Deutsche Zusammenarbeit mit Afghanistan Stärkung des Privatsektors Programm Situation Überblick Engagement in den Provinzen Balkh, Kunduz, Baghlan, Takhar, Badakhshan (oben von links nach rechts) und Kabul (unten rechts) sowie landesweit (Mikro­finanzsektor) Programm: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im Norden Afghanistans und in Kabul, Förderung von Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen (KKMU) durch die Stärkung des Finanzsektors Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Partner: Ministry of Commerce and Industry (MoCI), Ministry of Finance (MoF), First Micro Finance Bank (FMFB) Afghanistan, Afghanistan Inter­ national Bank (AIB) und Ghazanfar Bank Durchführungsorganisationen: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank und Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) Provinzen: Badakhshan, Baghlan, Balkh, Kabul, Kunduz und Takhar Programmziel: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Privatsektors, der Beschäftigungsmöglichkeiten sowie der rechtlichen und regulativen Rahmenbedingungen und Förderinstrumente für die Wirtschaft. Nutzung von Basisfinanzdienstleistungen durch Haushalte und private KKMU. Knapp 40 Prozent der Bevölkerung Afghanistans leben unterhalb des Existenzminimums. Jedes Jahr drängt eine Million junger Leute auf den Arbeitsmarkt. In den vergan­ genen Jahren hat die afghanische Regierung wesentliche Weichen für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gestellt. Dennoch fehlen in den öffentlichen und privaten Institutionen ausreichende Kapazitäten für eine marktwirt­ schaftlich orientierte Wirtschaftspolitik. Zudem mangelt es an grundlegenden Voraussetzungen für eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung: Planungssicherheit, Infrastruktur, Zugang zu Kapital und qualifizierten Arbeitskräften. Ziel Die deutsche Regierung unterstützt seit 2002 die afgha­ ni­sche Regierung bei ihren Reformbemühungen im Wirt­­­schaftsbereich. Gesetzliche und institutionelle Rah­ men­­bedingungen sowie Förderstrukturen für die Privat­ wirtschaft gilt es auf nationaler Ebene, aber auch in den nördlichen Provinzen zu ent­wickeln und zu verbessern. Zudem soll die Weiterver­arbeitung landwirtschaftlicher und handwerk­licher Produkte gefördert werden. Wirkungen Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirt­ schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist der Zugang für Kleinstunternehmer sowie für kleine und mittlere Unternehmen zu adäquaten Finanzprodukten erleichtert worden. Die Wettbewerbsfähigkeit der afgha­ nischen Wirtschaft und damit die Beschäftigungs- und Einkommenssituation der Bevölkerung hat sich verbessert. Insgesamt profitiert der Privatsektor von besseren Rahmen­ bedingungen. www.ez-afghanistan.de erarbeitet, die den Privatsektor stärken und Afghanistans Wettbewerbsfähigkeit steigern. Gleichzeitig wird der Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO unterstützt. Aufbau der Afghanischen Industrie- und Handelskammer (ACCI) Die Kammer wurde bei ihren landesweiten Wahlen unter­stützt. Damit wurde ihr Ansehen gestärkt sowie ihre Einflussmöglichkeiten bei der Regierung für die Interessen der privaten Wirtschaft vergrößert. Zugleich wurde mit der Dezentralisierung das Serviceangebot der Kammer für Unternehmen auf Provinzebene verbessert. Landesweite Kammerwahlen fanden im September 2011 in Afghanistan statt | Foto: GIZ Die KfW Entwicklungsbank unterstützt die afghanische Regierung durch: F inanzsystementwicklung Als Treuhänderin des Bundes ist die KfW Entwicklungs­ bank an der größten Mikrofinanzbank des Landes, der First Micro Finance Bank (FMFB) Afghanistan, beteiligt und finanziert ihr Wachstum mit zusätzlichen Refinan­ zierungsmitteln. Seit ihrer Gründung 2004 arbeitet die FMFB in 51 Distrikten in 15 Provinzen und beschäftigt 960 Personen, darunter 18 Prozent Frauen. Derzeit sind 58.000 Mikrokredite (mit einem Durchschnittsbetrag von 1.200 US-Dollar) und 600 Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen (Durchschnittsvolumen: 19.000 US-Dollar) ausstehend. 16 Prozent der Kreditnehmer sind Frauen. Kreditgarantiefonds Durch den von der Deutschen Investitions- und Entwick­ lungsgesellschaft (DEG) betreuten Kreditgarantiefonds konnten bis September 2012 insgesamt 2.480 Einzelkredite mit einem Gesamtvolumen von 88 Millionen US-Dollar vergeben werden. Dadurch entstanden circa 5.000 Arbeits­ plätze. Eine Textilfabrik in Kabul, die im Dezember 2010 gegründet wurde, konnte mit Hilfe eines Kredits über 0,5 Millionen US-Dollar, die Anzahl ihrer Mitarbeiter/­ innen von 80 auf 320 erhöhen. 80 Prozent der Angestell­ten sind Frauen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt die afghanische Regierung durch: Beratung des Ministeriums für Handel und Industrie (MoCI) Die Beratung des Ministeriums trug zu einer Verbesserung der Handelsbedingungen bei, so bei vereinfachten Export­ prozeduren und dem Abschluss neuer regionaler Handels­ abkommen. Zudem werden neue Gesetzes­initiativen Durchgeführt von: Aufbau der Exportförderagentur Afghanistans (EPAA) Mit Marktanalysen und durch die von EPAA organisier­ te Teilnahme afghanischer Produzenten an wichtigen internationalen Messen – unter anderem an der weltweit größten Teppichmesse Domotex in Hannover – konnten neue Auslandsmärkte erschlossen werden. Wertschöpfungsketten Durch Verbesserung der lokalen Produktions- und Ver­ marktungsprozesse (Wertschöpfung) in Sektoren wie Teppiche, Obst, Trockenfrüchte und Edelsteine entstanden in den Nordprovinzen knapp 3.000 neue Arbeitsplätze. Hinzu treten erhebliche indirekte Beschäftigungswirkun­ gen. In der Teppichproduktion profitieren vor allem Frauen. Hier konnten Quantität und Qualität erhöht und so in der Produktion das Einkommen um bis zu 30 Prozent gestei­ gert werden. Im Bereich Edelsteine wurden durch neu errichtete Trainingszentren Wertschöpfungsgewinne von 40 bis 300 Prozent bei den Produzenten erreicht. Existenzgründungen und innovative Einzelmaßnahmen Rund 600 Arbeitsplätze wurden durch über 150 Existenz­ gründungen und innovative Einzelmaßnahmen (zum Beispiel Molkereiproduktion) geschaffen. Im Bereich Kaschmirproduktion entstehen durch eine Verarbeitungs­ anlage in Badakhshan rund 200 neue Arbeitsplätze. Geschäftsentwicklung (Business Development Services) Im Norden Afghanistans wurde ein Netzwerk privater Dienstleister für Unternehmer geschaffen, das speziell kleine und Kleinstunternehmen bei betrieblichen Pro­ble­ men und für den Zugang zu neuen Märkten berät. Stand Januar 2013 Kontakt: Francisco Villela Leiter des Programms Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im Norden Afghanistans und in Kabul Email: [email protected] Dr. Solveig Buhl Direktorin des KfW Büros Kabul, Afghanistan Email: [email protected]