März 2016 Die Tomate Eine Pflanze erobert die Welt! VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. Der größte Interessenvertreter für selbstnutzende WOHNEIGENTÜMER in Sachsen-Anhalt! Der Verband steht für ein familienfreundliches und bezahlbares Haus- und Wohneigentum mit Engagement für einen neutralen Verbraucherschutz rund um Haus und Garten. Krausenstraße 22, 06112 Halle Saale, Tel./Fax. 0345 5220114 [email protected] - www.verband-wohneigentum.de/sachsen-anhalt Zur Geschichte Die Tomate veränderte nicht wie andere Kulturpflanzen (Kartoffel, Baumwolle, Zucker, Tee oder Chinarinde) die Welt, aber sie bereicherte die Küchen der Welt und wird heute als das beliebteste Gemüse der Welt bezeichnet (12). Dabei ist sie eigentlich kein Gemüse, aber was ist sie dann? Botanisch gesehen sind die Tomaten Früchte, genauer gesagt, sind sie Beeren, und damit zählen sie eigentlich zum Obst. „Welche Pflanzenarten man zum Gemüse rechnet, ist eigentlich recht willkürlich… viele Pflanzenarten und -produkte, die herkömmlicherweise zum Obst gerechnet werden, liefern eigentlich Gemüse und die Bezeichnung „Fruchtgemüse“, z.B. für Tomaten und Gurken stellt jede vernünftige Einteilung auf den Kopf. Tomaten und Gurken sind streng genommen, Beerenobst, das vor allem als Gemüse verzehrt wird, obwohl gerade in diesen Fällen der kulinarischen Verwendungsart fast keine Grenzen gesetzt sind. Tomaten benutzt man beispielsweise als Salatfrucht für Tomatensalat, als ganze Früchte zum Garnieren von Salat-, Wurst-, und Fleischplatten, als gefüllte Tomaten (mit Eiern, Fisch-oder Fleischsalat, Pilzen oder Reis) als Tomatensauce und Tomatensuppe und in verarbeiteter Form als Tomatenpüree, Tomatenmark, Ketchup und Tomatensaft sowie als “ Letscho“ (aus Tomaten und Paprika bereitet)“ (1). Die Tomate ist eine sehr alte Kulturpflanze, die bereits im 2. Jahrhundert v.u.Z. von Azteken und Mayas kultiviert wurde (andere Quellen nennen das 5. Jhd. v.u.Z.). Bei Ausgrabungen wurden in Höhlen des Tehuacan-Tales Samen der Tomaten gefunden. Wahrscheinlich wurde die Tomate aus der wildwachsenden tropischen Kirschtomate Lycopersicon esculentum cerasiforme gezüchtet. Die „Urtomate“ war übrigens nicht rot gefärbt, sondern grün. Der Botaniker Kaspar Bauhin führte den aus dem Mexikanischen entlehnten Namen „Tumatle americanorum“ ein. Aus der Bezeichnung Tumatle (Tomatle oder Xtumatle) entstand schließlich der Name Tomate. Christoph Columbus brachte von seiner zweiten Amerika-Reise um 1498 die Tomate mit, und so wurde sie zunächst in Spanien und Portugal angepflanzt und verbreitete sich nur langsam in Europa. Als kultivierte Pflanze zählte sie zu den sog. neuen Pflanzen, da sie nach 1492 nach Europa eingeführt worden war. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 2 Die ersten Beschreibungen und Zeichnungen der Tomate stammen aus dem 16. Jahrhundert (um 1553 und 1561). Der italienische Arzt Pedro Andrea Matthioli führte die Bezeichnung „Mala aurea“ (Goldapfel) ein, sie wurde aber auch peruanischer Apfel oder Liebesapfel genannt. Sehr zeitig erkannte man die Verwandtschaft der Tomate zu den Nachtschattengewächsen (Solanum). Der Gelehrte Joseph Pitton de Tournefort ordnete die Tomaten der Gattung Lycopersicon zu, Carl von Linne ordnete die Tomate dagegen wieder der Gattung Solanum zu. Es ging mit den Bezeichnungen lange Zeit hin und her, die heutige korrekte Bezeichnung ist: Solanum lycopersicum aber auch gegenwärtig liest man Lycopersicon esculentum. Die Tomaten hatten es zunächst schwer, Eingang in die Küchen Europas zu finden. Bis in das 19. Jahrhundert galten sie als giftig und waren meist nur als Zierpflanzen in den Gärten von Liebhabern exotischer Pflanzen zu finden. Eine Ausnahme bildeten die italienischen Köche, die mit Tomaten experimentierten, so dass der italienische Arzt Matthioli berichtete, dass in Italien Tomaten mit Salz, Pfeffer und Öl gegessen werden und ihre Verwendung in der Küche alltäglich ist. Ihren Durchbruch verdankte die Tomate einem königlichen Dinner im NeapelI des ausgehenden 19. Jahrhunderts: ein verspieltes Königsmahl des Königspaares sei – so erzählt die Legende - die Geburtsstunde der „Pizza Margerita“ gewesen, und damit der „erste große Auftritt der Tomate“. In Italien nannte man die Tomaten poma aurea (Goldapfel) oder poma amoris (Liebesapfel), da sie angeblich Liebeswahn hervorrufen. Später nannte man sie Paradiesapfel. Davon abgeleitet heißen Tomaten in Österreich „Paradeiser“(1). Erst 1890 kam die Tomate nach Deutschland, zunächst kaum beachtet wurde sie 1914 erstmals in der deutschen Warenstatistik genannt, das Kochbuch der Henriette Davidis von 1844 enthielt allerdings schon Rezepte für Tomatensuppen und für Tomatensalat. Der Durchbruch für die Tomaten kam mit dem ersten Weltkrieg, die Tomate wurde zu einem Volksnahrungsmittel mit stetig wachsender wirtschaftlicher Bedeutung. Heute ist die Tomate eine der bedeutendsten und beliebtesten Gemüsearten auf der ganzen Welt: nach offiziellen statistischen Angaben werden jährlich etwa 120 Millionen Tonnen verzehrt. Die tatsächlich erzeugte Menge dürfte weit darüber liegen, da diese Zahl den privaten Anbau (in Gärten, auf Balkon und Terrasse nicht erfasst). Allein China erzeugt ca. 30 Millionen Tonnen, von denen ein großer Teil in Form von Tomatenpaste den Weg nach Europa und den USA findet. In Deutschland wurden (ohne privaten Anbau im Jahr 2014: 84.500 Tonnen Tomaten erzeugt). VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 3 In Sachsen-Anhalt, bei Wittenberg-Piesteritz, entsteht gegenwärtig die größte Gewächshaus- Anlage für Tomaten direkt neben dem Agro-Chemie-Park. Gegenwärtig (2013) standen bereits 2 Gewächshäuser mit insgesamt sich 250.000 Tomatenpflanzen. Es sind 3 weitere Gewächshäuser geplant und damit soll dann die Gesamtanbaufläche 40 ha betragen. Wichtigster Partner für dieses Unternehmen ist das Kraftwerk SKW der Stickstoffwerke Piesteritz, das über eine Pipeline Abwärme und Kohlendioxid (für die Zucht) liefert. Unter den günstigen Bedingungen kann die Tomatenernte ab März beginnen. Es ist vorgesehen, die Tomaten regional zu vermarkten: von Berlin über Dresden bis Leipzig. Diese Tomaten sind bereits im Handel erhältlich unter der Bezeichnung “Tomaten aus Piesteritz“( 11). Erscheinungsbild der Pflanze Die Tomatenpflanze ist eine Staude, bei uns in einjähriger Kultur. Sie ist eine krautige, frostempfindliche Pflanze die 1,5 bis 2,0 m hoch wird. Ihre Blätter und Stängel sind mit Drüsenhaaren besetzt, und sie strömt einen arteigenen Geruch aus. Die Laubblätter stehen wechselständig und sind unterbrochen – unpaarig gefiedert, die Blättchen sind meist unregelmäßig fiederschnittig bis lappig gezähnt. Die Tomate bildet leuchtend gelbe Blüten, die in Trauben an der Pflanze hängen, wie später die Früchte. Die Pflanzen blühen von Juli bis Oktober. Von der Blüte bis zur Ernte braucht die Tomate 50-60 Tage. Durch Kreuzung wurden eckig-runde, mechanisch sehr widerstandsfähige Tomaten, die Buschtomaten oder Strauchtomaten, gezüchtet. Diese können maschinell geerntet werden. Wie für andere Pflanzen der Pflanzenfamilie Solanum, gilt auch für die Tomate, dass die Frucht eine vielsamige Beere ist, die flache Samenkörner hat. Früchte der Tomaten sind hellgelb, rosa, orangerot, scharlachrot, violett (und braun bis schwarz). Die Tomatensorten unterscheiden sich vor allem in Form, Farbe und Gewicht der Früchte. Man unterscheidet runde oder hochrunde Tomaten, Fleisch-oder Gerippte Tomaten und Kirschtomaten (auch als Cherry-, Party- oder Cocktailtomaten bezeichnet). Die runden oder hochrunden Tomaten (auch Kugeltomaten genannt) sind die im Anbau und im Handel bevorzugten Sorten. Die Fruchtgröße beträgt 45-75 mm, das Gewicht schwankt zwischen 50-100g , die Zahl der Fruchtkammern im Inneren der Tomaten kann 2 bis 10 betragen, in denen viele gelbliche Samen in einer gallertartigen Masse eingebettet sind. Da sich die Samen leicht entfernen lassen, eignen sich die Tomaten gut für Füllungen aller Art. Das Fruchtfleisch enthält verhältnismäßig viele Fruchtsäuren, die der Tomate einen angenehmen Geschmack verleihen. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 4 Die Fleischtomaten oder Gerippten Tomaten wiegen im Durchschnitt 100 - 300 Gramm (und mehr), sie machen z.Z. etwa 20% unseres Tomatenkonsums aus, mit steigender Tendenz. Die nur wenig gerippten Fleischtomaten haben dickere Fruchtwände, mehr Fruchtfleisch, weniger Fruchtkammern und weniger Samen als die stark gerippten Sorten. Die Fleischtomaten sind schnittfester, enthalten weniger Fruchtsäuren und sind süßer und wohlschmeckender als die runden Tomaten (wobei man sich über den Geschmack bekanntlich streiten kann!). Es gibt keine klare Abgrenzung zwischen den normalen runden Tomaten und den Fleischtomaten. Wer Fleischtomaten selbst anbaut, weiß, dass auch die großfrüchtigen Sorten immer eine bestimmte Anzahl an kleineren Tomaten tragen. Man kann den Anteil an großen Tomaten steigern, wenn man die Trauben so ausdünnt, dass sich höchstens 2-3 Früchte je Fruchttraube entwickeln können. Die Kirschtomaten tragen Früchte, die der Urform der Tomate in Größe und Form wahrscheinlich am nächsten kommen. Der Durchmesser der Früchte beträgt 1,5 - 3 cm, sie sind leuchtend rot, gelb, oder orange gefärbt. Sie werden hauptsächlich in südlichen Ländern angebaut (Spanien, Italien, Kanarische Inseln, Kenia, Südafrika…), in den Niederlanden erfolgt der Anbau im Gewächshaus. Aussaat, Anbau In den südlichen Ländern werden die Tomaten im Freiland angebaut, nördlich des 50. Breitengrades erfolgt der Anbau vor allem unter Glas. a) Tomaten mit Samen selbst vermehren Die Vermehrung von Tomaten-Samen ist sehr ist einfach. Zu beachten ist, dass sich die Tomatensamen in der reifen Tomate in einer schleimigen Hülle befinden. Diese sollte man entfernen, denn sie verhindert das Keimen der Samen. Dazu kratzt oder schabt man die Samen mit dem Fruchtfleisch mit einem kleinen Löffel zusammen und gibt das Ganze in ein Glas mit Wasser. Nach etwa 2 Tagen haben sich die Samen aus der schleimigen Hülle gelöst und sind auf den Boden gesunken. Man spült die Samen unter fließendem Wasser ab, damit auch die letzten Fruchtfleischreste entfernt werden. Die Samen sollten dann getrocknet werden, am besten auf Küchenpapier. Die getrockneten Samen sind mindestens 5 Jahre haltbar und keimfähig (evtl. durch Keimprobe überprüfen). b) Jungpflanzen setzen Bereits im Februar oder März können die Samen (gekaufte oder selbst gezogene) in geeigneten Gefäßen auf der Fensterbank vorgezogen werden. Dazu sollte das Saatgut in nährstoffarme Anzuchterde gepflanzt werden. Ins Freiland können die VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 5 jungen Pflanzen aber erst nach den „Eisheiligen“(etwa ab Mitte Mai) gepflanzt werden, da sie äußerst frostempfindlich sind. Statt der eigenen Anzucht kann man die Jungpflanzen auch im Gartencenter kaufen. In den letzten Jahren haben sich in verschiedenen Städten Pflanzenmärkte etabliert, die an einem ausgewählten Wochenende eine große Auswahl an Tomatenpflanzen, auch Wildformen, auf den Wochenmärkten oder in den Botanischen Gärten (z.B. Berlin oder Leipzig) , anbieten. Im Garten und Gewächshaus werden Stabtomaten, im Feldanbau Buschtomaten bevorzugt, die allerdings meist etwas empfindlicher gegenüber Kraut-und Fruchtfäule sind. Tomaten möchten einen hellen, sonnigen nicht allzu warmen und vor Regen geschützten Standort. Man setzt die Tomatenpflanzen als 1-2 Monate alte Jungpflanzen, von der Blüte bis zur Reife brauchen die Tomaten 50 - 60 Tage Da Tomaten zu den sog. Starkzehrern gehören, sollten sie regelmäßig gedüngt werden. Starkzehrer entziehen dem Boden sehr viele Nährstoffe, die ersetzt werden müssen, wenn es eine gute Tomatenernte werden soll. Man kann das vorgesehene Beet bereits im Herbst mit reifem Kompost anreichern, auch organische Dünger wie Hornspäne, Pferdemist oder Brennnesseljauche empfehlen sich. Die Gartencenter und der Versandhandel bieten darüber hinaus Tomatendünger an, mit dem ebenfalls gute Ergebnisse erzielt werden. Selbstverständlich ist auch die Bodenbeschaffenheit zu beachten und ggf. kann eine “Bodenverbesserung“ durch „Geohumus“ oder mit“ Geohumus“ angereicherter Erde erreicht werden. Der Geohums-Zusatz verhindert Staunässe und versorgt die Pflanze kontinuierlich mit dem von ihr benötigten Wasser. Selbst in einem heißen Sommer, in dem wenig Regen gefallen ist, wie im Sommer 2014, ließen die Tomatenpflanzen, die mit Geohumus (oder z.B. mit Substral, Magischer Erdenzauber…) versorgt worden waren, die Köpfe selbst in der Mittagszeit nicht hängen! Tomatenpflanzen wollen regelmäßig gegossen sein, aber: nicht über die Blätter, nicht über die Früchte!!! Tomaten sollen nur im Wurzelbereich bewässert werden. So kann man z.B. leere Blumentöpfe neben die Tomatenpflanzen setzen (oder Gießringe) und nur in diese das Wasser eingeben. Spritzwasser auf reifen Tomaten führt zum Platzen der Früchte, und an den geschädigten Stellen zu Schimmelpilzbefall. Tomatenpflanzen sollten nicht zu hoch werden, daher wird man bei Stabtomaten maximal 5-7 Blütenstände zulassen, mehr lohnen im allgemeinen nicht, da für die höheren Etagen in unseren Breiten die Zeit von der Blüte bis zur Reife nicht reicht. Nach dem Erreichen der genannten Zahl der Blütenstände werden die Tomaten „geköpft“. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 6 Damit die Tomatenpflanze ihre ganze Kraft, d.h. alle Nährstoffe, die sie aufnimmt, in die Entwicklung der Früchte stecken kann, werden alle überschüssigen Triebe entfernt, das nennt man Ausgeizen. Das Ausgeizen sollte nicht mit dem Messer oder der Schere vorgenommen werden, sondern geschieht per Hand. Das Entfernen der überschüssigen Triebe hat den Vorteil, dass sich die Pflanze besser entwickelt, auch kommt mehr Luft und Licht an die Früchte, und Krankheiten durch bakterielle Infektionen können sich nicht so schnell ausbreiten. Das Ausgeizen ist besonders wichtig für den unteren Bereich der Pflanzen. Setzt man die Tomatenpflanzen ins Gewächshaus , so ist das bereits ab Ende April möglich, aber man braucht dann einen Frostwächter, um in sehr kalten Nächten zu heizen. Hat das Gewächshaus keinen Stromanschluss, so hilft ein kleiner Petroleumofen. Bestäubung Im Freiland ist die Bestäubung kein Problem, im Gewächshaus kann man nachhelfen, in dem die Türen offenstehen, damit Bienen und Hummeln die Bestäubung übernehmen können. Sollte das nicht so klappen wie erhofft, kann man mit einer elektrischen Zahnbürste vorsichtig an den Pflanzen rütteln, um den Pollen zu verteilen. Betreiber großer Gewächshausanlagen haben meist Hummelvölker, das lohnt sich aber nicht im privaten Anbau. Ernte und Lagerung Voll ausgereifte Tomaten sind transportempfindlich. Für den Transport erntet man grünreife bis rosafarbene Tomaten, die Ausreifung der Tomaten wird durch das während des Reifeprozesses gebildete Ethylen gefördert oder die Tomaten werden durch Ethylenbegasung nachgereift. In den gemäßigten Breiten solltenTomaten noch vor dem ersten Frost geerntet werden, ein Nachreifen ist dann bei 12°C - 20°C möglich. Tomaten sollten nicht beschädigt sein, sondern fest frisch, gesund und sauber. Mängel an den Tomaten sind häufig die sog. Grünkragen oder Gelbrücken: das sind am Stielende scharf begrenzte Verhärtungen des Fruchtfleisches nahe dem Stielansatz. Diese Stellen sind deutlich sichtbar und auch durch Fingerdruck feststellbar. Die kranken Stellen sind grün, gelblich oder rötlich verfärbt. Sind die Früchte noch nicht völlig ausgefärbt, so sind sie deshalb nicht minderwertig denn sie reifen bei 18°C -30°C gut nach. Sie reifen auch im Dunkeln nach. Bei Temperaturen über 30°C wird kein Lycopin mehr gebildet. Bei 10°C im Freien, in manchen Jahren daher schon im September, werden die Früchte nur noch gelborange, im sog. Kaltlager kommt die Lycopinbildung völlig zum Erliegen. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 7 Tomaten sind kein ausgesprochenes Lagergemüse, denn sie sind kälteempfindlich. Die optimale Lagertemperatur für ausgereifte Tomaten beträgt 8°C - 10°C, halbreife Tomaten sollten bei 12°C bis 15°C gelagert werden, um noch die vollständige Rötung zu erzielen. In beiden Fällen beträgt die Aufbewahrungszeit etwa 14 Tage. Bei 4°C kann man die Aufbewahrungszeit auf 3 - 4 Wochen verlängern, danach treten Kälteschäden auf, die Früchte erhalten ein glasiges Aussehen und verlieren an Geschmack. Tomaten sollten Temperaturen unter 0°C nicht ausgesetzt werden, dies gilt auch für den privaten Verbrauch: Tomaten nicht im Kühlschrank aufbewahren, denn sie verlieren dort viel von ihrem Aroma (6). Die Haltbarkeit der ausgereiften Tomaten ist unterschiedlich, sie hängt von der Sorte und den Lagerbedingungen ab. Sind Tomaten giftig? Diese Frage kann für die ausgereiften Früchte mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden. Die ersten Tomatenfrüchte, die in Europa auf den Markt kamen, hatten einen leicht bitteren Geschmack bzw. Nachgeschmack, daher stammt der Verdacht der Giftigkeit. Immerhin gehört die Tomate zu den Nachtschattengewächsen und hat daher sehr giftige Verwandte, wie den bittersüßen Nachtschatten, die Tollkirsche oder das Bilsenkraut. Die grünen Pflanzenteile der Tomate, das sind der Stängel und die Blätter, sind giftig, und giftig sind auch die grünen Tomaten, denn sie enthalten das Alkaloid Solanin, das, in größeren Mengen aufgenommen giftig wirkt. Der Solaningehalt der unreifen grünen Tomaten beträgt 9 - 32 mg in 100 Gramm Tomaten, dagegen enthalten die roten Tomaten nur 0 - 0,07 mg in dergleichen Menge Tomaten. Daher ist der Verzehr roter Tomaten unbedenklich. Vergiftungserscheinungen treten in Konzentrationen von 1 mg Solanin pro kg Körpergewicht auf, die tödliche Dosis liegt zwischen 3mg/kg und 6 mg/kg Körpergewicht. Die wichtigsten Vergiftungssymptome, die nach 4 - 19 Stunden auftreten können, : Übelkeit, Erbrechen, Kratzen und Brennen im Hals. In schweren Fällen kann es zu Störungen des Herz-Kreislaufsystems, insbesondere zu Störungen der Atemtätigkeit und zu Störungen der Funktion des Zentralen Nervensystems, d.h. zu Krämpfen und Lähmungen kommen (hier sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht oder zu dem Betroffenen gerufen werden). VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 8 Das in Blättern und Stängeln enthaltene Tomatin, das ebenfalls giftig für den Menschen ist, spielt im Vergiftungsgeschehen keine Rolle. Beide, Solanin und Tomatin wirken antibakteriell und schützen die Tomatenpflanzen vor Fressfeinden. Während des Reifeprozesses (auch beim Nachreifen) wird Solanin abgebaut, verschwindet daher. Beim Kochen dagegen wird Solanin nicht zerstört. Werden aber grüne Tomaten gekocht und mit Salz eingelegt, sodass sich eine Milchsäuregärung entwickeln kann, so kann man diese Tomaten ohne Bedenken verzehren: da einerseits Solanin beim Gärprozess umgewandelt wird und andererseits das noch verbleibende Solanin zum Teil in die Lake übertritt, so dass der verbleibende „Solaninrest“ als unbedenklich angesehen werden kann. Werden grüne Tomaten jedoch in Essig eingelegt, dann vollzeiht sich die Milchsäuregärung nicht, die Tomaten und ihre Lake können Solanin in bedenklicher Menge enthalten. Die neuerdings im Handel angebotenen grün-rot gestreiften Tomaten sollen unbedenklich zu verzehren sein, da der Solaningehalt soweit vermindert werden konnte, dass er keinen Gesundheitsschaden verursachen kann. Grüne, unreife Tomaten müssen nicht weggeworfen werden, sondern können in Mischung mit reifen Tomaten oder Äpfeln (auch hierbei durch Ethylenbildung) nachgereift werden. Manche Zeitungspapiere (aber eben nicht alle) sondern ebenfalls Ethylen ab, so dass eine Nachreifung der Tomaten auch zwischen Zeitungspapier möglich ist. Übrigens: Es gibt auch reife Tomaten, die grün bleiben und nicht giftig sind. Dazu zählen die Sorten: Evergreen, Green Zebra und Green Grape. Auch in den seit einiger Zeit im Handel angebotenen rot-grün gestreiften Tomaten konnte der Solaningehalt durch Züchtung soweit vermindert werden, dass sie bedenkenlos verzehrt werden können. Inhaltsstoffe der Tomaten Was essen wir eigentlich, wenn wir Tomaten essen? Die nachfolgenden Angaben sind Durchschnittswerte: 100 Gramm essbare Tomatensubstanz enthält: 94,2 g Wasser, 1 g Eiweiße, 0,2 g Fette, 3,5g verwertbare Kohlenhydrate, 1,8 g Rohfaser, 0,6 g Mineralstoffe (Natrium 6,3 mg, 297 mg Kalium, 20 mg Magnesium, 14 mg Calcium, 0,14 mg Mangan, 0,5 mg Eisen, 26 mg Phosphor, Kupfer in Spuren), 24,2 mg Vitamin C, 0, 10 mg Vitamin B6 , 0,057 mg Vitamin B 1 , 0,035 mg Vitamin B 2 , 0,53 mg Niazin, 0,31 mg Pantothensäure, geringe Mengen Oxalsäure, 0, 82 mg Karotin (7,8) Der Nährwert von 100 Gramm Tomaten-Substanz beträgt 81 kJ (19 kcal). VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 9 Farbstoffe Die Bezeichnung Karotin ist etwas ungenau, denn der Hauptfarbstoff der roten Tomate ist das Lycopin, ein Isomeres des Karotins. Daneben tragen zur Färbung der Tomaten ß-Carotin, Lutein, Flavone u.a. Pigmente bei. Die enzymatische Oxidation dieser Farbstoffe ist eine der Ursachen für das Braunwerden der Tomaten und ihren Verarbeitungsprodukten während der Lagerung. Duft-und Aromastoffe Tomatenpflanzen haben einen charakteristischen Geruch, der aus mindestens 400 flüchtigen Einzelkomponenten gebildet wird. Hauptkomponenten sind: 3-Hexenal, Methylbutanal,ß-Jonon,1-Penten-3-on, Hexanal, 3-Hexenol, 2-Hexenal, 2-und 3-Metylbutanol, 2-Isobutylthiazol, Eugenol und Methylheptenone. Man sagt den Tomatenpflanzen nach, dass ihr Geruch Mücken vertreibt. Daher wird empfohlen, z.B. kleine Tomatenpflanzen auf Balkonen zwischen die Zierpflanzen zu setzen. Der Geruch der Tomatenblätter hilft auch gegen Gemüsefliegen. Tomatenpflanzen zwischen Möhren, Zwiebeln oder Kohl irritieren die Insekten, denn diese richten sich nach dem Geruch ihrer Wirtspflanzen, die sie durch die „fremden“ Gerüche nicht erreichen. Die Wirtspflanzen bleiben dadurch von den Schädlingen und von Fraßgängen verschont. Es soll auch helfen, Tomatenblätter, oder die beim Ausgeizen anfallenden Pflanzenteile der Tomate auf den Boden der Gemüsekulturen zu legen, denn auch trockenes Tomatenlaub verströmt den charakteristischen strengen Geruch der Tomaten. Es soll aber besser sein, immer wieder frisches Laub nach zu legen. Die Methode klappt nicht immer, sie hängt offenbar von der Geruchsstärke oder der spezifischen Zusammensetzung der Aroma-Stoffe ab, dies wiederum könnte von der Tomatensorte, vor allem aber von klimatischen Faktoren und vom aktuellen Wetter abhängen (viel Sonne und Wärme fördern die Produktion der Duft-und Aromastoffe ( 9). Pflanzengesellschaften „Pflanzen können einander gute Gefährten sein. Die eine schützt oder unterstützt die andere, versorgt eine Nachbarin mit Nährstoffen, schreckt Schädlinge ab oder beugt Krankheiten vor. Das kann ihrer Größe, ihren Gewohnheiten, ihrem Duft oder ihren Ölen, Hormonen und Enzymen zu verdanken sein“. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 10 Gute Nachbarn der Tomate : Bohnen, Schnittlauch, Knoblauch, Borretsch und Erdbeeren Schlechte Nachbarn der Tomate sind z.B. Stachelbeeren, Kartoffeln. Tomaten und Quecken: Die Wurzeln der Quecke sondern eine Substanz ab, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmt. Statt umzugraben kann man auch Tomaten pflanzen, deren Wurzelenzyme das Wachstum der Quecken eindämmen, am besten eignet sich ist eine üppig wachsende Art (10). Tomaten und Kartoffeln: sie gehören zu den schlechten Nachbarn. Die Ursache ist darin zu sehen, dass beide an der Kraut-und Braunfäule (Phytophthera infestans) erkranken können. Diese Pilzinfektion breitet sich vor allem bei feuchter Sommerwitterung schnell aus. Der Pilz infiziert zunächst die Kartoffeln und greift dann auf die benachbarten Tomaten über. Befallene Kartoffeln oder befallene Tomaten zeigen zunächst graugrüne bis bräunliche Flecken an den Blättern, Stängeln und Trieben, später vertrocknen die Blätter vom Rand her oder faulen. An den Kartoffelknollen treten außerdem graue, leicht eingesunkene Flecken sowie braune Faulstellen im Inneren auf. An den Tomatenfrüchten fiden sich ähnliche Schäden, vor allem braune, leicht eingesunkene Flecken, vorwiegend in der oberen Fruchthälfte, das darunter liegende Fruchtfleisch verhärtet sich und wird braun-faul. Tomaten sollten daher grundsätzlich räumlich weit getrennt von Kartoffeln angebaut werden. Infektionen an Tomaten lassen sich durch einen Regenschutz vermeiden. Im Gewächshaus, in dem Infektionen sehr leicht möglich sind, sollte bei hoher Luftfeuchtigkeit sofort gelüftet und nur über den Boden bewässert werden. Die Infektionsgefahr lässt sich durch widerstandsfähige Tomatensorten (s.u. Pflanzenkrankheiten…) verringern. TomTatato® Dies ist die Bezeichnung für eine Züchtung des Jahres 2015, Tomaten und Kartoffeln von einer Pflanze. Von einer einzigen Pflanze kann man bis zu 500 Kirschtomaten hoher Qualität ernten und dazu im späten Sommer bis zu 2 kg helle, festkochende Kartoffeln! Standort und Pflege werden wie folgt beschrieben: Standort für volle Sonne, für Töpfe, Gewächshäuser oder im Gemüsebeet Bei Töpfen: ca. 40 Liter Veredlungsstelle sollt ca. 3 cm über der Erde liegen VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 11 Tomtato® an einem Stab hochbinden und stützen Regelmäßig gießen und 1x wöchentlich düngen, Erde feucht halten Die Seitentriebe der Tomate entfernen Die aus dem Boden wachsenden Kartoffelblätter bis Juli entfernen. (Inzwischen (2016) hat uns die Sensationsmeldung erreicht, dass es nun auch gelungen ist, Tomatenpflanzen zu züchten, die auch Paprikaschoten und Kartoffeln tragen, interessant: ja, wünschenswert und notwendig???) Tomaten und Gurken In unmittelbarer Nachbarschaft im Gewächshaus vertragen sie sich nicht. Die Tomaten gedeihen meist prächtig und die Gurken bekommen Mehltau und Spinnmilben. Erntet man hingegen viele Gurken, dann kommt es vor, dass die Tomaten von Kraut-und Braunfäule befallen werden und eingehen. Die Ursache für diese Unverträglichkeit liegt in der relativen Luftfeuchte. Tomaten wie Gurken lieben hohe Sommertemperaturen, aber die Gurken, deren Vorfahren aus tropischen Gebieten stammen wollen eine hohe Luftfeuchtigkeit, Tomaten dagegen brauchen trockene Blätter. Wenn das Gewächshaus groß genug ist, dann kann man einen feucht-warmen Bereich für Gurken und einen trocken-warmen Bereich für Tomaten durch Malerfolie voneinander abtrennen. Außerdem sollte man die Tomaten auf der sonnigen Seite des Gewächshauses an einer gut belüftbaren Stelle, die Gurken auf der mehr schattigen, der Sonne abgewandten Seite. Ist das Gewächshaus für eine Trennung zu klein, dann sollte man sich für die Anpflanzung der Gurken entscheiden, da Tomaten auch gut im Freiland oder in Kübeln gedeihen. Tomaten-Krankheiten, Schädlinge und physiologische Störungen Von den vielen Tomatenkrankheiten und physiologischen Schäden kann nachfolgend nur auf einige eingegangen werden. Die physiologischen Schäden werden begünstigt durch falsches Gießen, falscher Standort, zu wenig Dünger und natürlich durch ungünstige Witterungsbedingungen .Gegen die meisten Krankheiten hält der Fachhandel geeignete Pflanzenschutzmittel bereit. Allerdings gegen die Braun-und Krautfäule ist bisher „kein Kraut gewachsen“ und kein Biozid synthetisiert worden. Braun-und Krautfäule Die Kraut-und Braunfäule ist eine der wichtigsten Tomatenerkrankungen, die die Freude an der neuen Tomatenernte schlagartig beenden kann. Sie wird hervorgerufen durch Pilzsporen, die sich im Boden unter der Pflanze befinden. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 12 Beim Gießen und bei Regen kann das Wasser von der Erde auf die unteren Tomatenblätter zurückspritzen. Damit gelangen die Pilzsporen auf die Pflanze und infizieren sie. Was kann man gegen den Befall tun? Da die Pilzsporen gut überwintern, sollten zunächst die Tomatenstäbe und -stangen vom Vorjahr gründlich mit heißem Wasser gesäubert werden, das Gleiche gilt für Tomatengefäße (Töpfe, Kübel, Körbe) in denen Tomaten im Vorjahr gezogen worden sind .Das heiße Wasser genügt, um die Sporen abzutöten. Tomatenpflanzen sollen nicht zu eng stehen, sondern einen Mindestabstand von 70 cm zueinander im Freiland haben. Die Blätter zweier benachbarter Pflanzen sollten sich gegenseitig nicht berühren (können). Ferner sollten befallene Blätter und Früchte sofort entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden. Tomatenpflanzen sollten dicht am Boden gegossen werden, dadurch kann Spritzwasser nicht an die Blätter gelangen. Dies ist auch der Grund, warum manche Gärtner leere Blumentöpfe oder Gießringe neben die Pflanzen setzen, so gelangt das Gießwasser nur in den Wurzelbereich und kann die oberirdischen Pflanzenteile nicht berühren. Tomatenpflanzen sollten auch nicht im Regen stehen, damit ebenfalls kein Spritzwasser an die Blätter gelangt. Zusätzlich kann man noch die unteren Blätter an den Tomatenpflanzen entfernen. Tomaten im Kübel sollten am besten unter einem Dachvorsprung stehen, Tomaten im Freiland sollten mit einem Foliendach geschützt werden. Tomatendächer und auch Folien-Tomatenhäuser werden im Fachhandel angeboten. Tomatensorten, die überhaupt nicht an der Braun-und Krautfäule erkranken, gibt es nicht, aber es sind doch inzwischen einige Sorten im Handel, die eine gewisse Widerstandfähigkeit gegen diese Krankheit haben und nicht so schnelle erkranken. Zu diesen Sorten gehören „Philovita“,“De Berao“ , Myrto“, „Philona“,“ Vitella“ oder “Phantasia“. Didymella Frucht-und Stängelfäule: (Didymellalycopersici, eine Pilzerkrankung)) Schadbild: ältere Pflanzen weisen am Stängel kurz über der Erdoberfläche eine schwarze Verfärbung auf und das Rindengewebe ist eingesunken. Bei stärkerem Befall beginnen die Pflanzen zu welken und die Blätter vergilben. Auf dem abgestorbenen Stängelgewebe bilden sich kleine schwarze Sporenbehälter (Pyknidien), aus denen bei feucht-warmer Witterung zahlreiche Sporen freigesetzt und auf andere Pflanzen durch Wind und Regen übertragen werden und diese dadurch infizieren. Der Pilz bzw. seine Sporen dringen vor allem über Wunden (Scheuerstellen an Stäben und Schnüren) und über den Fruchtstielansatz in die Tomatenpflanzen ein. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 13 Vorbeugung: Aus befallenen Früchten kein Saatgut gewinnen! Regelmäßigen Fruchtwechsel vornehmen. Pflanzstäbe regelmäßig gründlich reinigen, Schnüre wechseln, alte Schnüre mit dem Hausmüll entsorgen. Grauschimmel/Geisterflecken (Botrytis cinera); Samtfleckenkrankheit (Cladosporium fulvum) Schadbild: An Stängeln, Blättern und Blattstielen bilden sich große, graugrüne Flecken, die sich im Laufe der Zeit mit einem mausgrauen Sporenrasen bedecken. Oberhalb eines massiven Stängelbefalls kann die Pflanze absterben. An den Früchten können sich sog. Geisterflecken bilden. Dabei dringt der Keimschlauch einer Botrytisspore in die Oberhaut der (oft noch unreifen) Frucht ein und bildet ein punktförmiges Zentrum mit einem umgebenden hellen Ring. Der Durchmesser des Ringes kann wenige Millimeter bis zu einem Zentimeter betragen. Der Botrytis-Pilz kann auf befallenem Pflanzenmaterial im Boden überdauern. Die Infektion der Pflanzen erfolgt durch den Sporenflug (bei Wind).Der Pilz kann sich besonders gut bei hoher Luftfeuchtigkeit entwickeln, wenn die Pflanzenoberfläche nicht abtrocknen kann. Auch die nächtliche Taubildung fördert die Infektion stark. Vorbeugung: Blätter und Stängel trocken halten! Nicht über das Laub gießen. Luftfeuchtigkeit in Folien-und Gewächshäusern durch Lüftung gering halten. Befallene Pflanzenteile entfernen, mit dem Hausmüll entsorgen. Tierische Schädlinge Spinnmilben (Tetranychus urticae) Schadbild: Befall vor allem in Gewächshäusern. Gewächshaustomaten weisen auf den Blättern leichte Chlorosen auf, die durch zahlreiche dicht nebeneinander liegende Saugstellen der Milben gebildet werden. Bei starkem Befall vertrocknen die Blätter. Auf den Blättern und Trieben finden sich zarte, dünne Spinnfäden unter deren Schutz die Spinnmilben leben. Spinnmilben können als erwachsene Tiere überwintern. Im Gewächshaus beträgt die Entwicklungsdauer vom Ei bis zum erwachsenen Tier 10 - 12 Tage. Bei Trockenheit und Wärme kommt es oft zur Massenvermehrung mit deutlichen Blattschäden. Die Milben können auch eine Sommer-Ruhepause einlegen, sie können dadurch leicht übersehen werden! Vorbeugung: Befallene Pflanzen können von unten nach oben mit einem feinen, aber scharfen Wasserstrahl abgespritzt werden ()aber die Blätter sollten rasch wieder trocknen, sonst besteht die Gefahr von Pilzbefall. Der Einsatz von Raubmilben (Phytoseiulus persimilis) hat sich im frühen Befallsstadium bewährt, daher Pflanzen regelmäßig kontrollieren. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 14 Tomatenminierfliegen (Liriomyza bryoniae; Lirmyza huidobrensis), ; Tomatenrostmilben (Aculops lycopersici); Weiße Fliege /Mottenschildlaus (Trialeurodes vaporariorum) Schadbild: Stark verschlungene, sich verbreiternde Miniergänge in den Blättern. Die Weibchen der Tomatenminierfliegen legen ihre Eier auf die Blattoberfläche oderunterseite ab. Die sich daraus entwickelnden Maden fressen deutlich sichtbare Miniergänge in das Blattgewebe. Nach mehreren Häutungen verpuppen sich die Maden meist im Blatt. Die Entwicklungsdauer beträgt für das Ei vier Tage, für die Larve 11 Tage, für die Puppe 17 Tage. Über die gesamte Vegetationsperiode entstehen daher im Gewächshaus immer wieder neue Generationen von Tomatenminierfliegen. Vorbeugung: Bestand regelmäßig auf Befall kontrollieren und die Blätter mit den ersten kleinen Miniergängen entfernen. Für eine biologische Bekämpfung eignen sich als Nützlinge die Schlupfwespenarten: Dacnusa sibirica und/oder Bakterienwelke: (Clavibacter michiganensis ssp .michiganensis); Fadenblättrigkeit /Farnblättrigkeit(viröse Mischinfektion) Schadbild: Einige Wochen nach der Pflanzung beginnen einzelne Fiederblättchen zu welken. Eine Hälfte der Pflanze kann noch völlig gesund sein, während die andere Hälfte Welke-Erscheinungen zeigt .oder bereits abstirbt. Am durchgeschnittenen Stängel kann man erkennen, dass die Leitungsbahnen braun verfärbt sind. Manchmal entstehen an den Früchten sog. „Vogelaugen-Flecke“ Der Erreger kann auf befallenem Pflanzenmaterial im Boden längere Zeit überdauern. Auch eine Übertragung durch Saatgut ist möglich. Im Boden kann das Bakterium durch verletzte Wurzeln in die Pflanze gelangen und über den Saftstrom in den Gefäßen der Pflanze verteilt werden. Vorbeugung: Vermeiden von Wunden durch zu spätes ausgeizen. Pflanzen nicht über Kopf wässern. Im Gewächshaus reichlich lüften, damit die Bestände rasch abtrocknen. Befallene Pflanzen entfernen und mit dem Hausmüll entsorgen. Bakterienwelke ist eine Quarantänekrankheit, daher muss der Befall oder der Verdacht auf Befall dem zuständigen Landespflanzenschutzdienst gemeldet werden. Neben den Vorbeugemaßnahmen bietet der Fachhandel entsprechende Biozide an, um den Schädlingen Herr zu werden) Physiologische Störungen Physiologische Störungen ergeben sich vor allem durch ein falsches Wasserregime und durch Mangelernährung. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 15 Aufplatzen der Früchte: Schadbild: die Früchte platzen ringförmig oder längs mehr oder weniger stark auf. Die Risse können verkorkt sei. An den Rissen findet dann häufig eine Besiedlung durch Schimmelpilze oder durch andere Schaderreger statt. Ursache des Aufplatzens sind eine ungleichmäßige Wasserversorgung und zu starke Sonneneinstrahlung. Das Platzen der Früchte tritt vor allem nach längerer Trockenheit mit dann nachfolgender starker Bewässerung auf oder nach plötzlichem Starkregen (ebenfalls nach Trockenheit). Vorbeugung: ausgeglichene Wasserversorgung und ab beginnender Fruchtreife vor allem Kalium-MagnesiumGaben. Weitere typische physiologische Störungen sind: Blattrollen / Löffelblättrigkeit, Blütenendfäule (durch KaliumCalciummangel : lässt sich durch ausreichendes Gießen verhindern), Grünkragen/Gelbkragen oder Kälteschäden. Tomatenerzeugnisse: Die wichtigsten Erzeugnisse aus Tomaten sind: Tomatenmark, Tomatenpaste, Tomatensauce, Tomatencremesuppe Tomatenketchup Tomatenketchup ist ein aus Tomatenmark unter Zusatz von Essig, Zucker, Würzgemüse sowie natürlichen Gewürzen und deren Auszügen hergestelltes Würzmittel, das durch Erhitzen oder Heißabfüllung haltbar gemacht wird. Tomatenketchup ist rund um den Globus die beliebteste Würzsauce. Erfunden wurde Tomatenketchup 1876 von Henry John Heinz, dessen Firma bis dahin auch Senf, Sauerkraut, Selleriesauce und Gewürzgurken hergestellt hat. Heinz setzte sich 1896 für ein Reinheitsgebot für Lebensmittel ein, da immer mehr Firmen mit künstlichen Aromen, Farbstoffen und Konservierungsmitteln arbeiteten und fälschten. Er legte damit den Grundstein für das 1906 vom US-Kongress verabschiedete Lebensmittelgesetz. 1970 wurde Heinz Tomato Ketchup in Deutschland präsentiert, 1998 wird die praktische Squeeze-Flasche in Deutschland eingeführt, 2003 wurde die Heinz Kopfsteherflasche und 2005 wurde Heinz Kids Ketchup eingeführt. Heinz verkauft ca. 11 Milliarden Flaschen Ketchup im Jahr und ist damit Markführer. Das genaue Rezept kennen nur wenige Personen, das spielt aber für die anderen LebensmittelKonzerne keine Rolle, da sie ihre Produkte ebenfalls gut absetzen (www.tomatofan.de/ketchup.htm) VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 16 Tomatenleberwurst: Kochwurst (mittlere Sorte), hergestellt aus Leber (25%), Schweinskopffleisch (20%), Schweinsmicker oder Flomen (15%), Schweinebauch (25%), Tomaten (10%), Zwiebeln(5%) und den Gewürzen: Pfeffer, Maisblüte, Ingwer, und Kardamon. Schnittbild: rosarote, feingekutterte, streichfähige Wurstmasse Tomatenmark : Gemüsesterilkonserve, die aus eingedicktem , fein passiertem, von Schalen und Kernen befreiten Mark reifer Tomaten hergestellt wird. Man unterschied früher folgende Sorten, die sich auch sprachlich unterschieden Tomatenpüree: 10 % Trockenmasse Tomatenmark: 20% Trockenmasse Tomatenpaste: 28 % Trockenmasse Heute spricht man eher von Tomatenmark, Tomatenmark doppelt oder Tomatenmark dreifach konzentriert. Sowohl für Tomatenketchup als auch für alle Sorten von Tomatenmark gilt, dass sie ca. 20 % Zucker enthalten! In den Literaturangaben (7 und 8) ist noch von ca. 10% Zucker die Rede! Tomatensaft: aus Tomaten hergestellter Gemüsesaft mit (ca.) folgender Zusammensetzung (Angaben in g in 100g): 94 Wasser, 0,8 Eiweiß, <0,1 Fett, , 3,4 Kohlenhydrate, 0,6 Mineralstoffe, Nährwert 71 kJ (17 kcal) Rezepte: auf Rezepte mit Tomaten wird weitgehend verzichtet, da es eine unübersehbare Zahl von ihnen gibt. Da aber erwähnt wurde, dass es die Tomate zunächst schwer hatte, in der europäischen Küche Fuß zu fassen, hier 3 alte Rezepte aus dem Kochbuch der Henriette Davidis, das 1844 erstmals erschien. 1. Tomatensuppe mit Kartoffeln 600 Gramm Kartoffeln werden geschält, gewaschen, in Stücke geschnitten, in schwachgesalzenem Wasser gar gekocht und durch ein Sieb gerührt. Dann gibt man noch so viel Wasser als man Suppe gebraucht, Salz und 50 Gramm Butter dazu und lässt alles über gelindem Feuer langsam kochen. Inzwischen hat man 400 Gramm gewaschene, geschnittene Tomaten mit 1 Obertasse Wasser weich geschmort und durch ein Haarsieb gestrichen , gibt den Tomatenbrei zur Kartoffelsuppe, lässt alles noch ein Weilchen durchkochen, schmeckt nach Salz ab, würzt mit etwas weißem Pfeffer und VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 17 1 Teelöffel Maggi-Würze und richtet die Suppe, in die man geröstete Semmelwürfel geben kann, an. 2. Tomatensuppe 300 Gramm schöne reife, große, Tomaten werden abgewischt, durchgeschnitten, von Kernen und weichem Mark befreit, mit 1-1 1/2 Liter kaltem Wasser aufgesetzt und ganz weich gekocht. Nun wird die Masse durch ein Sieb gestrichen, nach Belieben mit kochendem Wasser oder einer Bouillon aus gekörnter Fleischbrühe zu ebener Suppe verkocht, die man noch mit 2 Löffeln in etwas zerlassener Butter durchgedünstetem Mehl bindet und nach Salz abschmeckt. Nebenbei hat man 120 Gramm abgeschwemmten Reis in Wasser mit Salz und 50 Gramm Butter weichkochen lassen, doch so , dass er körnig bleibt und gießt die Suppe beim Anrichten darüber. 3. Tomatensalat Die Tomaten werden entweder geschält oder ungeschält in Scheiben geschnitten. Man kann sie nach Belieben auch erst in kochendem Wasser ein Weilchen ziehen lassen und dann die Haut abziehen. Aus den Scheiben werden die Kerne entfernt und dieselben recht vorsichtig mit Öl, Essig, etwas Maggi-Würze, Salz und Pfeffer geschwenkt. Wer den Tomatensalat recht „südländisch“ haben will, reibt die Salatschüssel mit etwas Knoblauch aus oder fügt einen Teelöffel fein geriebene Schalotten dazu. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 18 Literatur 1. Reinbothe, H. und C. Wasternack, Mensch und Pflanze, Urania- Verlag Leipzig. Jena. Berlin, 1986 2. Gärtner Pötschke, der Grüne Wink, 2016 3. Gärtner Pötschke, Der Grüne Wink, 2015 4. Gärtner Pötschke, Der Grüne Wink, 2014 5. Gärtner Pötschke, Der Grüne Wink, 2013 6. Internetrecherche, HAVELIA GM;BH, 14550 Groß Kreuz 7. Täufel, A .Hrsg.., Lebensmittel Lexikon, VEB Fachbuch Verlag Leipzig, 1979 8. RÖMPP LEXIKON, Lebensmittel-Chemie, Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, 1995. 9. RÖMPPP LEXIKON, Naturstoffe, Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, 1997 10. Ryrie, Ch. Großvaters Gartenwissen, Bassermann Verlag ;2004 11. Mittedeutsche Zeitung, vom 20.12. 2013 12. Hobhouse, H. Fünf Pflanzen verändern die Welt, dtv/ Klett-Cotta, 1992. Der VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. bedankt sich bei unserem Mitglied Frau Prof. Dr. Ursula Stephan aus Halle (Saale) für diese Ausarbeitung und Zusammenstellung. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 19 Gemeinsam stark für Ihr Haus- und Wohneigentum in Sachsen-Anhalt ! Verband Wohneigentum Sachsen-Anhalt e.V. Krausenstraße 22, 06112 Halle (Saale) Telefon/Fax: 0345 52 20 114 Geschäftszeiten: Mail: [email protected] Internet: www.verband-wohneigentum.de/sachsen-anhalt Wer kann Mitglied werden? Bürgerinnen und Bürger, die über Wohneigentum verfügen, die Interesse am Wohneigentum haben, Wohneigentum erwerben möchten, sich der Kleingärtnerei widmen sowie dem Wohneigentum wohlgesonnen gegenüberstehen, können bei Anerkennung der Satzung des Verbandes Wohneigentum Sachsen-Anhalt e.V. Mitglieder werden. VERBAND WOHNEIGENTUM SACHSEN-ANHALT e.V. 20