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BODENSCHUTZ IN BRANDENBURG
Moore und Moorböden
Eigenschaften – Funktionen
Niedermoorböden sind hydromorphe Böden,
die in Entstehung, Verbreitung, Ausprägung
und ökologischem Wert mit dem regionalen
Wasserhaushalt verknüpft sind. Sie sind
Bestandteil des artenreichen Lebensraums
Niedermoor. Sie erfüllen alle natürlichen
Funktionen nach dem Bundes-Bodenschutzgesetz und zeigen eine hohe Empfindlichkeit
gegenüber Landnutzungsänderungen und
sich wandelnder Klimabedingungen.
Moorböden sind Lebensraum für Tiere,
Pflanzen und Bodenorganismen, insbesondere auch für hoch spezialisierte und
stark gefährdete Arten. Sie besitzen eine
große Bedeutung für die Biodiversität.
Der Rundblättrige
Sonnentau (Drosera
rotundifolia) entwickelt sich unter
extrem nährstoffarmen Verhältnissen
und ist eine für
Übergangsmoore
typische Pflanze;
Große Mooskute,
Landkreis Barnim
Die Fruchtstände des
Schmalblättrigen
Wollgrases
(Eriophorum angustifolium) sind auffällige Erscheinungen in
naturnahen Mooren;
NSG Plötzendiebel,
Landkreis Barnim
(Fotos:
Oliver Brauner)
Als Bestandteil des Naturhaushalts
verfügen diese Böden über Filter-,
Puffer- sowie Regulationsfunktionen. Durch den großen Anteil
Wasser haltender Poren besitzen sie
ein großes Speichervolumen und
eine hohe Wasserleitfähigkeit.
Sie können in ihrer organischen
Substanz zum Teil große Mengen
Kohlenstoff speichern und Nährstoffe binden (z. B. wachsende
Kesselmoore in Brandenburg mit
Torfmächtigkeiten bis zu 13 Meter).
Versumpfungsmoor in der Uckermark
(Foto: Lukas Landgraf )
Moorböden können datierbare Informationen
und Hinweise auf Prozesse bzw. Phasen der
Natur- und Landschaftsgeschichte enthalten. Diese geben z. B. durch stratigraphische
Untersuchungen von Pollen und größeren
Pflanzenresten Rückschlüsse auf Vegetations- und Klimaentwicklung, auf Umweltbedingungen und historische Ereignisse, wie
Vulkanausbrüche und damit verbundene atmosphärische Stoffeinträge oder industriell
bedingte anthropogene Schadstoffeinträge.
Pollendiagramm einer Niedermoorbohrung in Netzen, Landkreis
Potsdam-Mittelmark (Abbildung: Jaqueline Strahl)
Moorböden sind aber nicht nur Archive
der Natur- /Landschaftsgeschichte
sondern sie konservieren als Archive der
Im Torf konservierte gut erhaltene übereinander geschichtete
Holzbohlenwege in Baruth, Landkreis Teltow-Fläming
(Foto: Martin Wurzel GmbH)
Kulturgeschichte bei Dauerfeuchte und
Sauerstoffmangel auch Artefakte bzw.
können Zeugnis von das Landschaftsbild
prägenden historischen Landnutzungsformen sein (z. B. Moorkultosole).
Seit dem 19. Jahrhundert entwickelten sich
Verfahren der landwirtschaftlichen Kultivierung von Moorstandorten. Dies dokumentieren heute noch verschiedentlich gut erhaltene Moordammkulturen in Brandenburg,
eine besondere Form der Besandung auf
flachgründigen Versumpfungsmooren. Auf
einigen Flächen prägt das noch vorhandene
baum- und strauchbestandene Grabennetz
das Landschaftsbild.
Intakte Moorböden speichern den von der
Vegetation aus der Atmosphäre assimilierten Kohlenstoff. Je nach Gründigkeit und
Erhaltungszustand sind sie mit dieser
Klimaschutzfunktion eine wertvolle
Kohlenstoffsenke. Mit ihren Eigenschaften
dämpfen naturnahe Niedermoore aber
auch regionale Temperaturschwankungen
im Tages- und Jahresverlauf.
Untersuchung des Abbaus und der Bindung von klimarelevanten
Spurengasen (Foto: Kurt Augustin)
Automatisierte Hauben finden für das Messen des CO2-Austausches
auf Mooren Verwendung (Foto: Jürgen Augustin)
In der Diskussion um die Folgen des Klimawandels und bei der Konzeption von Anpassungsstrategien spielen diese Böden
eine wesentliche Rolle.
Gespeicherte Kohlenstoffmengen in t/ha bezogen auf eine Bodentiefe bis 1 Meter. Die Niederungsböden weisen die höchsten Kohlenstoffvorräte auf. Deutlich wird die Abhängigkeit der Kohlenstoffspeicherung vom Bodenwassergehalt. (Karte: LBGR, 2011)
standorte als extensive Feuchtwiesen oder
Feuchtweiden sollte im Vordergrund
stehen.
Brandenburg weist eine lange Tradition der
Niedermoornutzung auf. Etwas 75 % aller
Niedermoore unterliegen der landwirtschaftlichen Nutzung. 65 % des Grünlandes
befindet sich auf Niedermoor- und Anmoorstandorten. Um die Nutzungsfunktion
von Niederungsböden als Standort für die
Land- und Forstwirtschaft auch künftig
zu erhalten, bedarf es einer angepassten
Bodennutzung.
Eine solche Umstellung der Bewirtschaftung auf Niedermoorböden kann die
Mineralisierung des Torfs und damit die
Emissionen deutlich verringern sowie die
Artenvielfalt in der Landschaft erhöhen.
Darüber hinaus ist das Wasserstandsmanagement stärker auf Wasserrückhalt
auszurichten.
Dies bedeutet einen möglichen Verzicht
auf ackerbauliche Nutzung bzw. Moorgrünlandumbruch auf regenerierungsfähigen
Standorten. Eine Nutzung der Grünland-
Torf- und muddeunterlagerte Mähweide im Polder Götz-Gollwitz an
der Mittleren Havel, Landkreis Potsdam-Mittelmark (Foto: Beate Gall)
Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz; Dezember 2011. Gestaltung: satzwerk Birgit Großmann
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