Vorlesung 16/17.06.2006 Das Berichtswesen in Unternehmen Was verstehen Sie unter einem Berichtswesen im Unternehmen ? Unter dem Begriff betriebliches Berichtswesen (auch Reporting), versteht man die Einrichtungen, Mittel und Maßnahmen eines Unternehmens zur Erarbeitung, Weiterleitung, Verarbeitung und Speicherung von Informationen über den Betrieb und seine Umwelt in Form von Berichten. Bericht Der Bericht selber, lässt sich definieren als eine übergeordnete Zielsetzung,zu einem Unterrichtungszweck, zusammen gefasste Information. Früher verstand man unter Berichten Auswertungen in gedruckter Form auf Papier. Heutzutage können Berichte in Papier und elektronischer Form erstellt und genutzt werden mit vielen Einsatzmöglichkeiten. Berichtssystem Ein Berichtssystem beschreibt die dem Betrieb angepasste Struktur aller Berichte. Um die Berichte als solche kenntlich zu machen, ist ein Corporate Design anzuwenden um zu verdeutlichen, worum es sich handelt. Zweck Berichte unterstützen auf allen Ebenen eines Unternehmens die strategische und operative Unternehmensführung; vom Top- Management bis zu den operativen Einheiten. Berichte unterstützen die Zusammenarbeit mit Kunden und Geschäftspartnern, indem sie die wirtschaftlichen Grundlagen der Zusammenarbeit transparent machen. Begriffe des Berichtswesens Objekte, Merkmale und Wertgrößen Als Objekte des Berichtswesen lassen sich bezeichnen: • Kunden des Unternehmens in der Einzelbetrachtung als auch zusammengefasst nach Gruppen oder Märkten • Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens einzeln betrachtet und zusammengefasst nach marktspezifischen Gemeinsamkeiten • das Unternehmen selbst mit seiner organisatorischen Untergliederung in Bereiche und Einheiten • die zeitliche Sicht mit Einheiten wie Jahr, Monat, Kalenderwoche, oder Stichtag Das Berichtswesen ordnet den Objekten Wertgrößen zu und zeigt sie in einer angemessenen Darstellung. (Chart, Tabelle….) Diese Wertgrößen können sein: • Umsatzkosten • Herstellkosten • Verweildauer • Arztkontakt pro Patient Dipl. Kff. Ines Manegold Vorlesung 17/18.06.2006 Das Berichtswesen in Unternehmen Durch diese Zuordnung können Aussagen entstehen, wie z. B. Umsatz pro Patient, Kosten pro Patient o.ä. Anforderungen an das Berichtswesen Wahrheit und Klarheit Das Berichtswesen muss auf den Grundsätzen der Wahrheit und Klarheit basieren um das Unternehmen nicht fehlzuleiten. Die Berichte müssen begrifflich klar und inhaltlich korrekt sein. Sie müssen in ihrem Detaillierungsgrad, ihrem Inhalt und ihrer Aufbereitung dem jeweiligen Nutzerkreis und Verwendungszweck angemessen sein. Sicherheit Im Unternehmen muss ein Berechtigungskonzept Rechte und Sperrungen von Benutzergruppen vorsehen: • Auf funktionaler Ebene: Bestimmte Funktionen und Bildschirmfenster können benutzt oder nicht benutzt werden. Änderungen können nur durch bestimmte Benutzer erfolgen. • Auf Datenebene: Bestimmte Informationen können nur von bestimmten Benutzergruppen gesehen oder geändert werden. Die Sicherheit vertraulicher Daten muss auch in den Berichtssystemen gewährleistet sein! Dabei muss das System den gesetzlichen Bestimmungen genügen, in dem Das Bundesdatenschutzgesetz Beachtung findet und die Bestimmungen zur ordnungsgemäßen Datenverarbeitung Anwendung finden. Verbindliches Design Dem Berichtswesen sollte eine einheitliche, verbindliche Nomenklatur zu Grunde liegen: Gleiche Begriffe sind gleich zu nennen und zu kennzeichnen auch wenn sie in unterschiedlichen Zusammenhängen auftauchen. Das Design der Berichte soll nach Möglichkeit ein einheitliches Erscheinungsbild geben und sich mit dem Unternehmen identifizieren. Ein einheitliches Glossar festzulegen ist eine organisatorische Aufgabe beim Aufbau des Berichtswesen und sollte von einem Beauftragten gepflegt werden. Organisation Um ein optimales Management eines Unternehmens zu erreichen, sind informative Berichte zweckmäßige Notwendigkeit. Die Berichtsempfänger sollten den zeitlichen Ausweis von Berichtsgrößen in geeigneten zeitlichen Abständen festlegen: • täglich • wöchentlich • monatlich • vierteljährlich • jährlich • nach eigenem Ermessen Bei der Informationserstellung sind folgenden Fragen grundlegend wichtig, die sich der Autor des Berichts stellen muss: • Wozu soll berichtet werden? • Was soll berichtet werden? • Wie soll berichtet werden? • Wann soll berichtet werden? • Wer soll berichten? Dipl. Kff. Ines Manegold Vorlesung 17/18.06.2006 Das Berichtswesen in Unternehmen • Für wen wird der Bericht erstellt? Es empfiehlt sich, das Berichtswesen in die Unternehmensorganisation fest mit einzubinden. Das Berichtswesen sollte als eigene Abteilung im Unternehmen etabliert werden. Das Berichtswesen sowie das Controlling sollten in das Unternehmen integriert werden. Das Berichtswesen sollte in bestimmte Bereiche fest eingebunden werden. Die Daten aus allen Unternehmensbereichen sollen im Berichtswesen aggregiert werden, so dass eine Gesamtansicht des Unternehmens und der Organisatorischen Einheiten dargestellt werden kann. Bei umfangreichen Informationen aus verschiedensten Bereichen, wie im Krankenhaus, ist eine vernetzte EDV- Lösung ein sinnvolles Instrumentarium. (SAP Berichtsarten Das Berichtswesen sollte einen festen Katalog von Standardberichten mit fester Struktur vorsehen, die zu festen Zeitpunkten abgerufen und einem festen Verteilerkreis zugänglich gemacht werden können. Berichte müssen so konfiguriert werden, dass das Unternehmen zu Beginn des Berichtswesens, frei in der Auswahl der Werte und Merkmale ist. Standardbericht Der Standardbericht basiert auf dem einmalig ermittelten Informationsbedarf des Adressaten. Er weist meist eine umfassende allgemeine Darstellung der Berichtsgrößen aus. Dabei muss der Berichtsempfänger die für ihn relevanten Daten selbst erkennen. Erstellung und Verteilung der Berichte erfolgen zu genauen Zeitpunkten. Vorteil: Einheitliche, immer wiederkehrende Aufmachung zur Information Nachteil: Überangebot von Berichten (Zahlenfriedhof) Abweichungsbericht Der Abweichungsbericht beinhaltet die Darstellung von Sachverhalten, die individuelle Entscheidungen erfordern. Die Erstellung beruht meist auf der Überschreitung bestimmter Toleranzgrenzen im Unternehmen. Die Gestaltung ist abhängig von der auslösenden Situation. Vorteil: Vermeidung von Informationsüberladung, Betonung wichtiger Information, schnelle Reaktion möglich Nachteil: Gefahr einer Überselektion Bedarfsbericht Der Bedarfsbericht ist ein fallweise angeforderter Bericht, der zur ergänzenden Analyse eines Sachverhaltes herangezogen wird. Er erfordert keine Bindung an einen regelmäßigen Erstellungs- und Auswertungsrhythmus. Vorteil: Beschränkung auf tatsächlich nachgefragte Informationen; auch schlechtstrukturierte Probleme können berücksichtigt werden Nachteil: Aufwendige Berichtserstellung durch ständig neu zu strukturierende Informationsvielfalt Individuelle Berichte Generell sollte jeder befugte Anwender die Möglichkeit haben, sich Berichte selbst zusammen zustellen, um aktuelle Fragestellungen beantworten zu können. Der Anwender sollte: • Objekte, Merkmale und Werte im Rahmen der sinnvollen Kombination frei zusammenstellen können, • Verdichtungen und Gruppierungen frei wählen können, Verfeinerungen problemlos erstellen können (drill down). Dipl. Kff. Ines Manegold Vorlesung 17/18.06.2006 Das Berichtswesen in Unternehmen Berichtsgestaltung Generelle Gestaltungshinweise für die Berichterstellung: • Beschränken Sie sich auf die wesentlichen Informationen • Verdichten Sie die Einzelinformationen • Stellen Sie die Informationen in geeigneter Form dar Achten Sie bei der Erstellung auf: • die Abstimmung der Informationsmenge auf den Empfänger • einen formalen einheitlichen Aufbau • eine Relativierung von Berichtsgrößen durch Vergleichsgrößen • die Anzeige von periodischen- und kumulierten Werten • eine Trennung von Übersichts- und Detaildarstellungen • Hervorhebung außergewöhnlicher Sachverhalte • eine Verwendung geeigneter graphischer Darstellungen Berichtswesen im KH Speziell im Krankenhaus gibt es eine Vielfalt von unterschiedlichen Berichten: Kostenbericht: Personalkosten mit: • Ist- Kosten • Durchschnittliche Vollkräfte und • VK/Case.Mix-Punkt Sachkosten: • Ist- Kosten • Kostenbudget • Restbudget Erlössummen: • DRG-Bereich • Sonstige Entgelte • Ausländische Patienten Leistungsbericht: DRG-Bereich: • Effetkivgewichte • Fallzahl • Casemix-Index (CMI) Sonstige Berichte: • Durchschnittliche Verweildauer über alle Fälle • Anzahl Fehler-DRG • Anzahl Pre- MDC (Ausnahmefälle mit hohem Ressourcenverbrauch) • Anzahl der Fälle mit Begehungen durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen Neben den Berichten werden durch das Berichtswesen auch Kennzahlen erstellt: Kennzahlen: • • • • Anzahl der zur Abrechnung freigegebenen stationären Fälle Anzahl Fälle, die nicht zur Abrechnung freigegeben wurden Anzahl Fälle mit Überschreitung der oberen Grenzverweildauer Anzahl Fälle mit externer Verlegung bei Unterschreitung der mittleren Verweildauer Dipl. Kff. Ines Manegold Vorlesung 17/18.06.2006 Das Berichtswesen in Unternehmen • Anzahl "normale" Fälle (Inlier) • Anzahl Fälle mit Unterschreitung der unteren Grenzverweildauer In einem Krankenhaus werden Ziele gesetzt und mit den Leistungsträgern vereinbart; die Zielerreichung wird laufend beobachtet, um bei Bedarf eine Gegensteuerung einzuleiten. Das Berichtswesen liefert den Entscheidungsträgern die erforderlichen Informationen und stellt gegebenenfalls Abweichungen und deren Ursachen dar. Auf der Basis dieser Informationen steuern die Abteilungs- und Bereichsleiter ihren Organisationsbereich. Dipl. Kff. Ines Manegold