Bereitstellungs – Einsatz des Behandlungsplatzes (BHP) Kreis Warendorf bei WM- Fußballspiel England gegen Schweden in Köln und „Was ist eigentlich ein Behandlungsplatz und was macht der bei der Fußball – Weltmeisterschaft? In den letzten Tagen eine viel gestellte Frage. Am Dienstag, den 20.Juni rückte die, für die Fußball WM aufgestellte, fast 150 köpfige Einheit des Behandlungsplatzes Kreis Warendorf, bestehend aus Kräften der Kreisverbände des DRK und MHD, den Kreisrettungswachen und den Feuerwehren Ahlen, Beckum und Oelde sowie 11 Ärzte aus dem Bereich Warendorf zum WM-Spiel England gegen Schweden nach Köln aus. Geführt wurde die gesamte Einheit, wie auch bei den anderen Bereitstellungsterminen während der Fußball-WM vom Oelder Feuerwehrchef, Brandamtsrat Reinhard Börger als Verbandsführer und „Leiter der Behandlungsplatz – Bereitschaft“. Er leitet und koordiniert, gemeinsam mit Dr. med. Klaus Welslau, dem Chefarzt der Medizinischen Klinik am Oelder Marienhospital und zugleich Sprecher der Leitenden Notärzte im Kreis WAF als „Medizinischem Leiter“ und mit Brandoberinspektor Wolfram Scheider (Feuerwehr Ahlen) als „Organisatorischer Leiter“, den gesamten Einsatz des BHP. Unterstützt werden die drei vom Sprecher der OrgL. im Kreis Warendorf, Brandoberinspektor Franz Kleickmann von der Feuerwehr Beckum. Während die Einsatzkräfte für die Spiele in Dortmund am 14.06. und am 01.07. in Gelsenkirchen nur alarmbereit verfügbar sein mussten bzw. müssen, war auf Weisung des Innenministeriums ihre Anwesenheit am 20. 6. in Köln vor Ort erforderlich. Hierzu trafen sich insgesamt 148 Kräfte mit 34 Einsatzfahrzeugen am Dienstag mittag um 12:00 auf dem Autohof in Uentrop, um dann nach einer Lageeinweisung durch den Leiter der Behandlungsplatzes und der Verabschiedung durch Kreisbrandmeister Karl-Ludwig Hoer, um 13:00 Uhr im geschlossenen Verband nach Köln abzurücken. Während Brandoberinspektor Kleikmann den Verband als Marschführer nach Köln führte, organisierten der Leiter des BHP und der Med. Leiter als Voraustrupp, Stellflächen für die 34 Fahrzeuge auf dem Autobahnrastplatz Remscheid, um dort einen „Technischen Halt“ einzulegen und im weiteren Verlauf die Anmeldung im Sammelpunkt in Nähe der Autobahnabfahrt Köln-Bocklemünd vorzeitig durchzuführen. Durch diese vorzeitige Anmeldung konnte der Warendorfer Marschverband ohne große Wartezeit im Sammelraum durch einen Lotsen der Kölner Feuerwehr zum zugewiesenen Bereitstellungsraum im Kölner Westen, knapp 2 km vom Rhein-EnergieStadion entfernt, geführt werden. Der BHP Warendorf einer von Reinhard Börger, Leiter BHP-B insgesamt 4 Behandlungsplätzen vor Ort, gleich hinter dem BHP Köln, der schon betriebsbereit am Rhein Energie Stadion aufgebaut war, die Nummer 2 und wäre in einer Großschadenslage als Verstärkung des Kölner Behandlungsplatzes am Stadion oder eigenständig an möglichen Brennpunkten in der Stadt eingesetzt worden. Innerhalb 30 Minuten hätte dann der Warendorfer BHP betriebsbereit aufgebaut sein müssen. Dieser Messlatte sahen die Führungskräfte aus dem Kreis Warendorf aber ohne Sorge entgegen, hätten doch bei einer Vollübung vor 2 Wochen auf dem Festplatzgelände der Brauerei Pott in Oelde, nach 25 Minuten die ersten Patienten aufgenommen werden können. Eigentlich hofften aber alle Beteiligten, dass es ein friedliches Spiel wurde, sie gar nicht eingreifen müssen und in den frühen Morgenstunden in den Kreis Warendorf zurückkehren können. Und so kam es auch, trotz von der Polizei geschätzten 70.000 englischen und 30.000 schwedischen Fans. Gegen kurz vor 2:00 Uhr entließ die Kölner Einsatzleitung den Behandlungsplatz Warendorf ohne tätig werden zu müssen, aus dem Bereitstellungseinsatz. Bis dahin konnten die Einsatzkräfte in dem, vom Siegener Ortsverband des THW gut organisierten Bereitstellungsraum, in Ruhe die Spiele an mitgebrachten und im Bereitstellungsraum vorhandenen Fernsehgeräte verfolgen. Beim Spiel England gegen Schweden, dass ja in der Nachbarschaft stattfand, konnte man, drehte man den Fernsehton ab, die Stimmung aus dem Stadion „live“ hören. In den Zwischenzeiten nutzten die Kräfte von DRK, MHD, Ärzte und den Feuerwehrkräfte die Zeit, sich in neue Medizin-Produkte einweisen zu lassen, insbesondere aber auch, um sich näher kennen zu lernen, denn diese Einheit hatte ja, außer bei der einen Vollübung, kaum zusammen gearbeitet, denn der Abrollbehälter war ja erst 6 Wochen zuvor geliefert worden. Zwischendurch nutzen einige Kräfte aber auch die Zeit um selber „Ballak und Co.“ zu spielen und zu messen, welche Chancen der BHP Warendorf in der Fußball-WM gehabt hätte. „Vor einem Einsatz des Behandlungsplatz Warendorf hätte ich mit dieser Truppe keine Angst gehabt, gegen England oder Schweden anzutreten, hätte mir aber doch die Sorgenfalten auf die Stirn treten lassen“, so der Leiter des BHP Reinhard Börger. „Die Stimmung in unserer Mannschaft aber war Klasse und es hat richtig Spass gemacht“, da sind sich Börger und Dr. Welslau einig und Reinhard Börger ergänzte den Werbeslogan der WM „….zu Gast bei Freunden“, in den Spruch: „Mit Freunden - zu Gast bei Freunden“. Nicht unerheblichen Anteil an der guten Stimmung aber hatte auch die Verpflegungskomponente des DRK Wadersloh-Liesborn, die für die Kräfte aus dem Kreis Warendorf ein schmackhaftes Essen vorbereitet hatte, denn die Einheit hatte sich im Vorfeld bei den Kölnern als „Selbstversorger“ angemeldet und „Ohne Mampf – kein Kampf“. Reinhard Börger, Leiter BHP-B Sichtlich angetan und begeistert von der lockeren und kameradschaftlichen Stimmung im Warendorfer BHP war auch Branddirektor Stobbe von der Berufsfeuerwehr Köln, der sich vor Ort für die Unterstützung aus dem Kreis Warendorf bedankte. Dank an alle Kräfte sagte dann auch der Leiter des BHP, Reinhard Börger, bevor um kurz nach 2:00 Uhr Franz Kleickmann den Verband wieder zurück in Richtung Heimat führte. Während der Rückfahrt wurde eine, auf dem Rückweg erkrankte Helferin, nach ärztlicher Behandlung (ausreichend Fachkompetenz war ja in eigen Reihen vorhanden), losgelöst vom geschlossenen Verband, auf schnellstem Wege in den Heimatkreis zurücktransportiert. Ihr geht es aber zwischenzeitlich wieder gut. Auf dem Rastplatz Lichtendorf wurde dann der geschlossene Verband aufgelöst, so das die Fahrzeuge von dort auf kürzestem Weg den jeweiligen Heimatstandort im Norden oder Süden des Kreises anfahren konnte, wo die letzen Kräfte gegen 4:30 Uhr eintrafen; müde, aber zufrieden. „Was ist eigentlich ein Behandlungsplatz und was macht der bei der Fußball – Weltmeisterschaft? In den letzten Tagen eine viel gestellte Frage. Bei Vergabe der WM 2006 an Deutschland hatte die Bundesregierung eine Sicherheitsgarantie für die Spiele abgeben müssen. Diese beinhaltet neben Anderem, dass man in der Lage ist, 2 % der Spielbesucher im Bedarfsfall notfallmedizinisch versorgen zu können. Diese Sicherheitsleistung kann vom Spielort allein, einschließlich der Nachbarschaft nicht geleistet werden, sodass das Land NRW „Landesweite, überörtliche Hilfe“ anordnete und hierfür auf Landeskosten insgesamt 44 Abrollbehälter mit Sanitätsmaterial für den Massenanfall von Verletzten beschaffte, mit deren Ergänzung zu bestehenden Konzepten insgesamt 50 Verletzte versorgt werden können sollen und den Kreisen als Trägern des Rettungsdienstes zur Verfügung stellte. Die Kreise ihrerseits mussten garantieren, dass geeignete Transportfahrzeuge (Wechselladerträgerfahrzeuge) zur Verfügung gestellt werden und für 15 Jahre ein entsprechendes Konzept zur personellen Besetzung eines Behandlungsplatzes für örtliche und überörtliche „ManV“-Lagen vorgehalten wird. Ein Konzept für die Versorgung einer großen Anzahl von Verletzten gab es im Kreis Warendorf schon einige Jahre, allerdings noch nicht in der Reinhard Börger, Leiter BHP-B Größe und so ausgeklügelt, weil es u.a. auch an Ausrüstung fehlte, wie auch die Großübung in Oelde im vergangenen Herbst gezeigt hatte. In einer gemeinsamen Besprechung der Kreisverwaltung mit den Einheitsführern der DRK- und des MHD-Kreisverbände des Kreises Warendorf, den Kreisbrandmeistern, sowie der Feuerwehrchefs der Feuerwehren, die auch Träger von Rettungswachen sind, wurde die Bereitschaft zur Personalgestellung erarbeitet und zugesagt. Zudem wurde von den Fachleuten aus Ärzten, Hilfsorganisationen und Organisatorischen Leitern ein Team gegründet und ein Konzept erarbeitet, nach dem die übrigen Kräfte geschult wurden. Nach Zusage des Landes, das dem Kreis Warendorf ein AB-ManV zur Verfügung gestellt würde, entschied sich der Kreis Warendorf, diesen bei der Feuerwehr in Oelde zu stationieren. Hier wird der AB-ManV nun am Standort „Am Landhagen“ im Oelder Norden stationiert und für einen eventuellen Einsatz fit gehalten. Der „Behandlungsplatz 50 NRW“, wie das nordrhein-westfälische Konzept nun heißt, ist aber viel mehr als nur der AB-ManV. Insgesamt kann ein solcher Behandlungsplatz 50 Patienten versorgen, mit Materialergänzung sogar bis zu 100 Patienten. Das Konzept sieht eine Leistungsfähigkeit von 40 % Schwerstverletzte mit vitaler Bedrohung (Sichtungskategorie 1), 20 % Schwerverletzte ohne vitale Bedrohung (Sichtungskategorie 2) und 40 % Leichtverletzte (Sichtungskategorie 3) für einen solchen „BHP 50“ vor. Um also die Kriterien des BHP 50 erfüllen zu können, sind also Patientenplätze für 20 Schwerverletzte mit vitaler Bedrohung (S 1), 10 Plätze für Schwerverletzte ohne vitale Bedrohung (S 2) und 20 Plätze für Leichtverletzte (S 3) vorzuhalten. Ggf. ist auch eine Ablagestelle für Tote einzurichten. Da der ganze Behandlungsplatz ortsunabhängig und mobil sein muss, bleibt nur eine Unterbringung in Zelten übrig. Hierzu führt der AB-ManV zwei aufblasbare Zelte a`40 m² mit sich. Mit dem medizinischen Equipment wird hierin der Behandlungsbereich S1 aufgebaut. Da aber ein notfallmedizinisches Arbeiten, insbesondere an 20 Schwerstverletzten auf der dann vorhandenen Grundfläche nicht möglich ist, stellt der DRKKreisverband Warendorf für die WM ein drittes Zelt und weiteres Equipment zur Verfügung. Der S 2 - Bereich für Schwerverletzte ohne vitale Bedrohung wird zur Fußball-WM vom Malteser Hilfsdienst gestellt und der S 3 –Bereich wiederum vom DRK. Im Bedarfsfall wird ein weiteres Zelt für die Unterbringung von Toten mitgeführt. Bevor jedoch die Patienten in die einzelnen Versorgungsbereiche gelangen, durchlaufen sie die „Eingangs-Sichtung“, gewissermaßen die Notfallaufnahme. Hier ist von qualifizierten Notärzten (id.R. mit Qualifikation als Leitender Notarzt) innerhalb kurzer Zeit durch eine Sichtung festzustellen, in welchem Behandlungsbereich der Patient am Reinhard Börger, Leiter BHP-B Besten zu behandeln ist. Durch die Farben rot, gelb, grün, blau und schwarz wird die Sichtungskategorie auch farblich und schnell erkennbar gekennzeichnet und zeitgleich werden die Patienten registriert. Anschließend gelangen die Patienten durch Trägertrupps in die entsprechenden Behandlungsbereiche und werden dort behandelt und transportfähig gemacht. Nach der Behandlung durchlaufen die Patienten den „Sichtungsausgang“, wo der Verbleib, das Aufnahmekrankenhaus, dokumentiert wird und die Patienten an die geeigneten Transportmittel übergeben werden, die sie zur geeigneten Zielklinik transportieren. Transport und Aufnahme in der Zielklinik müssen zwischenzeitlich vom Medizinischen Leiter, dem Organisatorischen Leiter und dem Leiter des Rettungsmittelhalteplatzes geplant und koordiniert werden. Großer Wert wird hierbei darauf gelegt, dass Patienten, die dringend und vorrangig transportiert werden müssen, auch als Erste und mit geeigneten Transportmitteln abtransportiert werden, andererseits aber darf die Katastrophe von der Straße nicht ins Krankenhaus verlagert werden, sodass dort eingeordnetes Arbeiten nicht mehr möglich ist. Ziel des gesamten Behandlungsplatzes ist also eine „Pufferung“ der Verletzten, bis genügend geeignete Transportmittel und Aufnahmekapazitäten in Kliniken verfügbar sind, möglichst unter Aufrechterhaltung medizinischer Standards. Ein großer Teil des Sichtungsbereiches I, insbesondere die medizinische Ausrüstung entstammen also vom AB-ManV. Ein noch größerer Teil dieses fast 2.000 m² großen Zeltdorfes aber stammt von den Einsatzeinheiten der Hilfsorganisationen, den Kreisverbänden des Deutschen Roten Kreuzes und dem Malteser-Hilfsdienst. Von ihnen wird auch ein Großteil des Personals gestellt, der für den Betrieb des Behandlungsplatzes erforderlich ist. So stellt der Kreisverband des DRK über 80 Helfer und die Malteser über 30 Kräfte, einschl. Führungskräfte. Die übrigen Kräfte dieses i.d.R insgesamt mind.138 Mann und Frau starken Verbandes sind 11 Notärzte aus den hiesigen Kliniken, von der „Leitenden-Notarzt (LNA)-Gruppe des Kreises Warendorf, sowie vom Gesundheitsamt. Hinzukommen dienstfreie hauptberufliche und ehrenamtliche Kräfte der Rettungswachen des Kreises und der Feuerwehren. Zum Verband, der für die Fußball-WM bereitsteht, gehören gehören außerdem der Einsatzleitwagen (ELW 2) und die Lichtbühne des Kreises Warendorf (in Beckum bzw. in Vorhelm stationiert) und eine Versorgungskomponente des DRK, die für das leibliche Wohl der Einsatzkräfte zu sorgt. Reinhard Börger, Leiter BHP-B Unabhängig vom Behandlungsplatz hat der Kreis Warendorf für die Spiele in Gelsenkirchen und Dortmund Rettungsund Krankentransportwagen im Rahmen einer bezirksweiten Transportkomponente (TK) bereit zu stellen. Bis zu 15 Transportfahrzeuge (Notarztwagen, Rettungswagen und Kranktransportwagen) gehören einer solchen Transportkomponente an. Sie kommen aus dem gesamten Regierungsbezirk Münster, von Recklinghausen bis Steinfurt, von Rheine bis Warendorf. Diese TK wird, wie beim Weltjugendtag, von einem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst (OrgL) mit einem Einsatzleitwagen 1 geführt. Übrigens: Die OrgL.-Funktion für den gesamten Regierungsbezirk Münster wird fast ausschließlich von Kräften aus dem Kreis Warendorf gestellt, so dass gemutmaßt werden kann, dass die Leistung der Kräfte „vom platten Land“ beim Weltjugendtag durchaus positiv angekommen ist. Nach der Fußball – WM steht der BHP Warendorf für örtliche Großschadenfälle zur Verfügung und wird vom Land noch um zwei Gerätewagen – Sanitätsdienst (GW-San) ergänzt, die aus zeitlichen Gründen nicht bis zur Fußball – WM fertig geworden sind. Diese GWSan werden, gemäß Innenministerbeschluss bei den Hilfsorganisationen, beim DRK und beim MHD stationiert. Diese Organisationen kompensieren derzeit auch die fehlende Ausrüstung mit organisationseigenen Mitteln. Gleiche Konzepte, wie dieser BHP Warendorf sind auch in Gütersloh, Münster und Hamm installiert und können sich im Notfall untereinander ergänzen oder nebeneinander tätig werden. So sind Versorgungsgrößen denkbar, von denen man vor einem Jahr nur geträumt hat. Ob Deutschland die Fußball – WM 2006 gewinnen kann, bleibt noch abzuwarten. In jeden Fall aber hat die Sicherheit bei Schadensfällen mit einem Massenanfall von Verletzten in NRW schon heute gewonnen. Abschließend ist ein großes Dankeschön an den Inhaber der Potts Brauerei, Herrn Rainer Pott, zu richten, der sein Gelände für die Übungen zur Verfügung gestellt hatte. Denn auch im Vorfeld der Vollübung war hier bereits vom Behandlungsbereich S 1 geübt worden. Allerdings bei nicht so gutem Wetter, wie am Mittwoch. Kurzerhand hatte die Potts Brauerei ihr, zu dieser Zeit leeres Festzelt, für den Aufbau des Behandlungsbereiches 1 zur Verfügung gestellt, so dass weder Material noch Einsatzkräfte „im Regen“ stehen mussten und kurzerhand die Sanitätszelte in das Festzelt eingebaut wurden. Reinhard Börger, Leiter BHP-B