PRESSEINFORMATION Saaltexte der Sonderausstellung „Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil“ (17.12.2016 – 18.6.2017, Schloss Karlsruhe) Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil Pharao Ramses II. regierte über 66 Jahre Ägypten, solange wie kein anderer Herrscher vor und nach ihm. Er erreichte ein Lebensalter von etwa 90 Jahren. Seine denkwürdige Herrschaft bescherte ihm im 19. Jh. den Namen Ramses der Große. Als er 1279 v. Chr. den Thron bestieg, reichte seine Macht vom Süden Nubiens bis nach Asien. Die langanhaltenden territorialen Machtkämpfe zwischen Ägypten und den Hethitern gipfelten in der berühmten Schlacht von Kadesch, die Ramses II. trotz vieler Verluste als großen Sieg darstellte. Später bewies Ramses II. diplomatisches Geschick. Mit dem Hethiterkönig unterzeichnete er den ersten Friedensvertrag der Weltgeschichte. Ramses II. hinterließ überwältigende Monumente, in denen er seine Vergöttlichung sowie seine militärischen und politischen Erfolge verewigte. Berühmte Tempelbauten wie Abu Simbel oder seine Residenzstadt Pi-Ramesse zeichnen ihn als größten Bauherrn des Alten Ägyptens aus. Beschützer und Herrscher Ramses II. führte eine fast 2000 Jahre alte Tradition des ägyptischen Königtums fort. Der Herrscher über Ober- und Unterägypten garantierte seinem Volk Wohlstand, schützte es vor Feinden und bewahrte die Welt davor, im Chaos zu versinken. In seiner Rolle als oberster Richter war sein Wort Gesetz. Er herrschte nach dem altägyptischen Prinzip der Maat, dem Konzept für die ideale und gerechte Weltordnung. Als weltliches Staatsoberhaupt vermittelte der König auch im Kult zwischen Göttern und Menschen. Er besaß alle Güter unter, auf und über der Erde. Das Wort Pharao stammt aus dem Altägyptischen. Es leitet sich von per aa, d.h. „großes Haus“, ab. Gemeint war damit der Palast, aus dem der König regierte. Erst ab dem Neuen Reich bezeichneten die Ägypter ihren Herrscher als Pharao. Großer Pharao und Gott Das genaue Geburtsdatum Ramses II. ist unbekannt. Ägyptologen vermuten seine Geburt im Jahr 1304 v. Chr. Schon als Kind erhielt er eine militärische Ausbildung. Im Mai 1279 v. Chr. fand seine Krönung zum Pharao statt, danach regierte Ramses II. die nächsten 66 Jahre Ägypten. In den ersten Amtsjahren führte der junge Pharao zahlreiche Feldzüge gegen seine Nachbarstaaten. Er handelte strategisch und politisch geschickt, sodass Ramses II. Ägypten einen langen Frieden sicherte und für wirtschaftlichen Reichtum und kulturelle Blüte sorgte. Besonders als Bauherr und durch politische Inschriften demonstrierte er seine Macht über ganz Ägypten. Auch im religiösen Bereich präsentierte sich Ramses II. auf Tempelwänden ebenbürtig neben Götterdarstellungen. Seine Vergöttlichung zu Lebzeiten zeigte sich darin, dass das Volk ihn als Gott auf Erden verehrte. Ehemann und Vater Neben seiner Funktion als politisches Staatsoberhaupt, war Ramses II. im Privatleben auch Ehemann und Vater. Seine Großfamilie bestand aus sieben Hauptfrauen, drei von diesen waren sogar seine eigenen Töchter. Der Pharao festigte diplomatische Beziehungen, indem er auch ausländische Prinzessinnen heiratete. Unter den Großen Königlichen Gemahlinnen nahm Nefertari eine besondere Stellung ein. Zahlreiche Inschriften bezeugen ihre Schönheit und die Zuneigung, die der Pharao ihr entgegenbrachte. Zusammen gebaren die Frauen aus allen seinen Ehen rund 100 Kinder, die namentlich bekannt sind. Viele seiner Töchter und Söhne verstarben jedoch bereits vor dem Tod des langregierenden Pharaos. Erst sein 13. Sohn Merenptah konnte im hohen Alter die Nachfolge von Ramses II. antreten. Staatschef und oberster Verwalter Die ägyptische Gesellschaft zeichnete sich durch klare Hierarchien und präzise Aufgabenverteilung aus. Als Pharao stand Ramses II. diesem System vor. Ihn umgaben zahlreiche Beamte und Würdenträger in verschiedenen politischen und religiösen Ämtern. Hierzu zählten Wesire, Hohepriester und Schreiber. Da Ramses II. aus einer Soldatenfamilie stammte, nahm auch das Militär eine bedeutende Stellung ein. Im familiären Bereich genossen Frauen hohes Ansehen und besaßen mit den Männern vergleichbare Rechte. Selbst Einwanderern stand eine Beamtenlaufbahn offen. Aber die breite Basis des pyramidal aufgebauten Systems bildeten die einfachen Arbeiter, Handwerker und Bauern. Die große Mehrheit der Bevölkerung, die weder lesen noch schreiben konnte, stellte das Rückgrat des von der Landwirtschaft abhängigen Staates dar. Bauherr und Stadtgründer In seiner Funktion als oberster Bauherr des Landes hinterließ Ramses II. in ganz Ägypten seine Spuren. Er ließ monumentale Bauten wie das Ramesseum errichten und gründete an strategisch günstig gelegenen Orten neue Städte wie Pi-Ramesse im östlichen Nildelta. Er befahl, Brunnen und Kanäle in der Wüste zu schaffen, um fruchtbares Land für den Ackerbau zu gewinnen. Ein Zentrum der Bautätigkeit Ramses II. lag in Nubien, wo er die Felsentempel von Abu Simbel in Auftrag gab. Aus Traditionsbewusstsein veranlasste er die Renovierung der Tempel, die in der Amarnazeit zerstört wurden. Der Pharao ließ überall in Ägypten kolossale Statuen von sich selbst aufstellen und versah zudem Bildnisse zahlreicher Vorgänger mit seinem eigenen Namen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. So demonstrierte Ramses II. seine Macht und Größe. Stratege und Diplomat Ägyptens herrschaftlicher Machtanspruch in Vorderasien begann 1550 v. Chr. mit der Vertreibung der Hyksos, einer Dynastie fremdländischer Herrscher. Die Pharaonen der 18. Dynastie erweiterten die Grenzen im Süden und Nordosten, sodass Ägypten im Neuen Reich seine stärkste Ausdehnung erreichte. Diese Vergrößerung ermöglichte den Zugang zu Rohstoffen und die Sicherung der Handelswege in der Levante, den Ländern des östlichen Mittelmeeres. Vor allem im nördlichen Einflussgebiet kam es jedoch immer wieder zu Konflikten. Umkämpfte Gebiete sicherte Ramses II. mit militärischer Gewalt und Diplomatie. Er verhandelte mit den Großmächten Babylonien und Assyrien in Vorderasien sowie dem Hethiterreich in Anatolien. Im Zuge dieser wechselseitigen internationalen Kontakte beeinflussten sich die Herrscher dieser Reiche kulturell und tauschten Güter, Fachkräfte und Techniken aus. Kriegsherr und Friedensstifter Im 14. Jh. v. Chr. stiegen die Hethiter zur Großmacht auf und fochten mit den Ägyptern Gebietsansprüche aus. Bereits Sethos I. hatte in der Levante Feldzüge geführt, um Ägyptens Macht im Vorderen Orient zu sichern. Diesen Kampf setzte Ramses II. zunächst erfolgreich fort. Die Feindseligkeiten mit den Hethitern gipfelten in seinem fünften Regierungsjahr 1274 v. Chr. Schließlich in der berühmten Schlacht von Kadesch. Obwohl Ägypten fast eine Niederlage erlitten hatte, stellte Ramses II. das Ereignis als großen Sieg dar. Auch nachfolgende Feldzüge erzielten keine Lösung. Es dauerte weitere fünfzehn Jahre, bis 1259 v. Chr. beide Parteien einen Friedensvertrag unterzeichneten. Die darauffolgenden politischen Hochzeiten von Ramses II. mit zwei hethitischen Prinzessinnen festigten einen lang anhaltenden Friedenszustand, bis das hethitische Großreich um 1180 v. Chr. unterging. Ramses-Lab: Die Mumie Ramses II. Ramses II. starb 1213 v. Chr. im Alter von etwa 90 Jahren. Nach 70-tägiger Mumifizierung brachten Priester seinen Körper in das Tal der Könige nach Theben-West, wo sich die Pharaonen des Neuen Reiches in prächtigen Grabkammern bestatten ließen. Von der originalen Grabausstattung Ramses II. ist durch Plünderungen und Unwetter fast nichts erhalten geblieben. Zum Schutz vor Grabräubern wurde zumindest die Mumie bereits in der Antike zweimal umgebettet. Bestattet mit 40 weiteren königlichen Mumien, entdeckten Archäologen 1881 Ramses II. im Grab eines Hohepriesters. Der König kam in das Ägyptische Museum nach Kairo, doch das Klima setzte den organischen Überresten zu, weshalb Fachkräfte ihn ab 1976 in Paris konservierten. Dort wurde der Pharao auch erstmals genauer untersucht. Heute ist die restaurierte Mumie Ramses II. unter optimalen Bedingungen wieder in Kairo ausgestellt. Zurück zur alten Ordnung Als Pharao Echnaton am Ende der 18. Dynastie Ägypten regierte, verursachte er gesellschaftliche und religiöse Umbrüche. Er verbot vor allem die Verehrung der traditionellen Götter Ägyptens und wandte sich dem Glauben an die göttliche Sonnenscheibe Aton zu. Dies führte während und nach der Amarnazeit zu einer Staatskrise. Erst in der folgenden 19. Dynastie endeten die sozialen Unruhen, als mit Sethos I. wieder ein rechtmäßiger Pharao den Thron bestieg. Er erneuerte die politische Ordnung und begründete eine neue Ära, die sein Sohn Ramses II. glanzvoll weiterführte. Die Königstitulatur des Pharaos Der altägyptischen Tradition folgend trug Ramses II. mehrere Titel, die eng mit seinem ideologischen Herrschaftskonzept verbunden waren. Bereits der Geburtsname Ramses II. „Re ist der, der ihn geboren hat“ sollte seine göttliche Abstammung vom Sonnengott ausdrücken. Bei der Krönung erhielt er den Thronnamen „Stark ist die Maat des Re“, dieser bezog sich auf die Aufrechterhaltung der göttlichen Weltordnung. Zudem nannte man Ramses II. „Der jedes Fremdland zertrampelt“, was gemeinsam mit einem weiteren Namen „Groß an Schlagkraft“ auf seine militärische Unbezwingbarkeit hinweist. Der mit den Göttern spricht Als Pharao war Ramses II. die irdische Verkörperung des Gottes Horus. Somit durfte er als Einziger die Kulthandlungen im Tempel vollziehen und als Vermittler zwischen Menschen und Göttern wirken. Das Volk in Ägypten verehrte Ramses II. als menschlichen Sohn eines göttlichen Vaters – dagegen beteten ihn die Menschen im südlichen Nubien sogar als einen eigenständigen Gott an. Hier war die Selbstvergöttlichung des Pharaos politisch akzeptiert, denn es hieß, dass nur die kosmisch-göttliche Kraft Ramses II. Nubien vor den Feinden schützen konnte. Die Suche nach Gottesnähe Religion nahm im Leben der Ägypter eine zentrale Rolle ein und die Hauptgötter wurden in ihren großen Tempelanlagen verehrt. Unter Ramses II. entwickelte sich eine neue Religionsrichtung, die als persönliche Frömmigkeit bezeichnet wird. Dadurch konnten die Menschen die Götter auch direkt ansprechen, ohne einen offiziellen Vermittler wie den Pharao oder einen Priester in Anspruch nehmen zu müssen. Die persönlichen Wünsche der Menschen bezogen sich vor allem auf Hilfe bei Krankheiten und Unheil, vor denen sie bewahrt werden wollten. Das Leben der Reichen und Schönen Wandmalereien und Reliefs in Gräbern der ägyptischen Oberschicht vermitteln uns einen Eindruck vom Luxusleben zur Zeit Ramses II. Kunstvolle Möbel, edle Gefäße und kostbarer Schmuck waren Prestigeobjekte und gelangten später als Beigaben mit ins Grab. Wer es sich leisten konnte, kleidete sich in Leinengewänder und trug aufwändige Perücken. Körperpflege war von großer Bedeutung; beide Geschlechter schminkten sich im Alltag und zu festlichen Anlässen. Während sich das einfache Volk von Brot, Wasser und Bier ernährte, verspeisten die reichen Ägypter zudem Fleisch, Süßwaren und Wein. Die neue Hauptstadt Pi-Ramesse Nach seiner Krönung baute Ramses II. die Sommerresidenz seines Vaters im östlichen Nildelta zur neuen Hauptstadt aus. Sie war fortan als Pi-Ramesse (Haus des Ramses) bekannt. Ihre verkehrsgünstige Lage erlaubte schnelle Einflussnahme im östlichen Machtgebiet der Ägypter. Bald war sie eine der größten antiken Metropolen des Mittelmeerraums. Die Stadt besaß neben dem Verwaltungszentrum militärische Gebäude wie Werkstätten zur Waffenproduktion oder Pferdestallungen. Pi-Ramesse war ein multikultureller Ort, hier lebten neben Ägyptern auch viele Angehörige anderer Völker. Das Leben der Handwerker In der Ramessidenzeit arbeiteten spezialisierte Handwerker wie Maurer, Steinmetze und Zimmerleute an den Bauprojekten des Pharaos. Sie waren in der Gesellschaft hoch angesehen. Das galt besonders für die Handwerker, die die Pharaonengräber im Tal der Könige gestalteten. Diese Bauvorhaben fanden vor allem während der Nilflut statt, wenn die Äcker nicht bestellt werden konnten und somit viele Arbeitskräfte für die Großbaustellen oder Steinbrüche zur Verfügung standen. Die Arbeiter erhielten Lohn in Form von Getreiderationen und lebten gemeinsam mit ihren Familien in der Nähe des Arbeitsplatzes. Das Fremdbild der Ägypter Dem ägyptischen Weltbild nach gehörten alle Ausländer chaotischen und bedrohlichen Mächten an, die der Pharao unterwerfen musste. Die Ägypter stellten fremde Völker daher häufig als Gefangene dar. Die Gebietserweiterung im Neuen Reich machte Feinddarstellungen zu einem wichtigen Element der ägyptischen Kunst dieser Zeit. Die Fremdvölkerbilder fanden sich auf Schlachtenreliefs, dienten als Motiv für Alltagsgegenstände, zierten Möbel und Bauwerke. Mit einer realen Wiedergabe von Fremden hatte dies aber nichts zu tun, sie waren eher ein Ausdruck, wie die Welt für die Ägypter zu sein hatte. Kulturen in Bewegung An strategisch wichtigen Orten unterworfener Gebiete, wie in der südlichen Levante, gründeten die Ägypter Verwaltungssitze. Aber auch mit nördlichen nicht eroberten Küstenstädten wie Ugarit pflegten die Pharaonen enge Handelskontakte. Die Levante hatte sich zu einem Zentrum für den Gütertausch entwickelt, in dem die Kulturen des Mittelmeerraums in Kontakt kamen. Besonders Ägypten hatte großen Einfluss auf diese Region, wie zahlreiche Importe und die Übernahme ägyptischer Motive belegen. Auffallend sind ägyptisierende Züge bei der Darstellung vieler Götter. Ramses II. und der Exodus Ramses II. wird häufig als Pharao des biblischen Exodus bezeichnet. Darin zwingt ein namenloser Pharao die als Gefahr angesehenen Israeliten, die Städte „Ramses“ und „Pithom“ zu errichten, woraufhin sie flüchten. Eine Stele des Nachfolgers Ramses II. erwähnt „Israel“ als besiegte Volksgruppe, was das Ereignis historisch zu stützen scheint. Doch datieren Hinweise im Exodus, wie Städtenamen und Lebensumstände, die Geschichte erst in das 1. Jahrtausend vor Christus, weshalb Ramses II. nicht der Pharao des biblischen Exodus sein kann. Zudem gibt es in ägyptischen Quellen keine Hinweise auf die Geschichte. Jedoch sind Migrationen nach und aus Ägypten gut belegt, was ermöglicht, dass die Erlebnisse einer Gruppe Emigranten in den Gründungsmythos Israels einflossen. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft Ab dem 14. Jh. v. Chr. beteiligten sich die Pharaonen intensiver am diplomatischen Austausch der vorderasiatischen Großmächte. Die Herrscher kommunizierten untereinander mittels Tontafeln, die in Akkadisch beschriftet waren, der Sprache Mesopotamiens. Darüber hinaus sandten sie sich gegenseitig luxuriöse Geschenke. Typische Präsente waren wertvolle Objekte aus Gold, Silber und Stein sowie Fayence, Gefäße mit kostbaren Inhalten, Textilien und Pferde. Obwohl die Großkönige nahezu gleich mächtig waren, vermittelte der Pharao seinen Untertanen die eigene Überlegenheit. Die Hethiter – Feinde Ägyptens Die indoeuropäischen Hethiter entwickelten sich im 2. Jt. v. Chr. zu einer wichtigen Großmacht und zum Gegenspieler Ägyptens, indem sie im Hochland Zentralanatoliens ein Königreich etablierten. Durch ihre militärische Macht brachten sie viele Gebiete in Syrien unter ihre Kontrolle und banden diese vertraglich an sich. Zur Kommunikation mit verbündeten Herrschern nutzten sie das altorientalische Keilschriftsystem für die hethitische Sprache. Solche Einflüsse in die Kultur der Hethiter zu übernehmen, schuf eine künstliche Einheit, die das Großreich zusammenhalten sollte. Die Schlacht von Kadesch Die am umfangreichsten dokumentierte Schlacht der Antike ist die Schlacht von Kadesch, im heutigen Syrien, aus dem Jahr 1274 v. Chr. Mit einem Heer aus 20.000 Soldaten, eingeteilt in vier Divisionen, zog Ramses II. los, um diese strategisch wichtige Stadt einzunehmen. Doch ein Überraschungsangriff der Hethiter und ihrer Verbündeten sowie taktische Fehler auf ägyptischer Seite führten für Ramses II. fast zu einer Niederlage und zwangen ihn zum Rückzug. Dass seine Elitetruppe rechtzeitig von der Mittelmeerküste eintraf, konnte vermutlich gerade noch das Schlimmste verhindern. Krieg und Propaganda Nach seinem verlustreichen Feldzug beauftragte Ramses Handwerker, die Schlacht in die Wände der wichtigsten Heiligtümer zu meißeln. So auch im Tempel von Abu Simbel, in Karnak, Luxor und am Ramesseum. In der Inschrift prangert der Pharao das Versagen seines Militärs an, letztendlich aber propagieren Text und großangelegtes Bildprogramm, gemäß Königsdogma, einen grandiosen Sieg Ramses II. über die Hethiter. Auch ein längeres Gedicht schildert die Not des Königs, wie ihn sein Heer verlässt und er alleine nur mit göttlicher Hilfe gewinnt. Aus Feinden werden Freunde Ramses II. schloss mit dem späteren Hethiterkönig Hattuschili III. in seinem 21. Regierungsjahr einen Friedensvertrag ab. Dieses Dokument und wenige frühere Keilschriftfragmente zählen zu den weltgeschichtlich ältesten Vorbildern moderner Friedensverträge. Es ist zudem einer der wenigen antiken Texte in mehreren Sprachen. Welcher der beiden Könige den ersten Schritt machte, ist nicht sicher. Ein hethitischer Thronfolgestreit weist auf Hattuschili als Initiator. Untermauert wurde der Frieden durch diplomatische Hochzeiten zwischen Ramses II. und nacheinander zwei Töchtern Hattuschilis III. Kulturen in Bewegung An strategisch wichtigen Orten unterworfener Gebiete, wie in der südlichen Levante, gründeten die Ägypter Verwaltungssitze. Aber auch mit nördlichen nicht eroberten Küstenstädten wie Ugarit pflegten die Pharaonen enge Handelskontakte. Die Levante hatte sich zu einem Zentrum für den Gütertausch entwickelt, in dem die Kulturen des Mittelmeerraums in Kontakt kamen. Besonders Ägypten hatte großen Einfluss auf diese Region, wie zahlreiche Importe und die Übernahme ägyptischer Motive belegen. Auffallend sind ägyptisierende Züge bei der Darstellung vieler Götter. Der Reiz des Fremden Die regen Handelsverbindungen mit den Ländern des Mittelmeeres belegen zahlreiche in Ägypten gefundene fremde Güter, wie verschiedene importierte Keramikgefäße und Materialien. Weil einige ausländische Behältnisse so beliebt waren, ahmten die ägyptischen Handwerker diese auf ihre Weise nach. Dabei verweist die jeweilige Form auf ihre ausländische Herkunft und den speziell damit verbundenen wertvollen sowie begehrten Inhalt. Der intensive Austausch förderte zudem, dass ausländische Fachkräfte neue Techniken wie die Glasherstellung in Ägypten einführten. Neue Götter braucht das Land Zehntausende von Kriegsgefangenen und anderen Immigranten kamen durch die Gebietserweiterungen in Nubien und der Levante nach Ägypten. Sie erledigten teilweise niedere Arbeit, erreichten aber auch in anderen Bereichen der ägyptischen Gesellschaft beruflichen Erfolg. Besonders während der 19. Dynastie nahmen die Ägypter daher fremde Gottheiten und deren Kulte in ihre religiöse Tradition auf. Ramses II. baute den neuen Göttern in seiner Hauptstadt Tempel und bot damit den in Ägypten lebenden Zuwanderern eine alternative Auslegung seiner göttlichen Legitimation.