NIKOLAUS -VORLESUNG 2006 NIKOLAUS-VORLESUNG 2006 Die Die Versuche Versuche EINFÜHRUNG „Flüssiger Stickstoff“ - Über einen ähnlichen Prozess wie beim CO2 kann Luft verflüssigt und über eine anschließende Destillation getrennt werden - Der so gewonnene flüssige Stickstoff hat eine Temperatur von -196 °C - Organische Materialien wie Gummi, Blumen und Früchte werden bei dieser Temperatur sehr spröde „Chemische“ Eiscreme - 300 g Erdbeeren, 1 Becher Joghurt, 1 Becher Schlagsahne, Zucker, flüssiger Stickstoff - durch die sehr tiefe Temperatur des flüssigen Stickstoffs wird die Bildung von größeren Eiskristallen verhindert und das erhaltene Eis wird cremig „Dementorenkälte“ - In einem Becherglas mit übersättigter Natriumacetat-Lösung wird durch Berühren mit einem „Zauberstab“, der vornweg mit wenigen NatriumacetatKristallen versehen wird, die Kristallisation ausgelöst - Es sieht aus, als ob die gesamte Flüssigkeit im Glas gefriert „H2-Ballon“ - Wasserstoff reagiert mit Luft explosionsartig unter Bildung von Wasser - Ein sichtbarer „Feuerball“ verdeutlicht die Ausbreitung der Reaktionszone 2 H2 + O2 → 2 H2O „Bärlapp-Feuerball“ - Die ölhaltigen Bärlapp-Sporen verbrennen in feiner Verteilung unter Ausbildung eines Feuerballs - Es handelt sich im Prinzip um eine Staubexplosion TEST DER ZAUBERSTÄBE „Zündblättchen“ - Mischungen aus rotem Phosphor und Kaliumchlorat sind brisant und reagieren auf Schlag oder Feuer mit einem lauten Knall 10 KClO3 + 3 P4 → 10 KCl + 6 P2O5 „Der Knallgas-Ballon“ - Ein Wasserstoff/Sauerstoff-Gemisch reagiert beim Zünden unter Detonation un - Es ist nahezu keine Flamme zu sehen 2 H2 + O2 → 2 H2O „Farbige Stichflammen, Blitzlicht“ - Mischungen aus Kaliumchlorat und Zucker reagieren unter Entwicklung von CO2 und Wasser unter starker Wärmeentwicklung - Durch die freigesetzte Wärme werden Alkali- und Erdalkali-Ionen angeregt und emittieren Licht (Li, Sr: rot, Ba: grün, Cs: blau) 4 KClO3 + C6H12O6 → 4 KCl + 6 H2O + 6 CO2 - Der Zusatz von Mg-Pulver liefert eine grelle, weiße Flamme 2 Mg + O2 → 2 MgO ZAUBERTRÄNKE „CO2 und Indikatoren“ - Kohlendioxid löst sich in Wasser und reagiert unter Bildung von „Kohlensäure“ - Tatsächlich unterliegt diese Verbindung einer raschen Gleichgewichtsreaktion und es liegen in Lösung Hydrogencarbonat- und Carbonat-Ionen vor - Durch die dabei entstehenden H+-Ionen verschiebt sich der pH-Wert der Lösung in den sauren Bereich - Geeignete Indikatoren zeigen dies durch Farbumschlag an: Methylrot: gelb → rot Bromthymolblau: blau → gelb „Ein zeitgesteuerter Farbumschlag von farblos nach dunkelblau“ - Landoldt‘sche Zeitreaktion IO3- + 3 SO32- → I- + 3 SO42- IO3- + 5 I- + 6 H+ → 3 I2 + 3 H2O I2 + SO32- + H2O → 2 I- + SO42- - Die dauerhafte Bildung von Iod wird durch die Iod-Stärke-Reaktion sichtbar gemacht „Ein blau-weißes Blinklicht“ - Eine oszillierende Reaktion zwischen Iodat, Malonsäure und Mn2+-Ionen, bei der das zwischenzeitliche Auftreten von Iod durch die Bildung des tiefblauen IodStärke-Komplexes sichtbar gemacht wird IO3- + H2C(COOH) + Mn2+ I2 + H2C(COOH) → I2 + MnO4- blau → I2C(COOH) farblos 5 Farben in einer Lösung - Ein Becherglas mit Wasser wird nacheinander „eingefärbt“ Glas 1: Phenolphtalein + Wasser farblos Glas 2: + wenig Na2CO3 violett Glas 3: + wenig FeCl3 x 6 H2O gelb Glas 4: + wenig NH4SCN blutrot Glas 5: + K4[Fe(CN)6] tiefblau Bitte die erhaltene Lösung auf keinen Fall trinken !!! Unser Zauberlehrling hat sein Publikum betrogen !!!!! MAGISCHE FEUER „Pyrophores Eisen“ - Sehr fein verteiltes Eisenpulver verbrennt spontan beim Zutritt von Luft Fe2O3 + 3 O2 → Fe2O3 - Herstellung pyrophoren Eisens: Thermische Zersetzung von Eisen(II)-Oxalat „Thermit-Versuch“ - Mischungen aus Eisenoxid und Aluminium reagieren nach Zündung unter starker Wärmeentwicklung (mehr als 2000 °C !!!) Fe2O3 + 2 Al → 2 Fe + Al2O3 „Aluminiumbromid-Vulkan“ - Aluminium reagiert mit elementarem Brom unter starker Wärmeentwicklung 2 Al + 3 Br2 → 2 AlBr3 „Feuer ohne Streichholz“ - Natriumperoxid zersetzt sich mit Wasser in einer raschen, exothermen Reaktion Na2O2 + 2 H2O → 2 NaOH + + H2O2 2 H2O2 → 2 H2O + O2 2 Na2O2 + 2 CO2 → 2 Na2CO3 + O2 - Während dieser Reaktionen entzündet sich Holzwolle und brennt ab MAGISCHE SCHRIFT „Geheimschrift“ - Eine tiefblaue Farbe entsteht, wenn man ein (fast farbloses) Motiv aus gelbem Blutlaugensalz (K4[Fe(CN)6]) mit einer Lösung aus FeCl3 besprüht - Der so entstandene Farbstoff wird auch „Berliner Blau“ genannt K4[Fe(CN)6] + FeCl3 → KFe[Fe(CN)6] + 3 KCl „Feuerschrift“ - Eine Spur aus Kaliumnitrat verbrennt auf einem Filterpapier selektiv und hinterläßt eine geheimnisvolle Branntschrift ohne das Papier selbst zu entzünden. - Die bei der Zersetzung von KNO3 entstehenden Temperatur reicht dazu nicht - aus K4[Fe(CN)6] + FeCl3 → KFe[Fe(CN)6] + 3 KCl „Leuchtende Schrift“ - Fluoreszenzfarbstoffe haben die Eigenschaft, Licht kürzerer Wellenlänge zu absorbieren und mit längerer Wellenlänge wieder abzustrahlen - Unter Ausnutzung dieses Effektes können „optische Aufheller“ aus Waschmitteln im UV-Licht zum Leuchten gebracht werden Typische „optische Aufheller sind wasserlösliche Triazinderivate, z.B. RHN HO3S N NH N H C N R CH R N N NH N SO3H NHR MAGISCHE GESCHÖPFE „Der Schlangenkopf wird verbrannt“ - Die Verbrennung von Zucker in Kaliumchlorat z.B. C6H12O6 + 4 KClO3 → 4 KCl + 6 CO2 + 6 H2O „Brennende Erdwürmer“ - Verflüssigtes Methan brennt in kleinen Tropfen und bewegen sich dabei auf dem Boden (Leidenfrost‘sches Phänomen) CH4 + 2 O2 → CO2 + 2 H2O „Methan-Mamba“ - Methan verbrennt in einer Seifenblasenschlange CH4 + 2 O2 → CO2 + 2 H2O „Gelbe Glühwürmchen“ (Ammoniak-Oxidation) - Ammoniak-Gas lässt sich unter Chromoxid-Katalyse oxidieren -Dabei wird der fein verteilte Katalysator zum Glühen erhitzt 4 NH3 + 5 O2 → 4 NO + 6 H2O VERTEIDIGUNG GEGEN DIE DUNKLEN KÜNSTE „Der Flaschengeist“ - Zersetzung von Wasserstoffperoxid durch Kaliumpermanganat 2 H2O2 → 2 H2O + O2 „Kerzenwachs-Feuerball“ - Hocherhitztes Paraffin (Kerzenwachs) entzündet sich selbst, wenn es in feiner Verteilung mit Luft in Berührung kommt z.B. C13H28 + 20 O2 → 13 CO2 + 14 H2O „Feuerfontäne“ - Eine Mischung aus Zn-Staub, NH4NO3 und NH4Cl entzündet sich bei Zusatz von Wasser „Flüssiger Sauerstoff“ - Sauerstoff wird bei einer Temperatur von -183 °C flüssig - trotz der tiefen Temperatur verlaufen Verbrennungsreaktionen mit flüssigem Sauerstoff ausgesprochen heftig - Der Grund dafür liegt in der hohen Sauerstoffkonzentration in der flüssigen Phase (verglichen mit gasförmigem Sauerstoff) MAGISCHES LICHT „Chemisches kaltes Licht“ - Reaktionen, bei denen die freiwerdende Energie als sichtbares Licht abgegeben wird, nennt man Chemolumineszenzen - Laufen solche Reaktionen in Lebewesen ab, spricht man von Biolumineszenz - Einfache Beispiele sind die Oxidationen von Luminol oder Oxalsäureestern Luminol Bis(2,4-dinitrophenyl)oxalat NH2 O NO2 N N O O2N O C C O O O NO2 O2N „Der leuchtende Eisblock“ - Magnesium ist ein unedles Metall, das leicht oxidierbar ist - Es reagiert sogar mit CO2 (Trockeneis, -78 °C !!) unter Luftausschluss unter starker Hitzeentwicklung und Lichterscheinung 2 Mg + CO2 → 2 MgO + C „Chemisches kaltes Licht“ - Reaktionen, bei denen die freiwerdende Energie als sichtbares Licht abgegeben wird, nennt man Chemolumineszenzen - Einfache Beispiele sind die Oxidationen von Luminol oder Oxalsäureestern - Setzt man solchen Reaktionssystemen Fluoreszenzfarbstoffe (Fluorophore) zu, kann man die Intensität und die Farbe des emittierten Lichtes beeinflussen Fluorophore: Diphenylanthrazen Rubren Häm aus Hämoglobin N N Fe N violett gelb N blau DISAPPARIEREN UND FEIERN „Der brennende Phönix“ - Nitrozellulose CnH7/6nO11/6nN1/2n → 1/4n N2 + 7/12n H2O + 3/4n CO + 1/4n CO2 - Die Verbrennung verläuft sehr rasch und praktisch rückstandsfrei „Der auferstehende Phönix“ - Ein Figurenluftballon wird mit Heliumgas gefüllt und fliegt. „Das Z versinkt“ - Polystyrol löst sich gut in Aceton - dadurch lässt sich Schaumpolystyrol auf einen Bruchteil seines ursprünglichen Volumens „komprimieren“ „Bierbrauen“ - Landoldt‘sche Zeitreaktion IO3- + 3 SO32- → I- + 3 SO42- IO3- + 5 I- + 6 H+ → 3 I2 + 3 H2O I2 + SO32- + H2O → 2 I- + SO42-