paper - Voyage In Destiny

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XVII. Symposium der mediterranen Archäologie, SOMA
1.-3. März 2012, Florenz, Italien
Neues Licht auf den Diskus von Phaestos.
Die Wiederentdeckung eines antiken Rituals
Dr. Roberta Rio,
Verein der Historiker und Historikerinnen Deutschlands
Abstract
Eine kleine Tonscheibe, die an ein Kinderspiel erinnern mag, gab bereits vielen Archäologen,
Historikern und Wissenschaftlern aus aller Welt Rätsel auf. Das Geheimnis, das sie birgt, fasziniert
jedes Jahr Scharen von Touristen auf Kreta.
Am Abend des 3. Juli 1908 fand der italienische Archäologe Luigi Pernier, Mitglied einer von
Halbherr geleiteten Mission, im nordöstlichen Teil der Palastanlage von Phaestos auf Kreta ein
rundes Artefakt. Der Diskus wurde dem zweiten Jahrtausend v. Chr. zugeschrieben, genauer gesagt
der mittel- bis spätminoischen Periode.
Der Diskus von Phaestos – wie er seit damals genannt wird – ist ein Unikum unter den schriftlichen
Dokumentationen des Altertums: Keine andere Inschrift zeigt diese Art von Ideogrammen oder
Symbolen, was seine Entzifferung derart schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, macht.
Die grafischen Zeichen stammen aus dem täglichen Leben einer mediterranen Region von vor ca.
4500 Jahren.
Es handelt sich um Pflanzen, Tiere, Werkzeuge, geometrische Zeichen, menschlich aussehende
Figuren, Körperteile und Haltungen.
Der Entschlüsselungsversuch und die Suche nach seiner Bedeutung haben bis heute viele
Wissenschaftler beschäftigt und so das Interesse für dieses „Mysterium“ aufrechterhalten.
Erkenntnisse und Erfahrungen nicht nur aus dem historisch-archäologischen Bereich haben mich zu
der Überzeugung geführt, dass es sich bei den auf beiden Seiten eingeprägten Symbolen nicht um
grafische Zeichen handelt, sondern um eine rituelle Sequenz.
Dies ist eine neue Interpretation des Diskus von Phaestos, die völlig neue Horizonte eröffnet.
XVII. Symposium der mediterranen Archäologie, SOMA
1.-3. März 2012, Florenz, Italien
Florenz, 2. März 2012 – 6. Tagung, 16.30 Uhr
UniFi – P.zza Brunelleschi SALA COMPARETTI
Neues Licht auf den Diskus von Phaestos
Die Wiederentdeckung eines antiken Rituals
Guten Tag.
Es ist für mich eine große Ehre heute hier zu sein und meine Arbeit über den Diskus von Phaestos
präsentieren zu dürfen.
Es ist ebenso eine Ehre, dies gerade im Konferenzsaal „Comparetti“ tun zu dürfen. Wie Sie wissen,
war Comparetti ein italienischer Wissenschaftler und einer der Lehrer Federico Halbherrs.
Die Ausgrabungen auf Phaestos, wo der Diskus gefunden wurde, fingen mit Federico Halbherr an.
Es ist ein Kreis, der sich schließt: Wir stehen vor der sogenannten Quadratur des Kreises.
Ich bin sehr beeindruckt von diesem Zufall, auch weil ich persönlich der Meinung bin, dass nichts
durch Zufall geschieht.
Das zentrale Thema meines heutigen Beitrags ist das geheimnisvolle Ritual, verborgen im Diskus
von Phaestos und im Kernos-Stein.
In der aktuellen historischen und archäologischen Landschaft gibt es viele Dinge, die wir nicht
erklären können. Sei es aufgrund von Datierungsschwierigkeiten, sei es weil es uns schwierig
erscheint zu verstehen, was unsere Vorfahren in Wahrheit mitteilen wollten.
Die Verständnisschwierigkeiten betreffen sowohl den Kommunikationskodex, der uns manchmal
nicht bekannt ist, wie auch die Inhalte selbst, die durch das Fehlen direkter interpretativer Elemente
und durch die Tatsache, dass ihre Entstehung auf völlig anderen Denkweisen basiert, sich als völlig
rätselhaft erweisen.
Manchmal führen uns diese Schwierigkeiten dazu, in Mythen und Legenden umzuwandeln, was
jedoch real war, Dinge, die unsere Ahnen tatsächlich kannten und fühlten.
Kreta ist in dieser Beziehung voller Mythen: Man denke nur an den Minotauros, an das Labyrinth,
an Theseus und Ariadne. Kreta ist voller Artefakte, die zum allgemeinen Bild beigetragen haben,
das wir von der kretischen Kultur haben.
Unter den vielen Fundstücken im Archäologischen Museum in Iraklio findet man beispielsweise die
Schlangengöttin, eine emaillierte Terrakottastatue, die der neupalastzeitlichen Periode (2000-1700
v. Chr.) zugeordnet wird. Es handelt sich um eine weibliche Figur mit langem Stufenrock. Ein
enges Mieder zeigt die schmale Taille und den offen getragenen Busen. Ihre Arme sind erhoben und
in jeder Hand hält sie eine Schlange.
Oder das prunkvolle „Spielbrett“ aus Holz mit Einlegearbeiten aus Elfenbein, Bergkristall, Glas und
Goldfolie. Es wurde in einem Teil des Palastes von Knossos entdeckt, auch „Corridor of the
Draughtboard“ genannt, nördlich der königlichen Wohnräume. Es wird dem Zeitraum von 16001500 v. Chr. zugeschrieben.
Aber das verblüffendste Artefakt, dass Kreta als Herausforderung für den menschlichen Stolz, der
alles durch den Verstand zu erklären sucht, zu bieten hat, ist zweifellos der Diskus von Phaestos.
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XVII. Symposium der mediterranen Archäologie, SOMA
1.-3. März 2012, Florenz, Italien
Der Diskus von Phaestos
Der Diskus von Phaestos wurde 1908 vom italienischen Archäologen Luigi Pernier ans Tageslicht
gebracht. Pernier fand den Diskus im minoischen Palast von Phaestos auf der Insel Kreta.
Es ist eine Scheibe aus feinstem, sehr sorgfältig gearbeitetem Ton, die mit 244 eingeprägten - oder
besser aufgedruckten - Zeichen versehen ist: 124 auf Seite A und 120 auf Seite B.
Der maximale Durchmesser liegt bei 165 mm, der mindeste bei 158 mm, die Dicke schwankt
zwischen 16 und 21 mm.
Die Anordnung der Zeichen auf beiden Seiten ist spiralförmig. Die Figuren sind zu Sequenzen
zusammengefasst, das heißt durch vertikale Linien in Sektoren unterteilt.
Bemerkenswert ist die Reinheit des verwendeten Tons, die Perfektion des Brandes, die
Geschicklichkeit und Präzision in der Erstellung der „Matrizen“, also der Prägestempel, die für den
Druck verwendet wurden.
Durch den Vorgang des Bedruckens von Ton halten einige Wissenschaftler den Diskus von
Phaestos für einen Vorläufer von Gutenbergs Drucksystem.
Die stratografische Datierung schreibt ihn den Jahren 1700-1600 v. Chr. zu, obwohl Pernier den
Fundort als vom Lauf der Geschichte „beeinträchtigt“ und daher als ungeeignet für stratografische
Studien bezeichnete. In der Erdschicht des Fundortes und darunter wurden in der Tat keramische
Reste gefunden, die nach Pernier mehr oder weniger dem Ende der mittelminoischen Zeit
zuzurechnen sind, wie diverse Bruchstücke von Kamares-Keramik und Fragmente von pithoi.
Außerdem fand man einen Teil einer Tasse, vielleicht mykenischer Herkunft, und auch (aber nicht
nur) den Henkel einer „hellenistischen“ Hydria.
Der Diskus selbst wurde jedoch bis heute meines Wissens weder der C14-Methode noch einer
Lumineszenz-Datierung unterzogen.
Der Diskus von Phaestos – wie er seit damals genannt wird – ist ein Unikum unter den schriftlichen
Dokumentationen des Altertums: Keine andere Inschrift zeigt diese Art von Ideogrammen oder
Symbolen, was seine Entzifferung derart schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, macht.
Die grafischen Zeichen stammen aus dem täglichen Leben einer mediterranen Region von vor ca.
4500 Jahren.
Es handelt sich um Pflanzen, Tiere, Werkzeuge, geometrische Zeichen, menschlich aussehende
Figuren, Körperteile und Haltungen.
Das große Interesse an diesem kleinen, scheinbar unwichtigen Objekt ist durchaus auf das große
Geheimnis zurückzuführen, das es birgt.
Ein Geheimnis, das Archäologen wie auch Historiker in den letzten 100 Jahren nicht lüften konnten.
Der Entschlüsselungsversuch und die Suche nach seiner Bedeutung haben bis heute viele
Wissenschaftler beschäftigt und so das Interesse für dieses „Mysterium“ aufrechterhalten.
Der Diskus von Phaestos gehört zu den Artefakten, die nicht mit der klassischen historischarchäologischen Methode interpretierbar sind.
Der Entstehungsprozess dieses Objekts war kein intellektueller und auch kein rationaler, sondern
ein kreativer Prozess, der wahrscheinlich in Verbindung mit der Göttlichkeit und der spirituellen
Welt stand.
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Um seine Bedeutung verstehen zu können, müssen wir uns in die Empfangsbedingungen seiner
Erschaffer versetzen. Es geht nicht darum den klassischen Zugang abzulehnen, sondern ihn durch
neue Elemente zu erweitern, durch neue Instrumente wie beispielsweise die historische Empfindung
(Johan Huizinga), den interdisziplinären Zugang (Marija Gimbutas) und die Intuition, oder auch die
historisch-intuitive Methode (Roberta Rio).
Wenn wir bereit sind „das Heilige und das Profane“, „das Objektive und das Intuitive“, „den
Wissenschaftler und den Künstler“ zu vermischen, können wir Bedeutungen entdecken, die
ansonsten immer rätselhaft bleiben würden.
Die intuitiven, nicht rationalen Fähigkeiten des Forschers können, wenn sie gut trainiert und
ausgerichtet sind, tatsächlich zu ansonsten unerreichbaren Interpretationen führen.
Als der Mensch allmählich den Gebrauch des Verstandes und das Vertrauen darauf verstärkt hat,
haben sich nach und nach der Gebrauch und das Vertrauen in die Intuition verringert, die unseren
Ahnen die Bewältigung ihrer Probleme ermöglicht hat. Dies hat jedoch den Erkenntnisbereich des
Menschen eingeschränkt, oder besser gesagt seine Möglichkeiten, die natürlich präziser, doch
gleichzeitig auch weniger weitreichend geworden sind.
Der Zweck meines heutigen Beitrags ist die Präsentation der Ergebnisse der Anwendung der neuen
historisch-intuitiven Methode. Eines dieser Resultate ist eben die neue Interpretation des Diskus
von Phaestos.
Erkenntnisse und Erfahrungen nicht nur aus dem historisch-archäologischen Bereich haben mich zu
der Überzeugung geführt, dass es sich bei den auf beiden Seiten eingeprägten Symbolen nicht um
grafische Zeichen handelt, sondern um eine rituelle Sequenz.
Die neue Interpretation
Der Diskus von Phaestos wurde 2500 v. Chr. auf Anafi erschaffen, einer kleinen Insel im Archipel
der Kykladen.
Seine Anwesenheit auf Phaestos ist als gänzlich zufällig zu bewerten: Als er in jene Räume gelang,
wo man ihn letztlich auffand, war seine Bedeutung schon völlig verloren gegangen.
Er wurde für eine kretische Priesterin zu ihrer alleinigen Verwendung hergestellt, die sich sexuellen
Ritualen widmete und zur priesterlichen Gemeinschaft von Malia gehörte. Mit ihrem Tod verlor
man die Möglichkeit, die grafischen Zeichen auf direktem Weg zu entschlüsseln. Malia, heute
Touristenstadt und Badeort an der westlichen Küste der Insel, war zur Zeit des Diskus nur von
Priestern - manche davon Ägypter - bewohnt, die zum größten Teil autark waren und sich den
Zeremonien, den Kultriten, der Erlernung ritueller Prozeduren und dem Erwerb von Wissen
widmeten, die damals nur wenigen vorbehalten waren.
Der Diskus wurde einmal im Jahr gemeinsam mit dem Kernos-Stein verwendet, ein rundes Objekt
von circa 90 cm Durchmesser mit 34 napfartigen und kranzartig angeordneten Vertiefungen: 33
gleich große und eine etwas größere Vertiefung. Heute befindet er sich in der archäologischen
Stätte von Malia, wo er 2560 v. Chr. entstand.
Dieser Stein wurde gemeinhin für eine Art Opferstein gehalten, der der „Panspermie“ diente, d.h.
der Mischung von Samen verschiedener Arten der Schöpfung und von anderen landwirtschaftlichen
Produkten. Dies war eine weit verbreitete Praktik in der Antike. In der klassischen Zeit
beispielsweise war es üblich, minimale Mengen von Weizen, Gerste, Hafer, Linsen, Bohnen, Öl,
Milch, Wein, Honig, Mohn und Schafwolle zu mischen und sie den Göttern in kleinen Tassen zu
opfern. Einige minoische Praktiken haben bis in die moderne Zeit überlebt, aber der Gebrauch des
Kernos war schon antik, als er in minoische Hände kam, die ihn von ihren neolithischen Ahnen
geerbt hatten.
Tatsächlich wurden in den kreisförmigen Bereich um die zentrale Vertiefung Samen platziert.
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Immerhin umfasst der Begriff „Panspermie“ zwei griechische Wörter: „pan“ was „alles, ganz,
einheitlich“ bedeutet und „sperma“ also „Samen“.
Die Vertiefungen des Kernos-Steines jedoch wurden nicht mit Samen gefüllt, sondern mit Sperma:
Das Sperma von 34 jungen Männern, die zur vorher erwähnten Gemeinschaft von Malia gehörten.
Ursprünglich befand sich der Stein im Inneren der rituellen Kapelle eines Tempels aus
geometrischer Zeit, dem Tempel der Formen der Zeit im Viertel von Gouves, nahe des Ortes Kalo
Chorio einige Kilometer von Knossos.
Die Stätte war noch nicht Gegenstand systematischer Ausgrabungen, wenn auch einige
Satellitenmessungen durchgeführt wurden.
Es handelt sich um eine anmutige hügelige Zone im unmittelbaren Hinterland der westlichen Küste
der Insel. Die Reste des Tempels sind vollständig vergraben.
In jeder Kultur ist die Auswahl des Ortes für rituelle Handlungen grundlegend: Wesentlich sind
sowohl die Form des Tempels als auch die Energien des Ortes selbst.
Formen und Energien der Erde tragen zur Herstellung der Verbindung bei.
Und das geschah auch in besagtem Tempel 2500 v. Chr. und zwar am dem Tag, der für das Ritual
vorgesehen war, der 21. Juni.
Dieses Datum kennen wir als Sommersonnenwende, der längste Tag des Jahres also die maximale
Lichtintensität. Die Sonne steht senkrecht zur Erde und die dunklen Kräfte sind durch die Erhellung
durch die Sonne weniger stark. In anderen Worten ist die Kraft dessen, was sich gegen die
Erreichung des Zieles stellt, geringer.
Aus diesem Grund vollzog sich das Ritual ausschließlich bei Tag.
Da Ritual
Die Zeremonie fand in zwei Teilen statt: ein erster öffentlicher Teil und ein zweiter, an dem nur der
Zelebrant, also eine Priesterin, und ein Priester teilnehmen durften.
In diesem Teil wurden der Diskus von Phaestos und der Kernos als Omphalos verwendet.
Am 21. Juni kam die Priesterin von Malia zum Tempel der Formen der Zeit, wo sich bereits viele
Personen für das Ritual versammelt hatten. Sie hatte den Diskus bei sich.
Vom öffentlichen Bereich des Tempels gingen die Priesterin, der Priester und 34 junge Männer
weiter bis zum Ort des Rituals. Sie folgten einem Weg bis zu einem nahegelegenen Hügel, der
leicht erhöht gelegen war. Hier, auf einem Kraftpunkt, Ort der Verbindung von Form und Zeit, in
einem rechteckigen Bereich, der von 2 m hohen Mauern begrenzt und nur zum Himmel hin offen
war und wo sich der Kernos bereits befand, fand das Ritual statt.
Nur zwei Personen waren an diesem Ort zugelassen: die Priesterin und der Priester.
Die folgenden Faktoren waren für das Gelingen des Rituals unabdingbar:
1) der Ort und seine Energie
2) die Geometrie des Ortes und die architektonischen Formen
3) Datum und Uhrzeit
4) Gegenwart und Vereinigung von männlich und weiblich
5) die rituellen Objekte: der Diskus von Phaestos und der Kernos-Stein, die die Verbindung zur
Schöpfung herstellten.
Der Diskus wurde auf der zentralen Vertiefung des Kernos platziert, mit dem was wir gemeinhin als
Seite A bezeichnen nach oben, dem Licht und den Energien der Verbindung ausgesetzt.
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Die nach unten gerichtete Seite B war dem Dunkel zugewandt: Sie beinhaltet das nötige Verfahren,
um die Kräfte der Aufspaltung zu schwächen.
Die exakte Positionierung ergab sich durch die Ausrichtung einer bestimmten Sequenz der Seite A
mit der größeren Vertiefung des Kernos.
Der Priester und die Priesterin standen über dem Kernos: die Priesterin auf der Seite der größeren
Vertiefung und der Priester gegenüber.
Mit der Überlagerung aller Elemente – Kernos, Diskus von Phaestos und das Paar Mann/Frau –
schuf man eine Verbindung.
Der Diskus ist eins der Elemente dieser Verbindung.
Die Gesamtheit erlaubte die Entstehung zweier vertikaler Flüsse: einer nach oben und einer nach
unten.
Die Seite B des Diskus, welche zur Erde gewandt war, stellte für die Priesterin eine Art Phase des
In-sich-Gehens und des stärkeren Eindringens in die Materie dar.
Die zentrale Form des Kernos, eine Art Kelch, diente dem Ritual als energetische Unterstützung, da
sie die Eintrittsbewegung in die Tiefe der Materie intensivierte.
Die Seite A war umgekehrt die „evolutive“ Seite, also die dem Geist zugewandte Seite.
Da die Seite A nach oben zeigte und die Seite B nach unten, entwickelten sich die beiden Spiralen
gegengleich: die Spirale auf Seite A im Uhrzeigersinn und jene auf Seite B gegen den
Uhrzeigersinn.
Wenn wir heute auf den Diskus schauen, wird die oben liegende Seite, sei es nun A oder B, immer
im Uhrzeigersinn gelesen. Wenn also die Seite B nach oben schaut, werden die Zeichen ebenso im
Uhrzeigersinn gelesen. Wenn wir den Diskus aber auf den Kernos legen, wie während des Rituals,
schaut die Seite B nach unten und die Spirale auf dieser Seite liest sich gegen den Uhrzeigersinn.
Die Struktur
Die Zeichen beschreiben eine rituelle Prozedur und dienten der Priesterin als Gedächtnisstütze für
die Abfolge der verschiedenen Phasen des Ritus.
Es handelt sich um grafische Zeichen und nicht um Symbole1.
Eine kreisförmige Linie auf beiden Seiten begrenzt die Zeichen und gibt so den spiralförmigen
Ablauf des Ritus vor: aufsteigend und nach oben (Seite A), absteigend und nach unten (Seite B).
Die vertikalen Linien unterteilen die Zeichen in Gruppen oder Sequenzen: 30 auf Seite B und 31 auf
Seite A.
Da sich auf Seite B 120 Zeichen und auf Seite B 124 Zeichen befinden, folgt daraus, dass im
Durchschnitt 4 Zeichen pro Sequenz auf beiden Seiten zu finden sind.
Im Detail ist zu erwähnen, dass auf Seite B die Sequenzen 2 bis maximal 5 Zeichen beinhalten, auf
Seite A 2 bis 7 Zeichen.
Auf Seite A sind die Sequenzen mit drei Zeichen (9) häufiger und auf Seite B jene mit vier Zeichen
(14).
1
„Symbol means the conduit which connects us to a determined „truth““ – in Alessandrini. Reise ins
Schicksal – Teil vier – Rückkehr zur wahren Erkenntnis. AuthorHouse 2011
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Diese Daten suggerieren uns den Rhythmus des Ritus: eine Abfolge von Konzentration und
Entspannung.
Diese neue Interpretation des Diskus von Phaestos ist die Wiederentdeckung eines antiken Rituals
und der Beweis dafür, dass man in der Antike Kenntnisse über die spirituelle Welt hatte, die viel
tiefer gingen als unsere heutigen.
Der Ritus war ein Höhepunkt, wo die Menschen all ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in die Praxis
umsetzten.
Zweck des Rituals, beschrieben vom Diskus von Phaestos, war die Herstellung der Verbindung.
Was die Verbindung letztlich ist, ist für unseren heutigen vernunftgeleiteten Verstand schwer zu
verstehen.
Um die Frage zu vereinfachen können wir sagen, dass die Verbindung die Verknüpfung mit einem
tieferen Teil als jenem unserer gewohnten Welt ist, ein Ort, an dem man durch die Überwindung der
Dualität, die alles prägt was wir kennen, in einen Bereich eintritt, wo man eins ist mit einem Teil
der Schöpfung.
Für einige Augenblicke erlebte die Priesterin die Verbindung zwischen menschlichen, pflanzlichen,
tierischen Bereichen und darüber hinaus.
Viele archäologische Reste beweisen die tiefe Verbindung der Menschen im Altertum mit dem
„Unsichtbaren“, also mit jenem Teil der Schöpfung, der - wenn er auch nicht sichtbar ist – dennoch
an der Schöpfung selbst teil hat und mit dem unsere Ahnen in stetem Dialog standen.
In der Antike kannte man mehr Wege, um diese Verbindung zu aktivieren.
Einen davon zeigt uns der Diskus von Phaestos.
Die Verbindung entstand mit dem Erreichen der Blume, dem zentralen Zeichen auf der Seite A des
Diskus, also indem man eine der geometrischen Schemen erreichte, die an der Basis der Schöpfung
stehen.
Dies ist nur durch die Überwindung der Dualität möglich, durch die Verbindung von männlich und
weiblich.
Schlussfolgerung
Von Verbindung zu sprechen bringt uns wieder zum zentralen und sinngebenden Thema dieses
Symposiums mit dem Titel:
SOMA, Identity and Connectivity.
Wenn man diesen beiden Termini eine Bedeutung geben wollte, ausgehend von der Perspektive des
im Diskus von Phaestos und dem Kernos verborgenen Rituals, könnten wir sagen, dass wir unsere
persönliche Identität verlassen müssen, um die Verbindung herzustellen.
Die Verbindung aktiviert eine Beziehung, eine Art der Annäherung zwischen dem sichtbaren und
dem unsichtbaren Teil der Schöpfung.
Connectivity ist die Möglichkeit einer Verbindung.
Es ist eine Möglichkeit, die eine solche bleibt, wenn wir nicht den Körper mit dem Geist verbinden.
Aber wenn wir es tun, können wir in eine weitere Phase eintreten, eine Phase der Fusion, in der man
eine neue gemeinschaftliche Identität erhält: eine verbindende Identität.
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Bibliografie
Alessandrini, F. (2011). Voyage in destiny - Part three. From the analysis of specific ancient
discoveries, a message for the survival of mankind, AuthorHouse.
École Française d'Athènes (1992). Le Disque de Phaestos.
Heraklion Archaeological Museum (1999-2000). Crete-Egypt: 3 Millennia of Cultural Interactions.
Godart, L. (1995). The Phaestos Disc. The Enigma of an Aegean Script. Itanos Publications.
Rio, R. (2012). Das geheimnisvolle Ritual bewahrt im Diskus von Phaestos und dem Kernos von
Malia, Authorhouse.
Rio, R. (2011). New Light on Phaistos Disc. AuthorHouse.
Vasilakis, A. Créte. Editions MYSTIS O.E.
Vassilakis, Ant. S. Malia, Amnisos-Nirou, Chani, Skotinos, Chersonis os.Athens. [Holländisch]
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Curriculum Vitae
Ein Diplom in mittelalterlicher Geschichte an der Universität von Triest (Italien) 1996 macht
Roberta Rio zur Historikerin im traditionellen Sinne. Dafür verfasst sie eine Diplomarbeit mit dem
Titel „Buchverzeichnisse im frühmittelalterlichen Italien vom 5. bis 12. Jahrhundert“, mit der sie
zum ersten Mal seit Gustav Beckers „Catalogi bibliothecarum antiqui“ (rist. anast. Bonn, 1885)
eine Arbeit über mittelalterliche Verzeichnisse wiederaufnimmt.
Die Leidenschaft für mittelalterliche Kodizes und für die Entwicklung von Kodizes in antiker,
griechischer und lateinischer Schrift führt sie zum Staatsarchiv in Triest, wo das Diplom in
Archivistik, Paläographie und Diplomatik folgt.
Sie erhält zwei Stipendien, die ihr den Besuch der Vereinigung für Paläographie und Diplomatik in
Fermo sowie des Interuniversitären Zentrums Franziskanischer Studien in Assisi ermöglichen.
Sie studiert auch an der Universität von Malta in La Valletta 1994 und im Jahr darauf an der
Universität von Oslo (Norwegen).
Sie hat zahlreiche geschichtliche Artikel sowie einige Bücher wie “Die heilige Prostitution” (2004)
und „Das Erwachen der Weiblichkeit” (2005) verfasst.
Die nachfolgenden Erfahrungen haben sie Aspekte der Existenz kennenlernen lassen, die weit
weniger rational und viel tiefgehender sind, und ihr so gezeigt, dass der Mensch mehr ist als der
Verstand und weit über das rationale Verständnis der Dinge hinausgehen kann.
Ihr Buch “New Light on Phaestos Disc” (2011) ist ein Text, in dem sich die historisch-klassische
Methode an eine spezielle Intuition knüpft, die in der Lage ist, die fehlenden Informationen aus
einem Bereich zu erfassen, der außerhalb des physischen liegt.
„New Light on Phaestos Disc“ ist auch das Manifest der neuen „historisch-intuitiven“ Methode: Ein
Beispiel für einen allgemeineren Gebrauch der überrationalen Fähigkeiten des Menschen im Erwerb
neuer Erkenntnisse.
Ihr neuestes Werk „Das geheimnisvolle Ritual bewahrt im Diskus von Phaestos und dem Kernos
von Malia“ (Authorhouse, 2012) wurde in vier Sprachen veröffentlicht: Deutsch, Englisch,
Griechisch und Italienisch.
Sie ist Mitglied des Vereins der Historiker und Historikerinnen Deutschlands.
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