1 Aluminium Historie, Grundlagen Das silbrige Erdmetall Aluminium ist als Alaun seit 2000 vor Christus bekannt. Griechen und Römer beschrieben aluminiumhaltige Salze und benutzten sie als Färbe-, Beizmittel sowie als Adstringens in der Medizin. Wöhler gelang es 1827 Aluminium darzustellen. Erste Gegenstände aus Aluminium wurden 1867 auf der Pariser Weltausstellung vorgestellt. Aluminium ist das dritthäufigste Element der Erdkruste. Seine Konzentration in der Erdrinde wird auf 8 % geschätzt. Der unterschiedliche Aluminiumgehalt des Erdbodens erklärt, dass Grund- und Leitungswasser unterschiedliche·Aluminiumkonzentrationen aufweisen können. Besondere Bedeutung haben in den letzten Jahren aluminiumhaltige Medikamente, insbesondere Antazida (Mittel gegen Magenübersäuerung) als Ursache eines Aluminiumanstieges in. Aluminium zählt bisher nicht zu den essentiellen Spurenelementen. Erste Erkrankungen in Verbindung mit Aluminium sind seit 1923 bekannt Physiologie Der größte Teil findet sich in Knochen und Lungen und Muskulatur. Aluminiumarm sind Gehirn- und Fettgewebe. Ob Aluminium im Lungengewebe in nennenswertem Ausmaß absorbiert wird und ins Blut gelangt ist unklar. Eine Aluminiumaufnahme in das Gehirn über den Respirationstrakt wäre so möglich. Der Säuregehalt der Nahrung, die Säuresekretion sowie die ionale Zusammensetzung, d.h insbesondere der OH Wert beeinflussen die Wirkung als Antacidum. Bei Darmerkrankungen kann die Aluminiumresorption erhöht sein. Pflanzliche Nahrungsmittel weisen einen höheren Aluminiumgehalt auf als tierische Produkte. Ein erhöhtes Citratangebot in der Ernährung, z.B. bei Calciumsubstitution kann die Aufnahme des Al verstärken. Bei Niereninsuffizienz kommt es bei Aluminiumbelastung sehr schnell zu deutlich erhöhten Aluminiumkonzentrationen im Serum. Exposition Eine Belastung ist durch aluminiumhaltige Medikamente, Exposition am Arbeitsplatz, eine erhöhte Aluminiumkonzentrationen im Trinkwasser und in Getränken wie Bier, Wein und Säften sowie in Zahnpasta denkbar. Wichtig sind aluminiumhaltige Trink- und Kochgefäße, aus denen Aluminium während des Kochvorganges freigesetzt wird. Inwieweit die Aluminium Exposition am Arbeitsplatz zu Gesundheitsstörungen führen kann, ist umstritten. Auch die Belastung durch die für die Verhüttung hochenergetischen Magnetfelder führten zu keine Störung, die Reproduktionsrate war im Gegenteil signifikant erhöht. 2 Bisher liegt Nachweis einer erhöhten Ablagerung von Aluminium in inneren Organen bei hoher Umweltbelastung vor. Inwieweit eine vererbte Überempfindlichkeit gegen Al eine Rolle spielt, ist nicht geklärt. Erkrankungen 1980 wurde über das häufige Auftreten von Erkrankungen des ZNS; (amyotropische Lateralsklerose, M Parkinson) auf Guam berichtet. Beobachtet wurde ein hoher Gehalt an Al 3+ in den Böden und Nahrungsmitteln und gleichzeitig niedrigen Mg/Ca Quotient. Nachgewiesen wurde aluminiumhaltiger Hydroxyapatit im Nervengewebe. Eine industriell verursachte Massenvergiftung durch Aluminium in Indien 1992 führte bei den Betroffenen im Serum zu einem Anstieg der Superoxid Radikale. In Anwesenheit von Vanadium stimuliert Aluminium konzentrationsabhängig die Superoxiddismutase und -katalaseaktivität, NADH und NADPH Oxidation, Peroxidation von Membranlipiden und erhöht die osmotische Fragilität von Erythrozyten. An der exzessiven Hydrogenperoxid (H2O2) Belastung verstarb die Hälfte der Verunglückten. Nervenerkrankungen, Neurologie Im ZNS üben bereits niedrige Konzentrationen toxische (hochgiftige) Wirkungen aus. Im Jahre 1970 wurden erstmals erhöhte Aluminiumkonzentrationen bei chronischer Niereninsuffizienz nach Einnahme von Antazida beobachtet. Bekannt ist das Krankheitsbild der „progressiven Dialysedemenz“ bzw. Dialyseencephalopathie. Die Zeichen sind Demenz, Sprachstörungen, Muskelkrämpfe, Krampfanfälle, Psychische Symptome, Schreibschwierigkeiten, Konvulsionen, unkoordinierte Bewegungen und eine Ataxie. Besonders auffällig sind psychische Veränderungen wie Agitation, aggressives oder depressives Verhalten und Halluzinationen. Schließlich tritt eine progressiv verlaufende Demenz ein. Eine Beziehung zwischen Morbus Alzheimer und Aluminiumintoxikation ist umstritten. Heute erfolgt eine Behandlung mit aluminiumhaltigen Medikamenten zurückhaltend, außerdem wird das Dialysewasser routinemäßig durch eine Aluminiumumkehrosmose gereinigt wird. Aluminium und Rheuma. Eine Beeinflussung des Immunsystems, wie er durch Untersuchungen von weißen Blutkörpern konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis sollte auf eine mögliche zusätzliche Belastung der Nieren geachtet werden Granulome Eine „makrophagische Myofasciitis“ ist nach Impfung, bzw. intramuskulärer Injektion von Aluminiumhydroxid bekannt. Die auslösenden Impfstoffe waren gegen Hepatitis B (86%), Hepatitis A (19%) oder Tetanustoxoid (58%). Die 3 Patienten schildern diffuse Muskelschmerzen. Die Myalgien traten verzögert (Median 11 Monate) nach der Impfung auf. Eine andere Manifestation stellen lokale Effekte dar, welche nach wiederholter intradermaler Injektion, z.b. zur Allergietestung Granulome hervorrufen können. Die Patienten entwickeln schmerzhafte Knoten, welche für Jahre persistieren. Pigmentgranula, welche Aluminium, Silicon, Titan oder Zirkonium enthalten, können bei Patienten mit M Crohn in der Dünndarmwand regelmäßig nachgewiesen werden. Die Vorstellung dass der M Crohn durch eine spezifische Überempfindlichkeit gegen aufgenommenes Metall oder Siliconbestandteile ausgelöste werden könnte, konnte durch eine intrakutane Testung nicht bestätigt werden Adynamische Al-Knochenerkrankung, Al Osteopathie Durch eine Aluminiumanreicherung in urämischen Patienten wird die sog. adynamische Knochenerkrankung induziert, die mit verringerter Knochenneuformation einhergeht. Davon zu unterscheiden ist die Knochenerweichung (Osteomalazie) durch eine Störung der Nebenschilddrüse (sekundärer Hyperparathyreoidismus). Auch wenn in beiden Fällen die Kollagensynthese eingeschränkt ist, ist der Knochendefekt gravierender. Therapie: Im Vordergrund steht zuerst die verminderte Aluminiumzufuhr. Bei Niereninsuffizienz ist die richtige Wahl des Phosphatbinders zur Vermeidung des Phosphatanstieges ist von besonderer Bedeutung. In den letzten Jahren hat sich bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und Dialyseencephalopathie die Durchführung einer Chelattherapie mit Desferrioxamin-B als günstig erwiesen. Dabei werden aus dem Knochen erhebliche Aluminiumkonzentrationen entfernt. Schwieriger ist die Entfernung von Aluminiumkonzentrationen aus dem Gehirn.