Wein im Hl. Land

Werbung
Bei den Sumerern
Ursprünglich stammt der Wein von einer Göttin ab, jedenfalls bei den
Sumerern. 2700 v. Chr. wird eine Weingöttin in sumerischer Schrift zum
ersten Mal erwähnt. Die Beschützerin der sumerischen Weinreben ist die
Göttin „Gestin6“, was übersetzt soviel wie „Mutter Weinstock“ bedeutet.7
(Rollsiegel von Wein Amphore)
Eine weitere sumerische Gottheit war „Pagestindug“, übersetzt „guter
Weinstock“. Seine Frau8 „Ninkas“ war, übersetzt, die „Dame der trunken
machenden Frucht“. Allein aus der Dreizahl der Göttinnen im Kontext Wein
kann geschlossen werden, dass die Sumerer eine ausgeprägte Weinkultur
pflegten und Wein eine sehr bedeutsame Rolle in ihrem Leben spielte.
6
Wein als Libationsflüssigkeit ist in dieser Zeit und Kultur auch literarisch bekannt
und wird, mit dem Namen der Göttin und seiner Funktion benannt: GESTIN KU =
süßer Wein, GESTIN GIBIL = neuer Wein. (vgl. dazu, auch zur vielgestaltigen Rolle in
der Mythologie: Ebeling Erich, u.a., Reallexikon der Assyrologie und
Vorderassyrischen Archeologie, Berlin, 1971, S.300 ff.)
7
Bei den Hethitern, im Westen (Gebiet der heutigen Türkei), wurde Gestin
gleichgesetzt mit der Göttin Belili und übernahm dort die bedeutsame Funktion eines
Bindegliedes zwischen Himmel und Erde.
8
Sumerische Epen und Mythen nehmen leider keine Rücksicht darauf, dass Gottheiten
ab und an das Geschlecht wechseln.
7
Noch deutlicher wird das beim Blick auf die Schrift. Das Schriftzeichen der
Sumerer für Leben war das Weinblatt.9
Vom Ensi (=Fürsten) der sumerischen Stadt Lagas wird berichtet, dass er
bereits Ende des 3. vorchristlichen Jahrtausends bewässerte Terrassen anlegen
ließ, auf denen Reben gepflanzt wurden.
Eine der Königinnen der Sumerer aus der III. Dynastie trug den Beinamen
„Ku-Bau“, was soviel wie „Weinhändlerin“ bedeutet.
Im berühmten Gilgamesch-Epos wird berichtet, dass der Held Utnapischtim,
der „babylonische Noah“, die Arbeiter beim Bau der Arche durch Wein zu
motivieren suchte.
Gilgamesch selbst, auf seiner Suche nach dem Leben, trifft die Göttin Sabitu
(akkadisch: Siduri), die als „Gebärerin des Weins“ die Verkleidung einer
Wirtin trägt und so, in dieser Rolle, den Göttern den Wein der Unsterblichkeit
spendet.
Die Göttin Inanna, eine der zentralen Göttergestalten des sumerischen
Pantheons, trägt den Beinamen Ninkasi „Herrin mit dem Horngesicht“ und ist
in dieser Rolle ebenfalls eine Weingöttin.
In der Kultur der Sumerer war der Wein also so bekannt, dass er sogar
Eingang in die Schöpfungsmythen des Volkes erhielt:
Im Mythos des Asushunamir befiehlt Ereshkigal ein großes Fest zu seiner/ihrer
Ehre abzuhalten; der beste Wein, das feinste Fleisch, die kostspieligsten
Früchte. Ereshkigal träumte davon, Asushunamir, dieses schöne Geschöpf, in
ihr Bett zu nehmen, und ihn/sie10 für immer bei sich zu behalten im Land der
Toten. Aber Asushunamir gab acht, den Wein auf den Fußboden zu gießen und
keine Nahrung zu essen, die von den Bediensteten von Ereshkigal bereitet
9
Rolf Blaich, Weinbau in Mitteleuropa: Geschichte, in:
hohenheim.de/lehre370/weinbau/weinbau/wbm_gesc.htm; und a.a.O.;
10
vgl. Fußnote 8;
8
www.uni-
worden war. Als die Königin der Toten vom Wein berauscht war, fragte
Asushunamir, ob er/sie das Wasser des Lebens schmecken könne, welches
verschlossen im Keller aufbewahrt wurde.
So spielt der Wein schon früh eine bedeutsame Rolle auch in den religiösen
Dimensionen der Völker.
9
Bei den Assyrern
Zur Zeit der Assyrer allerdings scheint der Weinbau teilweise in Vergessenheit
geraten zu sein. Wein wurde überwiegend aus Syrien Karkemisch, Aschtarta
und Ugarit importiert und dürfte weitgehend der Oberschicht vorbehalten
gewesen sein.
Aber auch noch weiter aus dem Westen
und Nordwesten wurde Wein
importiert. So wurde bereits auf den
Weinkarten der Assyrerkönige
Adadnirari I (1305 - 1274) und
Salmanasser I (1274 - 1244) der
besonders gute Wein von Berg „Izala“
(Berg des Weines) aufgeführt .11
Seit dem 13. Jahrhundert vor unserer
Zeitrechnung wurde allerdings am Fluss
Habur, dem größten Nebenfluss des
Euphrat, Wein angebaut.
Bedeutsam ist in Assur die Funktion des
Mundschenks, der im Namen des
Herrschers als Opferherrn, die
Durchführung der Opfer, hier der
Libationsopfer, verantwortet. Er betreut die dafür notwendigen kostbaren
Gefäße und die Opfergaben von Bier und Wein. Dabei ist der Mundschenk
nicht unbedingt Priester. Die Bedeutsamkeit seiner Aufgaben erkennt man
11
Tur Abdin
10
daran, dass aus seiner Nähe zum König sich später verschiedene Ämter
herausbilden.12
Aber auch im weltlichen Leben nimmt der Wein eine bedeutsame Rolle ein.
Auf der sogenannten „Bankett-Stele“ des Assurbanipal II. (883-859 v. Chr.),
anlässlich der Einweihung des neuen Palastes in Nimrud, wird überliefert, dass
der König neben unendlich vielen anderen Nahrungsmitteln, auch 10.000
Schläuche Wein für die geladenen knapp 70.000 Menschen bereitstellt.
( Stele mit der Inschrift 10.000 Schläuche Wein)
12
Ebeling Erich u.a., a.a.O., S. 635;
11
Herunterladen