For sc h u ng For sc h u ng Zur Person Dr. med. Markus Joerger wuchs in Chur auf und studierte in Basel Medizin. Seine Ausbildung zum Facharzt für medizinische Onkologie absolvierte er vor allem am Universitätsspital Zürich und am Kantonsspital St. Gallen. Von 2003 bis 2007 forschte er in Amsterdam am niederländischen Krebsin­ stitut und bildete sich zum klinischen Pharmakologen aus. Seit Januar 2007 ist Markus Joerger im Kantonsspital St. Gallen im Departement Onkologie und Hämatologie tätig, seit 2010 als Oberarzt. Er ist verantwortlich für die Medikamentensicherheit und die Optimierung von medikamentösen Krebsbehandlungen. Markus Joerger ist verheiratet und hat einen zweieinhalbjährigen Sohn. In seiner Freizeit treibt er sehr gerne Sport – wenn er Zeit dafür findet. Was tun, wenn die Brustkrebsmedikamente nicht wirken? Viele Frauen mit Brustkrebs erhalten eine Anti-HormonTherapie. Doch diese wirkt nicht immer. Krebsspezialist Markus Joerger will herausfinden, wie sich frühzeitig erkennen lässt, welche Patientinnen von der Behandlung 8 profitieren können. Mehr als zwei Drittel aller Frauen mit Brustkrebs leiden unter einem hormonsensitiven Tumor. Das heisst, dass das Geschlechtshormon Östrogen das Wachstum der Krebszellen ankurbelt. Die betroffenen Frauen werden mit Medikamenten behandelt, die das Östrogen im Körper blockieren und dadurch die Vermehrung der bösartigen Zellen hemmen. Dank dieser Medikamente überleben heute deutlich mehr Brustkrebspatientinnen als früher. Die Behandlung nützt nicht allen Die Erfolgsgeschichte hat aber einen Haken: Nicht alle hormonsensitiven Tumoren sprechen auf die Behandlung an. Bei der Mehrheit der Patientinnen wirkt die Anti-Hormon-Therapie gut, bei einem Viertel oder sogar bis zur Hälfte – je nach Krankheitsstadium – wirkt sie nicht. Schuld daran ist unter anderem die individuelle erbliche Veranlagung: Sie bestimmt, ob der Stoffwechsel einer Frau das Medikament gut verarbeiten kann oder nicht. Bisher lässt sich nicht voraussagen, ob die hormonhemmende Behandlung bei einer Pa­ tientin wirken wird. Daher erhalten alle Frauen mit hormonsensitiven Tumoren die entsprechenden Medikamente, auch wenn diese eventuell nichts nützen und sogar gefährlich sein können. Forschungsarbeit mit 260 Frauen Diese unbefriedigende Situation möchte Dr. med. Markus Joerger ändern. Er arbeitet als Facharzt für Krebskrankheiten im Kantons­ spital St. Gallen und widmet einen Teil seiner Arbeitszeit der Krebsforschung. «Wir wollen herausfinden, ob man voraussagen kann, ob der antihormonelle Wirkstoff Tamoxifen bei ­einer Frau wirken wird oder nicht», erklärt er. «Dazu untersuchen wir genetische Faktoren und messen Wirkstoffspiegel im Blut.» Im Rahmen seiner Studie wird das Blut von 260 Frauen mit hormonsensitiven Tumoren analysiert. Fast alle Patientinnen, die gefragt werden, ob sie mitmachen wollen, sagen zu. Die Forscher suchen nach bestimmten genetischen Veränderungen, welche die Verstoffwechselung von Tamoxifen beeinflussen, und messen die Tamoxi­fen-Blutwerte. «Wir erwarten, dass die Behandlung bei Frauen mit niedrigen Ta­ mo­ xifen-Werten schlechter wirkt als bei ­Frauen mit hohen Werten», sagt Markus Joerger. «Diese Theorie ist momentan noch umstritten. Unsere Studie ist weltweit die erste, die diese Frage vorausschauend untersucht.» Zusammenarbeit Belgien–Schweiz Die Studie wurde im Jahr 2009 in Belgien begonnen und seit Frühling 2011 machen auch das Kantonsspital St. Gallen und das Tumorzentrum Hirslanden in Zürich mit. «Ende 2013 erreichen wir die angestrebte Zahl von 260 Teilnehmerinnen, so dass Mitte 2014 erste Studienresultate vorliegen», erklärt Markus ­ Joerger. Positive Studienergebnisse könnten die Effi­ zienz der Tamoxifen-Behandlung deutlich verbessern. Und Patientinnen, bei denen die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sie auf die Therapie ansprechen könnten frühzeitig mit anderen Medikamenten behandelt werden. Text: Dr. med. Eva Ebnöther Foto: Peter Schneider 9