Erfahrungsbericht Auslandspraktikum an der Curtin University of Technology, Perth, Australien Kathrin Furth August 2008-Januar 2009 Vorbereitung: Die Vorbereitungen für ein Auslandspraktikum sind zeitaufwändiger und arbeitsintensiver als die Vorbereitungen für ein Praktikum in Deutschland, allerdings kann ich in meinem Fall sagen, dass es sich gelohnt hat diese zusätzlichen Mühen auf sich zu nehmen. Ich wollte schon während meines Studiums Auslandserfahrungen sammeln. Leider stellte sich heraus, dass dies nicht so einfach ist und ich entschied mich, stattdessen die Hälfte meiner praktischen Ausbildung im englischsprachigen Raum zu absolvieren. Aus diesem Grund schrieb ich zahlreiche E-Mails an Universitäten in den USA, Kanada, UK und Australien. In diesen Ländern ist das Studium der Pharmazie ein Bachelorstudiengang und somit konnten die meisten Professoren und Dozenten sich zuerst nicht vorstellen, was ein solches Praktikum beinhalten sollte. Nachdem ich Einigen erklärt hatte, wie die Ausbildung zum Apotheker in Deutschland gegliedert ist, und was die Inhalte eines solchen Praktikums sein sollten, boten mir einige an für sechs Monate an ihrer Fakultät mitzuarbeiten. Zu der Praktikumsstelle in Perth bin ich aber auf anderem Wege gekommen. Noch während meiner anderen Bemühungen, habe ich einem Doktoranden in München von meinen Plänen berichtet. Dieser erzählte mir daraufhin, dass er die Hälfte seines Praktikums ebenfalls im Ausland absolviert hat und dass sein Freund Wolfgang Wimmer, der ebenfalls Apotheker ist, jetzt an der School of Pharmacy der Curtin University in Perth, Australien arbeitet. Nachdem ich den Kontakt mit Herrn Wimmer hergestellt hatte, war alles sehr einfach. Herr Wimmer hat an der Fakultät nach Dozenten gesucht, die bereit waren eine Praktikantin für ein halbes Jahr zu betreuen. Daraufhin haben sich Dr. Heather Benson und Dr. Yan Chen als Supervisor bereit erklärt. Das Visum wurde ebenfalls von Herrn Wimmer beantragt. Es war ein normales Arbeitsvisum, bei dem zuerst vom Arbeitgeber eine sogenannte Nomination an die Regierung in Australien geschickt wird. Ist diese Nominierung seitens der Regierung akzeptiert, schickt der Arbeitnehmer seine Unterlagen an die Botschaft in seinem Heimatland. Ich habe also, nachdem meine Nomination akzeptiert wurde, meinen Reisepass, mein Rückflugticket und eine Kopie des Auslandskrankenversicherungsscheins zur Regierung nach Berlin geschickt und meinen Reisepass inklusive meines Visums eine Woche vor Abflug per Post zurückbekommen. Außer dieser Beantragung des Visums und des Abschlusses einer Auslandskrankenversicherung für den Zeitraum, den ich in Australien verbringen sollte, mussten keine weiteren Vorbereitungen getroffen werden. Es waren keine speziellen Impfungen vonnöten und ein Bankkonto habe ich auch nicht extra für Australien eröffnet, da die Deutsche Bank mit der Westpac eine Partnerbank in Australien hat und ich somit mit meinem deutschen Konto kostenlos Geld abheben konnte. Eine Unterkunft habe ich mir auch erst vor Ort gesucht. In Australien gibt es nicht, wie in Deutschland, eine dreimonatige Kündigungsfrist für Wohnungen und Zimmer. Somit waren fast alle Zimmer, die ich besichtigt habe, direkt beziehbar und es hat nur ca. 10 Tage gedauert, bis ich eine Unterkunft hatte. Praktische Ausbildung: Meine Aufgabe während der sechs Monate bestand darin geeignete Materialien, Versuchsbedingungen und Konzentrationen herauszufinden um Chitosan-DextranNanopartikel-Suspensionen zu trocknen und sie damit zu stabilisieren. Außer mir war während meines Aufenthaltes noch eine zweite deutsche Praktikantin, Dorothee Hoppe, an der Curtin University. In Deutschland hat man uns zwar versichert, dass wir nicht zusammen arbeiten würden, sondern an getrennten Projekten, als wir dann aber in Perth ankamen, teilten unsere Superviser Dr. Benson und Dr. Yan uns mit, dass sie nur ein Projekt hätten und wir gemeinsam arbeiten sollten. Zuerst hörte es sich gut an die Arbeit zu teilen, allerdings war ein Grund , warum ich mein Praktikum im Ausland absolvieren wollte, die Verbesserung meiner Englischkenntnisse, die Zusammenarbeit mit einer Deutschen war dabei nicht gerade hilfreich. Zu Beginn meines Praktikums sollte ich mich mit Hilfe von Veröffentlichungen, die Dr. Benson und Dr. Yan mir gaben, erst einmal in das Thema einlesen und mir Gedanken darüber machen, wie ich zusammen mit Dorothee im Labor vorgehen wollte. Sie ließen uns dabei viel Freiraum. Wir haben nach einigen Wochen Literaturrecherche, bei der wir verschiedene Veröffentlichungen über andere erfolgreiche Methoden Nanopartikel zu trocknen, einen Laborplan erstellt und sind danach vorgegangen. Viele Dinge musste nur jeweils einer von uns beiden Praktikanten durchführen, bei einigen stellte sich allerdings heraus, dass es sehr viel einfacher war, zusammenzuarbeiten. Da ehemalige Doktoranden an der Curtin University ebenfalls mit Chitosan-DextranNanopartikeln gearbeitet haben, konnten wir deren Methoden zur Herstellung verwenden und sparten somit Zeit. Nach der Herstellung sind Nanopartikel allerdings nicht sehr lange stabil, so dass wir für jeden Versuch, den wir machten, Neue herstellen mussten. Als Methode für die Trocknung der Partikel haben wir uns für die Gefriertrocknung entschieden. Es ist eine schonende und oft erfolgreiche Methode um Suspensionen zu trocknen, allerdings auch sehr zeitaufwändig, und die Bedingungen müssen für jede verschiedene Art einer Suspension neu ermittelt werden. Um eine Aussage über eine erfolgreiche Trocknung der Nanopartikel machen zu können, mussten Partikelgröße und Zetapotential der Nanopartikel vor und nach dem Gefriertrocknen gemessen werden. Mit Hilfe des Zetapotential findet man heraus, ob die Eigenschaften der Partikel nach dem Trocknen dieselben sind wie vorher, das Gleiche gilt für die Partikelgröße. Der für die Stabilität der Nanopartikel während und nach dem Gefriertrocknen entscheidende Schritt ist das Frieren. Dabei kann es zur Aggregatbildung zwischen den Partikeln kommen und zu einer steigenden Partikelgröße führen. Um dies zu verhindern, setzt man den Suspensionen sogenannte Cryoprotectants zu. Diese sollen die Aggregatbildung verhindern und somit die Suspensionen während des Frierens stabilisieren. Wir entschieden uns, drei verschiedene Zucker, Trehalose, Sukrose und Glukose, in jeweils drei verschiedenen Konzentrationen, 1%, 7,5% und 15%, als Cryoprotectants zu verwenden. Als erstes führten wir eine sogenannte Gefrier-Tau-Studie durch. Dabei werden die Nanopartikel hergestellt, zentrifugiert, um freies Chitosan und Dextran abzutrennen, und in den verschiedenen Zuckerlösungen wieder redispergiert und anschließend bei 40°Celsius eingefroren. Als Kontrolle haben wir Nan opartikel nach dem Zentrifugieren in Wasser redispergiert, die Partikelgröße und das Zetapotential vermessen und anschließend ebenfalls eingefroren. Wir tauten jeweils zwei Exemplare von jeder Konzentration jedes Zuckers und der Kontrolle ohne Zucker am 1.,2.,4. und 7. Tag auf und vermaßen die Partikelgröße und das Zetapotential der Partikel nach dem Auftauen. Es stellte sich dabei heraus, dass es absolut nötig war, Cryoprotectants den Suspensionen zuzusetzen, da die Kontrolle ohne Zucker eine starke Aggregation aufwies und die Partikelgröße stark zunahm. Die besten Ergebnisse, d.h. die geringste Veränderung in Partikelgröße und Zetapotential, zeigten die Exemplare, die mit einer Konzentration von 1% Zucker eingefroren wurden. Dabei schien es keine große Bedeutung zu haben, welchen Zucker man als Cryoprotectant verwendete, und wie lange man die Exemplare einfror. Nach der Gefrier-Tau-Studie führten wir verschiedene Gefrier-Trocknungs-Studien durch. Die Partikel wurden auf die gleiche Weise wie bei der Gefrier-Tau-Studie vorbereitet. Als Kontrolle verwendeten wir zusätzlich zu der oben beschriebenen eine Lösung, die nicht zentrifugiert wurde, d.h. die Kontrolle enthielt freies Chitosan und Dextran. Damit wollten wir herausfinden, ob Chitosan und Dextran selbst cryoprotectische Eigenschaften besitzen. Wie auch bei der Gefrier-Tau-Studie maßen wir die Partikelgröße und das Zetapotential vorher und nachher. Bei der ersten Gefrier-Trocknungs-Studie haben wir die Nanopartikel bei -40°Celsius für 5 Stunden eingefroren und anschließend für 44 Stunden bei -40° Celsius und einem finalen Vakuum von 0.2mbar getrocknet. Danach haben wir die Partikel in Wasser redispergiert und wiederum Partikelgröße und Zetapotential vermessen. Wiederum stellte sich heraus, dass der Zusatz von Zuckern als Cryoprotectant absolut nötig ist, da die Partikelgröße bei beiden Kontrollen um ein mehrfaches anstieg, und es zu einer deutlichen Aggregation der Nanopartikel kam. Auch der Fakt, dass die geringeren Konzentrationen von 1% Zucker zu besten Ergebnissen führten, bestätigte sich in der Gefrier-Trocknungs-Studie. Diesmal zeigte allerdings ein Zucker, Trehalose, bessere Ergebnisse als die beiden anderen. Die Partikelgröße und das Zetapotential der Partikel, die in einer 1% Trehaloselösung eingefroren und getrocknet wurden, waren der vor dem Gefriertrocknen ungefähr gleich. Danach veränderten wir die Bedingungen, um herauszufinden, ob dies einen Einfluss auf den Erfolg der Gefriertrocknung hat. Bei der zweiten Studie veränderten wir die Länge des Frierens von 5 Stunden auf 24 Stunden. Alle anderen Bedingungen blieben konstant. Dies schien keinen Einfluss auf den Erfolg des Gefriertrocknens zu haben. Bei der dritten Studie veränderten wir im Vergleich zu der zweiten die Temperatur während des Frierens auf -70°Celsius. Diesmal zeigten sich Veränderungen in Bezug auf die Partikelgröße. Die Größe der Nanopartikel, gefriergetrocknet in 1%tigen Glukose und Sukroselösungen , zeigten eine Zunahme. Wiederum zeigte die Trehalose gute Ergebnisse. Nachdem wir alle Studien durchgeführt hatten, mussten wir noch einen Report über unser Projekt schreiben, um dieses somit zu beenden. Abschließend können wir sagen, dass man Chitosan-Dextran-Nanopartikel in einer 1% Trehaloselösung erfolgreich gefriertrocknen kann, ohne dass die Bedingungen einen großen Einfluß auf den Erfolg haben. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass es für mich eine gute Erfahrung war zu sehen, wie man in anderen Ländern arbeitet. Des Weiteren habe ich während meines Praktikums sehr viele verschiedene Menschen aus verschiedenen Ländern kennengelernt. Es arbeiteten dort zu der Zeit Doktoranden aus Indien, Bangladesch, Saudi-Arabien, Irak und Deutschland und es war aufregend zu beobachten, wie unterschiedlich diese Menschen an ihre Arbeit gingen. Außerdem haben sie mir viel über ihre Heimat und die dortige Ausbildung zum Apotheker erzählt. Freizeitgestaltung: Mein Arbeitsvisum erlaubte mir nach meinem Praktikum noch zwei weitere Monate als Tourist im Land zu verbringen, außerdem bin ich einen Monat, bevor mein Praktikum anfing, in Australien angekommen. Ich habe diese Monate genutzt um dieses wunderbare Land zu erkunden. Australien hat eine Größe von 8 500 000 km², es leben aber nur ca. 20 Mio. Menschen in diesem Land. Deswegen gibt es sehr viel unberührte Natur und große Teile des Landes sind unbewohnt. Aus diesem Grund habe ich während meines Aufenthaltes in Australien sehr viel Zeit in Autos, Zügen und Flugzeugen verbracht, um zu meinen jeweiligen Zielen zu kommen. Es hat sich aber jeder Kilometer gelohnt. Australien hat so viel Verschiedenes zu bieten. Die Westküste besticht mit ihren wunderschönen, oft einsamen Stränden, das Zentrum ist eine einzige rote Wüste, in Queensland gibt es subtropischen Regenwald. Es ist allerdings egal, wo man sich in Australien befindet, die meisten Aktivitäten finden im Freien statt. Ich bin während meines Aufenthaltes viel in Nationalparks gewandert, habe endemische Tierarten wie Kängurus, Koalas und Wombats in freier Wildbahn gesehen und versucht einige Wellen bei dem Volkssport Surfen zu nehmen. Auch während meines Aufenthaltes in Perth habe ich an den Wochenenden oder während meines zweiwöchigen Urlaubs viele Dinge unternommen. In Deutschland überlegt man gut, ob man sich für einen Wochenendausflug 600 km ins Auto setzt, in Australien ist das ganz normal. So habe ich z.B. mit einigen Freunden einen dreitägigen Ausflug in den Süden von Western Australia nach Margaret River und Albany gemacht und bin dabei über 1000 km gefahren. Die meiste freie Zeit in Perth habe ich allerdings an einem der verschiedenen Strände, die sich entlang der 30km Küste von Perth befinden, verbracht An den Abenden habe ich mich oft in der zu Perth gehörenden kleinen Hafenstadt Fremantle mit Freunden zum Essen oder auf ein paar Drinks getroffen. Dabei musste ich feststellen, dass die Australier viel früher essen gehen und die Restaurants in Australien früher schließen als in Deutschland, allerdings passt man sich den Gewohnheiten sehr schnell an. Dabei ist die freundliche, offene Art der Australier nur hilfreich. Egal, wo man hinkommt, jeder ist nett, hilfsbereit und man wird erstmal mit „Hi, how is it going?“ begrüßt, was so viel heißt wie:“ Hallo, wie geht’s dir heute?“ Ich habe die Australier als ein sehr entspanntes, gastfreundliches und sportverrücktes Volk kennengelernt und kann es kaum abwarten wieder nach Down Under zu reisen. Kontakt Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für ein Praktikum an der Curtin University oder ähnliche Projekte mit Fragen unter der folgenden E-Mail-Adresse an mich wenden können: Kathrin Furth: [email protected] Nützliche Websites: www.curtin.edu.au- Curtin University www.gumtree.com.au- Unterkünfte www.cityofperth.wa.gov.au- Perth www.germany.embassy.gov.au- Australische Botschaft in Berlin