Erdmandelgras in Liechtenstein: Information Neobiotabeauftragte der Gemeinden Daniel Kranz, 16.04.2014 Erdmandelgras in Liechtenstein Biologie und Vermehrung Erdmandelgras Das Erdmandelgras ist eine einjährige bis ausdauernde Pflanze. In Mitteleuropa vermehrt sich das Erdmandelgras vorwiegend vegetativ sowie durch die Bildung der so genannten Erdmandeln/Knöllchen, welche ab Juni-August gebildet werden. Die Vermehrung via Samen ist praktisch nicht von Bedeutung. Die Pflanzen frieren im Winter ab und überdauern in Form der gebildeten Knöllchen. Knöllchen im Boden können unter optimalen Bedingungen über 10 Jahre im Boden überdauern (v.a. wenn sie untergepflügt wurden). Die Hauptmasse der Knöllchen befindet sich bis 20 cm unter der Erdoberfläche. Zu Beginn der Besiedelung einer Ackerfläche tritt das Erdmandelgras meist am Feldrand auf (je nach Einschleppung der Erdmandeln), später entstehen Nester, die sich zu rasenartigen Polstern im Feld verdichten können (Ausbildung von Tochterpflanzen nach unterirdischer Ausbreitung mittels Rhizomen). Sehr hoch ist das Gefahrenpotenzial der Verschleppung beim Anbau von Wurzel- und Knollenfrüchte. Zudem kann die Verschleppung auch über Erdbehang (z.B. an Bodenbearbeitungsgeräten) oder Erntereste verschleppt werden. Gefahrenpotenzial von Erdmandelgras Das Erdmandelgras wird zu den weltweit gefährlichsten Unkräutern gezählt. Es stellt an die Standortbedingungen sehr geringe Ansprüche und kann sich daher in Liechtenstein am Ackerland überall problemlos etablieren und ausbreiten. Erdmandelgras wird in erster Linie durch den Erdbesatz an Maschinen (Bodenbearbeitungsgeräte, Sä- und Erntegeräte, Bereifung usw.) sowie der Verbringung von Erdreich auf bislang befallsfreie Standorte eingeschleppt (nach Untersuchungen in der Schweiz können mit dem Erdbehang am Pflug bis zu 40 Knöllchen verschleppt werden). Erdmandelgras verfügt über ein enormes Vermehrungsvermögen. Bei optimalen Bedingungen kann eine Mutterpflanze innerhalb einer Vegetationsperiode viele Tochterpflanzen und in weiterer Folge ab ca. August 500 bis 600 Knöllchen bilden. Auf dieses Weise kann sich das Erdmandelgras rasenartig ausbreiten. Erdmandelgras ist dank seines starken Wurzelsytems sehr konkurrenzstark und kann daher das Wachstum vieler Kulturpflanzen stark beeinträchtigen und auch Erntearbeiten behindern. Besonders anfällig sind im späteren Frühjahr angebaute Kulturpflanzen, die in weitem Reihenabstand gesät bzw. gepflanzt werden (Mais, Kartoffeln, Gemüse). Auf Grund der Bestandesetablierung im Herbst sowie des dichten Bestandes im Frühling, kann sich Erdmandelgras unter Getreide und Raps nicht behaupten (aber auch nicht getilgt werden). Situation in Liechtenstein Erdmandelgras-Problematik in Liechtenstein In Liechtenstein spielt der Anbau von Zuckerrüben (ca. 25 ha), Kartoffeln (ca. 54 ha) und Freilandgemüse als Hauptkultur (inkl. Treibzichorie ca. 96 ha) sowie Freilandgemüse als Zweitkultur eine sehr bedeutende Rolle (Zahlen 2013). Diese Kulturen sind in Bezug auf das Erdmandelgras hinsichtlich mangelnder Bekämpfungsmöglichkeiten, Ertragseinbussen und Verschleppung von besonderer Bedeutung. Durch die zunehmend vorhandenen Erdmandeln 1 Erdmandelgras in Liechtenstein: Information Neobiotabeauftragte der Gemeinden Daniel Kranz, 16.04.2014 in Ackerböden werden die betroffenen Böden in ihrer Nutzbarkeit zunehmend eingeschränkt. Werden keine Gegenmassnahmen ergriffen, könnte insbesondere der Gemüsebau in Liechtenstein an Konkurrenzfähigkeit verlieren. Bekannte Standorte mit Erdmandelgras-Besatz in Liechtenstein (derzeit v.a. Schaan und Unterland). Viele Befallsherde befinden sich im Anbaugebiet für Gemüse und Kartoffeln. Derzeit sind viele Befallsherde noch relativ klein und liessen sich noch mit vertretbarem Aufwand und somit vergleichsweise kostengünstig sanieren. Ein weiteres Zuwarten wird allerdings die Nutzung betroffener Flächen in Zukunft voraussichtlich stark einschränken bzw. die Kosten zur Sanierung ins nicht finanzierbare ansteigen lassen. Die Einführung einfacher, kostengünstiger flächiger und nachhaltiger Bekämpfungsmöglichkeiten ist derzeit für die meisten Ackerkulturen nicht absehbar. Mithilfe durch die Neobiotabeauftragte und Gemeindekontrolleure Erdmandelgras wurde im Rheintal erst mit dem vermehrten überbetrieblichen Maschineneinsatz zum Problem (offenbar seit den 1970er Jahren im Raum Diepoldsau vorhanden). Aus diesem Grund muss die sehr aufwändige Bekämpfung auch hier ansetzen. Hierfür ist möglichst genaues Kartenmaterial notwendig, damit Bodenbearbeitungsmassnahmen bzw. Erntekampagnen genau geplant werden können und Maschinenreinigungen immer dann erfolgen, wenn ein Erdmandelgras-Feld befahren bzw. bearbeitet wurde. Die Abt. Landwirtschaft möchte daher alle Neobiotabeauftragte und Gemeindekontrolleure auffordern bei Feststellen von Erdmandelgras den Standort ins Neophyten Web-GIS einzutragen bzw. beim Neobiotabeauftragten der Gemeinde zu melden. 2 Erdmandelgras in Liechtenstein: Information Neobiotabeauftragte der Gemeinden Erdmandelgras in Karotten Daniel Kranz, 16.04.2014 Erdmandelgras im Mais Blattstellung von oben gesehen immer dreieckig. Findet man auf einem Acker ein Gras mit dieser Blattstellung, handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um ein Erdmandelgras. Am Grünland findet man viele Pflanzen mit dieser Blattstellung (alle Seggen-Arten). 3 Erdmandelgras in Liechtenstein: Information Neobiotabeauftragte der Gemeinden Daniel Kranz, 16.04.2014 Gräbt man ein Erdmandelgras vorsichtig aus, kann man die unterirdischen Ausläufer finden. (Foto: www.davesgarden.com) Unterirdische Erdmandel und Ausläufer (Foto: Agroscope) 4 Erdmandelgras in Liechtenstein: Information Neobiotabeauftragte der Gemeinden Daniel Kranz, 16.04.2014 Der Blütenstand ist für das Erdmandelgras sehr typisch. Die Knöllchen im Erdreich sind auf Grund ihrer Farbe und Grösse schwierig zu finden. (Fotos: www.eattheweeds.com, www.forestryimages.com) Blütenstand des Erdmandelgrases (Foto: Christian Bohren, Agroscope) 5