Zwischen Bedarfsanalyse und Systementscheidung: Der Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank am Beispiel eines Designbüros Abschlussarbeit des Fortbildungslehrgangs „Wissenschaftliche/r Dokumentar/in“ am Institut für Information und Dokumentation in Potsdam Lehrgebiet: Entwurf von Informationssystemen Kurs: C/2004 Teilnehmerin: Andrea Böhm Datum: 28. Februar 2005 Inhaltsverzeichnis 0 Abstract ....................................................................................................... 1 1 Einleitung .................................................................................................... 2 2 Das Projekt 'Softwareauswahl für eine Bilddatenbank' ............................... 3 2.1 Das Büro ecke:design.............................................................................. 3 2.2 Ziel des Projektes .................................................................................... 4 3 Methode und Vorgehensweise.................................................................... 5 3.1 Das Vorgehensmodell ............................................................................. 5 3.2 Beurteilungskriterien für die Marktanalyse............................................... 7 4 4.1 4.2 5 5.1 5.2 6 Analyse ....................................................................................................... 8 Situationsanalyse .................................................................................... 8 4.1.1 Beschreibung ................................................................................ 8 4.1.2 Bewertung................................................................................... 10 Grobkonzept .......................................................................................... 11 4.2.1 Funktionale und technische Anforderungen................................ 11 4.2.2 Anforderungen an die Ergonomie ............................................... 13 4.2.3 Die Entscheidung für Standardsoftware...................................... 15 Marktanalyse............................................................................................. 18 Beschaffung externen Wissens ............................................................. 18 5.1.1 Berater / Dienstleister ................................................................. 18 5.1.2 Kostenpflichtige Studien ............................................................. 19 5.1.3 Messen ....................................................................................... 20 Eigenrecherche ..................................................................................... 21 5.2.1 Fachzeitschriften: Tests und Produktvergleiche.......................... 21 5.2.2 Herstellerunabhängige Internetseiten ......................................... 22 5.2.3 Herstellersites ............................................................................. 25 Auswahl..................................................................................................... 26 6.1 Grobauswahl ......................................................................................... 26 6.2 Feinauswahl .......................................................................................... 29 7 Zusammenfassung und Bewertung........................................................... 31 8 Literatur ..................................................................................................... 32 Anhang ............................................................................................................. 33 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 0 Abstract Im Rahmen einer sechswöchigen Projektarbeit in einem Designbüro werden die Phasen des Auswahlvorgangs für die Standardsoftware einer Bilddatenbank untersucht. Basierend auf einem vorher festgelegten Vorgehensmodell erfolgt nach einer Situationsanalyse und der Erstellung eines Grobkonzeptes eine Marktanalyse und eine anschließende Auswahl. 1 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 1 Einleitung Wer die Wahl hat, hat die Qual (Deutsches Sprichwort) Wie kommt man effizient und systematisch zu einer neuen Software? Diese Frage stellt sich immer dann, wenn die vorhandene Software neuen Aufgaben nicht mehr gewachsen ist. Neben der grundsätzlichen Frage, ob man sich für eine individuelle Systementwicklung oder eine Standardsoftware entscheidet, sieht man sich vor das Problem gestellt, an relevante Informationen zu gelangen und diese auch angemessen bewerten zu können. Im Rahmen eines Praktikums im Designbüro ecke:design konnte ich den Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank begleiten. Dazu gehörte in einer ersten Phase das Erstellen einer Situationsanalyse und eines Grobkonzepts für die Anforderungen. In einer weiteren Phase folgte eine Marktanalyse und ein anschließender Test der favorisierten Programme. Im Verlauf dieses Prozesses stellte sich zweierlei heraus: zum einen, dass der Markt für Softwareprodukte im Bereich Bilddatenbanken unübersichtlich ist. Zum anderen zeigte sich, dass es die ideale Software nicht gibt, dass also eine Bewertung und Abwägung der Rechercheergebnisse unabdingbar ist. Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelte sich das Thema dieser Abschlussarbeit. Ziel ist es, eine systematische Vorgehensweise für die Auswahl einer Software zu beschreiben und dabei auftretende Probleme und mögliche Lösungen darzustellen. Der Aufbau der Arbeit folgt den Phasen der Vorgehensweise. Nach einer Beschreibung des Projektes in Kapitel 2 werden in Kapitel 3 die hier verwendeten Methoden diskutiert. In Kapitel 4 wird die Situation und der Bedarf analysiert sowie ein Grobkonzept aufgestellt. Die anschließende Marktanalyse ist in Kapitel 5 beschrieben, gefolgt von einer Darstellung der Auswahlphase in Kapitel 6. Abschließend sind die Ergebnisse in Kapitel 7 zusammengefasst und beurteilt. 2 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 2 2.1 Das Projekt 'Softwareauswahl für eine Bilddatenbank' Das Büro ecke:design Das 1988 von den Ostberliner Designern Albrecht und Beate Ecke gegründete Studio zählt mittlerweile zu den renommierten Designbüros in Deutschland. Die Betätigungsfelder sind breit gefächert und reichen vom Public Design (Gestaltung für den öffentlichen Raum), Informationsdesign, Produktdesign bis hin zu Innen-, Messe- und Ausstellungsarchitektur. Besonders im Bereich des Public Designs hat sich das Büro einen Namen gemacht und hier fast alle wichtigen Designauszeichnungen Deutschlands erhalten. So rangiert ecke:design in dieser Sparte unter den zehn größten deutschen Designbüros. Das Team arbeitet interdisziplinär und setzt sich zusammen aus Produktdesignern1, Grafikern, Ausstellungsarchitekten und Mediengestaltern. Diese Zusammenarbeit ermöglicht die Umsetzung vielschichtiger und komplexer Projekte. Beispielhaft seien einige realisierte Arbeiten genannt: - Entwicklung des Ladenkonzeptes und der Kommunikationsgrafik für StreetOne, - eine Ausstellungskonzeption für die BUGA 2000 in Potsdam, - das touristische Orientierungssystem "Info-Fritz" in Potsdam, - das Leitsystem der BVG in Berlin, - eine Raumkonzeption für die SPD-Zentrale in Berlin, - verschiedene Printmedien und der Internetauftritt der Stiftung Denkmal der ermordeten Juden in Europa, - diverse Außenleuchten- und Außenmöbelsysteme für den öffentlichen Bereich. 1 Aus Gründen einer besseren Lesbarkeit wurde im Folgenden die männliche Genus-Endung gewählt, gemeint sind jedoch selbstverständlich beide Geschlechter. 3 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 2.2 Ziel des Projektes Im Büro ecke:design wird bei nahezu jedem Projekt mit Bildmaterial in den unterschiedlichsten Formen gearbeitet, sei es als Grafiken für Broschüren, Layouts für Beschilderungen oder Fotografien für Ausstellungstafeln. So hat sich im Laufe der Zeit eine Fülle von Bildmaterial angesammelt, die es effizient zu verwalten gilt. Besonders der Bestand auf offline-Medien wie CD und DVD ist stark angewachsen. Das bisher zur Archivierung dieses großen Bestandes genutzte Programm CatFinder (ShadeTree Programming) kann zwar über eine verknüpfbare Suche den Inhalt einer CD anzeigen, es lässt jedoch weder eine visuelle Suche noch eine nach Schlagworten und Kategorien zu. Unter Umständen ist man also gezwungen, mehrere CDs einzulegen, bevor die gesuchte Datei gefunden ist. Dies und die Tatsache, dass CatFinder keine Ausgabemöglichkeit für die Bilddateien anbietet (beispielsweise einen sogenannten Kontaktbogen, also eine Zusammenstellung mehrerer Voransichten auf einem DIN A4-Blatt), führten zu der Erkenntnis, dass eine professionelle Katalogisierung und Verwaltung nötig geworden war. So unternahm man vor wenigen Jahren einen ersten Versuch mit der Bilddatenbank Cumulus (Canto). Der Test dieser zunächst als Einzelplatzversion eingesetzten Software zeigte jedoch schon bald, dass die Handhabung dieser Anwendung als nicht benutzerfreundlich empfunden wurde. In der Folge hatte man die Einführung einer solchen Software zunächst „auf Eis“ gelegt. In einem zweiten Anlauf wurde das Vorhaben in dieser Projektarbeit nun wieder aufgegriffen. 4 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 3 3.1 Methode und Vorgehensweise Das Vorgehensmodell Die ersten Überlegungen zu einer angemessenen Vorgehensweise orientierten sich an einem bewährten und weit verbreiteten Vorgehensmodell für die Systementwicklung bzw. Einführung von Standardsoftware2: Abb. 1: Vorgehensmodell der Systementwicklung nach Stahlknecht / Hasenkamp Neben einer zeitlichen Einteilung des Vorgehens in die Phasen Vorphase, Analyse, Entwurf, Realisierung und Einführung wird hier auch unterschieden zwischen Eigenentwicklung und Fremdbezug. Bei unserem Projekt stand jedoch schon zu einem frühen Zeitpunkt fest, dass eine Eigenentwicklung nicht weiter 2 Stahlknecht, Peter / Hasenkamp, Ulrich: Einführung in die Wirtschaftsinformatik, Berlin u.a. 2002, S. 221 5 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank in Betracht gezogen wird. Deshalb musste die Vorgehensweise für den Fremdbezug noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden, da in diesem Modell der Schritt „Auswahl und Anschaffung von Standardsoftware“ nicht weiter differenziert wird. Speziellere Vorgehensmodelle für diese Auswahlphase werden z.B. bei Norbert Gronau3 diskutiert. Das dort angeführte Modell von Lang 4 bildete letztendlich die Grundlage für die hier gewählte Vorgehensweise: Abb. 2: Vorgehensmodell nach Lang Aus diesem gesamten Ablauf werden im Weiteren die Phasen Situationsanalyse, Grobkonzept, Marktanalyse, Grobauswahl und Feinauswahl näher betrachtet. Als Mittel für die Beschreibung des Ist-Zustandes in der Phase der Situationsanalyse wurde das informelle Gespräch mit den Mitarbeitern gewählt. 3 Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware – Auswahl und Einführung, München, Wien 2001, S. 93-101 4 Lang, G.: Auswahl von Standard-Applikations-Software – Organisation und Instrumentarien, Berlin u.a. 1989, S. 5, nach Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware, S. 94 6 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 3.2 Beurteilungskriterien für die Marktanalyse An dieser Stelle sei noch kurz auf Beurteilungskriterien für die unterschiedlichen Informationsquellen während der Marktanalyse eingegangen. So sollten etwa Testberichte in Fachzeitschriften Objektivität und Neutralität in der Beschreibung aufweisen und Kritik an einem Produkt darstellen und begründen. Dies ist besonders hier wichtig, da diese Informationsquelle der Einstiegsrecherche diente. Die Herstellersites und die allgemeinen Plattformen im Internet wurden in Anlehnung an die Kriterien von LOTSE5 (Library Online Tour and Self-Paced Education) geprüft. Wesentliche Aspekte hier waren: - die Seriosität des Herstellers (Wird transparent gemacht, wer die Website betreibt? Gibt es ein Impressum bzw. ein „Über uns“?) - die formale Gestaltung der Site (Lenken Animationen vom Inhalt ab? Ist der Inhalt übersichtlich gestaltet? Finde ich mich gut zurecht auf der Site?) - die Aktualität (Wann wurde sie erstellt? Wann aktualisiert?). 5 LOTSE: Universitäts- und Landesbibliothek Münster: Bewerten von Internetquellen, <http://lotse.uni-muenster.de/physik/literatur_suchen/suchmaschinen/internetquellen_bewertende.php> geladen am 20.02.2005 7 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 4 Analyse 4.1 Situationsanalyse Die Situationsanalyse gliedert sich in die beiden Teile Beschreibung und Bewertung. Bei der Beschreibung wird zunächst auf die Struktur und die technische Ausstattung des Büros eingegangen, anschließend auf die Arbeitsabläufe. Die Bewertung fasst die Ergebnisse zusammen. 4.1.1 Beschreibung Struktur und technische Ausstattung: In seinen beiden Niederlassungen in Berlin-Moabit und Potsdam beschäftigt ecke:design durchschnittlich 18 fest angestellte bzw. freie Mitarbeiter, sowie in wechselnder Zusammensetzung Praktikanten und Studenten der verschiedenen Designrichtungen. Wie in den meisten Design- und Grafikbüros üblich sind die Arbeitsplätze mit Macintosh-Rechnern von Apple ausgestattet und laufen auf dem Betriebssystem Mac OS X. Auf den Laufwerken eines zentralen Servers werden die Materialien von aktuellen Projekten abgelegt. Auf diese lässt sich prinzipiell von jedem Arbeitsplatz aus zugreifen. Je nach Projekt und Aufgabe wird mit den unterschiedlichsten Konstruktionsund Layout-Programmen gearbeitet: - Photoshop (Bildbearbeitung) - Indesign (Konstruktion) - VectorWorks (technisches Zeichnen, Innenraumplanung) - FormZ (technisches Zeichnen, Konstruktion und 3D- Modellierung) - Freehand / Illustrator (Entwurf, Zeichnen, Illustration) - QuarkXpress (Layout) 8 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Einige dieser Programme sind auf den einzelnen Rechnern in unterschiedlichen Versionen installiert. Außer mit diesen speziellen Programmen wird noch mit folgender, der allgemeinen Büroarbeit und Projektverwaltung dienenden Software gearbeitet: - MS Office (Kalkulation, Zeitpläne, Projektsteuerung) - Acrobat (allgemeine Präsentation) - Filemaker - officewarp (Adressverwaltung, Zeiterfassung, Brief- und Mailverkehr, Angebots- und Rechnungserstellung, Projektsteuerung) Für ein Projekt entstehen auf diese Weise Dateien in den unterschiedlichsten Formaten. Dazu kommen fast immer noch Bilddateien, die von der digitalen Kamera auf die Festplatte gespeichert werden. Aufgrund der Größe dieses Datenvolumens werden seit einiger Zeit Dateien (insbesondere Bild- und Layoutdateien) auf CDs und DVDs gespeichert. Die Größe dieses ausgelagerten Bestandes liegt bei etwa 10.000 Dateien, der jährliche Zuwachs bei ca. 2.000 Dateien. Über diesen Bestand wurde bisher mit der Anwendung CatFinder recherchiert. Wie schon in Kapitel 2.2 erläutert, lässt CatFinder jedoch weder eine visuelle Recherche (bzw. eine Schlagwortsuche) noch eine Ausgabe als Kontaktbogen zu. Ein vor wenigen Jahren unternommener Versuch, die Software Cumulus 5.5 zur Katalogisierung und Archivierung einzusetzen, scheiterte an der geringen Benutzerfreundlichkeit. Arbeitsabläufe: Wie schon in Kapitel 2.1 angerissen, arbeiten bei ecke:design Grafiker, Produktdesigner, Ausstellungsarchitekten und Mediengestalter. Die Hierarchien sind flach gehalten, das bedeutet, dass die meisten Mitarbeiter ihre eigenen Projekte bearbeiten. Oft werden dabei Studenten oder Praktikanten mit eingebunden. Während die angestellten Mitarbeiter über einen festen Arbeitsplatz verfügen, wechseln die Studenten den Platz des öfteren. Das hängt u.a. damit zusammen, dass nicht jeder Rechner mit denselben Programmen ausgestattet ist. Studenten und Praktikanten arbeiten bei ecke:design im Schnitt etwa 6 Wochen bis 3 Monate. 9 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Da jeder Mitarbeiter seinen eigenen Bildbestand verwaltet, wird er auch selber katalogisieren, recherchieren und Kontaktbögen erstellen. Es wird also nicht ein einzelner Mitarbeiter sein, der sozusagen zentral für alle Kollegen diese Aufgabe übernimmt. Während des gesamten Verlaufs eines Projektes werden sogenannte Kontaktbögen für die unterschiedlichsten Zwecke benötigt. So dienen diese Bögen als Kommunikationsmittel mit Auftraggebern, als Vor-Sichtungsmöglichkeit für Ausstellungskonzeptionen, als eigene Projektübersicht für den jeweiligen Mitarbeiter und nicht zuletzt auch als bürointerne Besprechungsgrundlage. Auch nach Abschluss eines Projektes erweisen sie sich als hilfreich für eine rasche Übersicht bei der Zusammenstellung eigener Broschüren. 4.1.2 Bewertung Zusammenfassend lässt sich Folgendes feststellen: - Die benötigte Bilddatenbank muss ein hohes Maß an Benutzerfreundlichkeit aufweisen. Da jeder Mitarbeiter und auch jeder zeitlich befristet dort arbeitende Student damit umgehen soll, muss eine Bedienbarkeit auch ohne lange und intensive Einarbeitungszeit möglich sein. - Eine visuelle Recherche ist gefordert. - Es muss die Möglichkeit bestehen, zügig eine Auswahl von Voransichten zu einem Kontaktbogen zusammenzustellen. - Aufgrund der Heterogenität der Dateiformate muss die Software in der Lage sein, alle vorkommenden Formate erkennen und katalogisieren zu können. - Ebenso müssen auch IPTC6- und EXIF7-Daten ausgelesen werden können. - Die Bilddatenbank muss ein Volumen von geschätzten 100.000 Dateien aufnehmen können. - Da die Rechner durchweg unter dem Betriebssystem Mac OS X laufen, muss die gesuchte Software dafür geeignet sein. 6 International Press Telecommunications Council – ein Standard zur Speicherung von Textinformationen in Bilddateien 7 Exchangeable Image File – ein Standard, in dem Digitalkameras ihre Daten speichern 10 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 4.2 Grobkonzept Die Ergebnisse der Situationsanalyse flossen nun in ein Grobkonzept ein. Dieses setzt sich zusammen aus den funktionalen bzw. technischen Anforderungen, den Anforderungen an die Ergonomie und aus der Vorgabe, dass es sich um Standardsoftware handeln soll. 4.2.1 Funktionale und technische Anforderungen Da diese Anforderungen die Grundlage für die spätere Grobauswahl bildet, sollten sie nicht zu detailliert gestaltet sein. Die Untergliederung der Auswahlphase in zwei Schritte (Grob- und Feinauswahl) hat ja den Zweck, aus der Fülle der Softwareprodukte zunächst eine Vorfilterung vorzunehmen und erst dann einige wenige Anwendungen genauer zu untersuchen und zu vergleichen. So macht es wenig Sinn, an dieser Stelle z.B. genau zu beschreiben, wie viel Pixel groß die Voransicht sein muss. Bei Softwareprodukten, die eine gewisse Verbreitung gefunden haben, kann man davon ausgehen, dass solche grundlegenden Fragestellungen im Interesse des Kunden gelöst wurden8. Eine Konzentration auf wesentliche Kriterien ist deshalb wichtig. Trotzdem ist es sinnvoll, eine Vergabe von Prioritäten vorzunehmen9. Nicht nur die Muss-Anforderungen sind eine wichtige Orientierung, sondern auch die nicht erforderlichen. Somit können in der Phase der Auswahl bereits im Vorfeld einige Produkte herausgefiltert werden. 8 Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware – Auswahl und Einführung, München, Wien 2001, S. 112 9 Verwaltungs-Berufsgenossenschaft: Software-Kauf und Pflichtenheft. Leitfaden und Arbeitshilfen für Kauf, Entwicklung und Beurteilung von Software, <http://www.vbg.de/imperia/md/content/produkte/spschriften/s02114.pdf> geladen am 16.01.2005 11 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank MUSS-Anforderungen: Betriebssystem Mac OS X Netzwerk Geplant: vorerst eine Einzelplatz-Lösung, später aber erweiterbar auf eine Client-Server-Lösung; Umfang Die Bilddatenbank muss mind. 100.000 Bilddateien verwalten können; Geforderte Unterstütztung folgender Dateiformate: BMP, GIF, TIFF, JPEG, Weitere unterstützte Formate: PDF, DOC, INDD, FH, EPS; Konvertierung: PDF, XML; PNG, PICT, PSD, TGA; Exportformate IPTC / EXIF Diese Daten müssen ausgelesen werden; „Kontaktbogen“ Eine Auswahl verschiedener Thumbnail-Ansichten und auswählbaren Metadaten muss druckbar sein; Suche Die Suchfunktion muss folgende Möglichkeiten bieten: Suche in einzelnen Feldern, in allen Feldern, in mehreren Datenbanken, Suchanfrage speichern, Suche über ein Suchergebnis; SOLL-Anforderungen: Metadaten (IPTC / EXIF) Performance Die Metadaten sollen aus der Originaldatei in die Datenbank übernommen werden (Mapping); Die Bilddateien sollen möglichst schnell importiert, katalogisiert und gedruckt werden; 12 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank KANN-Anforderungen: Web Ein Web-Publishing kann (später) möglich sein. Dazu zählt: - Darstellung einer Bilderkollektion auf der eigenen Website inklusive dazugehöriger Metadaten; - Recherchemöglichkeit des Kunden im Datenbestand; - Online-Versand von Dateien an den Druck; NICHT erforderlich: Bildbearbeitung Eine Bildbearbeitung findet in anderen Programmen wie z.B. Photoshop statt; Thesaurus Ein mitgelieferter Thesaurus ist nicht erforderlich, da er nicht genau auf Bedürfnisse zugeschnitten sein kann; Kundenbetreuung/ Buchhaltung Ein Komplex „Buchhaltung“ für den kommerziellen Vertrieb ist nicht notwendig; 4.2.2 Anforderungen an die Ergonomie Für die Benutzungsfreundlichkeit einer Software werden in der Norm ISO 9241 („Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten“) eine Reihe von Gestaltungsanforderungen und Empfehlungen aufgeführt. Besonders aufschlussreich sind hier: - ISO 9541-3 („Anforderungen an visuelle Anzeigen“), - ISO 9541-10 („Grundsätze der Dialoggestaltung“), - ISO 9541-12 („Informationsdarstellung“), - ISO 9541-14 („Dialogführung mittels Menüs“); Daraus lassen sich folgende Kriterien ableiten: - Aufgabenangemessenheit Ein Dialog ist angemessen, wenn er die Arbeitsaufgabe des Nutzers unter13 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank stützt. „Die Software soll der Aufgabe angepasst werden und nicht umgekehrt.“10 Konkret formuliert kann das bedeuten: - Werden die Informationen angezeigt, die im Zusammenhang mit dem Erledigen der Arbeit nötig sind? - - Wird die Anzeige nicht benötigter Informationen vermieden? - Werden häufig vorkommende Werte voreingestellt (Defaults)? Selbstbeschreibungsfähigkeit Diese ist dann gegeben, wenn die einzelnen Schritte innerhalb einer Dialogführung unmittelbar verständlich sind bzw. wenn an jeder Stelle des Dialoges klar ist, welche Handlungen wie ausgeführt werden: - Leiten die Dialoginformationen den Nutzer bis ans Ziel? - Sind die verwendeten Symbole und Beschriftungen von Schaltflächen u.ä. der fachüblichen Terminologie entnommen? - Sind Hilfefunktionen gegeben? Erwartungskonformität Wesentlich hier ist, dass der Dialog allgemeinen Konventionen entspricht und gemäß den Erwartungen des Nutzers reagiert. Ähnliche Funktionen sollen ähnliche Abläufe haben und die Gestaltung soll einheitlich sein: - Weist der Dialog eine einheitliches, vertrautes Vokabular auf? - Erfolgt auf Handlungen des Nutzers eine unmittelbare, angemessene Rückmeldung? - Lernförderlichkeit Dies ist dann der Fall, wenn der Nutzer beim Erlernen dieser Anwendung Unterstützung und Anleitung erhält: - Steht dem Nutzer geeignete Unterstützung bereit, sich mit der Anwendung vertraut zu machen? 10 Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware – Auswahl und Einführung, München, Wien 2001, S. 113 14 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank - Fördern die Rückmeldungen das konzeptionelle Verständnis für die Anwendung? - Steuerbarkeit Der Nutzer muss in der Lage sein, die Geschwindigkeit und den Ablauf des Dialoges zu bestimmen: - Ist eine Eingabe über verschiedene Eingabearten möglich (z.B. Maus oder Tastatur?) - Lässt sich eine Aufgabe jederzeit unterbrechen und später wieder aufnehmen? - Ist die Reihenfolge der Arbeitsschritte wählbar? Fehlertoleranz Ein Dialog ist fehlertolerant, wenn trotz fehlerhafter Eingabe das Ergebnis mit keinem oder minimalem Aufwand korrigiert werden kann: - Ist bei einer fehlerhaften Eingabe eine Erläuterung bei der Beseitigung des Fehlers behilflich? - Sind die zur Beseitigung des Fehlers erforderlichen Schritte minimal gehalten? - Individualisierbarkeit Der Nutzer muss die Möglichkeit haben, die Darstellung von Informationen gemäß seinen individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen zu ändern: - Kann der Nutzer zwischen unterschiedlichen Dialogformen wählen? - Gibt es die Möglichkeit, Buttons, Dateien usw. individuell zu benennen? 4.2.3 Die Entscheidung für Standardsoftware Ein Katalogisierungs- und Archivierungssystem für Bilddateien ist mittlerweile eine weit verbreitete Anwendung, sowohl für den privaten als auch für den professionellen Einsatz. Demgemäss finden sich viele konkurrierende Standardsoftwareprodukte dieser Sparte auf dem Markt. 15 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Die Vorteile einer Standardsoftware liegen auf der Hand11: - Die Entwicklungskosten für die Software verteilen sich auf viele Anwender, daher liegen die Preise für eine Standardsoftware fast immer deutlich unter den Kosten einer individuell entwickelten Anwendung. - Die Zeitspanne zwischen Planung und Einführung ist geringer, da keine Entwicklungszeit und Testphasen zu berücksichtigen sind. - Häufig ist die Standardsoftware komfortabler in der Anwendung und die einzelnen Funktionen sind durch mehrfache Verbesserungsdurchläufe (Programmversionen) ausgereifter. Demgegenüber stehen jedoch auch einige Nachteile, die es abzuwägen gilt: - Die Funktionalität ist oft universeller, da mit der Software ein breiter Markt erreicht werden soll. Unter Umständen können spezielle Anforderungen nicht abgedeckt werden. - Die Software ist häufig mit mehr Funktionen ausgestattet als benötigt. Die Auswirkungen können sich z.B. in einem großen Speicherbedarf oder langen Antwortzeiten zeigen. - Eine proprietäre Software bindet an den Hersteller. Generell lässt sich Standardsoftware an betriebliche Erfordernisse anpassen. Diese Fähigkeit wird mit Customizing bezeichnet. Dabei werden grundsätzlich drei Arten unterschieden: - Die Konfigurierung (Anpassung durch Einstellung der Parameter) - Die Komponentenmodellierung (eine individuelle Zusammenstellung einzelner benötigter Komponenten bzw. Module) - Die Individualprogrammierung (die Anpassung erfolgt durch individuelle Programmierung) Somit lässt sich auch eine für den breiten Markt entwickelte Software an die unternehmenseigenen Bedürfnisse anpassen. Zu beachten ist jedoch, dass je nach gewählter Lösung die Kosten hoch sein können. 11 Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware – Auswahl und Einführung, München, Wien 2001, S. 17/18 16 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Bei der Entscheidung für eine Standardsoftware überwogen die Vorteile deutlich. Schon im Vorfeld zeigte sich, dass eine individuelle Entwicklung den anvisierten finanziellen Rahmen gesprengt hätte. Ebenso wäre sie auch zu personalintensiv geworden. Die Alternative dazu, eine eigene Entwicklung auf Basis einer Open SourceSoftware wie z.B. Typo3 wäre mit wesentlich geringeren Kosten verbunden gewesen. Dagegen sprach jedoch ein zu hoher Zeitaufwand und, dass der Fokus bei dieser Content management-Software eher auf der Erstellung von Internetund Intranetpräsentationen liegt. Diese nehmen bei den ermittelten Anforderungen jedoch nur eine untergeordnete Rolle ein. Ebenso wäre auch hier eine Testphase nötig geworden. Und letztlich hätte man nicht wie bei einer Standardsoftware üblich über eine Garantie und einen Servicevertrag verfügt. Nachdem nun dieses Grobkonzept vollständig vorlag, wurde es in einer Besprechungsrunde allen Mitarbeitern des Büros vorgestellt und von ihnen genehmigt. 17 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 5 Marktanalyse 5.1 Beschaffung externen Wissens Auf externes Wissen zurückgreifen zu können bietet den Vorteil, rasch einen breiten und fundierten Marktüberblick über relevante Softwareprodukte zu bekommen. Es erfordert zudem einen geringeren Eigeneinsatz an Personal, im äußersten Fall können sämtliche Phasen eines Auswahlprozesses einer externen Unternehmensberatung übertragen werden. Zu bedenken ist aber, dass diese Dienstleistung relativ kostenintensiv ist und sich häufig nur bei größeren und komplexen Systemeinführungen rechnet. Eine entsprechende Kosten-Nutzen Abwägung ist angeraten. 5.1.1 Berater / Dienstleister Eine ganze Reihe von Consultingfirmen bzw. Unternehmensberatungen bieten Hilfe bei der Anschaffung neuer Software an. Aus der Fülle der Anbieter seien die beiden hochschulnahen Einrichtungen FIR12 (Forschungsinstitut für Rationalisierung) in Aachen und AIP-Institut GmbH13 in Hagen erwähnt, da sie eine gewisse Sonderstellung gegenüber den Beratungsfirmen aus der freien Wirtschaft einnehmen. AIP, das 1992 gegründete An- Institut der FernUniversität Hagen, bietet in seinem weit gefächerten Dienstleistungsspektrum u.a. auch Systemberatung an. Das heißt, es führt für den Kunden eine Unternehmensanalyse durch, erstellt ein Konzept und gibt aufgrund seiner breiten Marktübersicht eine Softwareempfehlung. Darüber hinaus leistet es auch Hilfestellung für die Vertragsprüfung und –gestaltung und begleitet ebenso die letzte Phase, die Softwareeinführung. Somit unterstützt AIP den gesamten Prozess einer Software-Findung. Das 1953 konstituierte FIR an der RWTH Aachen leistet etwas anderes. Im Rahmen industrieller Auftragsforschung bietet es beispielsweise Unternehmen individuelle Lösungen zur Betriebsorganisation an. Daneben aber entwickelt es, 12 13 <http://www.fir.rwth-aachen.de/index.html> geladen am 20.02.2005 <http://www.aip-institut.de/index.html geladen> geladen am 20.02.2005 18 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank seinem gemeinnützigen Auftrag folgend, in verschiedenen Projekten Methoden und Konzepte, die die Unternehmen bei den unterschiedlichsten betrieblichen Anforderungen unterstützen. Besonders erwähnenswert ist hier das Projekt BAPSY (Bewertung und Auswahl von Standard PPS-/ERP-Systemen14). Die Datenbank dieses Tools basiert auf einem Erfassungskatalog, in dem die Anbieter der Software über 2.000 Merkmale zu dem jeweiligen System eingetragen haben (die Merkmale wurden anhand des Aachener PPS-Modells strukturiert). Alle drei Monate werden darüber hinaus Anbieterbefragungen durchgeführt, um das Angebot auf einem aktuellen Stand zu halten. Dieses Tool wurde weiter professionalisiert so dass im Jahr 2000 ein Spin-Off15 des FIR gegründet wurde mit dem Ziel, basierend auf BAPSY eine internetbasierte Auswahlplattform anzubieten. Dieser IT-Matchmaker der Trovarit AG ist ein Werkzeug, das den gesamten Auswahlprozess (Anforderungsdefinition, Marktanalyse, Ausschreibung, Endauswahl) unterstützt. Diesem Prinzip folgen, wenn auch in weit abgespeckter Version, einige andere herstellerunabhängige Internetplattformen16. Fazit: Da dieses rechnergestützte Auswahlverfahren lediglich auf die Sparte der PPS-/ERP-Systeme (bei Trovarit AG erweitert um den Bereich CRMLösungen17) ausgerichtet ist, kann es hier im konkreten Fall für die Suche nach einer geeigneten Bilddatenbank nicht angewendet werden. Zudem belaufen sich die Kosten bei der Trovarit AG für ein sog. Komplett-Paket zur Zeit auf etwa 1.000 € (Stand: Februar 2005). 5.1.2 Kostenpflichtige Studien Die Trovarit AG bietet neben dem IT-Matchmaker auch branchenspezifische Marktstudien18 an. Diese Dienstleistung findet sich auch bei anderen Consultingfirmen, so z.B. bei NewMediaSales.com19. In einer Studie aus dem Bereich Media Asset Management etwa werden 29 relevante Anbieter von Bilddatenbanken nach 70 Kriterien evaluiert und die Einsatzmöglichkeiten dieser Soft- 14 PPS= Produktionsplanung und –steuerung, ERP= Enterprice Resource Planning als Concit AG gegründet, 2001 in Trovarit AG umbenannt 16 vgl. Kapitel 5.2.2 17 CRM= Customer Relationship Management 18 Marktspiegel und -studien "Business Software" 19 <http://www.newmediasales.com/> geladen am 20.02.2005 15 19 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank ware in mittelständischen und großen Firmen gegenübergestellt. Die Kosten dieser Studie liegen, je nach Ausgabeformat als Print oder PDF zwischen 400 und 1.500 € (Stand: Februar 2005). Der ISIS Firmen Report, von der Nomina GmbH20 veröffentlicht, gibt ebenfalls einen breiten Marktüberblick. Gegliedert nach Produktsparten wird die Software kurz beschrieben und der jeweilige Anbieter angeführt. Eine tiefergehende Bewertung des Leistungsumfangs oder Einsatzgebietes der einzelnen Software findet allerdings nicht statt. Die Kosten dieses Reports mit einem Umfang von 10.000 gelisteten Softwareprodukten und 7.000 IT-Unternehmen liegen zwischen 150 und 200 € (Stand: Februar 2005). Fazit: Marktstudien bieten einen guten Überblick über alle relevanten Softwareprodukte mit Angaben zum Produkt und seinem Anbieter. Studien sind herstellerunabhängig und lassen daher einen kritischen Vergleich zu. Doch auch hier gilt abzuwägen, ob die Kosten den Nutzen rechtfertigen. In unserem Fall wurden Studien nicht herangezogen. 5.1.3 Messen Eine weitere Möglichkeit Informationen zu sammeln bieten Fachmessen. Alle wichtigen Hersteller sind dort vertreten, man kann sich die Software vorführen lassen, ausprobieren und gezielte Fragen stellen. Ein Messebesuch ist besonders dann sinnvoll, wenn schon ein grober Überblick vorhanden ist. Die größte Messe für den IT-Bereich schlechthin ist die CeBIT21 in Hannover. Einer ihrer vielen Ausstellungsschwerpunkte liegt in dem Bereich Dokumentenmanagement. Daneben empfiehlt sich die SYSTEMS22 in München. Ihr Spektrum umfasst die Bereiche IT, Medien und Kommunikation. Die DMS23 in Essen hat sich auf die Gebiete Informations-, Content- und Dokumentenmanagement spezialisiert. Und die Photokina24 in Köln deckt die Sparte der Bildkommunikation ab (die Aufnahme, Speicherung, Bearbeitung, Übertragung und Wiedergabe von Bildern). 20 <http://www.nomina.de/specials/index_lr_tux.htm> geladen am 20.02.2005 <http://www.cebit.de/homepage_d?x=1> geladen am 20.02.2005 22 <http://www.systems-world.de/id/6465> geladen am 20.02.2005 23 <http://www.dmsexpo.de/> geladen am 20.02.2005 24 <http://www.photokina.de/> geladen am 20.02.2005 21 20 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Als letztes sei die MacExpo25 in Köln erwähnt. Als einzige Fachveranstaltung rund um die Apple-Computerwelt bietet sie u.a. ein Forum für Software, die auf der Macintosh-Plattform laufen. Da jedoch die Messetermine zeitlich außerhalb meines Praktikum lagen, entfiel diese Möglichkeit. 5.2 Eigenrecherche Im Gegensatz zur Beschaffung externen Wissens ist die Eigenrecherche aufwändiger. Je nach Umfang der Aufgabe und je nach Vorwissen kann es sich als sehr zeitintensiv erweisen. Es erfordert eine gründliche Auseinandersetzung und Bewertung der zusammengetragenen Informationen. Erschwerend kommt das Fehlen eindeutiger Begrifflichkeiten hinzu. So ist in manchen Fachzeitschriften von „Mediendatenbanken“ oder „Bilddatenbanken“ die Rede. Bei einigen Herstellern dagegen wird dieselbe Art von Software als „Media Asset Management“ (MAM) oder als „Digital Media Management“ (DMM) bezeichnet. Auch die unterschiedliche Struktur von Internetseiten (sowohl die der Hersteller als auch der herstellerunabhängigen Plattformen) erschwert einen direkten Vergleich. Das führt zu einem zeitaufwändigen Zusammentragen der einzelnen Informationen. 5.2.1 Fachzeitschriften: Tests und Produktvergleiche Als sehr hilfreich haben sich herstellerneutrale Testberichte erwiesen. In renommierten Fachzeitschriften wie z.B. der c't finden sich solche Vergleiche mehrerer Softwareprodukte mit einer kritischen Gegenüberstellung und Bewertung. Es ist darauf zu achten, dass diese Testberichte so aktuell wie möglich sind. Denn es kann durchaus passieren, dass für ein Produkt mittlerweile schon eine neue Version auf dem Markt erschienen ist, bei der die im Test aufgeführten Mängel beseitigt sind (umgekehrt kann es aber auch vorkommen, dass sich einige Funktionen gegenüber der Vorgängerversion verschlechtert haben!). 25 <http://www.mac-expo.de/> geladen am 20.02.2005 21 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Wichtig ist ebenfalls, dass die getestete Software dem geforderten professionellen Niveau entspricht . Besonders aufschlussreich war ein solcher Test aus der c’t26, bei dem sechs Bilddatenbanken miteinander verglichen wurden (vier von ihnen sind für das Betriebssystem Mac OS geeignet). Die in verschiedene Kategorien eingeteilten Funktionen wurden mit einem einfachen Bewertungssystem „benotet“. Die Ergebnisse wurden abschließend in einer Bewertung zusammengefasst. Ebenso informativ sind Berichte27 über einzelne Produkte, beispielsweise, wenn zu einem Produkt eine neue Version auf den Markt kommt. Solche Tests und Berichte waren nicht nur hilfreich, um gezielt Details über die favorisierten Softwareprodukte für die folgende Vorauswahl zu ermitteln. Auch als Einstiegsrecherche dienten sie einer ersten Orientierung, um überhaupt eine Übersicht über gängige Funktionen einer Bilddatenbank zu erhalten. 5.2.2 Herstellerunabhängige Internetseiten Für allgemeine Hintergrundinformationen zu dem Thema Bilddatenbanken und zu einzelnen Herstellern war die Seite von ART & SCIENCE28 sehr informativ. Der Fachjournalist Roland Dreyer hat hier u.a. Informationen zu den Themen Archivierung, Bildbearbeitung und –speicherung sowie Media Asset Management zusammengetragen. In der Rubrik „MAM-Portraits“ finden sich einige Firmenportraits von Anbietern, die bei der Phase der Auswahl hilfreich sein können. Wie schon in Kapitel 5.1.1 erläutert, finden sich im Internet auch herstellerneutrale Plattformen, die einen recherchierbaren Pool an Software der verschiedenen Sparten anbieten. So beispielsweise die Internetseite Contentmanager.de29, ein Informationsportal rund um die Thematik von Content-Systemen30. Neben verschiedenen Fachfo- 26 Trinkwalder, Andrea: Sortiermaschinen. Professionelle Mediendatenbanken für Windows und Mac OS, in: c’t, magazin für computer technik 9, 19.04.2004, S. 156 f. 27 Trinkwalder, Andrea: Nachgereift. Aktualisiertes Cumulus 6, finale Version von Portfolio 7, in: c’t, magazin für computer technik 19, 03.09.2004, S 94 28 <http://www.contentmanagement.de/> geladen am 20.02.2005 29 <http://www.contentmanager.de/> geladen am 20.02.2005 30 Software zur Verwaltung des Inhalts einer Website oder auch von anderen Informationsangeboten 22 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank ren und Artikeln über die unterschiedlichsten Aspekte der Software findet sich hier auch ein sog. Produktfinder. Über die drei Schritte „Kategorie auswählen“, „Kriterien bestimmen“ und „Ergebnis anzeigen“ lässt sich in dem Pool gezielt recherchieren. Ist die Suche schon auf einige wenige Produkte eingegrenzt, lassen sich diese über den sog. Produktvergleich gegenüberstellen. Auch hier wird in drei Schritten vorgegangen: „Kategorie wählen“, „Produkte auswählen“ und „ Kriterienauswahl“. Im Ergebnis werden, gegliedert nach den Kriterien, die Produkte direkt miteinander verglichen. Die Auswahl ankreuzbarer Kriterien ist hier allerdings bei weitem nicht so differenziert möglich wie bei den in Kapitel 5.1.1 erwähnten Tools BAPSY und ITMatchmaker. Kritisch zu betrachten ist auch die Tatsache, dass die Herstellerangaben offenbar auf Freiwilligkeit basieren. Das hat zum einen zur Folge, dass ein solcher Pool nicht umfassend wiedergeben kann, was sich in der jeweiligen Softwaresparte zur Zeit tatsächlich auf dem Markt befindet. Zum anderen zeigt sich, dass Produkte, zu denen die Hersteller keine kompletten Angaben gemacht haben, auch nicht über den Produktfinder recherchierbar sind. Während in der Rubrik „Produkte und Anbieter“ in der Sparte „Media Asset Management“ die Anzahl der hier vorliegenden Produkte mit 49 angegeben wird, sind es in der Rubrik „Produktfinder“ nur noch 15. Damit ist der Produktfinder abhängig von der Vollständigkeit der Herstellerangaben. Als heikel kann auch die Tatsache angesehen werden, dass der Betreiber dieser Internetseite eine IT-Consultingfirma31 ist. Diese bietet den Herstellern drei verschiedene Eintragsmöglichkeiten an: neben dem kostenlosen Basiseintrag gibt es auch die kostenpflichtigen Standard- und Premiumeinträge. Letztere werden dann bei einer Recherche offenbar besonders hervorgehoben gelistet. Dies läuft aber einer Neutralität der Angaben zuwider. Insofern ist anzunehmen, dass diese Plattform eher zum Zwecke der Werbung und der Selbstdarstellung der Hersteller dient. Eine weitere Plattform stellt die Internetseite SoftGuide32 dar. Sie ist nach einem ähnlichen Prinzip konzipiert. Auch hier lässt sich über einen Pool an Softwareprodukten recherchieren. Die Hersteller haben ebenfalls die Wahl zwischen ei- 31 32 F&P GmbH - FEiG & PARTNER <http://www.softguide.de/index.htm> geladen am 20.02.2005 23 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank nem kostenlosen Grundeintrag und einem kostenpflichtigen Volleintrag. Allerdings werden letztere offenbar nicht gesondert hervorgehoben. Der Pool umfasst 9.400 Produkte und 5.800 Anbieterprofile (Stand: Februar 2005). Da der Betreiber dieser Internetseite33um größtmögliche Aktualität bemüht ist, kontaktiert er selbst in regelmäßigen Abständen die Hersteller und fordert sie zu einer Aktualisierung ihrer Einträge auf. Die Recherchemöglichkeiten sind jedoch nicht so komfortabel wie bei Contentmanager.de: neben der Angabe eines Suchbegriffs lässt sich lediglich das Betriebssystem, die Länderregion und die Rubrik (z.B. Archivierung, DMS / Büroorganisation / Controllingsoftware) auswählen. Schon die Formulierung eines treffenden Suchbegriffes bereitet angesichts des Fehlens eindeutiger Begrifflichkeiten Schwierigkeiten. Auch lassen sich keine weiteren Kategorien vorauswählen (z.B. eine Preiskategorie). Daneben kann man sich zwar eine komplette Auflistung aller Produkte und Hersteller anzeigen lassen („Software A-Z“ bzw. „Firmen A-Z“). Da hier keine Filterfunktion vorhanden ist, lässt sich dies für eine Einstiegsrecherche jedoch kaum verwenden. Bei der Anzeige der Ergebnisse vermisst man die Angabe des Herstellernamens. Möchte man weitere Informationen zu dem Hersteller, so erfolgt eine Kontaktaufnahme über ein Kontaktformular, das, ausgefüllt vom Suchenden, von SoftGuide an den Hersteller weitergeleitet wird. Abgesehen von der Tatsache, dass es unangenehm sein kann, eigene Informationen an eine unbekannte Firma weiterzugeben, mangelt es dieser Vorgehensweise an Transparenz. Der Suchende wird in eine Kontaktaufnahme mit einem Hersteller gezwungen, die zu diesem Zeitpunkt u. U. noch gar nicht erwünscht ist (möglicherweise ist dies aber auf der von SoftGuide im Internet angebotenen kostenpflichtigen CD-ROM anders gelöst). Des weiteren sei noch die Internetseite des BAK34 (Berliner Arbeitskreis Information) genannt. Das BAK ist eine Fachgemeinschaft für Information Professionals und hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, die Fachkommunikation zu fördern. 33 34 SoftGuide GmbH & Co. KG <http://bak-information.ub.tu-berlin.de/> geladen am 20.02.2005 24 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Dazu zählt auch die Auflistung von Software für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche. Als gemeinnützige Einrichtung kann man hier eine Neutralität in der Darstellung der Software und ihrer Anbieter voraussetzen. Allerdings fand die letzte Aktualisierung im August 2003 statt. Damit ist die Information dieser Seite nicht verwertbar, da die Softwareentwicklung heutzutage rasant fortschreitet Zudem handelt es sich darüber hinaus um Systeme für den Verwaltungsbereich, und somit traf es nicht exakt die Art von Software, die für ecke:design infrage gekommen wäre. 5.2.3 Herstellersites Die Recherche auf den Seiten der Hersteller ist nur dann effektiv, wenn schon ein grober Überblick über den Markt gewonnen ist. Technischen Daten zu der Software, Angaben zu einzelnen Komponenten und zum Preis sind hier zu finden, ebenso in vielen Fällen eine kostenlose Demoversion und das Benutzerhandbuch. Aus der Anzahl der Releases einer Software, also die Anzahl der Versionen, die sie schon durchlaufen hat, kann man nicht unbedingt einen Rückschluss auf den Grad der Ausgereiftheit ziehen. Ausschlaggebend ist vielmehr, ob der Hersteller am Markt etabliert ist. Überprüft werden sollte auch, ob Referenzen angegeben werden. Dies geschieht in der Regel nur dann, wenn der Hersteller sicher sein kann, dass der angegebene Kunde die Software nicht oder kaum bemängeln wird. Sind die Angaben, die sich auf den Herstellersites finden, nicht erschöpfend, empfiehlt sich eine direkte Anfrage beim Hersteller. Am besten erfolgt die Anfrage schriftlich, da dies zu einer klareren Antwort als bei einer mündlichen Auskunft nötigt. Als eine nicht zu unterschätzende Informationsquelle erwies sich abschließend eine formlose Befragung von Kollegen anderer Büros, die in der gleichen Branche tätig sind. Ihre Erfahrungen mit der einen oder anderen Software lassen sich in keinem Testbericht und schon gar nicht auf den Herstellerseiten finden. Zu beachten ist dabei allerdings, dass der Einsatzzweck vergleichbar sein muss um verwertbare Rückschlüsse ziehen zu können. 25 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Analog dazu wäre auch das Kontaktieren der von den Herstellern aufgeführten Referenzen denkbar gewesen. 6 6.1 Auswahl Grobauswahl In dieser ersten Auswahlphase ging es darum, eine Vorfilterung vorzunehmen, also definitiv nicht infrage kommende Software zu identifizieren und auszusondern. Das gestaltete sich trotz des Grobkonzeptes und der Ergebnisse der Marktanalyse als nicht ganz einfach. Die Anwendungen unterschieden sich nicht nur in dem Leistungsumfang der konkreten Funktionen, sondern auch in der Konzeption an sich. Dabei traten Unterschiede der folgenden Art auf: Anpassungsmöglichkeiten (Customizing) Einige Softwareprodukte lassen sich durch eine Konfigurierung an eine bestehende IT-Struktur anpassen, andere über eine Komponentenmodellierung. Das heißt, dass eine solche Anwendung aus verschiedenen Modulen besteht, die sich individuell zusammenstellen bzw. nachrüsten lassen. Meistens sind diese untergliedert in ein Grundmodul, also der eigentlichen Bilddatenbank, und in Erweiterungsmodule. Ein typisches Erweiterungsmodul dient z.B. der Internetpräsentation. Betriebssystem Die meisten Anwendungen laufen entweder auf dem Betriebssystem Windows oder Mac OS oder sie sind für beide kompatibel, dass heißt, sie sind plattformübergreifend. Einige wenige laufen unter Unix oder Linux. Netzwerkstruktur Hier lassen sich grundsätzlich Einzelplatz- und Client-Serverlösungen unterscheiden. Bei einer Einzelplatzlösung liegt die Software auf dem jeweiligen Arbeitsplatzrechner. Ein vernetztes Arbeiten, d.h. ein zeitgleiches Zugreifen verschiedener Mitarbeiter auf die Datenbank ist so nicht möglich. Genau das bietet eine Client-Server-Lösung: hier liegt die eigentliche Datenbank auf einem zentralen Serverrechner, während von den einzelnen Arbeitsplätzen aus darauf zugegriffen werden kann. Bei einigen Softwareprodukten ist es darüber hinaus 26 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank sogar möglich, von räumlich getrennten Arbeitsplätzen aus darauf zuzugreifen. In diesem Fall handelt es sich um einen browserbasierten Internetclient. Zielgruppe Wie es schon die Varianten bei der Netzwerkstruktur erahnen lassen, werden damit unterschiedliche Zielgruppen anvisiert. Während die „einfachsten“ Lösungen, also z.B. eine Einzelplatzsoftware sich eher an kleine Unternehmen oder sogar an Privatkunden richten, orientiert sich ein Client-Server-Systeme mit einer zentralen (oder verteilten) Datenbank an große Unternehmen mit mehreren Niederlassungen. Auch im Hinblick auf Spezifikationen lassen sich Unterschiede feststellen. So sind z.B. einige Produkte auf die Erfordernisse einer kommerziellen Bildagentur zugeschnitten, während andere versuchen, den Bedürfnissen eines Privatkunden zu entsprechen. Konkret untersucht wurden folgende Produkte, die alle die Muss-Kriterien (Kapitel 4.2) der Anforderungen erfüllen: - AjarisPro 3 (TRIADEM) - livenet3.media (FUP AG) - FileMaker Pro 7 (FileMaker, Inc.) - Mediamaid 2 (END IF) - Mediamaid 2 Open (END IF) - iView 2.6 (Application Systems Heidelberg) - Portfolio 7 (Extensis) - Cumulus 6.0.3 (Canto) Dabei sind die nachstehenden Anwendungen ausgeschlossen worden: AjarisPro 3 Eine modular aufgebaute Software, bei der neben dem Grundmodul AjarisPro noch die Module AjarisWeb und AjarisPlayer angeboten werden. Es handelt sich hier um eine sehr umfangreiche Software, die sich an kommerzielle Bildagenturen richtet. Der mitgelieferte Thesaurus ist für die Bedürfnisse eines Designbüros ungeeignet. Die umfangreichen Funktionen erfordern eine längere 27 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Einarbeitungszeit, Bereiche wie e-Commerce und eine buchhalterische Kundenverwaltung werden nicht benötigt. Livenet3.media Diese Software ist zwar nicht modular aufgebaut, weist aber ebenfalls eine browserbasierte Client-Serverarchitektur auf. Der Leistungsumfang ist etwas geringer, aber auch hier lässt sich dezentral auf die Datenbank zugreifen. Da livenet3.media auf PHP basiert, ist ein Webserver mit PHP-Unterstützung zwingend erforderlich. Der Customizing- und Administrationsaufwand dieser Lösung wird als zu groß eingeschätzt. FileMaker Pro 7 Da ecke:design für die allgemeine Büroverwaltung FileMaker 6 verwendet, wurde überlegt, bei einem Wechsel zur Version 7 die integrierte Vorlage „Fotokatalog“ zu nutzen. Dabei handelt es sich um eine voreingerichtete, aber anpassbare Bilddatenbank. Die Suchfunktionen und die Ausgabeoptionen waren hier allerdings unbefriedigend. Mediamaid 2 bzw. Mediamaid 2 Open Eine Bilddatenbank, deren Leistungsumfang deutlich geringer ist und sich auch an Privatkunden orientiert. Neben den Standardfunktionen wird hier lediglich eine Anbindung von Personen- und Adressdaten an die jeweilige Bilddatei geboten. Diese Software liegt seit ihrer Einführung 2001 jedoch erst in einer 2. Version vor. Darüber hinaus ist sie nur als Einzelplatzlösung erhältlich. Das zweite Produkt, Mediamaid 2 Open, wird in FileMaker Pro 4 bzw. 5 eingebunden. Die Verknüpfung beider Anwendungen „erweitert“ zwar die eine Anwendung um die Funktionen der jeweils anderen. Jedoch ist auch hier eine ClientServerarchitektur nicht erreichbar. Außerdem erfolgte noch keine Anpassung an die aktuelle FileMaker-Version 7, was daran zweifeln lässt, dass diese Software kontinuierlich weiterentwickelt wird. 28 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 6.2 Feinauswahl Eingehender untersucht wurde nun folgende Software: - Cumulus Single User 6.0.3 (Canto GmbH) - iView 2.5 (Application Systems Heidelberg) - Portfolio 7 (Extensis) Von diesen Programmen wurde eine Testversion heruntergeladen und diese mithilfe des Handbuchs eingehender betrachtet. Für ein testweises Katalogisieren wurde eine Erschliessungssystematik erarbeitet (siehe Anhang). Cumulus Single User 6.0.3 Obwohl die Vorgängerversion im Vorfeld seitens ecke:designs als unbefriedigend betrachtet wurde, ist diese neue Version trotzdem untersucht worden. Das hat zwei Gründe: zum einen dient Cumulus im Bereich Funktionsumfang als Maßstab, an dem sich die anderen Produkte messen lassen. Zum anderen war zu ergründen, welche Neuerungen und Verbesserungen diese Version bietet, ob also z.B. die Kritikpunkte nach wie vor berechtigt waren oder ausgeräumt werden konnten. Cumulus ist eine Bilddatenbank, die neben einer Einzelplatzlösung („Single User“) eine Reihe von Client-Servervarianten anbietet. Diese Varianten können kundenspezifisch zugeschnitten werden, so dass sowohl kleine als auch große Unternehmen mit komplexer Infrastruktur (mehreren Niederlassungen) Cumulus einsetzen können. Cumulus ist eine der umfangreichsten Lösungen, die es im Bereich Bilddatenbanken gibt. Es werden alle notwendigen Bildformate unterstützt, die Datenbank skaliert auch bei großen Anzahlen von gespeicherten Bildern und die Oberfläche und der Funktionsumfang spiegeln die große Erfahrung wider, die der Hersteller Canto in 15 Jahren gesammelt hat. Der große Funktionsumfang erschwert die Einarbeitung, allerdings könnten viele Einstellungen von einem Administrator vorgenommen werden, während der Nutzer nur einige Standardfunktionen nutzen muss. 29 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Mit dem Web Publisher-Modul lässt sich sowohl eine e-Commerce-Applikation erstellen als auch eigene Publikationen ins Internet stellen. Portfolio 7 Ebenfalls langjährige Erfahrung besitzt die 1993 gegründete Firma Extensis mit ihrem Produkt Portfolio. Portfolio 7 – die aktuelle Version – kann in den Punkten Funktionsumfang und Operabilität mit Cumulus konkurrieren. Allerdings ist die Version 7 im Gegensatz zur Vorgängerversion nur in englischer Sprache verfügbar. iView 2.5 Ursprünglich als Shareware gestartet, hat sich iView in den letzten Jahren zu einer kommerziellen Softwarelösung für den Bereich Mediendatenbanken entwickelt. Die Stärke von iView ist seine benutzerfreundliche Oberfläche. Auch ohne lange Einarbeitungszeit findet man sich intuitiv und schnell zurecht. In allen wichtigen Funktionen steht iView den beiden vorangegangenen Anwendungen nicht nach. Allerdings sind die individuellen Einstellmöglichkeiten hier nicht so vielfältig. Der große Nachteil dieser Software ist allerdings, dass es nur eine Einzelplatzvariante gibt. Eine Client-Serverversion ist laut Aussage des Herstellers in der Entwicklung. Durch diese Einschränkung ergeben sich Probleme im gemeinsamen Arbeiten mit mehreren Benutzern an einem Bildbestand. Eine Präsentation der Software durch die jeweiligen Anbieter wurde nicht realisiert. Stattdessen wurden am Ende der Projektarbeit diese drei Bilddatenbanken einem Teil der Mitarbeiter intern präsentiert und die Eindrücke im Anschluss diskutiert. Eine an dieser Stelle übliche Gewichtung der Kriterien fand nicht mehr statt35. 35 Stahlknecht, Peter / Hasenkamp, Ulrich: Einführung in die Wirtschaftsinformatik, Berlin u.a. 2002, S. 309 30 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 7 Zusammenfassung und Bewertung Ein sorgfältig durchgeführter Auswahlprozess für eine Standardsoftware ist ein zeitintensiver Vorgang. Dabei müssen auf der Grundlage einer Erhebung des Ist-Zustandes Kriterien ermittelt werden, anhand derer eine spätere Systementscheidung auch tatsächlich getroffen werden kann. Genauso wesentlich ist ein gründliches Vorgehen bei der Marktanalyse. Diese gestaltete sich angesichts der vielfältigen, aber teilweise unübersichtlichen Informationsquellen als aufwändig. Doch gerade deswegen ist es um so wichtiger, die gefundenen Informationen angemessen bewerten zu können. In der letzten Phase der Auswahl dagegen wurde deutlich, dass eine abschliessende Gewichtung der Anforderungskriterien unabdingbar ist. Ohne sie ist eine Endauswahl letztlich nicht möglich, da alle in der Feinauswahl untersuchten Anwendungen die Muss-Kriterien erfüllen. Im Rahmen dieser Projektarbeit wurden Anforderungskriterien unter technischen und funktionalen Gesichtspunkten bestimmt. In einem weiteren Schritt wäre es nun erforderlich, einen anvisierten Kostenrahmen festzulegen, innerhalb dessen sich die Anschaffung und Systemeinführung bewegen sollen. 31 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 8 Literatur Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware – Auswahl und Einführung, München, Wien 2001 Krallmann, Hermann / Frank, Helmut / Gronau, Norbert: Systemanalyse im Unternehmen. Vorgehensmodelle, Modellierungsverfahren und Gestaltungsoptionen, München, Wien 2002 Stahlknecht, Peter / Hasenkamp, Ulrich: Einführung in die Wirtschaftsinformatik, Berlin u.a. 2002 Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (Hg): Software-Kauf und Pflichtenheft. Leitfaden und Arbeitshilfen für Kauf, Entwicklung und Beurteilung von Software, 2003 Trinkwalder, Andrea: Sortiermaschinen. Professionelle Mediendatenbanken für Windows und Mac OS, in: c’t, magazin für computer technik 9 Trinkwalder, Andrea: Nachgereift. Aktualisiertes Cumulus 6, finale Version von Portfolio 7, in: c’t, magazin für computer technik 19 ISO 9241-3 („Anforderungen an visuelle Anzeigen“) ISO 9241-10 („Grundsätze der Dialoggestaltung“) ISO 9241-12 („Informationsdarstellung“) ISO 9241-14 („Dialogführung mittels Menüs“) Internetquellen: LOTSE: Universitäts- und Landesbibliothek Münster: Bewerten von Internet quellen, <http://lotse.uni-muenstermuenster.de/physik/literatur_suchen /suchmaschinen/internetquellen_bewerten-de.php> Contentmanager.de: <http://www.contentmanager.de/> 32 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Anhang Entwurf einer Erschliessungssystematik Kategoriegruppen: (in iView: abgebildet über Container bzw. Sets, in Cumulus: abgebildet über Kategorien) 1. Produktdesign a. Bad b. Leuchten c. Bügelhersteller d. Verpackung 2. Ausstellungsdesign a. Museum b. Messe c. Wanderausstellung d. Ausstellungsgrafik 3. Leitsysteme a. Wegweiser b. Infotafeln c. Orientierungssystem 4. Innenarchitektur a. Interior b. Shopgestaltung c. Informationsräume 5. Architektur a. Architekturwettbewerb b. Fassadengestaltung 6. Publicdesign a. Strassenmöbel i. Sitzmöbel ii. Fahrradständer iii. Abfallbehälter iv. Poller b. Strassenleuchten c. Pflastersteinsystem d. Spielgeräte e. Zaunsysteme f. Haltestellenbeschilderung 33 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank 7. Grafikdesign a. Corporate Identity / Geschäftspapiere b. Ausstellungskataloge / Bücher c. Plakate / Flyer 8. Kommunikationsdesign a. Multimedia b. Aussenwerbung Schlagwörter (Mehrfachnennung): Medium (selbstdefiniertes Feld): Text Grafik Illustration Fotografie Multimedia Animation Film Ton Papier Folienschnitt Druck Druck Siebdruck Druck Offset Druck Digital Kopieren Materialien (selbstdefiniertes Feld): Holz Aluminium Edelstahl Kunststoff Glas Ton / Keramik Stein Beton Textil Phasen (selbstdefiniertes Feld): Akquise 34 Prozess einer Softwareauswahl für eine Bilddatenbank Wettbewerb Entwurf Ausführung Referenz Auftraggeber / (selbstdefiniertes Feld): Preußisch Grün Stadt Cottbus BVG usw. Institution (selbstdefiniertes Feld): Verein Verband Museum Verlag Hochschule Verwaltung Stadt Entwicklungsträger Messeveranstalter Immobilien / Makler Forschung 35