Biomineralisation Obere Reihe von l. nach r.: Ceratolithus cristatus und Umbilicosphaera hulburtiana (Coccolithophoride CaCO3) Silicoflagellat (nicht identifizierte Spezies, SiO2) Thalassiosira eccentrica (Diatomee, SiO2) Untere Reihe von l. nach r.: Odontells aurita (Diatomee, SiO2) aus: D. Volkmer, ChiuZ 33(1999)6 Helicosphaera carteri und Umbellosphera tenuis (Coccolithophoride CaCO3) Paralia sulcata (Diatomee, SiO2) Biomineralisation • „Unter Biomineralisation versteht man die Ausfällung und oft Kristallisation anorganischer Stoffe durch Lebewesen, welche diese Produkte in mannigfacher Weise verwenden.“ A.J.T. in Nachrichten, 1982, 203 • Funktion: Endo- und Exoskelette Zähne Aragonit-Kristalle im Gleichgewichtsorgan von Haien CaF2 in Lagesinnesorganen von Spaltfüßerkrebsen Magnetit-Kristalle als Kompasse bei Bakterien, Bienen (?), Brieftauben (?) Verteilung der Minerale in der Biosphäre Protozoen = tierische Einzeller Mollusken = Weichtiere (Schnecken, Muscheln) * Minerale kommen auch in Pflanzen vor, z.B. als Beißschutz in Gräsern Allgemeine Prinzipien • Biologisch induzierte Mineralisation • Biologisch kontrollierte Mineralisation monodisperse Teilchengrößenverteilung wohl definierte Strukturen und Zusammensetzungen hohe räumliche Organisation komplexe Morphologien kontrollierte Aggregation kristallographische Vorzugsorientierung hierarchische Strukturen Kontrollmechanismen • Chemisch Löslichkeit, Übersättigung, Keimbildung und Keimwachstum, Diffusion, Ionentransport • Räumlich abgeschlossene Kompartimente (Vesikel, Proteinkäfige); organische makromolekulare Matrizes • Strukturell Epitaxie, Änderung der Kristalltracht durch Adsorption, Polymorphe Formen? • Morphologisch gerichtetes Wachstum, Kontrolle durch Adsorption, Gleichgewichtsund Nichtgleichgewichtsstrukturen, Templateffekte bei der Kristallabscheidung Quelle: S. Mann, Chemie in unserer Zeit 3/86, S. 69-76 Einfluss der Adsorbate Angew. Chem. 2000, 112, 3532-3548 Templateffekte J. Aizenberg, J. Am. Chem. Soc. 1997, 119, 881-886 (Seifert, Strukturgelenkte Grenzflächenvorgänge in der unbelebten und belebten Natur, Vieweg 1971) Fetuin-A knockout mice develop severe soft tissue calcifications Eisen-Minerale Magnetitkristalle Gerade so groß, daß eine einzige thermisch stabile, magnetische Domäne übrig bleibt (400-1200 Å) Ferritin = Eisenspeicherprotein Eisen kann herausgelöst werden (Apoferritin) Kann als Matrix für Nanopartikel dienen Organische Matrizes für die Biomineralien • Unlösliche, meist hydrophobe Makromoleküle • Hydrophile, kleinere Makromoleküle Perlmuttschicht Aragonit ist etwas weniger stabil, wie Calcit, aber die Packung der Carbonat-Ionen ist günstiger für die Adaption an biologische Matrizes, deshalb findet man in Mineralien oft Aragonit Knochenaufbau • Knochen ist das komplizierteste Biomineral • Durchsetzt von lebenden Zellen (Osteoplasten, Osteoclasten) • Lebenslanger Umbau (Aufbau, Abbau) • Kontrolliert durch mechanische Beanspruchung, Hormone, ...... • Ca-Langzeit-Speicher Knochenaufbau Rastereleketronische Aufnahme: Zelluläre Struktur des Kopfes des menschlichen Oberschenkelknochens Stresstrajektorien des menschlichen Oberschenkelknochens Knochenaufbau: organische Matrix Kollagen Kollagenbildung Orientierung Kollagen/Apatit Quelle: S. Mann, Chemie in unserer Zeit 3/86, S. 69-76 Morphologieproblem....... wird noch größer bei komplexeren Formen! Simuliertes Schneckenhaus Grundlage: goldener Schnitt Dieser hat enge Beziehung zur Fibonaccireihe (1,1,2,3,5,8,13,21... Hier hat man es jetzt mit vielzelligen Organismen zu tun Organisation der Zellen im Raum (d‘Arci Thompson 1910) Organisation von Vesikeln? Dichteste Packung bei gleich großen Vesikeln Was passiert bei unterschiedlich großen? ⇒ Minimalflächen Randproblem Anorganisches Gerüst wie „versteinerter“ Schaum Lipid-Eigenschaften sind dominierend ⇒ andere Faktoren? Amorphe Siliziumdioxidgele Kieselschale der Diatomee Stephanopyxis turris Die Schalenbildung ist an den Zellzyklus gebunden. Jede Tochterzelle „erbt“ eine Halbschale der Mutterzelle (bildet die größere Schalenhälfte); die kleineren Unterschalen werden neu gebildet. Nach der Kernteilung erfolgt die Zellteilung , dabei löst sich im Bereich der Gürtelüberlappung der Protoplast von dem Kieselskelett, gleichzeitig werden eine neue Zellmembran und Zellwand gebildet. Die neuen Schalen werden direkt an den neuen Zellwänden intrazellulär in spezialiserten Vesikeln geformt. Amorphe Siliziumdioxidgele Aktiver Transport der monomeren Kieselsäure Zur Vermeidung unkontrollierter Polymerisation bei der Anreicherung im Zellplasma Maskierung durch einen noch unbekannten Cofaktor Speicherung im Golgi-Apparat Bei Schalenbildung Absonderung von kleineren Transportvesikeln (STV), die dann am Ort der Schalenbildung mit den Mineralisationsorganellen (SDV) verschmelzen. In den SDV findet die Kondensation der Kieselsäure statt, Form und Muster der Schale werden durch die Zellmatrix geprägt. Modell zum Siliziummetabolismus Vesikel sind nicht genug Möglicherweise bildet eine Proteinschicht inner- oder außerhalb der SDV oder der anderen Vesikel die Keimstellen für die Ausscheidung von SiO2 Angew. Chem. 1999, 111, Nr. 6 Inzwischen hat man weitere Peptide gefunden, die an der Ausbildung von SiO2Strukturen beteiligt sind: Silicateine (Zhou et al. Angew. Chem. 1999, 111, Nr. 6, 825), oder synthetische Cystein-Lysin Block- Copolypeptide Silaffine (polycationisches Protein) Organisation von Vesikeln? Knochenbau a) Kollagen-Faser b) woven bone c) lamellar bone Hierarchische Struktur Bildung der Extremitäten Unstruktierter „Zellhaufen“ Eingebettet in ein Gel aus CaHyaluronat (Glucuronsäure/NAcetylglucosamin) Abbau im Zentrum Agglomeration der Zellen Aufbau des Extrazellulären Kollagengerüstes Knochenentwicklung