10. Thermodynamik der Wärmestrahlung 10.1 Grundlegendes Wärmeaustausch an Materie gebundene Transportvorgänge: Wärmeleitung und Konvektion Beobachtung: auch in einem evakuierten Raum tauscht ein Körper Wärme mit der Umgebung aus hier: Transport ausschließlich durch elektromagnetische Vorgänge: Strahlung Intensität und Art der abgegebenen Strahlung → Emission - abhängig von der Temperatur und der Beschaffenheit des Strahlers - unabhängig vom Zustand der Umgebung, zum Beispiel ihrer Temperatur 10.1-1 Ist ein Körper nicht isoliert, sondern im Austausch mit der Umgebung dann spielen Temperatur, Art und geometrische Anordnung der umgebenden Körper eine wichtige Rolle, da Wärme durch Strahlung auch von der Umgebung auf den Körper übertragen wird → Absorption. Anders als bei Wärmeleitung und Konvektion finden Emission und Absorption von Strahlungsenergie auch statt, wenn der Körper im Wärmegleichgewicht mit der Umgebung ist. 10.1-2 Wegen des 2. Hauptsatzes ist sofort klar, dass im Wärmegleichgewicht mit der Umgebung die absorbierte und emittierte Strahlungsenergien gleich groß sein müssen. Strahlung kann Körper durchdringen → Transmission und von ihnen reflektiert werden → Reflexion. 10.1-3 Strahlung ist gewöhnlich ein Gemisch verschiedener Wellenlängen oder Frequenzen (im sichtbaren Bereich durch Farben charakterisiert). Die Wellenlänge der Strahlung λ und ihre Frequenz ν sind durch die Ausbreitungsgeschwindigkeit c der Strahlung miteinander verknüpft: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit oder Lichtgeschwindigkeit hängt vom Medium und von der Wellenlänge ab → Dispersion. Im Vakuum ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit eine universelle Konstante, c0. Sie ist also von der Wellenlänge unabhängig und beträgt fast genau 300000 km/s. Die Erfahrung zeigt, dass die Frequenz des Lichtes vom Medium unabhängig ist, Wellenlänge und Ausbreitungsgeschwindigkeit ändern sich. 10.1-4 Wellenlängen und Frequenzen der elektromagnetischen Strahlung variieren in einem sehr weiten Bereich. Das für Menschen sichtbare Licht deckt nur einen sehr kleinen Bereich ab. Unterschiedlichen Wellenlängen kommt im Allgemeinen eine unterschiedliche Strahlungsintensität zu → Strahlungsspektrum 10.1-5 10.2 Reflexion, Absorption und Transmission Die von einem Strahlenbündel auf die Oberfläche eines Körper übertragene Energie wird zu einem Teil reflektiert → Reflexion. Das Reflexionsvermögen ρ bezeichnet den Anteil der einfallenden Strahlung, der von der Oberfläche zurückgeworfen wird. Der Rest der Strahlung wird vom Körper zu einem Teil absorbiert → Absorption, und durchgelassen → Transmission. Diesen beiden Prozessen zugeordnet sind das Absorptionsvermögen α und das Transmissionsvermögen τ. Reflexions-, Absorptions- und Transmissionsvermögen sind i.a. wellenlängenabhängig: 10.2-1 Definitionen: Die Bilanz der drei Prozesse liefert: Das Absorptionsvermögen ist nicht nur vom Material, sondern auch von der Oberflächenbeschaffenheit, der Oberflächentemperatur und der Wellenlänge abhängig. Es ist jedoch unabhängig von der einfallenden Strahldichte. 10.2-2 Festkörper, insbesondere elektrische Leiter, absorbieren Strahlung im allgemeinen in sehr dünnen Schichten nahe der Oberfläche. Diese Körper sind für Strahlung praktisch undurchlässig, τ = 0. Hier gilt: Festkörper, die alle Strahlung absorbieren und wellenlängenunabhängig strahlen, heißen „schwarze Körper“, ρ = τ = 0 : „Graue Körper“ sind Körper die diffus und wellenlängenunabhängig strahlen: Gase reflektieren im allgemeinen Strahlung nicht , ρ = 0 : 10.2-3 10.2.1 Schwarze Körper Definition: Ein Körper, der alle auftreffende Strahlung vollständig absorbiert wird als vollkommen schwarz bezeichnet. Ein schwarzer Körper muss drei Bedingungen erfüllen: · seine Oberfläche darf keine Strahlung reflektieren, ρ = 0 · die Ausdehnung des Körpers muss ein Mindestmaß aufweisen, damit keine Strahlung unabsorbiert wieder heraustritt · die Streuung innerhalb des Körpers muss so klein sein, dass keine Strahlung unabsorbiert wieder austritt Kein natürlicher Körper erfüllt alle drei Bedingungen bis zur Vollkommenheit. 10.2-4 Approximationen schwarzer Körper: Hohlraumstrahlung Ein Körper K sei undurchlässig, τ = 0, und von einer ebenfalls undurchlässigen Oberfläche mit gleichmäßiger Temperatur umgeben. Der Körper soll mit seiner Umgebung im Wärmegleichgewicht stehen. Dem Körper wird dann ein Energiestrom (in W/m2) zugeführt. Von der auffallenden Energie wird ein Anteil ρ reflektiert und ein anderer Teil α absorbiert, der dem Körper als innere Energie zugute kommt. Der Körper selbst emittiert einen Energiestrom , dessen Betrag durch den Stoff des Körpers und durch seine Temperatur festgelegt ist. 10.2-5 Wenn der Körper mit seiner Umgebung im Gleichgewicht steht, müssen die zugeführten und abgeführten Energien gleich groß sein. Andernfalls würde sich im Widerspruch zum 2. Hauptsatz die Temperaturen des Körpers oder der Umgebung ändern. Die Bilanz liefert: Da nach Voraussetzung der Körper undurchlässig ist (τ = 0) gilt auch: Es folgt: Im Wärmegleichgewicht ist damit das Verhältnis von emittierter zu eingestrahlter Energie durch das Absorptionsvermögen des strahlenden Körpers bestimmt. 10.2-6 Auf die Wellenlänge der Strahlung wurde bei dieser Ableitung kein Bezug genommen. Die Aussage gilt für jede Wellenlänge und damit auch für die Gesamtstrahlung. Für einen schwarzen Körper gegebener Temperatur ist wegen α = 1 im Wärmegleichgewicht: Das heißt, er emittiert eine in Art und Strahldichte genau gleiche Strahlung, wie sie im Inneren eines Hohlraums gleicher Wandtemperatur herrschen würde. Die Strahlung eines schwarzen Körpers S ist deshalb mit der Strahlung identisch, die ein Hohlraum gleicher Temperatur abgeben würde. 10.2-7 Die Strahlung eines schwarzen Körpers wird deshalb experimentell dadurch verwirklicht, dass ein Hohlraum auf einer bestimmten gleichmäßigen Temperatur gehalten und eine kleine Öffnung vorgesehen wird, aus der die Strahlung austreten kann. Je größer der Hohlraum und je kleiner die Öffnung, desto besser wird die Schwarzkörperstrahlung approximiert, die durch die genannten drei Bedingungen definiert ist. 10.2-8 10.2.2 Kirchhoffscher Satz Für reale Strahler ist das Absorptionsvermögen immer kleiner als eins. Existiert Wärmegleichgewicht mit der Umgebung, so fordert der 2. Hauptsatz, dass dann auch das Emissionsvermögen immer kleiner als das des schwarzen Körpers ist. Man definiert das Emissionsvermögen deshalb als das Verhältnis der vom Körper ausgestrahlten Energie zu derjenigen des schwarzen Körpers. 10.2-9 Gedankenexperiment zur Bestimmung des Emissionskoeffizienten ε Zwei Flächen gleicher Temperatur, von denen die eine ein schwarzer Strahler ist. Der Raum zwischen den Flächen sei nach außen adiabat abgeschlossen, τ = 0, und seitlich ideal verspiegelt, ρ = 1. Emission Absorption Realer Körper Schwarzer Körper Im Gleichgewicht gilt Emission = Absorption für jeden der Körper: Daraus folgt das Kirchhoffsche Gesetz: 10.2-10 Kirchhoffsches Gesetz Das Emissionsvermögen und Absorptionsermögen einer Oberfläche sind bei gegebener Temperatur gleich. Die Aussage gilt auch für jede Wellenlänge: Daraus ergibt sich, dass ein Körper diejenigen Wellenlängen besonders stark emittiert, in denen er auch stark absorbiert. Speziell: für einen schwarzen Körper ist ein Körper für den für alle Wellenlängen gilt, heißt grauer Körper 10.2-11 10.3 Die spektrale Energieverteilung der schwarzen Strahlung In einem Hohlraum (vgl. 10.2-5 bzw. 10.2-6) befindet sich Strahlung, deren Energie in ganz bestimmter Weise über die Frequenzen verteilt ist: Spektrale Energiedichte in W/m/m2: Messungen liefern qualitativ die nebenstehende Verteilung für die spektrale Energiedichte. Planck konnte die spektrale Energiedichte des schwarzen Körpers theoretisch ableiten. Das Plancksche Strahlungsgesetz lautet: Darin sind c0 die Vakuumlichtgeschwindigkeit, h das Plancksche Wirkungsquantum und k die Boltzmannkonstante. 10.3-1 Für höhere Temperaturen steigt die abgestrahlte Energie für jede Wellenlänge, das Maximum verschiebt sich gleichzeitig zu kürzeren Wellenlängen hin. Je heißer ein Strahler wird, desto weiter verschiebt sich das Maximum aus dem infraroten Bereich in den sichtbaren über das Rote ins Gelbe und weiter ins Blaue → Wiensches Verschiebungsgesetz. Aus der Bedingung folgt mit der Lösung: Sonnenlicht, nahezu schwarze Strahlung bei 6000 K, hat ein Maximum im Bereich des sichtbaren grünen Lichtes. Die Empfindlichkeit der Rezeptoren unserer Augen sind also optimal auf das Sonnenlicht angepasst. 10.3-2 10.3.1 Stefan-Boltzmannsches Gesetz Die Fläche unter der Kurve, also die Gesamtintensität der vom schwarzen Körper abgestrahlten Energie, nimmt mit steigender Temperatur sehr stark zu. Stefan fand dafür empirisch ein Gesetz, das von seinem Schüler Boltzmann theoretisch abgeleitet wurde: Die darin auftretende Konstante σ heißt Stefan-Boltzmann-Konstante. Sie ergibt sich mit der Planckschen Formel zu: 10.3-3 Approximiert man den Strahler als grauen Körper so ist die abgestrahlte Wärmestrom gegeben durch Nach dem Kirchhoffschen Gesetz ergibt sich für die Gesamtwärmebilanz eines grauen Körpers beim Wärmeaustausch mit einer Umgebung der Temperatur Tu: 10.3-4 10.4 Die spektrale Energieverteilung realer Körper Wirkliche Körper zeigen ein sehr komplexes Strahlungsverhalten, dass durch den molekularen Aufbau des Stoffes bestimmt ist. Schematisch ist die spektrale Energiedichte eines realen Körpers für eine bestimmte Temperatur im Vergleich zum Strahlungsverhalten eines schwarzen und grauen Körper gleicher Temperatur nach dem Planckschen Strahlungsgesetz dargestellt. 10.4-1 10.5 Strahldichte Bisher haben wir die insgesamt von einem Körper emittierte Strahlung betrachtet. Strahlungsaustausch erfolgt jedoch richtungsabhängig. Zur Diskussion der Richtungsabhängigkeit der Strahlung ausgesandt von einem Flächenelement dA, legen wir um das Flächenelement eine Kugel mit dem Einheitsradius r = 1. Die Normale des Flächenelement definiert die Polachse der Kugel. 10.5-1 Da die Strahlung einen endlichen Raum ausfüllt, kann sie nicht von einem einzigen Punkt ausgesandt werden. Jeder Punkt des gegenüber der Kugeloberfläche verschwindend kleinen, aber doch endlichen Flächenelementes bildet einen Strahlenkegel mit dem räumlichen Öffnungswinkel , auch Raumwinkel genannt . Für den Öffnungswinkel eines solchen Strahlenkegels gilt: Seine Einheit wird mit Steradiant sr angegeben. 10.5-2 Die Gesamtheit aller dieser Strahlenkegel aus dA liefert den endlichen Beitrag an Strahlung durch den Raumwinkel. Diese Gesamtheit bildet ein Strahlenbündel. Obwohl sich die Strahlung in verschiedenen Raumrichtungen unterschiedlich ausbreitet, ist die Strahlung in allen Strahlenkegeln des Strahlenbündels mit höherer Ordnung gleich, wenn dA differentiell klein ist. Die Energie, die durch das Raumwinkelelement abgestrahlt wird, wird Strahlungsfluss genannt. Dieser Strahlungsfluss ist nach dem Lambertschen Gesetz zur Strahldichte L in W/(m2sr) aus dA, zum Raumwinkel und zur Projektion der Ebene auf das Strahlenbündel proportional: 10.5-3 Die insgesamt in den oberen Halbraum je Flächen- und Zeiteinheit ausgestrahlte Energie ergibt sich aus der Integration zu: Die Einheit ist: Ist die Strahldichte L von der Richtung unabhängig, liefert die Integration: Schwarze Körper und graue Körper strahlen richtungsunabhängig, diffus. Nichtleiter zeigen in guter Näherung ein solches Verhalten. Bei vielen technischen Oberflächen ist dagegen eine Richtungsabhängigkeit der Strahlung zu beobachten. Dies trifft insbesondere auf elektrisch leitende Materialien zu. 10.5-4 10.6 Energiedichte der Strahlung Die von einer Fläche ausgehende Strahlung verteilt sich mit Lichtgeschwindigkeit in den gesamten Raum. Die lokale Energiedichte im Raum hängt von der Strahldichte ab, die von der Oberfläche ausgeht sowie von der Geometrie der Oberfläche. Zwei Extremfälle können unterschieden werden: Der Raum wird ganz von einer strahlenden Oberfläche umschlossen → Hohlraumstrahlung oder die Strahlung kommt nur aus einer Richtung → Strahlung der Sonne auf der Erde . 10.6-1 Voraussetzung: Abmessungen der strahlenden Flächen sehr klein gegenüber ihrem Abstand. Im Zeitintervall dt wird vom Flächenelement dAS durch die von dort ausgehende Strahldichte L in W/(m2sr) die Energie durch das Flächenelement dA geschickt, die sich auf das Volumen verteilt. Definiert man eine lokale Energiedichte duΩ in J/m3, so gilt für die Energie im Volumen dV aus dem Flächenelement dAS : 10.6-2 Für die lokale Energiedichte ergibt sich: Mit dem Raumwinkel d2Ω unter dem das Flächenelement dAS von dA aus gesehen wird gilt der Zusammenhang so dass für die Energiedichte folgt: 10.6-3 Eine endliche Energiedichte wird erst durch die Bestrahlung aus einem endlich großen Raumwinkel Ω, zum Beispiel durch die Sonnenscheibe, hervorgerufen: Ist die Strahldichte L auf dem Flächenelement für einen geschlossenen Hohlraum richtungsunabhängig, so ergibt die Integration über den gesamten Raumwinkel Ω = 4π: Diese Verhältnisse liegen bei einem Hohlraum konstanter Themperatur vor, wie wir ihn zur Darstellung eines schwarzen Körpers benutzt haben (vergl. 10.5-4 und 10.3-3): 10.6-4 10.7 Entropie der Strahlung eines schwarzen Körpers Für die Entropie eines Bilanzraumes gilt nach dem 2. Hauptsatz allgemein: Danach ändert sich die Entropie durch ein- und austretende Massenströme, durch Wärmeübergang aus der Umgebung und durch Irreversibilitäten im System. Wir wollen diese Bilanz auf den strahlenden Hohlraum anwenden und uns dadurch überzeugen, dass die Strahlung einen Entropiestrom mit sich führen muss. 10.7-1 Aus dem Hohlraum entweicht ein Strahlungsstrom, der Energie mit sich führt. Wird dem Körper keine Wärme zugeführt, muss die Temperatur seiner Wandungen kontinuierlich abnehmen. Da keine Massenströme ein- oder austreten, liefert die Entropiebilanz: Da sich der strahlende Hohlraum abkühlt, muss seine Entropie abnehmen. Die austretende Strahlung muss also eine Entropie mitführen, die größer ist als eine durch den Strahlungsaustausch vorhandene, irreversible Entropieproduktion: Für den einfachen Fall der schwarzen Strahlung können wir eine Formel für den Entropiestrom herleiten. 10.7-2 10.7.1 Entropiestrahldichte und Entropiedichte Der Entropiestrom in W/(m2K), der von einer Oberfläche in den Halbraum ausgestrahlt wird, lässt sich in Analogie zur Strahldichte L (vgl. 10.5-3) mit der Entropiestrahldichte K formulieren. Für den schwarzen Strahler, Index S, gilt: Und analog zur Energiedichte (vgl. 10.6-2) kann auch die Entropiedichte in J/(m3K) der schwarzen Strahlung im Raumelement Ω angegeben werden: In einem Hohlraum vom Volumen V ist demnach eine schwarze Strahlung mit der Energie US=uS V und einer Entropie SS=sS V enthalten. 10.7-3 Die Energie US=uS V und die Entropie SS=sS V sind durch die Fundamentalgleichung für die Entropie miteinander verknüpft: Darin kommen noch die Temperatur T und der Strahlungsdruck p vor. Andererseits lässt sich, da die Entropie eine Zustandsgröße ist, ihr vollständiges Differential anschreiben: Da wir schon einen analytischen Ausdruck für die Energie US kennen, können wir aus diesen beiden Beziehungen die Formel für die Entropie SS ableiten. 10.7-4 Wir betrachten dazu den isochoren Prozess der Hohlraumstrahlung. Findet die Änderung im Gleichgewicht statt, also so langsam, dass zu jedem Zeitpunkt wieder Schwarzkörperstrahlung vorliegt, so gilt aus dem Vergleich von Fundamentalgleichung (*) und vollständigem Differential bei isochorer Zustandsänderung: Die Integration liefert: Aus dem Vergleich mit folgt für die Entropiestrahldichte: 10.7-5 10.7.2 Entropieproduktion der Strahlungsemission Für die Entropiestrahlung einer schwarzen Oberfläche -gemeint ist die Öffnung- gilt: Dem Körper wird über die Oberflächenabstrahlung die Strahlungswärme entzogen, damit verbunden ist ein Entropieänderung: Aus der Entropiebilanz lässt sich die Entropieproduktion errechnen: Die Strahlungsemission ist demnach ein irreversibler Prozess. 10.7-6 10.7.3 Strahlungsaustausch zwischen schwarzen Körpern verschiedener Temperatur Steht ein schwarzer Körper der Temperatur TK allseitig im Strahlungsaustausch mit einer schwarzen Strahlung der Temperatur TS , so emittiert er nicht nur Strahlung, sondern absorbiert gleichzeitig Strahlung aus der Umgebung. Emission Absorption Strahlung Entropie 10.7-71 Die Energie- und Entropiebilanz für den Körper liefern: Energiebilanz: Entropiebilanz: Die Entropieerhöhung des Körpers lässt sich andererseits berechnen, wenn die netto übertragene Wärme reversibel zugeführt wird: 10.7-8 Werden beide Ausdrücke gleichgesetzt, ergibt sich für die Entropieproduktion: Der Ausdruck in eckigen Klammern ist für jede Temperaturkombination TK , TS positiv. Im Einklang mit dem 2. Hauptsatz ist die Entropieproduktion größer Null. (Eine negative Temperatur des Körpers TK ist ausgeschlossen). Die Entropieproduktion verschwindet nur im Gleichgewicht für TK =TS . Bei Strahlungsaustausch mit einer sehr kalten Umgebung, TS = 0, geht die hier aufgestellte Gleichung für die Entropieproduktion bei Strahlungsaustausch über in diejenige, die im vorigen Abschnitt für die irreversible Emission abgeleitet wurde. 10.7-9 10.8 Heterogener Strahlungsaustausch Bei technischen Verbrennungsproblemen kann der Anteil der Wärmestrahlung bedeutend sein. Beispiele: Wärmeübergang und Wärmebelastung an Brennnkammerwänden Bei der Temperaturmessung: Energiebilanz an einem Thermoelement Einfacher Fall: Strahlungsaustausch eines Körpers mit isothermer Umgebung 10.8-1 Wärmelast einer Oberfläche durch Strahlung: Differenz aus emittierter und absorbierter Strahlung Emittierte Strahlung: abhängig von den Eigenschaften und der Temperatur der Oberfläche Absorbierte Strahlung abhängig von den Eigenschaften und der Temperatur der Umgebung 10.8-2 Emission schwarzer Strahler: emittiert bei einer gegebenen Temperatur den größtmöglichen Wärmestrom Intensitätsverteilung: Plancksches Strahlungsgesetz (vergl. 10.3-1) Wärmestrom: Stefan-Boltzmannsches Gesetz (vergl. 10.3-3) 10.8-3 Die meisten Körper mit Ausnahme der Metalle können näherungsweise als graue Strahler betrachtet werden. Emission grauer Strahler: 10.8-4 Absorption der Strahlung aus der Umgebung: Mit dem Kirchhoffschen Gesetz gilt: Bilanz aus emittierter und absorbierter Strahlung (vergl. 10.3-3, 10.3-4): 10.8-5 10.8.1 Strahlungsaustausch zwischen einem Gaskörper und festen Wänden Bei der Umgebung soll es sich um einen emittierenden und absorbierenden Gaskörper handeln. Gasstrahlung hängt stark von der Wellenlänge ab. In einem weiten Bereich sind Gase für Strahlung durchlässig. In bestimmten Spektralbereichen, sogenannte Banden, absorbieren und emittieren sie jedoch. 10.8-6 H2, O2 und N2 sind praktisch durchlässig, H2O, CO2, CO und Kohlenwasserstoffe besitzen Absorptionsbanden vor allem im Infrarotem von einer solchen Breite, dass die Absorption und Emission in Verbrennungssystemen wichtig wird. Strahlungsspektrum der Sonne 10.8-7 Die absorbierte Energie ist proportional zur einfallenden Intensität I und zur Schichtdicke ds. Der Absorptionskoeffizient aλ kann durch die Moldichte und einen spezifischen Absorptionskoeffizienten kλ beschrieben werden: Ist der spezifischen Absorptionskoeffizienten kλ für jede Molekülsorte i nur von der Wellenlänge abhängig folgt nach Integration: 10.8-8 Der Absorptionskoeffizient und die Emissionszahl lassen sich daraus angeben zu: Bei einer Schichtdicke s → ∞ geht αλ → 1. Das Gas absorbiert dann die Strahlung wie ein schwarzer Körper. 10.8-9 Die insgesamt vom Gaskörper der Temperatur Tg absorbierte Energie einer schwarzen Strahlung der Temperatur Ts lässt sich durch Integration über alle Wellenlängen berechnen: Die Gesamtabsorptionszahl des Gases als Funktion der Schichtdicke und der Temperaturen des Strahlers und des Gases ist damit: 10.8-10 Emmission des Gaskörpers bei der Temperatur Tg Mit der Gesamtemmisionszahl Für Ts=Tg stimmt die Gesamtemmissionszahl und die Absorptionszahl überein. 10.8-11 Grafische Darstellungen der Gesamtemmissionszahl als Funktion von pi s sowie der Temperatur Solche Darstellungen finden sich für H2O, CO2 und CO in der Literatur. 10.8-12 Insbesondere bei H2O zeigt sich, dass der spezifische Absorptionskoeffizient kλ auch von pi abhängt → Korrekturfaktoren Bandenüberdeckung verschiedener Komponenten führt dazu, dass jedes Gas nur teildurchlässig ist für die Strahlung des anderen → Korrekturfaktoren 10.8-13 Insgesamt ausgetauschter Wärmestrom zwischen dem Gaskörper und dem schwarzen Strahler: Differenz aus der Emission des Gaskörpers mit Temperatur Tg und der Absorption, die von der Temperatur des Körpers Ts abhängt: Insgesamt ausgetauschter Wärmestrom zwischen dem Gaskörper und einem grauen Strahler mit Emissionszahl εw: 10.8-14 10.8.2 Spontane Emission von Gasstrahlung Neben dem Wärmestrom an die Oberflächen ist die von einem Gasgemisch spontan emittierte Strahlungsenergie pro Volumen und Zeiteinheit von Interesse. Bei Flammen sind folgende Ursachen zu nennen: Chemilumineszenz auf Grund von homogenen Reaktionen Gasstrahlung, insbesondere von H2O und CO2 gelbes Leuchten von Rußpartikeln Bis auf das Leuchten kann für optisch dünnes Gas eine Näherung abgeleitet werden. 10.8-15 Die von einer Schicht der Dicke s in Richtung des Normalenvektors emittierte Strahlung ist Die von einem differentiellen Flächenelement in Normalenrichtung spontan emittierte Strahlungsenergie von Gasen (nicht der Rußpartikel) lässt definieren aus dem Grenzübergang Bei isotroper Verteilung in alle Raumrichtungen ergibt sich nach Integration über den gesamten Raumwinkel Ω der Wärmeverlust des Gases 10.8-16 Diesen Ausdruck kann man mit dem Planckschen Emissionskoeffizienten αp umschreiben: Der Plancksche Emissionskoeffizienten stellt eine inverse Länge dar, die als mittlere freie Strahlungsweglänge gedeutet werden kann. Eine Bestimmung von αp setzt die Kenntnis des Absorptionskoeffizienten voraus. Ein anderer Weg besteht darin, ihn aus der Emissionszahl zu berechnen, wenn diese als Funktion der Schichtdicke bekannt ist. 10.8-17 Differenziert man nach der Schichtdicke und bildet den Grenzwert für s → 0 gilt nämlich Durch Auswertung von Messdaten für εg über pis für verschiedene Stoffe und Temperaturen kann man αpi bestimmen. 10.8-18 Bestimmung des Planckschen Emissionskoeffizienten anhand von Messdaten Im interessierenden Temperaturbereich zwischen o o 1000 C und 2000 C werden folgende Werte ermittelt: CO2: αpi = 15 1/(m atm) H2O: αpi = 5 1/(m atm) 10.8-19 ENDE