Infoblatt Niacin Swiss Forum for Sport Nutrition Juli 2010 Allgemeines und Funktion Verdauung und Aufnahme Als Niacin bezeichnet man die beiden Derivate Nicotinsäure und Nicotinamid, die ineinander umgewandelt werden können. In der Form der Coenzyme NAD und NADP spielt Niacin in vielen Stoffwechselprozessen eine wichtige Rolle. Niacin wird gelegentlich auch als Vitamin B3, Vitamin PP oder PP-Faktor bezeichnet. Niacin wird aus normaler Nahrung durch einen aktiven Transportmechanismus aus dem Darm aufgenommen. Höhere Dosen über Supplemente werden ebenfalls gut aufgenommen. Empfohlene Zufuhr In Tabelle 1 ist der Referenzwert aus dem Deutschsprachigen Raum (DACH) für die tägliche Zufuhr, sowie der Amerikanische Referenzwert (DRI) angegeben. Weiter ist der Wert angegeben, der in der Schweiz gemäss Gesetzgebung auf Verpackungen als Referenzwert verwendet werden muss. Die Niacinzufuhr wird in Niacinäquivalenten (NÄ) bezeichnet, da neben dem vorgeformten Niacin im Stoffwechsel aus der Aminosäure Tryptophan Niacin gebildet werden kann. 1 mg NÄ = 1 mg Niacin = 60 mg Tryptophan. Der Niacinbedarf hängt daher unter anderem auch von der Proteinzufuhr ab. Referenz Frauen Männer Upper Level* DACH / EFSA 13 mg NÄ 17 mg NÄ 10/900 mg NÄ LM-Gesetz 18 mg NÄ 18 mg NÄ DRI 14 mg NÄ 16 mg NÄ 35 mg NÄ Tab. 1 Richtwerte für die tägliche Zufuhr an Niacin für gesunde Erwachsene. DACH: Referenzwerte der Deutschsprachigen Länder LM-Gesetz: Gemäss Schweizer Gesetz festgelegte Tagesdosis DRI: Amerikanischer Referenzwert *: Der Upper Level bezieht sich nur auf Supplemente. Die EFSA unterscheidet einen separaten UL für Nicotinsäure (10 mg NÄ) und Nicotinamid (900 mg NÄ) Vorkommen in der Nahrung Niacin kommt in praktisch allen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Lebensmittel Erdnuss, geröstet Kalbfilet, roh Lachs, geräuchert Erbsen, grün, roh Kartoffel, roh Roggenbrot Banane Mozzarella mg/100g mg/Portion 15 mg NÄ 9.1 mg NÄ 8.7 mg NÄ 2.2 mg NÄ 1.2 mg NÄ 0.9 mg NÄ 0.6 mg NÄ 0.4 mg NÄ 3.0 mg NÄ / 20 g 9.1 mg NÄ / 100 g 8.7 mg NÄ / 100 g 3.3 mg NÄ / 150 g 3.0 mg NÄ / 250 g 0.9 mg NÄ / 100 g 0.9 mg NÄ / 150 g 0.2 mg NÄ / 60 g Grafik. 1 Chemische Strukturformel von Niacin (Nicotinsäure). Mangelerscheinungen Bei einer gemischten westlichen Ernährung ist ein Mangel sehr selten. Die klassische NiacinmangelKrankheit, Pellagra, tritt vor allem in Entwicklungsländern auf, in denen Mais die Hauptnahrungsquelle und die Nahrung proteinarm ist. Auf Konzentrationsund Schlafstörungen folgen Durchfall, Hautveränderungen, Magen- und Darmentzündungen und verschiedene neuronale Störungen. Überdosierung Bisher sind keine Nebeneffekte bei natürlichem, über normale Lebensmittel konsumiertem, Niacin bekannt. Bei erhöhter Einnahme über Supplementen sind jedoch diverse akute und chronische Nebenwirkungen möglich. Akut ist der Flushing-Effekt möglich, wobei Blutgefässe geöffnet werden, die Haut rötlich gefärbt wird und ein allgemeines Kribbeln verspürt wird. Bei chronischen Überdosierungen sind Leberschäden, Glukoseintoleranzen und Beeinträchtigungen der Augen möglich. Der FlushingEffekt tritt nur bei Nicotinsäure, nicht aber bei Nicotinamid auf. Situationen mit erhöhtem Bedarf Während Schwangerschaft und Stillphase wird von einem leicht erhöhten Niacinbedarf ausgegangen. Die Referenzwerte für Frauen sind für diese Situationen je nach Quelle auf 15 bis 18 mg NÄ pro Tag erhöht. Tab. 2 Niacingehalt von 8 ausgewählten Lebensmitteln. © http://www.sfsn.ethz.ch, Verfasser: Samuel Mettler Version 2.0