Berner Fachhochschule Hochschule für Technik und Informatik Fachbereich Elektro- und Kommunikationstechnik BFH HTI EKT Versuch 1a Kennlinie eines Widerstandes und einer Glühlampe Einführender Versuch zum Verhalten von Strom und Spannung in einem Widerstand und in einer Glühlampe 1. 1.1 Versuchsanordnung und Auftrag Versuchsanordnung Glühlampe Speisegerät Versuchsobjekt, DUT Widerstand I U Fig. 1-1 Bockschema zum Versuch Kennlinie einer Glühlampe Gegeben sind ein Versuchsobjekt (DUT: Device under Test), ein Speisegerät (Quelle) mit einstellbarer Spannung, ein Strommessgerät (Ampèremeter) und ein Spannungsmessgerät (Voltmeter). Quelle, DUT und Messgeräte werden in der gezeigten Weise zusammengestellt. 1.2 • Auftrag Ausmessen eines Widerstandes: Messen Sie die Spannung U und den Strom I durch das Eintor (DUT) und tragen Sie die gefundenen Werte in die Tabelle 2.1 ein. Das Produkt PL = UL⋅IL darf 500 mW nie überschreiten (Leistungshyperbel): U P = U⋅I Arbeitsbereich I Zeichnen Sie mit den gefundenen Werten den zugehörigen Graph. Dies mit dem Programm Excel® oder mit dem Programm MatLab®. Was ergibt eine Regressionsanalyse ? • Ausmessen einer Glühlampe: Messen Sie die Spannung U und den Strom I durch das Eintor (DUT) und tragen Sie die gefundenen Werte in die Tabelle 2.2 ein. Die Spannung soll 50 V nicht überschreiten. Zeichnen Sie mit den gefundenen Werten den zugehörigen Graph. Dies mit dem Programm Excel® oder mit dem Programm MatLab®. 2. 2.1 Messprotokolle Ausmessen eines Widerstandes IL+IM + Quelle regelbar Fig. 2-1 Messung UL U Eintor DUT Widerstand als DUT U V I mA P mW 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 2.2 Ausmessen einer Glühlampe IL+IM + Quelle regelbar Fig. 2-2 Messung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 UL U Eintor DUT Glühlampe als DUT U V I mA R = U/I Ω 3. Theorie Zum Widerstand einer Glühlampe a) Wird Messpunkt um Messpunkt die gemessene Spannung U im Verhältnis zum gemessenen Strom I berechnet, entsteht der vom Strom I oder der Spannung U abhängige statische Widerstand R. 20 15 U( I) R( I) 10 U-I-Kennlinie RD( I) RD=dU/dI 5 0 R=U/I 0 0.5 1 1.5 2 I b) Wird entlang der Kennlinie das Verhältnis ∆U/∆I oder dU/dI gebildet, entsteht der differenzielle oder dynamische Widerstand RD . Ermitteln von R und RD aus Messreihen c) Aus den Messpunkten für die U – I – Kennlinie lässt sich eine Funktion U = U(I) oder I = I(U) ermitteln, die optimal durch die Messpunkte läuft (Regression). R und RD ergeben sich aus der gefundenen Funktion. d) R kann unmittelbar aus den Messpunkten ermittelt werden. Ebenso ergibt sich RD aus den Differenzen von Messpunkt zu Messpunkt. Bei dieser Methode können – insbesondere bei RD – grosse Sprünge auftreten. V_1a_Kennlinie.doc Berner Fachhochschule Hochschule für Technik und Informatik Fachbereich Elektro- und Kommunikationstechnik BFH HTI EKT Versuch 1b Kennlinie einer realen Quelle Einführender Versuch zum Verhalten von Strom, Spannung und Leistung an einer belasteten realen Quelle 1. 1.1 Versuchsanordnung und Auftrag Versuchsanordnung Widerstand Versuchsobjekt, DUT reale Quelle I variable Last Fig. 1-1 U Bockschema zum Versuch reale Quelle Gegeben sind ein Versuchsobjekt (DUT: Device under Test), eine reale Quelle. Zudem ein einstellbarer Widerstand, ein Strommessgerät (Ampèremeter) und ein Spannungsmessgerät (Voltmeter). Quelle und Messgeräte werden in der gezeigten Weise zusammengestellt. 1.2 • Auftrag Ausmessen einer realen Quelle: Messen Sie die Spannung U an und den Strom I aus der Quelle (DUT) und tragen Sie die gefundenen Werte in die Tabelle 2.1 ein. Das Produkt PL = UL⋅IL in der variablen Last darf 1 W nie überschreiten (Leistungshyperbel): U P = U⋅I Arbeitsbereich I Zeichnen Sie mit den gefundenen Werten den zugehörigen Graph. Dies mit dem Programm Excel® oder mit dem Programm MatLab®. Was ergibt eine Regressionsanalyse ? • Batterien und Akkumulatoren sollen während der Messung nicht unter Dauerlast gehalten werden. Die Last wird mit dem Impulsschalter zu- und rasch wieder weggeschaltet (t <1 s). Der Strom in der Last soll Ik/3 nicht überschreiten. Bestimmen Sie Ik aus einer Zweipunktmessung bei kleinen Strömen (< Batteriekapazität / 10). 2. 2.1 Messprotokolle Ausmessen einer realen Quelle + reale Quelle Fig. 2-1 Messung I DUT U Reale Quelle als DUT U V I mA P mW U V I mA R = U/I Ω 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Messung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 V_1b_Kennlinie.doc 1 Regressionsgerade (nach dem Prinzip der kleinsten Quadrate) 1.1 Problemstellung Es liegen n Wertepaare aus Beobachtungen (Messungen) vor: (x1,y1),(x2,y2), … , (xi,yi), ... ,(xn,yn). (Punkteschwarm). Zum Beispiel n = 25 Messpunkte der Kennlinie einer Batterie mit den Wertepaaren Ii und Ui. Fig. 1-1 Punkteschwarm aus Messungen Die Wertepaare werden aufgezeichnet (grafische Darstellung). Liegen die Punkte nahezu auf einer Geraden, kann eine „Ausgleichsgerade“ oder Regressionsgera1 de von y bezüglich x berechnet und eingezeichnet werden, die sich der Lage der Punkte möglichst gut anpasst. (Zum Beispiel die Regressionsgerade von U bezüglich I). Unter dem Abstand eines Punktes von einer Geraden versteht man üblicherweise die Länge des Lotes vom Punkt auf die Gerade (vgl. Fig. 1 a) ). Für die folgende Herleitung benutzen wir aber den vertikalen Abstand des Punktes zur Geraden (vgl. Fig. 1 b) ); dadurch wird die formale Herleitung vereinfacht und die Bedeutung des Wertes xi als unabhängige Variable unterstrichen.(Betrachtet werden die Abweichungen des Wertes der abhängigen Variablen yi von den entsprechenden Werten auf der Regressionsgeraden). 1.2 Mathematische Behandlung und Herleitung Die Gerade sei dargestellt als lineare Funktion der Form y = y(x) = m·x + q (1) Aus den n Wertepaaren (xi,yi) lassen sich n Gleichungen bilden yi = m·xi + q + di (Vgl. Fig. 1 b) ) (2) Unbekannt und gesucht sind in diesen n Gleichungen die Grössen m und q. Die Steigung m und der Achsabschnitt q sollen so gewählt werden, dass die Regressionsgerade möglichst gut im Punkteschwarm liegt, das heisst die Summe der Abstände di möglichst klein wird. 1 Regress: Rückschritt; der Name Regressionsgerade wurde von F.Galton eingeführt (aus dem Vergleich der Körpergrösse von Vätern und Söhnen). Die Abstände di weisen einen positiven oder negativen Wert auf, je nachdem ob die entsprechenden yi oberhalb oder unterhalb der Regressionsgeraden liegen. Darum soll die Summe der Absolutwerte der di oder einfacher die Summe der 2 Quadrate di2 minimal werden. Aus (2) wird n n i=1 i=1 D = ∑ di2 = ∑ (y i − m ⋅ x i − q)2 (3) D = D(m,q) ist eine Funktion der beiden Variablen m und q, die gesucht werden. Damit D bezüglich m und q minimal wird muss gelten ∂D(m, q ) ∂D(m, q ) = 0 und = 0 , das heisst die partiellen Differentialquo∂m ∂q tienten müssen verschwinden. Angewendet auf (3) werden n ∂D(m, q ) = −2 ⋅ ∑ x i ⋅ (y i − m ⋅ x i − q) = 0 und ∂m i =1 n ∂D(m, q ) = −2 ⋅ ∑ (y i − m ⋅ x i − q) = 0 ∂q i =1 oder umgeformt n n n i =1 n i =1 i =1 n m ⋅ ∑ x i2 + q ⋅ ∑ x i = ∑ x i ⋅ y i m ⋅ ∑ xi + q ⋅ n i =1 = ∑ yi (4) i =1 Wir erhalten ein Gleichungssystem mit zwei Gleichungen und den beiden Unbekannten m und q. 3 Aufgelöst nach der Cramer'schen Regel werden n ⋅ ∑ xi ⋅ yi − ∑ xi ⋅ ∑ yi (5.1) m= 2 n ⋅ ∑ x i2 − (∑ x i ) q= n ⋅ ∑ x i2 ⋅ ∑ y i − ∑ x i ⋅ ∑ x i ⋅ y i n ⋅ ∑ x i2 − (∑ x i ) 2 (5.2) Die nach (5.1) und (5.2) gefundenen Werte m und q werden in (1) eingesetzt. Die so gefundene Regressionsgerade (lineare Funktion) y = y(x) =m·x+q (1) durchläuft den gegebenen Punkteschwarm aus n Wertepaaren optimal. 2 3 Daher der Begriff: Methode der kleinsten Quadrate. Auch Determinantenlösung genannt. Cramer, Speziali M.P., Mathematikprofessor in Genf, 19 Jhd. 1.3 Anwendung auf die U – I – Kennlinie einer Batterie Messresultate oder Wertepaare I 3 2,6 2 2 1,15 1,1 0 2,35 2 1,6 1.25 U 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,7 0,5 1 1,5 [A] 0,9 0,6 0 2,7 2,25 1,9 1,5 1,1 0,7 0 [V] 2,5 3 3,7 0,5 1 1,5 2 2,5 6 3,7 Die grafische Darstellung zeigt, dass eine Regressionsgerade mit gutem Grund gelegt werden darf. Es werden mit n = 21 n 21 i =1 i =1 ∑ x i = ∑ Ii = 30,7 A 21 i i =1 i i = 42,6 V =1 21 i i ∑ y = ∑U n ∑ x ⋅ y = ∑ I ⋅ U = 43,7 V ⋅ A n i ∑x i =1 2 i = ∑I 2 i i i =1 21 n i i =1 = 61,02 A ⋅ A =1 und mit den Formeln (5) 21⋅ 43,7 V ⋅ A − 30,7 ⋅ 42,6 A ⋅ V = − 1,15 Ω m = Rq = 21 ⋅ 61,02 A ⋅ A − 30,7 ⋅ 30,7A ⋅ A 61,02 ⋅ 42,6 V ⋅ A ⋅ A − 30,7 ⋅ 43,7 A ⋅ V ⋅ A = 3,71 V q = Rq = 21 ⋅ 61,02 A ⋅ A − 30,7 ⋅ 30,7 A ⋅ A Die Kennlinie der Batterie wird angeschrieben und eingezeichnet mit U =-Rq·I + Uq = -1,15[Ω]·I [A] + 3,71 [V] Iq = 3,23 A Fig. 1-2 Aufgaben: Kennlinie einer realen Quelle - Überprüfen Sie die Formeln (5). - Berechnen Sie die Kennlinie für Ihre eigenen Messreihen. 1.4 Erweiterung der mathematischen Herleitung 1.4.1 Mittelwert Es sollen die Ausdrücke x = 1 n ⋅ ∑ x i als Mittelwert der Werte xi und n i =1 1 n ⋅ ∑ y i als Mittelwert der Werte yi in die Formel (4) eingeführt werden. n i =1 n 1 Die erste Gleichung wird multipliziert mit , die zweite Gleichung mit ; n n dann werden die Mittelwerte x und y eingesetzt. Es ergibt sich das Gleichungssystem m⋅ ∑ x + q⋅n⋅ x = ∑ x ⋅ y (6) m⋅x + q = y Nach den Unbekannten m und q aufgelöst ergibt sich x ⋅y −n⋅ x ⋅y (7.1) m= ∑ i 2 i ∑ x i − n ⋅ (x )2 y= 2 i i i y ⋅ ∑ x i2 − x ⋅ ∑ x i ⋅ y i q= ∑ xi2 − n ⋅ (x )2 q kann aus (6) auch geschrieben werden als q = y − m⋅x (7.2) (7.3) Wird (7.3) in (1) eingeführt, erhält die Regressionsgerade die Form y − y = m ⋅ (x − x ) (8) Darin wird m berechnet nach (7.1). 1.4.2 Regressionskoeffizient, Varianz, Kovarianz und Korrelation In (7.1) werde der Zähler und der Nenner je mit 1 erweitert. n −1 Im Zähler entsteht der Ausdruck 1 s = ⋅ (∑ x ⋅ y − n ⋅ x ⋅ y ) (9) n −1 und im Nenner der Ausdruck 1 s12 = ⋅ ∑ x i2 − n ⋅ (x )2 (10) n −1 Allgemeiner gilt nun für m s (11) m = xy2 s1 s xy heisst die Kovarianz der Stichprobe. s1 wird als Varianz der x-Werte bezeichnet; ebenso gibt es die Varianz s 2 der y-Werte. Die zugehörigen positiven Wurzeln s 1 und s 2 heissen Standartabweichung. xy i ( i ) s xy wird Regressionskoeffizient genannt; Steigung oder Steis12 gungsmass und Regressionskoeffizient sind gleich gross. Der Ausdruck m = Durch Umformen erhält man 1 1 1 s = ⋅ (∑ x ⋅ y − n ⋅ x ⋅ y ) = ⋅ ∑ x ⋅ y − ∑ x ⋅ ∑ y n −1 n −1 n 1 = ⋅ ∑ (x − x ) ⋅ (y − y ) n −1 1 1 1 2 2 ⋅ ∑ x i2 − n ⋅ (x )2 = ⋅ ∑ x i − (∑ x i ) s12 = n −1 n −1 n 1 2 = ⋅ ∑ (x i − x ) n −1 1 1 2 1 2 s 22 = ⋅ ∑ y i2 − n ⋅ (y )2 = ⋅ y i − (∑ y i ) n −1 n −1 n 1 2 = ⋅ ∑ (y i − y ) n −1 xy i i i i i ( i i (12.1) i ) ( (12.2) ) (12.3) Mit der Berechnung des Steigungsmass nach (11) aus (9) und (10) ergeben sich die Kovarianz sxy und die Varianz der x-Werte s1. Wird zusätzlich die Varianz s2 der y-Werte berechnet, ergibt sich der Korrelationskoeffizient r mit s ∑ (x i − x ) ⋅ (y i − y ) (13) r = xy = 2 2 s1 ⋅ s 2 (x − x ) ⋅ (y − y ) ∑ i ∑ i Der Korrelationskoeffizient liegt in den Grenzen -1 < r < 1 und ist ein Mass für die lineare Abhängigkeit von x und y. Wird r ≈ 0, besteht zwischen x und y kein linearer Zusammenhang; nähert sich | r | dem Wert 1, besteht ein linearer Zusammenhang zwischen x und y. Über das Konfidenzverhalten des Korrelationskoeffizienten r einer Stichprobe kann 4 hier nicht näher eingetreten werden. An dieser Stelle sei vor Unsinnkorrelationen und fehlerhaften Vergleichen gewarnt. Nimmt von Norden nach Süden in Europa die Körpergrösse. der Menschen ab und die Zahl der Katholiken zu, dann hat dies keinen sinngemässen Zusammenhang, mag die Korrelation noch so gut sein. In der Schweiz nahm die Zahl der Störche in den letzten Jahrzehnten ab, ebenso die Zahl der Geburten. Man spricht hier von Unsinn- oder Scheinkorrelation. 1.4.3 Anwendung auf die U-I-Kennlinie einer Batterie Für das Zahlenbeispiel soll der Korrelationskoeffizient r berechnet werden. Es ergeben sich (mit n - 1 = 20) s1 = 0,8992 s2 = 1,3677 und r = - 0,8506 sxy = - 1,046 , Der Wert liegt nahe bei -1, womit der lineare Zusammenhang zwischen U und I bestätigt wird. 4 Das genannte Problem wird im Gebiet „Statistik und Wahrscheinlichkeit“ näher behandelt. Ebenso wird dort gezeigt, warum im Nenner der Formeln (12) der Ausdruck n – 1 steht. (Problem der Anzahl der Freiheitsgrade).