Tuvalu: Nur zwei Meter bis zum Untergang im Meer Wir haben eigene Sorgen: Finanz-, Euro-, Schuldenkrise. Was geht uns Tuvalu an? Wo liegt dieses Tuvalu überhaupt? Prof. Andreas Lienkamp, katholischer Theologe und Sozialethiker, stellte in Münster die Fakten vor: Die Inselgruppe Tuvalu im pazifischen Ozean ist mit 26 Quadratkilometern der viertkleinste Staat der Erde. Die höchste Erhebung beträgt fünf Meter, auf der Hauptinsel Funafuti weniger als zwei Meter. Die Treibhausgas-Emissionen pro Kopf betrugen 2012 in Tuvalu eine halbe Tonne, in Deutschland knapp 12 Tonnen. Der der von Menschen verursachte Klimawandel bewirkt u. a. den Anstieg des Meeresspiegels: nach Prognosen aus 2007 bis zu 1,8 Meter bis zum Jahr 2100. Aber: „Die Zahlen sind längst überschritten und werden ständig nach oben korrigiert“, so Lienkamp. Die Folge: Tuvalu droht unbewohnbar zu werden, über eine halbe Million Menschen sind davon betroffen. Bereits 2007 warnte Tuvalus Premierminister: „Es ist möglich, dass unsere ganze Nation verschwindet.“ Das Auswärtige Amt weist gegenwärtig darauf hin, dass Tuvalu den nationalen Notstand ausgerufen hat. Australien hat den Antrag der Regierung auf kollektives Asyl abgelehnt, Neuseeland gibt pro Jahr maximal 75 ausgewählten Flüchtlingen aus Tuvalu eine Aufenthaltserlaubnis. Kranke, formell wenig gebildete und ältere Menschen sind nicht erwünscht. „Die Welt zerfällt in Hauptverursacher und Hauptleidtragende des Klimawandels“, sagte Lienkamp. „Klimawandel ist eine neue Fluchtursache und Flüchtlingskategorie. Und eine neue Form von grenz- und generationenüberschreitender Menschenrechtsverletzung.“ Sein eindringliches Resümee: „Tuvalu hat uns alle zu interessieren. Die Entwicklung in Tuvalu ist ein Frühwarnsystem für das, was der Menschheit und unseren Mitgeschöpfen droht, wenn wir nicht umgehend und entschieden gegensteuern. Wir alle haben die ethische Verpflichtung zu handeln und weiteres Leid zu verhindern.“ Nicht aus Mitleid, sondern weil nach dem Verursacherprinzip die reichen Industrienationen die Verantwortung für den Klimawandel tragen - auch Deutschland. Die finanziellen und technischen Mittel sind vorhanden. Was fehlt, ist der politische Wille. Aber wie Al Gore gesagt hat: „Dieser ist eine erneuerbare Ressource“. Quelle: Ursula Schmees