Universität Mannheim Prof. Dr. Daniel Roggenkamp Lineare Algebra IIb 07.04.2017 Übungsblatt 1 Aufgabe 1 (50 Punkte) Seien G und H zwei Gruppen. (a) Zeigen Sie, dass die Verknüpfung (G × H) × (G × H) → (G × H) ((g, h), (g 0 , h0 )) 7→ (g g 0 , h h0 ) eine Gruppenstruktur auf der Produktmenge G × H definiert. Man nennt diese Gruppe das direkte Produkt von G und H. (b) Argumentieren Sie, dass die Menge Aut(G) := {ϕ : G → G | ϕ ist bijektiver Gruppenhomomorphismus} mit der Komposition von Abbildungen eine Gruppe bildet. (c) Sei θ : H → Aut(G) ein Gruppenhomomorphismus. Zeigen Sie, dass dann auch die Verknüpfung (G × H) × (G × H) → (G × H) ((g, h), (g 0 , h0 )) 7→ (g θ(h)(g 0 ), h h0 ) die Produktmenge G × H mit einer Gruppenstruktur ausstattet. Man nennt die resultierende Gruppe ein semi-direktes Produkt von G und H und bezeichnet sie mit G oθ H. (Hinweis: Prüfen Sie die Gruppenaxiome nach. Was ist das neutrale Element, was sind die Inversen?) (d) Zeigen Sie, dass {(eG , h) ∈ G × H | h ∈ H} ⊆ G oθ H eine Untergruppe ist, die isomorph zu H ist. (e) Zeigen Sie, dass {(g, eH ) ∈ G × H | g ∈ G} E G oθ H eine normale Untergruppe ist, die isomorph zu G ist. (f) Zeigen Sie, dass die Quotientengruppe (G oθ H)/G isomorph zu H ist. (Tipp: betrachten Sie die Abbildung H → (G oθ H)/G, h 7→ [(eG , h)]. Ist sie ein bijektiver Gruppenhomomorphismus?) (g) Zeigen Sie, dass für n ∈ N und einen Körper K die Menge Mat(n, 1; K)×GLn (K) mit der Verknüpfung (Mat(n, 1; K) × GLn (K)) × (Mat(n, 1; K) × GLn (K)) → (Mat(n, 1; K) × GLn (K)) ((x, A), (y, B)) 7→ (x + A · y, A · B) ein semi-direktes Produkt, der additiven Gruppe (Mat(n, 1; K), +) und der Gruppe GLn (K) ist. (Was ist der Gruppenhomomorphismus θ?) Universität Mannheim Prof. Dr. Daniel Roggenkamp Lineare Algebra IIb 07.04.2017 Aufgabe 2 (50 Punkte) Betrachten Sie die Menge der Matrizen 1 0 1 0 t O1,1 (R) := A ∈ Mat(2, 2; R) | A · ·A= . 0 −1 0 −1 (a) Zeigen Sie, dass O1,1 (R) ⊂ GL2 (R) eine Untergruppe ist. (b) Zeigen Sie, dass für alle A ∈ O1,1 (R) gilt det(A) ∈ {±1}. (c) Zeigen Sie, dass sich A ∈ O1,1 (R) auf eindeutige Weise schreiben läßt als cosh(a) δ sinh(a) cosh(a) sinh(a) 0 A = A(a, δ, ) := = · , sinh(a) δ cosh(a) sinh(a) cosh(a) 0 δ wobei a ∈ R und , δ ∈ {±1}. Die Abbildung R×{±1}×{±1} → O1,1 (R), (a, , δ) 7→ A(a, , δ) ist also bijektiv. (Hinweis: Zwei Zahlen x, y ∈ R mit x2 − y 2 = 1 lassen sich eindeutig schreiben als x = cosh(a), y = sinh(a), mit a ∈ R und ∈ {±1}.) (d) Zeigen Sie, dass gilt A(a, δ, ) · A(a0 , δ 0 , 0 ) = A(a + δ a0 , δ δ 0 , 0 ) . (e) Zeigen Sie, dass für δ ∈ {±1} θ(δ) : R → R x 7→ δ x einen Gruppenhomomorphismus θ : {±1} → Aut(R, +) in die Gruppe der Automorphismen der additiven Gruppe (R, +) definiert. (f) Folgern Sie, dass O1,1 (R) isomorph ist zu der Gruppe (vgl. Aufgabe 1) (R oθ {±1}) × {±1} . Die Gruppe O1,1 (R) spielt eine große Rolle in der speziellen Relativitätstheorie. Sie wird die 2-dimensionale Lorentzgruppe genannt. Die Matrix A(a, 1, 1) beschreibt, wie sich Längen und Zeit für einen Beobachter verändern, wenn er sich mit Geschwindigkeit a relativ zu einem anderen Beobachter bewegt. und δ beschreiben Spiegelungen der gesamten Raumzeit, bzw. des Raumes. Abgabe 28.04.2017* * Lösungen bitte bis 12:00 Uhr in entspr. Kasten im Eingangsbereich des C-Teils von A5 einwerfen.