viele Wolken, aber auch Lichtblicke

Werbung
FINANCIAL PRESSE
Mittwoch, 5. Dezember 2007
11
Private Banking & Wealth Management
viele Wolken, aber auch Lichtblicke
Darüber sind die Meinungen geteilt. Wer sich schon bald hinaus wagt, sollte lieber einen Schirm mitnehmen.
Günther Egger, Private Banking
Privatinvest Bank AG
Christian Ohswald, Leiter
Raiffeisen Private Banking Wien
Günter Bergauer, Vorstand
Schelhammer & Schattera AG
Franz Witt-Dörring, Leiter UBS
Wealth Management Österreich
Constantin Veyder Malberg
Vorstand Capital Bank
Thomas Viehweider
BTV Vermögensmanagement
Die
US-Hypothekenkrise wird massiv zu spüren sein und ihren
Höhepunkt vermutlich im
ersten Halbjahr 2008 erreichen. Der negative Effekt
auf die Kaufkraft der USKonsumenten dürfte dort
die Wirtschaftsleistung belasten, die Auswirkungen
auf den Kapitalmarkt und
das weltweite Wirtschaftswachstum sind noch nicht
abzuschätzen. Die Zentralbanken werden gefordert
sein, die Zinspolitik im
Spannungsfeld von Wirtschaftsabschwächung und
anziehenden Verbraucherpreisen auszubalancieren.
Die Inflation wird stark von
der Entwicklung der Rohstoffmärkte abhängen – die
derzeitigen Notierungen für
Öl erscheinen überzogen.
Rückläufige Zinsen, historisch moderate Bewertungen an den Aktienmärkten
und genug Liquidität unterstützen unsere vorsichtig
optimistische Erwartung für
das Jahr, in dem die USA
einen neuen Präsidenten
oder vielleicht die erste Präsidentin wählen. Das hat in
der Vergangenheit meist für
positive Entwicklungen an
den Aktienmärkten gesorgt.
Die Weltwirtschaft
sollte 2008 weiterhin solide wachsen. Die
Konjunkturlokomotive USA,
die rund 28 Prozent zum
globalen BIP beiträgt, wird
sich
aber
unterdurchschnittlich entwickeln. Die
Schwierigkeiten des privaten Immobiliensektors werden die Konsumbereitschaft
schwächen, die restriktivere
Kreditvergabe wird die Wirtschaft belasten – die US-Rezessionsrisiken
bleiben
hoch. In unserem Hauptszenario gehen wir aber nicht
von einer Rezession aus.
Für die EWU erwarten wir
ein Wachstum leicht unter
dem
Potenzialwachstum.
Weiterer Belastungsfaktor
neben dem hohen Ölpreis
(bei dem wir allerdings eine
Korrektur erwarten) ist für
Europa der starke Euro. Unterstützung erhält die EWU
von der Bewertungsseite –
die Aktienmärkte sind im
historischen Vergleich vernünftig bewertet.
Die Emerging Markets
sollten robust wachsen –
Währungen und Aktien
bleiben attraktiv. Vor allem
Asien entpuppt sich immer
mehr als Wachstumsmotor
für die Weltwirtschaft.
Die Finanzkrise hält
länger als erwartet
an. In den USA bemerken
wir eine Rezession, ein Mitziehen der Weltwirtschaft ist
die Folge. Schwacher Dollar,
restriktivere
Kreditpolitik
und hoher Ölpreis werden
die Kapitalmärkte belasten.
Auf dem Rentenmarkt
werden die kurzfristigen
Zinsen sich stabilisieren, die
langfristigen möglicherweise anziehen. Erste Wahl
bleiben Anleihen erster
Qualität im überschaubaren
Laufzeitenbereich. Aktien
sind günstig, doch die
Hausse dürfte vorbei sein.
Eine Milderung durch das
Wachstum in Asien könnte
sich ergeben, aber nicht im
ausreichenden Maß.
Ethik/Nachhaltigkeit entwickelt sich zum „Mainstream“. Dauerhaft gute
Chancen bieten Unternehmen, die dazu beitragen,
den Klimawandel zurückzudrängen, etwa Versorger mit
hohem Anteil erneuerbarer
Energie. Gleichzeitig sei
aber vor falschen Erwartungen gewarnt – solche Investments sind keine Garantieanlagen. Ein Boom wie bei
der „Internetblase“ sollte
uns nicht mehr passieren.
Über einen Zwölfmonatshorizont erwarten wir für Aktien durchschnittliche Renditen, kurzfristig dürfte die Unsicherheit hoch bleiben. Generell
empfehlen wir, sich auf gesunde größere Titel (large
cap) zu fokussieren, bevorzugt aus Eurozone, Schweiz
und USA. Gewisse Regionen
in Asien zeigen erste Überhitzungserscheinungen
–
hier empfiehlt sich eine etwas vorsichtigere Haltung.
In den Schwellenländern
bevorzugen wir Brasilien
und Korea, auf den Anleihenmärkten Geldmarktanlagen und Unternehmensanleihen mit besserer Kreditqualität.
Für gelistete Immobilientitel werden die Zeiten eher
schwierig bleiben aufgrund
schlechterer Finanzierungsbedingungen und zum Teil
ungünstiger
Angebots/
Nachfragesituationen.
Bei Rohstoffen erwarten
wir, dass die längerfristigen
Faktoren für ein anhaltend
gutes Umfeld weiter gegeben sind. Kurzfristig ist jedoch angesichts der erwarteten Wirtschaftsverlangsamung mit einem schwierigeren Umfeld zu rechnen.
Generell gehen wir,
ausgehend von den
USA, von einer Abkühlung
der globalen Wirtschaft aus,
die auch den österreichischen Kapitalmarkt weiter
treffen
könnte.
Der
EUR/USD-Wechselkurs ist
auf einem Rekordhoch, ein
Rückgang ist nicht in Sicht.
Auch beim Ölpreis ist in näherer Zukunft keine Beruhigung zu sehen. Extreme
Schwankungen der Aktienmärkte machen es schwer,
einen mittelfristigen Trend
zu erkennen. Sollte sich die
Immobilienkrise eingrenzen, könnte sich die Situation beruhigen – aber wohl
erst nach Bekanntgabe der
Zahlen für das erste Quartal.
Die Fed könnte den Leitzinssatz in den USA im ersten Quartal 2008 nochmals
senken, was zu einer Erhöhung der Anleihenpreise
führen würde. Auch eine
Zinssenkung durch die EZB
ist vorstellbar. Beruhigen
sich die internationalen Aktienmärkte nicht, könnte
das zu hohen Kapitalzuflüssen bei sicheren Staatsanleihen führen. Alternative Investments werden weiterhin
beliebt sein, ebenso Zertifikate mit Kapitalgarantie.
Die Prognose für
2008 gestaltet sich
weit schwieriger als erwartet. Die Auswirkungen der
Kreditkrise auf US-Konjunktur und Weltwirtschaft sind
immer noch nicht abschätzbar. Bedeutend werden die
Zahlen der Unternehmen
für das vierte Quartal 2007
sein, vor allem jene der Banken. Sinkt die Risikoneigung
der Marktteilnehmer weiter,
werden auch die „carry
trades“ verstärkt aufgelöst,
wodurch die Märkte zusätzlich unter Druck geraten.
Wir rechnen mit volatilen
Märkten und empfehlen
unseren Kunden, Aktien gegenüber Anleihen unterzugewichten.
Weiterhin
schwache
Aktienmärkte
werden die Flucht in Qualität bzw. Staatsanleihen verstärken. Im Gegenzug kommen schlechtere Bonitäten
im Sektor Unternehmensanleihen unter Druck. Das
Thema Rohstoffe erscheint
auch schon etwas überhitzt,
wir rechnen mit Kurskorrekturen. Insgesamt empfiehlt
es sich, in allen Assetklassen
das Risiko zu verringern, bis
eine klarere Sicht auf die
globale Konjunkturentwicklung gegeben ist.
······························································································································································································································································································································
Ernst Traun, Vorstand
Anglo Irish Bank (Austria)
Markus Dürnberger, Leiter Asset
Management, Bankhaus Spängler
Johannes Berger-Sandhofer
Syz & Berger-Sandhofer
Vermögensverwaltung
Die Krise am USImmobilienmarkt
ist unseres Erachtens noch
weit von ihrem Höhepunkt
entfernt. Auf den Aktienmärkten sind jederzeit breite Kursrückschläge möglich,
so rechnen wir im Finanzsektor mit weiteren negativen Überraschungen. Gut
behaupten werden sich,
falls die Dollarschwäche anhält, Rohstoff- und Goldaktien. Auch in anderen ausgewählten Sektoren könnten sich interessante Einstiegsniveaus abzeichnen (z.
B. alternative Energie).
Bei Anleihen halten wir
die Laufzeiten relativ kurz
und bevorzugen Emittenten
mit bester Bonität (Industrie, Transport, Versorger).
Staatsanleihen erachten wir
aufgrund der „Flucht in
Qualitätstitel“ als zu teuer.
2008 werden wir Vorsicht
walten lassen und strategisch einen defensiven Weg
beschreiten. Den Hauptteil
unserer Portfolios werden
Termingelder und kurzfristige Renten mit ausgewählten
Aktienpositionen darstellen,
abgerundet mit Hedgefonds, Rohstoffen und Edelmetallen.
Wir sehen die Weltkonjunktur
im
kommenden Jahr zwischen
Bangen und Hoffen. Die Befürchtungen, dass die USWirtschaft in eine Rezession
abgleiten könnte, mehren
sich, eine Abkoppelung Europas und Asiens erscheint
als Ganzes kaum vorstellbar
(wohl aber die Teilabkoppelung einiger Bereiche). Wir
gehen von weiterhin volatilen Aktienmärkten aus und
sehen internationale, großkapitalisierte Unternehmen
als Begünstigte. Regional ist
Europa gegenüber den USA
und Japan zu bevorzugen,
Emerging Markets sollten
beigemischt werden.
Die Rentenmärkte sind
zwischen Wachstums- und
Inflationsrisiken gefangen.
Die Renditerückgänge bei
Staatsanleihen lassen sich
vor allem als Flucht in Qualität werten. Anleihen geringer Bonität sollten noch gemieden werden, da sie in
der Finanzmarktkrise mit
Risiken behaftet sind.
Alternative Investments
sollten verstärkt zum Einsatz kommen, auch nicht liquide Asset-Klassen, wie Infrastruktur oder Schiffe.
In Erwartung eines
Jahres, das von hoher Volatilität geprägt sein
dürfte, empfehlen wir, im
Portfolio defensive Werte zu
verstärken. Die in Verbindung mit der US-Kreditkrise
aufgestauten Risiken, der
Erdölpreisanstieg und der
Wertverlust des US-Dollars
veranlassen uns zu einer gewissen Zurückhaltung in
Bezug auf die Aktienbörsen.
Wir begünstigen antizyklische Sektoren, wie Telekom,
Pharmagesellschaften und
Versorgungsunternehmen;
bei zyklischen Werten fahren wir unser Engagement
zurück. Nach einer günstigen Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf dürften
diese Titel am stärksten unter Befürchtungen einer
Konjunkturverlangsamung
leiden. Auch bei Unternehmen mit kleiner und mittlerer Kapitalisierung bleiben
wir vorsichtig, da wir sie im
Vergleich zu „Blue Chips“
für überbewertet halten.
Auch Banktitel dürften mit
ihrer Performance weiter
hinter den Indizes zurückbleiben. Dagegen sehen wir
gute Gelegenheiten im Versicherungssektor.
Zugehörige Unterlagen
Herunterladen