Technische Universität München, Zentrum Mathematik Lehrstuhl für Angewandte Geometrie und Diskrete Mathematik Propädeutikum Diskrete Mathematik (MA 1501, MA 1503), WiSe 2014/15 Dr. René Brandenberg Aufgabenblatt 5 Aufgabe 5.1 Sei M eine Menge mit n ∈ N Elementen. a) Wie viele verschiedene Relationen R ⊂ M × M gibt es? b) Wie viele davon sind Funktionen? (Eine Relation f ⊂ M × M heißt Funktion, falls zu jedem x ∈ M ein y ∈ M existiert, so dass (x, y) ∈ f , und falls für alle x, y1 , y2 ∈ M gilt: (x, y1 ) ∈ f ∧ (x, y2 ) ∈ f ⇒ y1 = y2 .) Lösung zu Aufgabe 5.1 a) Jede Teilmenge R ⊂ M × M definiert eine Relation. Es genügt also die Teilmengen von M × M zu zählen. Nun ist nach Produktregel |M × M | = |M |2 = n2 und daher hat die Potenzmenge 2 von M × M genau 2n Teilmengen. b) Nach Definition ist f ⊂ M × M eine Funktion genau dann, wenn für alle x ∈ M gilt: |{y ∈ M : (x, y) ∈ f }| = 1. Es gibt zu jedem x ∈ M genau n mögliche y ∈ M , so dass (x, y) ∈ f und damit also nn = 2n log2 n mögliche Funktionen. Aufgabe 5.2 Betrachten Sie die folgende Relation: MA1501,1503 P := {(i, i) : i ∈ [7]} ∪ {(1, 3), (2, 3)} ∪ {(4, 5), (4, 6), (4, 7), (5, 7), (6, 7)} ⊂ [7]2 a) Zeigen Sie, dass P eine partielle Ordnung ist. b) Zeichnen Sie das Hasse-Diagramm von P . c) Geben Sie eine lineare Erweiterung L von P an, in welcher die Anzahl an Elementen i ∈ [7], für welche 1 ≤L i ≤L 3 gilt, maximal ist (ohne Begründung!). d) Zeigen Sie: Es gibt keine lineare Erweiterung L0 von P , sodass (3, 4) und (5, 2) in L0 sind. e) Bestimmen Sie eine Kette maximaler Größe von P und belegen Sie deren Maximalität. f) Bestimmen Sie eine Antikette maximaler Größe und belegen Sie deren Maximalität. Seite 1 von 4 WiSe 2014 Lösung zu Aufgabe 5.2 a) Die Reflexivität ist durch {(i, i) : i ∈ [7]} ⊂ P sichergestellt, die Antisymmetrie offensichtlich und die Transitivität durch (4, 7) ∈ P erreicht. b) 7 3 5 1 2 6 4 c) Hasse-Diagramm zu L: 3 7 6 5 4 2 1 d) Wegen Transitivität folgt aus (3, 4) ∈ L0 auch (2, 4) ∈ L0 und (3, 5) ∈ L0 und damit (2, 5) ∈ L0 . Dann kann aber aufgrund der Antisymmetrie nicht (5, 2) ∈ L0 sein. e) Die Ketten maximaler Größe sind {4, 5, 7} und {4, 6, 7}.Diese sind maximal, da sich [7] in 3 Antiketten, etwa {4}, {1, 2, 5, 6} und {3, 7} partitionieren lässt. f) Die (eindeutige) Antikette maxiamler Größe ist {1, 2, 5, 6}. Diese ist maximal, da sich [7] in 4 Ketten, etwa {1, 3}, {2}, {4, 5} und {6, 7} partitionieren lässt. Aufgabe 5.3 Zeichnen Sie jeweils ein Hasse-Diagramm einer partiellen Ordnung R ⊂ M × M (mit M eine Menge Ihrer Wahl), sodass es a) genau 3 unvergleichbare Paare und genau 8 lineare Erweiterungen gibt. b) genau 4 unvergleichbare Paare gibt und folgende Eigenschaft gilt: Es gibt x, y ∈ M mit (x, y), (y, x) 6∈ R und für jede partielle Ordnung R̄ mit R̄ ⊃ R ∪ {(x, y)} ist R̄ notwendigerweise linear. Geben Sie jeweils alle unvergleichbaren Paare an. MA1501,1503 Seite 2 von 4 WiSe 2014 Lösung zu Aufgabe 5.3 a) Hasse-Diagramm: 5 6 3 4 1 2 Die unvergleichbaren Paare lauten 1, 2, 3, 4, 5, 6, da alle 3 unabhängig voneinander für eine Erweiterung geordnet werden können, gibt es 23 = 8 Erweiterungen. b) Hasse-Diagramm: 4 3 5 2 1 Die unvergleichbaren Paare sind daher {i, 5}, i ∈ [4] und wählen wir x = 4 und y = 5 dann muss R̄ linear sein. Aufgabe 5.4 Seien a, b ∈ [n]2 mit a = (a1 , a2 ), b = (b1 , b2 ) und a R b, falls ai ≤ bi , i = 1, 2. a) Zeigen Sie, dass „R “ eine partielle Ordnung auf [n]2 ist. b) Geben Sie eine möglichst große Kette und eine zugehörige Partitionierung von [n]2 in eine minimale Anzahl von Antiketten an. c) Geben Sie eine lineare Erweiterung R0 von R an. Lösung zu Aufgabe 5.4 MA1501,1503 a) R = {a × b ∈ [n]2 × [n]2 : ai ≤ bi , i = 1, 2} ist eine binäre Relation über [n]2 . R ist wegen ai ≤ ai , i = 1, 2 für alle a ∈ [n]2 reflexiv. Aus ai ≤ bi und bi ≤ ai folgt ai = bi , i = 1, 2, also ist R antisymmetrisch. Außerdem folgt aus ai ≤ bi und bi ≤ ci , dass ai ≤ ci , i = 1, 2, d.h aus a R b und b R c folgt a R c. Damit ist gezeigt, dass R = ([n]2 , R ) eine partielle Ordnung ist. b) Die „Treppe“ Tn := {(i, j) ∈ [n]2 : i ≤ j ≤ i + 1} (1) ist eine Kette mit 2n − 1 Elementen. Ferner lässt sich [n]2 in folgende 2n − 1 Antiketten Li partitionieren: Für jedes i ∈ [2n − 1] sei Li := {(a1 , a2 ) : a1 + a2 = i + 1}. (2) Zum Beweis, dass 2n − 1 tatsächlich die geringste Anzahl von Klassen in einer Partition von [n]2 in Antiketten ist, brauchen wir nur die offensichtliche Ungleichung k ≤ ` aus der Vorlesung Seite 3 von 4 WiSe 2014 MA1501,1503 verwenden (` und k wie dort definiert); die Sätze 7.9 oder 7.10 werden hier nicht benötigt: Zeigen wollen wir, dass in der Situtation der Aufgabe ` = 2n − 1 gilt. Dazu genügt es, 2n − 1 = (# Elementen in der Beispiel-Kette Tn ) ≤ k ≤ ` ≤ (# Klassen in der Beispiel-Partition L1 t · · · t L2n−1 ) = 2n − 1 zu bemerken. Wegen dieser Ungleichungen kann k ≤ ` hier nur mit Gleichheit erfüllt, und es muss daher k = ` = 2n − 1 sein. c) Eine lineare Erweiterung R0 von R ist z.B. durch a R0 b ⇔ a1 < b1 ∨ (a1 = b1 ∧ a2 ≤ b2 ) gegeben. Das ist die sogenannte lexikographische Ordnung auf [n]2 . Reflexivität, Antisymmetrie und Transitivität von R0 sind leicht zu zeigen (die Transitivität wird offensichtlich wenn man bemerkt, dass sich die Aussagen beiderseits von ∨ gegenseitig ausschließen). Zum Nachweis der Linearität von R0 zeigen wir: Wenn (a, b) ∈ / R0 , dann (b, a) ∈ R0 . Sei dazu (a, b) ∈ / R0 . Dann a1 ≥ b1 ∧ (a1 6= b1 ∨ a2 > b2 ) ⇐⇒ a1 > b1 ∨ (a1 ≥ b1 ∧ a2 > b2 ) ⇐⇒ b1 < a1 ∨ (b1 ≤ a1 ∧ b2 < a2 ) =⇒ b1 < a1 ∨ (b1 = a1 ∧ b2 < a2 ) (3) letzteres aus folgenden Gründen: Wenn b1 < a1 gilt, dann ist die Bedingung b1 < a1 vor dem ∨ in der letzten Zeile wahr. Andernfalls, d.h. wenn b1 ≥ a1 , dann muss auf der linken Seite des ⇒ die Aussage (b1 ≤ a1 ∧ b2 < a2 ) gelten. Zusammen folgt dann b1 = a1 , und daher ist dann die zweite Klammer nach dem ∨ in der letzten Zeile wahr. Seite 4 von 4 WiSe 2014