SPORT Rachenerkrankung, Scharlach, Pfeiffersches Drüsenfieber Halsentzündung bei Kindern Eine der häufigsten Ursachen für den Besuch beim Kinderarzt ist eine Entzündung im Rachen; diese stellt auch einen sehr häufigen Grund für die Verordnung von Antibiotika dar, ob gerechtfertigt oder nicht. AUTOR: DDR. PETER VOITL ine Entzündung im Rachen wird meist durch Viren verursacht, es gibt aber auch bakterielle Infektionen und selten Irritationen durch chemische Reize. Als Risikofaktor gilt die Mundatmung beispielsweise bei Vergrößerung der Gaumenmandel. Auch als Folge von anderen Krankheiten wie etwa Nasennebenhöhlenerkrankungen ist eine Halsentzündung möglich. Typische Beschwerden sind Fieber, Halsschmerzen, ein Fremdkörpergefühl oder auch Husten. Der Rachen ist gerötet. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Reichlich Flüssigkeit, entzündungshemmende Medikamente wie beispielsweise Ibuprofen oder schmerzstil- DDr. Peter Voitl lende Rachensprays können gut helfen. Nasentropfen bei blockierter Nase und Hustensäfte sind hilfreich. Wenn Bakterien als Ursache vermutet werden, muss eine antibiotische Therapie verabreicht werden. Manche Bakterien – Streptokokken, die Erreger des Scharlachs – können mittels eines Schnelltests nachgewiesen werden. In diesem Fall gibt man Penicillin V (100.000 IE/kg/d in 2 bis 3 Tagesdosen über 10 Tage) oder Cephalosporine. In der Regel heilt die Halsentzündung folgenlos aus; eine seltene Komplikation stellt ein Abszess hinter den Mandeln oder das rheumatische Fieber dar. E SCHARLACH Scharlach ist eine bakterielle Streptokokken-Infektion, die häufig Vorschul- und Schulkinder vor allem während der Wintermonate 20 DA November 2012 SPORT betrifft. Sie beginnt plötzlich mit hohem Fieber und Halsschmerzen, typisch ist ein samtartiger Hautausschlag und nach Abklingen eine Hautabschuppung an Händen und Füßen. Nur eine Untergruppe der Streptokokken bildet die Giftstoffe, die das Vollbild des Scharlachs auslösen können. Die Empfänglichkeit für Scharlach ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich. Die Dauer von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung ist kurz und dauert etwa 2 bis 4 Tage. Symptome. Scharlach beginnt mit Fieber, Halsschmerzen und Schluckproblemen. Die Rachenmandeln sind geschwollen und düsterrot gefärbt mit später eitrigen Belägen. Die Lymphknoten am Hals sind geschwollen. Die Zunge ist zunächst weißlich belegt, ab dem 3. bis 4. Krankheitstag aber gerötet mit kleinen Knötchen auf der Zunge (Himbeerzunge). Am zweiten Tag tritt der Ausschlag auf, in den Achselhöhlen und Leistenbeugen und an der Innenseite der Oberschenkel beginnend, der sich auf dem ganzen Körper ausbreitet. Die Flecken sind leicht erhaben und samtartig, intensiv gerötet, etwa stecknadelkopfgroß. Die Region im Gesicht um den Mund bleibt typischerweise von dem Ausschlag ausgespart. Nach etwa einer Woche klingen die Krankheitszeichen ab. Am Ende der Erkrankung tritt eine Schuppung der Haut an Händen und Füßen auf. Der klassische Scharlach wird heutzutage selten beobachtet, da üblicherweise bereits früh mit Antibiotika behandelt wird. Besonderheiten. Bei jeder Streptokokken-Infektion können Komplikationen auftreten: 1 bis 4 Wochen nach einer unbehandelten oder nicht ausreichend behandelten Streptokokken-Infektion kann es zu Schädigungen von Herzmuskulatur, Nieren, Gehirn oder den Gelenken kommen. Insbesondere Herz- und Nierenschäden sind gefürchtet, da sie oft chronisch verlaufen. Zwei Wochen nach Erkrankungsbeginn sollte daher der Harn kontrolliert und das Herz abgehorcht werden. Therapie. Die Diagnose kann mit einem Schnelltest in der Ordination gesichert werden. Um Folgeschäden zu vermeiden, sollte eine antibiotische Therapie durchgeführt werden. Zusätzlich sind eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig sowie fiebersenkende Maßnahmen. Gegen Scharlach gibt es keine vorbeugende Impfung. Tipp: Das Kind sollte isoliert werden, um eine Ansteckung zu verhindern; darüber hinaus sollte Bettruhe eingehalten werden, sofern das Kind dies mitmachen will. WIEDERKEHRENDE ANGINA Speziell bei Kindern muss das Für und Wider einer Tonsillenentfernung sorgfältig abgewogen werden. Wichtige Kriterien sind u. a. die Größe der Tonsillen (Atemhindernis) und das Aussehen der Mandeln (Vernarbungen, Oberflächenrelief) sowie die Häufigkeit antibiotikapflichtiger Entzündungen. Behandlung. Eine akute Angina – gerötete, eitrig-belegte Tonsillen, Fieber, Halsschmerzen – wird meist mit einem Penicillin erfolgreich behandelt. Es gibt drei sichere Gründe für eine Operation: zum einen, wenn ein Patient 4- bis 6mal pro Jahr eine penicillin-pflichtige Angina durchgemacht oder wenn sich ein Mandelabszess entwickelt hat. Schließlich ist eine Tonsillektomie indiziert, wenn die Gaumenmandeln aufgrund von bestimmten Laborwerten als eitriger Herd (Focus) angesehen werden müssen und entsprechende Beschwerden in den Nieren oder Gelenken verursachen (Rheuma u. a.). In seltenen Fällen ist allein durch die Größenzunahme der Tonsillen eine Ausschälung empfehlenswert, damit der Schluckakt wieder freier möglich ist. Bevorzugt wird die Entfernung in Vollnarkose. 1/2 Seite Strepsils Vor Veröffentlichung erst um Freigabe ansuchen!!! Aus ÖAZtara 2 in der ÖAZ 3 Foto Dr. Voitl aus ÖAZ 10/2010; S. 592 Korrekturen bzw. Änderungen aus ÖAZ berücksichtigen Wie meinst du berücksichtigen? Bitte die Korrekturfahnen der ÖAZ dann nochmal schicken sonst weiß ich auch nicht?! SCHULKINDER 1/2 Seite Gesundheit Österreich Operationsrisiken. Das entscheidende Risiko bei der Tonsillektomie ist die Möglichkeit einer Nachblutung. Üblicherweise tritt sie am 1. oder 2. Tag nach der Operation oder aber am 5. und 6. Tag auf. Gelegentlich wird eine Nachblutung auch nach mehreren Wochen beobachtet. Bei kleineren Blutansammlungen genügt es, durch Anlegen einer Eiskrawatte reflektorisch die Blutfülle im Mandelbett zu reduzieren. In Einzelfällen muss allerdings eine Blutstillung in Narkose vorgenommen werden. Operationsbedingte Zahnschäden kommen sehr selten vor. Schluckstörungen, Schmerzen nach dem Eingriff werden regelmäßig beobachtet. Sie verschwinden jedoch individuell nach einigen Tagen oder auch Wochen. Eine Infektion ist wegen des offenen Wundengebietes möglich und wird mit Antibiotika behandelt. Selten kann es dazu kommen, dass sich bei einem Patienten eine Veränderung der Stimme einstellt (Näseln). Die Tonsillekomie wird manchmal ambulant durchgeführt; kleine Kinder oder Patienten mit besonderen Risiken werden üblicherweise stationär aufgenommen. Der stationäre Aufenthalt kann wegen des Maximums der Nachblutung am 5. und 6. Tag bis zu 6 Tage dauern. Nachbehandlung. Die operierten Patienten bevorzugen in den ersten Tagen meist kalte Getränke und weiche Nahrung. Diese werden empfohlen, da dann eine Blutung weniger wahrscheinlich ist als bei harter Nahrung. Für mindestens 2 weitere Wochen sollten körperliche Anstrengung, heißes Duschen, Baden oder Haarwäsche vermieden werden, also Tätigkeiten, die die Blutfülle im Kopf vermehren. Jeder mit einer Anstrengung verbundene Blutdruckanstieg kann zu einer Nachblutung führen. Kinder dürfen nach der Entlassung unter keinen Umständen alleine zu Hause gelassen werden, da im Falle einer Nachblutung der unverzügliche Transport in die Klinik gewährleistet sein muss. Sie sollten darauf achten, dass die Kinder sich nicht zu sehr anstrengen oder vorzeitig herumtoben. PFEIFFERSCHES DRÜSENFIEBER Das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononukleose) wird durch einen Virus aus der Herpesgruppe (Epstein-Barr-Virus) ausgelöst; meist ist man im Alter von 4 bis 15 Jahren davon betroffen. Die Krankheit hinterlässt eine lebenslange Immunität. Eine Häufung ist von April bis Juni und im Herbst zu beobachten, das Virus wird über den Speichel übertragen. Symptome. Typisch für die Krankheit sind schmerzhaft geschwollene Lymphknoten vor allem am Hals, aber auch an anderen Lokalisationen. Halsschmerzen mit einem grauen Belag an den Mandeln, Fieber, Müdigkeit, Bauchschmerzen und ein Hautausschlag. Viele Kinder haben gar keine Symptome. Die Erkrankung dauert zwischen zwei Wochen und einigen Monaten. Die Diagnose kann durch eine Blutuntersuchung bestätigt werden. Therapie. Eine ursächliche Therapie ist nicht möglich, man behandelt mit reichlich Flüssigkeit, fiebersenkenden Medikamenten und körperlicher Schonung. Das Antibiotikum Ampicillin soll nicht verwendet werden, da danach eine typische Hautreaktion auftreten kann. Komplikationen. Komplikationen sind selten, am häufigsten kann es zu einer Gelbsucht kommen. Eine Zweitinfektionen mit Bakterien ist möglich; ebenso ein Milzriss. Veränderungen der blutbildenden Zellen und eine Entzündung des Herzmuskels sind äußerst selten. Autor: DDR. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, E-Mail: [email protected], www.kinderarzt.at 22 DA November 2012