Frequenzkamm -- Nobelpreis 2005 Vortrag von Andreas Jöckel im Rahmen des Seminars über moderne Experimente der Quantenoptik und Atomphysik Inhalt ● Motivation ● Eigenschaften ● Technische Umsetzung ● Anwendungen ● Der Nobelpreis Motivation: Genaue Messung von Frequenzen Es sollen Frequenzen mit größtmöglicher Genauigkeit gemessen werden (10-15 -10-17) ● Wie misst man: Messung von Anzahl der Perioden und Zeitspanne ● Umgekehrt: je höher eine bekannte Frequenz, desto genauer kann eine Zeitspanne berechnet werden ● Es ist daher das Ziel Frequenzen im optischen Bereich zu messen ● Problem: Frequenzen zu groß für Zählelektronik ● Lösung: Schwebung zwischen bekannter und zu untersuchender Frequenz messen ● Zur Schwebung ● ● ● Schwebungsfrequenz: fs=(f1-f2)/2 Optische Frequenzen sind im 100THz-Bereich (400 bis 800 THz) Maximal messbare Frequenz ist ca 100GHz Früher: Frequenzkette ● ● Erzeugung von Oberschwingungen einer bekannten Frequenz, die der Cäsiumuhr. Nachteile: – sehr aufwendig – teuer – Unflexibel (muss für eine zu messende Frequenz gebaut werden) Besser: Die Frequenzdifferenz verkleinern ● ● ● ● n Teiler bedeuten eine Intervallverkleinerung um 2n Prinzip: Durch Rückkopplung Frequenz auf 2 f3=f1+f2 fixieren. Damit ist f3 genau in der Mitte von f1 und f2, Abstand f3 – f2 ist genau die Hälfte des vorherigen Abstandes Vorteile: Flexibler und einfacher als Frequenzkette Nachteil: Frequenz eines Lasers muss bekannt sein. Der Frequenzkamm ● ● Ein Frequenzkamm besteht aus einer großen Anzahl möglichst äquidistanter Moden, mit denen man große Frequenzlücken überbrücken kann Bei Kenntnis von b1,b2 sowie r und n kann man den Frequenzabstand daraus bestimmen bestimmen Eigenschaften des Frequenzkamms ● Zusammenhang zwischen Frequenz- und Zeitdarstellung des Frequenzkammes ist durch die Fouriertransformation gegeben: Wichtige Größen: CE und r n=CE+ nr Eigenschaften der Fouriertransformation ● ● ● Reihenentwicklung der Einhüllenden: ● -Funktion nur Näherung für Mode Für unendlich viele Moden ergeben sich die Pulse als -Funktionen mit Abstand T=2/r Modenabstand ist die Pulsfrequenz Ein Wellenpaket, bestehend aus Trägerfrequenz und Einhüllender kann mit einer Fourierreihe mit dem entsprechenden Modenabstand entwickelt werden. Pulslänge und Modenanzahl ● Je mehr Moden, desto schmaler der Puls. Für Gaußsches Wellenpaket gilt =1/t ● Die -Funktion ergibt sich für unendlich viel Moden als Grenzfall ● Ein 10fs-Puls mit 300MHz Pulsrate enthält ca 106 Moden ● Dies funktioniert aber nur, wenn die Phasen der Moden aneinander gekoppelt sind 20 Moden 40 Moden Der Frequenzoffset f0 ● Er entsteht, da sich die Trägerwelle fc mit ihrer Phasengeschwindigkeit ausbreitet, die Einhüllende aber mit der Gruppengeschwindigkeit. Falls diese Geschwindigkeiten nicht gleich sind, entsteht eine Phasenverschiebung von Puls zu Puls um . Erzeugung von fs-Pulsen: Titan:Saphir-Laser • • Wellenlängenbereich des Ti:Sa: 670nm-1070nm -> viele Moden möglich Es bildet sich eine stehende Welle von sehr vielen Moden aus, die einem umlaufenden Puls entspricht Umlauffrequenz: r =2/T T=L/vg Übergang zum Pulsbetrieb: KerrLens Mode-locking ● ● ● ● Bei hohen Laserintensitäten sind viele Materialien nicht mehr linear: n(t)=n0+n2 I(t) Phasenflächen krümmen sich beim Durchlaufen des Mediums Ab einer Mindestintensität Ist die Fokussierung größer als die Dispersion Ausnutzen der Selbstfokussierung ● ● ● Die Selbstfokussierung bei hohen Intensitäten im Pulsbetrieb kann man ausnutzen: ein Puls hat ca. 4MW/cm² , während ein CWStrahl nur 4W/cm² hat. Der gepulste Strahl kann die Blende ohne Verlusste passieren, der cw-Strahl erleidet Verluste. Ein kleines Inversionsvolumen in der Mitte des Kristalls begünstigt dies auch. Bei jedem Umlauf entstehen weitere Seitenbänder und der Puls wird kürzer Das Problem mit der Dispersion ● ● ● Dispersion entsteht in sämtlichen optischen Materialien. Der Term k' ist für f0 verantwortlich. k'' sorgt dafür, das sich die rote Flanke des Kamms schneller bewegt als die Blaue → das Wellenpaket driftet auseinander. Reihenentwicklung von k(): Lösung:Weg für rotes Lich verlängern Links: Kompensation mit 2 Prismen Rechts: mit dispersivem Spiegel Verbreiterung des Frequenzkammes ● Wird mit spezieller Glasfaser erreicht. ● Ziel ist es den Frequenzkamm auf eine ganze Oktave zu erweitern Spektrum vor und nach der Faser Messen mit dem Frequenzkamm ● Jeder Frequenzkamm hat zunächst zwei Freiheitsgrade: – r – kann einfach mit Photodiode gemessen werden – 0 – muss über Umwege berechnet werden: Wenn der Frequenzkamm mehr als eine Oktave umspannt, kann eine Mode fn verdoppelt und mit der Mode f2n überlagert werden. Die Schwebungsfrequenz ist der Offset Stabilisierung von r und 0 ● ● Stabilisierung von r durch Variation der Resonatorlänge mit PiezoKristall. 0 kann durch Einschieben eines Kristalls, der die durchschnittliche Gruppengeschwindigkeit ändert, variiert werden. Messapparatur Beispiel: Einlaser-Frequenzkette Anwendungen: ● Genaue bestimmung von Naturkonstanten – ● Mit dem Frequenzkamm können Übergänge im Atom viel genauer als bisher bestimmt werden und daraus z.b. und R∞ Optische Atomuhren – Atomuhren auf Basis optischer Frequenzen können die Synchronisation von Netwerken verbessern und eignen sich zum Test der Relativitätstheorie Messung des 1S-2S Übergangs im Wasserstoffatom Dieser Übergang ist besonders interessant, da er Metastabil ist und daher eine sehr geringe natürliche Linienbreite hat. ● ● Ein Diodenlaser erzeugt variable Frequenzen um 486nm Aufspaltung des Strahls: – Ein Teil wird als Frequenzkamm benutzt – Mit dem anderen Teil, der Frequenzverdoppelt wird, kann die Messung durchgeführt werden Die optische Atomuhr ● ● ● Ausschlaggebend für die Genauigkeit einer Uhr ist die Frequenz des Pendels, da die Periode die minimal messbare Zeitdifferenz darstellt Höhere Frequenzen, also optische, erhöhen die theoretische Genauigkeit enorm. Mit einem Frequenzkamm kann eine optische Frequenz in dafür ausreichender Genauigkeit gemessen werden. Prinzip ● ● ● Ein CW-Laser, der auf den 2S½↔ 2D5/2 Übergang im 199Hg+ Ion eingestellt ist wird mit Hilfe eines Frequenzkammes vermessen. Die Phase der Einhüllenden des Pulslasers wird dabei an die des CW-Lasers gekoppelt. Daher ist die Repetitionsrate ein Bruchteil der Übergangsfrequenz Frequenzkamm im UV-Bereich ● ● ● =m (n r+0) Um höhere Frequenzen als die im normalen Frequenzkamm zu erreichen, muss eine Frequenzverfielfachung benutzt werden Der Frequenzkamm wird dabei in einen Resonator eingeleitet und an einer Stelle mit Xenon in Kontakt gebracht. Erzeugt Harmonische bis zur 13.Ordnung, die ebenfalls noch kohärent sind. Der Nobelpreis 2005 ● Vergeben für: – Entwicklung von laserbasierter PräzisionsSpektroskopie – Beiträge zur Quantentheorie der optischen Kohärenz Die Preisträger Theodor W. Hänsch John L. Hall Jeweils ¼ für die Entwicklungen in der Spektroskopie Roy J.Glauber: ½ des Preises für theoretische Arbeiten Literaturangabe ● Kasper, A. Erzeugung und Charakterisierung ultrakurzer Lichtpulse aus Titan:Saphir LaserOszillatoren – ● ● ● ● Gohle,C., Udem, T., Herrmann, M., Rauschenberger, J., Holzwarth, R., Schuessler, H., Krausz, F. & Hänsch, T. W. A frequency comb in the extreme ultraviolet, Nature 436, 234237 (2005) Diddams, S. A., Udem,Th. et al. An optical clock based on a single trapped 199Hg+ ion, Science 293, 825-828 (2001) Udem, Th., Holzwarth, R. & Hänsch, T.W. Uhrenvergleich auf der Femtosekundenskala, Physik Journal 2/2002, 39-45 (2002) Hänsch, T.W., Holzwarth, R., Reichert, J. & Udem, Th. Measuring the frequency of light with a femtosecond laser frequency comb (2002) – ● http://www.mpq.mpg.de/~haensch/grafik/fermi_1.pdf Advanced information on the Nobel Prize in Physics 2005 – ● http://www.laser.physik.uni-muenchen.de/lsw/axelKasperDiss.pdf http://nobelprize.org/physics/laureates/2005/phyadv05.pdf Cundiff, S. T. & Ye, Jun Colloquium: Femtosecond optical frequency combs