Gemeinschaftspraxis für Ganzheitliche Medizin Dr. med. Christian Petersohn, Dr. med. Gerrit Sütfels Wildenbruchstraße 115 • 40545 Düsseldorf-Oberkassel Fon: 02 11 / 55 58 80 • Fax: 02 11 / 55 16 20 [email protected] • www.pra-ga-med.de Verdauungsstörungen, Reizdarm und Blähbauch ganzheitlich behandeln! PRAXISINFORMATION Anhand der vorgetragenen Beschwerden sollte nach den möglichen Auslösern des Reizdarms gesucht werden. Prinzipiell können folgende Funktionsbereiche des Verdauungstraktes betroffen sein: Ernährung: Unverträglichkeiten und Allergien Eine ungünstige Ernährung aus überwiegend einfachen Kohlenhydraten (Brot, Nudeln und Süßwaren), Wurstwaren, Limonaden und Alkohol führt häufig zu Wie entstehen Verdauungsstörungen? Irritationen im Verdauungstrakt. Meistens finden wir eine Störung der Darmflora. Denn unter den genann- Verdauungsstörungen wie Blähungen, Durchfälle, ten Nahrungsmitteln vermehren sich vor allem Fäulnis- Bauchkrämpfe und Verstopfung sind häufig belastend. erreger und Candida-Pilze, die dann zu Blähbeschwer- Der Darm ist eng verbunden mit dem vegetativen den und Durchfällen führen können. Nervensystem und mit unseren Emotionen („Bauchgehirn“) – dadurch ist verständlich, dass Störungen der Häufig finden wir auch Nahrungsmittelunverträglich- Verdauung erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität keiten wie die Intoleranz gegenüber Milch- (Laktose) ausüben können. oder Fruchtzucker (Fructose) sowie gegenüber Gluten, Sorbit oder Histamin. Weiterhin kann eine Schwäche Zunächst müssen immer organische Erkrankungen wie der Gallen- oder Bauchspeichelproduktion die Fett- Schleimhautentzündungen, Infektionen, Geschwüre und Eiweißverdauung stören. Echte Nahrungsmittel- und Tumoren ausgeschlossen werden. Dies gelingt in allergien sind sehr selten – entgegen der landläufigen der Regel mit der Laboruntersuchung und dem Ultra- Meinung. schall (Sonografie). Bei besonders auffälligen oder lang anhaltenden Beschwerden sollte auch die Durchfüh- Darmflora: rung einer Magen- oder Darmspiegelung bzw. eines Die Zusammensetzung der Darmbakterien hat wich- Computertomogramms (CT) erwogen werden. tige Auswirkungen auf die Verdauungstätigkeit, das Immunsystem und unser Wohlbefinden. Lacto- und Liegen die genannten Erkrankungen nicht vor, spricht Bifidobazillen schützen die Darmschleimhaut, Ente- man in der Regel von einer funktionellen Erkrankung: rokokken und einige E.coli-Bakterien trainieren das dem Reizdarm-Syndrom. Immunsystem, während Fäulniserreger und Pilze (z.B. Candida) Gase und Giftstoffe produzieren, die Darm-Nervensystem: den Organismus belasten. Störungen der Darmflora Erst in den letzten Jahren wurde die Bedeutung der treten vor allem bei ungünstiger Ernährung, nach Nervengeflechte in der Darmwand für die Emotions- Magen-Darm-Infekten und nach Antibiotika-Behand- entstehung bekannt. So können sich zum einen Stress, lungen auf. Sie können zu Reizdarm, chronischen Ängste und depressive Verstimmungen negativ auf Darmentzündungen, Immunschwäche, Allergien und die Verdauung auswirken, zum anderen können aber Hautausschlägen führen. auch Darmreizungen mit einer Verschlechterung des seelischen Befindens einhergehen. Entspannungsver- Darmschleimhaut: fahren, Achtsamkeitsübungen und Akupunktur setzen Die Darmschleimhaut stellt die größte Körperoberflä- am Darm-assoziierten Nervensystem an, indem sie che des Menschen dar, etwa 500 m² - die Haut besitzt das „Bauchgefühl“ unterstützen und damit den Darm demgegenüber nur eine Fläche von 2 m². Hier wird beruhigen. sortiert, welche Nahrungsbestandteile gut für uns und welche schädlich sind. Mikroentzündungen mit einer vermehrten Durchlässigkeit der Schleimhaut („Leaky Gut“ = „löchriger Darm“) können zu Unverträglichkeiten, Reizdarm-Beschwerden und Immunschwäche führen. Häufig vertragen Betroffene dann unzählige Nahrungsmittel nicht. Hier hilft eine Auslassdiät oft nicht – vielmehr muss die Darmschleimhaut wieder abgedichtet werden. Wie werden Verdauungsstörungen diagnostiziert? Darm-assoziiertes Immunsystem: In der Darmwand sitzen 70% unserer Immunzellen. Zur Abklärung von Verdauungsstörungen gehört Durch die Überflutung mit Nahrungsantigenen bei zunächst die ausführliche Anamnese. Nach Ausschluss durchlässiger Darmschleimhaut oder durch die stän- einer organischen Erkrankung, z.B. mittels Labor, dige Beschäftigung mit krankmachenden Darmkeimen Ultraschall und ggf. Darmspiegelung, sollten zunächst kann die Immunfunktion gestört werden. Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeiten abgeklärt werden Infektanfälligkeit, Allergie und Erschöpfung sind die (u.a. mit dem H2-Atemtest). Weiterhin wird eine Stuhl- Folge. Insofern können mit einer Darmsanierung oft probe auf pathogene Keime, Parasiten und Würmer auch Hauterkrankungen, Heuschnupfen und Asthma sowie auf Störungen der Darmflora und des Darmim- erfolgreich behandelt werden. munsystems untersucht. Auch der mögliche Einfluss von Lebensstilfaktoren (z.B. Ernährung und Stress) spannter Rückenlage unter Achtung der Intimsphäre auf die Darmtätigkeit sollte betrachtet werden. durchgeführt wird. Dabei wird der gesamte Dickdarm mit gereinigtem Wasser in angenehmer Temperatur Wie werden Verdauungsstörungen ganzheitlich behandelt? Ein wichtiger Behandlungsbaustein ist die Ernährung. über ein geschlossenes System durchspült. Dies führt zur Stärkung der Darmschleimhaut, zur positiven Beeinflussung der Darmflora und zur Ausleitung von Schadstoffen, Stoffwechselgiften und Candida-Pilzen. Als unverträglich getestete Nahrungsmittel sollten (zumindest für eine gewisse Zeit) gemieden werden. Aufgrund der Darmfloraanalyse können verdauungsfördernde Nahrungsmittel empfohlen bzw. eine Darmsanierung mit Probiotika und Pflanzenheilmitteln eingeleitet werden. Fäulniserreger und Candida-Pilze sollten – möglichst schonend - eliminiert werden. Häufig sind dazu pflanzliche Arzneimittel ausreichend. Nur sehr selten müssen Antibiotika oder Antimykotika (z.B. Nystatin) eingesetzt werden. Pflanzliche Heilmittel können Entzündungen lindern, die Darmtätigkeit unterstützen, Verstopfung und Blähungen beseitigen sowie Galle und Bauchspeichel anregen. Das Immunsystem kann durch verschiedene pflanzliche Mittel und Mineralstoffe gestärkt werden. Das Darm-assoziierte Nervensystem wird über die Mind-Body-Medizin positiv beeinflusst, dazu gehören Entspannungsverfahren, Ausdauertraining und Achtsamkeit im Alltag. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt die Akupunktur dar, die zu einer Regulierung des Stuhlverhaltens, zur Entblähung und zur Schmerzreduktion führt. Die Colon-Hydro-Therapie (CHT) ist eine tiefe Darmspülung, die in ent- Informationen zu verschiedenen Darmerkrankungen: Laktoseintoleranz Die Laktose- oder Milchzuckerunverträglichkeit ist eine sehr häufige Verdauungsstörung. Durch einen vererbten oder erworbenen Mangel des Enzyms Laktase kann der Milchzucker nicht gespalten werden. Dadurch wird die Aufnahme ins Blut gestört, so dass vermehrt Laktose in den Dickdarm gelangt. Dort entstehen dann Blähungen und Durchfall. Zudem kommt es zu ungünstigen Veränderungen der Darmflora aufgrund des erhöhten Zuckergehalts im Stuhl. Therapeutisch werden ein weitgehender Verzicht auf Milchzucker-reiche Lebensmittel und eine Darmsanierung empfohlen. Bei einem erworbenen Mangel an Laktase kann die Aktivität des Enzyms oft weitgehend wiederhergestellt werden. Fruktoseintoleranz Glutenintoleranz (Zöliakie) Weniger bekannt, aber ebenfalls recht häufig finden Eine Unverträglichkeit gegenüber dem Getreidekleber wir eine Fruchtzuckerunverträglichkeit – besonders Gliadin (Gluten) ist ziemlich selten. Es handelt sich bei Menschen, die sich gesund ernähren. Eine Schwä- hier – im Gegensatz zu den anderen Unverträglich- che des Fruktosetransporters GLUT-5 im Dünndarm keiten – jedoch um eine Krankheit, bei der es zu führt zu einer Anhäufung von Fruchtzucker im Dick- Schädigungen des Darmes kommt. Deshalb ist bei darm, wo er Blähungen und Durchfall auslöst. Gleich- Nachweis einer Zöliakie (am besten im Blut und in zeitig wird die Aufnahme wichtiger Vitalstoffe wie der Gewebeprobe aus dem Dünndarm) eine strikte Tryptophan (eine Vorstufe des Glückshormons Sero- Gluten-freie Diät lebenslang einzuhalten. Demgegen- tonin) behindert. Deshalb ist die Fruktoseintoleranz über besteht bei der sogenannten Glutensensitivität häufig von Erschöpfungszuständen und Depressionen nur eine erhöhte Empfindlichkeit des Darms gegen begleitet. Die Meidung bestimmter Obstsorten und Getreideprodukte. Hier genügt eine Reduktion vor eine Behandlung der oft begleitenden Darmflorastö- allem von Weißmehlprodukten. Oft ist eine Darmsa- rung führt in der Regel bald zur Linderung. nierung hilfreich. Histaminintoleranz Sorbitintoleranz Histamin ist ein Allergiebotenstoff, der natürlicher- Die Unverträglichkeit von Sorbit führt ebenfalls zu weise bei der Fermentierung, Gärung und Lagerung Durchfällen und Blähungen. Sorbit-reich sind vor von Lebensmitteln entsteht. Bei einem Mangel des allem Äpfel, Trauben, Wein und Kaugummi. Histamin-spaltenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) kommt es zur vermehrten Aufnahme von Histamin Candida-Pilz über den Darm ins Blut. Manchmal finden wir auch Die Überbesiedlung des Dickdarms mit Candida- Histamin-produzierende Bakterien im Darm. Histamin Pilzen kann erhebliche Verdauungsbeschwerden kann Verdauungsstörungen, Hautausschläge, Kopf- verursachen, oft begleitet von Jucken am After und schmerzen (v.a. Migräne) und asthmatische Beschwer- Heißhunger auf Süßspeisen. Der Nachweis erfolgt in den auslösen. Linderung bringen eine Meidung der Stuhlprobe. Therapeutisch bieten sich ein Myrrhe- Histamin-reicher Nahrungsmittel (v.a. Wein, Essig, Präparat oder Nystatin an. Gleichzeitig sollten jedoch durchgereifter Käse, Thunfisch und Tomatensoßen), die guten Darmbakterien (Lacto- und Bifidobazillen) die Einnahme Histamin-abbauender Vitalstoffe und gestärkt werden, damit eine erneute Ansiedlung von eine Sanierung der Darmflora. Candida verhindert werden kann. Denn der Pilz findet erst seine Wachstumsnische, wenn die natürliche Schutzflora geschwächt ist. Darmflorastörung kungen müssen in der Regel mit immunsuppressiven Unter einer Darmflorastörung versteht man entweder Medikamenten (z.B. Cortison-Derivaten oder Mesala- einen Mangel an guten Darmbakterien (v.a. Lacto- zin) behandelt werden, um schwerwiegende Folgeer- und Bifidobazillen) oder eine Vermehrung von Fäul- scheinungen zu verhindern. Die ganzheitliche Medizin niserregern – häufig finden wir jedoch eine Kombina- bietet diverse unterstützende Maßnahmen an, z.B. tion beider Veränderungen. Ein Mangel an guten entzündungshemmende Pflanzenheilmittel (Phytothe- Darmbakterien führt zu Nahrungsmittelunverträglich- rapie), die Darmsanierung mit Probiotika, den Aus- keiten und einem geschwächten Immunsystem. Fäul- gleich von Vitalstoffdefiziten und die Akupunktur. niserreger verursachen Blähungen und Durchfälle. Mit Häufig können durch diese Maßnahmen die konventi- Probiotika, die lebensfähige Bakterien enthalten, und onellen Medikamente reduziert werden. pflanzlichen Arzneimitteln – begleitet von bestimmten Ernährungsempfehlungen und ggf. der Colon-HydroTherapie - kann eine gesundheitsfördernde Darmflora wiederhergestellt werden. Parasiten und Würmer: Parasiten wie Giardia lamblia oder Blastozystis sowie Würmer findet man in Europa nur selten. Bei Verdauungsstörungen, die im Rahmen von Auflandsaufenthalten aufgetreten sind, oder bei anhaltenden Beschwerden sollte jedoch auch hiernach gesucht werden. Um Parasiten und Würmer sicher auszuschließen, müssen in der Regel drei Stuhlproben (am besten an unterschiedlichen Tagen) untersucht werden. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn: Bei diesen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind organische Veränderungen in der Darmspiegelung sichtbar. Es ist wichtig, die Colitis ulcerosa und den Morbus Crohn von den Reizdarm-Syndromen zu unterscheiden. Dazu ist die Darmspiegelung erforderlich. Denn diese chronisch-entzündlichen Darmerkran- Folgen der Verdauungsstörung lindern Häufig drückt ein geblähter Dickdarm auch gegen den Magen und verursacht Übelkeit und Sodbrennen. Manchmal irritiert die Luft im Bauch das Herz – dann kommt es zu Herzstolpern und Druck in der Brust. Durch Verdauungsstörungen können bestimmte Nährstoffe schlechter im Dünndarm aufgenommen werden. Dazu gehören vor allem Proteine, Mineralstoffe und bestimmte Vitamine sowie Tryptophan, ein wichtiger Baustein für das „Glückshormon“ Serotonin. Deshalb können Erkrankungen anderer Organsysteme durch die Verdauungsstörung ausgelöst werden, z.B. Herzrhythmusstörungen, Erschöpfung, Depressionen, Blutarmut und Infektanfälligkeit. Insofern macht auch hier ein Blick über den „Tellerrand“ und ggf. eine weitere Abklärung und Supplementierung Sinn. Ein gesunder Darm ist ein wichtiger Bestandteil Ihrer Gesundheit! 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