Schüler von Hermann Wilhelm Vogel, Bildchronist des Krieges in

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6/3 (2013) S. 175–204
© Verlag Vopelius
http://www.verlagvopelius.eu
Schüler von Hermann Wilhelm Vogel,
Bildchronist des Krieges in Frankreich.
Die Lehrzeit des Fotografen
Karl Schwier (1842–1920)
und sein „WARTBURG-ALBUM “ von 1872
Axel Stefek
on den Fotografen, die in Weimar im 19. und frühen 20. Jahrhundert tätig
waren, ist lediglich einer in Erinnerung geblieben. Louis Held (1851–1927)
hinterließ einen reichen Bestand erhaltener Negative und zeitgenössischer Abzüge
eines nicht nur lokalhistorisch bedeutsamen Werkes, das durch Ausstellungen und
Buchpublikationen bereits mehrfach gewürdigt wurde. Doch er war bei weitem
nicht der einzige Vertreter des
fotografischen Gewerbes in
der Residenzstadt, die sich,
gefördert durch die Kulturpolitik des Großherzogs Carl
Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (1818–1901),
seit den letzten Jahrzehnten
des ausgehenden Jahrhunderts
auch zu einer Stadt des Fremdenverkehrs entwickelte und
damit wohl auch den Atelierinhabern neue Kundenkreise
V
Abb. 1. Karl Schwier (1842–1920),
Porträtaufnahme um 1900.
Die Datierung dieses vielleicht einzigen erhaltenen Einzelporträts geht
aus einem rückseitig auf dem unbedruckten Untersetzkarton angebrachten Stempelabdruck – „Eingang 1
Nov. 1900“ – hervor. Schwier ließ
diese Aufnahme auch als Postkarte
drucken.
(Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, 55/BS 2182)
DOI10.2371/DgS6/3/2013/141
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erschloss. Seit der Gründung erster ortsansässiger Ateliers bis zum Jahre 1920
waren etwa 50 Personen einer selbstständigen Erwerbsarbeit durch das Anfertigen
fotografischer Aufnahmen nachgegangen.1 Die Tätigkeit vieler dieser Fotografen
konnte allerdings bislang noch nicht durch Belege ihres Schaffens nachgewiesen
werden; viele Namen der Atelierinhaber sind heute völlig vergessen. Dabei hatte
einer dieser vergessenen Lichtbildner zu seinen Lebzeiten ein weit über die Grenzen der Stadt hinausreichendes Ansehen erlangt. Hunderte Fotografen in ganz
Deutschland kannten ihn persönlich, einige tausend Fachkollegen lasen das von
ihm über Jahrzehnte herausgegebene Fachperiodikum, die „Deutsche Photographen-Zeitung“, und wohl beinahe jeder etablierte deutsche Fotograf wusste seinen
Namen zumindest einzuordnen. Als er am 25. Juni 1920 in Weimar starb, verlor
„die deutsche Photographenwelt ihren größten Organisator und verdienstvollsten
Kämpfer für das deutsche Vereinswesen“, wie es in einem Nachruf einer in Wien
erscheinenden Fachzeitschrift hieß.2 Die Rede ist von Karl Schwier (1842–1920).
(Abb. 1)
Wer war dieser Mann? Sind seine Verdienste heute kaum mehr bekannt3, so weiß
man noch weniger über seinen Lebensweg vor der Gründung des Deutschen Photographen-Vereins, der größten überregionalen Fachvereinigung gewerblicher Fotografen des 19. Jahrhunderts in Deutschland, die Schwier von Beginn an bis zu seinem Tod als deren Vorsitzender geleitet und geprägt hat. Bevor sich am 29. Dezember 1876 in Gotha Fachkollegen aus Thüringen und Sachsen zusammenfanden, um
zunächst einen „Thüringer Photographen-Verein“ ins Leben zu rufen4, der sich auf
seiner ersten Wanderversammlung in Jena am 31. Januar 1877 endgültig den
Namen „Deutscher Photographen-Verein“ gab 5, hatte Schwier bereits seinen
Wohnsitz in Weimar, der Stadt, die als Vereinssitz bestimmt worden war. In der
Weimarer stadtgeschichtlichen Literatur wird grundsätzlich angegeben, Schwier
sei im Jahre 1874 aus der westfälischen Stadt Soest, in der er am 12. November
1842 geboren worden war, hierher gezogen.6 Doch er war schon zur Jahreswende
1871/1872, und nicht aus der preußischen Provinz, sondern aus der nunmehrigen
Reichshauptstadt nach Weimar gekommen. Die unrichtigen Annahmen zeigen,
dass er aus der Sicht der Lokalgeschichtsschreibung bislang als ein „Mann ohne
Vergangenheit“ betrachtet wurde. In der deutschen Fotografiegeschichtsschreibung fand er bislang nur selten Erwähnung, über seine Herkunft war kaum etwas
und über seine Ausbildung nichts bekannt. Welcher Weg hat Karl Schwier nach
Weimar geführt?
Lehrzeit – fotochemischer Assistent und Lehramtskandidat
in Hagen und Berlin
In Berlin hatte Schwier als Assistent keines Geringeren als Hermann Wilhelm
Vogel7 (1834–1898) entscheidende Lehrjahre verbracht. Vogel, der seit 1864 an der
Königlichen Gewerbe-Akademie Fotochemie lehrte, wurde der bedeutendste deutsche Fotochemiker des 19. Jahrhunderts, Zeitgenossen haben ihn den „zweiten
Erfinder der Photographie“ 8 genannt. Als seine größte Leistung gilt die Herstellung farbempfindlicher Negativplatten für den Schwarz-Weiß-Prozess, der die
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Grauwertwiedergabe wesentlich verbesserte und gleichzeitig ein wichtiger Schritt
auf dem Weg zum Ziel schon der Pioniere der Frühzeit, der Farbfotografie, war.
Vogels gewichtiges „Lehrbuch der Photographie“, das sich auf seine Vorlesungen
stützte, erschien erstmals 18679, als Schwier seinen Lehrer bereits gekannt haben
wird.10 Nicht allein die Fotochemie handelte Vogel in diesem bald als Standardwerk
anerkannten dreigliedrigen Abriss ab, sondern bereits in der ersten Auflage auch
die fotografische Praxis und schließlich Fragen der Bildästhetik. Vogel betrachtete
das neue Medium in seiner ganzen Breite.
Die Assistententätigkeit im „photographischen Atelier der Königlichen GewerbeAkademie“ und das damit verbundene berufliche Umfeld war prägend für den jungen Schwier, Hermann Wilhelm Vogels Einfluss wird für seinen späteren Lebensweg ausschlaggebend gewesen sein: Auch Vogel leitete eine Berufsvereinigung der
Fotografen – im Jahr 1863 war er einer der Gründungsväter des „Photographischen
Vereins zu Berlin“. Und wie später sein Schüler Schwier gab auch Vogel eine Zeitschrift heraus, die seit 1864 erschienenen „Photographischen Mittheilungen“, die
„innerhalb weniger Jahre das wichtigste fotografische Periodikum Deutschlands“11
wurden. Vogels „photographisches Atelier“ war kein gewerblicher Betrieb, sondern
vielmehr ein Versuchslabor zur experimentellen Verbesserung der fotochemischen
Verfahren. Die Forschungsresultate veröffentlichte Vogel regelmäßig in der
genannten Vereinszeitschrift und in anderen Fachblättern. Einige Beiträge der
Jahre 1869 und 1870 sind mit Schwiers Namen unterzeichnet12, was dessen aktive
Mitwirkung am Prozess des Ringens um Fortschritte beim nassen Kollodiumverfahren13 im zweiten Jahrzehnt seiner Anwendung belegt. Später, in Weimar, konnte Schwier auf manche seiner Berliner Arbeiten zurückgreifen. So hat er seit der
ersten Hälfte der 1870er Jahre die Reproduktion von Kunstwerken aus dem Großherzoglichen Museum gewerblich vermarktet. „[Ü]ber eine seltsame gelbe Verstärkungsmethode, die vielleicht für Stichreproductionen von Werth sein könnte“,
hatte er bereits in Vogels Berliner Vereinszeitschrift unter der Rubrik „Mittheilungen aus dem photographischen Atelier der Königl. Gewerbe-Akademie“ berichtet.14 – Am 13. Mai 1870 wurde der 28-jährige Karl Schwier „durch Kugelung“ in
den „Verein zur Förderung der Photographie“, der sich etwa ein Jahr zuvor vom
„Photographischen Verein zu Berlin“ abgespalten hatte und dem wiederum Vogel
vorstand, aufgenommen. 15
Das Interesse von Vogels Assistent an der Chemie ist bereits an einer noch weiter zurückliegenden Station seines Ausbildungsweges nachweisbar. Der aus wohlsituierten, bildungsbürgerlichen Verhältnissen stammende Karl Wilhelm Gangolf
Schwier – sein Vater Heinrich Gustav Schwier (1810–1866)16 war Direktor der
Soester Taubstummenanstalt, seine Mutter Friedericke Schwier geb. Ehrlich
(1820–1857)17 war die Tochter des Gründers und ersten Direktors des ebenfalls in
der Stadt beheimateten preußischen Schullehrerseminars Carl Gotthilf Ehrlich
(1776–1857)18 – hatte nach dem Besuch des Soester Gymnasiums zunächst die
1824 gegründete Gewerbeschule Hagen absolviert, eine naturwissenschaftlichtechnische Lehranstalt, die die Absolventen befähigen sollte, „sich mit Erfolg der
gewerblichen Laufbahn widmen zu können“.19 Schwier war zu Ostern 1861 in die
(niedrigere) „Zweite Klasse“ dieser Schule aufgenommen worden. Er „will ChemiWeimar – Jena : Die große Stadt 6/3 (2013)
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ker und Mechaniker werden“, ist in den überlieferten Schülerlisten vermerkt.20
Unter den 80 Zöglingen, die die Gewerbeschule damals besuchten, gab es insgesamt lediglich drei, die Chemiker als Berufswunsch angaben: Die meisten nannten
„Hüttenmann“, „Baumeister“, (nur) „Mechaniker“, gelegentlich auch „Kaufmann
und Fabrikant“ als das von ihnen angestrebte Ziel ihrer Ausbildung.21 Beachtenswert im Zusammenhang mit Schwiers späterer Laufbahn ist jedenfalls das mit seinem Berufswunsch zum Ausdruck gebrachte frühe Interesse für die Chemie, neben
der Optik wichtigstes naturwissenschaftliches Grundlagenfach für die Fotografie.
Als Schüler der höheren Klassenstufe gab Schwier dann an, Lehrer werden zu wollen.22 Da er sogar noch in den Jahren 187023 und 187124, also am Ende oder nach
seiner Zeit bei Vogel, als „Lehramtscandidat“ bezeichnet wird, können wir davon
ausgehen, dass sich dieser im Hinblick auf sein Elternhaus plausible und sicherlich
auf den Einfluss seines Vaters und seines Großvaters mütterlicherseits zurückgehende Berufswunsch wohl ebenfalls mit den naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern verband.
Die „Entlassungs-Prüfung“ vom 18. bis 20. August 1862 an der Gewerbeschule
in Hagen bestand der Neunzehnjährige übrigens gerade noch „hinreichend“,
schlechter als die meisten anderen Zöglinge.25 Dass er dennoch anschließend nach
Berlin ging, um dort die Königliche Gewerbe-Akademie, eine der Vorläufereinrichtungen der 1879 gegründeten Technischen Hochschule (heute Technische Universität Berlin), zu besuchen26, war dafür kein Hinderungsgrund, sahen die preußischen Gewerbeschulreglements doch ausdrücklich vor, „den mit den Zeugnissen
der Reife zu entlassenden Zöglingen die Befugniß zur Aufnahme in das Königliche
Gewerbe-Institut in Berlin, insofern den übrigen Anforderungen Genüge geleistet
wird, zuzusichern.27 Nach sechs Semestern an der Gewerbe-Akademie wechselte er
abschließend nochmals für vier Semester an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität).28
Später gab Schwier an, während seiner Ausbildung auch „Assist.[ent] bei
Dove“ 29 gewesen zu sein. Der Physiker Heinrich Wilhelm Dove (1803–1879) lehrte seit 1845 als ordentlicher Professor an der Universität30 und ist wegen seiner
grundlegenden Forschungen auf dem Gebiet der Meteorologie als Begründer dieses Wissenschaftszweiges in Erinnerung geblieben, pflegte tatsächlich aber weitaus vielseitigere Interessen: Unter anderem hatte er Beiträge zur Optik und Farbenlehre veröffentlicht31, Gebiete, die auch die Fotografie als praktisches Anwendungsgebiet der Naturwissenschaften berührten. „Ausdauernde, glückliche
Bemühung widmete er der Stereoskopie und dem Wesen des zweiäugigen Sehens
im allgemeinen“32, wurde rückschauend über ihn berichtet. Die verbreitete
Begeisterung für die gerade aufkommende Stereoskopie als Unterhaltungsmedium aufgreifend, hatte Dove u. a. nach wissenschaftlich-praktischen Anwendungen des Prismenstereoskopes33 und nach Erklärungen für einen beim Publikum beliebten, besonderen optischen Effekt gesucht – dem Glanz, der an den Stellen sichtbar wird, wo eines der beiden transparenten und rückseitig kolorierten
Bilder (eine spezielle Art der Stereobilder) durchbohrt wurde.34 Diese Arbeiten
seien hier erwähnt, weil später, in Thüringen, auch Doves Schüler Schwier Stereofotografien anfertigen wird.35
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Kriegserlebnisse – als Fotograf in Straßburg und Paris
Wenn hier der Werdegang des jungen Karl Schwier skizziert wird, muss vor allem
auf eine ganz wesentliche Erfahrung eingegangen werden, bei der er weit mehr als
nur durchschnittliches Können unter Beweis stellen konnte: Seine Teilnahme als
Fotograf am Deutsch-Französischen Krieg. Die ungewöhnliche berufliche Herausforderung war zugleich eine Art Praxistest für die Tauglichkeit der zu jener Zeit
gebräuchlichen fotografischen Aufnahmetechniken unter widrigsten Bedingungen.
Bei dem monatelangen Feldeinsatz im Winterhalbjahr 1870/1871 ohne nennenswerten Nachschub an Chemikalien oder Gerätschaften wurden zudem hohe Anforderungen an die Präzision der Aufnahmen gestellt. Um die Bedeutung eines solchen Einsatzes und die Leistung der daran Beteiligten einschätzen zu können,
muss man sich vor Augen führen, dass es zu Beginn der 1870er Jahre noch immer
höchst aufwändig war, mobil zu fotografieren. Zwar hatten schon in den Feldzügen von 1864, dem Deutsch-Dänischen, und 1866, dem Deutsch-Österreichischen
Krieg, einzelne Fotografen versucht, zu den Schauplätzen vorzudringen, um die
angefertigten Aufnahmen kommerziell zu vermarkten; gelungen war dies jedoch in
den wenigsten Fällen.36 Das damals gebräuchliche nasse Kollodiumverfahren
machte erhebliche Umstände, wollte man akzeptable Ergebnisse erzielen. Allein
die Vorbereitungen waren kompliziert: Unmittelbar vor jeder Aufnahme musste die
sorgfältig geputzte und mit einem Überzug aus Kollodium und in Alkohol gelösten Jod- und Bromsalzen versehene Glasplatte im Dunkeln mit einer Silbernitratlösung präpariert werden, die im noch nassen Zustand in die Kamera eingelegt und
dann möglichst rasch belichtet werden musste. Die nach der Aufnahme folgenden
Prozeduren waren nicht weniger aufwändig.37 Ungeachtet dieser Schwierigkeiten
sollten nun also in Deutschland erstmals Fotografen in den Dienst des kriegführenden Staates gestellt werden. Im September 1870 findet sich in den „Photographischen Mittheilungen“ die Personalnotiz, Schwier sei „vom Königl. Preußischen
Kriegsministerium engagirt [worden], um auf dem Kriegsschauplatze photographische Aufnahmen zu machen.“ 38
Abgesehen von Schwiers späterer Tätigkeit als Vorsitzender des Deutschen
Photographen-Vereins und Redakteur der Deutschen Photographen-Zeitung handelt es sich wahrscheinlich um die einzige Station seines Lebensweges, die bislang
gelegentlich in der fotohistorischen Literatur erwähnt wurde.39 Die aus heutiger
Sicht naheliegende Vermutung, es hätte sich hierbei um einen Einsatz für Propagandazwecke gehandelt, ist falsch – noch überwog das Wort bei der Verbreitung
politischer Botschaften. Schwier war damit beauftragt, die fotografischen Aufnahmen für fotogrammetrische Geländekartierungen im Kriegsgebiet anzufertigen,
ein Vorhaben, das auf einem erst wenige Jahre zuvor von dem Bauingenieur und
Fotogrammetrie-Pionier Albrecht Meydenbauer (1834–1921) entwickelten40, bislang allerdings wenig erprobten41 Verfahren beruhte. Ziel dieses Verfahrens war,
mittels der von mindestens zwei Kamerastandpunkten aus anzufertigenden Messbilder im Nachhinein Zeichnungen von Bauwerken mit Berücksichtigung der aus
einer einzelnen Aufnahme nicht abgreifbaren dritten Dimension oder auch einen
topografischen Lageplan des umgebenden Geländes anzufertigen. Voraussetzung
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war neben der gebotenen Präzision und der genauen Dokumentation der Aufnahmerichtungswinkel, dass die Entfernung zwischen den Kamerastandpunkten exakt
ermittelt werden musste. Das preußische Kriegsministerium war an dem Verfahren
von Anfang an höchst interessiert, versprach es doch, gegenüber den herkömmlichen Vermessungsmethoden nicht nur Zeit und Personal zu sparen, sondern vor
allem ohne jede Begehung des unter Umständen feindlichen Geländes dieses erfassen zu können. Für den praktischen Einsatz im Krieg gegen Frankreich wurde
eigens eine Spezialabteilung, das „Königliche Preußische Feld-PhotographieDetachement“, gebildet. Militärisch angeführt wurde es von dem Ingenieur-Hauptmann Burchardi, der Meydenbauers Versuchen vor dem Krieg beigewohnt hatte; es
setzte sich aus einem Vermessungsleiter, drei Fotografen, einem Zeichner, zehn
„Garde-Pionieren“ und zwei weiteren Soldaten zusammen.42 Die Ausrüstung
„bestand aus einem Stationswagen, welcher als Dunkelkammer zu benutzen war
und auch noch zwei Sitzplätze im Innern abgab, sowie aus einem Requisitenwagen, [...] welcher Apparate und andere Artikel barg.“43 (Abb. 2)
Die Vorstellung, rasch genug brauchbare Karten des unbekannten Geländes
anfertigen zu können, erwies sich allerdings als kaum ausführbar. Dies war jedoch
keineswegs etwa auf mangelnde Fähigkeiten der beteiligten Fotografen zurückzuführen – die Anfertigung der Fotografien war nur der erste Schritt auf dem Weg zu
genauen topografischen Karten –, sondern vielmehr auf die Unzulänglichkeit der
ihnen zur Verfügung gestellten technischen Hilfsmittel, auf äußere organisatorische Schwierigkeiten sowie auf den zuvor offensichtlich unterschätzten Zeitbedarf
für die zeichnerische Fertigstellung des Endprodukts. Ungünstig wirkten sich u. a.
aus, dass Schwier die „Apparate und Chemicalien“ nicht selbst zusammenstellen
konnte, dass zuvor nur wenig Zeit für „einige Aufnahmen zur Probe auf dem
Kreuzberge“ in Berlin zur Verfügung gestanden hatte, dass es während des Einsatzes lange Wartezeiten wegen des Mangels an Pferden zum Weitertransport gab, vor
allem aber, dass der unter großem Zeitdruck nach Meydenbauers Zeichnungen von
einem Mechaniker angefertigte Aufnahmeapparat eine Vielzahl von „photographischen Fehlern“, „optischen Mängel[n]“ und „mechanischen Fehlern“ aufwies.44
Der die fotografischen Arbeiten leitende Schwier und seine beiden von ihm
selbst ausgewählten Assistenten – das waren der mit ihm befreundete engagierte
Berliner Fotoatelierbetreiber C.[arl?] Quidde sowie Max Hintze, der eine Gehilfenstelle an der Gewerbe-Akademie innehatte45 – machten aus der Not eine Tugend:
Da wegen der Schwerfälligkeit des Unternehmens an eine rechtzeitige Fertigstellung der handgezeichneten Lagepläne des Geländes nicht zu denken war, fertigten
sie neben oder nach den Messbildern eine Vielzahl von Aufnahmen der Stellungen,
Bastionen und Kasernen, aber auch der zerschossenen Schlösser, der Ruinen der
Häuser an. Nur eine geringe Anzahl der Aufnahmen zeigen das „Fadenkreuz von
Menschenhaar“46, das bei den Messplatten für die Auswertung wichtig war. Eine
große Auswahl der bei dem Einsatz angefertigten Aufnahmen blieb erhalten, weil
sie später von den Münchner Verlagen Johann Baptist Obernetter sowie Friedrich
Bruckmann im Lichtdruck vervielfältigt und veröffentlicht worden ist. Das erstgenannte Publikationsvorhaben erwähnt Schwier bereits in seiner am 4. Juli 1871
verfassten Rückschau auf den Kriegseinsatz. Bis auf „15 Stereoskopplatten“ konnWeimar – Jena : Die große Stadt 6/3 (2013)
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Abb. 2. Karl Schwier (assistiert von C. Quidde und M. Hintze), „Stadttheil hinter Bastion 11“ (Ausschnitt), 1870. Inmitten der vor Straßburg völlig zernarbten Landschaft steht zwischen Einschusskratern einer der beiden von dem Feld-Photographie-Detachement mitgeführten Wagen, seitlich davon
ein mit Tüchern verhangenes Gestell. Vermutlich handelt es sich um den für die Aufnahmevorbereitung
unverzichtbaren Dunkelkammerwagen. Den personellen Aufwand verdeutlichen drei Personen am
Wagen selbst und eine durch Bewegungsunschärfen nur undeutlich erkennbare Personengruppe im
Hintergrund. Diese Fotografie diente später als Vorlage für einen 1887 publizierten Holzstich mit dem
Titel „Das fliegende photographische Atelier des preussischen Generalstabes“ (erneut abgebildet
zuletzt in Pohlmann, Reichseinigungskriege [wie Anm. 36], S. 37), der um weitere Personen, so den
Fotografen mit einer Kamera, ergänzt wurde. Unsere Abbildung zeigt den rechten Teil der im Original
(Bilder aus dem Kriegsleben […] [vgl. Anm. 47], B. Strassburg, III. Lieferung, Blatt 3)
querformatigen Aufnahme.
te er nach Kriegsende über die Aufnahmen selbst nicht verfügen, denn sie verblieben im Eigentum des preußischen Staates, in dessen Auftrag die „Bilder aus dem
Kriegsleben vor Paris und Strassburg während des Feldzuges 1870/71“ von Obernetter publiziert wurden.47 (Abb. 3) Bei den von Bruckmann vertriebenen Aufnahmen handelt es sich zumindest teilweise um andere Motive, die offensichtlich auch
erst zu einem späteren Zeitpunkt verlegt worden sind.48 – Nach Schwiers eigenen
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Abb. 3. Titelblatt der ersten von insgesamt 24 Lieferungen der in München bei Johann Baptist Obernetter herausgegebenen Lichtdrucke nach Fotografien aus dem Deutsch-Französischen Krieg. Der
Name des Fotografen Karl Schwier wird weder hier noch auf den Untersetzkartons genannt, weshalb
die Angabe der Identität des Urhebers der Aufnahmen bis heute – selbst in der fotohistorischen Fachliteratur, wie in Ponstingl, Bilderwelt (wie Anm. 50), S. 153 – gelegentlich unterbleibt.
(Bilder aus dem Kriegsleben […] [vgl. Anm. 47], A. Paris, I. Lieferung, Titelblatt)
Angaben hatte er mit seinen beiden Assistenten in Straßburg 116 Messplatten und
zusätzlich 16 Landschaftsplatten sowie die erwähnten 15 Stereoskopplatten, später
in Versailles insgesamt 123 Platten belichtet, darunter auch „Ansichten von Villen
höchster Herren […] Portraits und Gruppen […] Reproductionen“.49
Die meisten Aufnahmen aber zeigen Landschaften des Krieges, geformt – oder
besser: verformt – durch das gewaltsame Eingreifen des Menschen, menschenverlassen jedoch zumeist. Aus der zeitlichen Distanz von heute betrachtet sind sie,
vielleicht wegen dieses Antagonismus, von eindrucksvoll-verstörender, beinahe
beängstigender Ausstrahlung. (Abb. 4) Ebenso beklemmend, wenn auch für die
Serie untypisch ist die Aufnahme „Empfangszimmer mit der Statue ,Tod‘ im zerstörten Schloss Staint-Cloud“.50 – Als vier der Schwier verbliebenen Platten als
Beilage in den Photographische Mittheilungen veröffentlicht wurden, werden sie
dort so beschrieben: „[…] treue Bilder der Zerstörung, welche jene unglückliche
Stadt [die Rede ist von Straßburg] mehr als irgend eine andere erlitten hat, ein
Chaos von Ruinen […] Keine Beschreibung, keine noch so geschickte Zeichnung
kann uns solche Scenen gegenüber die Photographie ersetzen. Sie hat, wenn auch
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unter sehr ungünstigen Umständen arbeitend, für das Fixieren der bedeutendsten
Localitäten des ereigniss- und folgenschweren Krieges ihre Schuldigkeit gethan.“ 51
Die Fotografie als Vermittlerin eines Bildes von der Welt: Diese Funktion des
neuen Mediums steckte zu Beginn der 1870er Jahre noch immer in den Kinderschuhen, denn es fehlte vorerst an ausgereiften Druckverfahren zur massenhaften
Verbreitung der Abbilder in Zeitungen. Noch mussten manuell hergestellt Abzüge
einzeln aufgeklebt werden, ein aufwändiges Verfahren, das hier für die „photographische Beilage“ eines fotografischen Journals ausnahmsweise angewendet
wurde.52 Auch das oben erwähnte Lichtdruck-Verfahren war, obgleich es sich für
größere Auflagen eignete, in der Herstellung zu aufwändig, um rasch genug
aktuelle Nachrichten illustrieren zu können. Schon allein die Notwendigkeit der
Verwendung stärkeren Kartons als Unterlage für die darauf aufzuklebenden Bilder
schloss Massenauflagen aus.
Im Hinblick auf Karl Schwiers Biografie ist der Kriegseinsatz noch unter einem
ganz anderen Aspekt beachtenswert: Er markiert einen Schritt der Loslösung von
seinem Lehrer Hermann Wilhelm Vogel. Schwier hatte die Chance ergriffen, sich
freiwillig für den Einsatz zu melden, als der ursprünglich dafür vorgesehene und
von Albrecht Meydenbauer53 empfohlene Dr. Franz Stolze (1836–1910) im letzten
Augenblick seine Zusage zurückgezogen hatte. Er und zwei weitere Männer
begründeten ihren Rücktritt damit, dass ihre Forderung nach Zusicherung einer
Invalidenpension im Falle einer Verwundung vom Kriegsministerium abgelehnt
worden war.54 Die geodätischen und fotogrammetrischen Arbeiten wurden daraufhin von Richard Doergens (1839–1901) übernommen, der zu dieser Zeit als
Dozent für Geodäsie an der Bauakademie lehrte.55 Sowohl Meydenbauer selbst als
auch Stolze waren auch auf fototechnischem Gebiet bewandert. Auf Doergens aber
traf dies nicht zu, und deshalb musste man möglichst rasch einen versierten Fotografen finden. Genau hier trat, mit einer Empfehlung des oben erwähnten Physikers Heinrich Wilhelm Dove56, Schwier auf den Plan. In dem 27-jährigen Assistenten steckte ein Potential, für dessen Entfaltung die bisher ausgeübte Arbeit im
„photographischen Atelier“ unter dem acht Jahre älteren Hermann Vogel nicht
mehr genügend Möglichkeiten bot.
Der Fotohistoriker Ludwig Hoerner hat festgestellt, dass es auch später erhebliche Spannungen zwischen Vogel und Schwier gegeben hat.57 Obgleich diese wohl
nie ganz offen ausgesprochen wurden, kann vermutet werden, dass Schwiers Teilnahme an dem von Stolze als zu risikoreich eingeschätzten Einsatz auch eine
Flucht aus dem von Vogel dominierten Umfeld war. Wahrscheinlich hat Schwier
selbst gespürt, dass die Zeit für eine große berufliche Herausforderung reif war;
vielleicht war es auch eine gewisse Abenteuerlust, die ihn – im Gegensatz zu Stolze – nicht davon abhielt, sich den Gefahren des Krieges auszusetzen. Um zu illustrieren, dass die Fotografen tatsächlich unmittelbar hinter der Kampflinie ein- und
dadurch erheblichen Gefahren ausgesetzt waren, sei hier abschließend zu dem
Kriegseinsatz ein Brief von Schwier an die Berliner Vereinsmitglieder vom Beginn
der Mission wiedergegeben, der auch ahnen lässt, wie schwierig es unter den darin
angedeuteten Bedingungen gewesen sein muss, gerade die für die Belange der
Fotogrammetrie notwendige Genauigkeit der Aufnahmen zu erreichen:
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Abb. 4. Karl Schwier (assistiert von C. Quidde und M. Hintze), „Das Innere
von Bastion 12“, 1870. Die Aufnahme einer durch den Krieg verwüsteten
Landschaft gehört zu den selteneren aus der Serie, auf denen auch Soldaten
zu sehen sind. Baumstrünke, Erdwälle und Ruinen vor der kulissenhaften
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Silhouette der zerschossenen Stadt Straßburg unter einem apokalyptisch
leuchtenden Himmel vermitteln ein Bild der Zerstörungen, wie es Unbeteiligte bis dahin wohl kaum zu Gesicht bekommen hatten.
(Bilder aus dem Kriegsleben […] [vgl. Anm. 47], B. Strassburg, VII. Lieferung, Blatt 4)
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„Mundolsheim, den 25. Sept. 1870.
Ein paar Zeilen in der Eile, deren Unleserlichkeit Sie mit Rücksicht auf die Unterlage (Pappdeckel auf Knien, Tisch ist ein unbekannter Luxus) entschuldigen wollen. Montag früh 6 Uhr verließen wir Berlin. Langes Warten auf verschiedenen
Stationen, starker Frost und mangelhafte Verpflegung in den Quartieren machten
die Fahrt sehr unangenehm. – – Erst Mittwoch gelangten wir nach Vendenheim –
der letzten Station vor Straßburg – von hier per pedes nach Mundolsheim. Hr.
Quidde und Max Hintze campiren in einer Scheune. Denselben Abend machte ich
mit Hauptmann Burchardi und Lieutenant Dörgens eine Recognoscirung [Erkundung] aus der Ferne, bei der wir das brennende Straßburg und die fliegenden Bomben zum ersten Male wahrnahmen. Doch das war harmlos. Am Donnerstag wurde
diese Recognoscirung mit Genannten und in Gemeinschaft mit Hrn. Quidde und
Max Hintze bis über die zweite Parallele hinaus fortgesetzt; diesmal aber unter
Lebensgefahr. Hinter uns lagen unsere Batterien, vor uns die feindlichen Geschütze. Außer einer Wallbüchsenkugel und einer schadlos crepirenden Granate wurde
uns jedoch keine Ueberrschung zu Theil. Schlimmer wurde es Freitags. Wir waren
von 10 bis 6 Uhr draußen und fertigten glücklich drei Platten. Zum Schluß mußte
uns der Feind bemerkt haben. Er sandte eine Wallbüchsenkugel in unser Standhaus
und wir retirirten [entfernten uns] eiligst; da crepirte in einer Entfernung von 20
Schritt eine Granate und zerriß einen Mann auf Posten so vollständig, daß nur ein
Bein von ihm übrig blieb. Wir blieben unversehrt. Sonnabend ging alles gut von
Statten. Wir arbeiteten an zwei andern Punkten mit bestem Erfolg. Heute (Sonntag) nahmen wir vom Giebelfenster eines zerschossenen Hauses aus auf. Als wir
eben fertig waren, grüßten uns die Straßburger mit drei Wallbüchsenkugeln und
zwei Granaten, jedoch ohne Schaden; die beiden ersten Wallbüchsenkugeln schlugen in den Fensterladen und ins Dach. Jetzt sind wir mit Copiren unserer Platten
beschäftigt. ([Anm.:] Details über die betreffenden Aufnahmen können natürlich
hier mit Rücksicht auf das Dienstgeheimnis nicht gegeben werden.) Ueber weitere
Erlebnisse werde ich Ihnen Bericht erstatten.
K. Schwier“ 58
Aufbruch – von Berlin nach Weimar
Am 12. März 1871 erfolgte die Demobilisierung des Feld-Photographie-Detachements. Wenige Tage später, am 21. März 1871, waren Schwier und Quidde sowie
zwei weitere Herren, die ebenfalls „glücklich aus dem Felde zurückgekehrt“
waren, „zum ersten Male wieder im Verein [zur Förderung der Photographie]
anwesend“.59 Welcher Beschäftigung Schwier im weiteren Verlauf des Jahres 1871
nachging, ist unsicher; möglicherweise hat er nochmals als Assistent bei Heinrich
Wilhelm Dove oder Hermann Wilhelm Vogel gearbeitet.60 An den im Rahmen der
Sitzungen des „Vereins zur Förderung der Photographie“ geführten Fachdiskussionen beteiligte er sich wiederum aktiv. Allerdings fällt auf, dass er in mehreren
jeweils aufeinanderfolgenden Sitzungsprotokollen erwähnt wird, dazwischen
jedoch über viele Wochen keine Redebeiträge lieferte: Er trat am 3. April 61,
2. Mai62, 6.63 und 20. Juni 64 sowie am 4. Juli 1871 – an diesem Tag mit einem „länWeimar – Jena : Die große Stadt 6/3 (2013)
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geren Vortrag über seine und Hrn. Quiddes photogrammetrische Arbeiten während
der Belagerung Strassburgs65 – in Erscheinung, dann jedoch bis einschließlich September nicht mehr. Am 6.66 und 20. Oktober67 sowie am 3. November68 wird er
wieder erwähnt, danach erst wieder am 15. Dezember 187169.
Die Lücken können entweder darauf zurückzuführen sein, dass er keine erwähnenswerten Diskussionsbeiträge beisteuerte. Denkbar ist aber auch, dass Schwier
tatsächlich abwesend war: Nicht nur gedanklich, weil er nach dem Kriegsabenteuer in Frankreich auf der Suche nach einer Erneuerung seiner Lebensumstände war,
sondern auch körperlich, weil er sich womöglich zeitweise gar nicht in Berlin aufhielt. Es ist wahrscheinlich, dass Karl Schwier im Laufe des Jahres 1871 mindestens ein Mal wenigstens für einige Tage in Weimar weilte. Diese Vermutung folgt
aus der Aufnahme eines neuen Mitglieds in den Berliner Verein zur Förderung
der Photographie: Am 3. November 1871 wird nämlich „Hr. Hard[t]muth,
Phot.[ograph] in Weimar, durch Hrn. Schwier“ 70 angemeldet.
Heinrich Hardtmuth (1848–1884), der Sohn eines in Weimar lebenden Wiener
„Fabrikbesitzers“71, war erst einige Monate zuvor, am 28. März 1871, erstmalig als
Fotograf in Erscheinung getreten: Durch ein Inserat in der Weimarer Tagespresse
hatte er bekannt gegeben, dass „die Firma Lucke u. Comp. erloschen und das
Geschäft unter meinem Namen […] fortgeführt wird.“ 72 Der erwähnte, aus Schönebeck stammende Friedrich Lucke (geb. um 1839, Todesjahr unbekannt), hatte
das Atelier in der Schillerstraße seit November 1869 betrieben; nach der Geschäftsaufgabe hat er die Stadt Weimar vermutlich verlassen.73 Schwier wird Hardtmuth
bei einem Aufenthalt in Weimar im Laufe des Jahres 1871 näher kennengelernt und
ihn für eine Mitgliedschaft in Vogels Verein begeistert haben. Doch nicht nur das.
In der ersten Vereinssitzung des Jahres 1872, am 5. Januar, wird unverhofft verkündet: „Von Hrn. Schwier ist ein Brief aus Weimar eingetroffen, der seine Ankunft
daselbst meldet. Nachdem er einen Theil der Grasshoff’schen Angelegenheiten
geordnet, ist Hr. Schwier als Associé in das in Weimar bereits bestehende Atelier
von Hardtmuth eingetreten.“ 74
Es muss bezweifelt werden, dass Schwier seinen Weggang aus Berlin über längere Zeit geplant hatte. Vielmehr spricht der Verlauf der drei Wochen zuvor abgehaltenen Sitzung des „Vereins zur Förderung der Photographie“ am 15. Dezember
1871, der letzten Sitzung, der Schwier beigewohnt hatte, dafür, dass er selbst zu
diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt hat, dass er innerhalb der nächsten Tage eine
Entscheidung treffen würde, die seinem Lebensweg neue Horizonte eröffnen sollte. Er nahm an diesem Vereinstreffen besonders regen Anteil: Das Protokoll vermerkt allein drei Wortmeldungen Schwiers während des obligatorischen Erfahrungsaustauschs zu Fachfragen, was als Zeichen dafür gedeutet werden kann, dass
er gedanklich eben nicht schon fernab weilte.75 Bemerkenswert ist jedoch vor allem
seine noch Mitte Dezember 1871 getroffene Ankündigung, „dass er vorläufig das
Geschäft des Hrn. Grasshoff fortführe und die Interessen der Hinterbliebenen
wahrnehme.“ 76 Der wenige Tage zuvor plötzlich verstorbene junge Fotograf Johannes Grasshoff (1836–1871), ein Schüler des bekannten Berliner Fotografen Heinrich Graf, hatte sich vom Gehilfen zum Atelierinhaber hochgearbeitet. Nachdem er
schon seit 1865 immer wieder mit photochemischen Beiträgen in Vogels FachzeitWeimar – Jena : Die große Stadt 6/3 (2013)
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schrift in Erscheinung getreten war, hatte er im Jahre 1869 ein eigenes Atelier in
der Friedrichstraße eröffnen können. Bei seinem unerwarteten Tod „hinterlässt [er]
eine trauernde Wittwe mit drei kleinen Kindern“77, um die sich Karl Schwier nun
also kümmerte. Hat dieser vielleicht mit dem Gedanken gespielt, das verwaiste
Atelier dauerhaft übernehmen zu können? Wenn er bereits den Entschluss gefasst
hätte, Berlin zu ver- und sich in Weimar niederzulassen, hätte er dies vermutlich
am 15. Dezember im Verein bekanntgegeben oder wenigstens eine diesbezügliche
Andeutung gemacht. Auch ist fraglich, ob er sich angesichts eines kurz bevorstehenden eigenen Umzugsvorhabens beispielsweise noch damit befasst hätte, „von
den früher von Grasshoff gemachten Mitgliederportraits noch zahlreiche Abzüge“
78
im Verein an den Mann zu bringen. Es ist also durchaus denkbar, dass er Mitte
Dezember vielmehr an die Möglichkeit dachte, den Betrieb des nun ungenutzten
Ateliers des verstorbenen Johannes Grasshoff nicht nur „vorläufig“, sondern dauerhaft zu übernehmen. Im Laufe der nächsten Tage, als er dessen Witwe unterstützte, könnte sich herausgestellt haben, dass dieser Absicht Hindernisse im Weg standen.79
Am 28. Dezember 1871 heiratete Karl Schwier in Berlin die dort gebürtige
Kaufmannstochter Marie Wilhelmine Emma Osterland.80 Unmittelbar im
Anschluss daran81 hat er, sicherlich auf der Hochzeitsreise gemeinsam mit seiner
Frau, Weimar und dort auch seinen guten Bekannten Heinrich Hardtmuth besucht.
Sich in der von der Metropole Berlin aus gewiss als unbedeutendes Provinznest
wahrgenommenen Kleinstadt niederzulassen, war vermutlich ein spontaner Entschluss jener Tage. Immerhin war die ihm aus seiner Kindheit wohlvertraute Heimatstadt Soest noch kleiner als Weimar, so dass es durchaus vorstellbar ist, dass er
dem Großstadtgetriebe überdrüssig und geneigt war, diesem den Rücken zu kehren. Noch ohne großen Haushalt – in Berlin muss er bis zuletzt nur zur Untermiete gewohnt haben82 – standen der Entscheidung für einen Umzug keine äußeren
Schwierigkeiten im Wege. Marie, seine 24-jährige Frau, hatte ihre Eltern bereits
verloren und wird gegen den Entschluss ihres Mannes wahrscheinlich kaum Einwände gehabt haben.83
Die Geschäftspartnerschaft mit dem sechs Jahre jüngeren Heinrich Hardtmuth
war für Karl Schwier nur ein erster Schritt, in der kleinen Residenzstadt Fuß zu fassen und sich hier zu etablieren. (Abb. 5–6) Im Jahr 1872 errichteten sie gemeinsam
durch einen Umbau im Obergeschoss des Hauses Schillerstraße 16 ein gläsernes
Tageslichtatelier84 (Abb. 7) und waren damit Erbauer des Ateliers, das zehn Jahre
später Louis Held mietete, als auch er von Berlin aus nach Weimar kam und das
auch ihm dazu diente, sich den Weimarern zunächst bekannt zu machen.85 Zu diesem Zeitpunkt, 1882, hatte Schwier bereits längst damit begonnen, mit dem „Deutschen Photographen-Verein“ das weitgespannteste Netzwerk gewerblicher Fotografen im deutschsprachigen Raum aufzubauen.
Von seinem Lehrer Vogel, der ihm den beruflichen Weg gewiesen, seinem
Schützling vielleicht jedoch zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten geboten hatte,
von Vogels Dominanz, hatte sich Schwier endgültig wohl nur durch räumliche
Distanz lösen können. Über seine tatsächlichen Beweggründe, ausgerechnet nach
Weimar zu gehen, ließe sich nur spekulieren. Der Zufall mag dabei gewiss eine
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Abb. 5. Heinrich Hardtmuth (zugeschrieben),
Atelier Hardtmuth & Schwier, Weimar, um 1874,
Bildnis eines jungen Herren, Carte-de-Visite. In
der Atelierfotografie drängte in den 1870er Jahren das Brustbild die Aufnahme in ganzer Figur
zurück; das hier gezeigte Porträt ist insofern und
auch wegen des neutralen Hintergrundes typisch
für seine Zeit. Die sorgfältige Ausleuchtung, die
richtig eingestellte Schärfe und ein gut gewählter Bildausschnitt zeigen eine handwerklich saubere Ausführung. Entgegen der Gewohnheit, den
Kunden in die Kamera blicken zu lassen, wendet
sich der selbstbewussten Ernst ausstrahlende
Unbekannte einem seitwärts befindlichen Punkt
zu – vielleicht sogar, möchte man als Betrachter
des Bildnisses meinen, einem Gesprächspartner.
Im Vergleich mit vielen anderen der massenhaft
produzierten Atelierfotografien jener Jahre kann
die wahrscheinlich von Schwiers Partner stammende Aufnahme als durchaus beachtenswert
bezeichnet werden. Vgl. auch Abb. 6.
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Abb. 6. Rückseite des Untersetzkartons der in
Abb. 5 gezeigten Porträtaufnahme aus dem Atelier Hardtmuth & Schwier, Weimar, Schillerstraße
[16], mit lithographischem Aufdruck, um 1874,
Carte-de-Visite. Der Werbeaufdruck enthält die
Abbildung einer die Datierung der Fotografie eingrenzenden Medaille von der Wiener Weltausstellung 1873, an der sich der dort geborene Heinrich Hardtmuth und Karl Schwier beteiligt hat(Privatsammlung)
ten.
(Privatsammlung)
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Abb. 7. Grundriss-Zeichnung (Ausschnitt) aus dem Bauantrag der Fotografen Heinrich Hardtmuth
und Karl Schwier zur Errichtung eines fotografischen Ateliers in der Schillerstraße 16 in Weimar, 1872.
Der mit einer großflächigen, nach Nordosten ausgerichteten Verglasung versehene, mit einer Grundfläche von 9,00 m x 4,60 m auch für Gruppenaufnahmen geeignete Atelierraum lag auf der Hofseite
des Hauses, das als übernächstes Nachbargebäude des Schillerhauses im Hinblick auf den Publikumsverkehr äußerst günstig platziert war. Die Anordnung der Räume, vom Empfangszimmer mit dem Blick
auf die belebte Schillerstraße bis hin zur fensterlosen Dunkelkammer entsprach den praktischen Erfordernissen; auch die Nebenräume mit im Grundriss genau bezeichneten Nutzungen waren ausreichend
groß bemessen.
(Stadtarchiv Weimar, NA II-8-284)
nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Nach einem knappen Jahrzehnt in der
Großstadt das vertraute Milieu der vielen zwar miteinander fachsimpelnden,
zugleich aber stark konkurrierenden und sich teilweise unversöhnlich gegenüberstehenden Kollegen86 verlassend, hat Schwier vielleicht auch geahnt, dass er hier,
fern der Ballungsräume, aber dennoch in einer weithin bekannten Stadt ansässig,
dem eigenen Wirken eine größere Aufmerksamkeit verschaffen können wird, als er
es in Berlin jemals vermocht hätte. Sollte er instinktiv einer solchen Ahnung
gefolgt sein, so hat sich diese später tatsächlich erfüllt.
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Neubeginn – fünf Wochen auf der Wartburg
Aus den ersten Weimarer Jahren Schwiers, den Jahren der Geschäftspartnerschaft
mit Heinrich Hardtmuth, hat sich ein wertvolles Dokument seines Schaffens erhalten. Es handelt sich um das in einem Exemplar in Weimar vollständig erhaltene
„WARTBURG-ALBUM “, eine Mappe mit 73 Fotografien in Formaten von
8,5 × 6 cm bis 16 × 21 cm, die einzeln oder in Gruppen mit bis zu drei Abzügen
auf insgesamt 49 bedruckte Kartons aufgezogen sind.87 (Abb. 8)
Das Werk ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam. Zum einen markiert es in Schwiers
Biografie den Abschied von Berlin und seine Ankunft in Thüringen: Nach der Fertigstellung übersandte er eine Anzahl der Aufnahmen an den Verein zur Förderung
der Photographie zu Berlin88 und damit auch an seinen Lehrer Hermann Wilhelm
Vogel, gleichsam um damit deutlich zu machen, dass er nunmehr tatsächlich ganz
auf eigenen Beinen steht. Unabhängig davon handelt es sich um ein für seine Zeit
ehrgeiziges fotografisches Vorhaben, das aus fotohistorischer Sicht umso interessanter ist, weil Schwier die Entstehung der Aufnahmen, die dabei auftretenden
praktischen Probleme und die von ihm entwickelten Mittel, sie zu lösen, ausführlich in einem Beitrag in den „Photographische[n] Mittheilungen“ beschreibt.89
Schließlich ist das Ergebnis eine der ältesten vollständig erhaltenen Serien fotografischer Aufnahmen der Wartburg 90, die zudem eine große Zahl Innenaufnahmen
Abb. 8. Titelblatt des Begleitheftes zu dem „Wartburg-Album“, 1872. Im Anschluss an den Text von
Hugo von Ritgen findet sich darin eine zweiseitige Zusammenstellung der Bildmotive.
(Wartburg-Album […] [vgl. Anm. 87])
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enthält. Es kann vermutet werden, dass die Innenräume der in den beiden vorausgegangenen Jahrzehnten auf Veranlassung des Großherzogs Carl Alexander von
Sachsen-Weimar-Eisenach wiederhergestellten Burg nie zuvor so umfassend fotografisch dokumentiert worden sind. Somit dürften die Aufnahmen auch für die
Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten des von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommenen Kulturdenkmals von nicht unerheblicher Bedeutung sein.
Die Publikation der Aufnahmen erfolgte durch den Berliner Kunstverlag
E. Linde, einen im Jahre 1861 gegründeten großen Bilderproduzenten.91 Wie eine
Reihe anderer Verlage hatte sich dieser auf den vorrangigen Vertrieb von Landschaftsfotografien, fotografischen Kunstreproduktionen und Genreaufnahmen spezialisiert, ein Geschäft, das mit der massenhaften Verbreitung der Visitenkartenund Stereofotografien und der damit verbundenen Sammelleidenschaft des Publikums florierte. Auch die Wartburg-Aufnahmen wurden – neben dem Vertrieb in
der Mappenform – in den standardisierten Formaten Visit92, Cabinet und als
Stereoaufnahmen93 angeboten. Das „WARTBURG-ALBUM“ enthält nicht alle der von
Schwier aufgenommenen Motive. So beschreibt er die Anfertigung einer aus acht
Einzelfotografien zusammengesetzten Panoramaaufnahme, die in der Mappe nicht
enthalten ist. Sie wurde vom Bergfried aus aufgenommen, der „eine prachtvolle
Aussicht [bot], von der noch kein photographisches Bild existirte.“ 94
Die im Titel der Mappe auch enthaltene Angabe des Namens „Hardtmuth“ ist
allein darauf zurückzuführen, dass dieser gemeinsam mit Schwier firmierte. An
den Aufnahmen war er nicht beteiligt. Vielmehr ist eine Arbeitsteilung der beiden
Fotografen zu vermuten, die etwa so ausgesehen haben wird, dass sich Heinrich
Hardtmuth vorwiegend um das Porträtgeschäft im Atelier in der Weimarer Schillerstraße kümmerte, während Schwier Außenaufnahmen anfertigte und mit großer
Wahrscheinlichkeit auch alle betriebsorganisatorischen Aufgaben übernahm. Mit
der Landschaftsfotografie hatte letzterer sich nicht nur während seines Einsatzes
als Feldfotograf beschäftigt95; unzweifelhaft Schwier zugeschriebene typische
Atelierporträts konnten dagegen bislang nicht nachgewiesen werden.
Die Wartburg-Serie ist während eines fünfwöchigen Aufenthaltes im Sommer
1872 entstanden. Bei den Vorbereitungen für die Reise und der Ausführung des
Vorhabens profitierte Schwier zweifellos von den Erfahrungen, die er bei dem nun
etwa eineinhalb Jahre zurückliegenden Einsatz im Deutsch-Französischen Krieg
gesammelt hatte. Die Anfahrt mit der in „3 feste[n] Kisten“ und einem „Reisekorbe
(für kleinere Excursionen)“ sorgfältig verpackten Ausrüstung erfolgte „auf der
Bahn und auf holprigen Wegen“. Mitgeführt wurden u. a. zwei Kameras, sechs
Objektive verschiedener Brennweiten, 350 Glasplatten, Chemikalien, Kassetten,
Werkzeuge.96 Keine einzige der Platten sei zerbrochen, berichtete Schwier übrigens nach dem Unternehmen. – Schwier hatte als Gehilfen „noch einen ehemaligen Schüler unseres leider zu früh verstorbenen Freundes J.[ohannes] Grasshoff“ –
des oben erwähnten Berliner Fotografen – engagiert, der fast ausschließlich damit
beschäftigt war, die Platten zu präparieren.97 Selbst wenn man davon ausgeht, dass
die Beiden nicht an allen Tagen arbeiteten, ergibt sich ein Tagesresultat von durchschnittlich kaum mehr als drei Aufnahmen, die am Ende Eingang in die Mappe
fanden. Allein die Anfertigung der oben erwähnten Panoramaaufnahme dauerte
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Abb. 9. Karl Schwier, Blatt 40 a, b, c aus dem Wartburg-Album mit Innenaufnahmen. Links: „Wohnzimmer der Landgräfinen [sic]. nördliche Wand.“ Mitte: „Dasselbe: südliche Wand.“ Rechts: „Zimmer
der oberen Etage in der Kemenate.“ Die Bildtitel sind dem Begleitheft, S. 14, entnommen. Die einheitlich bedruckten Untersetzkartons im Format 23 x 30,5 cm (teilweise auch im Hochformat) wurden
eigens für das Album hergestellt. Die Bildnummern sind darauf handschriftlich mit Bleistift eingetragen.
(Wartburg-Album […] [vgl. Anm. 87])
eineinhalb Tage, obwohl sich Schwier, um das zeit- und kräfteraubende Treppensteigen zu vermeiden, mit einer Leine behalf, an der die Kassette mit der unten in
einem eigens mitgeführten Dunkelkammerzelt vorbereiteten Platte „den Thurm
auf- und abgelassen“ wurde.98 Da die Mitte des Turms wegen der Spitze nicht
zugänglich war, galt es hier, die Kamera an acht verschiedenen Stellen auf den Zinnen zu positionieren und immer neu zu nivellieren.
Besondere Schwierigkeiten machten naturgemäß die Innenaufnahmen. In jener
Zeit waren die Fotografen noch immer zwingend auf natürliches Licht angewiesen
– jeglicher normale Atelierbetrieb fand in taghellen Glasateliers statt. „Dem Besucher der Wartburg fällt stets die enorme Dunkelheit namentlich der Schauküche
und des daran stossenden Elisabethengemaches auf. Hier liess ich das Sonnenlicht
mittelst eines Spiegels hineinwerfen, fing es mit einem zweiten Spiegel auf und
reflectirte es auf die Wände. [...] Auch bei Aufnahme der Schwind’schen Fresken
im Landgrafenzimmer […] musste ich gespiegeltes Sonnenlicht anwenden.“ 99 An
anderen Stellen war das Licht geradezu unerwünscht: Die Öffnungen von Fenstern,
Türen und Toren mussten mit dunklen Tüchern oder Brettern verschlossen werden,
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um eine Blendwirkung zu vermeiden. Die Belichtungszeit in dem folglich noch
dunkleren Raum betrug dann durchaus zehn Minuten, danach wurden die Objektive geschlossen, die Verdunklung entfernt und dann nochmals wenige Sekunden
lang „exponirt“, d. h. belichtet.100 (Abb. 9) Das „WARTBURG-ALBUM“ enthält 29
Innenansichten von Räumen, zuzüglich acht Aufnahmen der im Landgrafen- und
im Sängerzimmer befindlichen Freskogemälde von Moritz von Schwind sowie
sechs Aufnahmen künstlerischer Stickereien im „Banquettsaal“. Die Reproduktionen der vier Cranachgemälde (Luther, Melanchthon und Luthers
Eltern), eines DürerHolzschnittes und zweier
Luther-Schriften konnte
Schwier sicherlich bei
besseren Lichtverhältnissen anfertigen, indem
er sie von den ihnen
damals zugedachten Plätzen in der „Lutherstube“
zeitweilig entfernte. 23
Fotografien waren Landschafts- und Architek-
Abb. 10. Karl Schwier, „Eingang zur Burg von Aussen.“ Ausschnitt
(nur die Fotografie, ohne Untersetzkarton) von Blatt 8 aus dem
Wartburg-Album, 1872. Der Bildtitel ist dem Begleitheft, S. 13, entnommen. Das Torgebäude und – rechts daneben – das Ritterhaus gelten als sehr alte Bauten, deren Gestalt bei der Wiederherstellung der
Wartburg im 19. Jahrhundert kaum verändert wurde. Wegen des in
großen Flächen schadhaften Putzes waren die Außenwände damals
fast durchgängig steinsichtig. Die Zinnen auf den seitlichen Mauern
der Auffahrt zum Tor sind später entfernt worden. Drei Wachsoldaten, die Schwier wohl gebeten hat, während der Aufnahme als Staffage bewegungslos zu verharren, beleben das ehrwürdige Bauwerk.
(Wartburg-Album […] [vgl. Anm. 87])
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Abb. 12. Rückseite des
Untersetzkartons der in Abb.
11 gezeigten Aufnahme von
Karl Schwier, mit Klebezettel
der Firma „Hardtmuth &
Schwier in Weimar“, 1872,
Carte-de-Visite. Bei den von
verschiedenen Verlagen in
außerordentlich großen
Stückzahlen hergestellten
Sammelbildern jener Jahre
mit topografischen Motiven
wurden Klebeetiketten für die
nähere Bezeichnung der Aufnahmen eher selten verwendet, meist blieben die Rückseiten der Untersetzkartons
leer. Dass die Etiketten hier
die Firma des Urhebers der
Aufnahmen, nicht aber den
Verlag anzeigen, deutet darauf hin, dass sie nicht von
E. Linde, sondern von Schwier
initiiert und eventuell sogar
entworfen worden sind.
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Abb. 11. Karl Schwier, „Eingang zum Speisezimmer. (Schauküche.)“, 1872, Carte-de-Visite. Vermutlich hat Schwier die auf die Wartburg mitgenommenen 350 Glasnegativplatten tatsächlich alle
belichtet, doch für das Album musste eine Auswahl getroffen werden. Dieses Bildmotiv gehört zu
jenen, die in dem Wartburg-Album nicht enthalten, jedoch als Einzelabzüge in den Handel gebracht
worden sind. Vgl. auch Abb. 12.
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turaufnahmen, Blicke in das Land oder zur Burg, romantisch wirkende Innenhofansichten und Gebäudeteile. (Abb. 10)
All die beschriebenen Schwierigkeiten muss man im Blick haben, wenn man die
in dem „WARTBURG -ALBUM“ enthaltenen Fotografien heute, nach mehr als 140
Jahren, beurteilt. Dies gilt umso mehr für kleinformatige Abzüge, die teilweise
recht düster, undeutlich wirken. – Sieben Carte-de-Visite-Fotografien der Wartburgaufnahmen, die sich in einer Weimarer Privatsammlung fanden, sind auf den
hellgrünen Rückseiten jeweils mit Klebeetiketten versehen, deren Beschriftung
ungewöhnlich sorgfältig gesetzt ist. (Abb. 11–12) Neben dem Serientitel „Wartburg.“ und der Firma der Fotografen „Hardtmuth & Schwier in Weimar.“ enthalten
sie den jeweiligen Bildtitel sowie eine laufende Nummer. Die bedruckten lachsfarbenen Vorderseiten der Untersetzkartons tragen neben dem Hinweis auf die Urheber „Hardtmuth & Schwier phot.“ und den Verlag „E. Linde. Berlin.“ als übergeordneten Titel den Namen „THÜRINGEN.“, womit sich die Wartburg-Fotografien
hier als der Teil einer noch größer angelegten Serie zu erkennen geben. Mehrere
Motive sind nicht in dem großen WARTBURG-ALBUM enthalten; auch differieren die
Aufnahmen gleichen Motivs in der Mappe im Vergleich mit der kleinformatigen
Serie hinsichtlich des genauen Kamerastandorts und der Bildausschnitte. Die
kleinste laufende Nummer innerhalb des überlieferten Konvoluts ist die 255, die
größte die 323. Das zeigt, dass Schwier offensichtlich noch wesentlich mehr in den
Thüringer Landen fotografiert haben muss als nur auf der Wartburg. – Wie verbreitet die Sammelbilder mit Fotografien topografischer Motive in den 1870er Jahren
waren, lässt sich erahnen, wenn beispielsweise ein Händler am Weimarer Theaterplatz „Souvenirs mit stereoscop. Ansichten hiesiger Gegend, Photographien über
4 000 Stück“ anbot.101
Der Wartburg-Mappe ist ein in der Weimarer Hof-Buchdruckerei gedrucktes
Begleitheft mit „erklärendem Text“ von Hugo von Ritgen (1811–1889), dem Architekten, dem das wiedererstehende Bau- und Kulturdenkmal zum eigenen Lebenswerk wurde, beigegeben. Darin heißt es: „Dem munteren Wanderer, den die Sehnsucht nach der edlen Wartburg endlich zu ihr hinan geführt hat, der sie aufmerksam
und sinnig durchwandert und sich an ihrem erhabnen Ernste, an ihrer poetischen
Weihe erfreut hat, sollen diese Album-Blätter eine liebe Erinnerung sein. Allen denjenigen aber, welche die Wartburg noch nicht besucht haben […] mögen sie ein Bild
vorführen von dem, was sie da oben erwartet, und ihnen ein Führer werden bei
einem recht baldigen Besuche.“ 102 Das WARTBURG-ALBUM sollte sowohl als ein auf
den Besuch des Monuments einstimmender Reiseführer als auch als Bildermappe
für die Erinnerung dienen. Tatsächlich können Werke dieser Art als Vorläufer illustrierter Reiseführer, aber auch gedruckter Fotobildbände gesehen werden.
Schon damals, zu Beginn der 1870er Jahre, waren es „30 000 Fremde, welche
alljährlich die Wartburg besuch[t]en“.103 Das geschichtsträchtige, wiedererstandene Bergschloss war längst zu einem der weit über Thüringen hinaus bekannten, zu
einem der beliebtesten Reiseziele geworden. Ihr Wiederaufbau war zudem eines
der Lieblingsprojekte des Weimarer Großherzogs Carl Alexander104, zugleich war
sie einer seiner bevorzugten Aufenthaltsorte. – Dass Karl Schwier ausgerechnet die
Wartburg für seinen „fotografischen Einstand“ in einem Landstrich wählte, in dem
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ihn noch keiner kannte, war somit auch eine Investition in seine eigene Zukunft.
Denn jeder, der die Mappe oder die einzelnen Fotografien zur Hand nahm – vom
bild- und bildungshungrigen Bürger bis zum Großherzog –, las auch Schwiers
Namen. Das wenige Monate nach seiner Ankunft in der thüringischen Residenzstadt Weimar entstandene WARTBURG-ALBUM stand am Beginn seines von hier aus
entfalteten Wirkens über einen Zeitraum von fast fünf Jahrzehnten.
Anmerkungen und Quellennachweis
Volker Wahl hatte bereits zu Beginn der 1980er Jahre damit begonnen, die nur noch verstreut in Bibliotheken nachgewiesenen Jahrgänge der von Karl Schwier herausgegebenen
Deutschen Photographen-Zeitung ausfindig zu machen und weiteres Material über den
Fotografen zu sammeln. Für die Überlassung dieser Notizen bedankt sich der Verfasser
ausdrücklich. Gedankt sei außerdem dem Besitzer der im Beitrag beschriebenen Carte-deVisite-Fotografien der Wartburg für die leihweise Überlassung der Aufnahmen. Für die
Durchsicht des Manuskripts dankt der Verfasser Alf Rößner.
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16
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Diese Angabe folgt aus einer (unveröffentlichten) systematischen Auswertung verschiedener archivalischer Quellen durch den Verfasser.
Photographische Notizen 56 (1920), Nr. 657, S. 24.
Einen ersten Versuch zur Darstellung von Schwiers Werk unternahm Christoph Lößnitz, Karl
Schwier und die deutsche Fotografie. o. O., o. J. [Weimar 1999], ungedrucktes Manuskript im
Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar. Diese Arbeit ist wertvoll wegen im Anhang
enthaltener Materialien zu Schwiers Herkunft, muss ansonsten wegen teilweise fehlenden Quellenangaben und vielen Irrtümern jedoch kritisch bewertet werden. Alf Rößner befasste sich in einem
Vortrag im Stadtarchiv Weimar im Jahr 2005 mit Schwier und würdigte den Fotografen mit dem Beitrag: Alf Rößner, Karl Schwier – ein bedeutender Bildchronist Weimars, in: Von Akzidenzen,
Büchern und Zeitungen. 150 Jahre Weimarer Druckgeschichte 1854–2004 (= Jahresgabe 2004 der
Pavillon-Presse Weimar). Weimar 2004, S. 20–21. In der fotohistorischen Literatur wird Schwier
gelegentlich erwähnt, Angaben hierzu siehe Anm. 36 (Dewitz, Pohlmann), 39 (Stenger, Meyer,
Weise) und 57 (Hoerner).
[Zeitungsmeldung] „Gotha, 30. Dez. Am gestrigen Tage […]“, in: Deutschland. Zeitung, Tag- und
Gemeindeblatt, 29. Jg., Nr. 2 vom 3. Januar 1877.
Carl Bellach, Protokoll der ersten Wander-Versammlung des Deutschen Photographen-Vereins in
Jena am 31. Januar 1877, in: Photographisches Wochen-Blatt 3 (1877), Nr. 7 vom 17. Februar 1877.
Ulrich Heß, Vom Beginn kapitalistischer Produktionsverhältnisse bis zum Jahre 1917. 1830 bis 1917,
in: Gitta Günther und Lothar Wallraf (Hg.), Geschichte der Stadt Weimar. Weimar 21976, S. 338–512,
hier S. 501; Lößnitz, Schwier (wie Anm. 3), S. 5; Gitta Günther, Wolfram Huschke und Walter Steiner (Hg.), Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Weimar 21998, S. 121–122, Schlagwort „Fotografie, 19. Jahrhundert“ von Volker Wahl, hier S. 122, sowie S. 396, Schlagwort „Schwier“ von Barbara Engelmann; Rößner, Bildchronist (wie Anm. 3), S. 20, zitiert Heß wörtlich; bei Christiane Weber,
Rastlos für die Wahlheimat aktiv. Carl-August-Allee 4 – Häuser und ihre Geschichte [Beitrag der
Artikelreihe „Villen in Weimar“], in: Thüringer Landeszeitung vom 3. Dezember 2005, heißt es:
„[1891] war der […] Photograph bereits seit 17 Jahren in Weimar ansässig […]“. In den Weimarer
Adressbüchern wird Schwier tatsächlich erstmalig in der Ausgabe für das Jahr 1876 genannt: AdreßBuch für die Großherzogliche Haupt- und Residenzstadt Weimar. 1876, Erfurt 1876, S. 49. Das zuvor
erschienene Adressbuch war die Ausgabe für das Jahr 1872, in dem Schwier noch nicht verzeichnet
ist, obwohl der Redaktionsschluss vermutlich erst nach seiner Ankunft war. Allerdings verzeichnen
die Adressbücher in der Regel nur die Hausbesitzer und die Haushaltsvorstände der Hauptmieter,
sind also keinesfalls vollständige Einwohnerverzeichnisse. Solange Schwier z.B. zur Untermiete
wohnte, tauchte er in den Adressbüchern nicht auf. Welcher Quelle Heß die Angabe „1874“ entnommen hat, bleibt unklar; die späteren Autoren werden sie von ihm übernommen haben.
Herrmann A. L. Degener, Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. IV. Ausgabe, Leipzig 1909, S. 1301.
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Friedrich Herneck, Hermann Wilhelm Vogel (= Biographien hervorragender Naturwissenschaftler,
Techniker und Mediziner, Bd. 71), Leipzig 1984, S. 8.
Bis an sein Lebensende arbeitete Vogel an den Aktualisierungen dieses Werkes: Weitere Auflagen zu
Vogels Lebzeiten erschienen 1874, 1878, und, jetzt mehrbändig und als „Handbuch der Photographie“ betitelt, ab 1890.
Wann genau Schwier erstmalig Vogel begegnete und wann er die Assistentenstelle antrat, kann derzeit nicht beantwortet werden.
Ludwig Hoerner, „Photographische Journale“. Deutsche und österreichische Fotofachzeitschriften
1854–1900, in: Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie 4 (1984), H. 12,
S. 10–42, hier S. 17.
Erstmalig wird der Name Schwier als Berichterstatter über „Versuche mit dem durch kohlensaures
Silberoxyd sensibilisirten Papiere von Schäffner und Mohr“ unter der Rubrik „Mittheilungen aus
dem photographischen Atelier der Königl. Gewerbe-Akademie“, in: Photographische Mittheilungen
6 (1869/70), S. 67–68, genannt. Der Aufsatz ist aufgrund vorangehender und nachfolgender Beiträge in der Zeitschrift auf den Zeitraum Mai–Juni 1869 zu datieren. In den Photographischen Mittheilungen 7 (1870/71) sind für das Jahr 1870 etwa fünf weitere Beiträge und Hinweise auf Referate von
Schwier vor den Vereinsmitgliedern nachweisbar. Am 27. Mai 1870 „referirt [Schwier] über die
Umwandlung alter Negativbäder in Positivbäder“, Hans Hartmann, Sitzung vom 27. Mai 1870, in:
Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 58–62, hier S. 62; am 10. Juni 1870 über „albuminirte Platten“, Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 10. Juni 1870, in:
Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 77–81, hier S. 78–79; er berichtet „über Experimente zum Verstärken der Negative“, K.[arl] Schwier, Mittheilungen aus dem photographischen Atelier
der Königl. Gewerbe-Akademie, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 118–119.
Das Verfahren, Glasnegative herzustellen, war im Jahr 1851 von Frederick Scott Archer (1813–1857)
veröffentlicht worden und verdrängte in den folgenden Jahren sowohl die Unikatverfahren wie die
Daguerreotypie als auch die Papiernegative (Kalotypie). Vor 1860 hatte sich das nasse Kollodiumverfahren weitgehend durchgesetzt.
K.[arl] Schwier, Mittheilungen aus dem photographischen Atelier der Königl. Gewerbe-Akademie,
in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 91.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 13. Mai 1870, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 53–57, hier S. 53. Zum Begriff „Kugelung“: „geheime
Abstimmung durch Kugeln (Balloten); ballotieren, durch Abgabe einer schwarzen oder weißen
Kugel gegen oder für etwas stimmen“, Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 2. Leipzig 1905,
S. 310 (Schlagwort „Ballotage“).
Schreiben des Stadtarchivs Soest vom 3. Februar 1999 an Christoph Lößnitz, in: Lößnitz, Schwier
(wie Anm. 3), Anlage 2, sowie Auszug aus dem Geburts- und Taufregister 1842, in: ebd., Anlage
11.1.
Ebd. Bestätigung der Lebensdaten beider Eltern in einer wohl von einem (namentlich nicht bekannten) Familienforscher verfassten, als Typoskript überlieferten Übersicht „Familie Schwier“, Stadtarchiv Weimar, 54 5-4/0. Ergänzend sei angemerkt, dass der Vater in Petershagen an der Weser, die
Mutter in Soest geboren wurde und beide 1841 in Soest geheiratet hatten.
Ebd. Ehrlich war auch Taufpate von Karl Schwier. Lößnitz macht ihn in seiner Arbeit, S. 5, irrtümlicherweise zu Karl Schwiers Onkel, dem Bruder seiner Mutter.
Reglement für die Entlassungs-Prüfungen bei den Prov.-Gewerbeschulen. in: [Walter] Zehme,
Bericht über die Königl. Provinzial-Gewerbeschule zu Hagen vom October 1860 bis zum September
1861. Hagen 1861, S. 12–18, hier S. 12 (§ 1, Nr. 1).
[Walter] Zehme, Nachrichten über das letzte Schuljahr, in: ders., Bericht 1860 bis 1861 (wie Anm.
19), S. 19–27, hier S. 25.
Ebd., S. 23–25.
Die Schülerliste vermerkt: „Carl Schwier aus Soest[,] will Lehrer werden“. [Walter] Zehme, Nachrichten über das Schuljahr 1861/62 und das Winter-Semester 1862/63, in: ders., Bericht über die
Königl. Provinzial-Gewerbeschule zu Hagen vom October 1861 bis zum März 1863. Hagen 1863,
S. 7–16, hier S. 12. Damit fiel er weiterhin aus dem Rahmen des Mitschülerkreises: Von den 76
Schülern nannten wieder nur zwei weitere dasselbe Ausbildungsziel wie der junge Mann aus Soest.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 13. Mai 1870, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 53–57, hier S. 53; die Erwähnung des Status Schwiers erfolgte hier im Zusammenhang mit seiner Aufnahme in den Verein zur Förderung der Photographie.
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Mitglieder-Liste des Vereins zur Förderung der Photographie und des Deutschen Photographen-Vereins zu New York, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 179–184, hier S. 181; diese
Mitgliederliste erschien im Oktoberheft 1871.
Den meisten der insgesamt 23 Absolventen dieses Jahrgangs wurde das „Zeugniß der Reife“ mit dem
Prädikat „gut bestanden“ zuerkannt, drei bestanden „mit Auszeichnung“, lediglich vier Schüler –
unter ihnen Schwier – mit „hinreichend“. Zehme, Nachrichten 1861/62 und 1862/63 (wie Anm. 22),
S. 16.
Degener, Wer ist’s? (wie Anm. 7), S. 1301.
Reglement (wie Anm. 19), S. 12 (§ 1, Nr. 3).
Degener, Wer ist’s? (wie Anm. 7), S. 1301. Welche Fächer Schwier an den beiden Bildungsinstitutionen belegte und wie er abschloss, konnte nicht ermittelt werden.
Ebd., S. 1301. Das „Zeitgenossenlexikon“ stützte sich auf Selbstauskünfte, die von den erfassten
Personen mittels Formblättern eingeholt wurden.
Richard Scherhag, Dove, Heinrich Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 4. Berlin 1959,
S. 92–93, hier S. 92.
Heinrich Wilhelm Dove, Darstellung der Farbenlehre und optische Studien. Berlin 1853; ders., Optische Studien. Fortsetzung der in der “Darstellung der Farbenlehre” enthaltenen. Berlin 1859.
Alfred Dove, Dove, Heinrich Wilhelm, in: Allgemeine deutsche Biographie (ADB), Bd. 48, Leipzig
1904, S. 51–69, hier S. 60.
Heinrich Wilhelm Dove, Anwendung des Stereoskops um falsches von echtem Papiergeld zu unterscheiden. Berlin 1859. Dass Dove der Erfinder des Prismenstereoskopes gewesen ist, wie in Dove,
Dove (wie Anm. 32), S. 60 angeführt, ist sicherlich unrichtig – denn es soll schon in England bekannt
gewesen sein, bevor er sich damit beschäftigte. Vgl. Wolfgang Baier, Quellendarstellungen zur
Geschichte der Fotografie. Leipzig 51980, S. 168.
Über die Ursachen des Glanzes und der Irradiation abgeleitet aus chromatischen Versuchen mit dem
Stereoskop nebst Beschreibung mehrerer Prismenstereoskope, eines einfachen Spiegelstereoskops,
eines Reversionsprisma und seiner Anwendung als terrestrisches Ocular und Winkelmesser, in:
Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuß. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1851, S. 246–268. Vgl. dazu auch Baier, Quellendarstellungen (wie
Anm. 33), S. 169.
Es muss ungeklärt bleiben, wann Schwier die Assistententätigkeit bei Dove ausgeübt hat – eventuell
war dies erst kurz vor seinem Umzug nach Weimar. Vgl. hierzu auch Anm. 60.
Bekannt geworden sind die Aufnahmen des Fotografenunternehmens Friedrich Brandt, Flensburg.
Vgl. Bodo von Dewitz, „Ich begreife nicht, wo die Photographen bleiben!“ Zur Photographie von
Kriegen im 19. Jahrhundert, in: Bodo von Dewitz und Roland Scotti (Hg.), Alles Wahrheit! Alles
Lüge! Photographie und Wirklichkeit im 19. Jahrhundert. Die Sammlung Robert Lebeck. Dresden
1996, S. 211–218, hier S. 214. Einen Überblick über die Kriegsfotografie jener Jahre gibt Ulrich
Pohlmann, Von den Düppeler Schanzen zu den Spicherer Höhen. Photographien der deutschen
Reichseinigungskriege 1864 bis 1871, in: ders. und Dietmar Siegert (Hg.), Zwischen Biedermeier
und Gründerzeit. Deutschland in frühen Photographien 1840–1890 aus der Sammlung Siegert. München 2012, S. 34–59.
Bemühungen zur Entwicklung von „Trockenplatten“, mit denen die umständlichen Vorbereitungen
vor den eigentlichen Aufnahmen endlich ein Ende hatten, gab es nach Baier, Quellendarstellungen
(wie Anm. 33), S. 183, bereits seit den 1850er Jahren. Doch erst mit der Einführung der Gelatinetrockenplatte, die seit Ende der 1870er Jahre fabrikmäßig hergestellt wurde, begann eine neue Epoche der fotografischen Aufnahmetechnik, vgl. ebd., S. 264.
Personalnotiz, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 156. Die Meldung wurde vor dem
Protokoll der Sitzung vom 23. September 1870 abgedruckt, in welcher der stellvertretende Vereinsvorsitzende, der Fotograf Prümm, eine Geldsammlung für „Zusendungen an Lebens- und Genußmitteln, besonders aber an erheiternder und zeitgemäßer Lektüre“ für die „im Felde abwesenden Mitglieder“ anregte. Neben Schwier und Quidde – über diesen weiter unten mehr – waren das noch drei
weitere Männer. Vgl. Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 23. September 1870, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 157–161, hier S. 157–158.
In der fotohistorischen Literatur ist dieser Einsatz bislang nur knapp gewürdigt worden und kann
auch im Rahmen dieses Beitrags nicht in allen Einzelheiten dargestellt werden. Erich Stenger,
Siegeszug der Photographie in Kultur, Wissenschaft, Technik. Seebruck am Chiemsee 1950, S. 128
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bis 129, geht, geschuldet dem durch sein Werk abgedeckten gewaltigen Themenspektrum, nur kurz
auf den Einsatz ein; Rudolf Meyer (Hg.), Albrecht Meydenbauer. Baukunst in historischen Fotografien. Leipzig 1985, S. 55, S. 22–23, bezieht sich in seiner Darstellung fast ausschließlich auf die
für die weitere Entwicklung der Fotogrammetrie maßgeblichen Ergebnisse des Einsatzes; Dewitz,
Photographie von Kriegen (wie Anm. 36), S. 215, verwendete nur eine Sekundärquelle aus den
1930er Jahren und macht dementsprechend teilweise ungenaue Angaben; Bernd Weise, Aktuelle
Nachrichtenbilder „nach Photographien“ in der deutschen illustrierten Presse der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts, in: Charles Grivel, André Gunthert, Bernd Stiegler (Hg.), Die Eroberung
der Bilder. Photographie in Buch und Presse. 1816–1914. München 2003, S. 62–101, hier S. 92,
gibt dem Einsatz ebenfalls nur wenig Raum; Pohlmann, Reichseinigungskriege (wie Anm. 36),
S. 38, betont in den dem Einsatz gewidmeten Zeilen die „symbolische Wirkung“ der Landschaftsbilder.
Der Franzose Aimé Laussedat (1819–1907) hatte das Verfahren, dessen theoretischen Grundlagen
man schon vor der Erfindung der Fotografie kannte, als Erster unter Verwendung von Fotografien
zur Praxisreife gebracht – bereits einige Jahre vor Meydenbauer. In Deutschland gilt dennoch letzterer als der Erfinder der Fotogrammetrie, vgl. z. B. Ursula von den Driesch, Meydenbauer, Albrecht,
in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 286–287, hier S. 286. Nach Meyer, Meydenbauer (wie
Anm. 39), S. 55, lernte Meydenbauer die Arbeiten Laussedats erst im Rahmen einer Studienreise
nach Paris im Oktober 1867 kennen, als er längst selbst erste Arbeiten veröffentlicht und Versuche
unternommen hatte.
Nur Meydenbauer selbst hatte bislang umfangreiche Feldversuche angestellt. Bereits 1867 hatte das
preußische Kriegsministerium Gelder für eine erste praktische Erprobung in Freyburg an der Unstrut
zur Verfügung gestellt; ein zweiter Feldversuch fand 1868 in Saarlouis statt. Ebd., S. 20–22.
K.[arl] Schwier, Ueber Erfahrungen in Feld-Photographie, in: Photographische Mittheilungen 8
(1871/72), S. 110–116, hier S. 110. Der in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
unter der Titelsignatur IV,5/1(21) aufgenommene Sonderdruck mit eigener Seitennummerierung [1–
7] entspricht dem genannten Aufsatz in den „Photographischen Mittheilungen“, ohne dass dies in der
Titelregistratur oder in dem Sonderdruck selbst vermerkt ist. Auch nachfolgende Angaben entstammen, wenn nicht anders angegeben, dieser Primärquelle. Sie ist wegen der zeitlichen Nähe zu dem
Erlebten und den (beispielsweise bei ungenauer Wiedergabe der Ereignisse) unter Umständen zu
befürchtenden negativen Reaktionen von Beteiligten als zuverlässig einzustufen.
Ebd., S. 111 [2].
Vgl. ebd., S. 110 [1], 111 [2], 113 [4], 114 [5]. Auf „mangelhafte Ausbildung des Personals im
Umgang mit der Photogrammetrie“, wie Pohlmann, Reichseinigungskriege (wie Anm. 36), S. 38,
vermutet, waren die unbefriedigenden Ergebnisse eher nicht zurückzuführen.
Gemäß Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adress- und Geschäftshandbuch für Berlin, dessen
Umgebungen und Charlottenburg auf das Jahr 1870, aus amtl. Quellen zusammengestellt durch
J. A. Bünger. Berlin 1870, S. 577, war Quidde in der Christinenstraße 8 als Fotograf gemeldet. Er
gehörte zu den aktiven Mitgliedern des Vereins zur Förderung der Photographie: So hatte er beispielsweise „Ueber die Herstellung großer Negative“ referiert, wobei er Erfahrungen weitergab, die
er bei einem Aufenthalt in Nord-Wales gesammelt hatte, vgl. Photographische Mittheilungen 6
(1869/70), S. 310–313. Hinweis auf seine Vereinsmitgliedschaft in: Der Vorstand [des Vereins zur
Förderung der Photographie], Mitglieder-Liste des Vereins zur Förderung der Photographie, in:
Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 180–184, hier S. 181. Informationen über Hintze und
über dessen sowie Quiddes Lebensdaten sind nicht bekannt.
Schwier, Feld-Photographie (wie Anm. 42), S. 114 [5].
Bilder aus dem Kriegsleben vor Paris und Strassburg während des Feldzuges 1870/71 nach der Natur
photographisch aufgenommen vom königl. preussischen Feld-Photographie-Detachement, vervielfältigt in unveränderlichem Pressendruck (Lichtdruck) und verlegt von J. B. Obernetter in München.
o. J. [1872?] [A. Paris: 16 Lieferungen, B. Strassburg: acht Lieferungen mit jeweils fünf, in einem
Fall sechs Blatt; insgesamt 121 Blatt]. Erwähnung des Publikationsvorhabens bei Schwier, FeldPhotographie (wie Anm. 42), S. 111 [2].
Abbildung drei der von Bruckmann vertriebenen Aufnahmen in Pohlmann, Reichseinigungskriege
(wie Anm. 36), S. 56–57, vgl. auch ebd. S. 38; diese drei Motive sind in der Mappe von Obernetter
nicht enthalten. Schwier erwähnt den Verlag Bruckmann in seinem genannten Bericht nicht, weshalb
vermutet werden muss, dass sie erst später erschienen.
Schwier, Feld-Photographie (wie Anm. 42), S. 111–112 [2–3]; K.[arl] Schwier, Die Photographie bei
den Armeen, in: Photographische Correspondenz 14 (1877), Nr.156, S. 33–39, hier S. 35–36.
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Abbildung in: Michael Ponstingl (Hg.), Die Explosion der Bilderwelt. Die Photographische Gesellschaft in Wien 1861–1945. Wien 2011, S. 153.
Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 125.
Abbildung eines der für die Beilage in den Photographischen Mittheilungen 8 (1871/72), Nr. 89, ausgewählten Motive in Dewitz, Photographie von Kriegen (wie Anm. 36), S. 215.
Meydenbauer, der das von ihm selbst entwickelte Verfahren am Besten kannte, der darüberhinaus als
aktives Mitglied des „Photographischen Vereins zu Berlin“ auch mit Fragen der praktischen Aufnahmetechnik vertraut war, wäre für den Einsatz die Idealbesetzung gewesen. Nach seinen eigenen Tagebuchaufzeichnungen – Albrecht Grimm, 120 Jahre Photogrammetrie in Deutschland. Das Tagebuch
von Albrecht Meydenbauer, dem Nestor des Messbild-Verfahrens, veröffentlicht aus Anlaß des Jubiläums 1858/1978 (= Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte, 45. Jg., Heft 2).
München/Düsseldorf 1977, S. 23 – wurde Meydenbauer jedoch zum Materialverwalter einer Feldeisenbahnabteilung ernannt. In dem Tagebuch verliert er kein Wort über die fotogrammetrische Geländevermessung während des Krieges und die Möglichkeit, diese als Techniker selbst zu leiten. Nach
Richard Doergens, Ueber „Photogrammetrie“ und über die Thätigkeit des „Feld-Photographie-Detachements“ im Kriege 1870/71, in: Deutsche Photographen-Zeitung 21 (1897), S. 454–460, S. 472–
476 und S. 485–491, hier S. 485, hatte Meydenbauer eine solche ihm zugedachte Stellung abgelehnt,
mit der Begründung, der eigens angefertigte fotogrammetrische Apparat, eine Spezialkamera, sei
„zum Feldgebrauch“ untauglich. Doergens bringt seine Verständnislosigkeit hierüber zum Ausdruck,
waren doch die Instrumente nach Meydenbauers Werkzeichnungen angefertigt worden.
Schwier, Feld-Photographie (wie Anm. 42), S. 110 [1]; Doergens, Photogrammetrie (wie Anm. 53),
S. 485–486. Nach Grimm, Tagebuch (wie Anm. 53), S. 55, Anm. 31, war der Ingenieur Stolze u.a.
langjähriger Vorsitzender des Photographischen Vereins zu Berlin, nach Meyer, Meydenbauer (wie
Anm. 39), S. 54, zugleich aber auch langjähriger Freund und Mitarbeiter Meydenbauers.
Nach Meyer, Meydenbauer (wie Anm. 39), S. 54, wurde Doergens später, 1879, Professor an der
Technischen Hochschule Berlin und „führte heftige Diskussionen und Kontroversen gegen Meydenbauer“. Diese ablehnende Haltung wird, wie in Anm. 53 bereits angedeutet, auch in Doergens, Photogrammetrie (wie Anm. 53), S. 489–491, deutlich.
Schwier, Feld-Photographie (wie Anm. 42), S. 110 [1].
Ludwig Hoerner, Das photographische Gewerbe in Deutschland 1839–1914. Düsseldorf 1989,
S. 108, wo es um das Vorhaben der Einberufung eines gesamtdeutschen „Photographentages“ im
Jahr 1878 geht. Allein die Tatsache, dass auf die Leistungen Vogels in der von Schwier seit 1877
redaktionell betreuten Deutschen Photographen-Zeitung kaum eingegangen wird, deutet darauf hin,
dass Hoerner Recht hat.
Veröffentlicht in Kleine Mittheilungen. Photographie im Felde, in: Photographische Mittheilungen 7
(1870/71), S. 178–179.
Hans Hartmann, [Verein zur Förderung der Photographie.] Sitzung vom 21. März 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 4–9, hier S. 4. Die anderen zurückgekehrten Vereinsmitglieder waren die Herren Petsch und Freyschmidt.
In dem umfangreichen Aufsatz von Doergens, Ueber ,Photogrammetrie‘ (wie Anm. 53), S. 486, wird
in einem Nebensatz erwähnt, Schwier sei „längere Zeit Doves Assistent gewesen (auch nach dem
Kriege) und zuletzt Assistent im Photochemischen Laboratorium von Prof. Dr. H. W. Vogel“. Hier
wird es sich wohl um eine Ungenauigkeit gehandelt haben, denn dass Schwier nach dem Kriege in
der verbleibenden Berliner Zeit sowohl bei Dove als auch nochmals bei Vogel tätig war, erscheint
wenig wahrscheinlich. Eine Tätigkeit bei Vogel, etwa durch von Schwier gelieferte Beiträge aus dem
„photographischen Atelier der Königl. Gewerbe-Akademie“ in den Photographischen Mittheilungen,
wie das noch im Jahrgang 7 (1870/71), in der Zeit vor dem Krieg, der Fall war, konnte nicht nachgewiesen werden.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Generalversammlung vom 3. April 1871,
in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 27–34, hier S. 29.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 2. Mai 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 53–55, hier S. 54.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 6. Juni 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 77–82, hier S. 78 und 80.
Hans Hartmann, [Verein zur Förderung der Photographie.] Sitzung vom 20. Juni 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 82–85, hier S. 84.
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Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 4. Juli 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 106–109, hier S. 109.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 6. October 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 186–189, hier S. 188.
Hans Hartmann, [Verein zur Förderung der Photographie.] Sitzung vom 20. October 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 189–192, hier S. 191.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 3. November 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 213–216, hier S. 213.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 15. December 1871, in:
Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 243–245, hier S. 244 und 245.
Hans Hartmann, 3. November 1871 (wie Anm. 68), S. 213. Die zunächst unkorrekte Schreibweise
„Hardmuth“ wurde in Photographische Mittheilungen 9 (1872/73), S. 212, in „Hardtmuth“ korrigiert.
In den Weimarer Adressbüchern ist 1857 in der Schillerstraße ein Fabrikbesitzer Hardtmuth nachweisbar, seit 1861 dessen Witwe.
Deutschland. Zeitung, Tag- und Gemeinde-Blatt. 23. Jg., Nr. 87 vom 28. März 1871.
In den Weimarer Adressbüchern wird sein Name seit der Ausgabe für 1872 nicht mehr genannt.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 5. Januar 1872, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 265–267, hier S. 265.
Hans Hartmann, 15. December 1871 (wie Anm. 69), S. 244–245.
Ebd., S. 244.
H.[ermann] Vogel, Nekrolog. Vorgetragen in der Sitzung des Vereins zur Förderung der Photographie
am 15. December 1871, in: Photographische Mittheilungen 8 (1871/72), S. 237–239, hier S. 239;
auch die vorangegangenen Angaben zu Grasshoff sind diesem Nachruf entnommen.
Hans Hartmann, 15. December 1871 (wie Anm. 69), S. 244.
Dies ist freilich eine Vermutung. Schwier stand dem Verstorbenen offensichtlich nahe, und es ist gut
denkbar, dass er dessen Hinterbliebenen aus reiner Verbundenheit half. Eine Übernahme des Ateliers
in der Friedrichstraße durch einen anderen Fotografen konnte anhand der Berliner Adressbücher
nicht nachgewiesen werden: In der Ausgabe für 1872 ist noch „Graßhoff, Photograph“ eingetragen,
1873 „Graßhoff, Ww.“ 1874 taucht weder deren Name noch der eines Fotografen im Häuserverzeichnis für die Friedrichstraße 65 mehr auf, und ihr Name fehlt auch im alphabetischen Namensverzeichnis – ein Hinweis darauf, dass sie entweder Berlin verlassen oder aber wieder geheiratet haben könnte. Vgl. Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, dessen
Umgebungen und Charlottenburg auf das Jahr 1872. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt durch
J. A. Bünger. Berlin 1872, [Häuserverzeichnis] S. 70; Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1873, Berlin
1873, [Häuserverzeichnis] S. 90; Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1874, Berlin 1874, [Häuserverzeichnis] S. 93.
„Familie Schwier“ (wie Anm. 17), Bestätigung der Heirat (erste Ehe) auch in Degener, Wer ist’s?
(wie Anm. 7), S. 1301.
Diese zeitliche Bestimmung folgt aus dem oben erwähnten Brief, in dem Schwier seinen Entschluss
bekanntgab, in Weimar zu bleiben. Er hatte ihn in Weimar verfasst, am 5. Januar wurde er in Berlin
verlesen.
In den Berliner Adressbüchern wird sein Name nicht genannt. In der Mitglieder-Liste des Vereins zur
Förderung der Photographie, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 180–184, hier S. 182
(Nr. 63), wird für Schwier die Adresse Klosterstraße 35 angegeben. Ob es sich dabei um seine Wohnanschrift handelte, ist nicht sicher, denn in der Klosterstraße 32–36 befand sich die Kgl. GewerbeAkademie. Im Haus Nr. 35 waren gemäß Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger […] Berlin 1870 (wie
Anm. 45), S. 115, sowie Ausgabe 1868, S. 100, allerdings auch Mieter gemeldet – vielleicht wohnte Schwier zur Untermiete bei einem von ihnen.
Marie Osterland war nach „Familie Schwier“ (wie Anm. 17) die Tochter des Kaufmanns Friedrich
Ernst Gustav Osterland (1819–1868) und Wilhelmine Luise Auguste geb. Schauer (1824–1862).
Stadtarchiv Weimar, NA II-8-284, Unterlagen eines Bauantrages für das Atelier.
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Axel Stefek Die Lehrzeit des Fotografen Karl Schwier (1842–1920)
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Stadtarchiv Weimar, NA II-10A-224, Bd. 4, Bl. 163, Gewerbeanmeldung von Held als Photograph in
der Schillerstraße 16 am 30. März 1882. Vgl. auch Renate Müller-Krumbach, Das Fotoatelier Louis
Held in Weimar. Hundert Jahre Geschichte einer fotografischen Werkstatt. Weimar 1982, S. 2, Abbildung der Rückseite eines Untersetzkartons einer Fotografie im Carte-de-Visite-Format mit einem
Werbeaufdruck des Fotografen Louis Held, in dem seine erste Weimarer Atelieranschrift „SchillerStrasse 16“ angegeben ist.
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Die enormen Spannungen unter den Berliner Fotografen entluden sich mit der Abspaltung des Vereins zur Förderung der Photographie vom Photographischen Verein zu Berlin im Jahr 1869. Vgl. Paul
Bette, Deutscher Photographen-Verein. Berliner Bezirks-Verein […] Sitzung vom 7. Mai 1869, in:
Photographische Mittheilungen 6 (1869/70), S. 55–58, mit dem Wortlaut der Austrittserklärung von
49 Mitgliedern.
WARTBURG-ALBUM. Photographie [Titel des beigegebenen Begleitheftes davon abweichend: Photographieen] nach der Natur von HARDTMUTH & SCHWIER. Nebst erklärendem Text. von Dr. H.[ugo]
von Ritgen, Hofbaurath und Professor zu Giessen. Berlin o. J.; Klassik Stiftung Weimar, Herzogin
Anna Amalia Bibliothek, Signatur Ku 4° X-143. Im Katalog der Bibliothek irrtümlich mit „um 1860“
datiert, ist die Mappe nach Frank Heidtmann, Wie das Photo ins Buch kam (= Schriftenreihe der
deutschen Gesellschaft für Photographie, Bd. 2). Berlin 1984, S. 410, Nr. 2121, im Jahr 1873 erschienen; als Quelle für diese Angabe nennt er (ohne genauere Angaben) das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Spalte Neuigkeiten des deutschen Kunsthandels sowie die (in Wien erscheinende) Photographische Correspondenz. Es erscheint jedoch möglich, dass die Publikation bereits Ende
1872 erfolgte: In der Weimarische[n] Zeitung vom 7. November 1872 zeigen Hardtmuth und Schwier
in einem Inserat ihre „neuen Original-Aufnahmen (Verlag E. Linde, Berlin) von der Warburg […]“
an. Da die Mappe in dem Inserat nicht erwähnt wird, bleibt offen, ob es sich bei den angebotenen
Aufnahmen zunächst nur um Einzelbilder in den gängigen Formaten handelte und die Mappe erst
Ende des Jahres 1872 oder im folgenden Jahr herausgegeben wurde.
Photographische Mitteilungen 9 (1873), S. 292: „Hr. Schwier sendet eine reichhaltige Collection von
selbstgefertigten Aufnahmen der Wartburg und ihrer Umgebung, im großen Format, und ferner in
Cabinet- und Stereoskopen-Format. Dieselben illustriren seinen Artikel im Octoberheft […]“.
K.[arl] Schwier, Photographische Aufnahmen auf der Wartburg bei Eisenach, in: Photographische
Mitteilungen 9 (1872/1873), S. 191–195.
Nach Heidtmann, Wie das Photo (wie Anm. 87), S. 245, Nr. 240, hat Georg Jagemann, der Eisenacher Hoffotograf des Großherzogs Carl Alexander, 1869 ein erstes Leporello-Mäppchen mit
„Ansichten von der Wartburg bei Eisenach. Nach der Natur photogr. […]“ herausgegeben, dem er in
den folgenden Jahren weitere Publikationen folgen ließ. Bereits 1860 publizierte Hugo von Ritgen
eine Mappe mit 20 Fotografien: Erinnerungen an die Wartburg. Eine Sammlung v. Photographien,
Theils nach d. Natur, Theils nach Zeichnungen. Ein Exemplar wird in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt, wurde jedoch (wie auch die anderen
in dieser Anmerkung genannten Fotografien) im Rahmen dieser Arbeit nicht autopsiert. Die ältesten
in der Fotothek der Wartburg-Stiftung aufbewahrten Fotografien werden in das Jahr 1855 datiert. Für
die Hinweise auf die Fotografien von 1855 und 1860 dankt der Verfasser Frau Grit Jacobs, WartburgStiftung Eisenach.
Gründungsjahr nach der Abbildung einer Geschäftsanzeige des Verlags mit der Angabe „Gegründet
am 1. September 1861.“ in Heidtmann, Wie das Photo (wie Anm. 87), S. 203.
Konvolut in einer Weimarer Privatsammlung.
Photographische Mitteilungen 9 (1873), S. 292, vgl. Anm. 88.
Schwier, Wartburg (wie Anm. 89), S. 193.
Hans Hartmann, Verein zur Förderung der Photographie. Sitzung vom 8. Juli 1870, in: Photographische Mittheilungen 7 (1870/71), S. 105–107, hier S. 106: „Hr. Schwier berichtet über das in Voigt’s
Verlag zu Weimar erschienene Orientirungs-Instrument des Bayrischen Hauptmanns Bühler. Es geht
aus dem Referat hervor, daß dieses ebenso sinnreich wie einfach construirte Instrument dem Landschafter eine Reihe von Vorarbeiten erspart, deren Ueberwältigung mit Hülfe der Camera außerordentlich schwer, und durch Anwendung älterer Ikonometer nur annähernd und theilweise zuerzielen
war.“
Schwier, Wartburg (wie Anm. 89), S. 191–192. Schwier benutzte hauptsächlich ein Objektiv der
1855 gegründeten Firma Steinheil (München) die nach Hartmut Thiele, Die Deutsche Photoindustrie. München 32004, S. 114, zum führenden deutschen Objektivhersteller aufstieg. Die anderen
Objektive kamen von der Firma Busch (Rathenow), einem der größten Konkurrenten der bekannten
Firma Voigtländer (Wien und Braunschweig).
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AUFSÄTZE UND MISZELLEN
Schwier, Wartburg (wie Anm. 89), S. 192. Der Name des Gehilfen wird nicht genannt.
Ebd., S. 193. Zu dem Zelt S. 191: „Hr. Quidde würde sich gewiss mit mir gefreut haben, wenn wir
auf ,unserem Feldzuge‘ ein ähnliches Zelt besessen hätten.“
Ebd., S. 193.
Ebd., S. 192. Aufnahmen von dunklen Innenräumen gegen hell erleuchtete Fenster- oder Türöffnungen blieben nach Timm Starl, Kritik der Fotografie. Marburg 2012, S. 168, im gesamten 19. Jahrhundert problematisch: „Der starke Kontrast sowie der Eindruck, dass nicht alles gleichermaßen
deutlich wiedergegeben werden konnte, mögen dazu geführt haben, dass im 19. Jahrhundert Aufnahmen dieserart selten hervorgebracht oder – als misslungen kategorisiert – nicht aufbewahrt worden sind.“ Eines der seltenen frühen Beispiele solcher Gegenlichtaufnahmen, eine um 1853/55 aufgenommene Daguerreotypie, ist ebd., S. 169, wiedergegeben.
Carl Berber, der Inserent, bot in seiner Kurzwaren- und Kunsthandlung sonst Solinger Stahlwaren,
Schmuck, Brillen, Rauchutensilien an. Adreß-Buch für die Großherzogliche Haupt- und Residenzstadt Weimar. 1879. Weimar 1879, S. 8 und S. 176 (Geschäftsempfehlung Nr. 37).
Ritgen, WARTBURG-ALBUM (wie Anm. 87), S. 3.
Ebd., S. 12. (Das im Original des zitierten Textes benutzte Trennzeichen innerhalb der angegebenen
Zahl, ein Komma nach der ersten Null, wurde hier zur besseren Lesbarkeit weggelassen.)
Vgl. zuletzt Alf Rößner, Weimar/Wartburg – Wartburg/Weimar. Carl Alexanders Kulturkonzepte für
die ganze gebildete Welt. [Ausstellungskatalog] Weimar 2011; ders., Die Erneuerung der Wartburg
im 19. Jh. zum „Denkmal Deutscher Geschichte und Kunst“, in: Heimat Thüringen 18 (2011), H. 3,
S. 23–25.
Kontakt:
Axel Stefek
Mittelstraße 6
99425 Weimar
E-Mail: [email protected]
Weimar – Jena : Die große Stadt 6/3 (2013)
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