blickpunkt GESUNDHEIT Der 10-Punkte-Plan für gesunde Venen Titel D er Sommer naht. Doch eigentlich dürfen wir uns schon seit April über freundliche Temperaturen freuen. Nur Menschen mit Venenproblemen – fast jeder zweite im Lande – sehen das steigende Thermometer mit Sorge. Denn für ihre Beine ist Wärme gar nicht gut. Symptome ernst nehmen Erste Anzeichen einer krankhaften Veränderung der Venen sind Besenreiser oder Krampfadern. Doch längst nicht alle Venenprobleme machen so offensichtlich auf sich aufmerksam. Oft ist es eine Vielzahl leichter Symptome, die Betroffene nicht sofort mit einem Venenleiden in Verbindung bringen. Dazu zählen Beschwerden wie schwere und müde Beine, Kribbeln oder Spannungsgefühl wie auch Juckreiz und nächtliche Wadenkrämpfe. Aber auch äußerlich sichtbare Zeichen wie Hautrötungen oder bläulich schimmernde Hautpartien sowie regelmäßige Schwellungen an Fußknöcheln deuten auf eine Erkrankung der Beingefäße hin. „Dabei sollten Betroffene die Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn die genaue Diagnose eines Venenleidens ist unerlässlich, um eine entsprechende Behandlung einzuleiten und mögliche schwerwiegende Nachfolgeerkrankungen wie ein offenes Bein oder Thrombosen vorzubeugen“, sagt Prof. (MD) Dr. Dr. 1. Schuhe: Vermeiden Sie Stöckelschuhe. Hohe Absätze stellen das Sprunggelenk ruhig und behindern den Bluttransport in den Venen. Stefan Hillejan, Phlebologe aus der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover. Undichte Klappen Damit Venen den Blutstrom auch entgegen der Schwerkraft in Richtung Herz transportieren können, verhindern sogenannte Venenklappen den Rückfluss des Blutes. Doch verschiedene Ursachen wie Bindegewebsschwäche, Bewegungsmangel, Übergewicht, Genussgifte wie Alkohol und Nikotin sowie eine erbliche Veranlagung können für eine Erweiterung der Venen sorgen. Die Folge: Die Klappen schießen nicht mehr richtig. In diesem Fall staut sich das Blut und krankhafte Gefäßveränderungen können an den Beinen entstehen. Besonders tückisch: Die Symptome zu Beginn eines Venenleidens stellen sich bei zahlreichen Betroffenen schleichend ein und können über einen längeren Zeitraum verstärkt auftreten, aber auch wieder für eine gewisse Dauer abklingen. Wenn „Ausgelöst oder verstärkt die Venen schwach werden die Vorzeichen sind, kommen die Beine häufig durch besondere ganz schön ins Schwitzen. Beanspruchung wie langes Stehen oder Sitzen, Besenreiser, Krampfadern oder ebenso durch übermäThrombosen drohen. Doch zum ßige Hitze und Kälte Glück kann man selbst viel für oder zu eng anliegende seine Venengesundheit tun. Bekleidung wie auch Blickpunkt mit einem Überfalsches Schuhwerk“, erklärt Prof. Hillejan. blick und einem 10-Punk- te-Plan der Selbsthilfe. Was tun bei Venenleiden? Sommerfrische Beine 8 2. Kleidung: Vermeiden Sie enge Kleidung oder enge Schuhe. Sie schnüren die Gefäße ab. 3. Sport: Sorgen Sie für ausreichende Bewegung. Vor allem Laufen, Radfahren und Schwimmen sind ideal. 4. Gymnastik: Legen Sie auch im Büro immer kleine Bewegungspausen ein. Müssen Sie doch mal länger sitzen (bei Bus- oder Flugreisen), bewegen Sie ihr Sprunggelenk auf und ab, indem Sie mit den Füßen wippen. 5. Gewicht: Vermeiden Sie Übergewicht und das Tragen schwerer Lasten. Es belastet die Venen zusätzlich. 6. Genuss: Verzichten Sie auf’s Rauchen. Nikotin verengt die Gefäße und behindert den Blutfluss. Auch Kaffee und Alkohol schwächen die Venen. Ersatzgenüsse gibt es genug. 7. Kühlen: Kneipp´sche Güsse und Wassertreten helfen gegen Schwellungen und Schmerzen. Bei Wärme machen die Venen dagegen schneller schlapp. Lange Sonnenbäder und Sauna sind bei Venenschwäche nicht zu empfehlen. 8. Entspannen: Legen Sie öfter am Tag die Beine hoch. So fließt das Blut zurück. 9. Stützen: Tragen Sie vorbeugend Kompressionsstrümpfe, etwa in der Schwangerschaft oder auf Reisen. Sie verhindern damit das Absacken des Blutes. Lassen Sie sich beim Facharzt (Phlebologe) in Sanitätshaus oder Apotheke beraten. 10. Straffen: Extrakte aus rotem Weinlaub und Roßkastanie mindern die Durchlässigkeit der Gefäßwände und straffen so die Venen. Verantwortlich dafür ist eine hohe Konzentration an Flavonoiden. Schmerzen und Spannungsgefühl in den Beinen lassen nach. Sprays und Gele kühlen und straffen die Beine zugleich. 9 Diagnose bringt Klarheit Liegen bei Betroffenen ein oder mehrere Symptome vor, ist es in jedem Fall ratsam, schnellstmöglich einen Venenspezialisten aufzusuchen. Er kann mithilfe von verschiedenen bildgebenden Verfahren genauen Aufschluss über eine mögliche Erkrankung geben. Hierzu zählt beispielsweise die farbcodierte Duplex-Sonografie, eine Kombination aus verschiedenen Darstellungsarten von Ultraschallbildern, die neben der Beschaffenheit der Venen den Blutfluss in den Beinen zeigen und messen kann. Zu den älteren Methoden zählt eine spezielle Röntgenuntersuchung, die Phlebografie. Diese gibt zusammen mit einem vorher injizierten Kontrastmittel ein genaues Bild von den venösen Gefäßen. Daneben loten Venenspezialisten in Gesprächen mit Patienten mögliche frühere Er- krankungen und die Lebensumstände aus, um so Rückschlüsse auf die Ursache eines Venenleidens zu erhalten. Blut- und Blutdruckuntersuchungen wie auch die Untersuchung des Hautzustandes gehören ebenso zur nötigen diagnostischen Abklärung des Arztes. „Die Früherkennung ist das A und O, um schwerwiegende Venenleiden zu erkennen, zu behandeln und im besten Fall abzuwenden. Betroffene sollten sich auf keinen Fall scheuen, einen Facharzt aufzusuchen“, so Prof. Hillejan. Venen unterstützen Doch egal, ob eine Operation nötig ist oder nicht: eine Venenschwäche wird immer bestehen bleiben. Deshalb ist es sinnvoll, die Venen von außen durch Kompressionsstrümpfe bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Die dicken Gummistrümpfe aus Omas Tagen sind heute passee. Modische, bequeme Baumwollstrümpfe in vielen Farben gibt es heute in jedem Sanitätshaus. Hier werden Sie von einem Fachmann individuell angepasst. Manche enthalten sogar hautpflegende Stoffe wie Extrakte aus Aloe Vera und Vitamin E. Bei Flug- oder Busreisen sollten aber auch Venengesunde nachhelfen, denn bei ihnen kann sich mitunter eine Reisethrombose entwickeln. Der Grund: Hier sitzt man lange, meist eingeengt und mit angewinkelten Knien. Viele Menschen schlagen auch gerne noch die Beine übereinander. All das trägt dazu bei, dass das Blut langsamer zum Herzen zurückfließt, und langsam fließendes Blut verklumpt leichter. So genannte Reise- oder Stützstrümpfe können helfen. Fragen Sie in Ihrem Sanitätshaus! Eine neue sanfte Methode lindert das Venenleiden Welche schonenden Operationstechniken gibt es? Das hängt immer von dem jeweiligen Befund ab, aber Patienten können inzwischen auch auf die sogenannten minimalinvasiven Verfahren zurückgreifen. Hierzu gehören beispielsweise die Lasertherapie oder auch die VNUS-Closure™-Methode. Bei diesem Verfahren führt der Arzt über einen sehr kleinen Schnitt einen dünnen Radiowellen-Katheter in die betroffene Vene ein, der Hochfrequenzenergie auf die Venenwand überträgt. Infolge der erzeugten Erhitzung auf 85 Grad verklebt das kranke Blutgefäß, die Überreste baut der Körper vollständig ab. Danach bekommt der Patient einen Kompressionsverband und kann die Praxis direkt wieder verlassen. Minimalinvasive Verfahren bringen gewisse Vorteile gegen- Bei der VNUS-Closure™-Methode wird ein Radiowellen-Katheter in die Vene eingeführt (li.). Dieser überträgt HochfrequenzEnergie (mi.). Die Venen verklebt (re.). über chirurgischen Eingriffen mit sich: weniger Nebenwirkungen, kleinere Narben und kürzere Regenerationszeiten. Dazu können sie meist ambulant unter einer lokalen Anästhesie durchgeführt werden. Welches Verfahren eignet sich für leichtere Venenprobleme? Verödungen eignen sich am besten für kleinere Defekte wie Besenreiser oder retikuläre (feine, netzförmige) Krampfadern. Bei diesem Verfahren spritzt der Arzt ein Medikament – entweder Flüssigkeit oder Schaum – in die Vene. Dadurch entsteht eine Entzündung an den Venenwänden, sie verkleben und das Gefäß verschließt sich. Die kranke Vene baut der Körper selbstständig ab. Ist eine Krampfaderbehandlung auch im Sommer möglich? Medizinisch spricht überhaupt nichts gegen eine Behandlung im Sommer. Jedoch werden speziell die chirurgischen Eingriffe bei hohen Temperaturen als unangenehm empfunden. Doch das VNUS-Closure™-Verfahren lässt sich im Hochsommer ganz gut anwenden, weil es mit das geringste Nebenwirkungsspektrum aller operativen Verfahren hat. Mehr Infos unter www.praxisklinik.de Interview mit Prof. (MD) Dr. Dr. Stefan Hillejan, leitender Arzt der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover 10