Das Lipıdem

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Das Lipödem 20.04.2007 10:06 Uhr Seite U1
Das Lipödemund was Sie
darüber
wissen sollten
Das Lipödem 20.04.2007 10:06 Uhr Seite U2
© Dr. med. Klaus Schrader
Facharzt für Allgemeinmedizin
Phlebologie, Lymphologie
Gefäßzentrum Hof
Enoch-Widman-Str. 18
95028 Hof/Saale
Tel. 0 92 81/73 73-0
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Bruno Stiegler, Augsburg
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Vervielfältigung sowie Übersetzung in
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Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner
Form ohne schriftliche Genehmigung
reproduziert werden.
Das Lipödem 20.04.2007 10:06 Uhr Seite 1
Was ist ein Lipödem?
Wer ist betroffen?
Häufige Symptome
Erscheinungsformen
des Lipödems
Faktoren, die zur
Verschlechterung
beitragen
Komplikationen
des Lipödems
Die Behandlungsmöglichkeiten sind
begrenzt
Ambulante oder
stationäre Behandlung?
Stationäre Behandlung
in einer Lymphklinik
Anschließende
ambulante Behandlung
Was die Patientin
beachten sollte
Notizen
1
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2
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Was ist ein Lipödem?
nter einem Lipödem versteht
man eine Fettverteilungsstörung. Der Begriff ist zusammengesetzt aus „Ödem“ (Flüssigkeitsansammlung im Gewebe) und
„Lip“ (griechisch: Fett). Es handelt
sich dabei um eine chronische
Erkrankung, wobei die Fettansammlungen zumeist vom Nabel
abwärts zu finden sind.
U
In vielen Fällen betrifft das Lipödem
den Oberschenkel- und Hüftbereich,
ist also proximal betont (das sogenannte „Reiterhosenphänomen“).
Häufig reicht das Lipödem bis zu
den Unterschenkeln. Hierbei ist
charakteristisch, dass das Lipödem
mit dem Knöchel endet, das Fett
jedoch am Sprunggelenk überlappt, was gelegentlich als
„Suavenhosenphänomen“ bezeichnet wird.
In bis zu einem Drittel der Fälle
sind auch die Arme betroffen. Ein
zunächst proximal betontes
Lipödem (Oberschenkel und Hüften)
kann sich im Lauf der Jahre auf
die Unterschenkel ausdehnen.
Wer ist betroffen?
as Lipödem betrifft beinahe
ausschließlich Frauen. Es
wird angenommen, dass das Fettgewebe beim weiblichen Geschlecht anders strukturiert ist als
bei Männern. Dafür spricht auch,
dass es sich wohl um eine anlagebedingte, also vererbliche Störung
der Fettgewebsverteilung handelt.
Der Ausbruch und/oder die Verschlechterung der Krankheit wird
meist durch eine Hormonumstellung im Körper oder eine Gewichtszunahme ausgelöst.
Bei sehr vielen Patientinnen tritt
das klinisch relevante (d. h. Beschwerden verursachende) Lipödem mit der Pupertät oder im
Verlauf einer Schwangerschaft
auf. Seltener ist das Eintreten der
Wechseljahre oder eine Schilddrüsenfunktionssstörung krankheitsauslösend.
D
Bei Männern kann ein Lipödem
z. B. in Folge einer schweren
Lebererkrankung oder durch die
Behandlung eines ProstataCarcinoms entstehen.
3
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Häufige Symptome
unächst besteht (manchmal
über viele Jahre) eine alleinige
Fettgewebsvermehrung im Bereich
der Beine. Diese wird in der Fachsprache als Lipohypertrophie bezeichnet (oder a-Typ des Lipödems).
Im Laufe der Zeit kommt es vielfach
zu einem sekundären Lymphstau
im vermehrten Fettgewebe.
Die Fettläppchen und Fettzellen
sind im Bindegewebe verankert und
umgeben von kleinsten Lymphund Blutgefäßen. Eine Vermehrung
der Fettzellen führt schleichend zu
einem Zudrücken der feinsten
Lymphgefäße. Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) führen
außerdem zu einer vermehrten
Wassereinlagerung ins Bindegewebe und zu einer Lockerung
desselben.
Z
4
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Eine Begleiterscheinung des Lipödems ist also ein chronischer
Lymphstau in den abhängigen
Körperpartien und eine Wassereinlagerung in ein sehr lockeres
Bindegewebe. Dies erklärt die Beschwerden, wie sie regelmäßig
angetroffen werden.
Zum Vollbild des Lipödem (b-Typ)
gehören:
– Fehlverteilung des Fettgewebes
– Orthostastisches Ödem
– Druck- und Berührungsschmerz
– Neigung zu Hämatomen.
Schweregefühl in den Beinen
Dies ist durch das Gewicht des
vermehrten Fettgewebes und der
Menge an gestauter Gewebsflüssigkeit bedingt.
Angeschwollene Beine
(Orthostatisches Ödem)
Vor allem bei längerem Stehen
und/oder Sitzen nimmt die Flüssigkeitsansammlung in den Beinen
zu. Es kommt zu einem Anschwellen, oft auch mit Schwellneigung
der (sonst nicht betroffenen) Füße.
Häufig berichten Betroffene, dass
sie nachmittags Schwierigkeiten
haben, ihre Schuhe anzuziehen.
Vermehrte Entstehung von
Blutergüssen (Hämatomen) in
den betroffenen Körperteilen
(bereits bei geringstem Anlass)
Gründe hierfür sind: Druck der
Fettzellen auf die Gefäße; fehlende Festverankerung der kleinen
Äderchen im Bindegewebe, daher
Zerreißen bei Einwirkung von
Scherkräften.
Erhebliche Schmerzen in den
Beinen; Berührungsschmerz
Die Weiterentwicklung (Chronifizierung) des Lymphstaus führt zu
einer Verhärtung des Gewebes
(Induration), das extrem berührungsempfindlich und schmerzhaft
sein kann.
Behinderung beim Laufen
Besonders bei proximal betontem
Lipödem scheuert die Haut an der
Innenseite der Oberschenkel aneinander (wundlaufen). Dadurch
kann es auch zu Entzündungen
etc. kommen.
Frühzeitiges Entstehen von
degenerativen Gelenksveränderungen und Arthrosen
Vor allem am Knie (durch Fehlbelastung und Mehrgewicht).
Orangenhautphänomen und
Cellulite
Bedingt durch die besondere
Struktur des Bindegewebes und
dessen Lockerung.
5
6
Lymphgefäße
Venen
Schlagadern
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Über die Schlagadern
wird das Blut bis zum
großen Zeh gepumpt.
90% des Blutes
fließt durch die Venen
zum Herzen zurück.
Die restlichen 10%
werden über das zweite
Rücklaufsystem, die
Lymphgefäße, zum
großen Kreislauf
zurücktransportiert.
Lymphflüssigkeit
wird über kleine
Poren von den
Lymphgefäßen aufgenommen und
nach oben gepumpt.
Verengung der
Lymphgefäße durch
vermehrte Fetteinlagerung.
Der Rückfluss der
Lymphflüssigkeit
ist damit blockiert.
7
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Erscheinungsformen
des Lipödems
Einteilung des Lipödems
a-Typ (Lipohypertrophie) und
b-Typ des Lipödems sind 2 Seiten
einer Medaille.
TYP Ia:
TYP Ib:
Lipohypertrophie
Das Lipödem
reicht bis zu den
Knien
TYP IIa:
TYP IIb:
Lipohypertrophie
Vollbild
des Lipödems
von Hüften
bis Knöchel
> (Suavenhosenphänomen)
TYP IIIa: Lipohypertrophie
TYP IIIb: mitBeschwerden
Sonderform:
auch die Arme
sind betroffen
TYP IVa: Lipohypertrophie
TYP IVb: mitBeschwerden
Fettgewebsvermehrung
im Bereich von
Hüften und Po
> (Reiterhosenphänomen)
8
mit
Beschwerden
mit
Beschwerden
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Das Lipödem wird nach
klinischen Befunden in verschiedene Stadien eingeteilt:
Stadium
I
Hautoberfläche glatt,
Gewebestruktur feinknotig
Stadium
II
Hautoberfläche uneben
(Orangenhaut),
Gewebestruktur grobknotig
(walnuss- bis faustgroß)
Stadium
III
Groblappige, deformierende
Fettgewebsvermehrung
9
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Faktoren, die zur
Verschlechterung
beitragen:
Vorhandensein von
oberflächlichen Krampfadern
Blutrückfluss in
den
Venen
zum
Herzen
10
Das Blut, das in den Schlagadern
vom Herzen in die Beine bis zum
großen Zeh gepumpt wird, wird zu
90% in den Venen zum Herzen
zurücktransportiert. Gegen die
Schwerkraft, also von unten nach
oben, fließt aber nichts von alleine.
Das Blut muss aktiv nach oben gepumpt werden. Dies erfolgt mit jeder Bewegung der Beine, mit jedem Schritt. Deshalb sind in den
großen Venen in kurzen Abständen
Klappen eingebaut. Die Venenklappen funktionieren wie ein Ventil
und lassen das Blut nur von unten
nach oben fließen. Diese Klappen
werden bei einer Thrombose häufig
geschädigt oder gar zerstört. Bei einer angeborenen Bindegewebsschwäche dehnen sich die Venen
im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten häufig so aus, dass die Venenklappen nicht mehr schließen und
sich das Blut ins Bein zurückstaut.
Dies wird durch Faktoren wie Stehoder Sitzberufe, Schwangerschaft,
Hormonbehandlungen, extremes
Übergewicht, schwere körperliche
Arbeit (v. a. bei Wärme) begünstigt.
Die dadurch erweiterten Venen
werden „Krampfadern“ genannt.
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Schädigung des tiefen
Venensystems
Große körperliche
Belastung
Es kann aber auch das Tiefvenensystem treffen, das für die Zirkulation insgesamt viel wichtiger ist,
und dessen Transportkapazität
viermal der des oberflächlichen Systems entspricht. Durch den Druck
der Blutsäule in den Krampfadern
oder in den tiefen Venen werden
ins Gewebe („interstitieller Raum“)
Flüssigkeit und/oder feste Substanzen abgegeben. Diese Flüssigkeit wird normalerweise über die
Lymphbahnen zum Herzen zurücktransportiert. Die übrigen 10%
werden im System der Haargefäße
(Kapillaren) als eine eiweißreiche,
klare Flüssigkeit abgefiltert, die als
Lymphe bezeichnet wird.
Eine Vermehrung der lymphpflichtigen Last kann auch durch zu große
körperliche Aktivität entstehen.
Hierbei sind die Grenzwerte natürlich individuell verschieden. Durch
den Mehrbedarf der Beinmuskulatur an Sauerstoff und Energie bei
meist ungewohnten körperlichen
Anstrengungen, muss das Herz pro
Zeiteinheit mehr Blut ins Bein
pumpen, das Herzzeitvolumen
steigt. 10% davon fallen prinzipiell
als Lymphflüssigkeit an; damit
steigt die Belastung des Lymphsystems.
Durch die Vermehrung der lymphpflichtigen Last werden die bereits
zugedrückten Lymphbahnen in ihrer
Transportkapazität noch mehr überfordert und schwellen an. Aus diesem Grund ist bei Patientinnen mit
Lipödem grundsätzlich eine phlebologische Untersuchung des Venensystems indiziert, da Krampfadern
sowohl vermieden als auch gut behandelt werden können.
Manche Betroffene berichten von
einer Zunahme der Beschwerden
nach anregenden Getränken, z. B.
Kaffee, Cola, Schwarztee, Sekt
oder Wein. Coffein und Alkohol
regen die Mikrozirkulation in den
kleinsten Gefäßen an und führen
so zu einer vermehrten Inanspruchnahme des Lymphsystems.
Genussmittel
11
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Komplikationen
des
Lipödems
An erster Stelle der möglichen
Komplikationen zu nennen sind
Verschleißerkrankungen der Gelenke (bevorzugt der Lendenwirbelsäule, Hüft-, Knie- und Fußgelenke).
Eine zweite Komplikation ist die
Entwicklung von Lymphödemen.
Speziell im Stadium III des Lipödems kommt es durch zunehmende Einengung der Lymphgefäße
durch das wuchernde Fettgewebe
zur Lymphabflussstörung. Bei fortschreitender Erkrankung können
so Lymphödeme größeren Ausmaßes zusätzlich zu einem Lipödem hinzukommen. Im Gegensatz
zu reinen Lymphödemen, die meist
auf beiden Seiten unterschiedlich
ausgeprägt sind, ist die Entwicklung eines Lymphödems im Rahmen einer Lipödemerkrankung immer symmetrisch.
Eine dritte Komplikation ist die
Gewichtszunahme! Wie anfangs
erwähnt, kommt es durch psychisch
depressive Faktoren beim Lipödem
häufig zur Gewichtszunahme.
Hiermit wird das Risiko zu den
weiteren Komplikationen wie Gelenkverschleißerkrankungen oder
Entwicklung eines Lymphödems
drastisch verstärkt.
12
Die Behandlungsmöglichkeiten
sind begrenzt
Diäten
und Fastenkuren
Das Lipödem ist ursächlich nicht
ernährungsbedingt und kann daher
durch Diäten und Fastenkuren
nicht grundlegend beeinflußt
werden.
Häufig leiden die Betroffenen an
einer starken Störung ihres
Selbstwertgefühls. Ihnen wird allzu oft eingeredet, ihre Erkrankung
wäre auf Fehlernährung zurückzuführen. Dies erfahren sie nicht nur
durch ihre Familie und ihr privates/berufliches Umfeld, sondern
leider oft auch durch fachunkundige Kinder- und Hausärzte. Durch
diese massive Außenbeeinflussung glauben viele Betroffene
letztendlich wirklich, die Symptome wären ernährungsbedingt und
starten die ersten Fastenkuren.
Die damit erzielte Gewichtsreduzierung hat jedoch keinerlei Einfluss auf die Beinumfangsmaße.
Außerdem bewirkt eine Diät eine
Umstellung des Organismus auf
Sparflamme, so dass die nachfolgende wieder „normale“ Nahrungsaufnahme zu einem überschießenden Gewichtsanstieg
(meist an den Beinen zuerst!) führt.
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Häufig sind Essstörungen jedoch
eine Begleiterscheinung des
Lipödems.
Spätestens, wenn die Beine
berührungsempfindlich werden
und bei jeder Berührung Schmerzen und Hämatome entstehen,
ist das Sexualleben massiv beeinträchtigt. Als Folge davon suchen
die Betroffenen oft nach einer Ersatzbefriedigung, häufig in einer
übermäßigen Nahrungsaufnahme.
Dies führt in vielen Fällen zu einer
behandlungsbedürftigen Essstörung. Für den weiteren Verlauf
ausschlaggebend ist, zu einem
gesunden Essverhalten zurück zu
finden und mittelfristig sein Wohlfühlgewicht zu erreichen. Dazu
braucht es in der Regel unterstützende (psychologische) Ernährungsberatung.
Medikamentöse
Behandlung
Das Lipödem ist durch Medikamente (weder durch Tabletten,
noch durch Salben) nicht beeinfluss- oder heilbar!
Sport
Die ideale sportliche Tätigkeit beim
Lipödem ist Schwimmen. Hier findet die muskuläre Tätigkeit im Horizontalen statt, so dass keine Gefahr eines bei senkrechter Körperhaltung auftretenden Ödems (orthotatisches Syndrom) droht. Auch
Fahrradfahren wirkt günstig. Empfohlen werden können auch Gymnastik, Spaziergänge, leichteres
Joggen und besonders gut Aquajogging (Wassergymnastik) und
(Nordic) Walking.
Kosmetische
Korrekturen
Eine Liposuktion (Fettabsaugung) ist
eine häufig angewandte Behandlungsmöglichkeit. Zu beachten ist,
dass in der Vergangenheit bei einigen Fällen keine Verbesserung erzielt
werden konnte. Werden bei dieser
Behandlung die Lymphbahnen beschädigt, kann es sogar zu einer Verschlechterung kommen. Vor einer
Entscheidung zur Liposuktion sollten
Sie sich über alle möglichen Nebenwirkungen, die auf Sie zukommenden Kosten und die Langzeitergebnisse dieser Methode aufklären lassen. Konsultieren Sie mehrere Ärzte!
13
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Lymphdrainage
und Kompressionsbehandlung
Während die bisher beschriebenen
Maßnahmen beim a-Typ des Lipödems (Lipohypertrophie) ausreichen, ist die einzig anerkannte
Behandlungsmöglichkeit beim
schmerzhafen und komplikationsträchtigen b-Typ die Komplexe
Physikalische Entstauungstherapie
(KPE), eine Kombination von
Manueller Lymphdrainage (MLD)
und Kompressionsbehandlung.
Dabei wird mittels einer speziellen
Massagetechnik der Lymphtransport angeregt und Verhärtungen
des Gewebes werden gelockert.
Während einer Sitzung können die
speziell ausgebildeten Lymphtherapeuten z.B. bis zu 500 ml Lymphe
und Flüssigkeit aus jedem Bein
bewegen.
Wie bei einem Schwamm, der
sofort wieder vollläuft, wenn der
Druck weggenommen wird, läuft
auch das Lymphödem im Fettgewebe sofort wieder nach, wenn
nicht nach der MLD eine Kompressionsbehandlung erfolgt.
14
Zusätzlich ist unbedingt eine
Versorgung mit medizinischen
Kompressionsstrümpfen oder
-strumpfhosen notwendig.
In der Phase 1 der KPE (Entstauungsphase) wird zunächst mit
lymphologischen Kompressionsverbänden gearbeitet. In der
Phase 2 (Erhaltungs- und Optimierungsphase) sind lymphologische,
d.h. in aller Regel flachgestrickte
Kompressionsstücke zu tragen.
Die Apparative Intermittierende
Kompression (AIK) mit 12-KammerGeräten kann beim Lipödem unterstützend eingesetzt werden, wenn
die Behandlung des zentralen Abflusses (Rumpf und Halsregion)
durch MLD gewährleistet ist.
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15
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Ambulante oder
stationäre Behandlung?
Ein Lipödem im Stadium I
wird normalerweise ambulant behandelt. Ab dem Stadium II muss eine stationäre
Behandlung zumindest als
Erstmaßnahme erwogen
werden. Dies hat mehrere
Gründe:
Die Erkrankung bedarf
einer ständigen Behandlung. Wird sie unter- oder abgebrochen, werden sich der Befund
und die Beschwerden wieder
mehr oder weniger schnell verschlechtern. Das Leiden ist anlagebedingt; eine Ursache, die therapeutisch angegangen werden
kann, gibt es daher nicht.
1
Die sehr oft jungen Betroffenen müssen von der
Notwendigkeit, Kompressionsstrumpfhosen konsequent zu tragen, überzeugt werden. Das gelingt naturgemäß eher, wenn ein
Effekt sichtbar wird. Zwar bringt
eine ambulante Behandlung in
vielen Fällen eine deutliche Minderung der Beschwerden, jedoch
keine nennenswerte Umfangsabnahme der Beine.
2
16
Die Betroffenen haben in
den meisten Fällen (je
jünger, desto öfter) ein sehr gestörtes Selbstwertgefühl. Häufig
ist es hilfreich, in einer Gruppe mit
Leidensgenossinnen zu sein, die
die gleichen Probleme haben und
mit denen ein Erfahrungsaustausch möglich ist. Viele Frauen
sind nach einem Aufenthalt in einer Lymphklinik innerlich wie verwandelt und zeigen wieder eine
positive Lebenseinstellung.
3
In fortgeschrittenen Stadien kann eine wirksame
Entstauung nur mit großem Aufwand erreicht werden. Die ambulanten Möglichkeiten vor Ort
reichen oftmals nicht aus.
4
Schwere Begleiterkrankungen erfordern bei der
KPE ärztliche Überwachung.
Viele ältere Patienten mit Lipödem sind in ihrer Mobilität eingeschränkt.
5
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Stationäre Behandlung
in einer Lymphklinik
Eine optimale Behandlung,
wie sie wohl nur unter stationären Bedingungen (lymphologische Fachklinik
oder Spezialabteilung)
durchgeführt werden kann,
sieht wie folgt aus:
Manuelle Lymphdrainage
1 als Ganzbehandlung über
mindestens 60 Minuten, dabei
Atemübungen und entstauende
Bewegungsübungen. Eventuell
später Behandlung des zentralen
Abflussgebietes.
Anschließende Kompressionsbandagierung
der Beine mit speziellen schaumstoff- und textilelastischen Kurzzugbinden.
2
Eventuell unterstützend
Apparative Intermittierende Kompression.
3
Hierzu kommen wichtige unterstützende Maßnahmen:
• Hautpflege
• Ernährungsberatung
• Reduktions- und Vollwertkost
• Schmerztherapie
• Ergometer- und Fitnesstraining
• Terraintraining
• Psychologische Betreuung
• Anleitung zur Selbstbehandlung
ie Patientinnen sind mit der
Therapie den ganzen Tag
beschäftigt. Nur durch diese
intensiven Maßnahmen können
nennenswerte Umfangsreduktionen
erreicht werden. In den ersten beiden Wochen ist der Behandlungserfolg noch relativ gering. Der
größte Fortschritt ist in den meisten Fällen spätestens in der
3. Woche zu erwarten. Bei schwerer Erkrankung mit sekundärem
Lymphödem kann auch eine längere Behandlung notwendig werden.
D
17
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Anschließende
ambulante Behandlung
Nach erfolgter Versorgung
mit Kompressionsstrümpfen
muss dann zu Hause eine
konsequente, dauerhafte
Fortsetzung dieser Behandlung erfolgen:
Ein bis zwei mal manuelle Lymphdrainagen in der Woche, dauerndes Tragen der Kompressionsstrumpfhose und, falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, zusätzliche Verordnung eines Gerätes zur
apparativen, intermittierenden
Kompression durch den betreuenden Hausarzt oder Lymphologen.
Diese Maßnahmen dienen zur Sicherung des Behandlungserfolges
in der Lymphklinik.
In vielen Fällen mag das ausreichend sein. Es gibt aber häufig die
Situation, dass trotz guter Mitarbeit der Patienten und Erhöhung
der wöchentlichen Lymphdrainagen, zusätzliche Stunden im „Lymphomaten“ und eventuell eine Erhöhung der Kompression durch
stärkere und/oder zusätzliche
18
Kompressionsstrümpfe keine
Besserung erzielt wird, sondern
eine kontinuierliche Verschlechterung eintritt. Dies kann sich in
Form einer schleichenden Umfangszunahme und/oder zunehmenden Stauungsbeschwerden/
Schmerzen äußern.
Tritt dies trotz aufgeschlossener
und aktiver Therapieteilnahme der
Patienten auf, d. h. sind Complianceprobleme als Grund ausgeschlossen, wird sich ein erneuter
stationärer Aufenthalt in einer
Lymphklinik nicht umgehen lassen. Auch weitere stationäre Behandlungen im Laufe der Jahre
müssen in Betracht gezogen werden, wenn die Möglichkeiten der
ambulanten Behandlung vor Ort
ausgeschöpft sind.
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite 19
Was die Patientin
beachten sollte
1
Beruf und Haushalt
• Verletzungen, Überanstrengungen, extreme Temperaturen (Hitze
und Kälte) meiden!
2
Kleidung
• Röcke, Hosen und Gürtel dürfen
keinen Druck ausüben - die freie
Atmung ist wichtig!
Schönheitsund Körperpflege
• Bei der Nagelpflege den Nagelfalz nicht schneiden!
• Keine hautreizenden Kosmetika
verwenden!
Keine alkalische Seife, sondern
Seife mit saurem pH-Wert ver
wenden – der Säureschutzfilm der
Haut soll nicht zerstört werden.
Die Haut darf nicht trocken oder
rissig sein.
• Vorsicht bei der Sauna! Sie
kann, muss aber nicht schädlich
sein.
• Vorsicht beim Sonnenbad: die
Haut unbedingt vor Sonnenbrand
schützen!
Vermeiden Sie knetende Massagen des Beines und des gleichseitigen unteren Rumpfquadranten!
3
4
Sport
Sport zu betreiben ist generell
vorteilhaft. Der entstauende Effekt
der sportlichen Betätigung wird
durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen noch gesteigert.
• Lassen Sie sich von Ihrem Arzt
Kompressionsstrümpfe vom
renommierten bayerischen Hersteller Juzo verordnen. Mit dem
von Juzo speziell entwickelten
Skin Protect-Verfahren wird das
feine Gestrick außergewöhnlich
luft- und feuchtigkeitsdurchlässig
und ist daher angenehm zu tragen.
• Keine abrupten Bewegungen
der geschwollenen Extremität
(Vorsicht bei Sportarten wie
Tennis, Squash, Fußball etc.)
• Keine Erfrierungen beim
Wintersport!
• Keine Verletzungen riskieren!
(Lieber Langlauf als alpines Skilaufen; ruhiges Schwimmen
gehört zu den therapeutischen
Maßnahmen).
19
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5
Ernährung
• Halten Sie Ihr Sollgewicht bzw.
versuchen Sie, es im Falle von
Übergewicht durch Diät und Bewegung wiederzugewinnen!
• Achten Sie auf ausgewogene
Ernährung! Nehmen Sie reichlich
Vitamine zu sich! Vermeiden Sie
Zucker, Süßigkeiten und Nahrungsmittel aus weißem Mehl
(Kuchen, Kekse usw.).
• Schränken Sie die Kochsalzzufuhr ein. Flüssigkeitsaufnahme
nach Durstgefühl, d. h. Sie dürfen
trinken, soviel Sie wollen (mindestens zwei Liter pro Tag).
6
Garten
• Vermeiden Sie Verletzungen
(Stacheln, Dornen, Geräte)!
7
Haustiere
• Katzenkratzer, Bisse etc. unbedingt vermeiden!
8
Während des Tages
• Spezielle, entstauende gymnastische Übungen - falls vom Arzt
verordnet - in Kompressionsstrümpfen durchführen.
20
Während der
Nachtruhe
• Falls verordnet – nach sorgfältiger Hautpflege die betroffene
Extremität bandagieren!
• Betroffene Arme oder Beine
hochlagern! (Evtl. das Bettende
erhöhen).
9
10
Urlaub
Tropische Gebiete vermeiden
(Hitze, Insekten)! Antibiotika für
den Notfall mitnehmen. (Dosierung teilt Ihnen Ihr Arzt mit)
Legen Sie bei längeren Reisen
Pausen ein, um gymnastische
Übungen zu machen (im Flugzeug,
wenn möglich, hin und wieder
aufstehen und laufen; wippende
Bewegungen mit den Füßen
durchführen).
Physiotherapie/
Krankengymnastik
• Keine knetenden Massagen!
• Keine Fangopackungen am
ödematösen Bereich!
• Keine tiefenwärmeerzeugende
Elektrotherapie!
• Keine überdehnende
Krankengymnastik!
11
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite 21
12
Arzt
• Den Blutdruck nicht am
betroffenen Arm messen.
• Keine Phlebographie, keine
direkte Lymphographie an geschwollenen Gliedmaßen durchführen lassen!
• Eine manuelle Lymphdrainage
nicht als isolierte Therapiemaßnahme akzeptieren! (Kompressionsbehandlung ist unbedingt notwendig!) Bei der manuellen Lymphdrainage muss immer der betreffende Körperquadrant oder der
ganze Körper lymphdrainiert werden.
Sofort den Arzt
aufsuchen:
• Wenn Schmerzen auftreten
und/oder die Muskelkraft nachläßt.
• Wenn sich die Schwellung
trotz adäquater Behandlung verschlechtert.
• Wenn Entzündungen an den
Beinen mit Schmerzen, Rötungen,
Flecken, Schüttelfrost auftreten
(Wundrose = Erysipelinfekt).
13
21
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite 22
Adressen
Baumrainklinik „Haus am Schloßpark“,
Fachklinik für Lymphologie und Ödemkrankheiten
Chefarzt: Dr. med. Winfried Schneider
Hochstraße 7, 57319 Bad Berleburg
Telefon: 0 27 51 / 80 40, Telefax: 0 27 51 / 80 42 00
Email: [email protected]
Internet: www.lymphklinik.com
Hufelandklinik, Abt. Naturheilverfahren/Lymphologie
PD Dr. med. Rainer Brenke
Taunusallee 5, 56130 Bad Ems
Telefon: 0 26 03 / 92 - 0, Telefax: 0 26 03 / 92 - 18
Email: [email protected]
Internet: www.hufeland-klinik.com
Eggbergklinik Bad Säckingen GmbH, Klinik für Lymphologie
Chefarzt: Dr. med. H. Hakuba
Bergseestraße 81, 79713 Bad Säckingen
Telefon: 0 77 61 / 55 10, Telefax: 0 77 61 / 55 11 66
Email: [email protected]
Internet: www.eggbergklinik.de
REHA-Klinik Schloß Schönhagen mit lymphologischer
Fachabteilung, Chefarzt: Priv.-Doz. Dr. med. Helmut Rogge
Schloßstraße 1, 24398 Brodersby
Telefon: 0 46 44 / 90 - 0, Telefax: 0 46 44 / 90 - 18 00
Email: [email protected]
Internet: www.damp.de
Ostseeklinik Damp, Abteilung Innere Medizin
Chefarzt: Dr. med. Joachim Georgi
Seute-Deern-Ring 20, 24351 Damp
Telefon: 0 43 52 / 80 60 01, Telefax: 0 43 52 / 80 60 02
Email: [email protected]
Internet: www.damp.de
22
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite 23
Seeklinik Zechlin
Obere Braminseestraße 22, 16837 Dorf Zechlin
Telefon: 03 39 23 / 8 90, Telefax: 03 39 23 / 7 05 07
Email: [email protected]
Internet: www.seeklinik.de
Dr. med. Manuel Cornely
Wagnerstraße 15, 40212 Düsseldorf
Telefon: 02 11 / 35 28 25, Telefax: 02 11 / 35 76 01
Email: [email protected]
Internet: www.hautarzt-duesseldorf.de
Krankenhaus Freising, Station A 6 – Lymphangiologie/Kardiologie
Fachbereichsleitung: Dr. med. Roman H. K. Strößenreuther
Mainburger Straße 29, 85356 Freising
Telefon: 0 81 61 / 24 30 00, Telefax: 0 81 61 / 24 - 30 99
Email: [email protected]
Internet: www.klinikum-freising.de
Ambulantes Lymphnetzwerk e.V.
Dr. med. Wilfried Jungkunz
Haingraben 11, 61169 Friedberg
Telefon: 0 60 31 / 1 47 77 , Telefax: 0 60 31 / 77 07 17
Email: [email protected]
Deutsche Gesellschaft für Lymphologie
Lindenstraße 8, 79877 Friedenweiler
Telefon: 0 76 51 / 97 16 11, Telefax: 0 76 51 / 97 16 12
Email: [email protected]
Internet: www.dglymph.de
Gesellschaft deutschsprachiger Lymphologen
Frau Dr. med. Etelka Földi
Rößlehofweg 2 - 6, 79856 Hinterzarten
Telefon: 0 76 52 / 1 24 0, Telefax: 0 76 52 / 12 41 16
Email: [email protected]
Internet: www.lymphologie.org
23
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite 24
Földi-Klinik, Fachklinik für Lymphologie
Ärztliche Leiterin: Frau Dr. med. Etelka Földi
Rößlehofweg 2 - 6, 79856 Hinterzarten
Telefon: 0 76 52 / 1 24 0, Telefax: 0 76 52 / 1 24 - 116
Email: [email protected]
Internet: www.foeldiklinik.de
Dr. med. Klaus Schrader,
Facharzt für Allgemeinmedizin/Phlebologie
Enoch-Widmann-Straße 18, 95028 Hof/Saale
Telefon: 0 92 81 / 73 73 - 0, Telefax: 0 92 81 / 73 73 - 30
Email: [email protected]
Internet: www.gefaesszentrum-hof.de
Lympho-Opt, Fachklinik für Lymphologie
Ärztlicher Leiter: Dr. med. F. J. Schingale
Happurger Straße 15, 91224 Pommelsbrunn/Hohenstadt
Telefon: 0 91 54 / 91 12 00, Telefax: 0 91 54 / 91 12 02
Email: [email protected]
Internet: www.lympho-opt.de
Klinikum Fichtelgebirge, Innere Abteilung
Chefarzt: Dr. med. Bertram Krüger, FA für Innere Medizin
Weißenbacher Straße 62, 95100 Selb
Telefon: 0 92 87 / 9 71 - 0, Telefax: 0 92 87 / 9 71 - 2 22
Email: [email protected]
Internet: www.khselb.de
Feldbergklinik Dr. Asdonk
Chefarzt: Dr. med. U. Herpertz
Todtmooser Straße 48, 79837 St. Blasien
Telefon: 0 76 72 / 48 40, Telefax: 0 76 72 / 48 45 55
Email: [email protected]
Internet: www.feldbergklinik.de
24
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite U3
Klinik Pieper, Fachklinik für onkologische und
lymphologische Erkrankungen
Chefarzt: Dr. med. Ch. Schuchhardt,
Facharzt für Hämatologie und internistische Onkologie
Vorderdorfstraße 17, 79837 St. Blasien-Menzenschwand
Telefon: 0 76 75 / 1 68 - 0, Telefax: 0 76 75 / 1 68 - 2 22
Email: [email protected]
Internet: www.klinik-pieper.de
Wittlinger Therapiezentrum
Chefarzt: Dr. med. Georg Kettenhuber
Alleestraße 30, A-6344 Walchsee/Tirol
Telefon: 0043 / 53 74 / 52 45, Telefax: 0043 / 53 74 / 5 24 54
Email: [email protected]
Internet: www.wittlinger-therapiezentrum.com
überreicht von:
14290101/6/12
Das Lipödem 20.04.2007 10:07 Uhr Seite U4
Julius Zorn GmbH
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86551 Aichach
www.juzo.com
[email protected]
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