S110-111.qxd 14.11.2005 14:24 Seite 110 4 6 8 10 AUSSERGEWÖHNLICHES DENTAL-PAINTING – THE SET OF 32 EvaMaria Hübner, Köln, zu Besuch beim Künstler Willie Sturges – Zahnmedizin malerisch erfasst 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 Zähne in Acryl und Öl 76 78 80 82 Das Thema Zähne taucht in der Kunst nur selten auf. Erst nach einer längeren Recherche stößt man auf die „Dental-Paintings THE SET OF 32“ des Malers Willie Sturges. Keildefekt, Sägemodelle, Okklusion und Interkuspidation haben den Trierer Maler inspiriert und so hat er der Zahnmedizin einen Bilderzyklus mit 32 verschiedenen Motiven gewidmet. Sein Stil: zwischen abstraktem Expressionismus und Pop Art. 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Der gesamte Bilderzyklus „Dental-Painting – THE SET OF 32“ ist unter www.dental-painting.de zu sehen. Wenn sich zwei langjährige Freunde zu einem feucht fröhlichen Abend in einer Kneipe treffen, dann gibt irgendwann ein Wort das Andere und ganz plötzlich steht eine Idee im Raum: „Du kannst ja auch mal Zähne malen.“ Spontan, und nicht so ganz ernst gemeint, hatte dies der Trierer Zahnarzt Dr. Michael Vorbeck zu seinem guten Freund Willie Sturges gesagt. Doch der Künstler war mit einem Schlag für das Thema Zahnmedizin inspiriert. Schon am nächsten Tag malte Sturges das erste seiner insgesamt 32 Dental-Painting Bilder. Das war 1993. 122 124 126 128 130 DENTAL MAGAZIN 6/2005 Dental-Painting Die Titel der Bilder lesen sich zum Teil wie Auszüge aus einem klassischen Lehrbuch: „Abfolge der langfristigen Versorgung eines Molaren. Fissurenversiegelung, MOD-Kavität, Höckerschutz-Inlay“ und „Die sagital reduzierte basisadäquate und im muskulären Gleichgewicht stehende Aufstellung in Wachs der linken Seite im UK eines prothetischen Falles mit schmalem, wenig tragfähigem Kieferkamm.“ Wie setzt ein Maler solche Motive um? S110-111.qxd 14.11.2005 14:24 Seite 111 3 AUSSERGEWÖHNLICHES 5 EvaMaria Hübner, Köln, zu Besuch beim Künstler Willie Sturges – Zahnmedizin malerisch erfasst 9 DENTAL-PAINTING – THE SET OF 32 7 11 13 15 17 19 21 „Die Arbeit ist sehr abstrahiert und weit weg von der gegenständlichen Realität“, beschreibt der Künstler, dessen Stil zwischen abstraktem Expressionismus und Pop-Art einzuordnen ist. „Ich wollte mit der Farbwahl gar nicht erst in die Nähe des natürlichen Zahnes kommen.“ Trotzdem ist ihm vom ersten Motiv an wichtig, dass er den zahnmedizinischen Hintergrund trifft. Das war bei den ersten zehn Werken nicht immer einfach: „Ich wusste zunächst nicht genau was ich male“, so Sturges. Deshalb holte er sich für jedes Bild den Rat seines Freundes Dr. Vorbeck ein. Mit der Zeit genügte ihm das nicht mehr. Er wollte mehr über die zahnmedizinischen Hintergründe erfahren. Ihn interessierten die wissenschaftlichen Zusammenhänge und so vertiefte er sich immer mehr in die Fachliteratur. Die Inspirationen für seine weiteren Zahn-Motive nahm er aus rastermikroskopischen Aufnahmen, aus Fotos zur Pathologie der Mundhöhle und aus Bildmaterial von Fachbeiträgen. „Vorlagen, die mir gefielen, habe ich im Bild umgesetzt. Dabei ist die Entscheidung zum Nachmalen immer aus dem Moment heraus gefallen.“ Insgesamt drei Jahre hat sich der Künstler Sturges mit der Zahnmedizin intensiv auseinander gesetzt und dabei ein großes Interesse für dieses Thema entwickelt. „Die Implantologie, die CAD/CAM Technik und die zahlreichen Möglichkeiten, einen Zahn wieder herzustellen und ihn so natürlich wie möglich zu rekonstruieren, das fasziniert mich seit dieser Zeit“, meint er mit Begeisterung in der Stimme. THE SET OF 32 Dass es einmal 32 Bilder an der Zahl würden, damit hatte der Trierer nicht gerechnet, als er die erste Holztafel kaufte. Aber das Thema hatte ihn so begeistert, dass innerhalb eines Monats weitere neun Werke entstanden. Alle Motive sind auf 10mm dicken MDF Holzplatten im Format 130x80 cm entstanden. Für die Wahl dieses Materials hat ihn die mittelalterliche Holzmalerei inspiriert. Erst mit der Zeit reifte die Idee, allen 32 Zähnen jeweils ein Motiv zu widmen. Dabei unterscheiden sich die Sujets in Technik und Stil. Acryl-, Ölfarben, eine Kombination von Öl- und Lackfarben, Sprayfarbe, Marker, Teer und Raffaelo Stucco – mit diesen Materialien hat Sturges gemalt. Über die Wahl der jeweiligen Technik hat – wie über das Motiv – immer der Augenblick entschieden. Zu Motiv Num- 23 25 27 Willie Sturges 29 31 33 35 ist per Zufall zur Malerei gekommen. So hat er nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Dekorateur absolviert und ein Innenarchitekturstudium in Trier angehängt. Die Auseinandersetzung mit Farben, Kunstgeschichte und dem Zeichnen waren wichtige Bestandteile des Studiums. Diese haben auch später während der Berufsausübung eine wichtige Rolle gespielt. 1989 kam der Impuls sich intensiver der Malerei zu widmen. „Ich wollte damals abstrakte Portraits von guten Freunden malen. Abstrakt deshalb, weil ich mich nur als mittelmäßiger Zeichner sehe.“ Meint der Trierer Maler im Rückblick. Der spontane Erfolg seiner ersten Ausstellung in einem Trierer Szene Cafe hat ihn motiviert, sich mit der Zeit ganz dem Malen zu verschreiben. Heute ist Willie Sturges hauptberuflich Künstler und malt im Auftrag von Kunstinteressierten. Als Fan von Jackson Pollock ist er dem Stil der abstrakten Malerei treu geblieben. Zurzeit beschäftigt er sich intensiv mit philosophischen Themen. Insbesondere der Philosoph Heidegger fasziniert ihn mit seinen Ausführungen zu Raum und Zeit, die er auch schon in vier Bildern malerisch umgesetzt hat. Doch die Dental-Painting THE SET-OF-32 sind bisher sein größtes zusammenhängendes Werk geblieben, für das er sich wünscht: „Es wäre toll, wenn die Dental-Painting Bilder als Ausstellung einmal um die ganze Welt gingen und sich für diese Idee eine Firma oder ein Verband gewinnen ließen.“ 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 „Extrahierte Zähne“ 59 61 63 65 67 69 71 73 75 77 79 Diesen Artikel können Sie im Internet unter www.dentalmagazin.de herunterladen. 81 83 85 87 89 mer 11 hat er eine besondere Beziehung: „Hier habe ich Farblack in verschiedenen Farben genommen und diesen inspiriert von zahnmedizinschen Aufnahmen einfach über das Holz verlaufen lassen.“ Und in Bild 32 „Extrahierte Zähne“ hat er tatsächlich echte Zähne einfließen lassen, die ihm einige Trierer Zahnärzte zur Verfügung gestellt haben. 91 93 95 97 99 101 103 105 佥 107 Kontakt 109 111 Willie Sturges Kurfürstenstraße 12 54295 Trier Telefon: 06 51 / 433 87 E-Mail: [email protected] 113 115 117 119 121 123 125 127 DENTAL MAGAZIN 6/2005 129