dd T E C H N I K P r e s s k e r a m i k f ü r h o c h ä s t h e t i s c h e R e h a b i l i t a t i o n e n – Te i l 2 Press Well-(ness)! Ein Beitrag von Ztm. Axel Gütges, Düsseldorf/Deutschland Die Anforderungen an die heutige Zahntechnik liegen nicht nur darin, höchste Präzision in Passung und Funktion zu erreichen. Vielmehr haben sich zahntechnische Rekonstruktionen heute peu à peu zu einem Wellness-Produkt entwickelt. Der aufgeklärte Patient wünscht sich Zahnersatz, der von einem natürlichen Zahn nicht mehr zu unterscheiden ist. Er möchte seinem Gegenüber ein natürliches, authentisches und gesund wirkendes Lächeln zeigen können. Somit haben sich auch die Anforderungen an die zur Rekonstruktion verwendeten Materialien stark gewandelt. Im Einzelzahnbereich geht nach Meinung des Autors kein Weg an der Presskeramik vorbei. Diese zeichnet sich aufgrund der perfekten Verarbeitungseigenschaften, der natürlichen Farbwirkung und vor allem der internen Lichtleitung für ästhetische Rehabilitationen aus. Ein weiterer, hochmoderner und beinahe umfassender Ansatz ist der, dass sich dieses Material auch multiindikativ erweitern lässt. Im ersten Teil des auf zwei Ausgaben aufgeteilten Beitrags beschrieb der Autor die Anfertigung von vier Frontzahnkronen, bis hin zur oberflächlichen Formgebung. Nun werden die Kronen konturiert und fertig gestellt. Anhand drei weiterer, zusammengefasster Fälle wird der multiindikative Charakter des Authentic Systems verdeutlicht. Indizes: Ästhetik, natürliche Rekonstruktion, Presskeramik, Wellness B eim Konturieren der Labialflächen sollte man sich ebenfalls von den mittleren Inzisiven ausgehend Schritt für Schritt nach dorsal vorarbeiten. Bei diesem Vorgang legt man das Schleifinstrument parallel zur mittleren Querachse des Zahns an und arbeitet die Kontur flächig aus. Beim Erarbeiten auf dem Modell wird, je nach Stellung des Zahns, das Schleifwerkzeug anders angelegt. Beim frei Hand Konturieren ist das Werkzeug jedoch fast ausschließlich parallel geführt. Das natürliche Vorbild weist aber oft extreme Formen mit ausgedehnten Wölbungen auf, die man in dieser Schleifphase bereits berücksichtigen muss. Hierzu ist es sinnvoll den Winkel, in dem man das Handstück hält, ständig zu wechseln. Beim Ausarbeiten ist darauf zu achten mit möglichst geringem Druck zu schleifen. Nur so kann der Diamant oder Stein seiner Aufgabe gerecht werden und man verhindert, dass Partikel an der Oberfläche der Keramik heraus brechen. Diese winzigen Bruchflächen sind nach dem Glanzbrand als Rauhigkeiten zu erkennen, die sich nur durch starkes Nachbearbeiten entfernen lassen. Außerdem sollte man die Oberfläche, gerade beim Bearbeiten von Presskeramikkronen, immer wieder mit Wasser benetzen, um ein Überhitzen zu vermeiden. 68 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 © Nachdem man nun die grobe Form erarbeitet und den Protrusionswinkel eingestellt hat, kann man sich der Charakteristik der einzelnen Zähne und deren Oberfläche zuwenden. Bei diesem Schritt kommen alle Informationen zum Tragen, die wir bei der Farbnahme aus dem oralen Umfeld gewonnnen haben. Der Grad der Lichtbrechung an der Oberfläche hat nicht nur einen entscheidenden Anteil an der Farbwirkung, sondern auch an der Integration der Restauration in das Restgebiss. Kontrollmodelle der ursprünglichen Situation sind hierfür ein notwendiges Muss. Als erstes werden die auszuarbeitenden Zonen markiert. Um die labialen großflächigen sagittalen Wölbungen heraus arbeiten zu können, werden zunächst die entgegengesetzten Vertiefungen angezeichnet (hier blau; Abb. 40). Aber auch die feineren horizontalen Strukturen (hier rot) werden bereits dargestellt. Mit den bereits verwendeten Ausarbeitungssteinen lassen sich die Strukturen sowohl in sagittaler als auch in horizontaler Richtung sehr gut einarbeiten (Abb. 41). Für die feineren horizontalen Vertiefungen kommen Diamanten mit abgerundeter Spitze zum Einsatz (Abb. 42). Auch kleinere punktuelle Vertiefungen und Unebenheiten können mit einem solchen Diamanten einfach herausgearbeitet wer- T E C H N I K dd Abb. 40 Auch labiale Strukturen in horizontaler und vertikaler Richtung werden angezeichnet Abb. 42 Feine Strukturen werden dementsprechend mit feinen Steinen oder Diamantwerkzeugen eingearbeitet den. Die so geschaffenen gröberen Strukturen werden im Anschluss mit einem Stein an den Übergängen etwas weicher gestaltet. Hierzu streicht man ohne Druck über die gesamte Fläche der Krone. Für scharfkantige Defekte kommen selbstverständlich scharfkantige Diamanten, aber auch Hartmetallfräser zum Einsatz. So kann man zur Darstellung von Wachstumsrillen, der so genannten Perikymatien, einen an der Spitze mit einer Abrichtscheibe abgeflachten Diamanten benutzen. Mit diesem lassen sich die Perikymatien durch halbmondförmige Bewegungen, den angelegten Markierungen folgend, hervorragend ausarbeiten. Schmelzrisse können mit einem feinen Hartmetallbohrer, der so genannten „Steger-Spitze“, sehr effektiv in die Oberfläche „eingraviert“ werden (Abb. 43). Die Oberfläche wird in aller Regel zum Abschluss der Formgebung mit einem Gummirad sehr vorsichtig geglättet. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf den erhabenen Wölbungen, die aufgrund ihrer exponierten Lage im natürlichen Gebiss einen höheren Abnutzungsgrad aufweisen und stärker glänzen. Je nachdem, wie der Restzahnbestand beschaffen ist, kann man diesen Schritt, wie in diesem Fall, auch erst nach dem Glanzbrand durchführen. Zur Kontrolle und Konzentration auf Form und Oberfläche empfiehlt es sich auch, ein silbernes Abb. 41 Großflächige Strukturen und Vertiefungen werden auch mit großvolumigen Steinen herausgearbeitet Abb. 43 Perikymatien und Schmelzrisse und die entsprechenden Werkzeuge Texturpuder auf die Kronen aufzutragen. Der große Vorteil liegt darin, dass man weder durch die Farbe der Kronen noch durch Reflexionen abgelenkt werden kann (Abb. 44). So lassen sich feinste Strukturen sehr gut erkennen und gegebenenfalls korrigieren. Eine zu stark konturierte Oberflächentextur gehört damit der Vergangenheit an. Wenn man Presskeramikkronen – wie in diesem Fall beschrieben – individualisiert, in Form gebracht und die Oberflächencharakteristik eingestellt hat, ist es nicht sinnvoll mit Malfarben große Veränderungen vorzunehmen. Die Malfarben der heutigen Generation diffundieren zwar in die modernen Keramiken, können aber dennoch die vorher mühsam erarbeiteten Effekte der Farbsteuerung und Lichtleitung von innen heraus zunichte machen. Die natürliche Farbwirkung einer Presskeramikkrone basiert vor allem auch darauf, dass die Farbe des natürlichen Zahnstumpfs in die Krone strahlt und somit den Aufbau aus Presskeramikkörper und Schichtkeramik unterstützt. Dadurch kommt es zu einer Art Symbiose mit der Natur! Es wäre kontraproduktiv, wenn wir die aufgebrachten keramischen Massen mit all ihren lichtoptischen Eigenschaften wie Transluzens, Opaleszenz und Fluoreszenz abschließend mit Farbe bedecken. © 9. JAHRGANG 2008 dental dialogue 69 dd T E C H N I K Abb. 44 Zur neutralen Kontrolle der Oberfläche und Form ist kontrastierendes Texturpuder sehr hilfreich Daher sollte es in den meisten Fällen ausreichen, die interproximalen Bereiche am Zahnhals mit Malfarbe zu intensivieren (Abb. 45). Selbstverständlich lassen sich Plaqueanlagerungen und ähnliches, die auch auf dem natürlichen Zahn an der Oberfläche liegen, sehr schön mit den, in diesem System vorhandenen Malfarben nachahmen. So schön diese Massen auch sind, sollte man diese trotz alledem nur sehr gezielt und in Maßen einsetzen. Abb. 45 Bei dieser Vorgehensweise ist es in der Regel nur noch notwendig, den Interproximalbereich leicht zu intensivieren Sprung im Glas Vorsicht ist auch bei der „nachträglichen“ Anlage von Schmelzrissen geboten. Helle oder gar weißliche Schmelzrisse wirken im natürlichen Zahn zumeist aus der Tiefe, da es dreidimensionale Sprünge im Schmelz sind. Ähnlich einem Sprung in einem Wasserglas. Dementsprechend ändern Sprünge je nach Blickwinkel ihr lichtoptisches Verhalten (Abb. 46). Daher sollten sie in den Schichtungsaufbau integriert und nicht oberflächig aufgebracht werden. Bräunliche Risse entstehen allerdings dadurch, dass sich der aus der Tiefe kommende Riss verfärbt. Bis an die Oberfläche laufende Schmelzrisse können demzufolge auch oberflächlich mit Malfarbe akzentuiert werden. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig nicht nur die Kenntnisse der technischen Umsetzung, sondern auch die eigene Beobachtungsgabe und das Verständnis für die Natur sind. Denn nur das, was man am Patienten sieht, kann man auch mit der erlernten Technik versuchen zu kopieren. Indem wir die approximalen Flächen mit einem Gemisch aus Schneide- und Glasurmasse in einem maximalen Verhältnis von 80:20 überschichten, sind die Kronen zum Brand fertig. Hierzu eignet sich die Glazepaste besonders gut, die mit Schneidemasse vermischt, eine gut verarbeitbare Konsistenz aufweist. Für den Brand fahren wir ein normales Dentinbrandprogramm, allerdings ohne Haltezeit. Dadurch gewährleisten wir, das die Keramik komplett durchsintert, laufen aber nicht Gefahr, dass die Oberfläche zu stark verrundet. 70 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 © aus verschiedenen Blickwinkeln Abb. 46 Schmelzrisse im natürlichen Zahn verhalten sich ähnlich wie ein Sprung in einem Glas. Sie sind dreidimensional und wirken je nach Betrachtungswinkel anders Die Bearbeitung nach dem Brand Die Oberfläche nach dem Glanzbrand ist schön matt und gleichmäßig. Alle Strukturen und Formen sind unverändert. Auf dem ungesägten Modell werden zunächst wieder die Kontaktbereiche der mittleren Inzisiven eingestellt. Danach fährt man wie gehabt weiter nach dorsal fort. Hierbei ist es wichtig, mit Shimstockfolie zu arbeiten, um dem Zahnarzt äußerst mühsame Korrekturen zu ersparen. Dadurch, dass wir den Protrusionswinkel mit leichtem Überschuss erhalten haben, bietet sich uns nun die Möglichkeit, die Funktionswege mit einem feinkörnigen Gummierrad und mithilfe verschiedenfarbiger und möglichst dünner Kontaktfolien exakt einzustellen (Abb. 47). T E C H N I K dd Abb. 47 Erst nach dem Glanzbrand wird der Protrusionswinkel mit einem Gummierrad definitiv eingestellt Abb. 48 Die mechanische Politur am Poliermotor bietet uns die Möglichkeit, den Glanzgrad nicht dem Zufall zu überlassen – wir können diesen individuell, den Restzähnen entsprechend einstellen Wie bereits erwähnt, hat die Funktion, wie es das Form-follows-Function-Prinzip aussagt, einen großen Einfluss auf die Form und umgekehrt. So ist der weißliche Abschluss des transparenten Saums in der Schneide des natürlichen Zahns, rein auf die Lichtbrechung an der Abrasionskante zurückzuführen. Demzufolge trägt die exakte Ausgestaltung der Funktion in diesem Bereich maßgeblich zur Darstellung der natürlichen Wirkung einer Restauration bei. Ist dies geschafft, gilt unsere ganze Aufmerksamkeit der Politur der Kronen. Um einen der Natur entlehnten Glanzgrad und eine realistische Oberflächenbeschaffenheit zu erreichen, ist eine mechanische Politur unumgänglich. Dieses Vorgehen ermöglicht es uns, den Glanzgrad an den des Restgebisses anzugleichen. Vor dem Finish der Labialflächen, sollten alle Anteile der Restauration die Zahnfleischkontakt haben, aber auch die schlecht zu reinigenden palatinalen beziehungsweise lingualen Anteile auf Hochglanz gebracht werden. Dadurch wird der Gefahr von Plaqueanlagerungen entgegen gewirkt. Erreicht wird dieser Hochglanz im Handstück bei nur mäßiger Geschwindigkeit und kreisenden Bewegungen mit einem Robinsonbürstchen und einer diamantierten Polierpaste. An den Labialflächen werden die erhabenen Wölbungen erneut mit einem Gummirad sehr behutsam nachbearbeitet und der Glanzgrad gemildert. Hier wurde bewusst auf den Begriff gummiert verzichtet, da dieser mit einem Massenabtrag verbunden wird. In diesem Arbeitsschritt soll die Oberfläche nicht reduziert, sondern durch Mattieren für die definitive Einstellung des Glanzgrads vorbereitet werden. Im vorliegenden Fall wies die Oberfläche der natürlichen Frontzähne im Unterkiefer einen seidenmatten Glanz auf. Erreichen lässt sich dieser sehr gut mit Poliresin (einem Bimssteinersatzmittel), das man mit Wasser oder Steribim anmengt und ein wenig Sidol zugibt. Schließlich wird am Poliermotor bei zirka 1000 U/min und mit einer großen Flanellschwabbel unter sanftem Anpressdruck der definitive Glanzgrad eingestellt (Abb. 48). Eine definitive Feinkorrektur kann wieder im Beisein des Patienten vorgenommen werden. Die beste Farbkontrolle erreicht man, wenn man die Kronen mittels Try-In Massen, die den Farben des definitiven adhäsiven Befestigungsmaterials entsprechen, auf die Stümpfe aufsetzt. Dies ist sozusagen die letzte Möglichkeit, um etwaigen Überraschungseffekten beim Einsetzen entgegen zu wirken. Selbstverständlich lassen sich diese Try-In Massen rückstandsfrei mit dem Dampfstrahler entfernen. Wenn man – wie hier gezeigt – gewissenhaft vorgeht und die einzelnen Schritte überprüft, erreicht man ein vorhersagbares und beständiges Ergebnis. Das Ergebnis In der Abbildung 49 ist das Endergebnis auf dem Modell zu sehen. Die Bilderreihe der Abbildung 50 verdeutlicht, wie sich durch verschieden einfallendes Licht die Struktur und damit das Erscheinungsbild der Oberflächentextur sowie die Farbe © 9. JAHRGANG 2008 dental dialogue 71 dd T E C H N I K Lichtwechsel Abb. 49 Das Endergebnis auf dem ungesägten Modell a der Kronen verändert. Dies ist der Grund, warum eine genaue Rekonstruktion und Anpassung der im Mund befindlichen Verhältnisse die Kür einer solchen Arbeit ist. Besonders deutlich wird der Unterschied wenn man die Abbildung 50c mit der Abbildung 50d vergleicht. Abbildung 50c suggeriert, dass es sich um eine relativ glatte Oberfläche handelt, die nur im unteren Venterbereich* überhaupt leichte Texturen aufweist. Verändert sich jedoch der Lichteinfall wie in Abbildung 50d, wird die tatsächliche Oberflächentextur, die sich fast bis in die Schneidekante fortsetzt, ersichtlich. Unterschiedliche Beleuchtungswinkel für die Aufnahmen sind auch wichtig, um einen Eindruck über den Transport des einfallenden Lichts zurück an die Oberfläche des Zahns zu gewinnen. In den Durchlichtaufnahmen zeigt sich, wie schön die Lichtstreuung und -leitung innerhalb der Presskrone ist. So wird bereits auf dem Modell der Schatten der präparierten Stümpfe durch Lichtstreuung fast vollständig unsichtbar (Abb. 51). Sehr beeindruckend ist auch der irisierende opaleszierende transparente Saum im Wechsel der Auflichtaufnahme zur Durchlichtaufnahme (Abb. 52 und 53). Das verdeutlicht uns bereits auf dem Modell, wie gut sich das Material adaptieren kann. b c In situ Doch entscheidend ist nicht der Eindruck auf dem Modell, sondern in situ. Hier zeigt sich, ob sich alle Mühen gelohnt haben und was das Material im Stande ist zu Leisten. Die Abbildung 54, die zur Kontrastverstärkung mit schwarzem Hintergrund fotografiert wurde, lässt schon erahnen wie schön diffus die intern eingelegten Charakteristika durch die darüber gelegten Opalmassen scheinen. Auch die Akzentuierungen, die mit den Intensivmassen in den internen Strukturen erreicht wurden, ergeben ein sehr natürliches Reflexionsverhalten. Die Oberflächenbeschaffenheit des natürlichen Unterkiefers wurde exakt auf den Oberkiefer übertragen (Abb. 55). Durch eine gezielte Anlage der Leisten und Steuerung der Reflexionen mithilfe der Textur, erhält 72 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 © d Abb. 51 Die Durchlichtaufnahme zeigt die hervorragende Lichtleitung und Lichtbrechung des Materials * Venterbereich = Bauchbereich Abb. 50a bis d Erst die verschiedenen Lichtsituationen lassen die unterschiedlichen Strukturen und Oberflächenbeschaffenheiten erkennen T E C H N I K dd Abb. 52 und 53 Im Detail: Der transparente Saum in der Auflicht- und Durchlichtaufnahme. Deutlich ist die sehr natürliche, irisierende und opaleszierende Wirkung des Materials zu erkennen Abb. 54 Die fertigen Frontzahnkronen (12 bis 22) nach der definitiven adhäsiven Befestigung in situ Abb. 55 Neben einer hervorragenden farblichen Anpassung ist zu erkennen, dass sich das Zahnfleisch nicht nur erholt hat, sondern wieder gesundet ist man ein sehr naturgetreues Aussehen, das auch einem genauen Hinsehen standhält (Abb. 56). Wie die vorherigen Bilder gezeigt haben, hat sich auch das Zahnfleisch trotz schwieriger parodontaler Verhältnisse wieder sehr gut regeneriert und zeigt wieder eine natürliche Farbe. Die Abschlussaufnahmen mit Lippe: die Restauration gliedert sich absolut harmonisch in das orale Umfeld ein. Der Schneidekantenverlauf wurde so konturiert, dass sich auch aus den verschiedenen Blickwinkeln immer ein paralleler Verlauf zur Unterlippe ergibt. Auch hier war die Natur unser großes Vorbild (Abb. 57 bis 59). Ein weiterer Fall Abb. 56 Ober- und Unterkiefer passen gut zusammen – sowohl in der „Farbverteilung“ und internen Charakteristika als auch in der Oberflächenbeschaffenheit In diesem Fall waren die Vorgehensweise und das Schichtkonzept gleich. Die Ausgangssituation zeigt äußerst monochrome und parodontal nicht tragfähige veraltete Metallkeramikkronen auf den Zähnen 12 und 22. Hinzu kommen großflächig gefüllte, natürliche Zähne an 11 und 21 (Abb. 60 und 61). In Abbildung 62 ist die Ausgangssituation und die damit verbundene Problematik von palatinal zu sehen. Von Lichtleitung kann hier keine Rede sein! Die Wurzelfüllung an Zahn 22 erschwert die Situation zusätzlich. © 9. JAHRGANG 2008 dental dialogue 73 dd T E C H N I K 57 58 Abb. 57 bis 59 Die „Lippenbilder“ zeigen auch aus den verschiedenen Blickwinkeln ein sehr stimmiges und harmonisches Bild – beachtenswert ist die harmonische Lachlinie 59 Abb. 60 und 61 Ein anderer Fall. Die mittleren Inzisiven wiesen großflächige Füllungen auf, die lateralen Inzisiven waren mit insuffizienten Kronen versorgt Wiederum wurden Presspellets der ++ Serie verwendet. In diesem Fall A1++. Das Besondere an dem von uns verwendeten System ist, das spezielle Pellets für gebleichte Zähne zur Verfügung stehen. So konnte durch die Wahl eines noch helleren Pellets (A0++), die Stumpfverfärbung des wurzelgefüllten Zahns 22 aufgefangen werden. 60 Abschlussaufnahmen In Abbildung 63 ist die fertige Arbeit nach dem vollständigen Ausarbeiten und abschließender mechanischer Politur auf dem Modell zu sehen. Anhand der Aufnahmen der inkorporierten Arbeit wird ersichtlich, wie harmonisch sich die Kronen in das orale Umfeld eingliedern und der Patientin wieder ein natürliches Lächeln zurückgeben. Die Lateralansicht – insbesondere in regio 22 – zeigt, dass sich mit der richtigen Auswahl des Gerüstwerkstoffs und des richtigen Pellets sogar Wurzelgefüllte Zähne abdekken und harmonisch integrieren lassen (Abb. 64 bis 66). Die gelungene Adaption der Presskronen im Oberkiefer zum natürlichen Unterkiefer ist in Abbildung 67 zu sehen. Auch diese Aufnahme verdeutlicht die hervorragend deckenden Eigenschaften der Bleach-Pellets – 74 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 © 61 T E C H N I K dd Abb. 62 Die Palatinalansicht entlarvt die Wurzelfüllung an Zahn 22, diese stellt ein zusätzliches Problem für die farblich harmonische Rekonstruktion dar Abb. 63 Auch hier war die Versorgungsform klar: Vollkeramikkronen auf Presskeramikgerüsten Abb. 64 Das neue Lächeln Abb. 65 und 66 Nach der Rekonstruktion fügen sich sogar die Lateralen harmonisch in die Oberkieferfront ein. Mit den entsprechenden Pellets – und hier hält das Authentic-System eine Vielzahl an Möglichkeiten bereit – konnte sogar der wurzelgefüllte Zahn 22 sehr gut abgedeckt werden 64 65 66 Dritter Fall Seitenzahn die Wurzelfüllung an Zahn 22 ist nicht zu erkennen. Die Oberflächentextur wurde in diesem Fall mit etwas geringerer Struktur eingestellt und etwas mehr Glanz als im ersten Fall versehen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich dieses Material in puncto Lichtleitung im inkorporierten Zustand verhält. Nicht nur in den labialen Ansichten sondern auch in der palatinalen Ansicht ist dies sehr gut zu erkennen. Die Lichtleitung und -brechung entspricht den natürlichen Zähnen (Abb. 68). Im dritten Fall soll aufgezeigt werden, dass mit diesem Material sogar Restaurationen im Zentrum der Kaubelastung im Seitenzahnbereich problemlos und hochästhetisch möglich sind. In diesem Fall wurde Zahn 26 versorgt, der eine große ältere Kunststofffüllung aufwies. Diese hatte nach einigen Jahren zum Abplatzen der bukkomesialen Wandung geführt und eine Überkronung des Zahns erforderlich gemacht (Abb. 69 und 70). © 9. JAHRGANG 2008 dental dialogue 75 dd Abb. 67 Die Restauration fügt sich wunderbar in die orale Situation ein. Sowohl der farbliche Aufbau als auch die Lichtleitung entsprechen dem Unterkiefer Abb. 68 Die natürliche Lichtleitung von palatinal. Bei einem Vergleich mit der Abbildung 62 wird ersichtlich, welch kleines Wunder uns gelungen ist Abb. 69 Ein neuer Fall: Die Ausgangssituation für eine Überkronung im Seitenzahngebiet. Zahn 26 mit großer Füllung... Abb. 70 … die letztendlich dazu geführt hat, dass die mesiobukkale Wandung des Zahns wegbrach Abb. 71 und 72 Das Full-Wax-up bildet den Ausgangspunkt. Dieses wird so reduziert, dass das Gerüst lediglich einen Schneidebrand aufnehmen muss Präpariert wurde eine klassische Hohlkehle, die in diesem Fall völlig ausreichend war. Zunächst wurde der Seitenzahn komplett aufgewachst (Abb. 71) und anschließend für die Schneideschichtung reduziert. Auch die mastikalen Anteile der Modellation wurden leicht reduziert. Das Schöne an der Presstechnik ist die Variabilität. So kann man zum Beispiel bei geringen Platzverhältnissen auf die Reduktion in der Kaufläche verzichten und nur die bukkalen Anteile mit Schichtmassen individualisieren. Gepresst wurde ein Pellet der ++ Reihe. Der Individualisierung sind im Grunde auch hier keine Grenzen gesetzt. Man kann von einer einfa76 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 © chen Überschichtung mit Schneidemasse bis zur Anlage eines inzisal-/okklusalen Schneidetellers (vielmehr „Fischmaultellers“) und angelegten internen Charakteristika, sämtliche Techniken anwenden. Die fertige Krone beweist bereits auf dem Modell, dass sich selbst mit nur einem Schneidebrand sehr schöne Effekte erzielen lassen (Abb. 72 und 73). In den abschließenden Aufnahmen zeigt sich, wie schön sich auch im Seitenzahnbereich auf diese Art hergestellte Presskeramikkronen in das orale Umfeld integrieren (Abbildung 74 bis 76). dd Abb. 73 Die fertige Molarenkrone auf dem Modell. Wer der Stabilität dieser Versorgung nicht traut, dem sei gesagt, dass eine gute Präparation sowie die adhäsive Befestigung der funktional korrekt gestalteten Krone keine Bedenken zulassen Abb. 74 Aus dieser Perspektive sind die feinen okklusalen Strukturen gut zu erkennen, der Zahnersatz ist kaum als solcher zu erkennen Abb. 75 und 76 Die Krone im Detail: sowohl aus lateraler als auch aus okklusaler Sicht zeigt sich die gute Integration der Presskeramikkrone Multiindikativ! Das Indikationsspektrum dieses Materials beschränkt sich nicht nur auf die Kombination von Press- und Schichttechnik. Das Authentic-Sortiment ermöglicht vollanatomische Pressungen mit anschließender Bemalung, frei geschichtete Veneers und Teilkronen auf feuerfesten Stümpfen sowie die VMK-Technik. Das eröffnet dem Zahntechniker die Möglichkeit, auf fast alle Mundsituationen reagieren zu können, ohne sich in der Materialhandhabung großartig umstellen zu müssen. Ein Beispiel für eine metallkeramische Arbeit ist in den Abbildungen 77 bis 80 dargestellt. Das Gerüst aus einer hochedlen Gelbgoldlegierung für niederschmelzende Keramiken wurde ebenfalls mit Authentic verblendet. Dazu bietet das System einen speziellen Pastenopaker. Ansonsten werden dieselben Massen wie für die Presstechnik genutzt. Hierzu geht man in klassischer Weise vor. Nachdem der Opaker aufgebracht und gebrannt wurde wird die komplette Kronenkontur in Dentinmasse aufgebaut, durch ein Cut-back reduziert und individuell – analog zur Schneideschichtung der Presstechnik – geschichtet. Die Bilder veranschaulichen, wie gut sich selbst metallkeramisch gefertigte Restaurationen in die Mundsituation einfügen. Bei der Betrachtung aus nächster Nähe wird hier ebenfalls eine sehr harmonische Anpassung an die unteren natürlichen Zähne deutlich. Sowohl Oberfläche als auch Farbe ergeben ein sehr natürliches Gesamtergebnis. Fazit Die Reproduktion von Einzelzahnkronen stellt immer noch eine der größten Herausforderungen in der rekonstruktiven prothetischen Zahnheilkunde dar. Sowohl die Anforderungen an die Präparationstechnik, parodontale Vorbereitung, der Abformund Befestigungstechnik als auch die Umsetzung im zahntechnischen Labor, erfordern ein hohes Maß an Wissen und technischem Können. Im Bewusstsein, dass wir es immer wieder mit Menschen zu tun haben, die mit all ihren Ängsten und Erwartungen zu uns kommen, sollten wir uns der Aufgabe stellen, diese Menschen glücklich zu machen. Hierfür ist es notwendig, dass wir uns täglich Fordern, unsere praktischen Fertigkeiten trai© 9. JAHRGANG 2008 dental dialogue 77 dd 77 78 Abb. 77 und 78 Die Ausgangssituation des dritten Falls und die definitive, metallkeramische Versorgung, die den multiindikativen Einsatz dieses Presskeramiksystems eindrucksvoll unter Beweis stellt nieren und uns und unser Auge sensibilisieren. Hierzu sollte man unbedingt die Möglichkeit bekommen, den Patienten selbst zu sehen, um so die eigenen Fähigkeiten am echten Patienten beurteilen und anpassen zu können. Denn hier entscheiden sich die Qualität unserer Arbeit und die Möglichkeiten des verwendeten Materials. Die Stärke von Presskeramik liegt darin, dass sie von allen Materialien, dass dem natürlichen Zahn ähn78 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 © lichste Lichtleitungsverhalten besitzt – im Besonderen die Materialien des Authentic Systems. Nicht zuletzt die Erweiterungsmöglichkeiten zum multiindikativen System, macht das Materialkonzept zu einem zuverlässigen und innovativen Partner, mit dem wir beste Erfahrungen gemacht und beste Ergebnisse erzielt haben. Mit diesem Material können wir dem Patientenwunsch nach naturgetreuem individuellem Zahnersatz nachkommen. T E C H N I K dd 79 80 Abb. 79 und 80 „Trotz“ Metallkeramik zeigen die Detailansichten auch hier ein durchweg gelungenes ästhetisches Ergebnis Danksagung An dieser Stelle möchte der Autor sich ganz herzlich bei allen Bedanken, die mit Rat und Tat bei der Erstellung dieses Beitrags geholfen haben. Insbesondere seinem Bruder Achim Gütges, der Zahnarzt in Mönchengladbach ist. Ihm möchte er an dieser Stelle noch einmal zum erfolgreichen Abschluss zum „Master of Science Implantologie“ gratulieren. Außerdem der Firma Jensen Dental Solutions, die ihm immer sämtliche Unterstützung und Hilfe angedeihen ließ. Vielen Dank dafür! K Produktliste Produkt Name Hersteller/Vertrieb Aufpasspaste Bimssteinersatzmaterial Digitalkamera/Lateralblitz Einbettmasse Goldlegierung Kontrastor Poliermittel Presskeramik Pressofen Texturpuder Verblendkeramik Pasta Rossa Poliresin EOS 10 D/Duo-Flash Star Vest Soft 3 Galileo PF Blackground Sidol Authentic Keramik VarioPress 300 Majesthetik Authentic Keramik Anaxdent Ernst Hinrichs Canon/Novoflex Weber Dental Jensen Anaxdent Henkel Ceramay/Jensen Zubler picodent Ceramay/Jensen Zur Person Axel Gütges absolvierte seine Ausbildung zum Zahntechniker von 1986 bis 1990 bei „Dena Zahntechnik“ in Willich. Nach seiner Ausbildung und der Grundwehrzeit, war er bei der Zahnarztgruppe in Budel, Niederlande als Praxistechniker tätig. 1991 bekam er eine Anstellung bei „Zahntechnik Janson“ in Tönisvorst. In den sechs Jahren, die er dort arbeitete, sammelte er in allen Bereichen der Zahntechnik wertvolle Erfahrungen. Hiernach wechselte er zum „Studio für Präzisionstechnik – Dieter Bölte“ nach Düsseldorf, wo er fünf Jahre als Allroundtechniker tätig war. Nach seiner Meisterprüfung im Jahr 2002 gründete er sein eigenes Labor in Düsseldorf. Ztm. Axel Gütges ist auf hochwertigen ästhetischen Zahnersatz spezialisiert. Er hat sich der ständigen Fort- und Weiterbildung verschrieben und kann auf Kurse und Fortbildungen bei Uli Werder, Klaus Müterthies, Andreas Nolte, Jürg Stuck, Enrico Steger, Jochen Peters und Dieter Schulz zurück blicken. Kontaktadresse Ztm. Axel Gütges • Xcitedent Dentallabor Axel Gütges • Kaiserstraße 30a • 40479 Düsseldorf Fon +49 2161 4644649 • Fax +49 2161 4644648 • [email protected] • www.xcitedent.de © 9. JAHRGANG 2008 dental dialogue 79