Die Pfirsichkäuselkrankheit - Gartenbauverein Bruck an der Mur

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Die Pfirsichkräuselkrankheit
Stephan T. Waska
Alljährlich erleiden Pfirsichbäume
durch die hochinfektiöse Krankheit
Taphrina deformans schweren
Schaden. Diese auffällige Erkrankung
von Pfirsichen und Nektarinen ist die
wirtschaftlich bemerkenswerteste
Infektion durch einen Pilz. Sie tritt
besonders bei feuchter Witterung
während dem Blattaustrieb auf.
Typisches Schadbild der Pfirsich-Kräuselkrankheit
Schadbild:
Schon von weitem fällt die von gelblichgrün bis rötlich verfärbte, blasig aufgetriebene Belaubung
auf. Nicht immer sind die ganzen Blätter befallen, aber fast immer stark vergrößert. Stets werden
nur die Blätter der Triebspitze infiziert. Die erkrankten Blätter verfärben sich im Frühsommer
schwarz und fallen vorzeitig ab. Ein Fruchtbefall ist eher selten und zeigt sich durch rötliche
Auftreibungen der Oberfläche.
Die junge Frucht wird nur bei anhaltender Feuchtigkeit vom Kräuselkrankheit – Pilz befallen
Die Sporen des Pilzes überwintern zwischen den Knospenschuppen. Sobald die Knospen zu
schwellen beginnen, keimen die Pilzsporen und dringen in das junge Gewebe ein. Dabei wächst
der Pilz zwischen der äußeren Haut (Cutikula)und der obersten Zellschicht des Blattes und
verursacht so die blasigen Verdickungen. Unter guten Bedingungen wächst er durch den Blattstiel
bis ins Holz. Der Pilz lebt für etwa 3 Monate in der Pflanze.
Ab Mitte Mai werden von den befallenen Blättern neue Sporen ausgeschleudert und vom Wind
weiterverbreitet. Auf den Trieben von Pfirsichen, Mandeln und Nektarinen keimen sie wieder aus
und bilden an der Triebspitze ein neues Pilzgewebe (Mycel). Dieses wächst, ohne besonders
erkennbar zu sein, die ganze restliche Saison auf dem Trieb und stirbt im folgenden Winter ab.
Jedoch verbleiben seine Sporen auf der Rinde und an bzw. zwischen den Knospenschuppen. Nur
bei Feuchtigkeit während des Austriebes entsteht wieder eine Neuinfektion der jungen Blätter.
Die im Frühjahr befallenen Blätter werden im Laufe des Sommers abgeworfen. Der weitere
Austrieb ist zwar äußerlich gesund, durch den starken Laubverlust wird aber der
Blütenknospenansatz für das Folgejahr gehemmt. Zusätzlich kann das Holz nicht richtig ausreifen,
der Baum neigt zu Frostschäden und es können ganze Astpartien absterben. Auffällig ist auch der
starke Gummifluss bei geschwächten Bäumen. Starker Befall von Kräuselkrankheit mehrere Jahre
kann zum Absterben ganzer Bäume führen.
Durch Abwurf der erkrankten Blätter kann der Baum nicht genügend Reservestoffe bilden und
stirbt in einem kalten Winter ab
Bekämpfung:
Eine sichere Befallsverhinderung ist nur mit chemischer Bekämpfung möglich. Darüber hinaus
sollen aber Kulturmaßnahmen eine Unterstützung zur Herabsetzung des Befalls sein.
Ausreichende Düngung und ein Schnitt zur Verminderung der Triebspitzen ist notwendig um
Infektionen zu mindern. Frühsorten sind eher resistent gegen den Kräuselpilz, gelbfleischige
Pfirsiche hingegen hochanfällig.
Idealer Zeitpunkt für eine
Behandlung mit
Kupferpräparaten
Wichtig ist eine frühe
Behandlung mit zugelassenen
Kupferpräparaten. Beim
Spritztermin wird alljährlich der
Fehler begangen, dass entweder
zu früh oder zu spät behandelt
wird. Der einzig richtige Termin
ist der Zeitpunkt unmittelbar vor
dem Knospenaufbruch. Der kann
aber je nach Lage der
Pfirsichplantage bzw. Sorte sehr
unterschiedlich sein. Leicht
erkennbar ist der unmittelbar
bevorstehende Knospenaufbruch,
wenn bei warmem, wüchsigem
Wetter die einzelnen
Knospenschuppen auseinander
geschoben werden. Dabei ist
zwischen den Schuppenblättern
ein hellerer Rand deutlich
sichtbar.
Wenn beim Knospenschwellen feuchtes Wetter herrscht, können die zwischen den
Knospenschuppen überwinternden Sporen des Pilzes auskeimen und das junge Laub infizieren.
Genau zu diesem Zeitpunkt hat die Spritzung mit Kupferpräparaten ihre gewünschte Wirkung.
Sind die Knospenschuppen bei der Spritzung noch geschlossen, kann der Kupfer-Wirkstoff die
Sporen nicht erreichen und abtöten – nach dem Knospenaufbruch hat der Pilz infiziert und kann
im Blatt nicht mehrabgetötet werden. Kupfermittel dürfen aber ab dem Austrieb der Blätter nicht
mehr eingesetzt werden, da sie das Laub schädigen.
Somit werden immer wieder nur unbefriedigende Wirkungsgrade bei der Bekämpfung der
Pfirsichkräuselkrankheit erzielt.
In der Praxis hat sich aber das zur Pfirsichschof – Bekämpfung eingesetzte Syllit 450 SC als
hochwirksam zur Ausschaltung der Kräuselkrankheit gezeigt. Der Wirkstoff von Syllit 450 SC
dringt in das junge Blatt ein und tötet den eingewachsenen Pilz ab.
In die Blüte darf Syllit 450 SC nicht gespritzt werden, es kann zu Blütenverbrennungen führen.
Nektarinen haben sich in einigen Fällen als empfindlich gegen den Wirkstoff von Syllit 450 SC
gezeigt, daher soll knapp vor der Blüte keine Behandlung durchgeführt werden.
Ab dem „Mausohrstadium“ kann Syllit 450 SC seine Wirkung gegen den Kräusel-Pilz entfalten
Ab dem Austrieb (die jungen Blätter sind gerade sichtbar) werden die Pfirsichbäume mehrmals bis
knapp vor der Blüte mit dem Präparat in 0,14%iger Konzentration gespritzt.
Von unbehandelten, infizierten Blättern ausgestoßene Sporen wachsen, wie schon oben erläutert,
als Pilzmycel auf den Trieben ab Mitte Mai. Zur Unterbindung einer neuerlichen Infektion der
jungen Knospen wird ab Anfang Juni das Präparat Delan WG eingesetzt.
Herbstbehandlungen mit Kupferpräparaten wirken gegen andere Pilzerkrankungen des Pfirsichs
(Valsa), jedoch nicht gegen die Kräuselkrankheit!
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