1 1. VORLESUNG / 10.10.2001 Umweltfragen sind in - poekl-net

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1. VORLESUNG / 10.10.2001
KAPITEL I: GEGENWÄRTIGE UND ZUKÜNFTIGE MENSCHHEITS- UND UMWELTPROBLEME:
Umweltfragen sind in derzeitiger Lage nicht so im Blickfeld, aber dennoch brisant -> Lage
wird sich weiter verschlechtern! Wenn es so weitergeht, wird späteren Generationen die
Lebensgrundlage entzogen...
PRINZIP DER NACHHALTIGKEIT:
Weiterentwicklung / Stabilisierung muß erzeugt werden, die nachhaltig ist, d.h. die auch in
20-30 Jahren aufrechterhalten werden kann.
Definition von Nachhaltigkeit (Sustainability):
=> Bedürfnisbefriedigung der Gegenwart darf nicht jene der Zukunft beeinflussen;
ABER: ist ein dynamischer Prozeß, zukünftige Lebensqualität ist nicht wirklich
vorhersehbar
=> Continuing without lessening (d.h. Umwelt soll so bleiben wie sie ist und sich
wenigstens nicht verschlechtern)
[siehe dazu auch http://www.sustainable-cities.org/indicators/direct.htm]
Nachhaltigkeit umfaßt:
1) keine zu großen Diskrepanzen zwischen arm und reich in einem Land, aber auch nicht
zwischen Ländern -> sonst Bedingungen, die die Nachhaltigkeit gefährden (z.B. Konflikte,
etc.)
2) Subsidiaritätsprinzip = wichtig -> Probleme werden jeweils auf der Ebene gelöst, zu der
sie gehören
3) nicht nur die eigenen Probleme beachten, sondern auch lokale, regionale, globale...
wie beeinflussen sie einander (z.B. Fremdenverkehr geht zurück -> d.h. kein Ausbau einer
Gemeinde als Touristenzentrum in diesem Gebiet)
4) Lokale Wirtschaft muß stärkere Gewichtung erfahren (z.B. keine Milchtransporte quer
durch Europa!)
5) Beachtung des Umweltschutzes
6) Gebaute Umwelt sollte stärker berücksichtigt werden (-> Problem der Zersiedelung!
weniger Verkehr, usw. Urbanität bringt Entlastung der Umwelt!); kulturelles Erbe
einbeziehen. Je lebenswerter die urbane Umgebung, umso weniger fahren Leute am
Sonntag aufs Land, verschmutzen dabei die Luft, produzieren Stau, usw.
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1. BODENENTWICKLUNG:
* um 1800:
sehr viele vom Menschen unberührte Flächen oder wenig intensiv genutzte
(z.B. Waldbau, Jagd, usw.)
* um 1980:
stark genutzte Flächen haben SEHR zugenommen
-> große Einflüsse auf die Ökosysteme!
Biozid-Explosion:
Auslaugung des Bodens, Reduktion des Stickstoffgehalts -> bestimmte Pflanzen können nicht
mehr wachsen
Seymour:
seit 1972 Verbrauch von
* Insektiziden ver17facht;
* Fungizide ver20facht,
* Herbizide ver15facht!
-> Boden kann das nicht verkraften; Langzeitwirkungen
(Grundwasser beeinträchtigt; Gifte in Pflanzen, usw.)
BEISPIEL: Spritzung von Erbsen: von Keimung bis Ernte ca. 10x gespritzt mit allen Giften
2. LUFT:
a) Treibhauseffekt:
vgl. Untersuchungen von Bohrkernen in Grönland -> Temperatur und Zusammensetzung der
Atmosphäre kann rekonstruiert werden. Korrelation zwischen Temperatur und CO2Gehalt der Luft! [= Vostock-Sensation].
CO2 aus Fabriken und Autos -> Temperaturanstieg heutzutage weltweit;
ABER: muß nicht alle Bereiche betreffen, denn z.B. in Europa sinkt die Temperatur...
Grund:
Temperaturanstieg -> Gletscher schmelzen -> mehr Süßwasser ins Meer
-> Golfstrom abgedrängt -> Abkühlung z.B. in Skandinavien, etc. auch
Sturmhäufigkeit hat zugenommen in den letzten 20 Jahren.
b) Ozonloch:
* sowohl über Südhemisphäre (5-10%) als auch über Nordhemisphäre (4,5%)
zugenommen in den letzten zehn Jahren.
* Ist nicht immer gleich groß (Sommer und Winter unterschiedlich).
* Mini-Ozonlöcher gibt es aber auch in Europa... (1980-90 in Österreich 10% Abnahme
des stratosphärischen Ozons...)
* Stratosphärisches Ozon blockt UV-Strahlung ab, wenn nicht
-> Hautkrebs, Erblindung,...
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Fazit: Dramatisierung der Verhältnisse in der Zukunft!
Fluor-Kohlen-Wasserstoffe sind zwar verboten,
ABER: sind sehr langsam und daher sind die bisherigen noch gar nicht in der Stratosphäre
c) Verschmutzung (Smog):
* SO2, Rauch, Staub, etc. -> vor allem ältere, kränkliche Personen und Kinder sind
betroffen;
* 1952 Smogkatastrophe in London -> deutlicher Anstieg der Todesrate.
* Heute wesentliche Verbesserung durch Filteranlagen in der Industrie; weniger SO2-Gehalt
der Autos;
ABER: dafür Import von SO2 aus Tschechien, Deutschland, Ungarn,... infolge von
Windbewegungen
* Effekte:
-> Waldsterben,
-> Zerstörung des Phytoplanktons,
-> Bildung des troposphärischen Ozons, usw.
ABER: wie alles aber wirklich genau zusammenhängt, weiß man noch gar
nicht...
MÖGLICHKEITEN DER INDIKATORBILDUNG:
a) ökologischer Fußabdruck:
wieviel Erde braucht z.B. eine bestimmte Stadt -> wird oft kritisiert, wäre pädagogisch
aber sehr sinnvoll.
Fläche wird vernichtet durch:
* Fossilienverbrauch
* Siedlungsfläche
* Nahrung
* Forstprodukte
-> Schätzungen wie z.B. wieviel m2 Boden vernichtet man durch Erzeugung von einem
bestimmten Produkt.
Fazit: Erste Welt-Länder verbrauchen wesentlich mehr als die Dritte Welt-Länder
b) ökologischer Rucksack von Schmidt-Bleck:
-> viel wird entwickelt, aber auch wieder verworfen, da politische Institutionen sich zu sehr
einmischen!
c) ISEW
3. WASSER:
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Es gibt Böden, die empfindlich für sauren Regen sind; saure Emissionen vor allem in
Europa, China, Nord-Amerika
=> Fruchtbarkeit der Böden nimmt ab, Welthunger nimmt zu!
4. WALD:
Effekte = schwierig einzustufen, da Bäume unterschiedlich sterben
-> d.h. erst relativ spät werden die Effekte tatsächlich erkannt.
Österreich = 46% Wald, ist damit an 3. Stelle in Europa
(mehr Wald nur in Finnland und Schweden)
-> Ressourcen beibehalten (z.B. Baustoffindustrie weniger Holz verwenden)
-> Situation hat sich gebessert (z.B. weniger Schädlingsbefall; schlechtes Wetter; ABER:
nicht vorbei!)
-> am gefährdetsten = Tanne, Eiche, Kiefer;
bei manchen Arten 50% bereits schwer geschädigt
-> Österreich und die Nachbarländer:
total arg in Tschechien, Ungarn, Slowenien, Bayern, Baden-Württemberg und Schweiz.
2. VORLESUNG / 17.10.2001
Sustainability wiederholt
Prinzipien der Nachhaltigkeit wiederholt
diverse Umweltprobleme wiederholt
=> Zusammenhänge zwischen Wirtschafts-, Sozial und Umweltpsychologie werden immer
bedeutender!
Ökologischer Fußabdruck in Zahlen
Fußabdruck in Hektar pro Person in Österreich =
fossile Energie
Acker
Weide
Wald
Brachland
Land
Meer
Gesamt
1,36
0,23
2,11
1,47
0,07
5,24
0,39
5,63
=> in Entwicklungsländern viel ärger
=> aber auch wir leben über unsere Verhältnisse!
ARTENVIELFALT (= Biodiversität):
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Gesamtreduktion auf ganzer Welt; vor allem groß durch Abholzung der Regenwälder
-> Schätzung von Weizäcker, Lovins & Lovins:
gibt an Netto-Artenverlust pro Tag (dazu kommen Arten z.B. durch Mutationen,
Selektion) = ca. 20-50 Spezies, die pro Tag aussterben -> extreme Verarmung! Viele
Arten können auch nicht über Gentechnik etc. einfach neu gezüchtet werden
Fazit: auch Nutzpflanzen gehen verloren -> Auswirkung auf Hunger in der Welt!
Ursachen des Artenrückgangs:
1) vor allem Landwirtschaft
2) Forstwirtschaft und Jagd
3) Tourismus
4) Rohstoffgewinnung
5) Siedlung
....
=> starke ökonomische Interessen (Monokulturen = leichter zu bewirtschaften)
=> großer Druck auf die Landwirtschaft (Trend zu größeren Betrieben; ABER: in Österreich
einige Zeit lang Gegentrend zu Kleinlandwirtschaft und biologischer Landwirtschaft; vgl.
“ja”-Produkte von Billa -> Hoffnung auf bessere Verdienste in Landwirtschaft; aber
mittlerweile schon wieder Preisdruck von seiten von Billa, etc. -> nicht durchhaltbar!)
Rote Listen (in Österreich):
Gesamtzahl der Arten = 2.873 -> davon ca. 2/3 gefährdet;
* Kriechtiere und Lurche fast alle gefährdet (hier gibt es keine einzige ungefährdete Art!);
* etwas weniger als die Hälfte der Säugetiere und
* fast ¾ der Vögel
=> Schuld:
Umstrukturierung der Flächen in der Landwirtschaft (z.B. keine
Buschabgrenzungen an Feldern; Trockenlegung der Tümpel;
Bachregulierungen; große Felder -> weniger Raine und Büsche dazwischen;
keine Alleebäume an Straßen, usw.)
=> Mitschuld: Zersiedelung (Wochenendhäuser, etc. -> Straßenbau; schlechte Wohnqualität
in Großstadt -> “Landflucht” am Wochenende -> Verkehrsprobleme; 70-80%
der Österreicher wollen Einfamilienhaus -> ist aber unökonomisch!)
Zersiedelung bewirkt auch Verarmung der Gemeinden wegen Höhe der Aufschließungskosten
BEVÖLKERUNGSWACHSTUM:
-> wird z.B. in China massiv bestraft (nur mehr 1 Kind / Frau)
-> in Entwicklungsländern Anstieg; in Industrieländern wenig Geburten (Probleme mit
Pensionen, zu hohe Gesundheitskosten)
-> außerdem: Zunahme von Großstädten (mehr als 50% der Weltbevölkerung leben in
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Städten! -> Versorgungsprobleme; stärkere Ausbreitung von Seuchen; mehr
Armenviertel)
-> 1999 6 Milliarden-Grenze überschritten; für 2050 8 Mrd. prognostiziert
MOBILITÄT:
-> bewirkt erhöhten Flächenbedarf (für Autoabstellplätze; Tiefgaragen; Straßen)
-> vgl. in der Früh pendelt jeweils 1 Person pro Auto in die Stadt (meist Männer), Folge =
Umweltverschmutzung, Lärmbelastung, usw.
-> mit 1 Liter Treibstoff:
300 Leute 58km weit -> Zug
1 Person 9km weit -> Auto
d.h. 1/5 der Energie wäre nur notwendig, wenn 300 Leute mit dem Zug statt mit dem
Auto zur Arbeit fahren!
-> Gesamtfläche von Städten, die dem Verkehr dient = 4-8% => Versiegelung; Folge =
Regenwasser fließt schneller ab, daher Muren, Überschwemmungen
-> in EU = Verkehr etwas Positives -> Sinken der Preise; ABER: sehr verschwenderisches
Umgehen mit Treibstoff und Mobilität. Da Verkehr relativ billig wird z.B. Erdbeeren aus
Polen, Mais und Weizenpulver aus Amsterdam, Leim für Etiketten aus Lüneburg usw.
geholt, nur damit in Stuttgart Joghurt produziert werden kann. Nicht berücksichtigt werden
dabei Kosten, die in der Folge durch den Verkehr entstehen werden!
ZERSIEDELUNG:
-> Gebiete bis zu 65% nur mit Feriengebäuden (stehen ganzes Jahr leer), d.h. 65% der
Gemeinde sind solche Gebäude; besonders arg ist das in Tirol, Kärnten, Salzburg und rund
um Wien
-> Je unwohnlicher Stadt wird, umso stärker wird Trend zu Ferienhaus -> Mobilität steigt!
RESSOURCEN:
a) Bergbau:
ökologischer Rucksack = alles, was bei zu förderndem Material zusätzlich gefördert wird; ist
eigentlich Abfall, verursacht aber hohe Kosten! Besonders arg bei Edelmetallen, am
wenigsten arg bei Sand und Kies
=> Fazit:
mit Materialien mit großem Rucksack sehr sparsam umgehen; Reycling statt
Fördern (z.B. bei Mangan, Blei,...)
b) Energieressourcen:
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viel Energieverschwendung heutzutage -> neue Technologien wären nötig (z.B. mit ¼ der
Energie laut Weizäcker) Schmidt-Bleek Faktor 10 wäre eigentlich erreichbar, d.h. Produkt
wäre mit 1/10 des gegenwärtigen Aufwands produzierbar.
c) private Haushalte:
z.B. für 1,5 Liter Wasser zum Kochen braucht man 190 Watt bei gut schließende Deckel,
ABER:
4,5 Faches wird verschwendet beim Kochen ohne Deckel, bei Gefäß mit
gewelltem Boden,...
Problem dabei: Leute = zuwenig informiert; Wirtschaft hingegen behauptet, das wären halt
Bequemlichkeitseinbußen
ABFALL:
-> USA
D
Ö
875 kg pro Person und Jahr (= Hausmüll)
337
321
-> Glas, Papier, Karton, biologische Stoffe, Kunststoffe, usw. getrennt gesammelt
-> in D und Ö Recycling von ca. 90% bei Papier, Glas, Metall (Voraussetzung = vorhandene
und bequem erreichbare Container)
-> Mülldeponien (= Altlasten!); besonders arg = Mittendorfer Senke (-> Grundwasser =
vernichtet!). Hier müßte noch sehr viel Geld ausgegeben werden, bei derzeitigem
Sparpaket aber nicht möglich (-> “Warten auf Katastrophe”!)
WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG:
-> Indikatoren = falsch gewählt, weil nur Produktionskosten berücksichtigt werden, nicht
aber die Abschreibungen; beim Brutto-Nationalprodukt zählt nur die Produktion (z.B.
wenn Filter eingebaut wird, der Schaden verhindert) => Scheineindruck: Wir werden
immer reicher...
-> Daher: BIP (= Bruttosozialprodukt) und ISEW (= Index of Sustainable Economic
Welfare) heranziehen und dann beide vergleichen!
ad ISEW:
enthält z.B. unbezahlte Hausarbeit UND Abschreibposten, Wegekosten
(Pendeln), Sachschäden durch Straßenverkehr, Kosten der Werbung, Verlust
an Naturgebieten, gesundheitliche Probleme, Umweltschäden durch Verkehr
=> Abfall des Wohlstandes in den letzten Jahren! Politiker aber gaukeln uns vor,
daß durch steigendes BIP der Wohlstand steigt und es uns durch
Wirtschaftswachstum immer besser geht...
* Wendet man ISEW an, so sieht man in Österreich ab den 70er Jahren ein
Absinken, seit 80er Jahren bleibt Wohlstand gleich.
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* ISEW zeigt auch Spannung in Bevölkerung an, z.B. durch vergrößerten
Gegensatz
zwischen Arm und Reich (-> Streiks, Kriminalität nehmen zu)
-> ab 80er Jahre (Steuerreform 88 und 93): Nettoeinkommen von
Unternehmern und Aktionbesitzern hat rapide zugenommen; Realverdienst
der Arbeitnehmer ist aber gleichgeblieben!
-> Steuerbelastung der Arbeitnehmer: bei Arbeitnehmern gleichgeblieben, bei
Selbständigen stark gesunken -> großes Potential für Spannungen zwischen
diesen Bevölkerungsgruppen
-> Vermögensbesteuerung:
Hier sind Österreich und Tschechien an letzter Stelle (d.h. Firmen wandern
nicht ab, Umwandlung in Stiftungen ist nicht gerechtfertigt) ->
Ungleichbelastung der einzelnen Berufsgruppen -> mögliche Konflikte ->
Sinken der Lebensqualität á la longue!
5. VORLESUNG / 14.11.2001
* Umweltpsychologie: stärker anwendungsbezogen
ökologische Psychologie: stärker der Grundlagenpsychologie verpflichtet
* 70er Jahre (z.B. Graumann): Allgemeinheiten in psychologisch-ökologischer Perspektive
beobachten, Erkenntnisse nicht im Labor sondern in der Situation gewinnen ->
Ergebnisse auf Praxis übertragbar.
* Hekel: Biozynose (= Gemeinschaft von Organismen) vs. Biotop (= physische
Umgebungsbedingungen)
* Uexküll: Unterscheidung zwischen
-> Umgebung (= einzelne Umgebung des Menschen)
-> Umwelt (= was nimmt das Lebewesen wahr und worauf nimmt es Einfluß)
- Merkwelt (wird wahrgenommen)
- Wirkwelt (wird beeinflußt)
=> was nicht beeinflußt werden kann, wird ignoriert.
* Willi Helpack: Begriff “Psychologie der Umwelt” (1924)
- geopsychologische
- sozialpsychologische Tatsachen
- kulturseelische
=> Einflüsse von Klima, Wetter, Landschaft auf Einstellung von Personen,
Lebensbedingungen, usw.
* Martha Muchoff (Kinderpsychologin):
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untersucht Lebensraum des Großstadtkindes; von ihr stammt der Begriff des
Homerange (jedes Kind hat unterschiedliche Heimatbereiche, in denen es
Erfahrungen sammeln kann; fällt einer davon weg -> ist schlecht für die Entwicklung)
* Brunswick: Linsenmodell der Wahrnehmung (ähnlich wie Uexküll):
Bestimmte Aspekte der Umwelt in Einteilungskategorien eingeteilt; beschäftigt sich
mit der Frage: was wird von uns von der Umwelt wahrgenommen, welche Kategorien
haben wir, um das Wahrgenommene einzuordnen
* Lebing: “Feldtheorie”:
Aufbau von Felder im Bewußtsein mit Bedürfnissen und Interessen, werden den
Angeboten der Umwelt gegenübergestellt.
Verhalten = Funktion der Persönlichkeit und der Umwelt
-> Persönlichkeitsmerkmale reichen für Beschreibung von Personenverhalten nicht
aus, Rahmenbedingungen der Umgebung müssen berücksichtigt werden.
* Barker: “Behaviour Settings” = bestimmte Verhaltens-Episoden oder standardisierte
“patterns of behaviour” (= bestimmte
Verhaltensstrukturen), die durch bestimmte Habitate
(Umgebungsbedingungen) ausgelöst werden.
Studie in amerikanischem Dorf, macht verschiedene Behaviour Settings ausfindig
(z.B. Schule, Einkaufssituation,...) -> verhaltensformender Druck geht in vielen von
der Umgebung aus und nicht von den Persönlichkeitsmerkmalen -> bahnende
Wirkung der Umgebung auf das Verhalten. Untersuchung der Auslösebedingungen =
wichtig; Fehler bei Barker: zu viele Behaviour Settings ausgewählt, konnte nicht in
Praxis umgesetzt werden.
Variablen = - Involviertheit von Individuen
- Inanspruchnahme
Ziel: Sozialverhalten in Öffentlichkeit zu beschreiben, daher sehr viele öffentliche
Settings und keine privaten.
* Gibbson: entdeckt Gradienten als Tiefencues in der Wahrnehmung
Phylogenetische Entwicklung des Menschen muß stärker zur Verhaltenserklärung
herangezogen werden, da Evolution vorschreibt, was überlebt.
* Ittelsen, Ribbin et al.:
Beginn der Umweltpsychologie im deutschsprachigen Raum.
Feldforschung = besser als Laborforschung; heute stärkerer Bedarf an
Umweltschutzmotivation, da Nutzer-Aspekte mehr im Vordergrund (früher war das
nicht so). Natur wird als Werkzeug oder als Gegner angesehen (dies beginnt schon mit
den alten Griechen)
Literatur dazu:
Stockols & Altman: Handbook of Environmental Psychology. The Study of Human
Behaviour & Wellbeing in Relation to the Social and Physical Environment
Wie kognitive Wende in Psychologie, so ist auch ökologische Wende notwendig; ökologische
Validität wird aber schon beachtet heute. Letzte 10 Jahre dieser Forschungsbereich in den
USA stark zugenommen; stark interdisziplinär und transdiziplinär (= unter Beteiligung der
betroffenen Personen) ausgerichtet.
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Kapitel IV: GESUNDHEIT, BEDÜRFNISSE UND WOHLBEFINDEN DES MENSCHEN
2 Konzepte sollen vorgestellt werden:
a) Beckersches Konzept: praxisorientiert, mehr Tests, leicht überprüfbar
b) Maslowsches Konzept: stärker qualitativ orientiert, weniger Tests
a) Konzept von BECKER:
entstanden aus Überblick über alle Theorien über Gesundheit bzw. was hielten Freud usw. für
gesund -> macht daraus Skalen, Zusammenfassung zu 7 Faktoren, dann noch Faktoren 2.
Ordnung (= Zusammenfassung der 7 Faktoren)
7 Gesundheitsindikatoren:
1. emotionale und körperliche Befindlichkeit:
(z.B. Schmerzfreiheit, Angstfreiheit) = subjektive Sicht des Betroffenen (sehr
wichtig!)
2. positive psychische Aktivierbarkeit:
z.B. Interesse, Unternehmungslust. Je stärker Interessen der Person für bestimmte
Abläufen und Bedürfnisse, je mehr er stimulierbar ist, umso gesünder ist er.
3. Anstrengungsbereitschaft:
z.B. Durchhaltevermögen, Ausdauer; kann Person begonnene Arbeiten auch
durchhalten
4. psychische und körperliche Leistungsfähigkeit:
körperlich: z.B. Organfunktionen gestört
psychisch: z.B. geringes Konzentrationsvermögen, Kreativität, Lernleistung,
Merkfähigkeit,...
5. Außenorientierung der Aufmerksamkeit:
d.h. keine übermäßige Zentrierung der Aufmerksamkeit auf eigene geistige und
körperliche Prozesse; übermäßige Konzentration auf körperliche oder seelische
Prozesse = Krankheitszeichen
6. psychische und körperliche Autonomie:
z.B. Mobilität, keine Abhängigkeit wie bei Süchten oder bei Pflegebedürftigkeit; bzw.
keine hohe Kontrollüberzeugung (stattdessen z.B. Veränderungsoptimismus) [hohe
Kontrollüberzeugung = ich gebe mich fatalistisch meinem Schicksal hin]
7. hohes Selbstwertgefühl:
z.B. Selbstbewußtsein, aber auch positive Einstellung zum Körper
3 Gesundheitsdimensionen:
I) seelisch-körperliches Wohlbefinden
II) Selbstaktualisierung
(wie stark kann ich meine Persönlichkeit einsetzen, um meine Ziele zu erreichen)
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III) Wertschätzung:
- selbstbezogen (Selbstwertgefühl)
- fremdbezogen (Bejahung der Umwelt, Liebesfähigkeit)
Begriffe, die einer seelisch gesunden Person zuzuordnen sind:
robust, energisch, willensstark, aktiv, guter Problemlöser, ausgeglichen
Seelische Gesundheit kann zusammengebracht werden mit
* hoher oder geringer Verhaltenskontrolle (Zügellosigkeit)
* sozialer Anpassung oder Selbstaktualisierung
Verhaltenskontrolle = unabhängig von seelischer Gesundheit (sind orthogonale Faktoren)
Wie kommt es zu seelischer Gesundheit:
-> Zuwendung durch erziehende Beziehungsperson (wenn nicht, fühlen sich Menschen
zurückgewiesen)
-> je stärker die Kontrolle der erziehenden Bezugsperson, desto stärker ist die
Verhaltenskontrolle der Person selbst
ABER: stärker in sozialer Anpassung und stärker in Selbstaktualisierung (beides = etwas
Positives)
b) Konzept von Maslow:
Unterscheidung zwischen
* Mangel: vgl. Bedürfnispyramide: 1. unterste Bedürfnisse = Nahrung, Sex
2. Sicherheit
3. soziale Bedürfnisse
geht aus von Defizit; ist es befriedigt, geht Antrieb weg
* Wachstumsmotiv: = höchste Stufe der Selbstverwirklichung, kann nie gesättigt werden ist
permanent wirksam
“Konzept des gesunden Menschen”:
= Merkmale, die gegeben sein müssen; Untersuchung von 1300 Studenten, nur 1 wirklich
seelisch gesund in Maslows Sinn
1. effiziente Wahrnehmung der Realität:
kaum durch Wunschdenken motiviert, keine Verzerrung durch übersteigerte Ängste.
Widersprüchliche Informationen aus der Umgebung müssen gut verarbeitet werden
können (z.B. daß Freunde positive und negative Eigenschaften haben)
2. Akzeptierung des Selbst:
u.a. die eigene menschliche Natur mit allen Fehlern bejahen, frei sein von Schuld- und
Schamgefühlen, biologische Bedürfnisse auf natürliche Weise befriedigen (z.B. essen,
was man will, ausreichend schlafen, Sex haben usw.)
3. Spontaneität und Natürlichkeit:
frei sein von Effekthascherei, man soll sich nicht durch Konventionen unnötig
einschränken lassen
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4. Aufgabenzentrierung:
sich mit Ernst und Einsatz einer Aufgabe widmen, sich hier stärker aufgeben und
weniger ichbezogen sein; Aufgabe soll Teil der Persönlichkeit werden
5. Bedürfnis nach Privatheit bzw. “Absonderung”:
gesunder Mensch ist nicht auf andere angewiesen; Unabhängigkeit; könnte von
anderen Menschen als Reserviertheit und Kälte aufgefaßt werden; man soll sich
trotzdem selbst von anderen abgrenzen und überlegen, ob man etwas tut für sich, für
die Aufgabe selbst oder weil es verlangt wird.
6. Autonomie, Unabhängigkeit von Kultur und Umwelt:
Mensch = unabhängig von Umwelt, Mensch hat hohe Stabilität in psychischer
Leistungsfähigkeit
7. ursprüngliche Wertschätzung:
Fähigkeit grundlegender Lebensgüte und Alltäglichkeiten mit Staunen zu betrachten
(z.B. Naturschönheiten, Freude über erfolgreichen Arbeitstag)
8. mystische und Grenzerfahrungen:
Fähigkeit zu extatischem Erleben (z.B. Orgasmus), tiefe Einsichten in
Lebensweisheiten, Verschmelzungserlebnisse mit der Natur (z.B. Meditation)
9. Gemeinschaftsgefühl:
ausgeprägtes Gefühl der Identifikation, Sympathie und Zuneigung; Wunsch anderen
zu helfen, daneben gleichzeitig Betonung eigener Unabhängigkeit und der
Unabhängigkeit der anderen (keine Kontrolle der anderen ausüben)
10. Aufbau interpersoneller Beziehungen:
enge Beziehungen zu anderen seelisch gesunden Personen, eher kleiner Freundeskreis,
Kindern gegenüber starke Zuneigung
11. demokratische Charakterstruktur:
frei von Vorurteilen, Grundachtung gegenüber allen Menschen, alle = interessant,
haben Erfahrungen, die einem selbst zugute kommen können (von jedem kann ich
etwas lernen)
12. Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse:
feste moralische Normen haben
13. philosophischen, nicht feindseligen Sinn für Humor, der sich auf die Natur und
Schwächen des Menschen bezieht (d.h. über sich selbst lachen können, keinen
aggressiven Humor haben)
14. Kreativität:
ist aber nicht Genialität im Sinn des gut Verkaufbaren, sondern Originalität und
Erfindergabe ähnlich wie bei Kindern (haben diese Fähigkeit in großem Ausmaß, da
noch nicht durch Normen und Erfahrungen verbildet)
15. Widerstand gegen Inkulturation:
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kein automatisches Anpassen, sondern bestimmtes kulturelles Verhalten überlegt
übernehmen (z.B. Höflichkeit, Mode, usw.); nicht kritiklos, sondern durchdacht
übernehmen
Unkonventionelles Ansichten können aber durchaus vertreten werden
Altersabhängigkeit der Gesundheitsaspekte:
Jüngere können nur sehr schwer Stadium der seelischen Gesundheit erreichen,, denn
dafür braucht man Wertesystem, Berufung, wahre Liebe, Realismus, keine Angst vor
Tod, Mitgefühl für andere, Bereitschaft zum Helfen -> Junge haben das alles noch
nicht, weil sie noch nicht ausreichend Zeit zur Sammlung von entsprechenden
Erfahrungen hatten
Literatur dazu:
* Becker (1982): Psychologie der Gesellschaft
* Miller: Umweltpsychologie
7. VORLESUNG / 28. 11. 2001
Literaturhinweis: Argyle: Psychology of Happiness (von dort stammt Großteil des VOInhalts)
Mögliche Faktoren, die auf Wohlbefinden und Glücksäußerungen Einfluß haben:
GLÜCK
(habituelles
Wahlbefinden)
Wechselwirkungen
Hauptfaktoren:
SOZIALKONTAKTE
GESUNDHEIT
unmittelbar beeinflussende ARBEIT FREIZEIT EINKOMMEN PERSÖNLICHKEIT
Faktoren (determinieren
sowohl Sozialkontakte als
auch Gesundheit; z.B. Berufskrankheiten, Zugang zu
medizin. Versorgung)
weitere Faktoren:
(globaler)
ALTER
GESCHLECHT
KULTUR / NATIONALITÄT / LEBENSREGION
(z.B. Leben auf Nord- oder Südhemisphäre)
SOZIALKONTAKTE:
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= Soziales Netzwerk (vgl. Baumgartner / Leireiter von Uni Salzburg, forschen hier)
Eine Rolle spielt:
* wie groß ist es?
* wieviele Kontaktpersonen hat jemand?
* welche Kontaktpersonen hat jemand?
1 Person hat:
-> durchschnittlich ca. 30 - 40 Personen im engeren sozialen Netzwerk
-> durchschnittlich ca. 300 - 500 Bekannte (z.B. auch Verkäufer im Supermarkt gehört dazu)
Kranke Personen empfinden sich als weniger glücklich als Gesunde
-> Wechselwirkungen zwischen Sozialkontakten und Gesundheit und Glück;
alle drei sind eng miteinander verflochten, oft nicht voneinander zu trennen, was was
beeinflußt
z.B. bei Krankheit: viele Sozialkontakte -> Glück (z.B. jemand geht mir einkaufen, ich
kann mit jemandem über meine Krankheit
reden)
* Sozialkontakte und Gesundheit korrelieren positiv, aber auch:
* Sozialkontakte und Gesundheit korrelieren negativ
(d.h. je weniger gesund, umso mehr Sozialkontakte; Sozialkontakte nehmen bei Krankheit
oft zu, vor allem kurzfristig, z.B. man besucht Leute öfter, telefoniert mit ihnen, usw.)
=> Mobilisierungsmodell (Krankheit bewirkt mehr Sozialkontakte)
=> Kompensationsmodell (Sozialkontakte dienen zur Kompensation von Krankheit)
(vgl. dazu Studie von Schwarzer & Lepping in Deutschland)
Bergman & Syme (1979): Studie aus Kalifornien
7000 VPn über 9 Jahre untersucht; Ausgangspunkt war Lynch “The broken heart”.
Ziel war zu überprüfen, inwiefern diese Hypothese stimmt.
Hypothese: Personen mit weniger Sozialkontakten erkranken leichter,
Sterblichkeitsrate ist bei ihnen höher
Vorzug dieser Studie: ausgewogene Parallelisierung, 4 VG mit unterschiedlicher
Ausprägung der sozialen Integration (von geringsten sozialen
Verbindungen bis höchste soziale Verbindungen)
Ergebnis: Sterblichkeitsrate 2-3x höher bei Personen mit geringster sozialer
Integration (haben die wenigsten Freunde, Bekannte, keine Kontakte mit
Nachbarn)
ABER: Das könnte auch zusammenhängen mit der Krankheit... deshalb ist
es bei solchen Studien so wichtig, den Ausgangszustand der VPn
exakt zu parallelisieren!
In Folgeuntersuchung wurden Krankheitsfolgen genau untersucht:
=> VPn mit guten Sozialkontakten (Häufigkeit / Zahlt) sind weniger anfällig für
Krankheiten
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Eine Rolle dabei spielen auch:
* Familienstand:
- Verheiratete (weniger krankheitsanfällig, was Sterblichkeit betrifft)
- Singles
- Geschiedene (hier am schlechtesten)
* Kinderzahl (Studie von Cobry & Handershot):
- 35 - 44 Jahre:
- 45 - 54 Jahre:
- 55 - 60 Jahre:
um 2Faches höhere Sterblichkeitsrate bei Kinderlosen
(2,1 bei Männer und 2,4 bei Frauen)
um 1,5Faches höhere Sterblichkeitsrate bei Kinderlosen
kein Unterschied mehr zwischen den Gruppen
Das zeigt “Nutzeffekt” von Kindern;
ABER: Kinderlose leben wahrscheinlich auch weniger gesund als Personen mit
Kindern; brauchen ihren Kindern kein Vorbild zu sein, was gesundes Leben
betrifft; denken bei verschiedenen Dingen, die sie tun, eben nicht an mögliche
Folgen ihres Tuns für ihre Kinder [“ich muß für meine Kinder da sein”] (das
könnte hier als konfundierende Variable wirksam sein)
* verwitwet vs. verheiratet, geschieden vs. getrennt
-> unterschiedliche Krankheitsanfälligkeit dieser Gruppen für TBC, Leberzirrhose,
Brustkrebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme
-> bis zum 10Fachen höhere Krankheitsanfälligkeit
Fazit: Gesundheitszustand hängt sehr wesentlich von den Sozialkontakten ab (vor allem
Partner und Kinder spielen eine wichtige Rolle); durch empirische Ergebnisse
bestätigt
Welcher Mechanismus von Seiten der Sozialkontakte wirkt am stärksten auf die Gesundheit?
= Auslösefaktoren, um Sozialkontakte positiv zu beeinflussen:
1) soziale Geschicklichkeit (social skills):
d.h. Ausnutzen der Sozialkontakte, sich in andere hineinversetzen können,...
2) Soziabilität:
* Extraversion: locker sein, Gefühle offen zeigen und äußern können, impulsiv
reagieren
* Attraktivität: attraktive Personen können leichter soziale Beziehungen
aufbauen
3) soziale Integration:
d.h. quantitativ viele Kontakte, z.B. auch gezwungenermaßen wie im Beruf; in
Vereinen, in Familie,... -> d.h. Eingefügtsein in soziale Strukturen
4) soziale Leistungsbereitschaft:
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ist Punkt 1 - 3 nicht wirklich ausgeprägt, kann man durch Leistungsangebot
(z.B. Hilfsbereitschaft) manches wettmachen
=> Diese 4 Faktoren beeinflussen die Qualität und Quantität der sozialen Beziehungen
Einschätzung der sozialen Beziehungen:
auch abhängig vom Lebenszyklus (allein, mit Partner, mit Partner und Kindern, mit Partner
allein da Kinder schon außer Haus...)
-> unterschiedliche Zufriedenheit in bezug auf Partnerschaft, wurde untersucht in
Längsschnittstudie von Kindheit bis zur Zeit des “Empty-Nest-Syndroms”:
Ergebnis: * Nach Verehelichung sinkt Zufriedenheit sehr stark.
* Tiefpunkt = Zeit der Pubertät des ältesten Kindes (= schwieriger Zeitpunkt!).
* Danach:
> bei manchen wieder steigende Zufriedenheit bis zu Zustand ca. wie bei
Heirat
> bei manchen bleibt Zufriedenheit gering
Absinken der Zufriedenheit bis zur Pubertät des ältesten Kindes ist ziemlich stabil bei
allen Untersuchungen,
daher: Lebenszyklen immer in alle Untersuchungen über Zufriedenheit integrieren!
ARBEIT:
= wichtiger Faktor für Lebenszufriedenheit. Relativ viele Personen scheinen im
allgemeinen mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein
-> Gründe dafür (= Gründe für Zufriedenheit mit der Arbeit):
* richtige Berufswahl
* Bewältigungsmechanismen (was nur schwer geändert werden kann, wird besser
bewertet als es objektiv betrachtet ist)
* Einkommen
Zusammenhänge zwischen Einkommen und Glück:
-> deutliche Zusammenhänge meist nur im unteren Einkommensbereich:
17
-> bei steigendem Einkommen steigt Zufriedenheit fast linear
-> im mittleren Einkommensbereich löst sich Kurve auf, d.h. andere Faktoren
beeinflussen ab bestimmter Einkommenshöhe die Zufriedenheit mehr.
Studien in anderen Kulturen dazu zeigen, daß das auch in der Dritten Welt
gelten dürfte, aber Ergebnisse sind widersprüchlich
* allgemeine Lebenseinstellung (materielle Faktoren spielen z.B. in verschiedenen
Religionen unterschiedliche Rolle)
Welche Konsequenzen hat Arbeitslosigkeit?
Studie von Breuner 1976:
-> Selbstmorde, Einweisungen in Psychiatrie, Einweisung in Strafanstalten, Anzahl der
Morde / Jahr, Sterblichkeitsrate durch Alkoholismus in Verbindung mit Zunehmen und
Abnehmen der Arbeitslosigkeit betrachtet
Ergebnis:
1% mehr Arbeitslosigkeit pro Jahr bewirkt:
Zunahme von * Selbstmorde um 4,1%
* Einweisung in Psychiatrie um 3,3%
* Zunahme der Straffälligkeit um 4%
* Zunahme der Morde um 5,7%
Ist ein interessanter Versuch, die peripheren Konsequenzen der Arbeitslosigkeit zu
untersuchen [könnte noch als Längsstudie erforscht werden]
ASPEKTE DER FREIZEIT
=> englische Umfrage: Stichworte über geäußerte Freizeitbedürfnisse:
1) Autonomie:
Freizeit soll autonom organisiert werden, eigene Projekte und
Aktivitäten durchführen
2) Relaxation (Entspannung)
3) Familienaktivitäten
4) Flucht vor Routine
5) Interaktion mit anderen
6) Stimulation
7) Wellness, u.a. (Liste wäre noch verlängerbar)
ABER: in Wirklichkeit sind die wichtigsten Freizeitaktivitäten:
1) Fernsehen:
vor allem in den USA; aber auch verstärkt bei uns...
18
Für Jugendliche gilt: 1/3 der Freizeit wird ferngesehen, täglich bis 2 Stunden;
Vielseher ca. 4 Stunden/Tag; vor allem am Wochenende Zunahme; viele
meinungsbildende Informationen werden durch TV aufgenommen.
Vielseher:
* sind weniger oft unterwegs
* lernen weniger häufig ein Musikinstrument
* haben weniger Kontakt zu Freunden und anderen Kindern
* haben häufig Schlafstörungen (37%)
In Europa immer stärkere Angleichung an Verhältnisse in Amerika.
2) Sportaktivitäten
3) Vereinsaktivitäten, usw.
=> Mittelschicht-Personen öfter unterschiedliche Freizeitaktivitäten, d.h. sie haben ein
größeres Spektrum als Unterschicht-Personen
=> Freizeit = intrinsisch motiviert (d.h. das Bedürfnis ist selbstbefriedigend), aus Freizeit
resultiert soziale Bestätigung, z.B. Anerkennung bei sportlichen Leistungen; führt zum
Flow-Erlebnis (Czikszentmihaly): wenn meine Befähigung den Situationsanforderungen
entspricht, so entsteht ein Glücksgefühl; vor allem
dann, wenn die Leistung freiwillig erbracht wird.
EINKOMMEN:
Korrelation zwischen Wohlbefinden / Zufriedenheit und Einkommen nach Ländern:
* in ärmeren Ländern größer als in reichen Ländern (d.h. enger Zusammenhang zwischen
Einkommen und Auslösung von Zufriedenheit
* reiche Länder -> “Unzufriedenheitsparadoxon” (vgl. Campbell / USA):
stetige Zunahme der Einkommen in 20 Jahren, aber keine Zunahme der Zufriedenheit
ABER: gleiche Lebenszufriedenheit trotz großer Einkommensunterschiede in vielen Ländern
(geht meist auf Einfluß der Religion zurück)
PERSÖNLICHKEIT:
= sehr wichtig, da äußere Bedingungen oft schwer veränderbar.
Untersuchungen / Ergebnisse über Zusammenhang zwischen Glück und Persönlichkeit:
1) Extraversion:
* Extravertierte Personen sind glücklicher als introvertierte Personen (d.h. aber
nicht, daß Extravertierte generell glücklicher sind!)
19
* negative Korrelation zwischen Neurotizismus und Persönlichkeit
(d.h. je emotional labiler, umso weniger glücklich)
2) Soziale Kompetenz:
hängt aber auch zusammen mit Punkt 1;
* extravertierte Personen = geselliger
* daraus folgt: Soziales Kompetenz-Training erhöht die Lebenszufriedenheit
3) Internale Kontrollüberzeugungen:
Je mehr Person den Eindruck hat, ihr Leben beeinflussen zu können, desto
zufriedener ist sie.
4) Selbstwertgefühl:
positive Korrelation mit Zufriedenheit, d.h. je höher der Selbstwert einer Person,
umso zufriedener ist sie
5) Involviertheit in Leben:
faßt folgende Variablen zusammen:
* wie optimistisch ist Person dem Leben gegenüber
* Produktivität (Ziele / Leistungsbereitschaft)
* Offenheit (Engagement)
6) Lebenssinn:
positive Korrelation mit Zufriedenheit, d.h. je mehr Sinn Person in ihrem Leben
sieht, umso zufriedener ist sie
7) Religiosität:
stärkere positive Korrelation bei älteren Personen
8) seelische und körperliche Gesundheit:
z.B.,
positive Korrelation mit Zufriedenheit; aber schwierig ist es, eine gute
Operationalisierung in Form eines Fragebogens dafür zu finden. Wichtig dabei ist
ob sich jemand stark geschädigt fühlt
KULTUR / NATION:
Ländervergleich in bezug auf Glück und Zufriedenheit:
-> Europarameter-Erhebung in der EU (zweimal im Jahr, siehe auch im www):
geben guten Einblick über Lebenseinstellung, unter anderem auch über
Lebenszufriedenheit,
ABER: die dort angegebenen Prädiktoren sind nicht besonders aussagekräftig; bester
Prädiktor für Lebenszufriedenheit = Nationalität,
20
ABER: statistisch gesehen nur SEHR schwache Korrelation.
enthält auch Angaben über Suizidrate, Ängstlichkeit, Scheidungsrate, Todesfälle aufgrund
von Leberzirrhose, usw.
* 1983 hat Österreich führende Stellung bei Selbstmorden (25,7%), an gleicher Stelle
steht Schweiz
* 1983 Angstfragebogen der WHO:
Österreich hier 66,3; Irland 31,4; Dänemark 44,9
* 1983 Leberzirrhose: 23,3 auf 100.000 Einwohner in Österreich; dieser Wert wird
nur noch übertroffen von Frankreich mit 29,3
* 1983 Verbrechensrate (eingewiesene Personen): 11,5 auf 10.000 Einwohner in
Österreich (USA dazu im Vergleich ca. 11,8); 15,4 in Finnland
ABER: Rechtsprechung in betreffenden Ländern müßte einbezogen werden
Argyle: Ratschläge für glücklicheres Leben:
1) Praktizieren von Stimulus- und Gedankenkontrolle
(positives Denken; öfter an etwas Positives denken; heitere Filme anschauen;
angenehme Musik hören, usw.), also: Frequenz der positiven Erlebnisse im
Tagesablauf erhöhen
2) Streben nach Verbesserung des Lebensstandards
(= oft Voraussetzung zur Befriedigung wichtiger Basisbedürfnisse)
3) nachhaltige Verbesserung der sozialen Beziehungen
(z.B. durch soziales Kompetenztraining)
4) Anstreben befriedigender Arbeits- und Freizeitbedingungen
5) psychologische Techniken berücksichtigen
-> Alltagsanwendung therapeutische Methoden
(Schlußfolgerungen aus Verhaltenstherapie ziehen, kognitive Therapie einsetzen) vor
allem bei massiven Störungen des Wohlbefindens!
8. VORLESUNG / 12.12.2001
KAPITEL V: LEBENSBEREICHE UND HABITATE DES MENSCHEN
A) ÜBERLEGUNGEN ZUM PROBLEM RAUM; TERRITORIALITÄT UND ORTSGEBUNDENHEIT
1) Raum:
Untersuchungen über Raum gibt es schon sehr lange, einbezogen wurden auch Ergebnisse
von Zoologie und Ethologie
Sommer (60er Jahre) & Hell (60er Jahre):
21
Untersuchungen über Raumbedarf und akzeptable Distanzen
-> Amerikaner stehen in Zoo, in Kaufhaus, usw. weiter voneinander entfernt als
Araber und Mexikaner
=> Nord-Süd-Gefälle, d.h. Personen aus nördlichen Ländern stehen im Durchschnitt
ca. 20cm weiter weg voneinander als Südländer. Es gib also einen wesentlichen
Unterschied im persönlichen Raum, den jemand beansprucht.
Phänomen wird als kulturelle Selbstverständlichkeit betrachtet -> werden diese
Distanzen überschritten -> Mißverständnisse (z.B. was ein Südländer als normalen
Abstand empfindet wird von einem Nordländer als sexuelle Annäherung
interpretiert).
Dieses Phänomen betrifft auch die Kommunikation (wird eingeschränkt, d.h. man redet
nicht mit jemandem, der einem zu nahe kommt) und Fremd- und Selbstkontrolle.
Vgl. Wartezimmer-Experiment von Hager:
physiologische Ableitungen und psychologische Tests wurden gemacht
-> bei 60cm (bei manchen erst bei 20cm) sind physiologische Reaktionen
feststellbar: Herzfrequenz steigt, Atemfrequenz steigt, psychogalvanischer Reflex
steigt,
ABER: psychisch wird das gar nicht wahrgenommen. Nähe einer Person kann
trotzdem als bedrohlich empfunden werden -> Aktiviertheit steigt.
Subjektiver Raumbedarf ist nicht bei allen gleich;
ist größer bei:
* ängstlichen Personen
* aggressiven Personen (brauchen höhere Schutzdistanz)
* introvertierten Personen (haben meist höhere Ängstlichkeit)
Variationen im Raumbedarf:
* Bekanntheit:
ist einem eine Person bekannt -> weniger Raumbedarf als bei
Unbekanntem
* Attraktivität:
Raumbedarf je nach Annäherungsabsicht und Selbstsicherheit
unterschiedlich (gegenüber attraktiven Personen hat man weniger
Raumbedarf)
* gegenüber bestimmten Gruppen: größter Abstand gegenüber stigmatisierten Personen
22
(z.B. AIDS-, Krebskranken, Neurotikern; auch wenn
man
darüber aufgeklärt ist, daß diese Personen keine Gefahr
bedeuten)
-> man hat größeren subjektiven Raumbedarf
gegenüber Personen, die einen Makel haben.
* Umgebung: je nach Raumform unterschiedlicher subjektiver Raumbedarf;
oben offene Räume (-> großer Weitblick möglich) = Auslöser von geringem
subjektivem Raumbedarf, ebenso bei hellen, hohen Räumen
* Art der Funktion, mit der jemand auf eine andere Person eingeht (Rolle):
nähern sich uns Personen funktionsorientiert -> größere Annäherung wird
gestattet (z.B. Arzt, Stewardeß, die einen den Sicherheitsgurt anlegt,...)
Verletzung des Raumes bewirkt:
* Rückzug
* Fluchtreaktion
* aggressive Reaktion (vor allem in Gruppen -> in allgemeinem Gedränge reagieren
Personen gereizter)
=> Äquilibriumsmodell von Argyle & Dean:
Verletzung des Raumes wird nicht allein beurteilt, sondern steht in Zusammenhang
mit anderen Charakteristika
Beispiel: Liftsituation (enges Stehen -> als Reaktion darauf reduzierter
Blickkontakt)
Je weiter weg fremde Personen voneinander entfernt sitzen, umso häufiger
Blickkontakt. (Herstellung eines Gleichgewichts: geringe Distanz -> wenig
Kontakt; große Distanz -> mehr Kontakt)
2) Territorialität (Begriff aus Biologie / Ethologie):
Territorium =
fixer Ort mit Umgrenzungen; innerhalb gleichmäßige Verteilung der
Individuen einer Art (hängt auch von Macht, Vereinbarung, etc. ab).
Bei Freiheit möglichst gleichmäßige Aufteilung der Individuen im
Territorium (entspricht NICHT den Verhältnissen im Tierreich);
daneben spielen auch Beziehungen, Funktionen, Kooperation eine
Rolle.
Teilung der Territorien in 3 Kategorien:
23
a) primäre Territorien:
alleinige Verfügungsgewalt eines Individuums ist vorhanden;
eine Person entscheidet durch sich selbst über Gestaltung,
Veränderung des Territoriums
b) sekundäre Territorien:
Verfügungsgewalt muß mit anderen geteilt werden
(z.B. Familie)
c) tertiäre Territorien:
öffentliche Flächen (viele Personen haben Recht, Bereiche zu
besetzen, können aber nur sehr eingeschränkt Veränderungen
durchführen)
3) Ortsidentität (Ortsgebundenheit):
= Bindung einer Person an bestimmte räumliche Bereiche;
hier kann Personalisierung bzw. Aneignung erfolgen (bestimmter Raumbereich wird
erkundet, gekannt; Möglichkeit zur Veränderung und Umstrukturierung, um diesen Raum
an die eigene Person anzupassen)
Ist NICHT determiniert von physischem Raum her; nicht nur unbelebte Aspekte spielen
Rolle, sondern Sozietät, Wir-Gefühl mit territorialer Gruppe, Gewohnheiten.
= “defenseable space”: Verteidigbarkeit eines bestimmten Bereiches; Ort = einsehbar,
überblickbar; man ist bereit, den Ort gegen andere zu verteidigen;
man möchte ihn schützen; sieht Ort als zur eigenen Person gehörig)
4) Folgen der Einschränkung von Territorien:
(z.B. durch Bau einer Siedlung neben seinem Einfamilienhaus, Bauarbeiter im Haus,...)
-> Ortswechsel (d.h. Trend zu Wohnungswechsel steigt)
-> Migrationsfrequenz steigt
Grund: Identitätsschwächung, die durch territoriale Veränderungen hervorgerufen werden.
B) WIE WIRD PERSÖNLICHER RAUM CHARAKTERISIERT BZW. DURCH WELCHE MAßE WIRD ER
BEZEICHNET?
1) Bevölkerungsdichte:
meist angegeben in Personen / km2 (Personen / ha).
Großstädte z.B. 2000/km2 (= Wien) <-> Land z.B. 60-70/km2 (= NÖ)
=> dramatische Unterschiede zwischen Stadt und Land, starke Stadt/Land-Differenzen
2) Siedlungsdichte:
ist abhängig vom Bebauungsplan (wieviel = bebaubare Fläche, wieviel = Grünfläche, usw.)
24
Geschoßflächenzahl (GFZ): auf bestimmtes Baugrundstück bezogen;
Geschoßflächen werden zusammengezählt und durch Baufläche
dividiert (Baufläche ist nicht gleich Grundfläche!)
Beispiel: einstöckiges Haus auf Grundstück -> GFZ = 1
einstöckiges Haus
Grundfläche = 100m2
Baufläche = 50m2
GFZ = 2*50m2/100 = 1
D.h. wenn man in die Höhe baut -> mehr Grundfläche zur Verfügung stellen für Grünflächen,
damit man auf GFZ = 1 (= Vorschrift in Wien) kommt.
Je größer GFZ umso schlechter, je kleiner GFZ umso besser!
(z.B. bei Einfamilienhaus GFZ nur 0,2-0,5 -> super!)
Man unterscheidet zwischen:
* GFZ netto (Straßen sind ausgenommen)
* GFZ brutto (verkehrsbezogene Einrichtungen, wie Straßen, Parkplätze sind einbezogen)
GZF = wichtiges Maß für die Siedlungsplanung
Freiflächen = reine Grünflächen, also keine Parkplätze!
3) Wohnbelegungsdichte:
= Wohnfläche / Person; stetige Zunahme in den letzten Dekaden
z.B. in Deutschland (nach Flade):
1960 20m2/Person
1975 25m2/Person
1978 30m2/Person
heute 35m2/Person
4) Kontaktdichte:
Viele Erhebungen sind notwendig, daher wird eher Bezug auf Punkt 1) - 3) genommen;
Kontaktdichte ist aber das Maß, auf das es ankommt bei psychischen Folgereaktionen;
Effekte, die Gedrängefaktor ausmachen, hängen davon ab.
Ist Kontaktdichte zu groß -> Social overload (zu viele soziale Informationen strömen auf uns
ein, wir können nur sehr schwer damit umgehen)
C) URBANISIERUNG:
a) demographische / wirtschaftliche Überlegungen zu den Effekten der Urbanisierung
(= größere soziale Dichte in Städten) [werden vielfach als Vorteile empfunden]
25
1) Versorgung und Entsorgung (Warenangebot, Kanalisation, Wasser- und
Energieversorgung, Abfallbeseitigung) = besser in Stadt als auf dem Land
2) Kooperation (Arbeitsteilung, Dienstleistungsangebot) = besser in Stadt als auf dem
Land
3) Bildungsangebote (Schulen, Fortbildungsmöglichkeiten) = besser in Stadt als auf
dem Land
4) Mobilität (öffentliche Verkehrsmittel, Taxis) = besser in Stadt als auf dem Land
5) Arbeitsangebote = besser in der Stadt als auf dem Land
DAHER: Landflucht!
b) Überlegungen, die psychische Reaktionen betreffen: [werden vielfach als nachteilig
empfunden!]
1) architektonische Strukturierung
2) Gemeinschaftsgefühl (in Stadt geringer als auf dem Land)
3) Konkurrenzierung (in Stadt größer als auf dem Land)
4) Anonymität (in Stadt größer als auf dem Land)
5) soziale Konflikte (in Stadt größer als auf dem Land)
6) Cliquenbildung (in Stadt größer als auf dem Land; als Reaktion auf
Gedrängesituation -> Überbelastung durch social overload -> Suche nach Partnern,,
auf die man sich verlassen kann)
7) Revierabgrenzung (aggressive Reaktionen auf Verletzung des Territoriums; in
Stadt größer als auf dem Land)
8) Streß (in Stadt größer als auf dem Land)
c) andere Überlegungen:
1) Verantwortlichkeit (in Städten geringer)
2) Delinquenz (in Städten größer)
3) Vandalismus (in Städten größer)
ad Verantwortlichkeit:
Bystander-Phänomen:
Beispiele:
Raubüberfall an Straßenbahnhaltestelle mit vielen Personen
-> keiner holt die Polizei... -> d.h. wo sehr viele Personen
vorhanden sind, fühlen sich nur wenige verantwortlich
= Verantwortungsdiffusion
26
Gruppenexperiment:
VP können nur über Kopfhörer und Mikrophon miteinander kommunizieren; bei
Vorbesprechung erzählt eine VP (= Gehilfe des VL), daß sie öfter “Anfälle”
bekommt... Während des Experiments bekommt diese Person einen “Anfall”, wird
unansprechbar. Untersucht wurde, wie viele Personen nun das Experiment
abbrechen und dem VL die Probleme der einen Person berichten (dürfen das laut
Instruktion aber nicht, weil Unterbrechung angeblich großen Schaden anrichten
würde...)
Ergebnis:
-> viele Teilnehmer (6 VPn): nur 40% verständigen VL, daß es einer Person
schlecht geht
-> bei weniger Teilnehmern (2 VPn): 80% verständigen VL
D.h. eine Person fühlt sich stark verantwortlich; sind viele Personen
beisammen, wird Verantwortung abgeschoben
anderes Experiment: einer Person wird schlecht
* in einsamer Straße: mehr als 90% der Passanten helfen
* an Straßenbahnhaltestelle: ca. 20-30% der Passanten helfen;
haben viele Ausreden, z.B. gestürzte Person = betrunken,
drogensüchtig, etc. Ausreden dienen dem Zweck, nicht helfen zu
müssen -> Verantwortungsdiffusion!
Verantwortungsdiffusion wird stark gefördert durch Anonymität (z.B. im modernen
Wohnbau); Anonymität ist nicht nur Nebenprodukt, sondern wird bewußt herbeigeführt, um
anderen nicht helfen zu müssen...
ad Kriminalität:
Seit den 30er Jahren negative Effekte der Urbanisierung auf Kriminalität; auf 100.000
Einwohner relativiert wegen der Vergleichbarkeit (sonst: je größer Stadt, desto größer
Verbrechen, eh klar!)
Stadt über 250.000 Einwohner: Mord, Totschlag, Raub, Diebstahl, Körperverletzung = höher
als in kleiner Stadt
-> deutliche Zusammenhänge zwischen Stadtgröße und Höhe der Kriminalität
Grund:
* Städte = Kristallisationkern für Kriminalität überhaupt (organisierte Kriminalität in
Großstädten, da Möglichkeit des Zusammenschlusses von einzelnen Kriminellen größer)
27
* Möglichkeit kriminell zu werden ist in Stadt größer (hier sozusagen größeres Angebot,
höhere Kontaktdichte!)
D) SEGREGATION UND INTEGRATION:
Man unterscheidet
1) tatsächliche Segregation
2) erwünschte Segregation
ad 1) tatsächliche Segregation:
Segregation = Ungleichverteilung von Schichten, Berufsgruppen und Volksgruppen
D.h. je stärker Mittel-, Ober- und Unterschicht in Städten verteilt sind (je eher eigene
Wohngebiete und keine Mischung), umso höher = Ausmaß der Segregation.
maximale Segregation:
Arbeiter in Arbeiterviertel; Oberschicht total von anderen
getrennt; volksgruppenbezogene Wohnviertel (z.B. Chinatown)
-> möglichst “rein”.
Segregation gab es schon immer (vgl. Wien u.a. europäische Großstädte)
-> westlicher Bereich von Großstädten oft von Oberschicht bewohnt;
östlicher / südlicher Bereich eher von Arbeitern und Personen mit geringem Einkommen
besetzt...
Grund: Luftqualität auf der in Europa herrschenden Großwetterlage; Westwind in Europa
(ähnlich in Stuttgart, München,, Berlin)
-> West-Ost-Gefälle in vielen europäischen Großstädten. Im Westen daher
Grundstücke teurer, daher können sich hier wieder nur Reiche ansiedeln
-> Verstärkungseffekt.
ad 2) erwünschte Segregation:
Bevölkerungsgruppen wollen unter sich sein; betrifft nicht nur die Oberschicht, sondern
auch Unterschicht kann lieber unter sich sein wollen.
Segregation betrifft nicht nur Schichten -> auch Bautypen können Ursachen für
Segregation sein; vgl. Untersuchung in Puchenau (= Gartenstadt, geplant von Arnulf Rainer)
und Urfahr in Linz
=> “Bautypensegregation”: Personen in Einfamilienhaus stufen andere
Einfamilienhausbewohner als hilfsbereiter, sympathischer,
freundlicher ein; gleicher Effekt bei Reihenhausbewohnern und
bei Geschoßbewohnern (d.h. “eigene Leute” werden als
besonders sympathisch, freundlich, hilfsbereit erlebt).
D.h. durch Art von Gebäude, in dem man wohnt bzw. in welchem Viertel
-> Entstehung von Vorurteilen
28
Unterschied zwischen integriertem und segregiertem Wohnen:
* integriertes Wohnen:
Personen aus verschiedenen Schichten, Völkern in gleichen
Häusern
* segregiertes Wohnen:
Personen aus verschiedenen Schichten, Völkern in
unterschiedlichen Häusern
Untersuchung dazu von Deutsch & Collins:
Untersucht werden sollte, ob Vorurteile abgebaut werden können durch integriertes
Wohnen.
-> Befragung von weißen Hausfrauen über allgemeine Einstellung zu Schwarzen
-> dann Befragung in integrierter Siedlung (Schwarze und Weiße zusammen)
-> dann Befragung in segregierter Siedlung (nur Schwarze oder nur Weiße)
Ergebnis: 1 Jahr nach Bezug neuerliche Einstellungserhebung -> bei vorher stark
ungünstig eingestellten Personen massive positive Effekte durch Wohnen
in integrierter Siedlung.
D.h. Starke Vorurteile = in integrierter Siedlung relativ gut abbaubar,
nicht jedoch in segregierter Siedlung.
E) “KURIOSA”:
a) Studie von Ramsöy in Oslo:
50% aller Ehepaare holen ihre Partner aus Umkreis von nur 1 km2 => Kontaktdichte
steigert die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen
b) Festinger:
Person in Wohnung schließt am ehesten Freundschaft mit Person in Nachbarwohnung
-> d.h. gute Nachbarschaft hängt von Wahrscheinlichkeit ab, miteinander in
Kontakt zu treten; diese Wahrscheinlichkeit ist umso höher, je näher man
einander räumlich ist.
9. VORLESUNG / 9.1.2002
SPEZIELLE HABITATE
29
Definition von Habitat: = häufig frequentierter Lebensbereich mit speziellen Funktionen, z.B.
Wohn-, Freizeit- u.a. Habitate
BÜROHABITAT:
gehört zu den Arbeitshabitaten; 50% der Bevölkerung sind in Büros tätig. Seite Ende der 70er
Jahre Diskussion über Groß- und Kleinraumbüros bzw. deren Vor- und Nachteile.
Befragungen hinsichtlich Büro = inkonsistent (z.B. Ausgestaltung: je nach Branche
verschiedene Ergebnisse)
Ergebnis bezüglich Großraumbüros:
Positives:
•
•
•
•
•
•
•
Baukosten = geringer (flexiblere Ausgestaltung, größerer Raum braucht weniger
Möbel, kann ökonomischer genutzt werden.
größere Flexibilität (Veränderungen sind leichter möglich, Möbel können leicht
umgestellt werden)
kürzere Wege (oft Ersparnis von Weg, weil man Person sieht und etwas rübergeben
kann)
größerer Informationsaustausch (man muß Raum nicht verlassen, weiß, ob man beim
anderen erwünscht ist)
bessere Ausstattung kann gegeben sein (z.B. Beleuchtung, Klimaanlage)
Repräsentativität kann stärker betont werden (z.B. durch Teppiche, Tapeten,
Wandgestaltung)
Wir-Gefühl ist größer als in Einpersonen-Büros. In Bürolandschaft verstärkter Abbau
von hierarchischer Struktur bzw. wird hierarchische Struktur nicht so stark
empfunden.
ABER: Müller & Nachreiner: Positiva sind nicht immer gerechtfertigt; sind sehr stark
branchenabhängig (z.B. Großraumbüro = sehr gut für Journalisten)
Negatives:
•
•
•
•
•
höherer Arbeitsdruck (wegen stärkerer Beobachtung)
verstärkte Cliquenbildung (aus Arbeitsdruck heraus Suche nach Allianzen und
Freundschaften)
größere soziale Kontrolle
Lärm und Ablenkung (werden sehr stark negativ empfunden -> daher spezielle Räume
reserviert für Kreative und Tätigkeiten, die Konzentration erfordern; sind aber nicht
mehr einzelnen Personen zugeordnet wie in Kleinraumbüros)
Kunstlicht (meist nur an den Rändern Tageslicht; wer beim Fenster sitzt, friert, wenn
gelüftet wird -> daher meist Gesamtklimatisierung)
ABER:
¾ Inkonsistenz in Abhängigkeit von der Branche
30
¾ Moderatorvariablen sind wirksam, und zwar:
1) Alter der arbeitenden Personen:
Jüngere tun sich in Großraumbüros
leichter als Ältere
2) Status der Personen: Rangniedrigere Personen fühlen sich in Großraumbüros
wohler als ranghöhere
3) Führungsstil:
bei kooperativem, wenig autoritärem Führungsstil größere
Zufriedenheit im Großraumbüro
Artefakte bei solchen Untersuchungen:
•
Wechsel: gewisses Adaptationsniveau bei Person; je nachdem, woher er kommt,
Effekte auf Urteil (z.B. vorher Kleinraumbüro -> sieht Großraumbüro negativer)
•
selten Kontrollgruppen (da zu großer Aufwand)
•
Prä-Post-Designs wären notwendig (= Veränderungsmessung), damit StichprobenArtefakte nicht so sehr ins Gewicht fallen
•
oft ungenaue Raumdefinitionen (in manchen Untersuchungen heißt etwas
Großraumbüro, das eigentlich ein Kleinraumbüro ist); starke Unterschiede in
Belegzahl und Raumgröße
•
Mitberücksichtigung der Fläche, Grundriß, Ausstattung wäre notwendig, um
inkonsistente Ergebnisse in Zukunft zu vermeiden.
•
Achten auf Wahrnehmungsraum (optischer W. = Mitsehbarkeit; akustischer W. =
Mithörbarkeit) und Bewegungs- und Handlungsraum (d.h. wie groß diese sind,
könnte eine Rolle spielen)
LEBENSRAUM VON KINDERN
= besonders wichtig für eine gute Entwicklung, muß daher durch Wohnbau optisch gestaltet
werden.
31
Unterscheidung von:
1) Spielraum:
2) Streifraum:
= Bereich, in dem sich das Kind oft aufhält (z.B. Wohnung,
eigenes Zimmer, Spielplatz vor dem Haus)
Bereich, in den das Kind eher selten kommt
ad 2) Streifraum:
¾ Mädchen haben einen kleineren als Buben
¾ vor allem in Großstädten wesentlich eingeschränkter als in ländlichen
Gebieten
¾ Schätzung für 8 – 10 jährige Kinder: 800 – 1000m um Wohnhaus herum
(nicht Radius, sondern Gehdistanz)
¾ Beengung in Stadt vor allem durch den Verkehr (stark befahrene Straßen!),
durch Verbote der Eltern, dichtes Nebeneinanderstehen der Häuser ->
bilden unüberwindliche Barrikaden
¾ Streifraum wird mit dem Älterwerden der Kinder immer größer. Exakte
Schätzung ist sehr stark abhängig, in welchem Bereich Untersuchung
durchgeführt wird -> statistische Verallgemeinerung daher sehr schwierig!
Aufgabe der Umweltpsychologie = verschiedene Habitate möglichst ausfindig zu machen und
so genau wie möglich beschreiben, z.B. wie weit sind Bauten alten-, kinder-,
behindertengerecht. Viele Bestrebungen in Architektur, da finanzieller Aufwand gar nicht so
groß... z.B. für behindertengerechte Wohnung maximal 2-6% mehr Baukosten. Notwendig =
bessere Planung, Aufwand erfordert jedoch nicht viel mehr Mehrleistung.
UMWELTBEWUSSTSEIN
Seit Jahrzehnten sehr intensiv behandeltes Thema in der Umweltpsychologie; viele
Forschungsarbeiten (vgl. Dehahn -> dort steht Literatur dazu)
32
Beste Untersuchung zum Umweltbewußtsein = die von Udo Kluckartz
(siehe dazu Artikel im Internet -> URL: http://staff-www.uni-marburg.de/; hier Überblick
über frühere Umweltbewußtsein-Studien). Möglichst viele Variablen sollen einbezogen
werden.
Definitionen von Umweltbewußtsein (von engster Sicht zu weitester Sicht):
Umweltbewußtsein kann verstanden werden als
1) reine Einstellung, als Meinung von Person, die Information zur Thematik gesammelt
hat
2) Kognitionen und Emotionen, dann Untersuchung
3) wie sind diese Einstellungen entstanden (Umweltwahrnehmung spielt hier herein)
4) intentiertes Verhalten (z.B. Beabsichtige ich, mit Öffies zu fahren)
5) tatsächliches Verhalten (z.B. Beobachtung, ob Personen wirklich Müll trennen,
andere vom Umweltschutzgedanken zu überzeugen versuchen, Energie sparen, usw.)
Langeheine & Lehmann (1986): Dreiteilung des Bereichs Umweltbewußtsein in
1) Umwelt-Wissen: dazu gehören:
Î umweltbezogene Grundkenntnisse (z.B. Erkenntnisse aus
Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Humanwissenschaften,
Geographie, Geologie, Medizin, Soziologie, usw.)
Î spezielles Wissen über Umweltproblematik, Umweltschonung und
Umweltschutz (z.B. wie wird Energie produziert; wie groß ist Anteil an
Atomstrom in Stromversorgung; Rohstoffverfügbarkeit;
Nahrungsmittelversorgung der Menschen; Umweltschädlichkeit von
Produkten; Recyclierbarkeit; Abfallsituation)
2) Umwelt-Einstellungen: bezogen auf
Î emotionale Reaktion auf Umwelt und ihre Probleme (Liebe und positive
Zuwendung zur Natur; Einschätzung drohender Gefahren; große Betroffenheit
über Umweltschäden, die man beobachtet wie z.B. Vogelsterben;
Verantwortungsgefühl [glaube ich, selbstverantwortlich zu sein, oder glaube
ich, es sind Beamte, Politiker, Firmen, etc. = Zuschreibung der Verantwortung]
3) Umwelt-Verhalten: wird unterteilt in
Î intentiertes Verhalten und
Î tatsächliches Verhalten
D.h. In welchem Ausmaß erfolgt:
Abfalltrennung, Sondermüllabgabe, Vermeidung von umweltbelastenden
Verpackungsmaterial, Werbung für Umweltschutz bei bekannten Personen.
Wie stark werden politischen Wahlen Umweltprogramme berücksichtigt;
Teilnahme an Umweltaktionen (Bürgerinitiativen, Beschwerden, Petitionen);
Unterstützung von Umweltschutzvereinen und –gruppen (z.B. durch
unentgeltliche Mitarbeit oder finanzielle Unterstützung)
33
Unterscheidung von Studien:
•
•
•
•
Repräsentativstudie (sehr umfangreich angelegt)
theorieorientierte Studie (spezielle Fragestellung z.B. Fishbein und Aijzen)
zielgruppenorientierte Untersuchung (wie unterscheiden sich Männer und Frauen;
Angehörige bestimmter Branchen in umweltorientiertem Verhalten)
qualitative Studie (greift sehr stark Details heraus und sucht Zusammenhänge zu
finden
Beispiel für eine Repräsentativstudie Billing (1993):
Variablengruppen:
¾ persönliche Befindlichkeit
¾ Wertorientierung (liegt der Einstellung zugrunde
Man unterscheidet z.B. Arbeits-, Freizeit-, soziale Orientierung
¾ Grundeinstellung (z.B. Materialismus / Postmaterialismus)
vgl. Engelhard: In Nachkriegszeit materielle Werte im Vordergrund; heute
dagegen eher Umweltwerte (das nennt er Postmaterialismus)
¾ Gesellschaftliche Orientierung
¾ Ökologisches Problembewußtsein
werden meist
¾ Ökologisch orientiertes Kaufen
zusammenge¾ Ökologisch orientierte Handlungsbereitschaft
faßt
¾ Ökologisch orientiertes Verhalten
¾ Wahrnehmung allgemein und persönliche Umweltbelastungen (d.h. nur
Wahrnehmung oder persönliche Betroffenheit. Unmittelbare
Wahrnehmung = sehr schwierig (z.B. bei Bleigehalt des Benzins); daher
Information aus anderen Quellen notwendig.
¾ Einschätzung gesellschaftlicher und persönlicher Risiken
Aspekte und Auffassungsmöglichkeiten von Umweltbewußtsein:
Entstehung von Information über Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft unter
Berücksichtigung maschineller Prozesse der Informationsverarbeitung:
34
Informa andere
tionsfluß beteiligte
Wissen
schaften
natürliche Umwelt
Gesellschaft Wirtschaft
Dynamik und
Zustände der
Realität
Geschichte
Ökologie
Soziologie
Ökonomie
Erlebnisse
privat (z.B.
bei Spaziergang)
Indikatoren
statistisch
Informatonsgewinn wie?
Publizistik
Auffälligkeit2
Umweltbewußtsein
Nachrichten
Medien1
Aufmerksamkeit
Landschaftserleben
Wahrnehmung
und Interpretation
Lebensqualität
Umweltaktivitäten
privat3 ökonomisch4 ökologisch5
Erklärung
Bewertung
Einstellung
Einprägung
Psychologie
Soziologie
Kommunikaton
Handeln
Sozioökologie
politisch6
Einzelverhalten der Person zu untersuchen und nur ihr Umweltverhalten zu betrachten = sehr
einseitig.
Weitere Begriffe: (von Kessel und Fittka)
• Betroffenheit
• Verantwortlichkeit
• Bewältigungswürdigkeit = wahrgenommene Ernsthaftigkeit
Konzept von Brown:
Handlungskontrolle
kognitive
Problemlösungsart
Wissen
wahrgenommene Ernsthaftigkeit
1
Bild von der Umwelt = sehr stark medienabhängig
wie deutlich wird das Problem dargestellt = externe Kontrolle
3
wie reagiere ich
4
wie reagiert z.B. ein Betrieb
5
z.B. Umweltverträglichkeitsprüfung
6
wie wählt der einzelne
2
35
Problembewußtsein
persönliche Betroffenheit
intrapersonale Verantwortlichkeit
Einstellungen
Verantwortlichkeit
extrapersonale Verantwortlichkeit
(Industrie)
extrapersonale Verantwortlichkeit
(Wissenschaft)
umweltbewußtes
Handeln
potentielles Handeln
Handlungsbereitschaft
aktuelles umweltbewußtes
Handeln
eigenes umweltbewußtes Handeln
Informationsverhalten7
umweltpolitisches Handeln
Oft wird darauf verzichtet, umweltbewußtes Wissen in die Studien einzubeziehen
1) weil Wissen nur wenig Einfluß auf das Handeln hat. Wissen wird bewertet, dann
Entscheidung, wie handle ich
2) Umwelt-Wissen ist sehr schwierig zu erfragen (sehr schwierig ist es auch
Fragebögen zu erstellen und Konstrukt Umweltwissen zu erheben)
Ö viele Studien verzichten darauf oder enthalten maximal 10 Alibifragen
(z.B. Was ist FSKW?)
Typische Items (siehe Dehahn und Kuckartz):
1) Umweltwissen:
Weshalb ist FCKW schädlich? Wieviele AKWs gibt es in
Deutschland? Wie wirkt sich Phosphat und Nitrat auf Wasser
aus?
2) Umwelt-Einstellungen: Der Ausbau des Straßennetzes gehört eingeschränkt... ja/nein
Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen... ja/nein
Wenn es so weiter geht, werden die Rohstoffe knapp... ja/nein
3) Umwelt-Verhalten:
Benützen Sie öffentliche Verkehrsmittel? Praktizieren Sie
Abfalltrennung? Flugreisen? Wassersparen beim Baden?
Spraydosenverwendung?
4) Handlungsbereitschaft: Ich werde künftig weniger heizen, weniger Auto fahren, bin für
7
Informations-Verhalten -> umweltbewußtes Handeln (gewichtet)
36
Verteuerung von Benzin, usw.
PRÜFUNGSFRAGEN ÖKOPSYCHOLOGIE I (WS 2001/02)
1. Begiffsdefinitionen und Geschichte der Ökopsychologie
2. Zur Entwicklungsgeschichte des Faches Ökopsychologie
3. Die empirische und methodische Problematik der Ökopsychologie
4. Methodische Forderungen ökopsychologischer Forschung
5. Voraussetzungen und Regeln interdisziplinärer Kooperation
6. Wie kann Lebensqualität definiert werden und wovon hängt sie ab?
7. Was kann unter Nachhaltigkeit verstanden werden?
8. Gesundheit, Bedürfnisse und Wohlbefinden des Menschen
9. Ein Faktorenkonzept psychischer Gesundheit (Becker)
10. Wohlbefinden und Glück als Evaluationskriterien für Umwelten
11. Die menschliche Bedürfnisstruktur als Orientierung der Umweltplanung
12. Die Befriedigung lebensraumbezogener Grundbedürfnisse
13. Wohlbefinden als Evaluationskriterium und seine Erhebung
14. Methodische Kritik an der bisherigen Wohlbefindens- und Glücksforschung
15. Ergebnisse der empirischen Glücksforschung (Argyle)
16. Definitionen von Lebensqualität
17. Aspekte bzw. Komponenten des Umweltbewusstseins
18. Determinanten der Entstehung bzw. Aufrechterhaltung des Umweltbewusstseins
19. Welche Aspekte von Umwelteinstellungen werden häufig unterschieden?
20. Menschliche Fehlreaktionen im Einschätzen von Umweltrisiken
21. Kontrollverlust, Stressbewältigung und Attribution als Determinanten des
Umweltbewusstseins
22. Zählen Sie wichtige psychologische Prinzipien (Wirkfaktoren) auf, die zur Förderung
eines positiven Umweltbewusstseins genutzt werden können
23. Lebensbereiche und Habitate des Menschen
24. Kommunikation, Partizipation und Mitbestimmung
25. Wodurch wird Ortgebundenheit gefördert?
26. Was versteht man unter Segregation und welche Auswirkungen hat sie?
27. Wie wirkt sich soziale Dichte auf das Zusammenleben der Menschen aus?
28. Der Einfluss von Raum und Territorialität auf das menschliche Erleben und Verhalten
29. Gebräuchliche Kennwerte der Verfügbarkeit von Raum im Wohn- und
Siedlungsbereich
30. Sozioregulative Effekte der Architektur
31.
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