Wissenschaft intern 460 sue engineerings zur Generierung humaner Ersatzorgane bzw. -gewebe aus menschlichen Zellen stärkt die Hoffnung vieler Patienten auf ein neues Organ. Bis dato war das Leben dieser Patienten zum einen durch ihr Leiden und zum anderen durch den Mangel an transplantierbaren Organen geprägt. Alleine in Deutschland starben 1998 142 Patienten während sie auf eine Spenderleber warteten. Das Tissue engineering, das als Weiterentwicklung der modernen Transplantationsmedizin angesehen werden kann und Disziplinen aus Ingenieurs- und Lebenswissenschaften miteinander vereint, hat die Entwicklung in vitro gezüchteter Organe der Patienten auf ein besseres Angebot an transplantierbaren Organen, mit deren Hilfe ihre angespannte Lebenssituation verändert, der bevorstehende Tod vermieden und wieder ein lebenswertes Leben geführt werden kann. Daher hat das noch sehr junge Forschungsgebiet des Tissue engineerings in den letzen Jahren stark an Bedeutung gewonnen, wohl auch, weil im Unterschied zu den beiden Alternativen der xenogenen Organtransplantation (Übertragung tierischer Organe auf den Menschen) und der allogenen Organtransplantation (Übertragung von Mensch zu Mensch) autologe, d. h. Organe aus körpereigenen Zellen transplantiert werden. Die damit verbundene Ablösung pallitativer oder symptomatischer Therapieformen hat das Ziel einer vollständigen körperlichen Genesung. Die Vorteile der in vitro Züchtung (die Zellen einer Patienten-Gewebeprobe können isoliert und in Kultur vermehrt werden, siehe Abbildung) autologer artifizieller Ersatzgewebe oder -organe sind insbesondere die Vermeidung immunologische Abstoßungsreaktionen. Zusätzlich sind die so hergestellten Transplantate auch nicht Abb.1: Hepatozytenkultur, Immuncytochemie, Albumin im Cytosol Tritc markiert Abb. 2: Hepatozytenkultur, Immuncytochemie, Albumin im Cytosol Fitc markiert und Gewebe als Ziel zur Therapie total oder partiell defekter Organe. Momentan sind etwa 6000 Organtransplantationen jährlich in Deutschland medizinisch indiziert. Diese Zahl würde sicher steigen, da die Verfügbarkeit transplantierbarer Organe eine Ausweitung der medizinischen Indikation bedingen würde. Die Arbeiten des tissue engineering sind motiviert durch die Hoffnung durch Degradation oder Korrosion gefährdet, wovon synthetische Biomaterialien wie Polymere betroffen sind. Die Techniken des Tissue engineering helfen somit einen Ersatz für innere Organe (Leber, Pankreas, Herz, Niere, Lunge), für Sinnesorgane (Auge, Ohr, Nase), für den Stützapparat (Knochen und Knorpel), fürs Gehirn (insbesondere Morbus Alzheimer und Morbus Tissue Engineering Dr. Cornelia Kasper, Universität Hannover Dr. Frank Stahl, GBF Braunschweig E Die potentiellen Möglichkeiten des Tis- BIOspektrum . 5/01 . 7. Jahrgang Wissenschaft intern Schwerpunkt auf der Biotechnica Anläßlich der Biotechnica 2001 findet vom 9. bis 10. Oktober in Hannover eine internationale Konferenz zum Thema „Tissue engineering“ statt. Ziel der Konferenz ist es, neben der Präsentation der neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse aktuelle Entwicklungen am Markt aufzuzeigen. Der Rahmen dieser Veranstaltung bietet optimale Bedingungen für einen intensiven Kontakt und Austausch zwischen internationalen Vertretern aus Wissenschaft und Industrie. Aktuelle Informationen zur „Second transdisciplinary Parkinson), als auch für die Haut (z. B. bei schweren Verbrennungen) zu generieren. Die Gewebezüchtung basiert auf drei grundsätzlichen Methoden: 1. In-vitro Kultivierung patienteneigener Zellen auf natürlichen, organischen odersynthetischen Matrices; 2. In-vitro Kultivierung patienteneigener Zellen auf xenogenen Matrices und 3. Gewinnung der Zellen aus embryonalen oder adulten Stammzellen. Prinzipiell werden also Körperzellen (im Idealfall autologe) extracorporal kultiviert und nach erfolgter Vermehrung reimplantiert, um den Organ- oder Gewebedefekt zu therapieren. Gewebedefekte können so mit gezüchteten körpereigenen Zellen repariert bzw. gefüllt werden ohne langfristig auf künstliche Materialien angewiesen zu sein. Weitere Vorteile sind ein Organersatz zu jedem Zeitpunkt und dadurch planbare Operationen sowie die Transplantation von nicht abstoßungsgefährdetem körpereigenen Gewebe. Diese sogenannte regenerative Medi- BIOspektrum . 5/01 . 7. Jahrgang conference on principles and perspectives in regenerative medicine“ sowie Anmeldeformulare und das Programm können unter der Internetadresse www.regmed.de abgerufen oder direkt über das Konferenzsekretariat der NATI Technologieagentur Niedersachsen NATI Technlogieagentur Niedersachsen Vahrenwalderstr. 7 30165 Hannover Tel.: (0511) 935 74 30 Fax: (0511) 935 74 39 eMail: regmed@nati. de bezogen werden. zin hat ein enormes Potential; internationalen Voraussagen nach wird der Gewebeingenieur als eine der Top-Berufsperspektiven der nächsten 10–20 Jahre angesehen (Time Magazin) und eine neue Ära für die Lebenswissenschaften und die Medizin einleiten. Korrespondenzdresse Dr. Cornelia Kasper Institut für Technische Chemie AK Biotechnologie Universität Hannover eMail [email protected] Dr. Frank Stahl Nachwuchsforschergruppe Organ- und Gewebekultur der GBF Braunschweig eMail [email protected]