B Die Sterne Spiegel des Lebens Ist ein Horoskop tatsächlich zuverlässig? Kann es uns helfen, bestimmte Entscheidungen besser zu treffen und mehr über uns selbst zu erfahren? Unsere sensa-Autorin hat es versucht – und war erstaunt über das Ergebnis. 68 isher hielt ich kaum etwas von Horoskopen. „Das ist doch alles frei erfunden“, dachte ich. Kurz stutzig wurde ich, als ich einen Kalender geschenkt bekam, in dem es um mein Sternzeichen – Zwillinge – ging. Darin wurden anhand putziger Zeichnungen typische Eigenschaften von Zwillingen vorgestellt. Obwohl jeder gezeigte Charakterzug (Ungeduld, Neugierde, Kommunikationsfreude) auf mich zutraf, blieb ich skeptisch. Doch nun hat die Neugier (typisch Zwillinge) gesiegt – mein erster Termin für eine professionelle Horoskopberatung steht an. Keine festen Vorgaben Mein Treffen mit Sonja Schön (siehe auch Infokasten auf S. 70) findet an einem entspannten Nachmittag im Wellnesshotel „Das Kranzbach“ statt. Die ausgebildete Astrologin ist mir sofort sympathisch, ihr entspanntes Auftreten und ihre freundliche Art nehmen mir ein wenig von meiner Skepsis. Trotzdem erzähle ich ihr von meinen Bedenken. „Unser naturwissenschaftliches Denken existiert erst seit der Aufklärung“, erklärt sie mir. Davor war es ganz normal, sich an den Gestirnen zu orientieren und deren Wirkung auf uns offen zu begegnen. „Die Astrologie ist etwa 5.000 Jahre alt und ein Urwissen der Menschheit“, ergänzt Schön. Ich frage nach, woher Schöns Interesse an der Astrologie kommt. „Ich bin mit ihr aufgewachsen. Alle meine Ahninnen mütterlicherseits haben sich mit dieser Kunst beschäftigt“, sagt sie. „Ich habe schon GLÜCKLICHLEBEN von Kindesbeinen an nicht nur mit Sonne, Mond und Sternen gelebt, sondern mich auch mit Pflanzen, Kräutern und Steinen befasst.“ Das weitverbreitete Vorurteil, dass Horoskope uns feste Wege und Entscheidungen vorgeben, nimmt sie mir: „Im Augenblick unserer Geburt nehmen die Planeten Einfluss auf uns, es findet eine Prägung statt. Trotzdem ist nichts festgelegt, wir treffen jede Entscheidung selbst und aus freiem Willen.“ Ich entspanne mich sofort, denn der Gedanke an Gestirne, die uns quasi fernsteuern, war mir besonders fremd. „Die Planeten haben keine Auswirkungen auf unser Dasein, sie zeigen nur Analogien zu unserem Leben auf“, erklärt mir Schön. Zwölf Häuser Nach unserem ersten Kennenlernen geht es los mit der Analyse, ganz ohne Sternkarten und komplizierte Tabellen, denn Schön benutzt ein Computerprogramm, das die Grundlagen des Horoskops erstellt. Sie ist für die Interpretation der errechneten Daten zuständig. Anhand meines Geburtsdatums und der genauen Uhrzeit erstellt das Programm eine Art Karte, auf der die zwölf astrologischen Häuser in unterschiedlicher Ausprägung zu sehen sind. Die Häuser stehen für verschiedene Lebensbereiche, z. B. Erwerb und Besitz, Kreativität oder Beziehung und Partnerschaft. In ihnen befinden sich dann verschiedene Planeten – so, wie sie damals zum Zeitpunkt meiner Geburt standen. Jenes Sternzeichen, das am Beginn des ersten Hauses steht, bildet den Aszendenten meines Sternzeichens, also quasi ein Gegenstück zum Sternzeichen Zwillinge, das aber trotzdem Teil meines Charakters ist und auch meine Wirkung auf meine Umwelt mit beeinflusst. Sonja Schön sieht sich das für mich errechnete Bild an: „Der zweite Quadrant ist stark betont“, sagt sie. „Sie sind ein sehr emotionaler Mensch.“ Damit liegt sie richtig. Außerdem sticht mein fünftes Haus hervor, das Haus der Kinder. Hier werde ich stutzig, denn ich hatte niemals den Wunsch, Mutter zu werden. „Vielleicht haben Sie ja ‚kreative Kinder‘, beispielsweise ein Herzensprojekt, um das Sie sich kümmern, oder auch ein Haustier.“ Damit kann ich etwas anfangen, denn meine Tierliebe ist tatsächlich stark ausgeprägt. Ich bin sogar Vegetarierin. „Das ist interessant“, sagt Schön, „Ihr Horoskop ist nämlich nicht das eines Vegetariers.“ Sollte ich jetzt anfangen, Fleisch zu essen? Schön schüttelt lächelnd den Kopf: „Nein, fragen Sie sich einfach, weshalb Sie kein Fleisch essen wollen, dann haben Sie Ihre Sicherheit.“ Hier ist also eine jener bewusst gefällten Entscheidungen, die sie vorher angesprochen hatte. Mehr Zeit für mich Sie erzählt mir, dass in meinem Horoskop der Mond im Krebs steht, ein Hinweis auf meine mütterlich-für- 69 GLÜCKLICHLEBEN mich erholen kann. Um den Mangel am Element Wasser auszugleichen, soll ich viel schwimmen gehen oder auch am Meer Urlaub machen. Ein erfolgreiches Jahr sorgliche Ader. „Passen Sie auf, dass Sie es damit nicht übertreiben“, warnt sie mich. Tatsächlich hatte ich mir erst kürzlich vorgenommen, mein privates Engagement für gute Zwecke etwas zurückzufahren, um wieder ein wenig mehr Zeit und Energie für mich zu haben. Text: Marion Brandstetter; Fotos: Thinkstock, astrojob.com Bedeutung der Elemente 70 Nun widmet sich Schön der Verteilung der Elemente in meinem Horoskop. Feuer, Wasser, Erde und Luft stehen nämlich für die Grundzüge unseres Temperaments. Feuerbetonte Menschen sind beispielsweise impulsiv und spontan, Wasser-Menschen sind empfindsam. Wenn die Erde vorherrscht, sind wir ruhig, die Luft steht dagegen für ein anregendes Temperament. „Sie sind ein Erd-Typ“, sagt Schön, „Feuer ist kaum vorhanden. Haben Sie oft kalte Füße?“ – „Volltreffer“, denke ich. Allerdings haben das viele Frauen … „Das Wasser ist bei Ihnen auch nicht sehr ausgeprägt, Sie tun sich schwer damit, anderen Personen und Ihren Gefühlen zu vertrauen. Auch beruflich ist das relevant, Sie grenzen sich zu wenig ab.“ Das ist korrekt: Ich delegiere ungern Aufgaben an andere und übernehme mich dann, weil ich mir selbst ein zu hohes Pensum aufbürde. Schön rät mir, mehr auf mein Bauchgefühl zu hören und mir Freiräume zu verschaffen, damit ich Beruflich gesehen prophezeit sie mir ein erfolgreiches neues Jahr: „Bei Ihnen wird sich viel tun – neue Herausforderungen, vielleicht auch eine Reise.“ Sie erwähnt, dass sich meine beruflichen Ziele in den nächsten zwei Jahren stark verändern könnten. „Sie interessieren sich für alles zwischen Himmel und Erde, Ihre Neugierde wird weiterhin Ihre Projekte bestimmen“, sagt sie. Für das Jahr 2015 scheint nichts Negatives anzustehen, solange ich mir selbst genügend Pausen gönne. „Haben Sie einen Rechtsstreit, der geklärt werden muss? Hier stehen die Karten für eine gütliche Einigung sehr gut“, sagt Schön. Jetzt wird mir doch ein wenig mulmig, denn ich musste mich tatsächlich kürzlich an einen Rechtsanwalt wenden. Als ich das erwähne, lacht Schön: „Vergessen Sie nicht: Die Erde ist das Abbild des Himmels. Alles, was sich auf ihr ereignet, spiegelt sich in den Gestirnen wider.“ Diesen Eindruck bekomme ich auch allmählich, denn im Laufe der Horoskopberatung kamen Themen und Ereignisse aus meinem Leben zur Sprache, die Schön schlicht und ergreifend nicht wissen konnte und trotzdem gezielt ansprach. Vielleicht sollte ich auch in Bezug auf die Astrologie mehr auf mein Bauchgefühl hören und mich ganz einfach der Möglichkeit öffnen, dass es auf dieser Erde mehr gibt als nur den rein sachlichen Verstand des Menschen. Sonja Schön Die gebürtige Göppingerin wuchs mit dem Thema Astrologie auf (siehe S. 69). Schön hat Jura in Genf und Heidelberg studiert und ist Absolventin der Deutschen Journalistenschule in München. Ihre Ausbildung zur Astrologin machte sie bei Hajo Banzhaf, Brigitte Theler, Ruediger Dahlke und Verena Bachmann. Inzwischen arbeitet Sonja Schön schon seit vielen Jahren als Journalistin und Astrologin für verschiedene Magazine. Außerdem bietet sie Astrologie-Workshops in ausgesuchten Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen an. Mehr Infos finden Sie im Internet unter www.astrojob.com und www.astroheute.com