommt oder ein Brand ausbricht, dann müssen Sie sich für Ihr Tun verantworten. Arbeiten an elektrischen Anlagen und Geräten dürfen nur durch Elektrofachkräfte durchgeführt werden. Dies gilt sowohl im Betrieb, in der Schule als auch zu Hause. Wenn unsachgemäß durchgeführte Elektroarbeiten Unfälle oder Brände verursachen, kann dies zu strafrechtlichen Konsequenzen führen, Regressforderungen des Unfallversicherungsträgers nach sich ziehen und in der Wohngebäudeversicherung zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Fazit: Elektroarbeiten sind was für Profis, nur dann ist man auf der sicheren Seite. Regelmäßige Überprüfungen In Betrieben und Schulen müssen Elektroanlagen und Elektrogeräte regelmäßig überprüft werden. Dabei gilt eine Frist von 4 Jahren für Elektroanlagen und ortsfeste Geräte sowie eine Frist von 12 Monaten für ortsveränderliche Geräte. Warum sind Elektrounfälle so gefährlich? Gerade die „Bastelei“ an Elektrogeräten ist in Schulen immer wieder der Grund für Elektrounfälle. Schnell mal die defekte Isolierung des Kabels der Lampe mit Klebeband umwickeln, eine Kabelverlängerung in Eigenregie zusammenschrauben oder oder oder. Der Hobbyelektriker hat oft eine schnelle Problemlösung parat . . . Was darf man als Laie selber machen? Lehrkräfte dürfen - - Sicherungsautomaten in der Elektroverteilung bedienen. Prüftaste des Fehlerstromschutzschalters bedienen Schraubsicherungen der Größe D (Diazedsicherungen) und DO (Neozedsicherungen) bis 63A Nennstrom auswechseln. In spannungsfreiem Zustand Lampen und herausnehmbares Zubehör, z.B. Starter auswechseln. Jährlich sterben in Deutschland ca. 200 Menschen durch Elektrounfälle, wobei 80 % „lediglich durch Niederspannung“ (110 bzw. 230 Volt !!!) verursacht sind. Allein im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung werden in Deutschland jährlich ca. 2.500 gewerbliche Stromunfälle gemeldet. Überwiegend sind jüngere Beschäftigte betroffen, deswegen wird in diesem Kapitel über die alte Elektrikerweisheit berichtet : „man sieht ihn nicht, man hört ihn nicht, wenn man ihn fühlt – ist es zu spät“ Wozu nützt die häusliche Elektrosicherung? Die sichernden Leitungsschutzschalter in der Elektroverteilung lösen je nach Bauart erst bei Strömen von z.B. 10 A oder 16 A aus: Ihr Zweck ist der Schutz der Elektroleitungen, damit nicht „das Haus abbrennt“. Schon bei viel geringeren Strömen bleibt das menschliche Herz „totsicher“ stehen (meist Herz-Kammerflimmern). Auch die kleinen Glasstecksicherungen von z.B. 0,5 A oder 1,0 A sind bei Spannungen von 230 Volt keine Lebensversicherung. Ein Elektrounfall hat sich ereignet was muss ich unternehmen? Rüdiger Remus / Präventionsabteilung - Referat Schulen und Hochschulen - Tel.: 040/27153-223 Dr. Andreas Dittmann / Präventionsabteilung - Referat Arbeitsmedizin - Tel.. 040/27153-226 SICHERHEIT IN DER SCHULE - TIPP 58 Informationen für Schulleitungen April 2006 Warum wirken 1.000 Volt nicht immer tödlich? Die Stromstärke (A) und die Kontaktzeit sind entscheidend für das Überleben eines Elektrounfalls. Der elektrisierende Stromstoß-Lichtbogen an der Türklinke im Winter resultiert zwar auf ca. 1.000 Volt (V) elektrischer Aufladung. Diese Spannung ist beeindruckend, hat jedoch einen nur einen äußerst geringen Stromfluss in minimaler Zeitdauer. Deswegen kommt es dabei „nur“ zum schmerzenden Kribbeln. Demgegenüber kann bei einer Hochspannungsleitung von 1.000 V schon bei 1 Meter Abstand ein fortwährender, tödlicher Lichtbogen überspringen, denn dahinter steckt die Energie ganzer Kernkraftwerke. Wie reagiert der Körper auf Elektrounfälle? Erinnern wir uns an den schulischen Physikunterricht: der Leitwiderstand des ungeschützten menschlichen Körpers liegt nur bei 500 Ω (max. 3.300 Ω). Mit dem Ohmschen Gesetz: Stromstärke (A) = Spannung (V) / Widerstand (Ohm) bzw. über die Energieformel: Leistung (Watt) = Spannung (V) x Stromstärke (A) kann man ausrechnen, dass bei fast jedem Elektrounfall gesundheitsschädliche Ströme fließen: Im Einzelfall variiert der Gesundheitsschaden durch: die isolierende Kleidung / Schuhe, die Kontaktdauer, den Stromweg der Teilströme im Körper, die Feuchtigkeit und Kontaktfläche (Stromdichte) und die Frequenz. Warum werden zusätzliche Fehlerstromschutzschalter gefordert? Der Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter oder RCD genannt) hat den Zweck, unser Leben zu retten! Er löst beispielsweise aus, wenn unser Körper eine stromführende Leitung oder ein defektes E-Gerät berührt: je nach Bauart schon bei Nennfehlerströmen unter 30 mA innerhalb von ca. 20 – 30 msec. Die Leitung wird also „sofort“ unterbrochen, das Herz schlägt weiter. Wie leiste ich Erste-Hilfe bei Stromunfällen? - Bei Strom immer auf Selbstschutz achten! - Bei Hochspannung oder unbekannter Spannung mindestens 5 m Abstand halten. - Strom sofort unterbrechen (Schalter, Sicherung) - Ist dies nicht möglich: Verletzten mit isolierender Stange, z. B. Besenstiel wegziehen oder das Elektrogerät damit aus der Hand schlagen - Reizschwelle der Wahrnehmbarkeit (ab 1 mA) - Kribbeln und Schreckreaktion (ab 5 mA - Unfallrisiko z.B. durch Sturz von der Leiter) - Muskelzuckungen bis „Klebenbleiben durch Greifmuskelkrampf“ (ab 10 mA) - Hilfsperson holen – Notarzt verständigen (lassen) Rettungswesen 112 - Erstickungstod durch Muskelkrampf bzw. Hirnschaden (ab andauernden 15 - 30 mA) - Für Körperruhe sorgen, stabile Seitenlage, Puls und Atmung kontrollieren. - Herz-Kammerflimmern (ab 30 mA über 0,5 sec. Tod nach 3 - 5 Minuten) - Bei Herzstillstand: Herz-Lungenwiederbelebung im Rhythmus 10 : 1 - Strommarken der Haut (ab 2 A - Verbrennungen bei Eintritt / Austritt) - Ärztliche Untersuchung – ggf. im Krankenhaus. - Verbrennungen durch Lichtbögen (Temperaturen bis 10.000 C°) - Verkochungen bzw. Verkohlungen des Körpers (ab 500 V - 1.000 V) Merke: Bei Stromunfällen immer Arzt aufsuchen und ein EKG schreiben lassen! Herzrhythmusstörungen werden insbesondere bei Wechselstrom mit Spannungen über 110 V ausgelöst. Seite 2