Glyphosat in Waldproben

Werbung
Glyphosat in Waldproben
Greenpeace hat im Oktober 2016 sechs Proben in einem Kärntner Waldstück bei
Linsenberg in der Nähe von Klagenfurt genommen, in dem Spritzmittel eingesetzt
wurden. Himbeeren, Pilze, Blätter und Erde wurden auf Glyphosat und auf sein
Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphosphonsäure) untersucht. Beide waren in jeder
Probe nachweisbar – Glyphosat teils in hohen Konzentrationen.
Glyphosat darf in Österreichs Wäldern zur Bekämpfung von Unterbewuchs wie
Adlerfarn oder Brombeerbüschen eingesetzt werden. Um die Auswirkungen dieses
Einsatzes festzustellen, hat Greenpeace sechs Proben auf Glyphosat und sein
Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphosphonsäure) untersuchen lassen, eine
Woche nachdem der Unkrautvernichter in dem betreffenden Waldstück bei
Linsenberg eingesetzt worden war. Neben Erde, Blättern und Gras wurden auch
Pilze und Himbeeren getestet – also Nahrungsmittel, die im Wald gerne gesammelt
und teilweise auch gleich gegessen werden. Das betroffene Waldstück ist frei
zugänglich und wird von der lokalen Bevölkerung zur Freizeitgestaltung genützt.
Ergebnisse im Detail:
Probe
Himbeeren
Pilze
Blätter
Gras
Glyphosat
AMPA
mg/kg
mg/kg
290
3,1
32
2,4
1650
3,3
16
Erdprobe 1
210
Erdprobe 2
15,6
0,79
10,1
0,130
Glyphosat und AMPA wurden in allen Proben gefunden. Die GlyphosatKonzentrationen waren teils sehr hoch und reichten von 16 mg/kg in einer der
Bodenproben zu 1650 mg/kg in Blättern. Die Konzentrationen des Abbauprodukts
AMPA waren deutlich niedriger.
In den Himbeeren wurden 290 mg Glyphosat pro Kilogramm Himbeeren gemessen.
Gemessen an der erlaubten Tagesdosis und dem gesetzlichen maximalen
Grenzwert ist das eine sehr hohe Konzentration.
Der maximale gesetzliche Grenzwert ist der zutreffende Pestizid-Grenzwert für
Lebensmittel. Er wird auch Rückstandshöchstwert genannt (englisch maximum
residue level, MRL) und unterscheidet sich von Lebensmittel zu Lebensmittel. Der
Rückstandshöchstwert für Glyphosat liegt für Trauben bei 0,5 mg/kg, für andere
Beeren mit 0,1 mg/kg bei der Nachweisgrenze (der niedrigsten Konzentration, bei
der ein Stoff bei Untersuchungen gefunden werden kann). Die in der Waldprobe
gefundene Konzentration liegt damit über 500 Mal höher als der gesetzliche
Grenzwert, selbst wenn man den höheren Wert für Trauben heranzieht.
Die erlaubte Tagesdosis ist die Menge eines Stoffes, die man täglich bedenkenlos
zu sich nehmen kann. Sie wird wissenschaftlich bestimmt. Für Glyphosat liegt sie bei
0,3 mg pro kg Körpergewicht: für einen Erwachsenen mit einem Körpergewicht von
60 Kilogramm also bei 18 mg/Tag, für ein Kind mit 13,5 Kilogramm dagegen bei nur
4 mg/Tag. Bei 290 mg Glyphosat pro kg Himbeeren reichen damit 15 Gramm
Stand 20. November 2016
Himbeeren – also etwa fünf Stück – damit ein Kind die erlaubte Tagesdosis erreicht.
Für einen Erwachsenen wären es 62 Gramm – das entspricht mengenmäßig einer
halben handelsüblichen Beerentasse.
In der Pilzprobe wurden 32 mg/kg Glyphosat gefunden. Das sind 64 Prozent des
Rückstandshöchstwerts für wilde Pilze. Dieser ist mit 50 mg/kg der höchste aller
Nahrungsmittel. Die erlaubte Tagesdosis würde ein Erwachsener mit 60 Kilogramm
erreichen, wenn er etwa 0,6 Kilogramm dieser Pilze isst. Für ein 13,5 Kilogramm
schweres Kind reichen 125 Gramm. Die erlaubte Tagesdosis kann damit in
Einzelfällen überschritten werden.
Die Konzentration in der Blattprobe ist sehr hoch und lässt einen Glyphosat-Einsatz
vermuten, der über die empfohlenen Anwendungen hinausgeht. Die zwei Erdproben
zeigen, wie stark die Glyphosat-Konzentrationen nach dem Spritzen zwischen
verschiedenen Stellen schwanken können.
Hintergründe zu Glyphosat:
Der Unkrautvernichter Glyphosat wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Laut der
Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Glyphosat für
den Menschen wahrscheinlich krebserregend.
Glyphosat ist der in Europa am meisten eingesetzte Unkrautvernichter. Glyphosat
wird im Forst, in der Landwirtschaft, im öffentlichen Raum wie etwa in Parkanlagen
und in privaten Gärten verwendet. Aufgrund der weit verbreiteten Anwendung von
Glyphosat ist es praktisch unvermeidbar, dass Menschen direkt oder über die
Nahrungskette mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen.
In Österreich ist der Einsatz von Glyphosat im Wald im Spätsommer/Herbst und im
Frühling/Frühsommer zur Bekämpfung von Unterholz wie zum Beispiel
Brombeerebüschen legal. Das untersuchte Waldstück ist eines von vielen in
Österreich, in dem mit Glyphosat gespritzt wird. Die Glyphosat-Belastung ist direkt
nach dem Spritzen am Höchsten.
Eine allgemeine Aussage zum Glyphosat-Einsatz ist nicht für alle Wälder in
Österreich möglich, da es maßgeblich von den Besitzerinnen und Besitzern abhängt,
ob sie den Unkrautvernichter einsetzen. Greenpeace sind einige große Forstbetriebe
bekannt, die auf Glyphosat verzichten. Gleichzeitig setzen andere Forstbetriebe sehr
hohe Mengen des Wirkstoffs ein.
Greenpeace-Forderungen zu Glyphosat:
Greenpeace fordert von Bundesminister Andrä Rupprechter ein sofortiges Verbot
von Glyphosat überall dort wo Menschen leicht mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen
können, also etwa im Wald oder in Parkanlagen.
Darüber hinaus fordert Greenpeace einen generellen Ausstiegsplan für Glyphosat in
Österreich bis Ende 2017.
Stand 20. November 2016
Herunterladen