Heribert Schmitz (Oberasbach) Vortrag vor der GKP Nürnberg am Mittwoch, 16.10.2013 Der Text will in 13 Punkten einen Überblick über die Entwicklung im Nahen Osten geben, ausgehend vom Untergang des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg, zu dem die meisten dortigen Gebiete zunächst gehörten. Denn die schier unlösbar erscheinende Situation, aktuell mit dem „arabischen Frühling“ und dem Bürgerkrieg in Syrien, lässt sich erst auf dem Hintergrund der wechselvollen Vorgänge von 1918 bis heute verstehen. 1. Osmanisches Reich Vor dem Ersten Weltkrieg: überschuldet, pleite, Verlust von Bosnien, Herzegowina, Tripolis; Bulgarien wird Königreich; Sultan Abdul Hamid II. 1908 gestürzt und durch Mehmet V. Reschad ersetzt; Friedenverträge mit Griechenland, Serbien, Bulgarien. Die Türken im Ersten Weltkrieg: Zunächst neutral dann aber seit Oktober 1914 verbündet mit den Zentralmächten D, Ö-U, Bulgarien. 1915 begann der Völkermord – vom wilhelminischen Kaiserreich auch ideologisch gestützt – an den über eine Million christlichen Armeniern. Der Massenmord diente Hitler später als Vorbild für die Judenausrottung: Um dem eigenen Untergang zu entgehen, sei er nicht zu vermeiden und würde schnell vergessen sein. Das erinnert an Himmlers Posener Rede. Der den Krieg beendende Waffenstillstand wurde am 30. Oktober 1918 im Hafen von Lemnos unterzeichnet. Der Traum vom Großosmanischen Reich einschl. Usbekistan, Aserbeidschan und Turkmenistan war damit ausgeträumt. Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres 1920 seine Gebiete Thrakien und Smyrna (das türkische Izmir) und Teile Westanatoliens an Griechenland, Syrien und Kilikien an Frankreich; die Region um Adana, Rhodos und die Dodekanes an Italien; Zypern und Ägypten waren bereits unter Brit. Herrschaft; der Bosporus kam unter internationale Kontrolle. In den östlichen Landesteilen um Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt. In der besetzten Hauptstadt war der Sultan lediglich ein Ausführungsorgan für die Siegermächte. Nur Mustafa Kemal Pascha organisierte den politischen und militärischen Widerstand. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit den Griechen, nach deren Ende am 9. September 1922 Izmir zurückerobert wurde. Es kam zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium und „Griechen“ von türkischem Territorium vertrieben: „Bevölkerungsaustausch“. Die Nationalregierung – nun in Ankara – erklärte im November 1922 das Sultanat für abgeschafft. Das Osmanische Reich war nach 622 Jahren Geschichte. Die Abgeordneten sowie Sultan Mehmed VI. samt seiner Familie wurden auf einem britischen Kriegsschiff nach Malta deportiert. Über Mekka ging letzterer ins Exil nach San Remo, wo er vier Jahre später starb. Am 24. Juli 1923 wurden mit dem Vertrag von Lausanne die Bestimmungen des Vertrages von Sèvres von 1920 revidiert. Die auch heute gültigen Grenzen des neuen Staates wurden völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde die wechselseitige Vertreibung der Minderheiten, der Bevölkerungsaustausch, legalisiert. Nachdem alle ausländischen Militäreinheiten Anatolien verlassen hatten, rief Mustafa Kemal Pascha am 29. Oktober 1923 die Republik aus. Am 3. März 1924 folgte die Aufgabe des Kalifats. Die Scharia wurde abgeschafft, Fez (die traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) und Schleier für die Frau verboten. 1926 wurde die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt, sowie das metrische System und die lateinische Schrift eingeführt. Weitere Reformen: die Einehe, ein Familiennamensgesetz und die Gleichstellung von Mann und Frau einschl. des aktiven Wahlrechts 1930 und des passiven 1934. Es folgten das deutsche Handelsrecht, das italienische Strafrecht und 1928 die Säkularisierung. Von der Nationalversammlung erhielt Mustafa Kemal den Namen Atatürk (Vater der Türken). Nur wenige der Reformen wurden (nach seinem Tode) zurückgenommen, sehen wir mal von Erdogan ab. Teile bulgarisch Thrakiens gingen an die Türkei: 2010 kündigte die bulgarische Regierung ihr Vetorecht bei einem möglichen EU-Beitritt der Türkei in Bezug auf die Entschädigung der thrakischen Bulgaren an. 2 2. Kolonialpolitik über das Osmanische Reich Einer der Gründe für den Krimkrieg 1853-56 war auch der Anspruch Russlands gegenüber Frankreich auf das „Protektorat über das Heilige Land“; bereits zu dieser Zeit strebten Österreich + GB eine Aufteilung des Osman. Reiches an. Zur Beuteverteilung bereits vor Kriegsende 1918 gab es 2 Schritte (Korrespondenz 1915/16 zwischen dem Haschemiten Sherif von Mekka Hussein – Henry MacMahon, Britischer Hochkommissar in Ägypten): – GB werde als Gegenleistung für den Aufstand gegen die Osmanen ein arabisches Großreich (Syrien und Mesopotamien) einschl. „Küstenregion“, schaffen – keine Grenzfestlegungen, da die Interessen des Bündnispartners Frankreich nicht beeinträchtigt werden sollten. – der Name Palästina wurde nicht genannt. Das Sykes-Picot-Abkommen von 1916 Das zwischen dem französischen Diplomaten François Georges-Picot und dem Engländer Mark Sykes vom 16. Mai 1916 ausgehandelte Abkommen war eine geheime Übereinkunft zwischen den Regierungen Großbritanniens und Frankreichs. Darin wurden die kolonialen nahöstlichen Interessen für die Zeit nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches festgelegt. Hussein nennt sich im Vorgriff bereits 1916 „König der arabischen Länder“. Das Sykes-Picot-Abkommen stand inhaltlich mit der Hussein-McMahon-Korrespondenz der Jahre 1915-1916 im Widerspruch. Während in der Korrespondenz den Arabern die Unterstützung Großbritanniens im Falle einer Revolte und die Anerkennung einer anschließenden arabischen Unabhängigkeit in Aussicht gestellt und zugesagt wurde, teilten nun Frankreich und Großbritannien weite Teile des arabischen Territoriums unter sich auf. Allerdings enthielt auch das Sykes-Picot-Abkommen bereits im ersten Paragraphen den Hinweis, dass sowohl Frankreich als auch Großbritannien bereit seien, einen unabhängigen arabischen Staat in den mit A und B markierten Regionen der Landkarte anzuerkennen und zu schützen. Um Italien und Russland einzubinden, wurde das Sykes-Picot-Abkommen später erweitert. Russland sollte Armenien und Teile Kurdistans erhalten, Italien einige ägäische Inseln. Die Aufteilung der arabischen Länder wurde im Vertrag von Sèvres im Jahre 1920 formell besiegelt. Was war die Wirkung? 3 In der Oktoberrevolution von 1917 kam es zur Veröffentlichung des geheimen Abkommens durch die bolschewistische Regierung in den russischen Tageszeitungen Prawda und Iswestija und drei Tage später im britischen Guardian. Das doppelte Spiel des „Albion perfide“ löste große Verärgerung und wachsendes Misstrauen bei den Arabern aus, was diese in Aufruhr versetzte. Mit der Konferenz von San Remo vom April 1920 und dem Churchill-Weißbuch von 1922 wurden Versuche unternommen, diese Probleme zu lösen und festgelegt: Palästina („Syrien westlich des Bezirks von Damaskus“) ist ein Teil der vertraglich ausgenommenen Gebiete. Die Hauptpunkte des Sykes-Picot-Abkommens wurden in der Konferenz von San Remo bestätigt, auf der die drei Völkerbundmandate vom 24. Juli 1922 beruhen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs legte der Vertrag von Versailles fest, dass die Unabhängigkeit der ehemals unter osmanischer Herrschaft stehenden arabischen Länder anerkannt würde, wenn diese das „Mandat“ eines Staates – also nicht einer Organisation – akzeptieren würden. Großbritannien erhielt das britische Mandat Mesopotamien auf dem Gebiet des heutigen Irak, sowie das Völkerbundmandat für Palästina, welches den südlichen Teil der osmanischen Provinz Syrien (Palästina und Jordanien) umfasste, während Frankreich das Völkerbundmandat für Sy- 4 rien einschl. Libanon auf dem restlichen Gebiet des osmanischen Syriens zugesprochen wurde. Gab es vor dem Ersten Weltkrieg noch fünf bis sechs ambitionierte europäische Großmächte waren nun D, Ö, R dazu nicht mehr in der Lage. Der gesamte Nahe Osten blieb für mehrere Jahrzehnte uneingeschränkt britisch-französisches Einflussgebiet. 3. Haschemiten Familie mit Propheten verwandt, Scherifenamt (Nachkommen) von Mekka seit 11. Jahrh. 1908: Sultan Abdul Hamid II. setzt Hussein Ibn-Ali als Großscherif in Mekka ein, der versucht in der „Arabischen Revolte“ während des WK I mit britischer Hilfe ein unabhängiges, großarabisches Königreich zu gründen. 1918-1920: Pläne scheitern u.a. am Sykes-Picot-Abkommen. Im doppelten Spiel der Briten entstehen zwei neue Monarchien mit Husseins Söhnen unter britischer Oberherrschaft: – Faisal I. Nach missglücktem Versuch in Syrien 1920, von Franzosen vertrieben; 1921 erster König des Irak, – Abdullah I. zunächst Emir und später (1946) König von Transjordanien 1924: Nachdem Atatürk den letzten osmanischen Kalifen abgesetzt hatte, übernimmt der Hashemit Hussein ibn Ali den Kalifen-Titel = für viele Muslime ein provozierender Anspruch auf Herrschaft über alle Glaubensbrüder! Ibn-Saud, Sultan des Nedschd (er war ab 1932 erster König von Saudi-Arabien) erobert Hedschas und Hauptstadt Mekka. Hussein verzichtet 1924 auf den Kalifentitel zugunsten seines Sohnes Ali. 5 1925 wird König Hussein ibn Ali von den Saudis aus Mekka vertrieben. Stammland der Haschemiten ist damit für die Dynastie verloren und wird Teil Saudi-Arabiens Neues Zentrum der Haschemiten wird nun die alte Kalifenstadt Bagdad, zugleich Hauptstadt des Haschemiten-Königreichs Irak. Sie wird zum Exil für den aus Mekka vertriebenen Dynastiezweig. Der ist wegen Landesfremdheit und probritischer Haltung durch den arabischen Nationalismus bedroht. Die Haschemitischen Königreiche im Irak und Jordanien werden zur entscheidenden prowestlichen Gegenmacht (Cento-Pakt 1955, Föderation beider Reiche 1958) gegen nationalrevolutionäres Ägypten des Gamal Abdel Nasser Juli 1958: Blutiger Militärputsch in Bagdad stürzte Haschemiten im Irak, rottete den Großteil der Haschemiten dort aus. Haschemiten-Dynastie nur noch im Nachbarstaat Jordanien. 4. Arabische Halbinsel Türkische Herrschaft nur nominell, willkürliche Grenzziehung. GB erwirbt Aden und sichert durch Protektorat- und Freundschaftsverträge („Vertragsküste“) Weg nach Indien. Seit 18. Jahrh: Der arabische Stamm Saud verbündet sich mit den sehr streng gläubigen islamischen Wahhabiten. Beduinenstämme werden unterworfen. Emir Abdal-Aziz ibn-Saud befreite seine Dynastie und deren Stamm in Zentralarabien (Nedschd). 1916: Asir und Jemen unabh; Hussein selbsternannter „König der arabischen Länder“ des Hedsch, verliert mit seinen Forderungen die Sympathien GBs 1925: Ibn-Saud besiegt die konkurrierende Dynastie der Haschemiten mit Stammkönigreich „Hedschas“ – heiligen Städten Mekka und Medina „gereinigt“. Ali flüchtet nach Bagdad, Hussein nach Zypern. Dieser Kampf kostet 400.000 Tote, 1 Million Flüchtlinge. 1932: Nach diesen Eroberungen entsteht der neue Einheitsstaat: Königreich „SaudiArabien“. 6 1938: Erdölförderung aufgenommen – „Wir wollen Europas Gaben aber nicht seinen Geist“! 1945 UN Gründungsmitglied und Arabischen Liga, versuchte 1948 die Staatsgründung Israels durch Kriegsteilnahme zu verhindern. SA unterstützt auch die Royalisten im Jemenitischen Bürgerkrieg, führt zu Spannungen mit Ägypten, das die Republikaner unterstützte. 1953: Sohn von Abdal-Aziz ibn-Saud = König Saud, US-Stützpunkt; 5. Mesopotamien/Irak 1534 fällt das Land an das Osmanische Reich 1917 besetzen Brit. Truppen und einheimische (arab.) Aufständische Bagdad 1920 Großbritannien löst die Vilayets Mosul, Bagdad und Basra aus dem OR heraus und verschmilzt sie zum heutigen Irak. Der Völkerbund überträgt Großbritannien das Brit. Mandat Mesopotamien. 1921: Faisal I., Sohn des Sherifen Hussein von Mekka, König – ab 1930: Irak selbständig 1941: Putsch pro-deutscher Offiziere unter al-Ghailani. König Ghasi – Nachfolger Faisals – wird vertrieben. Thronfolger: König Faisal II. (mündig erst 1953). 1958 Putsch: Die „Freien Offiziere“ unter General Abdel Karim Quasim, stürzen am 14. Juli 1958 die probritische Monarchie (Faisal II. 1958 ermordet und durch die Straßen geschleift). Bis 1979 Aufstände/Putsche: Saddam Hussein Staatschef von 1980-88: 1. Golfkrieg USA unterstützen Irak gegen Iran 1991: 2. Golfkrieg – 2003: 3. Golfkrieg – gefährdeter Staat 7 6. Syrien 1516 – 1918 Teil des Osmanischen Reichs, Im Ersten Weltkrieg ist Syrien auf der Seite der Entente gegen die Türkei wegen Britischer Gebietszusicherung. Nach Sykes-Picot-Abkommen der 4 Zonen sollte Groß-Syrien nach dem Ersten Weltkrieg zu Frankreich kommen. Auf der Konferenz von San Remo 1920 erhält Frankreich VB-Mandat über Großsyrien. Der Haschemiten-Prinz König Faisal I erhält aber das von GB versprochene geplante Königreich „Großsyrien“ nicht. Das scheitert an Frankreich, das Faisal nach nur 3 Monaten vertreibt. Briten ziehen ab und nehmen ihn gleich mit nach England ins kurzzeitige Exil. Frankreich teilt das Mandatsgebiet in 6 Staaten: Grand-Libanon ohne den Antilibanon, Aleppo, Damaskus, Alawiten, Drusen (1921) und Sandjak de Alexandrette (1923). 1926: Abtrennung Libanon. 1939: F tritt Alexandrette/Iskenderun gegen Syrische Proteste an die Türkei ab, um sie von einem Bündnis mit Nazi-D abzuhalten 1941 der De Gaulle-Beauftragte General Catroux verspricht dem noch Vichy-treuen Syrien und Libanon die Unabhängigkeit 1946: unabhängig „Arabische Republik Syrien“ – Versuch sich Transjordanien einzuverleiben scheitert. 1948: Syrische Teilnahme am Israelischen Unabhängigkeitskrieg mit schwerer Niederlage. Es folgen 20 Jahre innere Dauerkrise, zahlreiche Staatsstreiche. Der Aufstieg des Panarabisten Gamal Abdel Nasser in Ägypten nährt in Syrien Hoffnungen auf die Schaffung eines gemeinsamen arabischen Staates. 1956: Gemeinsames Oberkommando mit Ägypten vor dem Suezkrieg . 8 1958: Zusammenschluss Ägyptens und Syriens zur Vereinigten Arabischen Republik (VAR) bis 1961 1963: Macht an die zerstrittene Baath-Partei 1967: Sechstage-Krieg: Verlust Golan-Höhen 1970: Hafiz al-Assad 99,2 % der Stimmen 1976: Einmarsch in den Libanon 1982: Kampf gegen Moslem-Brüder 200.000 Tote in Hama und die Welt schaute zu. 2000: Baschar al-Assad Gefährdeter Staat; bis jetzt 2013 mehr als 130.000 Tote. 7. Libanon Ist bis 1916 eine von einem christlichen Armenier als Gouverneur geführte autonome Provinz ohne eigene Identität innerhalb des Osmanischen Reiches. 1920: Französisches Mandatsgebiet „Etat de Grand Liban“ wie bereits erwähnt; später von Syrien losgelöst. 1926: Republik mit eingeschränkter Eigenständigkeit – letzte Volkszählung 1932 ist Grundlage für Politisches System bis heute: Präs. Maronitischer Christ, Premierminister Sunni, Parlamentspräsident Schii, Armee-Chef Christ – Frankreich stützt sich auf die christlichen Maroniten. Ab 1940 vom Vichy-Regime kontrolliert, das den Nachschub für D. über Syrien in den Irak erlaubt. 1941: „Freifranzösische“ Regierung unter DeGaulle 1943 Wahlen: Wiedereingesetzte Regierung löst Mandat einseitig auf, Eingliederung 20.000 Freiwillige in freifranzösische Armee – Anteil am Erfolg bei Bir Hakeim und Monte Cassino in der „Anti-Hitler-Koalition“. 1945: Gründungsmitglied UN – Rolle bei UN-Charta 1948: Unabhängigkeitskrieg Israels – Kriegszustand 9 1970-1990:Bürgerkriege – 1976 Syriens Einmarsch als „Ordnungsmacht“ – wird zum PLOStützpunkt 1978: Um den Raketenbeschuss zu verhindern besetzt Israel das Gebiet bis zum Litani-Fluß ... 1982 ... auch den Südlibanon und vertreibt PLO nach Tunis 2000: Nach Rückzug Israels – von Hisbollah (Staat im Staat) übernommen. Heute auf der Liste der gefährdeten Staaten. Ansprüche seitens Syriens. Demographie seit 1932 stark verändert. Balance der Religionen nicht mehr gegeben. 8. Mandat: Palästina (einschl. Transjordanien) Beginnt mit dem Faisal-Weizmann-Abkommen vom 3. Januar 1919 auf der Pariser Friedenskonferenz zwischen Arabern (Delegationsleiter Emir Faisal) und Zionisten (Delegationsleiter Chaim Weizmann) getroffene Übereinkunft über die politische Neuordnung Palästinas, die niemals in Kraft trat. – Schaffung Großarabisches Königreich, Palästina herausgelöst = jüdischer Staat – Bedingung: freier Zugang zu religiösen Stätten Das Faisal-Weizmann-Abkommen bestimmte – die einvernehmliche Festlegung von Staatsgrenzen für das von Faisal angestrebte arabische Königreich, – den von Weizmann gemäß der Balfour-Deklaration (Definition folgt) von 1917 angestrebten jüdischen Staat. – Die Araber stimmten damit der Herauslösung Palästinas aus dem arabischen Königreich und der Existenz eines jüdisch-zionistischen Staates grundsätzlich zu. – Großbritannien war als Schiedsstelle bei Konflikten vorgesehen. Im Schlusswort machte Faisal jedoch klar: „Ich werde die Klauseln dieses Vertrages wirksam machen, sobald die Araber ihre Unabhängigkeit unter den Bedingungen erlangt haben, welche in meinem Memorandum vom 4. Januar 1919 verzeichnet sind. Wenn jedoch diese Bedingungen auch nur der leichtesten Veränderung unterzogen würden, wäre ich mit keinem Wort mehr an den dann null und nichtigen Vertrag gebunden und zu seiner Einhaltung nicht mehr verpflichtet." 10 Die Araber erhalten die ihnen versprochene Unabhängigkeit in einem großsyrischen Königreich – Palästina als Süd-Syrien einbezogen – nicht. Von Faisal wird die Distanzierung von dem Abkommen erwartet. Spätestens nach den vom späteren Großmufti Husseini gesteuerten spontanen anti-jüdischen Ausschreitungen am 4. April 1920 während der Nabi-MusaUnruhen waren die angestrebten Ziele des Faisal-Weizmann-Abkommens hinfällig geworden. Die Araber wurden unter Frankreich und Großbritannien aufgeteilt und unter Vormundschaft gestellt, wie es das geheime Sykes-Picot-Abkommen vorgesehen hatte. Es war Verrat an arab. Sache, der zum Djihad und der Geburt des arabischen Nationalismus führte 1920 wurde in San Remo das Sykes-Picot-Abkommen bestätigt und das Völkerbunds-Mandat über Palästina geht an die Besatzungsmacht GB; „Arabisch Sprechenden“ wollen lieber US. Ein britischer Hochkommissar wird eingesetzt. – Das Mandat enthält die Verpflichtung zur Erfüllung der Balfour-Deklaration von 1917 = Brief des Außenministers an Lord Rothschild: Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte(?) für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte.– An dieser doppelten Verpflichtung musste GB scheitern! v.l.n.r: Kolonialminister Churchill, Oberst Lawrence, der spätere Emir Abdullah 1921: Churchill Kolonialminister – Berater für arabische Angelegenheiten wird Oberst Lawrence, der versichert, das Churchill mit Feisal vereinbart habe: Im Gegenzug zu arabischer Souveränität in Bagdad, Amman und Damaskus verzichtet Feisal – der Anführer der Aufstände – , wie schon im Abkommen mit Weizmann, auf die Ansprüche seines Vaters Hussein auf ganz Palästina – zum Trost wird Feisal dann König von Syrien – wie wir gesehen haben aber nur für wenige Monate. 11 In der Kairoer Konferenz vom März 1921 wird der Geltungsbereich der Balfour-Deklaration. auf Palästina westlich des Jordan reduziert. Denn die Schaffung eines Staates Transjordanien würde immer noch ein jüdisches nationales Heim „vom Fluss zur Küste“ unter britischer Kontrolle ermöglichen. Churchill war sicher, dass die antizionistische Einstellung der Araber in 5 Jahren aufgegeben werden würde, wenn sie erst einmal eingesehen hätten, welche Vorteile sie davon haben würden. Transjordanien sollte für Ruhe sorgen. Der Herrscher sollte ein schwacher Nichteingeborener sein. Am besten dazu geeignet Faisal’s Bruder Abdullah. Die Araber vertrauten den britischen Versprechungen, die den Juden aber unbekannt waren. mit dem Lineal gezogene Grenzen 9. Jordanien 1250 bis 1516 als Teil der Provinz Syrien gehört es zum Reich der Mameluken, dann bis 1918 zum Osmanischen Reich. 1916-18: jordanische Stämme schließen sich im Araberaufstand gegen die Osmanen Emir Faisal an. 1920: Festlegung in der Konferenz San Remo: Jordanien ist Teil des britischen Mandatsgebiets „Palästina“, um es dann 1922 gleich wieder zu separieren: 1. Teilung: Abtrennung der Gebiete östlich des Jordans (Ostpalästina) das 77 Prozent des Mandatsgebietes ausmachte, um die Araber zu beschwichtigen, die sich der Idee einer Rückkehr der Juden in deren altes jüdisches Heimatland widersetzten. = Emirat „Transjordanien“ unter britischem Protektorat mit Abdullah ibn-Husain als Staatsoberhaupt. einschl. Maan, Aquaba. Jedoch ohne die Golanhö12 hen. England und Frankreich vereinbarten 1923, diese vom britischen Mandatsgebiet Palästina loszulösen und dem französischen Mandatsgebiet Syrien zuzuschlagen. 1946: Protektorat erlischt, volle Unabhängigkeit: König Abdullah I. Mai 1948: Nach Ausrufung des souveränen Staates „Israel“ besetzt die aus Briten bestehende Arabische Legion die östlichen Teile Palästinas und völkerrechtswidrig die Altstadt von Jerusalem. Im UN-Teilungsplan war deren Internationalisierung vorgesehen. König Abdullah beteiligt sich am Israel-Krieg. Der Grenzverlauf für einen zukünftigen arabischen Staat in Palästina ist nun ungünstiger als im UN-Teilungsplan. 1949: Waffenstillstandsabkommen mit Israel, darin eine stillschweigende Einigung mit Israel über die Aufteilung Rest-Palästinas. Abdullah wird Herr über Jerusalems heilige Stätten, was nur GB und Pakistan anerkennen. Sept. 1950 annektiert „Transjordanien“ dann das damalige Westjordanland und Ost-Jerusalem einschl. des jüd. Viertels der Altstadt und nennt sich nun „Haschemitisches Königreich Jordanien“. Arabische Staaten lehnen offiziell diese Eingliederung ab. 1951: König Abdullah I., wird am 20. Juli durch ein Attentat eines arabischen Nationalisten ermordet. 1953: wird sein Enkel als Hussein I. König von Jordanien. Dieser überlebt zahlreiche Attentate; 1967: Sechstagekrieg: Jordanien verliert „seine“ gesamten Gebiete westlich des Jordans an Israel. 250.000 Flüchtlinge zusätzlich, nach ca. 300.000 in 1949; PLO wird in den Flüchtlingslagern eine Art „Staat im Staate“. Die Monarchie ist bedroht. 1970/71: offener Bürgerkrieg, König Hussein zerschlägt die von Syrien unterstützte PLO („Schwarzer September“) und vertreibt sie aus dem Land. Der Versuch der PLO unter Jassir Arafat den Staat Jordanien mit seiner mehrheitlich palästinensischen Bevölkerung Schritt für Schritt von innen her zu übernehmen, scheitert. 1973: Yom-Kippur-Krieg: Jordanien hält sich offiziell heraus, doch kämpft eine jordanische Brigade auf syrischem Gebiet gegen israelische Truppen 1988 König Hussein gibt zugunsten der PLO endgültig alle Ansprüche auf die heutige Westbank (bis 1967 „Westjordanien“) auf. 1991: Nimmt Jordanien eindeutige Partei für den Irak im 2. Golfkrieg. Das führt zu Spannungen mit Syrien und den arabischen Golfstaaten 1994: König Hussein: Abschluss Friedensvertrag mit Israel Seit 1999: Abdullah II. von Jordanien; der setzt die alte prowestliche, an die USA angelehnte Haschemitentradition der diplomatischen Schaukelpolitik fort. Und überlebt. Jedenfalls bis heute. Eingezwängt zwischen Staaten, die größer, mächtiger und aggressiver sind – mit 70 % Palästinensern – ist der fremdregierte Staat heute gefährdet. 10. Moderner Zionismus Nathan Birnbaum Hügel in Jerusalem – 3 Ströme: religiös/national/bürgerlich aus Emanzipationsbestrebungen 1878: Rumän. Juden; sozial-/gesellschaftspolitisch („neuer Mensch“): Immer haben Juden dort gelebt. 1839: 15.000 Einw.: 6.000 Moslems, 5.000 Juden, 4.000 Christen 1899: 48.000 / 7.000 / 30.000 / 11.000 1895: „Der Judenstaat“ Theodor Herzl; Pinsker, Hess, 1897: Erster (von insges. 22) Zionistenkongress in Basel. Herzl reist durch die Imperien und wirbt beim Sultan und Wilhelm II. Bis 1931 – 1934 Alijoth: 195.000 Einwanderer. Alijah (5) 1932 – 1938: 200.000-250.000 Deutschland + 90.000 Flüchtlinge aus NS-Bereich (Illegale); Brit. Weißbuch 1939 (10.000 p.a.-5 Jahre + 25.000) 13 Bei Staatsgründung 650.000 Juden – Seit Staatsgründung 1948 900.000 nie thematisierte vergessene jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern. 11. Israel Für Europäer der Boden, auf dem der Erlöser gewandelt ist und nicht unbedingt das Land des auserwählten Volkes. Nach 1000 Jahren Besitz war es unter Titus den Juden verboten, Jerusalem zu betreten. 1917: Balfour-Deklaration von Frankreich, USA, Japan, Italien bestätigt – deckte nicht mehr das biblisch „versprochene Land“ – neu: Verpflichtungserklärung eines Eroberers gegenüber einem staatenlosen Volk. 1918: 14 Punkte. Wilsons: „Den verschiedenen Nationalitäten unter türkischer Herrschaft sollte eine zuverlässige Sicherheit des Lebens und eine völlig ungestörte Gelegenheit zur selbstständigen Entwicklung gegeben werden.“ – Kurdenstaat? 1920: Völkerbund beschließt Palästina-Mandat. Ein Mandat vom Mandatar, denn er war ja schon da. Mit dem Mandat wurde die Militärverwaltung durch eine zivile Verwaltung mit einem Hochkommissar – Herbert Samuel – ersetzt. Das Gebiet umfasste das heutige Israel, Jordanien, die Westbank und Gaza. In allen Städten wurden moslemisch-christliche Gesellschaften installiert, die ihre Gegnerschaft zur Balfour-Deklaration erklärten. Die Zionisten hatten bereits 1918 eine Kommission gebildet, Repräsentanten gewählt, die ab 1922 den Jischuw offiziell vertraten. Samuel vertraute auf Selbstverwaltung, war aber frustriert darüber, dass die arabischen Führer mit den Jüdischen Institutionen noch nicht einmal zusammensit14 zen wollten. Der Hohe Kommissar setzte im März 1921 den bekannten Aufrührer Hadsch Amin al-Huseini, Mitglied des Huseini-Clans von Jerusalem, als Großmufti ein und der wird 1922 Präsident des Hohen Moslem-Rates. Dieser Hauptakteur beim Widerstand gegen die Einwanderung war mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet, u.a. verfügte er über die nicht unwesentlichen Gelder für den Waqf. 1922: Churchill-Weißbuch mit der Erklärung: Recht der Juden auf Einwanderung nur im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes. Der Inhalt der Balfour-Deklaration schmolz dahin! Trotzdem gingen die Juden der Gründung eines eigenen Staates entgegen und schafften sich vorstaatliche Institutionen selbst: Die Arbeiter organisierten sich bereits im Jahre 1920 in einer Gewerkschaft, der Histadrut, also fast 30 Jahre vor der Staatsgründung. Das Gesundheitswesen Kupat Cholim Leumi wurde bereits 1911 gegründet, die Hebräische Universität auf dem Scopus Berg in Jerusalem im Jahre 1925. Albert Einstein hielt die Festrede. 1934 wurde das Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rehovot gegründet. 1929 sah die Shaw Kommission eine Gefahr für das Land bei weiterer Einwanderung. Als offizielle Vertretung wurde die Jewish Agency gegründet und die Kommission beklagte das Fehlen einer gleichwertigen vorstaatlichen Institution auf arabischer Seite („arab agency“). Es wurde nicht miteinander gesprochen. 1930 Passfield-Weißbuch: Stopp der Landverkäufe oder mit arabischer Zustimmung – ohne jeden Bezug zur Balfour-Deklaration. 1931 widerruft der Blackletter Mc Donalds das Passfield –Weißbuch mit Hinweis auf Vorteile für das gesamte Land. 1933 bis 1936: Streiks und zahlreiche Zusammenstöße Juli 1937: Gründung der Palestine royal commission (Peel-Kommission): empfiehlt erstmalig Teilungsplan mit Verbindung zu Transjordanien, Bevölkerungsaustausch (Vorbild Griechenland-Türkei), der zukünftige jüdische Staat sollte dem arabischen Staat Entschädigung zahlen, Land: 33 % zu 67 %; Juden akzeptieren prinzipiell, Araber lehnen ab, mit Ausnahme von Emir Abdullah von Transjordanien. 1939: bei der St. James-Konferenz wollten die Repräsentanten wiederum nicht an einem Tisch sitzen. Sie scheitert und zeigt auch, dass eine Teilung undurchführbar sein würde. 1939 McDonald-Weißbuch: Kein jüdischer Staat in Palästina; sondern Binationaler Staat, der jedwede Interessen berücksichtigt; nach 5 Jahren keine Einwanderung mehr – Höchstzahl von Juden = 33 %, die nächsten 5 Jahre noch 75.000 (10.000 p.a. + 25.000) Juden. Illegale Einwanderung ist zu verhindern; Hochkommissar erhält Vollmacht, Landverkauf zu verhindern – aber: Großmufti al Husseini verkauft aber. Von Churchills ursprünglicher Einstellung war nichts mehr zu erkennen; die Initiatoren Sykes, Feisal, Lawrence und Balfour weilten seit 1935 nicht mehr unter den Lebenden; die Juden fühlten sich verraten. Gott schütze uns vor Kommissionen, vor Pogromen schützen wir uns selbst! Ende des politischen Zionismus – jetzt nach Bekanntwerden der europäischen Katastrophe wurde der Zionismus kämpferisch. 1942: fordert das Biltmore-Programm die Öffnung der Tore Palästinas1945; 1/3 der Juden der Welt vernichtet. April 1947: bietet GB das Mandat der inzwischen gegründeten UNO an. 1947: Mehrere Vorschläge zur 2. Teilung durch UNSCOP Nov.: UN-Resolution 181/ Teilungsplan – 33 pro (SU), 13 gegen (GR, Kuba, Indien), 10 (GB, China, Yugosl.) – Jerusalem Internationalisiert. 14. Mai 1948: Mandatsende, Britischer Abzug + Unabhängigkeitserklärung + -krieg – Angriff 6 arabischer Armeen, – im Auftrag der UdSSR liefert CSSR Waffen. Juli 1949: Waffenstillstand mit Nachbarn Libanon, Syrien, Transjordanien, Ägypten, das den Gaza-Streifen besetzt. 15 Nov. 1956: Suezkrieg – UN-Truppen sollen Sinai sichern. 14 Juni 1967: Nasser fordert UN-Abzug, Sperre Tiran: Krieg gegen Ägypten, Syrien, Jordanien – unterstützt 6 arabische Staaten + SU – 6-Tage-Krieg Ergebnis: Sinai, Golan, Gaza, Westbank, Ostjerusalem von Israel besetzt – auch als Faustpfand für Verhandlungen. Sept. 1967 Arab. Liga Khartum: 3 Nein zu Anerkennung, Verhandlungen, Frieden – bis heute das Friedenshindernis Nov. 1967: UN-Resolution 242: Rückzug aus eroberten – nicht den – Gebieten, also keine Grenzfestlegung, kein Wort zur Gründung eines neuen arabischen Staates oder zu den Flüchtlingen, Palästina kommt nicht vor. Weihnachten 1969: Cherbourg – bezahlte Boote abgeholt Stillstand Erst ab 1971:Siedlungsbau auch als Folge der 3 Neins Aug. 1972: Attentat bei Olymp. Spielen München – Th. Bach Okt. 1973: Yom-Kippur-Krieg – Brandt – Bremerhaven! Juni 1976: Entebbe – help yourself 16 1979: Friedensvertrag mit Ägyptens Sadat – Isolation 1982: Rückzug aus Sinai und Libanon-Feldzug 1987: Gründung Hamas und 1. Intifada (Erhebung) 1991: Oslo-Verträge 1994: Friedensvertrag mit Jordanien 12. Das neue Palästina Das Logo des Staates Palästina enthält auch das heutige Kernstaatsgebiet Israels Name ist nicht arabisch und wurde von den Philistern um 135 nuZ gewählt, da die jüdische Souveränität in Judäa nicht mehr bestand: Philistia. In 1300 Jahren moslemischer Herrschaft tauchte kein Volk auf, das sich Palästinenser nannte, um sich von den Arabern zu unterscheiden. Einwohner empfanden sich als Südsyrer und Teil der großen arabischen Nation. Durch Propaganda der PLO 1964 nennen die arabischen Bürger beider besetzten Gebiete zunehmend Palästina bzw. Palästinenser als Begriffe ihrer erhofften eigenständigen arabischen Nation (z.B. „palästinensischer Aufstand“). Auch eine Mehrheit der israelischen Muslime bezeichnet sich heute selbst als „Palästinenser“. Der Teilungsbeschluss der UN von 1947 nennt wörtlich einen zu errichtenden jüdischen und einen arabischen Staat (keinen palästinensischen). Unzählige offizielle Dokumente aus der Zeit des britischen Mandats sprechen von »den Juden« und »den Arabern« Palästinas – nicht von »Juden und Palästinensern«. Als „Palästinenser“ gilt, wer am 14. Mai 1948 seinen Wohnsitz im Mandatsgebiet hatte, ob als Eingeborener oder als wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten sich aufhaltender Gastarbeiter. An sich gibt es bereits einen palästinensischen Staat mit einem palästinensischem Volk, ohne solchen Namen: Über 70 Prozent aller Jordanier sind palästinensische Araber, die Schlüsselpositionen in jordanischen Regierung und Wirtschaft besetzen. Sogar die Königin – Rania, die Frau König Abdullahs II. – ist Palästinenserin. Die übrigen 30 Prozent der jordanischen Bevölkerung sind Beduinen, die von der Arabischen Halbinsel stammen, die jordanische Königsfamilie inbegriffen. Als die PLO 1964 gegründet wurde gab es weder Siedlungen noch Besatzung, Gaza war ägyptisch. PLO = Gründung als Dachorganisation = Werkzeug ägyptischer Politik – „Israel must burn!“ – 12 Sicherheitsdienste – Zweige sind: PFLP; Al Aqsa Märtyrer Brigaden, Fatah, Hamas als Arm der Moslembruderschaft, PRC; Palästinensisch Islamischer Djihad, Qassam Brigaden. 1967: Flüchtlinge nach Jordanien – 3 Nein von Khartum 1970: Gescheiterter Putschversuch in Jordanien, „Schwarzer September“ 1972: Olympia-Attentat und Freipressung von Attentätern und Gefangenen 17 1982: Flucht der Führung von Beirut nach Tunis 1987: Gründung Hamas und Erste Intifada 1991: Oslo-Abkommen; aber auch Beifall für irakische Scud-Raketen auf Israel 2000: Camp-David und Zweite Intifada – Autonomiebehörde 2005: Abzug aus Gaza Selbstmordattentate bis zur Errichtung der Grenzanlage – heute? 13. Fazit – Kunststaaten:Rumänien, CSSR, Jugoslawien, Belgien! Sie wurden Staaten, bevor sie sich zu Nationen entwickeln konnten!! – Durch Abschaffung des Kalifats 1924 verloren Araber ihre einigende Identitätsfigur und politische Autorität – Auswirkungen bis heute zum arabischen Frühling. – Araber, später Palästinenser wurden verraten: Ibn Saud: Mandat solle noch 100 Jahre dauern; Faruk sah sich selber als der König der Araber und Nasser:„Die Palästinenser sind für die arabische Welt am nützlichsten, wo sie sind“. All das führt letztendlich auch zur Intifada. – Europasicht: 2 Rechte stehen gegeneinander – Kompromiß – Dritte zahlen für arabische/ palästinens. Selbstbefreiung – Erfahrung: bei Verständigung wartet Tod: Bürgermeister von Tiberias 1937; König Abdullah 1951; Sadat 1981. – auch ohne Holocaust wäre Israel zum Staat geworden; man bedenke die vorstaatlichen Organisationen. – Für Israel: feindliche Umgebung erklärt (≠ rechtfertigt!) Defizite im Innern und bestimmt Nachbarschaftspolitik. Die Karte (Stiftung Wissenschaft und Politik) enthält den Staat Israel bereits nicht mehr. Histor. Erfahrung: USA: Holocaust/Sinai/Tiran/Olympia/Brandt/Syrien (Iran?) „Bunkermentalität“/F: Cherbourg, – (verbundene) „Freunde“ wissen was „gut“ für Israel ist. – EU hat Mittlerrolle verspielt – und spielt keine Rolle mehr. – John Locke: Wer Erde bearbeitet, hat Verfügungsgewalt. – Land gegen Friedensvertrag = unmoralisch. – Sept. 1632 Gustav II. Adolf in Nürnberg: „Frieden ist das Schönste auf der Welt, aber es muss auf Sicherheiten beruhen. Papier und Tinte sind keine“. – Wie verläßlich? „Pacta sunt servanda“? (Mursi, Nachfolger) – Heutige Krisen stammen aus den schlechten Lösungen von vor 100 Jahren. – Ohne Geschichtskenntnis gibt es kein Verstehen von heute. 18 Aufnahmen der Klagemauer - einmal 1966 mit Toiletten!! (seitlich) für Soldaten, dann 1988 mit freiem Zugang. (Beide Fotos vom Autor). Israel wird zum Status von 1966 nicht zurückkehren. 19