Korrelation zwischen psychischen Faktoren nach Dr. E. Bach und Krebserkrankung Thesis zur Erlangung des Grades Master of Science (MSc) am Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung Graz/Schloss Seggau ([email protected], www.inter-uni.net) vorgelegt von Günther Lang Graz, im November 2012 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Günther Lang Körnerweg 6 59759 Arnsberg [email protected] Hiermit bestätige ich, die vorliegende Arbeit selbstständig unter Nutzung keiner anderen als der angegebenen Hilfsmittel verfasst zu haben. Graz, im November 2012 Thesis angenommen Im Sinne fachlich begleiteter Forschungsfreiheit müssen die in den Thesen des Interuniversitären Kolleg vertretenen Meinungen und Schlussfolgerungen sich nicht mit jenen der Betreuer/innen und Begutachter/innen decken, sondern liegen in der Verantwortung der Autorinnen und Autoren. Seite 2/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Plato riet den Ärzten vor über 2000 Jahren: „Versuche niemals den Körper zu heilen, ohne zuvor nach den tieferen, seelischen Ursachen geforscht zu haben und die Seele zuerst zu heilen!“ Plato Seite 3/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Inhaltsverzeichnis 1. STRUKTURIERTE ZUSAMMENFASSUNG 5 2. EINLEITUNG 2.1. Forschungsfragen 2.2. Krebserkrankungen 2.2.1. Mammakarzinom 2.2.2. Kolonkarzinom 2.2.3. Korpuskarzinom 2.3. Faktoren bei der Karzinogenese 2.4. Die drei Forschungsrichtungen der Psychoonkologie 2.4.1. Psychosoziale Faktoren bei der Karzinogenese 2.4.2. Die Krebspersönlichkeit 2.4.3. Life-events und chronische Belastung 12 12 13 13 14 15 15 16 17 17 20 3. ANAMNESE-METHODEN 3.1. Bachblüten nach Dr. Edward Bach 3.2. ICD-10 nach WHO 3.3. Die 14 Grundbedürfnisse des Kindes nach Sulz (1994) 3.3.1. Abhängigkeits- und Autonomiebedürfnisse 4. METHODIK 4.1. Design 4.2. Teilnehmer 4.3. Durchführung 4.4. Statistische Analyse 22 22 28 29 30 36 36 36 36 37 5. ERGEBNISSE 5.1. Bachblüten 5.2. F 60.0 aus ICD-10 5.3. Zuordnungen nach den 14 Grundbedürfnissen nach Sulz 5.3.1. Das Bedürfnis Nr. 1 5.3.2. Das Bedürfnis Nr. 7 5.3.3. Das Bedürfnis Nr. 9 5.3.4. Das Bedürfnis Nr. 14 38 38 41 43 44 45 46 48 6. DISKUSSION 49 LITERATURVERZEICHNIS 52 ANHANG 56 Seite 4/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 1. STRUKTURIERTE ZUSAMMENFASSUNG Titel der Arbeit: Korrelation zwischen psychischen Faktoren nach Dr. E. Bach und Krebserkrankung Autor: Günther Lang EINLEITUNG In dem Bedürfnis der Menschen nach Kausalattribution bei tödlichen Erkrankungen werden schon seit Jahrhunderten Überlegungen zum Einfluss bestimmter psychischer Konstellationen und psychosozialer Faktoren auf die Entstehung von Krebs angestellt. Und trotz der vielen vorliegenden psychoonkologischen Studien, die zum Teil aber sehr kontroverse Ergebnisse zeigen, besteht immer noch Ungewissheit bezüglich des Zusammenhangs von onkologischen und psychischen Faktoren. Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang psychischer Faktoren mit der Entstehung maligner Erkrankungen retrospektiv zu untersuchen. Methode dieser Studie ist die Untersuchung von Krebspatienten (im Folgenden K-Patienten genannt) im Bezug auf die 38 psychischen Typen nach Dr. E. Bach (Bachmittel). Eine Korrelation zu ICD-10 nach WHO wird erforscht. Die Studie erweitert sich auf einen Zusammenhang mit den 14 Grundbedürfnissen des Kindes nach Sulz (1994). Hintergrund und Stand des Wissens Psyche und Krebs Das Mammakarzinom ist das häufigste Krebsleiden und auch die häufigste Todesursache der 35- bis 55-jährigen Frauen in der westlichen Welt. Kolon- und Lungenkarzinome sind die zweit- bzw. dritthäufigsten Tumore in der BRD (Engel et al 2007). Nicht wenige Patienten machen sich selbst verantwortlich und führen psychische Faktoren wie Stress, belastende Lebensereignisse oder Depressionen als Ursache für die Krebsentstehung an. Verschiedene Studien scheinen dies auch zu belegen. Allerdings kommt Söllner nach der Auswertung von mehr als 100 groß angelegten Studien zum Ergebnis: „Ein direkter Einfluss psychischer Faktoren auf die Entstehung von Krebs ist nicht gesichert.“ (Söllner 2010). Prospektive Studien an großen Bevölkerungsstichproben in Skandinavien fanden bei tabakassoziierten Krebsarten wie Lungen- oder Kehlkopfkrebs einen positiven Zusammenhang. Bezüglich des Brustkrebses kommt eine große Studie zum Ergebnis, dass Depression nicht als unabhängiger Risikofaktor betrachtet werden kann. Gesichert ist aber, dass Depressionen Verhaltensweisen begünstigen können, die ein Krebsrisiko darstellen wie verstärktes Rauchen, Alkoholgenuss, Übergewicht oder eine Vernachlässigung von Vorsorgeuntersuchungen (Söllner 2010). Seite 5/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Bachblüten Dr. Edward Bach hat menschliche Grundzustände bzw. Typen in Analogie zu 38 Mitteln aus Blüten von Pflanzen und Bäumen sowie zu einem Quellwasser erstellt. Zum Beispiel wird Mittel Nr. 38 „Willow“ dem Gefühl „Opfer des Schicksals“ zu sein, zugerechnet. ICD-10 ICD -10 ist eine Internationale Klassifikation psychischer Störungen nach WHO. Zum Beispiel bezeichnet F 60.0 eine paranoide Persönlichkeitsstörung mit Aggression. Die 14 Grundbedürfnisse des Kindes nach Sulz Die 14 Grundbedürfnisse des Kindes nach Sulz (1994) werden aufgeteilt in 7 Abhängigkeitsbedürfnisse und 7 Autonomiebedürfnisse. Werden z.B. Nr. 7 „Wertschätzung, Bewunderung, Lob“, Nr. 9 „Selbstbestimmung – Freiraum“ und Nr. 14 „ein Gegenüber (Beziehung), den anderen Lieben“ nicht gestillt, resultieren im späteren Leben lt. Sulz fehlendes Selbsteffizienzgefühl, evtl. extremer Ehrgeiz oder passiv – aggressives Verhalten (sich einfügen, aber mit großem Sträuben) oder zwanghaft (Wut durch zwanghaftes Neutralisieren) bzw. vorwurfsvolle Reaktionen bei Abgrenzungen in Beziehungen. Forschungsfragen 1. Besteht eine Korrelation psychischer Faktoren nach Dr. E. Bach und Krebserkrankung? 2. Besteht eine Korrelation psychischer Faktoren nach ICD-10 und Krebserkrankung? 3. Besteht eine Korrelation psychischer Faktoren nach Sulz und Krebserkrankung? METHODIK Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine retrospektive Beobachtungsstudie: Die Studie wurde anhand der Patientenkartei in der Psychotherapiepraxis des Autors durchgeführt. Teilnehmer 100 Patienten: 50 Krebs (K-) und 50 Vergleichs (V-) Patienten; Jeweils 1/3 männlich und 2/3 weiblich; Alter K-Patienten: 41 – 78 Jahre, davon 40 % 61-78 Jahre weiblich und 24 % 41-50 Jahre männlich. Alter V-Patienten: 21 – 82 Jahre, davon 22 % 51-60 Jahre weiblich und 18 % 61-82 Jahre männlich. Die 50 K-Patienten und die 50 V-Patienten wurden aus einem 1-Jahres-Patientenstamm von ca. 800 Personen durch eine neutrale Person (blind) ausgesucht. Seite 6/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Psychologische Befundung 1. Bachmittel: Die Teilnehmer wurden anamnetisch den 38 Mitteln nach Dr. Edward Bach zugeordnet. 2. Psychologischer Befund nach ICD-10: Die Teilnehmer wurden anamnetisch den Klassifikationen des ICD-10 zugeordnet. 3. Grundbedürfnisse: Die Teilnehmer wurden anamnestisch den „14 Grundbedürfnissen des Kindes“ zugeordnet. Vorbereitung der Auswertung 1. Bachmittel: Im Weiteren wurden jene Bachmittel berücksichtigt (N=5), in deren Kategorie jeweils mind. 2/3 der Teilnehmer der Gruppe K-Patienten fallen. 2. Psychologischer Befund nach ICD-10: Im Weiteren wurden jene ICD-10-Klassifkationen berücksichtigt (N=2), in deren Kategorie jeweils mind. 2/3 der Teilnehmer der Gruppe K-Patienten fallen. 3. Grundbedürfnisse: Im Weiteren wurde jene Grundbedürfnisse des Kindes berücksichtigt (N=7), in deren Kategorie jeweils mind. 2/3 Teilnehmer der Gruppe der K-Patienten fallen. Statistische Analyse Es wurde eine Vierfeldertafel-Analyse zum Zusammenhang zwischen K- und V-Patienten einerseits und der Zuordnung zu den einzelnen Typen (gemäß 5 Bachmitteln, bzw. 2 ICD-10 Klassifikationen bzw. 7 Grundbedürfnissen) andererseits mittels Chi-Quadrat durchgeführt (siehe Beispieltafel). Krebs- Vergleichspatienten Typ x ja 37 33 Typ x nein 13 17 Tab. 1: Beispieltafel. Erklärung im Text. P-Werte beziehen sich auf die Korrelation zwischen der Zugehörigkeit zur K- oder V-Gruppe und der anamnestischen Zuordnung zum jeweiligen Bachmittel, der ICD-10-Klassifikation bzw. den Grundbedürfnissen des Kindes nach Sulz. Seite 7/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau ERGEBNISSE Bachblüten Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationen von K- und V-Patienten zu den lt. Methode ausgewählten Bachmitteln. Nr. Bachblütenmittel negativer Seelenzustand angesprochen in % p-Wert 6 Cherry Plum Kirschpflaume Es fällt schwer innerlich loszulassen; man hat Angst vor seelischen Kurzschlusshandlungen; unbeherrschte Temperamentsausbrüche Man fühlt sich innerlich oder äußerlich beschmutzt, unrein oder infiziert. Detailkrämer Man ist ungeduldig, leicht gereizt, zeigt überschießende Reaktion. K: 100 V: 100 > 0,05 K: 98 V: 90 > 0,05 K: 90 V: 78 < 0,02 Man hat eine seelische und körperliche Erschütterung noch nicht verkraftet. „Der Seelentröster! Man ist verbittert, grollt und fühlt sich als „Opfer des Schicksals“. K: 100 V: 98 > 0,05 10 18 29 38 Crab Apple Holzapfel Impatiens Drüsentragendes Springkraut Star of Bethlehem Goldiger Milchstern Willow Gelbe Weide K: 100 V: 6 < 0,001 Tab. 2: Korrelation zu Bachmitteln. Erklärung im Text. Die Tab. 2 zeigt eine signifikante Korrelation (p = < 0,02) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und Bachmittel Nr. 18 (Impatiens, Drüsentragendes Springkraut – „man ist ungeduldig, leicht gereizt, zeigt überschießende Reaktion“) und eine hochsignifikante Korrelation (p = < 0,001) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und Bachmittel Nr. 38 (Willow, gelbe Weide – „man ist verbittert, grollt und fühlt sich als Opfer des Schicksals“). (Abb. 1) Zu den weiteren Bachmitteln zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang (p = > 0,05) Bachmittel Nr. 18 bzw. 38 100% 90% 100% 78% K-Patienten 50% 6% 0% Nr. 18 Nr. 38 Abb. 1: K- und V-Patienten und die Zuordnung zu Bachmittel Nr. 38 Willow Seite 8/63 V-Patienten Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau ICD-10-Klassifikation Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationen von K- und V-Patienten zu den lt. Methode ausgewählten ICD-10-Klassifikationen nach WHO. Klassifikation Persönlichkeitsstörung Merkmal angesprochen in % p-Wert F 60.0 Paranoide K: 100 V: 6 < 0,01 F 60.81 Passiv-aggressive Wahnideen, Wahnsinn, Verrücktheit negativistisches Verhalten K: 64 V: 38 < 0,01 Tab. 3: Korrelationen zu ICD-10-Klassifikationen. Erklärung im Text. Es zeigt sich eine hoch signifikante Korrelation (p = < 0,01) zwischen der Zugehörigkeit zur KGruppe und der Klassifikation F 60.0 (paranoide Persönlichkeitsstörung) und F 60.81 (Passivaggressives-negativistisches Verhalten). F 60.0 bzw. F 60.81 100% 64% 100% 80% K-Patienten 38% 60% 40% V-Patienten 6% 20% 0% F 60.0 F 60.81 Abb. 2: K- und V-Patienten und die Zuordnung zu F 60.0 und F 60.81 aus ICD-10 Die 14 Grundbedürfnisse nach Sulz Seite 9/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Die folgende Tabelle zeigt die Korrelation von K- und V-Patienten zu den lt. Methode ausgewählten Grundbedürfnissen nach Sulz. Nr. Grundbedürfnis Angesprochen in % p-Wert 1 Willkommen sein, Dazu gehören Geborgenheit, Wärme Schutz, Sicherheit, Zuverlässigkeit Wertschätzung, Bewunderung, Lob Selbst machen, selbst können Selbstbestimmung, Freiraum Ein Gegenüber (Beziehung), den anderen lieben K: 86 V: 78 K: 90 V: 78 K: 72 V: 56 K: 92 V: 62 K: 90 V: 82 K: 92 V: 66 K: 94 V: 58 < 0,05 2 3 7 8 9 14 > 0,05 > 0,05 < 0,01 > 0,05 < 0,01 < 0,01 Tab. 4: Korrelation zu den Grundbedürfnissen des Kindes. Erklärung im Text. Es zeigt sich eine signifikante Korrelation (p < 0,05) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und dem nicht erfüllten Grundbedürfnisses Nr. 1 (Willkommen sein, Dazu gehören) und eine hoch signifikante Korrelation (p < 0,01) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und dem Grundbedürfnis Nr. 7 (Wertschätzung, Bewunderung, Lob), Nr. 9 (Selbstbestimmung, Freiraum) und Nr. 14 (ein Gegenüber (Beziehung), den anderen lieben). Zu den anderen Grundbedürfnissen des Kindes zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang (p > 0,05). Grundbedürfnisse Nr. 1, 7, 9 bzw. 14 92% 86% 100% 70% 62% 94% 92% 66% 58% K-Patient 50% V-Patient 0% Nr. 1 Nr. 7 Nr. 9 Nr. 14 Abb. 3: K- und V-Patienten und die Zuordnung zu nicht erfüllten Grundbedürfnissen Seite 10/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Folgerung der Studie Die retrospektive Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass den K-Patienten vor allem das Bachblütenmittel Nr. 38 „Willow“ (Verbitterung, Groll, „Sich als Opfer des Schicksals fühlen“) zugeordnet werden konnte. Ebenfalls konnte den K-Patienten, nach F60.0 und F 60.81 ICD-10 paranoides bzw. negativistisch-aggressives Verhalten zugeordnet werden. Des Weiteren konnte durch die Studie ein signifikanter Zusammenhang zu der Nichterfüllung der Bedürfnisse Nr. 1 (Willkommen sein-Dazu gehören), Nr. 7 (Wertschätzung, Bewunderung, Lob), Nr. 9 (Selbstbestimmung-Freiraum) und Nr. 14 (ein Gegenüber/Beziehung, den anderen lieben) nach Sulz gefunden werden. Somit legen diese Ergebnisse den Schluss nahe, dass bei den K-Patienten eine Korrelation zwischen psychischen Faktoren und der Krebserkrankung besteht. Anregungen zu weiterführender Arbeit Aufgrund der in dieser Studie erzielten Ergebnisse wäre eine Langzeitstudie über die Kausalität von Krebs sinnvoll. Man könnte über ein System von Modellvorstellungen und von Vorgehensweisen vorgehen, mit deren Hilfe man empirische Untersuchungsergebnisse und Daten systematisch zusammenstellen, analysieren und auf wesentliche Informationskerne reduzieren kann. Die Untersuchung würde dabei helfen zwischen verschiedenen Erklärungshypothesen die richtige Erklärung zu finden und Trends und Effekte vorauszusagen. QUELLENVERZEICHNIS Bertz J., Hentschel S., Hundsdörfer G., Kaatsch Pl., Katalinic A., Lehnert M., Schön M., Stegmaier C., Ziegler H.: Krebs in Deutschland, Häufigkeiten und Trends. Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Robert-KochInstitut. Saarbrücken 2004. Dilling H., Mombour W., Schmidt M.H.: Internationale Klassifikation psychischer Störungen, Verlag Hans Huber, 2004/2008. Engel J., Beinert T., Delius M., Hölzel D., Schubert-Fritschle G., Epidemiologie. In: Manual des Tumorzentrums München. Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Mammakarzinom. Zuckschwerdt, München et al 2007. Scheffer, M., Bach Blütentherapie Theorie und Praxis, Heinrich Hugendubel Verlag, Kailash, 1984 Söllner W., Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Klinikum Nürnberg, Ergebnisse: Fachzeitschrift „PiD – Psychotherapie im Dialog“ (2/2010). Sulz, Serge K.D.: Strategische Kurzzeittherapie – Wege zur effizienten Psychotherapie, CIP-Medien 1994. Seite 11/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 2. EINLEITUNG Krebs ist die häufigste Todesursache in der westlichen Welt in der Gruppe der „unter 75-jährigen“. In Deutschland erkrankt jede 9. Frau im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom. (H. Augustin, Uni Heidelberg 2007) Bei einer so weit verbreiteten und häufig tödlich endenden Krankheit, stellt sich die Frage nach der Kausalität. Der Zusammenhang zwischen „Psyche und Krankheit “ ist ein uraltes Thema. So riet bereits Plato den Ärzten vor über 2000 Jahren: „Versuche niemals den Körper zu heilen, ohne zuvor nach den tieferen, seelischen Ursachen geforscht zu haben und die Seele zuerst zu heilen!“ Auch bei Krebserkrankungen wurde schon in der Antike eine Kausalität von Melancholie und Krebs vermutet. In französischen und englischen medizinischen Schulen des 18. und 19. Jahrhunderts wurden schwer belastende Lebensereignisse wie z.B. der Tod naher Angehöriger als ursächlich für Krebs diskutiert. Im letzten Jahrhundert wurden diese Hypothesen aufgegriffen und in zahlreichen Studien untersucht. 1981 wurde in den USA zum ersten Mal die Existenz einer so genannten Krebspersönlichkeit postuliert. Dies stimulierte die Wissenschaftler nach Zusammenhängen zwischen Krebs und Psyche zu forschen. Bei tödlichen Erkrankungen werden schon seit Jahrhunderten Überlegenen zum Einfluss bestimmter psychischer Faktoren auf die Entstehung von Krebs angestellt. Wissenschaftlich belegt sind diese Kausalattributationen jedoch nicht. Trotz der vielen vorliegenden psychoonkologischen Studien, die zum Teil sehr kontroverse Ergebnisse haben, besteht immer noch Ungewissheit bezüglich der Einflussnahme psychischer Faktoren auf die Entstehung von Krebs. Aber das Interesse an dieser Fragestellung ist enorm groß. (Söllner 2010) Die Internet-Recherche bei „Google“ nach „Einfluss psychische Faktoren auf die Ursache von Krebs“ erzielte am 06.10.2012 ungefähr 824.000 Ergebnisse. Ab 1940 begann man die psychodynamischen Aspekte in der Auseinandersetzung mit Krebs und die Fragen der psychosozialen Ätiologie von Krebs zu untersuchen. Die Psychoonkologie kann als interdisziplinäres Fach zwischen Onkologie, Innerer Medizin, Psychologie und Psychosomatik angesehen werden, da sie Prävention, Entstehung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Krebserkrankungen umfasst. 2.1. Forschungsfragen 1. Besteht eine Korrelation psychischer Faktoren nach Dr. E. Bach und Krebserkrankung? 2. Besteht eine Korrelation psychischer Faktoren nach ICD-10 und Krebserkrankung? 3. Besteht eine Korrelation psychischer Faktoren nach Sulz und Krebserkrankung? Seite 12/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 2.2. Krebserkrankungen Im Folgenden werden für die Erforschung der Krebsgenese zunächst einige allgemeine Grundlagen zu den wichtigsten Karzinomen erläutert, um dann auf die verschieden Faktoren der Krebsgenese näher einzugehen. Zunächst werden die genetischen und biologischen Faktoren angesprochen, dann die psychosozialen Faktoren, wobei zunächst die verschiedenen Forschungsrichtungen der Psychoonkologie vorgestellt werden. Karzinome Besonders signifikant im Zusammenhang mit Kolonkarzinom und das Korpuskarzinom. der Krebsgenese sind das Mammakarzinom, das 2.2.1. Mammakarzinom Das Mammakarzinom ist ein bösartiger Tumor in der Brustdrüse. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken an. In Deutschland erkranken jährlich zwischen 45.000 und 50.000 Frauen und die Morbiditätsrate ist in den letzten Jahrzehnten ansteigend gewesen, auch erkranken zunehmend jüngere Frauen an Brustkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwas über 63 Jahren (Bertz et al 2004). Besonderes Risiko tragen Frauen mit folgenden anamnestischen Daten: Nullipara bzw. älter als 30 Jahre bei erster Geburt familiäre Vorbelastung (Mutter, Schwester), genetische Disposition deutliches Übergewicht benigne Brusterkrankungen frühe Menarche und späte Menopause, somit langer Östrogeneinfluss fleisch- und fettreiche Ernährung höheres Alter Hyperprolaktinämie ethnische Faktoren (Baltzer et al 2000; Perlet et al 2007, Bertz et al 2004) Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt momentan ca. 77 %, die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei ca. 61 %. Auch bezüglich der Mortalität hat das Mammakarzinom die höchste Rate unter den verschiedenen Krebserkrankungen (Engel et al, 2007). Die Therapie des Mammakarzinoms umfasst Operation, Chemo-, Radio- und Hormontherapie. Bei der operativen Therapie unterscheidet man zwischen der radikalen (klassischen) Therapie und der brusterhaltenden Therapie (BET), wobei aus kosmetischen und psychologischen Gründen heutzutage immer häufiger letztere angewandt wird. Bei etwa 70 % der Patientinnen ist unter Berücksichtigung der Kontraindikation eine BET möglich. Bei der Kombination von Entfernung der axillären Lymphknoten und postoperativer Strahlentherapie sind die Heilungschancen gut. (Funke et al et al 2007). Die primär systemische Therapie, die alle medikamentösen Therapieformen bezeichnet, die vor einer operativen Therapie verabreicht werden, auch neoadjuvante Therapie genannt, ist bei inflammatorischen und lokal sehr weit fortgeschrittenen Mammakarzinom indiziert, um eine Operation ohne Tumorrückstände zu erreichen (Bauerfeind et al 2007). Seite 13/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Die adjuvante Therapie, die zur Eliminierung vermuteter Metastasen angewendet wird, schließt sich der operativen Resektion des Tumors an. Man unterscheidet zwischen der postoperativen Bestrahlung, die bei BET als obligat angesehen wird, da sie die Lokalrezidivrate senken und die Überlebensrate steigert, und der systemischen Therapie mittels Hormonen (Antiöstrogen), Aromatasehemmer oder Zytostatika. Welche systemische Therapie zur Anwendung kommt, hängt von tumorspezifischen Faktoren und der Einstufung in niedriges versus hohes Progressionsrisiko ab (Schaffer et al 2007; Harbeck et al 2007). Die Nachsorge nach Primärbehandlung des Mammakarzinoms umfasst eine regelmäßige, ausführliche gynäkologische wie auch allgemeine körperliche Untersuchung, sowie eine in regelmäßigen Abständen durchgeführte Mammographie. Entscheidend ist, dass auf routinemäßige apparative Untersuchungen sowie Röntgenthorax, Oberbachsonographie, Knochenszintigraphie und auch Laboruntersuchungen verzichtet wird. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Nachsorge ist die Motivierung der Frauen zur Selbstbeobachtung und Selbstuntersuchung. Die Nachbetreuung krebskranken Frauen sollte unmittelbar nach der Primärtherapie beginnen und mindestens zehn Jahr lang durchgeführt werden, wobei in den ersten fünf Jahren der Schwerpunkt der Nachsorge liegen sollte und die folgenden fünf Jahre zur Früherkennungsuntersuchung genutzt werden sollten. Neben der körperlichen Nachsorge müssen die Frauen auch psychosozial betreut werden, z.B. durch Vermittlung von Zuversicht, Besprechung psychosexueller Probleme oder durch Hinweise auf Selbsthilfegruppen und psychoonkologische Betreuungsangebote (Stauber et al 2005; Abenhardt et al 2007). 2.2.2. Kolonkarzinom Die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms liegt in Deutschland bei etwa 50/100.000 im Jahr. Es ist beim Mann das dritthäufigste (nach Bronchial- und Prostatakarzinom) und bei der Frau (nach Mammakarzinom) das zweithäufigste Karzinom. In 90 % der Fälle tritt es nach dem 50. Lebensjahr auf (Schalhorn et al 2006). Die Ätiologie ist unbekannt. Als Risikofaktoren gelten bestimmte genetische Veränderungen (hereditary non-polyposis colorectal cancer, HNPCC; familiäre adenomatöse Polyposis, FAP) und bestimmte Vorerkrankungen (z.B. Colitis ulzerosa). Auch falsche Ernährung sowie sehr fett- und fleischreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsarmut sind Risikofaktoren. Des Weiteren sind langjähriges Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum für die Tumorentstehung begünstigende Faktoren (Bertz et al 2004; Schalhorn et al 2006). Die Therapie besteht im Wesentlichen aus der operativen Entfernung der befallenen Darmabschnitte und Lymphknoten. Bei weit fortgeschrittenen Tumoren empfiehlt sich ergänzend eine präoperative und postoperative Chemotherapie. Die Strahlentherapie hat in der Therapie des Kolonkarzinoms praktisch keine Bedeutung, außer als Rezidivprophylaxe eines sehr weit fortgeschrittenen Tumors. Die Dauer und Häufigkeit der Nachsorgeuntersuchungen sollte sich nach der Wahrscheinlichkeit der Tumorrezidive richten (z.B. hohe Rezidivwahrscheinlichkeit bei HNPCC versus niedriges Rezidivriskio bei sporadischem Kolonkarzinom). Seite 14/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Als Vorsorgeuntersuchung sollte bei gesunden Frauen und Männern ab dem 50. Lebensjahr eine Koloskopie durchgeführt werden und alle 10 Jahre wiederholt werden. Risikopatienten (positive Familienanamnese, HNPCC, FAP) müssen früher oder intensiver auch mittels Koloskopien überwacht werden (Schalhorn et al 2006). 2.2.3. Korpuskarzinom Das Korpuskarzinom des Uterus ist in Deutschland mit jährlich etwa 11.000 Neuerkrankungen und einem Anteil von 5,1 % an allen bösartigen Neubildungen nach den Malignomen von Brust, Darm und Lunge der vierhäufigste Krebs der Frau und das häufigste Genitalkarzinom. Mit einer 5-JahresÜberlebensrate von 78 % können diese Karzinome zu den prognostisch günstigeren gezählt werden. Ein Grund für die hohe Überlebensrate ist, dass das Karzinom häufig in einem sehr frühen Stadium (FIGO 1) diagnostiziert wird. Das mittlere Erkrankungsalter bei Patientinnen mit Gebärmutterkrebs liegt bei 67,5 Jahren. Mit Ausnahme der Patientinnen mit Vulvakarzinom sind damit die an Korpuskarzinom erkrankten Patientinnen im Durchschnitt die Ältesten (Bertz et al 2004; Schubert-Fritschle et al 2007). Die Risikofaktoren sind ähnlich wie bei Brustkrebs und sind auch durch endogene oder exogene Östrogenüberexpression gekennzeichnet (Köchli et al 1999). Die operative Therapie ist als Methode der Wahl anzusehen, wobei Endometriumkarzinome in der Mehrzahl der Fälle im Frühstadium geheilt werden können. Die primäre Radiotherapie ist nur dann eine Alternative, wenn die Patientin aufgrund anderer schwerer Erkrankungen nicht operabel ist. Auch die adjuvante radioonkologische Therapie kommt bei weiter fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz und dient der Senkung der lokalen Rezidivrate (Röper et al 2007). Seit ein paar Jahren wird die Vaginalsonographie als ScreeningMethode bei asymptotischen postmenopausalen Frauen empfohlen. Der Nutzen eines Screenings bei Gebärmutterkrebs ist aber wissenschaftlich noch nicht ausreichend begründet (Kürzl 2007). 2.3. Faktoren bei der Karzinogenese Es werden Ursachenfaktoren aus vier verschiedenen Bereichen diskutiert: 1. Umweltfaktoren 2. molekular-biologische Faktoren 3. genetische Faktoren 4. psychosomatische Faktoren (Zander 1989) Trotz umfangreicher und intensiver Forschung sind die Ursachen maligner neoplastischer Prozesse nur zu einem kleinen Teil bekannt. Es ist jedoch auszuschließen, dass nur ein alleiniger Faktor für eine Krebsentstehung verantwortlich ist. Dem heutigen Wissensstand gemäß muss meist von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen werden, bei der Umwelteinflüsse (Viren, Strahlen), Ernährung, genetische, immunologische und endokrine Faktoren auf die Tumorentstehung und das Wachstum einwirken (Herold et al 2004). Unter den chemischen Faktoren ist Rauchen bei weitem das wichtigste Karzinogen. In Westeuropa ist Rauchen für 25-30 % der menschlichen Krebserkrankungen verantwortlich. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 50.000 Menschen an den Folgen. Ein ähnlich großer Anteil (20-40 %) der Todesfälle durch Krebs ist auf falsche Ernährungsweise zurückzuführen. Seite 15/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Viele Karzinome des Kolons, des Rektums, der weiblichen Brust und der Ovarien gehen auf eine kalorienreiche und ballaststoffarme Ernährung zurück. Den Anteil der Tumore, die durch chronische Infektionen verursacht werden, schätzt man weltweit auf 15 %. Zu den wichtigsten Erregern zählen Helicobacter Pylori und die Hepatitis-B- und C-Viren sowie Humane Papilloma Viren, die zu Cervix-, Vulva- und Analkarzinomen führen können. Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung von Krebserkrankungen sind erhöhter Alkoholgenuss, Umwelteinflüsse (Sonneneinstrahlung) und Gefahrenstoffe am Arbeitsplatz (Bentz et al 2004). In den folgenden Kapiteln wird diese Arbeit Psychoonkologie tiefergreifend behandeln. die psychischen Faktoren im Bereich der 2.4. Die drei Forschungsrichtungen der Psychoonkologie Erste Ansätze der Psychoonkologie liegen in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Man begann erstmals psychodynamische Aspekte der Auseinandersetzung mit Krebs sowie Fragen der psychosozialen Ätiologie von Krebs in Arbeitsgruppen zu untersuchen. Heute umfasst die Psychoonkologie alle psychosozialen Aspekte der Prävention, Entstehung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Krebserkrankungen. Sie kann als interdisziplinäres Fach zwischen Onkologie, Innerer Medizin, Psychologie und Psychosomatik angesehen werden (Larbig et al 2000; Koch et al 1998) und somit zu einer ganzheitlichen Versorgung des Krebspatienten beitragen. Stauber et al (1993) haben in Anlehnung an Buddeberg (1985) die vorhandene Literatur zum Thema Psychoonkologie in drei verschiedene Forschungsrichtungen unterteilt: 1. Die Ätiologieforschung der Krebserkrankung hinsichtlich psychischer Faktoren. Sie stellt die Frage, ob es ein typisches Persönlichkeitsprofil bei Karzinompatientinnen gibt und ob bestimmte Persönlichkeitszüge zur Krebserkrankung prädisponieren. Weiterhin wird untersucht, ob gewisse Lebensereignisse bzw. life-events bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielen. Dabei werden gehäuft Verlusterlebnisse genannt, die nach Ansicht einiger Autoren Auslöser für das Ausbrechen einer Krebserkrankung sind. 2. Die zweite Forschungsrichtung behandelt den Einfluss psychischer Faktoren auf den Verlauf einer Krebserkrankung. So kann psychisches Befinden und Krankheitsverarbeitung einer Karzinompatientin ihre Lebensdauer und Lebensqualität beeinflussen. Neue Forschungsergebnisse über immunologische und endokrine Regulationsmechanismen haben zu dieser Forschung angeregt, was wiederum Konsequenzen für die psychologische Betreuung und Therapie von Karzinompatienten hat. 3. Die dritte Forschungsrichtung befasst sich mit der Auswirkung einer Krebserkrankung auf die Psyche. Es wird nach psychischen Reaktionen von Karzinompatienten selbst und auch von deren Umwelt gesucht, auch um daraus Konsequenzen bezüglich Therapie und Betreuung zu ziehen. Seite 16/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 2.4.1. Psychosoziale Faktoren bei der Karzinogenese Persönlichkeit, life-events oder andere psychosoziale Faktoren werden über zwei Jahrtausende mit dem Auftreten von Krebs in Verbindung gebracht (Butow et al 2000). Exemplarisch sollen hier nur einige wichtige Theoretiker bzw. Mediziner genannt werden. Schon im Jahre 200 schrieb der römische Arzt Galen in seinem Buch DE Tumoribus, dass melancholische Frauen mit viel größerer Wahrscheinlichkeit an Krebs erkranken als nicht-melancholische Frauen (Rosch 1993). Diese Vermutung Galens wurde bereits als historischer Beweis für eine seelische Ursache von Krebsleiden angenommen, obwohl jeglicher Beweis fehlte. In den folgenden Jahrtausenden wandelte sich der inhaltliche Begriff dessen, was unter Melancholie zu verstehen sei, nicht aber die Theorie, dass Krebs eine seelische Ursache hat (Schwarz 1994). So galt im 17. Jahrhundert Krebs als eine Folge seelischer Überlastung, was dann wiederum 1921 von W. Meyer mit dem Begriff „Stress“ als Krebsursache übernommen wurde und in die Literatur einging. Später wurden onkologische Leiden mit depressiven Zuständen in Verbindung gebracht. Im Jahre 1893 versuchte der englische Arzt Snow zum ersten Mal die vermuteten psychosozialen Einflüsse auf die Entstehung von Krebs statistisch zu erfassen. Er untersuchte bei 250 Krebspatienten die life-events und seelischen Belastungen und kam zu dem Ergebnis, dass bei 231 der 250 Fälle eine neurotische Grundlage zu beobachten war (Meerwein 1991). Im Jahre 1904 forderte Veljaminow die verstärkte Berücksichtigung der Psyche bei der Therapie von Karzinompatienten, da er überzeugt war, dass negative Emotionen wie Kummer, Trauer, Wut und Überarbeitung einen Einfluss auf das Wachstum des Tumors haben. So kam auch Forgue im Jahre 1931 aufgrund seiner klinischen Beobachtungen zu dem Schluss, dass die Rolle von Depressionen und Trauer bei der Krebsentstehung überaus bedeutend sei und dass die menschliche Zelle erst durch die Faktoren für Entartung durch Röntgenstrahlen, Viren, etc. empfänglich sei (Baltrusch 1963). Honegger (1951) brachte schließlich die Vorstellungen der Antike mit zeitgenössischen Theorien in Verbindung, indem er behauptete, dass sich Depressionen und Angst zu charakteristischen Persönlichkeitsmerkmalen im Vorfeld des Krankheitsausbruchs formten (Schwarz 1994). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass schon seit Jahrtausenden ein gewisses Interesse an dem Zusammenhang zwischen Krebs und Psyche besteht und hierzu viele Hypothesen und Theorien aufgestellt worden sind, deren eindeutige wissenschaftliche Überprüfung aber noch aussteht. 2.4.2. Die Krebspersönlichkeit In der Erklärung von psychosomatischen Krebsursachen wurde eine Persönlichkeitstheorie vertreten, die anscheinend bis heute aktuell ist und auf die im Folgenden näher eingegangen wird. Es besteht kein Zweifel daran, dass psychosoziale Faktoren wie z.B. der Verhaltensfaktor Rauchen bei der Entstehung einiger Krebsarten beteiligt sind. Wenn es aber um direkte Persönlichkeitszüge geht, so trifft man in der Literatur auf sehr unterschiedliche Meinungen und Befunde. So spricht man in der psychoonkologischen Literatur seit einigen Jahren von der „Krebspersönlichkeit“ oder auch vom Typ C, dem Typus carcinomatosus. Hierunter werden bestimmte Persönlichkeitseigenschaften zusammengefasst, die mit der Krebsinzidenz in Verbindung gebracht werden (Schwarz 1994). Seite 17/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Die folgende Tabelle (Tab. 5) bietet einen Überblick über einige Charakteristika, die von Schwarz (1994) und Fox (1989) als Ergebnis verschiedener Studien zusammengetragen wurden. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass in den verschiedenen Studien, selbst bei identischem Testinventar, oft gegenläufige Resultate erzielt wurden. Fast alle Aussagen sind in dieser Hinsicht umstritten, es gibt keine klaren Nachweise für bestimmte Charaktereigenschaften und die Prädisposition für Krebs. In den meisten Studien wurden der Brust- und der Lungenkrebs auf psychosomatische Ursachen hin untersucht, da diese beiden Krebsarten die höchste Inzidenz in der westlichen Bevölkerung haben und man somit Untersuchungen mit größeren Stichproben durchführen konnte. Bronchialkarzinom (Schwarz 1994) Verleugnung und Verdrängung Mammakarzinom (Schwarz 1994) Verleugnung und Verdrängung Karzinom (Fox 1989) Stress Verminderte Gefühlsabfuhr Verminderter oder übermäßiger Ausdruck von Ärger und Wut Unterdrückung von Gefühlen Starrer konformer Lebensstil Depressionen Opferbereitschaft Eingeengte soziale Beziehungen Trauerreaktionen Sexuelle Zurückhaltung Gehemmte Sexualität Hilf- und Hoffnungslosigkeit Masochistische Charakterstruktur Abhängigkeitsprobleme Verleugnung Vermehrte Verlusterlebnisse Unterwürfigkeit bei hoher Durchsetzungskraft Hohes moralisch-ethisches Selbstkonzept life-Events Neigung zu Depressionen Erhöhte Extraversion Verminderter Neurotizismus Verlusterlebnisse Erhöhte Depressivität Erhöhte Extraversion Verminderter Neurotizismus Tab. 5: Karzinomarten und die entsprechenden Persönlichkeitscharakteristika der Krebserkrankten. Erklärung im Text. Seite 18/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Stauber et al (1993) untersuchten im Rahmen von Gesprächsgruppen Mammakarzinom-Patientinnen auf die unten genannten für die Krebspersönlichkeit charakteristischen Eigenschaften hin und fanden „eine ungewöhnliche hohe Übereinstimmung“ bei den Frauen, die sich mit folgenden Eigenschaften identifizierten: harmonisierende Konfliktvermeidung Aufopferungstendenzen Schwierigkeit Gefühl auszudrücken eingeschränkte Phantasie Ängstlichkeit, Abhängigkeit Sexualfeindlichkeit Auch dieses Ergebnis muss, wie von den Autoren selbst angeführt, „kritisch beleuchtet werden“, da diese Eigenschaften auf einen Großteil der Gesellschaft zutreffen und nicht nur auf Karzinompatienten. Zudem unterliegen Frauen einem möglichen „Erinnerungsbias“, was bedeutet, dass Patienten, die ihre Diagnose kennen über ihren Lebensstil und ihre Stimmungslage befragt werden, von ihrer bereits bestehenden Krebserkrankung seelisch beeinflusst sind und deshalb verfälschte Angaben machen. Auch methodisch ist diese Arbeit kritisch zu betrachten, da nur deskriptive Angaben gemacht wurden, keine Kontrollgruppen untersucht wurden und es eine rein retrospektive Arbeit ist. Unter dem Konzept der psychosomatischen Persönlichkeit wurde bei Krebspatienten auch mangelnde emotionale Ausdrucksfähigkeit gefunden. „Diese so genannte psychosomatische Struktur sei gekennzeichnet durch gegenständlich-konkretistisches Denken, gering entwickelte, farblose sprachliche Ausdrucksweise, Leere im zwischenmenschlichen Kontakt bei symbiotischer Verkettung mit Partnern in depressiv-anklammernder Abhängigkeit und durch hilflose Verzweiflung nach Trennungen als krankheitsauslösendem Ereignis“ (Schwarz 1994, S. 13). Bei der Untersuchung der Krebspersönlichkeit gibt es erhebliche methodische Probleme: Ein Großteil der Daten wurde in retrospektiven oder nur bedingt prospektiven Studien erhoben, so dass mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Verhaltensmuster eher auf Patienten zutrifft, bei denen bereits eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Eine Übersichtsarbeit von Schwarz (1993) berichtet darüber, dass 76,9 % der Patientinnen vor einer histologisch beweisenden Diagnose vorhersagen konnten, ob sie an Krebs erkrankt waren oder nicht. Auch das legt nahe, dass bestimmte seelische Charakteristika eher auf die bereits bestehende Krebserkrankung und die daraus resultierenden psychischen Folgen als auf die kausale Beziehung zum Krebs deuten (Stauber et al 1993). Seite 19/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Nakaya et al (2003) untersuchte mit Hilfe eines standardisierten Persönlichkeitsfragebogens in einer prospektiven Studie 29.606 Personen auf folgende vier Persönlichkeitszüge und die Inzidenz von Krebs (Magen, Lunge, Darm, Brust): Extraversion Neurotizismus Lüge Psychotizismus Im Follow-up-Teil wurden 986 Krebspatienten identifiziert. Es wurde in dieser prospektiven Kohortenstudie aber kein Zusammenhang zwischen den oben genannten Persönlichkeitszügen und dem Auftreten von Krebs gefunden. Auch Lillberg et al (2002) fanden in ihrer prospektiven Studie über Persönlichkeitscharakteristika und ihren Einfluss auf das Auftreten von Brustkrebs keinen signifikanten Zusammenhang. Bei der Erstuntersuchung wurden 12.499 finnische Frauen gynäkologisch und psychologisch untersucht. Bei der Zweituntersuchung 20 Jahre später wurden 253 Fälle von Brustkrebs gefunden. Die Kohorte wurde Extroversion, Neurotizismus und Feindseligkeit und den Zusammenhang mit der Inzidenz von Brustkrebs untersucht. Zusammenfassende Beurteilung: Exakte Aussagen zum Thema Krebspersönlichkeit als Ursache von Krebs können zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei kritischer Betrachtung der Literatur nicht gemacht werden. Allerdings scheint es Konvergenzen hinsichtlich gewisser Persönlichkeitseigenschaften zu geben wie emotionale Unterdrückung, insbesondere Angstunterdrückung. Dennoch gibt es nach Spiegel und Kato (2000) keine gesicherten kausalen Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Krebs. 2.4.3. Life-events und chronische Belastung Als life-events werden Ereignisse physischer oder/und psychischer Natur betrachtet, die den normalen Ablauf des täglichen Lebens unterbrechen oder zu unterbrechen drohen. Sie können positiv (z.B. Geburt eines Kindes) oder negativ (z.B. Tod des Partners) sein. Das Ausmaß an seelischer Störung, welches ein life-event mit sich bringt, oder der daraus resultierende Stress sind abhängig von der Intensität des Ereignisses und von der Anpassungsfähigkeit und der subjektiven Bewertung des Individuums (Tennant et al 1985). Auch die seelische Unterstützung des Betroffenen durch sein Umfeld spielt bei der Stressbewältigung eine Rolle. Es ist erwiesen, dass Stress viele Bereiche des Immunsystems stören und dadurch wiederum ein malignes Wachstum ermöglichen kann. Aber es ist immer noch unklar, ob psychosoziale Faktoren das Immunsystem direkt schwächen können oder ob dies indirekt durch verändertes Verhalten, z.B. beim Essen, im Schlaf, bei Bewegung oder durch Rauchen resultiert (Baltrusch et al 1991). Obwohl stressreiche life-events nachweislich eine Unterdrückung der Immunfunktion bewirken, weisen Seite 20/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Spiegel und Kato (2000) in einer Übersichtsarbeit daraufhin, dass die Beziehung zwischen Stress bzw. life-events und Krebs immer noch unklar ist. Eine Reihe von Studien weist zwar auf starke Zusammenhänge hin, können aber keinen eindeutigen Nachweis liefern: Geyer (1991) kam in einer Studie mit 97 Frauen mit einer Brustgeschwulst, die sich zur Diagnose in der Klinik befanden, zu dem Ergebnis, dass Patientinnen, bei denen ein maligner Tumor diagnostiziert wurde, vor der Diagnose signifikant mehr schwerwiegende life-events angegeben hatten als die Frauen, bei denen eine benigne Geschwulst festgestellt wurde. Forsen (1991) untersuchte in einer fallkontrollierten Studie den Zusammenhang zwischen life-events, die innerhalb von Partnerbeziehungen (Ärger oder Verlust) auftraten, und der Erkrankung von Brustkrebs. Es ergab sich eine positive Korrelation. Die Patientinnen befanden sich allerdings zum Zeitpunkt der Befragung postoperativ im Krankenhaus, was einen Erinnerungs-Bias bewirkt haben kann. Hürny (1990) kommt in seinem Review-Artikel zu dem Ergebnis, dass schwere Verluste wie z.B. der Tod des Partners ein erhöhtes Erkrankungsrisiko und auch Sterberisiko mit sich bringen. Aber auch diese schwerwiegenden life-events könne man nicht als spezifischen Risikofaktor für Krebs ansehen. Grossarth-Maticek und Eyseneck (2000) untersuchten in einer groß angelegten prospektiven Studie an 8.000 Frauen physische und psychische Risikofaktoren (Stress und Persönlichkeit) für ein Mammakarzinom. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass psychologische Faktoren allein kein Risiko für die Entstehung von Krebs sind, dass sie aber bei vorhandenen physischen Faktoren dieses Risiko erhöhen. Auch angesichts der Erkenntnisse der life-event-Forschung muss man feststellen, dass keine eindeutigen wissenschaftlichen Nachweise für den direkten Zusammenhang zwischen Krebs und Lebensereignissen gefunden worden sind. Seite 21/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 3. ANAMNESE-METHODEN Bei der vorliegenden retrospektiven Beobachtungsstudie hat der Autor drei Anamnese-Methoden aus seiner Praxis angewandt. Angefangen mit der Bachblütentherapie nach Dr. E. Bach, die Internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die „14 Grundbedürfnisse des Kindes“ nach Sulz. 3.1. Bachblüten nach Dr. Edward Bach Begründet wurde die Bachblütentherapie 1930 durch den britischen Arzt Edward Bach. Auf der Suche nach einer natürlicheren Heilmethode als der Schulmedizin entdeckte er intuitiv 37 wild wachsende Blumen, Büsche und Bäume sowie die Heilkraft von einer Quelle. Er schrieb ihnen die Fähigkeit zu, durch ihre hohe energetische Schwingung die „energetische Frequenz“ des Menschen zu erhöhen und das Bewusstsein für Botschaften des höheren Selbst (autonome Seele) zu öffnen. Denn erst durch eine Veränderung der Lebenseinstellung und ein Leben in Einklang mit der Seele wäre Heilung möglich, davon war Edward Bach überzeugt. Dr. Edward Bach hat menschliche Grundzustände bzw. Typen in Analogie zu 38 Mitteln aus Blüten von Pflanzen und Bäumen sowie zu einem Quellwasser erstellt. Zum Beispiel wird Mittel Nr. 38 „Willow“ dem Gefühl „Opfer des Schicksals“ zu sein, zugerechnet. Korrespondierend mit den 38 Bachmitteln listete Bach 38 negative seelische Zustände als Krankheitsauslöser auf. Jeder einzelne davon äußere sich in klar definierbaren Gemütsverfassungen und Beschwerden, die jeweils mit Hilfe der zugeordneten Blütenessenz in ihr positives Gegenteil verkehrt und damit kuriert werden sollen. Um die Essenz der Pflanzen aus ihrem materiellen Körper zu lösen, entwickelte Bach die „Sonnenmethode“ und die „Kochmethode“. Blüten, die im Spätfrühling und Sommer blühen, werden an sonnigen Morgen gepflückt und in Quellwasser gelegt. Durch das Sonnenlicht soll die Essenz der Blüten auf das Wasser übergehen, das danach mit Alkohol haltbar gemacht wird. Die Kochmethode wird für Blüten verwendet, die bereits früh im Jahr blühen, wenn die Sonne noch nicht ihre volle Kraft entfaltet hat. Sie werden ausgekocht, gefiltert und ebenfalls mit Alkohol präpariert. Noch heute sammelt man die Original-Bachblüten an den von Bach genannten Fundorten. Eine Zusammenfassung der 38 Mittel mit den entsprechenden Schlüsselsymptomen und Ihrem jeweiligen Potenzial findet sich im Anhang 1. Die Bachblütentherapie wird als ganzheitliche Methode zur Harmonisierung der Persönlichkeit, Anregungen der Selbstheilungskräfte und spirituelle Entfaltung bezeichnet. Das Ziel der Therapie ist die Selbsterkenntnis und seelische Weiterentwicklung, die jeder Krankheit den Boden entziehen soll. Die Ursache von Krankheit wird in unharmonischen Zuständen, wie Charakterschwächen, gesehen. Mit Hilfe der Blütenessenzen versucht man, diese aufzulösen bzw. ihr positives Potential zu entfalten. Krankheiten werden dabei als Botschaften der Seele begriffen, die sich durch den Körper ausdrückt und auf diese Art auf Fehler in der Lebensgestaltung hinweist. Die verwendeten Blütenessenzen sollen auf der feinstofflichen Ebene wirken, gewissermaßen als Botschaften oder Informationen der Seele der Pflanze an die Seele oder das Energiefeld des Menschen. Seite 22/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Eine Bachblütentherapie ist angesagt, wenn mindestens 7 Mittel angesprochen werden. Die Heilmethode findet bei „life-events“ mit all den physischen und psychischen Ereignissen, die den normalen Ablauf des täglichen Lebens unterbrechen oder zu unterbrechen drohen, Anwendung. Sie können positive (z.B. Geburt eines Kindes) oder negativ (z.B. Tod des Partners) sein. Bei chronischen Belastungen dauert die Therapiezeit entsprechend länger. Anamnese und Behandlung Die Bachblütentherapie soll einerseits Krankheiten vorbeugen helfen, andererseits die Selbstheilungskräfte anregen. Die erforderliche Zusammensetzung der Blütenmischung wird nach einem Erstgespräch mit Hilfe eines Fragebogens bestimmt, der die Einschätzung der psychischen Befindlichkeit und Lebenssituation erleichtert. Darüber hinaus werden sensitive Diagnosetechniken angewendet, wie Pendeln, Bachblütenkarten oder Vertrauen auf die Intuition. Diese Techniken sollten nach Empfehlung des englischen Bach-Centers allerdings nur ergänzend zur Gesprächsdiagnose durchgeführt werden und diese nicht ersetzen. Für die Herstellung von Bachblütenmischungen sind 20- oder 30 ml-Flaschen mit Pipette gebräuchlich, die zu ¾ mit Wasser und ¼ mit Alkohol gefüllt werden. Mit dieser Mischung werden die ausgewählten Bachblüten aus den „stockbottles“ – den Vorratsflaschen mit den konzentrierten Blütenessenzen – vermengt. Es sollten max. sechs bis sieben verschiedene Blüten zusammengemischt werden, um nicht einen zu intensiven und vielschichtigen inneren Prozess auszulösen. Die Tropfenmischung wird auf oder unter die Zunge geträufelt. Wie bei der Homöopathie kommt es auch bei der Bachblütentherapie manchmal zu Erstreaktionen, die wie eine vorübergehende Verschlechterung der Situation empfunden werden können. Sie werden als ein Zeichen dafür betrachtet, dass ein Veränderungsprozess in Gang gesetzt wurde. Der Inhalt eines Fläschchens reicht etwa einen Monat lang, danach wird die Mischung meist verändert. Je persistierender ein Zustand ist, desto länger kann die Behandlung dauern. Sie schwankt meist zwischen einem und 20 Monaten. Notfalltropfen werden kurzfristig in Akutsituationen eingenommen und sollen eine raschere Wirkung zeigen. Kinder sollen meist schneller auf die Bachblütentherapie reagieren als Erwachsene. Die Tinkturen wurden von Edward Bach auch zur äußerlichen Anwendung als Umschläge empfohlen. Darüber hinaus werden sie auch für Salben (am bekanntesten ist die sog. Rescue-Creme), als Badezusatz oder für Massagen verwendet. Seite 23/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Anwendungsgebiete Für manche Menschen ist die Bachblütentherapie eine Unterstützung ihres Selbsterkennungsprozesses. Sie wird häufig vorbeugend oder bei psychosomatischen Beschwerden eingesetzt. Als eine Art psychische Reinigungstherapie soll sie über den Umweg der seelisch-geistigen Ebene auch auf den Körper wirken. Darüber hinaus wird die Bachblütentherapie zur Stimmungsverbesserung und in psychischen Ausnahmesituationen praktiziert. Bachblüten werden manchmal auch Tieren eingeflößt – z.B. Notfalltropfen gegen Silvesterpanik bei Hunden – und sogar Pflanzen verabreicht, etwa nach dem Umtopfen. Wirkweise und Wirksamkeit Skeptiker lassen bestenfalls den Placebo-Effekt als Erklärung einer möglichen Wirkung der Bachblüten gelten und vermissen wissenschaftlich abgesicherte Heilnachweise. Die Blütenessenzen haben zwar keine bekannten Nebenwirkungen, aber alkoholabhängige Menschen sollten zur Haltbarmachung jedoch besser Obstessig verwenden oder die Bachblüten ausschließlich mit Wasser mischen. Das gilt auch, wenn die Tropfen Kindern oder kleinen Tieren verabreicht werden sollen. Die Tropfenmischung wird in diesen Fällen mit Wasser verdünnt eingenommen anstatt der Alkoholmischung. Die „38 negativen Seelenzustände der menschlichen Natur“ Nach C.G. Jung sind Archetypen Seelenprogramme, die auf einer bestimmten Frequenzebene der menschlichen Natur zur Auslösung kommen und zwar unabhängig von Raum, Zeit, Rasse und Kulturkreis. Sie entsprechen den Möglichkeiten typischer Grunderlebnisse, die das menschliche Wesen seit je her erfahren hat und finden sich deshalb auch z.B. in den Mythen und Märchen aller Völker wieder. Die Anzahl solcher kollektiven oder archetypischen Verhaltensweisen ist nach C.G. Jung relativ begrenzt. Bach war nach mehreren Irrtümern am Ende seines Lebens davon überzeugt, die archetypische Ebene der negativen menschlichen Seelenzustände vollständig definiert zu haben. Diese Aussage mag Widerspruch hervorrufen – Tatsache ist: Auf gleicher Ebene sind bisher keine wirklich neuen oder völlig anders gearteten seelischen negativen Gemütszustände bekannt geworden. Angst bleibt Angst, ob vor der Pest im Mittelalter, vor der Tuberkulose um die Jahrhundertwende oder heute vor AIDS. Die 38 negative Gefühlszustände, die Bach definiert hat, beschreiben präzise Symptome, die deutlich auf einen gestörten Energiekreislauf zwischen den verschiedenen menschlichen Wesensebenen hinweisen; mit den Worten Bachs ausgedrückt: Symptome, die Blockaden zwischen „Höherem Selbst“ und „Persönlichkeit“ erkennen lassen. Bachblütentherapie und Psycho-Neuro-Immunologie Bach äußerte, dass die tieferen Ursachen für Krankheit in einer Fehlorganisation gewisser Funktionsabläufe im Gehirn zu suchen seien, die durch Negativ-Stimmungen wie Besorgtheit, Furcht, Schock oder Angespanntheit ausgelöst wird. Damit formuliert Bach das, was heute unter dem Namen Psycho-Neuro-Immunologie als Teilgebiet der Psychophysiologie mit wachsendem Interesse erforscht wird. Negative Gefühle und Stress haben einen direkten Einfluss auf das Immunsystem. Ebenso besteht eine direkte Verbindung zwischen Nervenzellen und Immunsystem. Seite 24/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Die Psychiater Franz Resch und Harald Aschauer aus Wien konnten aufzeigen, dass die Konzentration der „Killer-Zellen“ im Immunsystem, deren Anzahl als ein zentrales Maß für die zelluläre Abwehr des Körpers gilt, durch Gefühle der Trübsal und Melancholie deutlich reduziert wird. Ein weiteres Ergebnis der medizinischen Forschung: Länger anhaltende, im Körper gestaute Angst bzw. im Gehirn gespeicherte negative Erfahrungen beeinflusste als situationsbezogene negative Erwartungshaltung das optische Sehen negativ, so dass eine Verschlechterung des Seh- und Wahrnehmungsvermögens zu beobachten war. Die Immunologen und Psychologen Ronald und Janice Glaser erkannten in einer Untersuchung von Medizinstudenten in Prüfungssituationen „Prüfungsstress hinterlässt so etwas wie einen Fingerabdruck im Immunsystem, der nicht nur kurz, sondern etwa einen Monat lang anhält. Je einsamer sich Medizinstudenten fühlten, desto stärker wurde ihr Immunsystem durch die Anstrengung der Prüfung geschwächt.“ (Holler, Das neue Gehirn, 1989) Bemerkenswert im Zusammenhang mit den Erkenntnissen von Edward Bach ist schließlich auch die These von Orm Berghold, dass ein unter Einwirkung von Stress dauernd erhöhter Cortisolspiegel die Ursache – nicht die Folge – gewisser chronischer Krankheiten ist. Die von ihm vorgelegte Liste von Symptomen, welche an erhöhtem Cortisolspiegel leidende Personen aufweisen können, stimmt – wie die folgende Aufstellung zeigt – fast wörtlich mit den Formulierungen der 38 Bach´schen Seelenzustände überein. Auch einige Krankheiten, bei denen nach Bergold als Mitursache ein erhöhter Cortisolspiegel erkannt oder vermutet wurde, lassen sich erfahrungsgemäß besonders gut mit der Bachblütentherapie erreichen, z.B. Psoriasis, Stottern, Ulcus duodeni, rezidivierender Herpes sowie peridontale Zahnfleischerkrankungen. In der Anamnese werden folgende 38 Fragen über die negativen (sehr sensiblen) Seelenzustände der Patienten gestellt (Tab. 6): Seite 25/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Seelenzustände Man versucht, quälende Gedanken und innere Unruhe hinter einer Fassade von Fröhlichkeit und Sorglosigkeit zu verbergen. (Beängstigung, Betriebsamkeit, Unruhe) Man hat unerklärliche vage Ängstlichkeit, Vorahnungen; geheime Furcht vor irgendeinem drohenden Unheil. (Unspezifische Angst, Vorahnungen) Man verurteilt andere ohne jedes Mitgefühl, ist überkritisch und wenig tolerant. (Kritiksucht) Man kann nicht „nein“ sagen. Schwäche des eigenen Willen; Überreaktion auf die Wünsche anderer. Man hat zu wenig Vertrauen in die eigene Meinung. Es fällt schwer, innerlich loszulassen; man hat Angst vor seelischen Kurzschlusshandlungen; unbeherrschte Temperamentsausbrüche. (Selbstmordgedanken, fixe Ideen) Man macht immer wieder die gleichen Fehler, weil man seine Erfahrungen nicht wirklich verarbeitet und nicht genug daraus lernt. (Lernschwierigkeiten, Stottern) Man erwartet von seiner Umgebung volle Zuwendung und bricht in Selbstmitleid aus, wenn man seinen Willen nicht bekommt. Besitzergreifende Persönlichkeitshaltung, sie sich gerne einmischt und manipuliert. (Übertriebene Vorwürfe, Selbstmitleid) Man ist mit den Gedanken woanders; zeigt wenig Aufmerksamkeit für das, was um einen herum vorgeht. (Geistesabwesenheit, Konzentrationsmangel) Man fühlt sich innerlich oder äußerlich beschmutzt, unrein oder infiziert. Detailkrämer (Abneigung gegen sich selbst) Man hat das vorübergehende Gefühl, seiner Aufgabe oder Verantwortung nicht gewachsen zu sein. (Mutlosigkeit) Man ist skeptisch, zweifeln, pessimistisch, leicht entmutigt. (Vertrauensmangel, häufige Zweifel) Man ist ohne Hoffnung, hat resigniert – „es hat doch keinen Zweck mehr“ – Gefühle. (Gefühl von Hoffnungslosigkeit) Man ist selbstbezogen, völlig mit sich selbst beschäftigt, braucht viel Publikum; „das bedürftige Kleinkind“. (Egozentrisches Wesen, Geschwätzigkeit) Man ist gefühlsmäßig irritiert. Eifersucht, Misstrauen, Hass- und Neidgefühle. (Häufiger Hass, Rachsüchtigkeit, Zorn) Man hat Sehnsucht nach Vergangenem; Bedauern über Vergangenes; man lebt nicht in der Gegenwart. Man glaubt, man wäre zu schwach, um die täglichen Pflichten zu bewältigen, schafft es dann aber doch. Man ist ungeduldig, leicht gereizt, zeigt überschießende Reaktionen. (Reizbarkeit, häufige Ungeduld) Man hat Minderwertigkeitskomplexe, Erwartungen von Fehlschlägen und Mangel an Selbstvertrauen. Man ist schüchtern, scheu, furchtsam, zurückhaltend, hat viele kleine Ängstlichkeiten. (Schüchternheit, Weinerlichkeit) Seite 26/63 Korrespondierende Pflanzen Agrimony Aspen Beech Centaury Cerato Cherry Plum Chestnut Bud Chicory Clematis Crab Apple Elm Gentian Gorse Heather Holly Honeysuckle Hornbeam Impatiens Larch Mimulus Günther Lang, MSc Thesis 2012 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Perioden tiefer Traurigkeit kommen und gehen ohne erkennbare Ursache. (häufige Traurigkeit, Melancholie) Man fühlt sich als niedergeschlagener und erschöpfter Kämpfer, der trotzdem weitermacht und nie aufgibt. (verkrampftes Wesen) Man fühlt sich ausgelaugt und erschöpft, „Alles ist zuviel“. (Entkräftung, Erschöpfung) Man macht sich Vorwürfe, hat Schuldgefühle. (Selbstbeschuldigung, Selbstvorwürfe) Man macht sich mehr Sorgen um das Wohlergehen anderer Menschen als um das eigene. Man ist in innerer Panik, Terrorgefühle. (Panikstimmung) Man ist hart zu sich selbst; hat strenge oder starre Ansicht, unterdrück vitale Bedürfnisse. Man ist unschlüssig, sprunghaft, innerlich unausgeglichen, Meinung und Stimmung wechseln von einem Moment zum anderen. (Launenhaftigkeit, Gleichgewichtsstörungen) Man hat eine seelische und körperliche Erschütterung noch nicht verkraftet. „Der Seelentröster“. (Betäubung, Überempfindlichkeit) Man glaubt, die Grenzen dessen, was ein Mensch ertragen kann, seien nun erreicht. Innere Ausweglosigkeit. (Seelenqual) Im Übereifer, sich für eine gute Sache einzusetzen, treibt man Raubbau mit seinen Kräften; reizbar bis fanatisch. (nervöse Gespanntheit) Man ist eine starke Persönlichkeit, dominierend, ehrgeizig; will unbedingt seinen Willen durchsetzen. (Unduldsamkeit, gewalttätiges Benehmen) Man lässt sich verunsichern; Beeinflussbarkeit und Wankelmut während entscheidender Neubeginnphasen im Leben. Man zieht sich innerlich zurück; isoliertes Überlegenheitsgefühl. (Verschlossenheit) Bestimmte Gedanken kreisen unaufhörlich im Kopf, man wird sie nicht wieder los; innere Selbstgespräche und Dialoge. (Wiederholung der gleichen Gedanken) Man ist unklar in seinen Zielvorstellungen, innerlich unzufrieden, weil man seine Lebensaufgabe nicht findet. (Unsicherheit, Überdrüssigkeit) Man fühlt sich apathisch, teilnahmslos. Innere Kapitulation. (Gleichgültigkeit, Apathie) Mustard Man ist verbittert, rollt und fühlt sich als „Opfer des Schicksals“. (Verbitterung, mürrisches Wesen) Man ist durch Schreck und schockierende Erlebnisse aus dem Gleichgewicht gekommen. Man ist in innerer Spannung weil Aufregendes bevorsteht. Willow Tab. 6: Fragebogen über die Seelenzustände der Patienten. Erklärung im Text. Seite 27/63 Oak Olive Pine Red Chestnut Rock Rose Rock Water Scleranthus Star of Bethlehem Sweet Chestnut Vervain Vine Walnut Water Violet White Chestnut Wild Oat Wild Rose Rescue-Tropfen Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Erklärungsmodelle der Funktionsweise Bach selbst erklärte, dass die von ihm ausgewählten Pflanzen „die Gefäße aufschließen, die eine größere Einheit zwischen Seele und Körper erlauben.“ Die Bachblütentherapie bewirkt eine bioenergetische Harmonisierung fehlerhafter Informationskybernetik über das Limbische System oder direkt im Hypothalamus. In der esoterischen Heilkunst, z.B. der Madaznan-Lehre, wird in ähnlichem Zusammenhang allerdings auch auf „die wichtige modulierende Rolle der Epiphyse – als Verbindungsinstanz zur geistigen Natur des Menschen“ – hingewiesen. Die Bachblütenkonzentrate geben eine Beschleunigung der Schwingungsfrequenz von gewissen blockierten oder „festgefrorenen“ Anteilen unseres bioenergetischen Feldes weiter. Bach formuliert es folgendermaßen: „Die schönen Schwingungen unseres Höheren Selbst durchfluten unsere Persönlichkeit mit den Tugenden, die wir nötig haben, um dadurch unsere Charaktermängel auszuwaschen“. Es liegt daher nahe, die Bachblütentherapie als eine Reinigungs- oder Ausleitungstherapie der Seelenebene zu bezeichnen. Die Vorstellung, dass sogenannte „Psychotoxine“ oder „seelische Gifte“ ein Teil unseres bioenergetischen Feldes ähnlich verstopfen oder blockieren kann wie StoffwechselToxine den Darm, erscheint als nicht zu weit hergeholt. 3.2. ICD-10 nach WHO Internationale Klassifikation zur 1. Auflage 1993 Im Jahre 1980 erschien die von Rudolf Degkwitz und seinen Mitarbeitern herausgegebene deutsche Übersetzung des psychiatrischen teils der International Classification of Diseases (ICD-9) zugleich mit der amerikanischen Ausgabe von DSM III und leitete eine neue Epoche in der Psychiatrie ein. Die ICD-9-Klassifikation wurde seither in weiten Bereichen der deutschsprachigen Psychiatrie benutzt und hat zu fruchtbaren Diskussionen geführt. Zahlreiche als Schwächen erkannte Besonderheiten dieses Diagnoseschlüssels veranlassten die Weltgesundheitsorganisation in den vergangenen Jahren, eine vollständig neue Klassifikation zu erarbeiten, die nunmehr als ICD-10 in deutscher Übersetzung vorliegt. Die somatische wie psychosomatische Störungen und darüber hinaus alle Erkrankungen umfassende Internationale Klassifikation wird wahrscheinlich im Verlauf des Jahres 1993 offiziell eingeführt werden. Da sich die Bundesrepublik Deutschland als Mitglied der Weltgesundheitsorganisation bisher auf das ICD-System festgelegt hatte, wird auch diese Fassung voraussichtlich zur offiziellen Diagnosenklassifikation und damit in weiten Bereichen verbindlich werden. Seit vielen Jahren hat sich die Diagnosenkommision der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde (DGPN) unter dem Vorsitz von Prof. Dr. med. Horst Dilling eingehend mit den von der WHO in die Wege geleiteten Veränderungen des ICD-Systems befasst und diese innerhalb der Gesellschaft zur Diskussion gestellt. Horst Dilling ist ebenfalls federführender Herausgeber des Kapitels V und konnte insbesondere für den Abschnitt über psychische Störungen – Kapitel F (V) – zahlreiche in der klinischen Erfahrung begründete Veränderungsvorschläge einbringen. Seite 28/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Mit dieser neuen operationalen Klassifikation psychischer Störungen wird ein hohes Niveau erreicht. Ich wünsche den Herausgebern, dass ihre Mühen durch ein lebhaftes Echo, fruchtbare wissenschaftliche und ärztliche Diskussionen und eine weite Verbreitung belohnt werden. Für die mühselige editorische Übersetzungsarbeit danke ich den drei Herausgebern H. Dilling, W. Mombour und M. H. Schmidt, wie auch ihren Mitarbeitern von Herzen. Prof. Dr. Uwe Peters Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde (DGPN) 3.3 . Die 14 Grundbedürfnisse des Kindes nach Sulz (1994) Was braucht der Mensch? Klinische Psychologie ohne Entwicklungspsychologie wurde und wird erstaunlicherweise ausgiebig betrieben. Allerdings gibt es eine neue Disziplin der „Developmental Psychopathology“ (Lewis and Miller, 1990) bzw. der „klinischen Entwicklungspsychologie“ (Kruse, 1991), die versucht, Ursachen psychischer Störungen in der Kindheit ausfindig zu machen. Ohne hier einen Abriss der Entwicklungspsychologie und der Motivationspsychologie geben zu können und zu wollen, versuchen wir einigen bedeutsamen Fragen nachzugehen. Wir grenzen die Anzahlt der uns interessierenden menschlichen Bedürfnisse auf mehrfache Weise ein. Zum einen interessieren uns vorrangig die primär zur Homöostase benötigten, zum anderen interessiert uns nicht die körperliche Homöostase (Hunger, Durst, Schlaf, Ausscheidung, Wärme), sondern nur die psychischen Bedürfnisse. Und zum dritten interessieren uns von den psychischen Bedürfnissen nur diejenigen, die soziale Bedürfnisse in dem Sinne sind, dass ich „es“ von einem anderen Menschen brauche. Die in diesem Sinne nicht sozialen Bedürfnisse wie Spieltrieb, Neugier, Bewegungs- und Abenteuerlust sind nur insofern für uns wichtig, als Eltern die Entfaltung der aktiven Befriedigung dieser Bedürfnisse systematisch einengen oder gar im Keim ersticken können. Man mag die Einteilung als willkürlich empfinden; berücksichtigt man jedoch, dass es lediglich um einen Ordnungsversuch geht, bei dem wichtig war, alles was für die kindliche Entwicklung bedeutsam ist, zu sammeln und die Art und Weise, in der Eltern entwicklungsfördernd oder entwicklungshemmend sein können, aufzuzeigen, so wird man das Wesentliche unterbringen können, auch wenn man selbst die Kategorisierung etwas anders vollziehen würde und den Bedeutungsruf einzelner Bedürfnisse anders definieren würde. Wieder geht es nicht um eine Taxonomie, die wissenschaftliche Gültigkeit beansprucht, sondern um eine Heuristik, die hilft, weitere Betrachtungen anzustellen und diese kommunizierbar zu machen. Beginnen wir mit dem Neugeborenen. Welche Bedürfnisse hat es außer den körperlichen MutterKind-Beobachtungen (Stern, Hofer, 1985, Stern, 1991) zeigen, dass Säuglinge auf ihre Mutter eindeutig anders reagieren als auf andere Menschen, dass eine Kommunikation zwischen beiden abläuft, die die Mutter allerdings gar nicht verbalisieren könnte. Die vom äußeren Beobachter zwar wahrnehmbare, aber nicht einfühlbare, ganz besondere Beziehung zwischen Säugling und Mutter befriedigt dessen erstes elementares Bedürfnis: willkommen sein, angenommen, dazu gehören. (Sulz, 1994) Seite 29/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 3.3.1. Abhängigkeits- und Autonomiebedürfnisse Die 14 Grundbedürfnisse des Kindes sind aufgeteilt in 7 Abhängigkeitsbedürfnisse (Zugehörigkeitsbedürfnisse) und 7 Autonomiebedürfnisse. Die Nr. 1 „Willkommen – Dazu gehören“ ergibt bei Nichtstillung lt. Sulz bei Nr. 1 spätere Verhaltenstendenzen, eher schizoid (beziehungsmeidend, Misstrauensrational), die Nr. 7 „Wertschätzung, Bewunderung und Lob ergibt lt. Sulz bei Nichtstillung fehlendes Selbsteffizienzgefühl evtl. extremer Ehrgeiz, die Nr. 9 „Selbstbestimmung – Freiraum ergibt lt. Sulz bei Nichtstillung passiv-aggressives Verhalten (sich fügen, aber mit großem Sträuben) oder zwanghaft (Wut durch zwanghaftes neutralisieren) und die Nr. 14 „ein Gegenüber (Beziehung), den anderen lieben“ ergibt lt. Sulz bei Nichtstillung vorwurfsvoll in Beziehungen auf Abgrenzungen zu reagieren. Nr. 1 Abhängigkeitsbedürfnisse, Zugehörigkeitsbedürfnisse Willkommen sein, Dazu gehören Nr. 8 2 3 4 5 6 7 Geborgenheit, Wärme Schutz, Sicherheit, Zuverlässigkeit Liebe erhalten Aufmerksamkeit, Beachtung Empathie, Verständnis Wertschätzung, Bewunderung, Lob 9 10 11 12 13 14 Autonomiebedürfnisse, Bedürfnisse nach Unterscheidung Selbst machen, selbst können (Selbsteffizienz) Selbstbestimmung, Freiraum Grenzen setzen, Normen vermitteln Gefordert und gefördert werden Idealisierung, Vorbild Intimität, Hingabe, Erotik ein Gegenüber (Beziehung), den anderen lieben Tab. 7: Bedürfnisse des Kindes nach Sulz 1994. Erklärung im Text. Die kognitive Sichtweise wird aus Abbildung 5 deutlich. Das Selbstbild, das Weltbild und die Überlegensregel sind kognitive Konstrukte. Versucht man Piagets Theorie (1981) der kognitiven Entwicklung auf die klinische Entwicklungspsychologie anzuwenden, so kommt man – ähnlich wie Aaron T. Beck (Wright und Beck 1986) – zu zwei grundsätzlichen Feststellungen: 1. Kinder haben im Vorschulalter noch eine sehr undifferenzierte Art zu denken. Infolgedessen sind ihre Vorstellungen über das Funktionieren des Weltgeschehens noch sehr unrealistisch. 2. Manche Menschen versäumen es, dieses kindliche Selbst- und Weltbild der allgemeinen psychischen Reifung entsprechend im Lauf der weiteren Kindheits- und Jugendjahre zu modifizieren. Trotz oft sehr guter Intelligenz und Auffassungsgabe bleiben bei diesen Menschen einige – für ihre Lebensgestaltungen zentrale Aspekte ihres Selbst- und Weltbilds durch die ganze Episode des Erwachsenenlebens in dieser undifferenzierten und unrealistischen Weise aufrecht erhalten. Auf Befragen können nicht Wenige dann doch noch spontan mit Abstand betrachtet und ihren kritischen Erwachsenenverstand sehr wohl einsetzend die Dinge losgelöst vom kindlichen Weltbild beurteilen. In der Situation selbst ist dann aber sofort das unrealistische Zerrbild der Kindheit da und fängt den ganzen Menschen ein – weckt in ihm die entsprechenden kindlichen Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken. Seite 30/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Ein allgemeines Modell der Entstehung psychischer Störungen Eltern (Lerngeschichte) Kind (angeborene Dispostition) Wechselwirkung Kindliches Selbstbild Kindliches Weltbild Grundannahmen über das Funktionieren der Welt Überlebensregel Dauerdilemma Konflikt dysfunktionaler Verhaltensstereotyp Pathogene Lebensgestaltung (pathogene Beziehungsgestaltung) Auslösende Lebenssituation (spezifischer Stressor) psychische Störung Symptombildung Aufrecht erhaltende Bedingungen (positive Konsequenzen, positive und negative Verstärkung: Bewahren von …, Vermeiden von …) Abb. 4: Allgemeines Modell der Entstehung psychischer Störung (Sulz, 1994) Seite 31/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Das Konstrukt der autonomen Psyche Häufig versuchen Psychologen und psychologisierende Ärzte durch kognitive Konzepte die Psyche des Menschen zu verstehen und zu erklären, und überschätzen den Einfluss bewusster gedanklicher Verarbeitung von Erlebnissen und Erfahrungen um ein Vielfaches. Wenn kognitive Theorie und Therapie in diesem kausalen Sinne missinterpretiert werden, kann klinische Psychologie nicht greifen. So groß die menschliche Intelligenz auch ist, bewusstes Denken ist lt. Sulz nicht in der Lage, uns auch nur leidlich durch unsere Menschenleben zu führen. Ganzheitliches Erfassen ist menschlicher Denkart relativ fremd und multimodales Reagieren auf eine situative Anforderung überfordert die Steuerungsfähigkeiten unseres Bewusstseins schon vom Ansatz her. Obwohl kein Zweifel daran besteht, dass wir auf die Regulation unserer körperlichen Prozesse wie Atmung, Kreislaufregulation, Hormonsystem etc. keinen bewussten Einfluss haben, scheint dennoch die Idee vorzuherrschen, dass das psychische System des Menschen offenbar viel simpler aufgebaut sei als das somatische, sodass wir durch unser meist ein- höchstens dreidimensionales Denken in der Lage sein könnten, dessen Steuerung zu übernehmen. Die menschliche Errungenschaft der Sprache hat zwar das menschliche Denkvermögen immer mehr gesteigert und durch ihren eher analytischen Charakter hilft sie wohl die äußere Welt besser zu begreifen, gleichzeitig lenkt sie jedoch die Denkprozesse eher weg von ganzheitlich-systemischen Betrachtungen. Zudem richtet unsere Sprache die Aufmerksamkeit vorzugsweise auf das Denken. Der Fokus liegt immer stärker auf dem gedanklichen Verstehen und Erklären statt dem Erfühlen und Erspüren der Zusammenhänge. Davon ausgehend, dass wir für wesentliche psychische Abläufe noch gar keine Worte haben, uns folglich die Hypothesen fehlen, in dem Sinne, dass wir das uns wörtlich Bekannte wiederfinden, erkennen und benennen können, fehlen uns für unsere Erforschung unserer Psyche auch die Hypothesen. Wir wissen nicht, wonach wir suchen. Unsere (relevanten) Forschungsanliegen lassen sich ehrlicherweise nicht selten auf die Aussage reduzieren: „Wir möchten verstehen, was da wie geschieht.“ Der psychisch gesunde Mensch kann sich auf seine autonome Psyche verlassen: Sie wird ohne sein bewusstes Zutun für eine psychische Homöostase sorgen, wird ihn zuverlässig informieren und auch steuern. Umgekehrt wird er sich mit seiner bewussten Psyche so verhalten, dass das Fließgleichgewicht nicht gestört wird. Wenn wir versuchen, gedanklich nachzuvollziehen und emotional nachzuempfinden, was ein Kind von seinen Eltern braucht – zunächst von der Geburt bis zur Einschulung – so lassen sich folgende Bedürfnisse (Tab. 8 + 9) nennen: Seite 32/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Abhängigkeitsbedürfnisse nach Alter sortiert, in dem das Bedürfnis vorrangig ist: Nr. 1 Alter, in dem das Bedürfnis vorrangig ist ab Geburt 2 Bedürfnis Willkommen sein, Dazu gehören Welches Selbstgefühl entsteht durch Befriedigung? Ich bin willkommen und gehöre dazu. 0 bis 2 Jahre Geborgenheit, Wärme Ich kann Vertrauen haben. 3 1 bis 2 Jahre Ich bin in Sicherheit. 4 5 1 bis 2 Jahre 1 bis 2 Jahre Schutz, Sicherheit, Zuverlässigkeit Liebe erhalten Aufmerksamkeit, Beachtung Ich bin liebenswert. Ich bin beachtens-, hörens- und sehenswert. 6 2 bis 4 Jahre Empathie, Verständnis Ich werde verstanden. 7 2 bis 4 Jahre Wertschätzung, Bewunderung Ich werde geschätzt; was ich tue, wird geschätzt. Zu welchen Entwicklungsschritten befähigt dies? sich in menschlichen Gemeinschaften entfalten zu können mit Selbstvertrauen der Welt neugierig zuwenden können sich von der Familie trennen zu können sich lieben können anderen Menschen mit Selbstachtung entgegentreten können Bedürfnisse & Gefühle spüren und zeigen können (offene Emotionalität) eigenen Gedanken und Ideen vertrauen (kogn. Produktivität und Kreativität) Tab. 8: Abhängigkeitsbedürfnisse sortiert nach Alter. Erklärung im Text. Autonomiebedürfnisse nach Alter sortiert, in dem das Bedürfnis vorrangig ist: Nr. 8 Alter, in dem das Bedürfnis vorrangig ist 2 bis 4 Jahre 9 10 2 bis 4 Jahre 3 bis 4 Jahre 11 ab 4 Jahre Fordern, Fördern Ich stelle mich Herausforderungen; bekomme Förderung. 12 ab 3 Jahre Idealisierung, Vorbild 13 ab 3 Jahre Intimität, Hingabe, Erotik 14 ab 4 Jahre ein Gegenüber (Beziehung), Liebe geben Ich habe Vorbilder, an denen ich mich orientieren kann. Ich bewahre meine Intimität, genieße Erotik und kann/will mich hingeben. Ich liebe. Bedürfnis Selbst machen, selbst können Selbstbestimmung Grenzen setzen, Normen vermitteln Welches Selbstgefühl entsteht durch Befriedigung? Ich kann´s (Selbsteffizienzgefühl) Ich kann über mich bestimmen. Ich kenne meine Grenzen, kann mich an Normen orientieren. Tab. 9: Autonomiebedürfnisse nach Alter sortiert. Erklärung im Text. Seite 33/63 Zu welchen Entwicklungsschritten befähigt dies? Selbstständigkeit Durchsetzungsfähigkeit Orientierung an einer inneren Ethik und an sozialen Normen Aufgaben als Herausforderung erleben, Solidarität Übernahmekulturell und familiär vorgegebene Rollen Hingabefähigkeit zu einer reifen Liebensbeziehung Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Frustration kindlicher Bedürfnisse durch die Eltern: Nr. Bedürfnis frustrierendes Elternverhalten 1 Willkommen sein, Dazu gehören 2 Geborgenheit, Wärme 3 Schutz, Sicherheit, Zuverlässigkeit 4 Liebe erhalten 5 Aufmerksamkeit, Beachtung 6 Empathie, Verständnis 7 Wertschätzung, Bewunderung Das Kind zwar wahrnehmen, aber keine positive Reaktion auf sein Kommen oder Dasein haben oder zeigen Dem Kind fast nie warmherzige Nähe zum Auftanken von emotionaler Wärme anbieten nicht da sein, wenn das Kind Schutz sucht; dem Kind nicht zutrauen, dass es sich allein außer Sichtweite bewegen kann nicht das Gefühl der Liebe spüren und mit diesem Gefühl mit dem Kind in innigen Augen- und Körperkontakt treten sich in Gegenwart des Kindes überwiegend etwas wichtigerem zuwenden völlig aus Erwachsenenperspektive ohne Einfühlungsvermögen dem Kind Anpassung und Verzicht abverlangen kindliche Leistungen nicht lobend würdigen, stattdessen Mängel rügen 8 Selbst machen, selbst können 9 Selbstbestimmung 10 Grenzen gesetzt & Normen vermittelt bekommen Gefordert und gefördert werden 11 12 Idealisierung, Vorbild haben Dem Kind etwas, das es noch nicht so gut kann, aus der Hand nehmen und selbst machen Das Kind keine eigenen Entscheidungen über sich selbst treffen lassen. Dem Kind alles durchgehen lassen, keine Pflichten auferlegen, ihm diese nicht begründen nicht herausfordern, etwas zu probieren, das bisher noch nicht gelangt/gewagt wurde. Keine Hilfestellung geben, damit etwas Schwieriges schließlich gelingt/gelernt wird. kein erstrebenswertes Vorbild hinsichtlich Lebens- und Beziehungsgestaltung sein (stattdessen z.B. selbstunsicher, submissiv, überemotional) Seite 34/63 Emotionale Reaktion des Kindes Angst vor Ablehnung & Feindschaft, Existenzangst, sich ausgeschlossen fühlen Angst vor Alleinsein, Verlustangst, ungeborgen fühlen Angst allein äußeren Gefahren ausgesetzt zu sein, vor Unzuverlässigkeit Angst vor Liebesverlust, sich ungeliebt fühlen Angst vor Nichtbeachtung, sich nicht beachtet fühlen Gefühl, nicht verstanden zu werden, Bedürfnisse nicht zugestanden zu bekommen Angst vor Abwertung und Kritik, Gefühl der Minderwertigkeit Insuffizienzgefühl Gefühl der Unfreiheit und Fremdbestimmtheit, Angst vor Kontrollverlust & Schaden anzurichten tyrannische Einsamkeit Spätere Verhaltenstendenzen eher schizoid (beziehungsmeidend, misstrauische, rational) eher dependent (Nähe & Geborgenheit suchend, unterordnend) sich der Verfügbarkeit von Menschen versichern – nicht allein sein können ambivalent verstrickte Beziehungen entweder graue Maus oder ständig im Mittelpunkt stehen in sich verschlossen fehlendes Selbsteffizienzgefühl, evtl. extremer Ehrgeiz Unselbstständigkeit passiv-aggressiv (sich fügen, aber mit großen Sträuben) oder zwanghaft (Wut durch Zwanghaft. Neutralisieren) in Beziehung unglücklich einsam Überforderungsgefühl passiv etwas hervorbringen zu müssen, ohne jemals vorgemacht bekommen zu haben, wie es geht Identitätsprobleme (z.B. Geschlechtsrolle), auf äußere Idole fixiert bleiben Günther Lang, MSc Thesis 2012 13 Intimität, Hingabe, Erotik 14 Ein Gegenüber (Beziehung), Liebe geben Intimgrenzen durchbrechen, sexueller Missbrauch, körperfeindliche Distanz Bei bestehendem intensivem Beziehungswunsch das Kind abweisen (z.B. aus Inzestangst) Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Scham, Hingabeangst entweder sich promiskuitiv anbietend oder jegliche körperliche Nähe panisch meidend abgewiesen fühlen vorwurfsvoll in Beziehungen auf Abgrenzungen reagierend Tab.10: Frustration kindlicher Bedürfnisse durch die Eltern. Erklärung im Text. (Sulz, 1994) Seite 35/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 4. METHODIK 4.1. Design Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine retrospektive Beobachtungsstudie. Die Studie wurde anhand einer Patientenkartei in der Psychotherapiepraxis des Autors durchgeführt. 4.2. Teilnehmer 100 Patienten: 50 Krebs (K-) und 50 Vergleichs (V-) Patienten; Jeweils 1/3 männlich und 2/3 weiblich; Alter K-Patienten: 41 – 78 Jahre, davon 40 % 61-78 Jahre weiblich und 24 % 41-50 Jahre männlich. Alter V-Patienten: 21 – 82 Jahre, davon 22 % 51-60 Jahre weiblich und 18 % 61-82 Jahre männlich. 4.3. Durchführung Die 50 K-Patienten und die 50 V-Patienten wurden aus einem 1-Jahres-Patientenstamm von ca. 800 Personen durch eine neutrale Person (blind) ausgesucht. Psychologische Befundung 1. Bachmittel: Die Teilnehmer wurden anamnetisch den 38 Mitteln nach Dr. Edward Bach zugeordnet. 2. Psychologischer Befund nach ICD-10: Die Teilnehmer wurden anamnetisch den Klassifikationen des ICD-10 zugeordnet. 3. Grundbedürfnisse: Die Teilnehmer wurden anamnestisch den „14 Grundbedürfnissen des Kindes“ zugeordnet. Vorbereitung der Auswertung 1. Bachmittel: Im Weiteren wurden jene Bachmittel berücksichtigt (N=5), in deren Kategorie jeweils mind. 2/3 der Teilnehmer der Gruppe K-Patienten fallen. 2. Psychologischer Befund nach ICD-10: Im Weiteren wurden jene ICD-10-Klassifkationen berücksichtigt (N=2), in deren Kategorie jeweils mind. 2/3 der Teilnehmer der Gruppe K-Patienten fallen. 3. Grundbedürfnisse: Im Weiteren wurde jene Grundbedürfnisse des Kindes berücksichtigt (N=7), in deren Kategorie jeweils mind. 2/3 Teilnehmer der Gruppe der K-Patienten fallen. Seite 36/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 4.4. Statistische Analyse Es wurde eine Vierfeldertafel-Analyse zum Zusammenhang zwischen K- und V-Patienten einerseits und der Zuordnung zu den einzelnen Typen (gemäß 5 Bachmitteln, bzw. 2 ICD-10 Klassifikationen bzw. 7 Grundbedürfnissen) andererseits mittels Chi-Quadrat durchgeführt (siehe Beispieltafel). Krebs- Vergleichspatienten Typ x ja 37 33 Typ x nein 13 17 Tab. 11: Beispieltafel. Erklärung im Text. Eine Vierfeldertafel ist ein Schema mit vier Feldern (Zellen) zur Darstellung zweier dichotomer Merkmale in zwei Stufen, wobei die vier Felder die Häufigkeiten der Merkmalskombinationen enthalten. Der Chi-Quadrat-Test ist ein Anpassungstest. Mit ihm lässt sich prüfen, ob die beobachtete Verteilung einer vorgegebenen Verteilung entspricht. Dieser Test ist anwendbar für kategoriale oder auch für kontinuierliche Merkmale die klassifiziert wurden. P-Werte beziehen sich auf die Korrelation zwischen der Zugehörigkeit zur K- oder V-Gruppe und der anamnestischen Zuordnung zum jeweiligen Bachmittel, ICD-10-Klassifikation und den Grundbedürfnissen des Kindes nach Sulz. Der p-Wert ist eine Wahrscheinlichkeit und nimmt daher Werte zwischen Null und Eins an. Der Wert wird bestimmt durch die gezogene Stichprobe. Er deutet an, wie wahrscheinlich es ist, ein solches Stichprobenergebnis oder ein noch extremeres zu erhalten, wenn die Nullhypothese wahr ist. Ein häufiges Missverständnis ist die Gleichsetzung dieser Aussage mit der falschen Behauptung, der pWert würde angeben, wie wahrscheinlich die Nullhypothese bei Erhalt dieses Stichprobenergebnisses ist. Mit dem p-Wert wird also angedeutet, wie extrem das Ergebnis ist: je kleiner der p-Wert, desto mehr spricht das Ergebnis gegen die Nullhypothese. In verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen haben sich festgesetzte Grenzen etabliert, wie 5 %, 1 % oder 0,1 %, die verwendet werden, um Entscheidungen zu treffen, ob die Nullhypothese abgelehnt werden kann. Wenn die Nullhypothese verworfen wird, wird das Resultat als statistisch signifikant bezeichnet. Signifikant bedeutet hierbei lediglich überzufällig. Die Größe des p-Werts gibt keine Aussage über die Größe des wahren Effekts. Seite 37/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 5. ERGEBNISSE 5.1. Bachblüten Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationen von K- und V-Patienten zu den lt. Methode ausgewählten Bachmitteln. Nr. Bachblütenmittel negativer Seelenzustand angesprochen in % p-Wert 6 Cherry Plum Kirschpflaume Es fällt schwer innerlich loszulassen; man hat Angst vor seelischen Kurzschlusshandlungen; unbeherrschte Temperamentsausbrüche Man fühlt sich innerlich oder äußerlich beschmutzt, unrein oder infiziert. Detailkrämer Man ist ungeduldig, leicht gereizt, zeigt überschießende Reaktion. K: 100 V: 100 > 0,05 K: 98 V: 90 > 0,05 K: 90 V: 78 < 0,02 Man hat eine seelische und körperliche Erschütterung noch nicht verkraftet. „Der Seelentröster! Man ist verbittert, grollt und fühlt sich als „Opfer des Schicksals“. K: 100 V: 98 > 0,05 10 18 29 38 Crab Apple Holzapfel Impatiens Drüsentragendes Springkraut Star of Bethlehem Goldiger Milchstern Willow Gelbe Weide K: 100 V: 6 < 0,001 Tab. 12: Korrelation zu Bachmitteln. Erklärung im Text. Die Tab. 2 zeigt eine signifikante Korrelation (p = < 0,02) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und Bachmittel Nr. 18 (Impatiens, Drüsentragendes Springkraut – „man ist ungeduldig, leicht gereizt, zeigt überschießende Reaktion“) und eine hochsignifikante Korrelation (p = < 0,001) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und Bachmittel Nr. 38 (Willow, gelbe Weide – „man ist verbittert, grollt und fühlt sich als Opfer des Schicksals“). (Abb. 1) Zu den weiteren Bachmitteln zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang (p = > 0,05) Bachmittel Nr. 18 bzw. 38 100% 90% 100% 78% K-Patienten 50% 6% 0% Nr. 18 Nr. 38 Abb. 5: K- und V-Patienten und die Zuordnung zu Bachmittel Nr. 38 Willow Seite 38/63 V-Patienten Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Krebserkrankungen in der graphischen Darstellung sowie die statistische Auswertung. Unter Krebs versteht man alle bösartigen Neubildungen des Körpers. In Deutschland liegt die Inzidenz bei Frauen ungefähr 195.000, bei Männern liegt sie mit ca. 200.000 etwas höher. Das mittlere Erkrankungsalter für Krebs insgesamt wird für Frauen mit 67 Jahren angegeben, für Männer mit 66 Jahren (Bertz 2004). Schätzung der altersspezifischen Inzidenz in Deutschland 2000 Erkrankungen pro 100.000 in Altersgruppen 3500 3000 2500 2000 Männer 1500 Frauen 1000 500 0 Abb. 6: Schätzung der altersspezifischen Inzidenz von Krebs in Deutschland 2000 (Bertz 2004) Inzidenz bei den 50 K-Patienten 20 20 18 16 14 12 12 Männer 10 Frauen 8 6 4 5 5 5 3 2 0 41-50 51-60 61-78 Abb. 7: Anzahl der Krebserkrankungen in den Altersgruppen der 50 K-Patienten in dieser Studie Seite 39/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Bachblüte Nr. 38 „Willow“ Die Studie nimmt Bezug auf die Auswertung der zu 2/3 der K-Patienten angesprochenen 11 Bachmittel aus 38 Mitteln. Die 50 K-Patienten sprachen zu 100 % das Mittel Nr. 38 „Willow“ an. Dieser negative Seelenzustand wie Verbitterung, Groll und sich als Opfer des Schicksals zu fühlen, fanden auch bei den Studien in dieser Forschung Bestätigung. Andere negative Willow-Zustände: Man hadert mit seinem Schicksal und grollt innerlich. Willow-Betroffene können nicht verstehen, dass andere Leute so fröhlich und unbeschwert sein können, man nimmt es ihnen übel und ist versucht, ihnen die gute Laune zu verderben. Dr. Bachs Blütenmittel 100 100 100 90 60 50 90 82 80 70 98 100 100 98 90 66 74 72 72 66 78 70 84 86 76 78 48 V-Patienten in % K-Patienten in % 40 30 20 6 10 0 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 6 Nr. 10 Nr. 12 Nr. 17 Nr. 18 Nr. 21 Nr. 27 Nr. 29 Nr. 38 Abb. 8: 11 angesprochene Dr. Bachs Blütenmittel im Vergleich K- zu V-Patienten Seite 40/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 5.2. F 60.0 und F 60.81/ICD-10 nach WHO ICD-10-Klassifikation Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationen von K- und V-Patienten zu den lt. Methode ausgewählten ICD-10-Klassifikationen nach WHO. Klassifikation Persönlichkeitsstörung Merkmal angesprochen in % p-Wert F 60.0 Paranoide K: 100 V: 6 < 0,01 F 60.81 Passiv-aggressive Wahnideen, Wahnsinn, Verrücktheit negativistisches Verhalten K: 64 V: 38 < 0,01 Tab. 13: Korrelationen zu ICD-10-Klassifikationen. Erklärung im Text. Es zeigt sich eine hoch signifikante Korrelation (p = < 0,01) zwischen der Zugehörigkeit zur KGruppe und der Klassifikation F 60.0 (paranoide Persönlichkeitsstörung) und F 60.81 (Passivaggressives-negativistisches Verhalten). F 60.0 bzw. F 60.81 100% 64% 100% 80% K-Patienten 38% 60% 40% V-Patienten 6% 20% 0% F 60.0 F 60.81 Abb. 8: K- und V-Patienten und die Zuordnung zu F 60.0 und F 60.81 aus ICD-10 Internationale Klassifikation psychischer Störungen nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Anamnese konnten bei 5 Klassifizierungen ein Zusammenhang zu den Bachmitteln gefunden werden. Bei F60.0 und F 60.81 konnte eine Signifikanz festgestellt werden. Seite 41/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Paranoide Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 WHO/F60.0 (Wahnideen, Wahnsinn, Verrückheit) 1. Übertriebene Empfindlichkeit bei Rückschlägen und Zurücksetzung, 2. Neigung zu ständigem Groll, z.B. wegen der Weigerung der Betreffenden, Beteiligungen, Verletzungen oder Missachtungen durch andere zu verzeihen, 3. Misstrauen und eine starke Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missgedeutet werden, 4. streitsüchtiges und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf die eigenen Rechte, 5. häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners, 6. Tendenz zu stark überhöhtem Selbstwertgefühl, das sich in ständiger Selbstbezogenheit zeigt, 7. Inanspruchnahme durch ungerechtfertigte Gedanken an Verschwörungen als Erklärungen für Ereignisse in der näheren Umgebung und in aller Welt. Dazugehörige Begriffe: expansiv-paranoische Persönlichkeit(sstörung) fanatische Persönlichkeit(sstörung) paranoide Persönlichkeit(sstörung) querulatorische Persönlichkeit(sstörung) sensitiv-paranoische Persönlichkeit(sstörung) Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung/F60.81 (negativistische) Eine Persönlichkeitsstörung, auf die mind. 5 der folgenden 7 Kriterien zutreffen: 1. Verschleppung von Routineaufgaben (auf die andere warten) 2. ungerechtfertigter Protest gegen gerechtfertigte Forderungen 3. Trotz, Reizbarkeit oder Streitlust bei unwillkommenen Bitten 4. Kritik oder Verachtung von Autoritätspersonen 5. langsame oder schlechte Arbeit an unliebsamen Aufgaben 6. Nichtleisten eigener Anteile an gemeinsamen Aufgaben 7. Verpflichtungen werden „vergessen“. Seite 42/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 5.3. Die Zuordnung nach den 14 Grundbedürfnissen des Kindes nach Sulz Die 14 Grundbedürfnisse nach Sulz Die folgende Tabelle zeigt die Korrelation von K- und V-Patienten zu den lt. Methode ausgewählten Grundbedürfnissen nach Sulz. Nr. Grundbedürfnis Angesprochen in % p-Wert 1 Willkommen sein, Dazu gehören Geborgenheit, Wärme Schutz, Sicherheit, Zuverlässigkeit Wertschätzung, Bewunderung, Lob Selbst machen, selbst können Selbstbestimmung, Freiraum Ein Gegenüber (Beziehung), den anderen lieben K: 86 V: 78 K: 90 V: 78 K: 72 V: 56 K: 92 V: 62 K: 90 V: 82 K: 92 V: 66 K: 94 V: 58 < 0,05 2 3 7 8 9 14 > 0,05 > 0,05 < 0,01 > 0,05 < 0,01 < 0,01 Tab. 14: Korrelation zu den Grundbedürfnissen des Kindes. Erklärung im Text. Es zeigt sich eine signifikante Korrelation (p < 0,05) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und dem nicht erfüllten Grundbedürfnisses Nr. 1 (Willkommen sein, Dazu gehören) und eine hoch signifikante Korrelation (p < 0,01) zwischen der Zugehörigkeit zur K-Gruppe und dem Grundbedürfnis Nr. 7 (Wertschätzung, Bewunderung, Lob), Nr. 9 (Selbstbestimmung, Freiraum) und Nr. 14 (ein Gegenüber (Beziehung), den anderen lieben). Zu den anderen Grundbedürfnissen des Kindes zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang (p > 0,05). Grundbedürfnisse Nr. 1, 7, 9 bzw. 14 92% 86% 100% 70% 62% 94% 92% 66% 58% K-Patient 50% V-Patient 0% Nr. 1 Nr. 7 Nr. 9 Nr. 14 Abb. 9: K- und V-Patienten und die Zuordnung zu nicht erfüllten Grundbedürfnissen Seite 43/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 5.3.1. Das Bedürfnis Nr. 1 (Willkommen sein, dazugehören) Willkommen sein ist für manche Kinder schon eine sehr positive Formulierung. Manche Neugeborenen und Säuglinge erfahren gerade noch, dass ihre Existenz zugelassen wird, dass sie am Leben gelassen werden. Subsumieren wird das Bedürfnis nach Existenzberechtigung zu diesem Bedürfnis, so wird das Konstrukt recht heterogen. Wir haben dann nicht nur die selbstunsicheren Persönlichkeiten erfasst, sonder auch die schizoiden, schizotypischen und insgesamt psychosenahen Menschen bzw. diejenigen, die später eine Psychose entwickeln. Wenn nicht einmal das eigene Existieren, das Dasein, von der Mutter akzeptiert werden kann, wenn es für die Mutter besser wäre, würde das Kind nicht existieren, so sind dagegen alle anderen Bedürfnisse Luxus. Die Entwicklung der gesamten Psyche des Kindes wird deshalb unter dem Vorzeichen des psychischen Überlebens stehen. Alle Fähigkeiten, die entwickelt werden, müssen dazu dienen, die Existenz zu sichern bzw. die Existenzangst zu reduzieren. Das Leben eines solchen Kindes steht unter Vorzeichen, die wir nicht nachempfinden können. Das unvorstellbare Ausmaß der Bedrohung, die permanent das Leben und Erleben eines solchen Kindes durchdringt, führt auch zum Aufbau eine von der „Normal“-Psyche völlig verschiedenen intrapsychischen Regelkreises zur Aufrechterhaltung der psychischen Homöostase. Es scheint ein banales Beispiel zu sein, aber Angst, Bedrohung, Hass, Destruktion laufen bei ihnen so grundsätzlich anders ab, wie nassgespritzt werden durch eine Spritzpistole verschieden ist von zerfetzt werden durch eine Bombe. Es gibt also nur eine Berechtigung, diese beiden Teilkonstrukte zusammenzufassen: Wenn es einen kontinuierlichen Übergang zwischen den beiden Arten der Frustration des Bedürfnisses nach Willkommen sein. Dabei zeigt sich gerade bei den Nicht-Willkommenen umso mehr ein Dazugehören wollen, entsprechend der Sündenbock-Funktion in Familien. Wir können festhalten, dass manche Eltern aufgrund ihrer eigenen Bedürftigkeit nicht auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen können. Oder: Persönlichkeitsstörungen der Eltern führen zu einem gestörten Familiensystem, in dem Kinder nicht zu einer gesunden Persönlichkeit heranwachsen können. Das Bedürfnis „willkommen sein, dazugehören“ ist wie alle Bedürfnisses kein notwendigerweise bewusst wahrgenommenes und artikuliertes Bedürfnis, also keine „Regelgröße“ der bewussten, willkürlichen Psyche, was die autonome Psyche unter anderem zur Aufrechterhaltung ihrer Homöostase benötigt. Dagegen müssen die bewusst wahrgenommenen und ausgedrückten Bedürfnisse nicht mit den „wahren“ Bedürfnissen korrelieren. Der Mensch entwickelt im Lauf des Lebens eine große Zahl von „instrumentellen“ Bedürfnissen, die nur dazu dienen, den Menschen zu instrumentellen Verhalten zu motivieren, das indirekt das eigentlich zur Homöostase Gebrauchte beschaffen soll. So mag die Sportbegeisterung eines Jugendlichen dazu dienen, zugleich aggressives und sexuelles Potential einer partiellen Spannungsabfuhr zuzuführen, dadurch nicht nur Konflikte mit der sozialen Umwelt zu vermeiden, sondern auch ein Gefühl von Selbsteffizienz herzustellen. Das heißt das Bedürfnis nach sportlicher Betätigung dient als Instrument, um aggressive, sexuelle und Selbsteffizienzbedürfnisse zu befriedigen. Seite 44/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 5.3.2. Das Bedürfnis Nr. 7 (Wertschätzung, Bewunderung, Lob) Willkommen sein, geborgen sein, geschützt sein, geliebt sein, beachtet sein, verstanden werden tut dem Kind gut und schafft entwicklungsfördernde Bedingungen, gibt ihm aber kein Feedback für das, was es tut und wie es das tut. Neben all diesen bedingungslosen Bedürfnisbefriedigungen oder Verstärkungen beginnen allmählich differentielle Reaktionen der Umwelt durch die das Kind schnell lernt, welche Handlungen bewundernswert sind und wodurch es Lob erzielen kann. Doch muss ein Teil der Wertschätzung und Bewunderung auch noch bedingungslos erfolgen. „Ich schätze dich so, wie du bist. Ich freue mich über dich und bewundere dich.“ Es reicht nicht, dass Handlungen und Leistungen geschätzt werden. Und es reicht auch nicht, dass ein Mensch nur durch seine Taten Wertschätzung erringen kann, auch wenn dies bei Erwachsenen Usus ist. Meist fällt es Erwachsenen auch nicht schwer, die Kinder ab dem Krabbelalter bis kurz nach dem Gehen lernen uneingeschränkt zu bewundern. Eltern und Kind finden einfach alles, was das Kind in seiner tollpatschigen Art gerade macht, begeisternswert. Zirkusclowns, die Kinder dieses Entwicklungsstadiums sehr gut imitieren können, kommen auch bei ihrem Publikum am besten an. Erfolge und Misserfolge des Kindes führen gleichermaßen zur Begeisterung des Erwachsenen. Weit entfernt von der objektiven Realität fühlen sich die Einjährigen wie Könige und Welteroberer und die Eltern bestätigen sie in diesem Gefühl. Sie geben ihre Wertschätzung und Bewunderung dafür, dass die so sind, wie sie sind, ungeachtet eines erfolgreichen Handlungsvollzugs. Der zunehmende Realitätssinn des Kleinkindes bringt es mit sich, dass es auf Misserfolge ärgerlich oder unglücklich reagiert. Und in den anstehenden psychomotorischen Lernprozessen des zweiten Lebensjahres gibt es eine große Anzahl anfänglicher Misserfolge. Er scheint einen Knick im Selbstwertgefühl vieler Kinder zu diesem Zeitpunkt zu geben. Sie nehmen wahr, was sie alles nicht können und sie können das Selbstgefühl des Welteroberers nicht länger aufrechterhalten. Sie merken, wie sehr sie die Mutter brauchen, reagieren darüber oft weinerlich. Die bis dahin von einem glücklichen Kind verwöhnte Mutter kann nun – unempathisch – viele Fehler machen, je nachdem wie sehr sie für ihr eigenes Selbstwertgefühl dieses bewundernswerte Kind weiterhin gebraucht hätte. Manche Mütter reagieren genervt, manche zornig, manche deprimiert auf diesen „Rückfall“ des Kindes, bei dem es wieder anhänglicher wird, mehr Schutz braucht, mehr Geborgenheit sucht, ängstlicher wird, nachts nicht mehr durchschläft, falls es dies getan hatte, nicht mehr so gut ist usw. Wie manche Eltern die Trotzphase des Kindes auf folgenschwere Weise stören, weil sie nicht verstehen, um welchen wichtigen Entwicklungsschritt es geht, so gibt es zahlreiche Eltern, die in dieser für das Kind so schwierigen Zeit versagen, indem sie, wie das Kind selbst oder noch mehr als dieses, enttäuscht auf den „Verlierer“ reagieren und dem Kind dadurch die bisherige Wertschätzung und Bewunderung entziehen. Stattdessen bräuchte das Kind die Botschaft, dass es als „Verlierer“ immer noch die Wertschätzung der Eltern hat. Wenn es zu früh die Erfahrung machen muss, dass nur der „strahlende Sieger“ den Eltern etwas wert ist, entwickelt es als Selbst- und Weltbild die Formel: „Nur wenn ich erfolgreich bin, bin ich ein wertvoller Mensch.“ Daraus kann die Überlebensregel entstehen „ich muss in allen wichtigen Situationen dafür sorgen, dass ich der Erfolgreiche bin, sonst bin ich nichts wert.“ Dies ist die Überlebensregel der narzisstischen Persönlichkeit. Man kann sie nicht gleichsetzen mit Ehrgeiz, der zielorientiert ist. Seite 45/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Diese Bemühungen haben den Charakter eines Überlebenskampfes, den wir kopfschüttelend betrachten, wenn ein kleiner Schönheitsfehler in der narzisstischen Präsentation das Selbstwertgefühl völlig vernichtet und den Menschen demoralisiert zurücklässt, als ob ihm nicht einmal ansatzweise etwas gelungen ist. Ein Schauspieler etwa, der in allen guten Zeitungen ausgezeichnete Rezensionen erhielt. Nur ein mittelmäßiges Blatt mit einem Artikel, der sich bekanntermaßen nur durch wenig qualifizierte Angriffe hervortut, hat auch ihn nicht verschont. Obwohl sein Verstand ihm sagt, dass diese Rezension von keinem vernünftigen Menschen ernst genommen werden kann, stürzt er mit seinem Selbstwertgefühl in einen höllischen Abgrund. Nur wenn wirklich alle Menschen, die ihn bei der Theaterpremiere sahen, ihn ohne jegliche Einschränkung „ganz und gar“ bewundert und begeistert gefeiert hätten, wäre die Premiere ein wirklicher Erfolg für ihn gewesen. Die Totalität der Aussagen über Selbst und Welt weist auf die sehr frühe Störung hin. Weshalb entstand gerade bei ihm eine Störung auf der Bedürfnisdimension der Wertschätzung, der Selbstwertregulation? Vermutlich haben die Eltern, bedingt durch eine narzisstische Störung, in dieser vulnerablen Phase der Selbstwertentwicklung nicht verkraftbare Störungen der psychischen Homöostase des Kindes herbeigeführt, die das Regulationssystem des Kindes dauerhaft verändert haben. 5.3.3. Das Bedürfnis Nr. 9 (Selbstbestimmung, Freiraum) Machtbedürfnis und Dominanzstreben hindern manche Eltern ebenso wie Furcht vor Kontrollverlust oder soziale Überangepasstheit daran, ihren Kindern Selbstbestimmung zu geben. Nach dem Aufbau von Selbstwertgefühl und Selbsteffizienzerfahrung ist Selbstbestimmung der dritte wichtige Schritt zur Formung eines eigenständigen Selbst, das die Chance hat, später als Erwachsener eine mündige Persönlichkeit zu entfalten: eigenen Wert, eigenes Können und eigenen Willen als Bestimmungsstück der Wahrnehmung der eigenen Identität und Individualität, der Abgegrenztheit von den Eltern. Zum Können gehört nicht nur das Handeln, sondern jegliche eigene Reaktionsweise inklusive der Wahrnehmungen. Einige Eltern können optimal auf die Abhängigkeitsbedürfnisses ihres Kindes eingehen, reagieren aber höchst sensibel auf alle Tendenzen, die ein Anderssein, eine Distanzierung oder eine Entgegnung beinhalten. Eltern, die sich ein Kind „angeschafft“ haben, beginnen bereits jetzt etwas zu verlieren und wehren sich dagegen. Das nun im dritten Lebensjahr immer häufiger werdende „nein“ ist ein ungehöriger Affront für sie. Ihr Ärger wächst zum Zorn. „Ich werde mich doch nicht von so einem kleinen Ding da tyrannisieren lassen. Da muss man frühzeitig etwas entgegensetzen, sonst wachsen die einem schnell über den Kopf“. Die ist die typische, völlig unempathische Reaktion mancher Eltern. Wer von beiden sich stärker bedroht fühlt, drängt den anderen dazu, der harten Erziehungslinie treu zu bleiben, denn zu zweit schafft man es eher, so eines Wesens Herr zu werden. Nicht viele Eltern haben einen so günstigen psychosozialen Kontext und eine so ausgeglichene Persönlichkeit, dass vitale Kinder, die in ihrer Entwicklung nicht vorher schon erheblich gestört wurden, sie nicht doch an ihre persönlichen Grenzen brächten. Wenn an dieser Grenze massive Angst oder Aggression das Elternverhalten dominiert, bleibt dem Kind keine Chance, sein „nein“, das ursprünglich keineswegs feindselig war, zu erproben. Erst nach dem tausendmal „nein“ beginnt die Erfahrung der Fähigkeit, selbst über sich bestimmen zu können. Seite 46/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Das Bewusstsein dieser Fähigkeit ist nicht auf hundertprozentige Durchsetzung des „Neins“ angewiesen. Aber es sollten keine traumatisierenden Reaktionen der Eltern damit assoziiert sein. Selbst wenn die Eltern in der Sache nicht nachgegeben haben, hat das „Nein“ des Kindes keinen nicht wieder gut zu machenden Schaden an der Beziehung zu den Eltern angerichtet. Nach kurzen Auseinandersetzungen finden Kind und Eltern zuverlässig wieder zueinander. Aggressive und beängstigende Reaktionen der Eltern führen zu Angst vor künftigen Aggressionen oder Strafen, zu Angst vor Ablehnung, vor Zurückgewiesen oder Verstoßen werden, wie bei der selbstunsicheren Persönlichkeit. Oder das Kind versucht künftig, alle selbstbezogenen triebhaften Tendenzen zu unterdrücken und das Gegenteil zu leben, sei es den Willen der Eltern zum Steuern eigenen Handelns heranzuziehen, ihn zur Norm zu machen, die möglichst perfekt erfüllt wird (zwanghafte Persönlichkeit), sei es ihr restliches Leben lang wie Michael Kohlhaas gegen alle Autoritäten zu kämpfen, ohne zu merken, dass die Anlässe, die sie sich auswählen oder konstruieren, in keinem Verhältnis zu ihrem groß angelegten Freiheitskampf stehen. Sie kämpfen im Erwachsenenalter gegen alles und jeden, um endlich das zu erhalten, was die Eltern ihnen in der Kindheit verwehrt haben: ihre Selbstbestimmung. Auch bei ihnen erscheint uns ihr Wiederholungszwang wie der Kratzer in der Schallplatte, der zu einer zusammenhangslosen, sinnentleerten Wiederholung ein- und derselben Sequenz der Melodie führt. Die psychische Homöostase ist an einer Konstellation der Kindheit hängen geblieben und kann sich nicht überwinden. Einige Menschen trauen sich nicht, offen zu rebellieren. Sie fühlen sich zu sehr unterlegen. Aber sie tragen in sich die Aggression, die das elterliche Unverständnis in ihnen evoziert hat. Im Gegensatz zum Perfektionsstreben des zwanghaften Menschen leisten sie „Dienst nach Vorschrift“, sie tun nur das Nötigste, wenn ihnen etwas befohlen wird, sind aber leistungsfähig, wenn ihre Arbeit ihnen Genugtuung verschafft. Die passiv-aggressive Persönlichkeit behält diesen kompromisshaften Modus des Umgangs mit Selbstbestimmung. Der selbstunsichere Mensch bleibt dagegen ständig vor der Tür zur Arens des Kampfes um Selbstbestimmung und hat deshalb Angst vor jeder Begegnung mit anderen Menschen. Der zwanghafte Mensch macht sich die fremden Normen zur eigenen Sache und bestimmt selbst über deren rigide hundertprozentige Einhaltung – er hat zumindest subjektiv genug Selbstbestimmung. Der Kohlhaas-Typ hat zumindest während jedes Freiheitskampfes die Hoffnung auf nahe Selbstbestimmung. Der passiv-aggressive Mensch jongliert mit einer gerade noch genügenden Fügsamkeit und so viel wie möglich Unpünktlichkeit, Langsamkeit, Nörgeln und heimlichem Opponieren. Das Kind muss eventuell weitere Bewältigungsstrategien finden, um die ständig neu anwachsende Aggression zu kanalisieren. Eine zugleich sehr wirksame und sozial geschätzte Möglichkeit ist die Steigerung des motorischen Systems bis hin zum Leistungssport. Auch die Entwicklung von allgemeiner Leistungsmotivation führt zu Akzeptanz und verhindert die gefürchtete Ablehnung, die durch eine direkte streithafte Auseinandersetzung drohen würde. Sowohl der sportliche Wettkampf als auch das berufliche Leistungsstreben vermeiden die direkte Konfrontation und Durchsetzung. Sie sind indirekt, nicht primär als aggressiv apostrophierte Formen der Kanalisierung von Aggressionen, die die Aufrechterhaltung der psychischen Homöostase ermöglichen, zu verstehen. Seite 47/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 5.3.4. Das Bedürfnis Nr. 14 (Ein Gegenüber haben, eine Beziehung haben, Liebe geben wollen) Ein Kind, das erfolgreich sein Selbst entwickelt hat, dank der ausreichenden Befriedigung seiner Abhängigkeitsbedürfnisse (Willkommen sein, Geborgenheit, Schutz, Liebe, Beachtung, Verständnis, Wertschätzung) und seiner Autonomiebedürfnisse (Selbsteffizienz, Selbstbestimmung, Normorientierung, Forderung und Förderung, Vorbild, Erotik) ist nun bereit und fähig in Beziehungen zu anderen Menschen zu treten und dies nicht mehr, um die früheren Bedürfnisses befriedigt zu bekommen, sondern auf einem neuen Funktionsniveau seiner psychischen Homöostase. Es hat sich, nachdem es im engen „Zellverband“ zu einem auch psychisch ganzen Lebewesen herangereift ist, aus diesem ernährenden und steuernden Verband herausgelöst. Es ist ein eigenständiges Individuum, ein eigenes System geworden. Der nächste Schritt ist die Sozialisation, d.h. das Eingliedern in ein soziales System. Doch nach dieser „psychischen Geburt“ sind die Vorzeichen anders: ein ganzes psychisches System tritt aktiv in Kontakt mit dem übergeordneten System der Familie und den Familienmitgliedern, sowie dem System der weiteren sozialen Gemeinschaft. Beziehungen und Interaktionen sollten jetzt nur noch so viel wie unbedingt nötig komplementär sein, so viel als die Einhaltung der Generationengrenzen dies erfordert. Je mehr Beziehungen jetzt gleichberechtigt gestaltet werden, umso entwicklungsfördernder sind sie. Spätestens ab dem fünften Lebensjahr ist die Wahrnehmung und das Respektieren der Persönlichkeit des Kindes eine wichtige Aufgabe der Eltern. Sie müssen sich in ihrer Sicht des Kindes und in der Art der Kommunikation umstellen. Wenn sie entsprechend den oben beschriebenen Bedürfnisdimensionen in empathischen Kontakt mit dem Kind waren, so sind sie als Eltern „mitgewachsen“. Da das recht aufwendig ist, ersparen sich viele Eltern diese Mühe, worauf hin sich prompt Verhaltensstörungen wie Einnässen, Nägelkauen, Dunkelangst einstellen. Das Kind fordert, als ganze Persönlichkeit in Beziehung zu treten zu Vater oder Mutter. Es fordet ein Gegenüber, das in gleichberechtigter Interaktion mit ihm tritt, sich stellt, nicht nur mit einem Ohr, nicht mit halben Herzen. Er will Beziehung nicht mehr passiv-rezeptiv konsumieren, sondern aktiv gestalten. Es reicht ihm nicht mehr, geliebt zu werden, es will lieben. Und bei gesundem Selbstbewusstsein erweckt das frustrierende Zurückweisen der Eltern Aggression, die recht handlungsnah ist. Ein in der homöostatischen Regulation früherer Bedürfnisse deutlich gestörtes Kind kommt vielleicht gar nicht so weit, dieses Bedürfnis mit den Eltern aktiv befriedigen zu wollen. Oder es flüchtet schon bei den ersten Frustrationen wieder in die Befriedigung von Abhängigkeitsbedürfnissen bzw. in eine „Ich-Brauch-Dich-Nicht-Haltung“. Kopfschmerz- und Migränepatienten scheinen oft bei sonst befriedigend verlaufender Kindheit in der homöostatischen Regulation dieses Bedürfnisses gestört zu sein. Sie sind emotional relativ stabil mit einer funktionalen Selbst- und Weltsicht, haben es aber nicht geschafft, Beziehungen so zu gestalten, dass dieses Bedürfnis befriedigt wird. Die Tochter will den Vater lieben, in ihrer kindlichen Erotik. Dieser entzieht sich, sei es, weil er der Mutter unterlegen ist, oder aus Angst vor seinen eigenen inzestuösen Tendenzen, oder weil er aus beruflichen Gründen kaum in der Familie anzutreffen ist. Auch hier kann sich neben der Symptombildung wiederum ein Wiederholungszwang ergeben, indem eine gleichermaßen frustrierende Beziehungsgestaltung im Erwachsenenalter entsteht. Dann bleibt nur die Trennung oder die Migräne. (Serge K.D. Sulz 1994). Seite 48/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 6. DISKUSSION Im folgenden Kapitel werden die dargestellten Ergebnisse und die Methodik der Arbeit diskutiert und mit den Ergebnissen bisheriger Forschung verglichen. In der vorliegenden Beobachtungsstudie wurde durch salutogenetische und tiefenpsychologische Grundlagen mit wissenschaftlichem Arbeiten eine Korrelation zwischen psychischen Faktoren nach Dr. E. Bach und Krebserkrankungen gefunden. In der Exploration, Anamnese und der Bachblütentherapie mit den 38 negativen Seelenzuständen, konnte das Ergebnis zur 1. Forschungsfrage zeigen, dass alle 50 K-Patienten das Bachmittel Nr. 38 Willow (Schlüssel-Symptom) zu 100% angesprochen haben. Die 50 V-Patienten hatten das Bachmittel mit 6% angesprochen. Dies ergibt eine Hochsignifikanz. Das Mittel Nr. 18 „Impatiens“ ergab eine Signifkanz. Das Symptom im blockierten Zustand: Man ist verbittert, grollt und fühlt sich als Opfer des Schicksals (führt zu Aggressionen). Die Patienten äußerten sich: „Mir hat das Leben vieles vorenthalten, das finde ich ungerecht.“ „Schuld an meiner Misere sind die Ärzte, die alle nur an mir verdienen wollen.“ „Das Schicksal hat mir übel mitgespielt; das macht mich bitter.“ „Warum soll es den anderen besser gehen? Wir haben ja auch nichts vom Leben geschenkt bekommen.“ Die Patienten klagten über ihre schmerzhaften Zustände und waren nicht wirklich zu einer Umstellung bereit. Anamnestisch: Viele Operationen, Unfälle und ca. 2/3 schienen das Unglück förmlich anzuziehen. Die resultierenden Aggressionen schwächen das Immunabwehrsystem, das wiederum zu Zellentartungen führen kann. Beim Ergebnis zur 2. Forschungsfrage konnte auch eine Korrelation zu der Klassifikation psychischer Störung nach ICD-10 bei F60.0 „paranoide Persönlichkeitsstörung und F60.81 festgestellt werden. Persönlichkeitsstörung F60.0 : 1. Übertriebene Empfindlichkeit bei Rückschlägen und Zurücksetzung. 2. Neigung zu ständigem Groll, z. B. wegen der Weigerung der betreffenden, Beleidigungen, Verletzungen oder Missachtungen durch andere zu verzeihen. 3. Misstrauen und eine starke Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missdeutet werden. 4. Streitsüchtiges und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten. 5. Häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue in der Ehe oder des Sexualpartners. 6. Tendenz zu stark überhöhtem Selbstwertgefühl, das sich in ständiger Selbstbezogenheit zeigt. 7. Inanspruchnahme durch ungerechtfertigte Gedanken an Verschwörungen als Erklärungen für Ereignisse in der näheren Umgebung und in aller Welt. Dazugehörige Begriffe: Expansiv-paranoische Persönlichkeitsstörung fanatische Persönlichkeitsstörung paranoide Persönlichkeitsstörung querulatorische Persönlichkeitsstörung sensitiv-paranoische Persönlichkeitsstörung Seite 49/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung/F60.81 (negativistische) Eine Persönlichkeitsstörung, auf die mind. 5 der folgenden 7 Kriterien zutreffen: 1. Verschleppung von Routineaufgaben (auf die andere warten) 2. ungerechtfertigter Protest gegen gerechtfertigte Forderungen 3. Trotz, Reizbarkeit oder Streitlust bei unwillkommenen Bitten 4. Kritik oder Verachtung von Autoritätspersonen 5. langsame oder schlechte Arbeit an unliebsamen Aufgaben 6. Nichtleisten eigener Anteile an gemeinsamen Aufgaben 7. Verpflichtungen werden „vergessen“. Hier sind auch wieder Aggressionen angesprochen, die das Immunabwehrsystem schwächen. Das Ergebnis zur 3. Forschungsfrage zeigte bei Bedürfnis Nr. 1 („Willkommen sein, dazu gehören“), dass bei Nichtstillung durch die Eltern möglicherweise im Erwachsenenalter eher eine schizoide, beziehungsmeidende, misstrauische und rationale Persönlichkeit entsteht. Bei Nichtstillung von Nr. 7 („Wertschätzung, Bewunderung, Lob“) eher fehlendes Selbsteffizienzgefühl und evtl. extremer Ehrgeiz entsteht. Bei Nichtübertragung des Bedürfnisses Nr. 9 („Selbstbestimmung, Freiraum“) eher eine passiv-aggressive, sich fügende aber mit großem Sträuben oder eine zwanghaft wütende und neutralisierende Persönlichkeit. Die Eltern können entwicklungsfördernd oder entwicklungshemmend sein, mit dem Umgang der Kindheitsbedürfnisse. Und bei Nichtstillung des Bedürfnisses Nr. 14 („ein Gegenüber, Beziehung, den andern lieben“) eher vorwurfsvoll auf Abgrenzungen in Beziehungen reagieren. (Serge K.D. Sulz 1994). Bei den vier Grundbedürfnissen finden sich Aggressionen, die zu schweren Krankheiten führen können. In der Literatur wird wiederholt der Wunsch nach prospektiven Langzeitstudien geäußert, die den Einfluss psychoonkologischer Faktoren auf die Genese von Krebs untersuchen, um zu vermeiden, dass eine bereits eingetretene chronische Krankheit die Untersuchung ihrer vermutlich zugrunde liegenden Ursachen erschwert oder die Beeinflussung verfälscht (Schwarz 1994). Lt. Sulz braucht ein Kind von der Geburt bis zur Einschulung die 14 Grundbedürfnisse zur Entwicklung. Wird ein oder mehrere Bedürfnisse nicht gestillt, entstehen Entwicklungsstörungen. Motivationspsychologisch scheint das Verwenden von Bedürfnisbegriffen veraltet zu sein und stets zu verkürzten Denkmodellen zu führen. Deshalb übersetzten wir wie folgt: Aus dem Bedürfnis wird die Erwartung, aus dem Konflikt die kognitive Dissonanz usw. Um dysfunktionale Gedanken verstehen zu können, benötigen wir Informationen über die Bedürfnislage eines Menschen. Der Gedanke gibt Auskunft über das amotivationale Anliegen. Er birgt die Hoffnung auf Erfüllung des Bedürfnisses, angenommen, aufgenommen, akzeptiert zu werden und er birgt die Furcht, dass dieses Bedürfnis frustriert wird. Der Gedanke ist also assoziiert mit Erinnerungen, Gefühlen und Bedürfnissen. Solange man keinen Blick für die Bedürfnislage eines Menschen in einer konkreten Situation hat, kann man auch mit den Kognitionen nicht therapeutisch umgehen. Wir sollten in unseren Betrachtungen die historische Entwicklung der Psychologie nachvollziehen und zunächst mit den Bedürfnissen beginnen und auch Seite 50/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau die Gefühle vorweg betrachten. Es werden Anzahl der uns interessierenden menschliche Bedürfnisse auf mehrfache Weise eingegrenzt. Zum einen interessieren uns vorrangig die primär zur Homöostase benötigten, zum anderen interessiert uns nicht die körperliche Homöostase (Hunger, Durst, Schlaf, Ausscheidung, Wärme), sondern nur die psychischen Bedürfnisse. Hier geht es um eine Heuristik, die über Regierungsebene die Entwicklung der Kinder fördert und in ein biologisches System einordnet. Jedoch sollte das Angebot schon zu Beginn der Schwangerschaft gemacht werden, um die Mütter darauf vor zu bereiten. Die vorliegende Studie hat ergeben, dass alle K-Patienten in der Anamnese bestätigen, schon vor der Krebsdiagnose Verbitterung, Groll und Aggressionen in ihrem Seelenleben vorgefunden haben. Schlussfolgerung Die retrospektive Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass den K-Patienten vor allem das Bachblütenmittel Nr. 38 „Willow“ (Verbitterung, Groll, „Sich als Opfer des Schicksals fühlen“) zugeordnet werden konnte. Ebenfalls konnte den K-Patienten, nach F60.0 und F 60.81 ICD-10 paranoides bzw. negativistisch-aggressives Verhalten zugeordnet werden. Des Weiteren konnte durch die Studie ein signifikanter Zusammenhang zu der Nichterfüllung der Bedürfnisse Nr. 1 (Willkommen sein-Dazu gehören), Nr. 7 (Wertschätzung, Bewunderung, Lob), Nr. 9 (Selbstbestimmung-Freiraum) und Nr. 14 (ein Gegenüber/Beziehung, den anderen lieben) nach Sulz gefunden werden. Somit legen diese Ergebnisse den Schluss nahe, dass bei den K-Patienten eine Korrelation zwischen psychischen Faktoren und der Krebserkrankung besteht. Anregungen zu weiterführender Arbeit Aufgrund der in dieser Studie erzielten Ergebnisse wäre eine Langzeitstudie über die Kausalität von Krebs sinnvoll. Man könnte über ein System von Modellvorstellungen und von Vorgehensweisen vorgehen, mit deren Hilfe man empirische Untersuchungsergebnisse und Daten systematisch zusammenstellen, analysieren und auf wesentliche Informationskerne reduzieren kann. Die Untersuchung würde dabei helfen zwischen verschiedenen Erklärungshypothesen die richtige Erklärung zu finden und Trends und Effekte vorauszusagen. Seite 51/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau LITERATURVERZEICHNIS Andersen BL., Farrar WB, Golden Kreutz D., Kutz LA., Mc Callum R., Courtney ME., Stress and immune responses after surgical treatment for regional breast cancer, J. Natl. Cancer Inst. 90, 30-36, 1998. Baltrusch HJF, Austarheim K.: Psyche-Nervensystem-Neoplastischer Prozess; Ein altes Problem mit neuer Aktualität. Psychosom.Med.9, 4/63. Baltzer J, Meerpohl H.-G., Bahnsen J.: Praxis der gynäkologischen Onkologie; Praxis der Frauenheilkunde Band 3. 2. Auflage, Thieme, Stuttgart et al 2000. Bauerfeind I., Abenhardt W., Beinert T., Harbeck N., Höß C., Michl G., Mosner M., Raab G., Salat C., Stöckl D.: Primär systemische Therapie In: Manual des Tumorzentrums München, Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge, Mammakarzinome. 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Beech (Rotbuche) Schlüsselsymptome: Engstirnigkeit, Intoleranz, Arroganz, Kritiksucht Potential: Verständnis, Toleranz, Unterscheidungsvermögen, geistiger Scharfblick 4. Centaury (Tausendgüldenkraut) Schlüssensymptome: Unterwerfung, Fremdbezogenheit, Passivität, Willensschwäche Potential: innere Unabhängigkeit, Fähigkeit ja und nein zu sagen, sich abzugrenzen und zu integrieren 5. Cerato (Bleiwurz) Schlüsselsymptome: mangelndes Vertrauen in die eigene Intuition, ständige Suche nach Ratschlägen Potential: Vertrauen in die Intuition, Entscheidungsfähigkeit 6. Cherry Plum (Kirschpflaume) Schlüsselsymptome: Angst den Verstand zu verlieren, Temperamentsausbrüche, Verzweiflung Potential: Ruhe und Gelassenheit, Offenheit, Mut, Kraft, Selbstkontrolle 7. Chestnut Bud (Rosskastanienknospe) Schlüsselsymptome: Wiederholung der immer gleichen Fehler, fehlende Lernfähigkeit Potential: gute Beobachtungsgabe, Lernen durch eigene und fremde Erfahrungen 8. Chicory (Wegwarte) Schlüsselsymptome: Herrschsucht, Manipulation, Selbstmitleid, Egoismus Potential: selbstlose Liebe, Mütterlichkeit, Wärme, Feingefühl, Geborgenheit in sich selbst 9. Clematis (Weiße Waldrebe) Schlüsselsymptome: Flucht in Tagträume, Unaufmerksamkeit, fehlendes Intersse, Unbewusstheit Potential: Interesse an der Gegenwart, Realitätssinn, schöpferische, künstlerische Insperation 10. Crab Apple (Holzapfel) Schlüsselsymptome: Gefühl von Unreinheit, Perfektionismus, übertriebene Schamhaftigkeit Potential: Fähigkeit zur Transformation, Großzügigkeit, Sinn für Zusammenhänge 11. Elm (Ulme) Schlüsselsymptome: Gefühl der Unfähigkeit, erdrückendes Verantwortungsgefühl Potential: Selbstvertrauen, innere Sicherheit, gesundes Verantwortungsbewusstsein 12. Gentian (Herbst-Enzian) Schlüsselsymptome: Selbstzweifel, Pessimismus, Unsicherheit, schnelle Entmutigung Potential: Zuversicht, Konfliktfähigkeit, Gottvertrauen Seite 56/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 13. Gorse (Stechginster) Schlüsselsymptome: Hoffnungslosigkeit, Resignation, innere Müdigkeit Potential: Hoffnung, Zuversicht 14. Heather (Heidekraut) Schlüsselsymptome: Selbstbezogenheit, Sucht nach Publikum, Geschwätzigkeit, Bedürftigkeit Potential: Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfreudigkeit, Interesse an anderen Menschen 15. Holly (Stechpalme) Schlüsselsymptome: Misstrauen, Eifersucht, Hass, Neid Potential: bedingungslose Liebe, Vertrauen, Großzügigkeit, innere Harmonie 16. Honeysuckle (Geißblatt) Schlüsselsymptome: Flucht in die Vergangenheit, Nostalgie, kein Bezug zur Gegenwart Potential: Leben im Hier und Jetzt, Loslösung von der Vergangenheit, Veränderungsbereitschaft 17. Hornbeam (Hainbuche) Schlüsselsymptome: mentale und körperliche Erschöpfung, Müdigkeit Potential: Antriebskraft, Durchhaltevermögen, lebhafter Geist 18. Impatiens (Drüsentragendes Springkraut) Schlüsselsymptome: Ungeduld, Gereiztheit, überschießende Reaktionen Potential: Geduld, Gelassenheit, Verständnis, Mitgefühl 19. Larch (Lärche) Schlüsselsymptome: Mangel an Selbstvertrauen, Minderwertigkeitsgefühl, Erwartung von Fehlschlägen Potential: Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Beständigkeit 20. Mimulus (Gefleckte Gauklerblume) Schlüsselsymptome: bewusste Ängste, Angst vor der Welt, Furchtsamkeit, Scheu Potential: Mut, Vertrauen, Tapferkeit, bereit sich dem Leben zu stellen 21. Mustard (Ackersenf) Schlüsselsymptome: Schwermut, grundlose Melancholie, Depression Potential: Lebensfreude, Ausgeglichenheit, Heiterkeit, Stabilität, Klarheit 22. Oak (Eiche) Schlüsselsymptome: übergroßes Pflichtgefühl, verbissene Beharrlichkeit, neigt zu Überarbeitung Potential: Ausdauer, Stärke, Vernunft, Zuverlässigkeit 23. Olive (Ölbaum) Schlüsselsymptome: totale Erschöpfung, extreme Ermüdung von Körper und Geist Potential: Vitalität, Lebenskraft auch bei Belastungen, innerer Friede, Energiereserven 24. Pine (Kiefer) Schlüsselsymptome: Selbstvorwürfe, Schuldgefühl, übertriebene Reue, Mutlosigkeit Potential: Verantwortungsgefühl, Fähigkeit zu vergeben, auch sich selbst, Verständnis 25. Red Chestnut (Rotblühende Kastanie) Schlüsselsymptome: übersteigerte Sorge und Angst um andere Potential: ruhige Sicherheit, Positivität Seite 57/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 26. Rock Rose (Gelbes Sonnenröschen) Schlüsselsymptome: Panik, extreme Angstzustände, Terror Potential: Heldenmut, Stärke in Krisensituationen 27. Rock Water (Wasser aus Heilquellen) Schlüsselsymptome: strenge Moral, Starre, Beharrlichkeit, Selbstkasteiung Potential: Anpassungsfähigkeit, Idealismus, Disziplin, Beständigkeit 28. Scleranthus (Einjähriger Knäuel) Schlüsselsymptome: Sprunghaftigkeit, Unschlüssigkeit, Unausgeglichenheit, Stimmungsschwankungen Potential: Entschlossenheit, Konzentrationsfähigkeit, Ausgeglichenheit, Flexibilität, Vielseitigkeit 29. Star of Bethlehem (Goldiger Milchstern) Schlüsselsymptome: leiden unter Schockerlebnissen auf allen Ebenen Potential: schnelle Erholungsfähigkeit, Selbstschutz, innere Kraft 30. Sweet Chestnut (Edelkastanie) Schlüsselsymptome: tiefe Verzweiflung, Beklemmung, Untröstlichkeit, an den Grenzen der Belastbarkeit Potential: Fähigkeit der Wandlung, Vertrauen in die Notwendigkeit der Erfahrungen, Glaube 31. Vervain (Eisenkraut) Schlüsselsymptome: Fanatismus, Übereifer, Anspannung, Verbitterung Potential: ansteckender Idealismus, Begeisterungsfähigkeit 32. Vine (Weinrebe) Schlüsselsymptome: Tyrannei, Machthunger, Autoritätsansprüche Potential: natürliche Autorität, Führungsqualitäten, Willensstärke 33. Walnut (Walnuss) Schlüsselsymptome: Beeinflussbarkeit, Verunsicherung in Phasen des Neubeginns, Wankelmut Potential: Pioniergeist, Beständigkeit, Mut zum Neubeginn, innere Unabhängigkeit 34. Water Violet (Sumpfwasserfeder) Schlüsselsymptome: Isoliertheit, Stolz, Herablassung, Einsamkeit Potential: Liebenswürdigkeit, Souveränität, Demut, Weisheit 35. White Chestnut (Weißblühende Rosskastanie) Schlüsselsymptome: unaufhörlich kreisende Gedanken, zermürbender innerer Dialog Potential: Gelassenheit im Denken, Ruhe, innerer Frieden 36. Wild Oat (Waldtrespe) Schlüsselsymptome: Unzufriedenheit, Zweifel an Zielen, Unentschiedenheit Potential: Klarheit in puncto Lebensziel und Bestimmung, Selbstverwirklichung, Identifikation 37. Wild Rose (Heckenrose) Schlüsselsymptome: Apathie, innere Kapitulation Potential: Lebenslust, Freude am Gestalten 38. Willow (Gelbe Weide) Schlüsselsymptome: Destruktivität, Negativität, Groll, Verbitterung, Ausgeliefertheit Potential: Positivität, Eigenverantwortung Seite 58/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 39. Rescue Remedy (Notfalltropfen) Zusammensetzung: Cherry Plum, Clematis, Impatiens, Rock Rose, Star of Bethlehem Anwendung: in Schocksituationen, bei Verletzungen, Unfällen, akuten Schmerzen, Ohnmacht, Erschöpfung, vor ärztlichen Eingriffen, rund um eine Geburt, in Krisensituationen, bei Stress Seite 59/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau ANHANG 2 PatientNr. Anamnetische zugeordnete Diagnose der Bachmittel 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 % X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 74 3 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 82 6 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 10 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 12 17 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 100 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 98 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 72 X X X X X X 70 18 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 21 X X X X X 27 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 90 X X X X X X X X X X X X X X X X X X 76 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 86 29 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 38 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 100 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 100 Alter Geschlecht 59 61 65 67 44 63 62 67 78 61 62 62 63 50 62 70 66 59 49 47 64 69 74 56 54 51 47 43 53 48 51 m w w w w w m w w w w m w m w w w m w m w w w m w w w w m w w 75 70 45 73 45 67 47 65 47 50 71 49 60 60 43 71 66 43 59 w m w m w w w w w w m w M W W W W W W Tab. 15: 50 Krebspatienten über die angesprochenen Seelenzuständen nach Bachmittel Seite 60/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 PatientNr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 % Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Anamnetische zugeordnete Diagnose der Bachmittel 2 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 3 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 66 x x x x x 72 6 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 10 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 100 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 12 x x x x x x 17 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 90 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 18 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 66 48 x x x x x x x x x x x x 78 21 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 84 27 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 78 29 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Geschlecht 67 62 41 42 46 56 47 46 64 47 67 67 21 56 37 38 60 36 56 6 50 77 52 69 52 62 54 82 42 56 50 W W W W M W M M W M M W M M W W M W W W M M M W W W W M W W W 66 74 51 41 55 56 56 52 56 54 76 67 48 68 64 69 58 47 71 W M W W M W M W M W W M W M M W W M M 38 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 98 Alter x x 6 Tab. 16: 50 Vergleichspatienten über die angesprochenen Seelenzuständen nach Bachmittel Seite 61/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 PatientNr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 % Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Korrelationszusammenhang von Bachdiagnose zu ICD-10 WHO F6 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F 60.0 X X X X X X X X X X X X x X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 100 F 60.3 X F 60.5 X X X F 60.6 F 60.81 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X x X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 68 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 72 X X X X X X X X X X X X X X 66 X X X X X X X X X X X X X X X X X 64 Alter Geschlecht 59 61 65 67 44 63 62 67 78 61 62 62 63 50 62 70 66 59 49 47 64 69 74 56 54 51 47 43 53 48 51 75 70 45 73 45 67 47 65 47 50 71 49 60 60 43 71 66 43 59 M W W W W W M W W W W M W M W W W M W M W W W M W W W W M W W W M W M W W W W W W M W M W W W W W W Tab. 17: 50 Krebspatienten über die Klassifikation psychischer Störungen nach ICD-10 WHO Seite 62/63 Günther Lang, MSc Thesis 2012 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau PatientKorrelationszusammenhang von Bachdiagnose zu ICD-10 WHO Alter Geschlecht Nr. F6 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F 60.0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 % x x x 6 F 60.3 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 100 F 60.5 x x x x x x x x x F 60.6 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x F 60.81 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 88 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 80 x x x x x x 38 67 62 41 42 46 56 47 46 64 47 67 67 21 56 37 38 60 36 56 6 50 77 52 69 52 62 54 82 42 56 50 66 74 51 41 55 56 56 52 56 54 76 67 48 68 64 69 58 47 71 W W W W M W M M W M M W M M W W M W W W M M M W W W W M W W W W M W W M W M W M W W M W M M W W M M Tab. 18: 50 Vergleichspatienten über die Klassifikation psychischer Störungen nach ICD-10 WHO Seite 63/63