Funkemissionen-Stromleitung_Virnich_BUND_2013

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12. Umwelt- und Mobilfunksymposium 2013
Nebenwirkungen inbegriffen
11.05.2013 in Mainz
Funkemissionen von
Internetzugängen per
Stromleitung (dLAN /
Powerline Communication
PLC)
Vortrag von
Dr.-Ing. Martin Virnich
Funkemissionen von Internetzugängen per Stromleitung: dLAN / PLC
Dr.-Ing. Martin H. Virnich
Funkemissionen von Internetzugängen per Stromleitung:
dLAN / Powerline Communication (PLC)
Dr.-Ing. Martin H. Virnich
ibu – Ingenieurbüro für Baubiologie und Umweltmesstechnik
Mönchengladbach
Einsatzgebiete von PLC
PowerLine Communication (PLC) oder auch Digital PowerLine (DPL) sind Oberbegriffe für die
Übertragung von Daten über elektrische Energieversorgungsleitungen innerhalb und außerhalb
von Gebäuden. Dabei werden die Leitungen der elektrischen Energieversorgung zusätzlich zu
ihrer primären Aufgabe der Energieversorgung auch zur Datenübertragung genutzt.
Zu unterscheiden sind die Anwendungen indoor- und outdoor-PLC.
Outdoor PLC-Systeme werden vom Energieversorger installiert und betrieben und dienen im
Rahmen des Smart Metering (intelligente Stromzähler) der Kommunikation zwischen Energieversorger (z.B. Trafostation) und Kunden (Smart Meter und in Zukunft auch „smarte“ Endgeräte). Die
Datenübertragung erfolgt zwischen der Versorgerseite und den Smart Metern auf der Verbraucherseite über die Erdkabel bzw. Freileitungen des Energieversorgers. Damit gehören auch gebäudeinterne Leitungen vom Hausanschluss bis in die Zählerkästen der einzelnen Wohnungen
zur outdoor-PLC. Hierfür kommen zwei verschiedene Techniken zum Einsatz:
•
„Schmalband“-PLC im von der CENELEC1 genormten Frequenzband von 9 kHz bis 148,5 kHz
hat für heutige Verhältnisse relativ niedrigen Übertragungsraten < 150 kbit/s. Diese ältere Variante wird häufig einfach nur als „PLC“ bezeichnet. In der Zeit um die Jahrtausendwende hatten einige Energieversorger versucht, auch als Telekommunikationsdienstleiter aufzutreten und
den Internet-Zugang per PLC im CENELEC-Band anzubieten („Internet aus der Steckdose“).
Diese Versuche sind jedoch gescheitert.
•
Breitband-PLC (BPLC) kann als recht junge Technik im Frequenzbereich von ca. 1 MHz bis
30 MHz mit entsprechend wesentlich höheren Übertragungsraten bis 200 MBit/s auf Basis
des Internet-Protokolls (TCP/IP) aufwarten.
Indoor PLC-Systeme werden vom Bewohner selbst innerhalb seiner Wohnung bzw. seines
Gebäudes installiert und betrieben. Die Datenübertragung erfolgt über die Elektroinstallation des
Gebäudes. Das gebäudeinterne 230V-Netz wird schon sehr lange für die – früher meist analoge –
Sprach- oder auch Datenkommunikation genutzt: Für hausinterne Babyphone, Gegensprechanlagen oder einfache Fernsteuerungen.
Hauptanwendungen in jüngerer Zeit sind digitale Inhouse-Netzwerke (in Wohnungen und Büros)
auf Basis des Internet-Protokolls (TCP/IP) zur Datenübertragung zwischen Personal Computern
und für den Internetzugang mit Übertragungsraten bis 200 MBit/s. Marktgängige Bezeichnung für
solche Systeme ist dLAN (direkt LAN) oder auch PowerLAN. Technische Basis ist der Home
Plug-Standard bzw. mit höheren Übertragungsraten die Variante HomePLug AV. Es gibt mittlerweile eine Fülle von Anbietern wie z.B. Allnet, AVM Fritz!, devolo, D-Link, Logitech, Netgear,
Sitecom, ZyXEL usw.
1
CENELEC: franz. „Comité Européen de Normalisation Électrotechnique“, engl. „European Committee for Electrotechnical Standardization“, deutsch „Europäisches Komitee für elektrotechnische
Normung“
-1-
Funkemissionen von Internetzugängen per Stromleitung: dLAN / PLC
Dr.-Ing. Martin H. Virnich
Elektrische Energieversorgung: „Smart x“
Wasser-/Gaszähler
PC,
Smartphone
Inhome
Display
Smart Grid
Smart
Meter
Smart Home
Smart Building
7. EMV-Tagung des VDB, 12.-13. April 2013 in München
Smart Meter, Smart Grid, Smart Building/Home
Dr.-Ing. Martin H. Virnich
Im Rahmen des Smart Metering gibt es Schnittstellen zwischen:
•
Smart Meter ↔ Smart Grid
•
Smart Meter ↔ Smart Home/Building
•
Smart Meter ↔ Wasser-/Gaszähler
•
Smart Meter ↔ Inhome Display
•
Smart Grid ↔ Personal Computer (PC)
Neben rein informationstechnischen Leitungen (DSL, Glasfaser) und Funklösungen kommen hier
auch alle o.a. Varianten der oben beschriebenen indoor- und outdoor-PLC-Lösungen zum Einsatz. Das Grundprinzip wurde vom Verfasser in [1] beschrieben, dieser Beitrag ist hier angefügt.
Messungen der Immissionen von indoor dLAN wurden vom Verfasser im Jahr 2012 durchgeführt
und in [2] veröffentlicht. Auch dieser Beitrag ist hier angefügt.
Aus Gründen der Emissionsminimierung und der gesundheitlichen Vorsorge sollten Funklösungen und PLC-Anwendungen möglichst vermieden werden, da beide zu zusätzlichen Belastungen
mit EMF2 führen. Denn obwohl die PLC-Signale leitungsgeführt sind, werden sie von den Leitungen der elektrischen Energieversorgung bzw. Gebäudeinstallation und von angeschlossenen
Geräten (z.B. Leuchten) aufgrund von deren Antennenwirkung abgestrahlt: PLC-Signale gemäß
CENELEC im Langwellenbereich, BPLC- und dLAN-Signale im Mittel- und Kurzwellenbereich.
2
EMF: Elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder
-2-
Funkemissionen von Internetzugängen per Stromleitung: dLAN / PLC
Dr.-Ing. Martin H. Virnich
Die Themen Smart Meter – Smart Grid – Smart Home/Building mit dem Einsatz von PLC/dLAN
bildeten einen Schwerpunkt auf der 7. EMV-Tagung des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen VDB e.V. am 12.-13. April 2013 mit folgenden Beiträgen:
•
Smart Meter, Smart Grid, Smart Building/Home: Innovationsziele, Technik und EMF-Belastungen
•
Smart Meter ohne Belastungen durch Funk oder PLC: Bundesweite Verfügbarkeit über einen
eigenen Messstellenbetreiber
•
Immissions- und Störungsreduzierung durch Netzfilter bei PLC-Anwendungen (Outdoor- und
Indoor-Powerline Communication)
•
Smart Meter, Smart Grid, Smart Building/Home: Aspekte zur Emissionsminimierung.
Tagungsband
Themenband
Außer im Tagungsband [3], der alle Vorträge der zweitägigen Veranstaltung enthält, sind diese
Beiträge in ausführlicher Fassung im eigens herausgegebenen VDB-Themenband [4] veröffentlicht. Beide Bände können direkt beim VDB [5] bezogen werden.
-3-
Funkemissionen von Internetzugängen per Stromleitung: dLAN / PLC
Dr.-Ing. Martin H. Virnich
Literatur und Links
[1]
Virnich, Martin: „Intelligente“ Stromzähler – Für den Kunden dumme und wirklich intelligente
Varianten; in: Wohnung + Gesundheit 6/2009, Nr. 131; Institut für Baubiologie + Oekologie
Neubeuern IBN; S. 48-50
[2]
Virnich, Martin; Moldan, Dietrich: Internet aus der Steckdose: dLAN – direct LAN / indoor PLC –
Powerline Communication; in: Wohnung + Gesundheit 6/2012, Nr. 143; Institut für Baubiologie
+ Oekologie Neubeuern IBN; S. 70-73
[3]
Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.V. (Hrsg.): „Energieversorgung & Mobilfunk“,
Tagungsband der 7. EMV-Tagung des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen VDB e.V.,
12.-13. April 2013 in München; Im Verlag des AnBUS e.V. Fürth, 2013; ISBN 978-3-9814025-3-7
[4]
Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.V. (Hrsg.): Themenband „Smart Meter –
Smart Grid – Smart Home / Smart Building“; Im Verlag des AnBUS e.V. Fürth, 2013; ISBN
978-3-9814025-4-4
[5]
Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.V., Sandbarg 7, 21266 Jesteburg,
www.baubiologie.net
-4-
Elektrosmog - Wohngifte - Pilze
„Intelligente“ Stromzähler
Für den Kunden dumme und wirklich intelligente Varianten
Bei der „Intelligenz“ scheiden sich wieder einmal die Geister zwischen den Freunden der „Ökologie“ und der
„Biologie“ – ähnlich wie bei der aktuellen Diskussion um die „Energiesparlampen“ und das EU-weite Verbot
der Glühlampen. Denn was die einen als Fortschritt und wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung feiern, erscheint den anderen unter baubiologischen Kriterien eher suspekt, da hierdurch die Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Wellen zusätzlich erhöht wird. Die Rede ist von den so genannten „intelligenten“
Stromzählern, die schon in vielen Staaten üblich sind und nun von den Energieversorgern auch in Deutschland
eingebaut werden – angeschlossen an ein umfassendes Datenverarbeitungsnetz, und das vorzugsweise per
Funk. Ist also der Kunde zwangsläufig der Dumme, was die Hochfrequenzbelastung angeht?
„Intelligente Stromzähler“, „Smart
Meter“, „Sparzähler“, „Smart Metering and Home Management“,
„Strom-Radar“,
„E-Metering“,
„Smart Grid“ ... die Liste neuer Bezeichnungen im Zusammenhang mit
der elektrischen Stromversorgung
und einer neuen Generation von
Stromzählern ließe sich noch beliebig fortsetzen. Doch dahinter steckt
mehr, als nur eine neue StromzählerTechnik (Abb. 1).
Abb. 1 Beispiel eines „intelligenten“
Stromzählers mit GSM-Mobilfunkmodem (Hersteller und Foto: Iscraemeco)
EU verordnet höhere
Energieeffizienz
Wie beim Glühlampenverbot ist
deklariertes Ziel der neuen Technik
eine höhere Energieeffizienz bzw.
48
das „Stromsparen“ in Verbindung
mit einer angestrebten Liberalisierung des Messwesens bei Strom und
Gas, und der Anstoß kommt auch
hier von der Europäischen Union.
Im Jahr 2006 hatte das Europäische
Parlament die so genannte Energieeffizienzrichtlinie beschlossen, die insbesondere direkten Einfluss auf das
Messwesen des „Stromverbrauchs“
nimmt. Denn hier ist vorgesehen,
dass alle Endkunden vom VNB
(VersorgungsNetzBetreiber) Zähler
erhalten, die ihnen eine wesentlich
höhere Transparenz als bisher über
ihren Stromverbrauch mittels aktueller Verbrauchsmessung und -überwachung ermöglichen. Erklärtes Ziel
ist es, dass der Endkunde dann in der
Lage ist, bei erhöhtem Verbrauch
schnell korrigierend eingreifen zu
können oder Zeiten mit verbilligtem
Strom – außerhalb der Hauptlastzeiten, also vorwiegend spät abends
und nachts – gezielt nutzen zu können. Durch den Abbau von Lastspitzen und eine zeitlich gleichmäßigere
Auslastung des Versorgungsnetzes
soll die Energieeffizienz und natürlich auch die Wirtschaftlichkeit
der Stromversorgung gesteigert
werden. „Belohnt“ wird der Kunde
mit einem entsprechenden, preislich gestaffelten Zweitarifsystem.
In Zukunft ist es sogar denkbar, dass
die Einschaltung von Verbrauchern
mit größerem Leistungsbedarf, deren Betrieb nicht zeitkritisch ist, wie
beispielsweise Waschmaschine und
Spülmaschine, vom Energieversorger automatisch ferngesteuert in
Zeiten niedriger Netzauslastung erfolgt.
Auch soll die Abrechnung des Verbrauchs nicht mehr jährlich, sondern
so häufig erfolgen, dass die Kunden die Möglichkeit erhalten, ihren
Energieverbrauch selbst zu beeinflussen.
Die Umsetzung in nationales Recht
wird in den einzelnen EU-Staaten
unterschiedlich gehandhabt. So verpflichtete beispielsweise Schweden
die Unternehmen der Energieversorgung zu monatlichen Strom­abrechnungen. In der Folge wurden „intelligente“ Stromzähler zügig und flächendeckend eingeführt.
Auch in Italien ist die Umstellung
auf die neuen Zähler schon weit
fortgeschritten. Hier hat der Versorger ENEL bereits 30 Millionen
„Smart Meter“ in seinem Netz installiert. Auch in den Niederlanden und
Großbritannien, in Frankreich, Norwegen, Dänemark, den USA und
Kanada kommt die „intelligente“
Messtechnik im Energiebereich immer stärker zum Einsatz.
Bundestagsbeschluss folgt der EU
In Deutschland soll gemäß Bundestagsbeschluss vom 6. Juni 2008 die
Einführung der „intelligenten“ Zähler wie folgt verlaufen:
Die Bundesregierung hat das Ziel,
bis zum Jahr 2015 die „intelligenten“
Wohnung + Gesundheit 6/09 - Nr. 131
Elektrosmog - Wohngifte - Pilze
Zähler flächendeckend einzuführen.
Gesetzliche Grundlage hierfür ist
die Änderung des § 21b des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) im
Rahmen des Integrierten Energieund Klimaprogramms.
Ab dem 1. Januar 2010 müssen bei
allen Neubauten Stromzähler installiert werden, die den tatsächlichen
Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln.
Auf Wunsch des Kunden ist der
VNB verpflichtet, eine monatliche,
vierteljährliche oder halbjährliche
Abrechnung zu vereinbaren.
Die Versorgungsnetzbetreiber müssen außerdem spätestens bis zum 30.
Dezember 2010 für Endkunden einen Tarif anbieten, der einen Anreiz
zur Energieeinsparung gibt.
Dazu heißt es in den offiziellen Presseverlautbarungen: „Die Politik setzt
auf den Ansatz einer wettbewerbsgetriebenen Einführung von innovativen Technologien im Messwesen
von Strom und Gas.“
Der Kunde als „Energiemanager“
Die Versorgungsnetzbetreiber sehen
in der Werbung für die neuen Zähler ihre Kunden in Zukunft als unverdrossene „Energiemanager“, die
ständig Ihren Energiebedarf kontrollieren und den Verbrauch minimieren. Dazu stellen sie eine Fülle von
Hilfsprogrammen und PC-Auswertungen zur Verfügung („Strom-Radar“, „EnBW-Cockpit“).
Denn über seinen PC und einen
DSL-Anschluss hat der Endkunde
jederzeit aktuellen Zugriff auf seine Verbrauchsdaten, die beim VNB
zentral gespeichert werden.
Hohe Transparenz – viele Daten
– viele Daten zu übertragen
Um die gewünschte hohe Transparenz über den Stromverbrauch zu
erhalten, müssen die Daten in entsprechend kurzen Intervallen erfasst werden. Dies bedeutet eine viel
Wohnung + Gesundheit 6/09 - Nr. 131
Abb. 2: Prinzipielle Möglichkeiten der outdoor-Datenkommunikation zwischen
intelligenten Stromzählern und VNB-Datenzentrale
höhere Datenfülle als bisher. Und
schließlich müssen die Daten auch
zur zentralen Auswertestelle beim
VNB übertragen werden. Untrennbar
mit der Thematik des „intelligenten“
Stromzählers ist daher die Frage der
Datenübertragung verbunden. Hierfür gibt es unterschiedliche Konzepte, bei vielen ist es – der Einfachheit
halber – die Funkverbindung.
Datenübertragungskonzepte für
„intelligente“ Zähler
Bei den verschiedenen Versorgungsnetzbetreibern kommen unterschiedliche Verfahren der Datenübertragung zum Einsatz, und zwar sowohl
drahtgebunden als auch drahtlos. Dies
sind im Wesentlichen (vgl. Abb. 2):
A) Kabelgebunden per DSL
B) Gemeinsam mit der elektrischen
Energie über die Versorgungsleitungen des VNB als so genanntes
outdoor PLC-System (PowerLine
Communication)
C) Per Funk, wiederum mit mehreren Möglichkeiten, wie GSM-Mobilfunk (GPRS), externes WLAN,
TETRA-Betriebsfunk oder anderen
Datenfunksystemen; das Funkmodul mit integrierter Antenne befin-
det sich direkt am Zähler; reicht die
Verbindungsqualität nicht aus, so
wird eine zusätzliche Außenantenne
installiert.
Je nach Systemauslegung werden die
Daten vom Zähler entweder direkt
zur zentralen Auswertestelle beim
VNB übertragen oder aber in einer
zweistufigen Übertragungskette zunächst zu einem Datenkonzentrator,
der bei der lokalen Trafostation angesiedelt ist und dann von dort über
ein VNB-eigenes Datennetzwerk
(leitungsgebunden oder drahtlos)
zur Datenzentrale.
Die Zähler selbst ermöglichen i.d.R.
den Anschluss an alle diese Übertragungssysteme, sie bestimmen also
nicht, ob gefunkt wird oder nicht.
Vielmehr wird dies durch die Infrastruktur des Datenübertragungssystems bestimmt, das der VNB wählt.
Die Erfassung des Verbrauchs durch
den Zähler erfolgt typischerweise
im Viertelstundentakt, kann aber
auch häufiger sein. Dies bedeutet
aber nicht automatisch, dass die
Daten auch alle 15 Minuten an den
Datenkonzentrator beim Trafo oder
in die Zentrale des VNB übertragen
werden müssen. Sie können durchaus über eine gewisse Zeit im Zähler
49
Abb. 3: Prinzipielle Möglichkeiten der indoor-Datenkommunikation zwischen intelligenten Stromzählern und DSL-Anschluss; D = DSL-Anschluss zum Festnetz,
ggf. über DSL-Router; Z = „intelligenter“ Stromzähler
gespeichert und dann im Abstand
von mehreren Stunden übertragen
werden, z.B. 2 bis 5 mal täglich.
Hierdurch wir der Aufwand zur Datenübertragung erheblich reduziert
– und damit auch die Zeit und Häufigkeit der Hochfrequenzbelastung
bei Funkübertragung.
Aber auch beim – aus baubiologischer Sicht unkritischsten Fall – der
drahtgebundenen Datenübertragung
per DSL über das Telefonnetz oder
das Kabelfernsehnetz, ist nicht in jedem Fall die gesamte Übertragungsstrecke tatsächlich drahtgebunden.
Denn auch für den Weg vom Zähler bis zum DSL-Anschluss gibt es
wieder mehrere Möglichkeiten (vgl.
Abb 3):
- leitungsgebunden, direkt im DSLSystem oder mit einem anderen Datenübertragungssystem
- per indoor PLC-System; hier werden die Leitungen der hausinternen
Elektroinstallation nicht nur zur
elektrischen
Energieübertragung,
sondern gleichzeitig zur Daten­
übertragung genutzt; dieses Übertragungsprinzip ist aus der Sprach­übertragung für Babyphone bekannt
und in jüngerer Zeit auch z.B. als
„dLAN“ zur Datenübertragung zwischen Personal Computern bzw. für
den Internet-Zugang, wenn man aus
Aufwandsgründen auf die zusätzliche Verlegung eigener Datenleitungen verzichten, aber ein WLAN
wegen der nicht unbeträchtlichen
50
Hochfrequenzbelastung nicht betreiben möchte. Nachteilig ist, dass
die PLC-Basisstationen i.d.R. ein
permanentes Bereitschaftssignal aus­
senden, das zu einem gewissen Anteil von den Leitungen der Elektroinstallation abgestrahlt wird, wenn
auch die Intensität bei weitem nicht
so stark ist wie beim WLAN
- drahtlos per WLAN (Wireless Local Area Network); hier kann es
bekannterweise insbesondere im
Nahbereich des Access Points zu
beträchtlichen Feldstärken kommen,
die nach baubiologischen Kriterien
nicht zu akzeptieren sind; zudem
sendet der Access Point permanent
ein mit 10 Hertz periodisch gepulstes Bereitschaftssignal aus, wenn es
keine Daten zu übertragen gibt.
Die Herausforderung: Der Kunde
sollte seine Königsposition nutzen
Die Energieversorger haben eine
Fülle von Möglichkeiten, die zusätzliche Hochfrequenzbelastung beim
Einsatz „intelligenter“ Stromzähler niedrig bzw. bei Null zu halten,
indem entsprechende intelligente
Verfahren der Datenübertragung gewählt werden. Aus Gründen der Einfachheit und unter Kostenaspekten
werden die VNB aber häufig gerne
zur Funklösung greifen.
Hier gilt es durch lokale Intervention bewusster Endkunden dem entgegen zu wirken: Entweder für den
persönlichen Einzelfall mit einer
eingeforderten
drahtgebundenen
Individuallösung im ansonsten funkenden Umfeld, einer Funklösung
mit möglichst sporadischer Funk­
übertragung (wenige Male pro Tag)
oder als generelle lokale Lösung für
eine Kommune oder z.B. ein Wohngebiet, das von einem gemeinsamen
Transformator des VNB versorgt
wird.
Es dürfte eine juristisch interessante
Frage sein, in wie weit der Bundestagsbeschluss zur flächendeckenden Einführung der „Smart Meter“
auch den Anspruch (bzw. die „Verpflichtung“) auf Einsatz bestimmter
Datenübertragungsverfahren (wie
Funklösungen oder PLC) seitens
der VNB mit begründet, oder ob die
Frage der Datenübertragung völlig unabhängig vom Bundestagsbeschluss ist.
Schließlich hat der Endverbraucher
hier einen Trumpf in der Hand, den
er auch ausspielen sollte: Er ist Kunde – und damit prinzipiell in der
Königsrolle. Vielleicht bedarf es
eines gewissen öffentlichen Drucks,
um den örtlichen VNB hieran zu
erinnern. Hierzu sind gemeinsame,
öffentliche Anfragen, Diskussionen
und Forderungen in Richtung VNB
zur Reduzierung der Hochfrequenzbelastung hilfreich.
Und schließlich sollten die VNB
aufgefordert werden, ihre Konzepte
für die zukünftige Erfassung des
Gas- und Wasserverbrauchs offen zu
legen. Denn ein integriertes System
ist hier günstiger als mehrere unabhängige Systeme mit jeweils eigener
Datenübertragung und ggf. Hochfrequenzbelastung.
Dr.-Ing. Martin H. Virnich,
Mönchengladbach,
Baubiologe und Baubiologischer
Messtechniker IBN,
Berufsverband Deutscher
Baubiologen VDB e.V.,
www.baubiologie-virnich.de
Wohnung + Gesundheit 6/09 - Nr. 131
Elektrosmog - Wohngifte - Pilze
Internet aus der Steckdose
dLAN – direct LAN / indoor PLC – Powerline Communication
Das altbekannte, aber heute kaum noch gebräuchliche Prinzip des Babyphons, nämlich die Stromleitungen
der elektrischen Hausinstallation zur Informationsübertragung zu nutzen, erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance für die Datenübertragung in Computernetzwerken, die als dLAN (direct LAN) oder indoor PLC (Powerline Communication) bezeichnet werden. In einer orientierenden Pilotstudie haben Mitglieder der Fachgruppe Physik im Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.V. untersucht, in welcher Höhe unerwünschte
Abstrahlungen des hochfrequenten dLAN-Datensignals von den Leitungen der Stromversorgung erfolgen.
Wie funktioniert dLAN?
Früher arbeiteten Babyphone nicht
wie heute meist üblich per Funk,
sondern sie nutzten die Leitungen der
Elektroinstallation, um Sprachsignale von einem Raum (Kinderzimmer) in einen anderen (z.B. Wohnzimmer) zu übertragen. Heutzutage
ist dieses Übertragungsprinzip für
Babyphone unüblich geworden und
es dominieren hier fast durchweg
Funklösungen.
Mit dem Aufkommen von Computernetzwerken und Internetanwendungen in kleineren Büros und in
Wohnungen war anfänglich, wenn
keine Netzwerkkabel verlegt sind,
das funkbasiserte WLAN (Wireless
Local Area Network) nahezu selbstverständlich. Infolgedessen werden
bei baubiologischen Haus-/Schlafplatzuntersuchungen fast regelmäßig
WLAN-Immissionen aus dem eigenen Gerät des Kunden oder aus Nachbarwohnungen festgestellt – und fast
immer im Standby, d.h. das WLAN
wird momentan gar nicht zur Datenübertragung genutzt. Ähnlich wie bei
„normalen“
DECT-Schnurlostele-
fonen sendet die WLAN-Basis – die
hier „Access Point“ heißt – ständig
ein Bereitschaftssignal, das mit einer
Frequenz von ca. 10 Hertz periodisch
gepulst ist.
Aber vor einigen Jahren hat die Industrie das alte „Babyphon-Prinzip“ wiederentdeckt – diesmal nicht
für die Übertragung von Sprache
bzw. Babygeschrei, sondern für die
schnelle Datenübertragung und den
Internet-/Emailzugriff per dLAN. Es
gibt am deutschen Markt mittlerweile ca. zehn verschiedene Hersteller
solcher Systeme.
Abb. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines dLAN. Die dort eingezeichnete 230V-Leitung repräsentiert alle Leitungen der elektrischen
Hausinstallation. Das dLAN-Signal
kann dementsprechend an jeder
beliebigen Steckdose abgegriffen
werden. Am dLAN-Modem können
als Endgeräte Notebooks und PCs
angeschlossen werden, aber auch
netzwerkfähige Drucker, Scanner,
Server usw. Mittlerweile gibt es
Modems mit integriertem Switch,
an denen gleich mehrere Endgeräte
angeschlossen werden können.
Abb. 1: Prinzipielle Konfiguration eines dLAN
70
Achtung: Es gibt auch dLAN-Modems, die zusätzlich ein WLANModul enthalten. Dies ist nicht unbedingt direkt erkenntlich, da die
Antenne sich häufig innerhalb des
Gehäuses befindet. Hier erfolgt die
Verbindung vom dLAN-Modem
zum Endgerät nicht per Kabel, sondern drahtlos per Funk. Damit ist aus
Sicht der Immissionsminimierung
gegenüber dem Betrieb eines „normalen“ WLAN nichts gewonnen.
Vom Betrieb solcher Modems ist
daher abzuraten oder es sollte – was
bei modernen Modems meistens,
aber nicht immer möglich ist – die
WLAN-Funktion durch einen Schalter am Modem oder in der Softwarekonfiguration ausgeschaltet werden.
Ein dLAN erreicht heutzutage genau so hohe oder sogar höhere Datenraten wie ein WLAN, bei meist
höherer Zuverlässigkeit. Die Drahtverbindung über die Leitungen der
elektrischen Energieversorgung erweist sich meist als stabiler und zuverlässiger als die Funkschnittstelle.
Der Wermutstropfen:
Unerwünschte Abstrahlungen
Im Gegensatz zum funkbasierten
WLAN erfolgt beim dLAN die
Übertragung leitungsgebunden. Aus
Immissionsgesichtspunkten elektromagnetischer Felder ist dies zunächst
einmal positiv. Die Leitungen der
elektrischen Hausinstallation wirken
aber wie Antennen und strahlen – als
unerwünschte Nebenwirkung – einen Teil der Signalleistung in den
Wohnung + Gesundheit 6/12 - Nr. 143
Elektrosmog - Wohngifte - Pilze
Abb. 2: a) Exemplarisches dLANSignal in der Spektrumsdarstellung
b) Theoretischer Idealverlauf
(Frequenzbereich 500 kHz - 30 MHz)
Raum ab. Wie stark diese Abstrahlungen sind, wurde von den Autoren
in einer orientierenden Pilotstudie
untersucht. Diese erhebt nicht den
Anspruch einer repräsentativen Darstellung, sondern soll ersten Aufschluss über die Signalcharakteristik
(gepulst/ungepulst) und die Größenordnung der Immissionen geben.
Umfangreichere
Untersuchungen
unter verschiedenen wohnungstypischen Randbedingungen und mit
unterschiedlichen dLAN-Typen sind
geplant.
Signalcharakteristik
dLAN arbeiten mit einem breitbandigen
Übertragungsverfahren
(OFDM: Orthogonal Frequency
Division Multiplexing) im Bereich
von ca. 1 MHz bis 30 MHz. Die von
ihnen abgestrahlten HochfrequenzEmissionen liegen damit in diesem
Frequenzbereich. Abb. 2 zeigt in der
Spektrumsdarstellung das Signal des
bei den Untersuchungen verwendeten dLAN-Modems (devolo dLAN
200 AVeasy), das den Frequenzbereich von ca. 1,5 MHz bis 28 MHz
belegt (Kurve a). Die Messung in
Abb. 2 erfolgte mittels Spektrumanalysator direkt an der 230V-Steckdose über einen speziellen Auskoppeladapter, der die Netzfrequenz
von 50 Hz unterdrückt und nur das
hochfrequente dLAN-Signal passieren lässt. Die vom Modem auf die
Netzleitung aufgeprägte SignalspanWohnung + Gesundheit 6/12 - Nr. 143
Abb. 3: dLAN-Signal im Standby,
Pulsfrequenz 25 Hz (Zeitskala 130 ms)
Abb. 4: dLAN-Signal mit Datenübertragung (Zeitskala 130 ms)
nung wurde zu ca. 3,5 V mit dem
Peak-Detector (Spitzenwert) gemessen. Der mit dem RMS-Detector gemessene Effektivwert betrug ca. 1 V.
Das Verhältnis von Peak- zu RMSWert entspricht 11 Dezibel und stellt
einen für das verwendete OFDMÜbertragungsverfahren typischen
Wert dar.
An einem anderen, älteren Modemtyp des gleichen Herstellers wurden
mit ca. 1 V Peak und 0,3 V RMS
niedrigere Spannungen gemessen
(MicroLink dLAN Highspeed 85).
Dies macht deutlich, dass man nicht
alle Typen über einen Kamm scheren
kann, sondern dass unterschiedliche
Modemtypen zu unterschiedlich hohen Immissionen führen können.
Die „Buckel“ in Abb. 2, Kurve a,
und der Abfall des Signals zu höheren Frequenzen hin zeigen deutlich den Einfluss der Netzimpedanz.
Bei ideal konstanter Netzimpedanz
über den gesamten Frequenzbereich
ergäbe sich theoretisch ein Verlauf
gemäß Abb. 2, Kurve b.
Im Standby-Zustand (also wenn keine Daten übertragen werden) senden
die Modems permanent ein „Bakensignal“ aus. Die Höhe der Spannung
im Standby und während der Datenübertragung unterscheidet sich nur
unwesentlich. Das Standby-Signal
ist periodisch gepulst. Die Pulsfrequenz beträgt beim hier verwendeten Typ devolo dLAN 200 AVeasy
25 Hz (Abb. 3), beim MicroLink
dLAN Highspeed 85 nur 0,66 Hz.
Während des Datentransfers werden
die Informationen in „Datenpake-
ten“ übertragen (Abb. 4). Hier war
keine dominante feste Pulsfrequenz
festzustellen.
Immissionen
Im Frequenzbereich von 1 MHz bis
30 MHz liegen die Wellenlängen
bei 300 m bis 10 m. Innerhalb von
üblichen Wohnräumen befindet man
sich daher immer im so genannten
Nahfeld, in dem die elektrische und
die magnetische Feldkomponente
jeweils für sich gemessen werden
muss. Dementsprechend kamen zur
Messung der HF-Immissionen eine
elektrische und eine magnetische
Antenne zum Einsatz.
Die Messungen wurden mit den gleichen dLAN-Modems (devolo dLAN
200 AVeasy) in drei verschiedenen
Häusern durchgeführt. Die Häuser
liegen an der gleichen Straße unmittelbar nebeneinander. Haus Nr. 1 ist
in Massivbauweise ausgeführt und
verfügt über eine Elektroinstallation
mit geschirmten Leitungen. Die beiden übrigen Häuser sind mit konventionellen, nicht geschirmten Elektroinstallationen ausgestattet. Haus Nr. 2
ist ein Massivbau und Haus Nr. 3 ein
Holzrahmenbau mit Dielenböden
und Holzbalkendecken.
Elektrisches und magnetisches Feld
des dLAN wurden in verschiedenen
Abständen von der Zimmerwand gemessen. Die Messpunkte wurden so
ausgewählt, dass sich die Antennen
in Höhe einer in der Wand verlaufenden 230V-Leitung befanden, an
der die dLAN-Modems angeschlos-
71
Elektrosmog - Wohngifte - Pilze
sen waren. Die dLAN-Modems
wurden somit im gleichen Zimmer
betrieben, in dem auch gemessen
wurde. Die Messungen erfolgten
mit laufendem Datentransfer. Somit
wurde der worst case mit den jeweils
höchstmöglichen Immissionen abgebildet. Orientierende Tests zeigten,
dass sich durch Einschalten oder den
zusätzlichen Anschluss von elektrischen Geräten die MagnetfeldImmissionen verändern können; sie
können sowohl höher als auch niedriger werden. Dies lässt sich durch
Veränderungen der Netzimpedanz
erklären.
Die Messergebnisse sind graphisch
in Abb. 5 und Abb. 6 zusammengefasst.
Sowohl beim elektrischen als auch
beim magnetischen Feld zeigen sich
deutliche Unterschiede zwischen
den verschiedenen Häusern. In Haus
Nr. 1, dem Massivbau mit geschirmter Elektroinstallation, sind beide
Feldarten am niedrigsten.
Beim elektrischen Feld unterscheiden sich die Kurven in allen drei
Häusern bei allen Abständen von der
Wand. In Haus 1 und Haus 2 (Massivbauten) nimmt das elektrische Feld
mit zunehmendem Wandabstand
sehr schnell ab, während es in Haus 3
(Holzrahmenbau) nahezu unabhängig von der Entfernung fast gleich
groß ist. Ab ca. 20 bis 30 cm Abstand nimmt das E-Feld in allen drei
Fällen nicht weiter signifikant ab,
sondern ist nahezu konstant. Der
teilweise Anstieg in 150 cm Abstand
ist darauf zurückzuführen, dass die
Messantenne hier schon in den Einwirkungsbereich anderer Leitungen
gerät.
Beim Magnetfeld ist dagegen in allen
drei Fällen die typische Abnahme mit
zunehmendem Abstand zu verzeichnen. Ab ca. 30 cm Wandabstand unterscheiden sich die Immissionen in
den beiden Häusern mit konventioneller Elektroinstallation nicht mehr.
Dagegen liegen die Immissionen in
dem Haus mit geschirmter Elektro-
72
Abb. 5: Immissionen des elektrischen dLAN-Feldes in den drei Häusern
Abb. 6: Magnetfeld-Immissionen des dLAN in den drei Häusern
installation bei jedem Abstand deutlich unter denen in den Häusern
mit konventioneller Installation.
Vergleich von dLAN- und WLANImmissionen
In der folgenden Tab. 1 werden die
Immissionen des hier verwendeten
dLAN den Immissionen eines typischen WLAN Access Point (D-Link
DIR-825) in verschiedenen Abständen gegenübergestellt. Beim dLAN
ist für jeden Abstand der niedrigste
und der höchste gemessene Wert angegeben.
Beim WLAN liegen alle Immissionen, sowohl beim elektrischen
als auch beim magnetischen Feld,
deutlich über denen des dLAN. Von
daher ist das dLAN dem WLAN
vorzuziehen. Allerdings ist das Ausbreitungsverhalten der dLAN- und
WLAN-Emissionen unterschiedlich.
Während beim WLAN die Feldstärke
mit zunehmendem Abstand vom Access Point immer kleiner und durch
Wände oder Decken zusätzlich gedämpft wird, fungieren beim dLAN
alle Leitungen der elektrischen
Hausinstallation als Antennen. Aufgrund von Leitungsverlusten der
„groben“, für die Energieübertragung ausgelegten und nicht für eine
schnelle Datenübertragung konzipierten Stromleitungen ist auch hier
eine Abnahme der Feldstärke mit
zunehmendem Abstand vom dLANWohnung + Gesundheit 6/12 - Nr. 143
Elektrosmog - Wohngifte - Pilze
Modem zu erwarten. Wie stark diese
Abnahme ist und ob nicht doch bei
größeren Entfernungen die dLANImmissionen die des WLAN übersteigen können, bedarf der weiteren
messtechnischen Abklärung. Hierbei
ist wiederum zu beachten, dass nicht
nur in der Nähe des WLAN Access
Point, sondern auch an den WLANEndgeräten hohe Feldstärken auftreten.
Fazit und erste
Schlussfolgerungen
Die folgenden Schlüsse basieren auf
den hier vorgestellten orientierenden
Messergebnissen. Sie sind noch
nicht durch umfangreichere Untersuchungen erhärtet und abgesichert,
haben daher großenteils eher hypothetischen Charakter und dienen als
Arbeitsgrundlage für weitere Untersuchungen.
Gebäudespezifische Einflüsse sind
offensichtlich gravierend für die
Höhe der dLAN-Immissionen. Die
selben dLAN-Komponenten führen
beim Betrieb in verschiedenen Gebäuden zu deutlich unterschiedlichen
elektrischen und magnetischen Feldstärken.
Durch die Messungen wird bestätigt,
dass Nahfeldbedingungen herrschen.
Elektrisches und magnetisches Feld
verhalten sich prinzipiell wie im
Niederfrequenzbereich und zeigen
ein unterschiedliches Ausbreitungsverhalten. Offensichtlich koppelt das
elektrische Feld stark an Holzwerkstoffe an und wird so in Gebäuden
mit Holzbauweise stark verbreitet.
Das Magnetfeld erscheint dagegen
unabhängig von den verwendeten
Baustoffen.
Typisch für das elektrische Feld
scheint zu sein, dass es ab einem Abstand von ca. 20 bis 30 cm von den
Wänden nicht mehr signifikant abnimmt, sondern einen eher diffusen
Charakter aufweist und den ganzen
Raum „nahezu gleichmäßig auszufüllen“ scheint. Beim Magnetfeld ist
dies nicht der Fall.
Veränderungen der Netzimpedanz
durch Ein- oder Ausschalten von
elektrischen Verbrauchern führen zu
veränderten Magnetfeldern.
Es scheint, als ob eine geschirmte Elektroinstallation einen feldreduzierenden Effekt haben könnte,
wenn auch der Schirmfaktor für das
elektrische Feld bei weitem nicht so
hoch ist wie bei 50 Hz. Dafür scheint
aber auch das Magnetfeld reduziert
zu werden, was bei 50 Hz nicht der
Fall ist. Möglicherweise ist dieser
Effekt auf Wirbelströme in der Aluminium-Schirmfolie und die damit
verbundene Gegeninduktion zurückzuführen, deren Wirkung mit steigender Frequenz zunimmt. Ob die
hier gemessenen niedrigeren Felder
tatsächlich auf der Abschirmung beruhen oder andere Ursachen haben,
bedarf der weiteren Untersuchung
mit höheren Fallzahlen.
Im Nahbereich um das dLAN-Modem bzw. einen WLAN Access
Point oder ein WLAN Endgerät sind
die WLAN-Immissionen deutlich
höher als die des dLAN. Hier ist un-
bei dLAN Abstand von der Wand, bei WLAN Abstand vom Access Point
E-Feld gemessen
3)
H-Feld unter Fernfeldbedingungen aus dem gemessenen E-Feld berechnet
1)
2)
Tab. 1: Vergleich von dLAN- und WLAN-Immissionen
Wohnung + Gesundheit 6/12 - Nr. 143
ter Immissionsgesichtspunkten dem
dLAN der Vorzug zu geben. Ob dies
auch in größeren Entfernungen und
in anderen Räumen zutrifft, bedarf
noch der messtechnischen Untersuchung.
Auf jeden Fall sollten unter dem Gesichtspunkt der Expositionsminimierung wo immer möglich kabelgebundene LAN-Netzwerke bevorzugt
werden. Erscheint der Einsatz eines
dLAN oder WLAN unverzichtbar,
so sollten die Geräte nur eingeschaltet werden, wenn die Datenübertragung auch tatsächlich benötigt wird.
Bei festen Nutzerzeiten kann dies
z.B. auch über eine Zeitschaltuhr geschehen. Unnützer Standby-Betrieb
sollte vermieden werden.
Hinweis zur Datensicherheit
Entgegen der oft zu hörenden Behauptung, das dLAN-Signal könne
den Stromzähler nicht passieren und
daher nicht in andere Wohnungen
gelangen, zeigen Praxiserfahrungen,
dass dem nicht unbedingt so ist. Die
Hersteller von dLAN-Komponenten versehen üblicherweise alle ihre
Geräte bei der Auslieferung mit dem
gleichen Passwort. Nach der Installation eines solchen Systems sollte
man aus Gründen der Datensicherheit und des Schutzes vor Fremdzugriff daher zu allererst das Passwort
ändern.
Verwendete Messgeräte:
HF-Spektrumanalysator Rohde & Schwarz
FSL 6 (9 kHz - 6 GHz), Magnetantenne
Schwarzbeck FMZB 1537 (9 kHz - 30
MHz), E-Feld-Sonde Schwarzbeck EFS
9218 (9 kHz - 300 MHz), Breitband-Bikonus-Messantenne Schwarzbeck SBA 9113
B (80 MHz - 3 GHz), Auskoppeladapter
Bajog ASK-06 (9 kHz - 30 MHz)
Dr.-Ing. Martin H. Virnich,
Mönchengladbach;
Dr.-Ing. Dietrich Moldan, Iphofen;
Baubiologen IBN, Berufsverband
Deutscher Baubiologen VDB e.V.
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