Freie Universität Berlin – SoSe 2010 – Mi, 16–18 Uhr, A 336 HS: Sternglaube, Horoskopie und astrale Ideologie in der Antike Prof. Dr. Klaus Geus Quellenreader (21. 05. 2010) Astronomie und Politik in der Antike Die solare Symbolik im frühen Principat Die Tetrabiblos des Ptolemaios Das Verhältnis der Stoiker zur Astrologie Dorotheos von Sidon: Carmen astrologicum Der „Stern von Bethlehem“ im Kontext der solaren Symbolik der Antike Die Sonnenuhr des Augustus (Solarium Augusti) Firmicus Maternus und sein Handbuch der Astrologie Vettius Valens Horoskop und Politik Belebte Gestirne in der Alten Akademie Thrasyllos Astronomische Symbole auf antiken Bauwerken Der Reader wird auf Blackboard bzw. www.palamedes.eu eingestellt. Sprechstundentermin: Do., 10:30–12:00 Uhr (und nach Vereinbarung). E-Mail: [email protected] / [email protected] Astronomie und Politik in der Antike Babylonische Tontafel („Omen“) Wenn eine Finsternis eintritt und Jupiter ist bei der Finsternis anwesend: der König ist sicher und ein edler Würdenträger stirbt an seiner Stelle. Plat. Gorg. 513a Und er soll darauf achten, wie er das Leben, das ihm noch bevorsteht, so gut wie möglich verbringen kann, indem er sich der Verfassung des Staates, in dem er lebt, völlig anpasst; - i n diesem Fall musst du dich also dem Volk der Athener möglichst angleichen, wenn du bei ihm beliebt sein und große Macht im Staat besitzen willst. Sieh zu, mein Lieber, ob das dir und mir Vorteil bringt, damit es uns nicht gehe, wie man das von den thessalischen Frauen erzählt, die den Mond herunter holen: wir erkaufen um das Teuerste diese Macht im Staate, die wir da wählen. Diog. Laert. 4, 64 Bei seinem [Karneades] Tod soll sich der Mond verfinstert haben, so als habe das nach der Sonne schönste Gestirn seine Sympathie bekunden wollen, wie man meinen könnte. Manil. 4, 857ff. Und sobald der Zeitraum zu Ende ist, der jedem zuteil wird, / und je zwei im All gegenüber glänzende Zeichen / ihre eigenen Plagen an festem Standort durchstanden ... Archim. aren. 4–5, p. 218 Heiberg „Du bist darüber unterrichtet, dass von den meisten Astronomen als Kosmos die Kugel bezeichnet wird, deren Zentrum der Mittelpunkt der Erde und deren Radius die Verbindungslinie der Mittelpunkte der Erde und der Sonne ist. Dies nämlich hast du aus den Abhandlungen der Astronomen gehört. Aristarch von Samos gab die Erörterungen gewisser Hypothesen heraus, in welchen aus den gemachten Voraussetzungen erschlossen wird, dass der Kosmos ein Vielfaches der von mir angenommenen Größe sei. Es wird nämlich angenommen, dass die Fixsterne und die Sonne unbeweglich seien, die Erde sich um die Sonne, die in der Mitte der Erdbahn liege, in einem Kreis bewege, die Fixsternsphäre aber, deren Mittelpunkt im Mittelpunkt der Sonne liege, so groß sei, das die Peripherie der Erdbahn sich zum Abstande der Fixsterne verhalte wie der Mittelpunkt der Kugel zu ihrer Oberfläche ... Diog. Laert. 9, 39–40 Dann aber, durch die Prophezeiung künftiger Ereignisse zu Rum gekommen, genoss er ei den meisten göttergleiche Verehrung. Da aber nun, wer sein väterliches Vermögen verzehrt hatte, per Gesetz nicht in der Heimatstadt begraben werden durfte, habe er, nach Antisthenes, um den Neidern und Denunzianten keinen Vorwand zu liefern, den Bürgern Die große Weltordnung, das bedeutendste seiner Werke vorgelesen. Darauf sei er nicht nur mit 500 Talenten, sondern auch mit Bronzestatuen honoriert worden. Als er dann im Alter von über 100 Jahren starb, habe man ihn auf Staatskosten beerdigt. Demetrios gibt jedoch an, seine Verwandten hätten Die große Weltordnung vorgelesen, die mit nur 100 Talenten honoriert worden sei, was auch Hippobotos behauptet. Hyg. astr. 2, 24 (vgl. schol. Arat. p. 147 Martin u. p. 143; 550 Martin) Unter dessen Sternbild nahe bei der Jungfrau/Virgo sind sieben andere Sterne beim Schwanz des Löwen als Dreieck aufgestellt, von denen der „Mathematiker“ Konon von Samos und Kallimachos sagen, dass es die Locke [eigentlich: Haar] der Berenike sind. Als Ptolemaios seine Schwester Berenike, die Tochter des Ptolemaios und der Arsinoe, geheiratet hatte und wenige Tage später zu einem Feldzug nach Asien aufgebrochen war, gelobte Berenike, dass sie, wenn Ptolemaios siegreich zurückkehrte, ihr Haar abscheren würde. Das durch diesen Schwur geweihte Haar deponierte sie im Tempel der Aphrodite Arsinoe Zeyphyritidis, konnte es aber am nächsten Tag nicht finden. Weil der König darüber sehr unwillig war, hat, wie vorher erwähnt, der Mathematiker Konon in seinem Eifer, die Gunst des König zu erlangen, behauptet, dass das Haar unter die Sterne versetzt zu sehen sei, und zeigte auf gewisse, keinem Sternbild zugehörige Sterne, sieben an der Zahl, die er als das Haar ausgab. Suet. Aug. 98 Als Augustus dann von seinem Speisezimmer aus bemerkte, dass das Grab des ein Jahr zuvor verstorbenen Masgaba von einer großen Menschenmenge mit vielen Fackeln besucht wurde, sprach er deutlich vernehmbar aus dem Stegreif folgenden griechischen Vers: „Des Gründers Grab seh ich im Feuerschein.“ Und er wandte sich an Thrasyllus, einen Gefolgsmann des Tiberius, der ihm gegenüber lag und keine Kenntnis von der Angelegenheit hatte, mit der Frage, aus dem Werk welches Dichters seiner Meinung nach der Vers stammte. Als dieser zögerte, fügte Augustus noch einen zweiten Vers hinzu: „Siehst du mit Fackeln Masgaba verehrt?“ und fragte ihn auch nach dm Verfasser dieses Verses. Als jener nichts anderes zu antworten wusste, als dass die Verse sehr gut seien, wer immer auch der Dichter sei, lachte Augustus hell auf und war zu allerlei Scherzen aufgelegt. Suet. Tib. 14, 4 (vgl. 62, 3; Gai. 19, 3) Damals hat er [Tiberius] am meisten von [der Macht des] “Mathematiker” Thrasyllus erfahren, den er als Mann der Weisheit in seinen Haushalt aufnahm. Denn als er das Schiff sah, behauptete Thrasyllus, dass es gute Nachrichten brächte – genau in dem Moment, als Tiberius sich entschlossen hatte, ihn in Meer zu stürzen, weil er ihn für einen falschen Propheten hielt und für einen, dem er zu schnell Geheimnisse antraut hätte, weil sich die Dinge als negativer und entgegen der Voraussage herausgestellt hatten. Die solare Symbolik im frühen Principat Verg. georg. 1, 29–36 Ob du als Gott überglänzest das endlose Meer und die Schiffe / nur dein Licht noch verehren, dir dient das äußerste Thule / Und dich Tethys zum Eidam erkauft mit all ihren Fluten; / Ob du als neues Gestirn dich gesellst trägrollenden Monden, / Wo zwischen Jungfrau und Scheren, den drängenden, weit das Gewölbe / Freisteht – sieh, Skorpion, der glühende, zieht schon die Arme / willig zurück, lässt Raum – und mehr als genug – dir am Himmel. / Sei, was du willst! Manil. 1, 373–85 Jetzt betrachte die Sterne, die südlich des Laufes der Sonne / aufgehn und über den ausgebrannten Ländern dahinziehn; / diese Leuchten drehen sich zwischen des Steinbocks kaltem / Stenbild und dem auf dem untersten Achspunkt sich stützenden Kosmos; / unter denselben liegt die uns unzugängliche andre / Hälfte der Erde, die fremden Menschengeschlechtern und Reiche, / niemals durchschnitten, die das gemeinsame Licht von der gleichen / Sonne beziehn und verschiedene Schatten und links die Gestirne / unter – und rechter Hand aufgehen sehn am gewendeten Himmel. / Weder geringer noch schlechter an Licht ist ihr Kosmos, noch werden / zahlenmäßig weniger Sterne am Horizont sichtbar. / Alle können bestehn; nur ein einziger Stern unserer Sphäre, du, Caesar, / jetzt auf der Erde und später am Himmel der mächtigste Leitstern. Carm. Einsidl. 1, 63–88 Völlige Ruhe wird kommen; sie kennt kein drohendes Schwert mehr; / sie wird Saturnus´ erneuerte Herrschaft nach Latium bringen, / Numas erneuertes Reich, der als erster die mordfrohen Heere, / die noch erglühten für kriegrisches Leben aus Romulus´ Zeiten, Taten des Friedens gelehrt und den Waffen zu schweigen, Trompeten / nicht mehr im Krieg, nur bei heiligem Opfer zu tönen geboten. / Nicht mehr den Schein und den Schatten des Amtes erhandelt der Konsul, / nicht mehr empfängt er leere Bündel der Ruten noch schweigend / machtloses Amt im Gericht; die Gesetze kehren dann wieder, / wieder gilt Recht, und ein besserer Gott gibt dem Forum Gesittung. / alte Gestalt dann zurück und behebt den früheren Schaden. / Alle Völker sollen sich freuen, die unten im Süden / wohnen und oben im Norden, gen Osten und Westen sich dehnen / oder die unter der Mitte des Himmels vor Hitze erglühen. / Seht ihr, wie hell in der zwanzigsten Nacht schon der Himmel erstrahlet / und ein Komet in sanftem Licht uns leuchtend sich zeiget? / Seht, wie der Stern so klar und ohne Wunde erglänzet! / Sprüht etwa so wie gewöhnlich die Fackel ein blutiges Feuer / über die Pole des Himmels, stiebt Funken brennenden Blutes? / Einst aber brannte sie anders, als sie bei Cäsars Entrückung / Krieg den traurigen Bürgern verkündigte, schicksalsverhängten. / Sicher wird selber der Gott die Last der römischen Masse / ohne ein Beben mit kraftvollen Schultern so übernehmen, / dass nicht ein Dröhnen erschallt, wenn die Weltmacht wird übertragen. / Rom wird nicht früher dies göttliche Haus des verdienstvollen Wirkens / ledig erachten, bis abends die Sonne sich neiget. Die T etr abiblos des Ptolemaios 1, 1 Die Sterndeutung, o Syros, ruht im Wesentlichen auf zwei Hauptgründe- und Grundwissenschaften. Die eine geht der Zeit und der Würde nach voran; sie lehrt uns die Bewegungen von Sonne, Mond und Sterne, ihre Stellung in jedem Zeitpunkt sowohl untereinander als gegen die Erde. Die andere betrachtet gemäß den ursprünglich innewohnenden Tugenden des Gestirns dem Einfluss jener Stellung und Konfiguraz die Veränderungen und Wirkungen, so von ihnen hervorgebracht werden. Die erste heischt ein unabhängiges geistiges Eindringen und ist dessen wert, auch wenn man nicht zielt auf die Sterndeutung; darüber habe ich an dich, mein Syros, ein eigenes Buch [den Almagest] verfasst und nach Zulässigkeit auch Beweisgründe beigebracht. Jetzt gedenke ich von der anderen Wissenschaft zu handeln; sie ist zwar an sich nicht so gut begründet und vollkommen; doch werde ich sie abhandeln nach der allgemeinen Art der Weltweisheit; aber nicht mag der Freund der Wahrheit eine Vergleichung mit der ersten unerschütterlichen Festigkeit und inneren Gewissheit, sondern bedenken die allgemeine Beweglichkeit und Gebrechlichkeit, und daher die Schwierigkeit über die Wesenheiten der Materie, Deutung und Voraussicht zu geben. Darum soll er aber ihre Untersuchungen nicht verwerfen, so weit es ihr möglich ist; denn es ist offenbar, dass viele wichtige und umfassende Erscheinungen und Wirkung durch Himmelskräfte bewirkt werden. Aber was nur wenige begreifen, das greift auch die Menge mit Tadel an. Für blind an Verstand hält man freilich denjenigen, der die erste der beiden Wissenschaften, der ich der Zeit und Würde nach den Vorrang gab, tadeln wolle. Leichter ist es aber, die zweite zu tadeln. Weil sie schwierig ist, halten sie einige für gänzlich ungewiss, weil auch ihre Deutungen nur notwendige Erfolge betreffen, halten sie andere für unnütz. Diese zwei Einwürfe werde ich vorher beantworten, wobei ich ihre innere Möglichkeit und ihren Nutzen aufzeige. 2, 1–2 Bisher haben wir im Allgemeinen die Grundsätze entwickelt, auf welchen die Vorhersage und Urteil über das Besondere beruht. Wir wenden uns nun dem Urteil über das Besondere zu, soweit es möglich ist. Auch hier sollen uns physische und natürliche Gründe leiten. Das Besondere zerfällt aber wiederum in zwei Teile; der eine ist allgemeiner und umfasst Landstriche, Völker und Städte; der andere geht ins Einzelne und betrachtet die Begebnisse der Menschen. Dieses ist eigentlich die Genethlialogie. Den allgemeinen Teil betrachten wir zuerst, denn Begebnisse, welche großen Erdstrichen begegnen, werden von mächtigeren und umfassenderen Ursachen erregt, als die einzelner Menschen. Immer ist unterworfen das Schwächere dem Stärkeren, das Allgemeine dem Besonderen. Zuerst betrachten wir also das Allgemeine. Dies bezieht sich nun auf ganze Erdstriche, oder auf ihre Teile, oder einzelne Staaten. Es handelt ferner entweder von großen Veränderungen, die in bestimmten Zeiten wiederkehren, in großen Zeiträumen, als da sind: Kriege, Pestilenz und Seuchen, Erdbeben, Überschwemmungen und dergleichen; oder es handelt sich von kleineren, als das sind: allgemeine jährliche Witterung, im Steigen oder im Abnehmen, kalte Winter, heiße Sommer, Stürme, große Hitze, Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit, und derlei mehr. Man zieht aber die Beobachtung großer Ereignisse und solche, die ganze Gegenden betreffen, vor, wegen der angeführten Ursache. Diese allgemeine Erkenntnis erfordert zwei Betrachtungen: die erste ist die Entscheidung, auf welche Zeichen des Tierkreises, auf welches Gestirn überhaupt sich ein Erdstrich beziehe; das zweite ist die Bestimmung, welche Art von Wirkung und in welcher Zeit eintreffen werde, gemäß er Eklipse der Lichter, dem Gang der Sterne zu jener Zeit, ihrem Aufgang, ihrem Stand. Dies wollen wir zuerst nach natürlichen Gründen entwickeln; zugleich im Vorbeigehen aufführen der Völker Gemüts- und Leibesbeschaffenheit, wie sie nicht unmerklich zusammenstimmen mit dem natürlichen Wesen der Zeichen und Sterne, denen sie zugeteilt sind. (2) Die Erdbeschreibung unterscheidet die Völker nach Parallelen und Winkeln und nach der Lage gegen Ekliptik und Sonne. Wir leben unter einem nördlichen Quadranten. Diejenigen, die unter den südlichen Parallelen leben, vom Äquator bis zum Wendekreis des Sommers, denen steigt die Sonne auf den Scheitel, sie sind verbrannt, haben schwarze Körper, dichtes krauses Haar, zusammengedrücktes Gesicht, ausgetrocknete Glieder; sie sind ihrem Wesen nach heiß, meist wild von Sitten, wegen der beständigen Hitze. Wir nennen sie Aethiopen. Aber nicht bloß die Menschen sind so beschaffen, sondern auch Atmosphäre, die Tiere und Pflanzen. Diejenigen, die unter den nördlichen Parallelen wohnen, nahen unmittelbar dem Pol, entfernt vom Tierkreis und der Sonnenwärme; sind kalter Natur, haben Übermaß an Feuchtigkeit, die ihren Körper nährt. Da sie die Hitze nicht erschöpft, ist ihre Farbe weißer, sie haben lange Haare, hohe saftige Körper, etwas warum. Auch sie sind wild von Sitten, wegen der andauernden Kälte. Die Winter sind länger, die Bäume größer, die Tiere unbändiger. Diese Volksstämme nennen wir überhaupt Skythen. 3, 2 Über das Erste und Wichtigste, den Punkt des Tierkreises, der zur Stunde der Geburt im Horizont sich befindet, ergibt sich häufig unentschiedene Unsicherheit; denn allermeistens kann nur eine Beobachtung durchs Astrolab von verständigen Beschauern eine Genauigkeit über die Geburtsstunde geben; die übrigen Werkzeuge, die Stunde zu beobachten, deren sich auch die Sorgfältigsten bedienen, können sehr oft von der Wahrheit abweichen, die Sonnenuhren wegen der Unrichtigkeit ihrer Lage und Veränderlichkeit der Mittagslinie; die Wasseruhren aber darum, weil die Natur des Wassers aus mehreren Ursachen und wohl zufällig in seiner Bewegung gehemmt oder gestört wird. Darum möchte es wohl notwendig sein, eine Vorschrift zu geben, wie einer finden möchte den Teil des Tierkreises, der im Aufgang begriffen ist, auf eine natürliche und zusammenhängende Weise, unter Voraussetzung, dass nach der Theorie die Anaphora [das Aufsteigen es Himmels nach der täglichen Bewegung] der Teil bekannt ist, welche der gegebenen Stunde am nächsten ist. Also betrachte die Syzygie [Vereinigung] von Sonne und Mond, die der Geburt zunächst voranging, sei es nun ein Vollmond oder ein Neumond; und beobachte genau die Stelle des Himmels beider Lichter, wenn es ein Neumond ist; ist es aber ein Vollmond, nur dasjenige der beiden Lichter, das zur Stunde der Geburt unter dem Horizont war. Sieh zu, welche von den Gestirnen in einem Verhältnis der Herrschaft stehe zu dieser Stelle des Himmels, gemäß den fünf Rücksichten über Macht, die wir im Vorhergehenden aufgestellt haben, nämlich nach dem Trigon, dem Hause, der Erhöhung, der Begrenzung und der Zusammenstirnung ... 4, 2 Was sich auf Ehren und Würden bezieht, das leiten wir ab von dem Zustand der Hauptlichter und er sie umgebenden Gestirne, mit Rücksicht auf ihre Verwandtschaften. Sind beide Hauptlichter in männlichen Zeichen und in den Weltgegenden oder eines derselben, besonders das übereinstimmende, überdies begleitet von den fünf Wandelsternen, wenn es die Sonne ist im östlichen Stand, wenn es der Mond ist in westlichen, so wird das Kind ein König werden. Sind aber die begleitenden Planeten in den Weltgegenden oder in Zusammenstimmung gegen den Mittelpunkt des Himmels, deutet es an Große, Mächtige, Weltbeherrscher, allermeist von Glück begleitet, wenn die begleitenden Gestirne zur Rechten in Zusammenstirnung stehen. Wenn unter diesen Umständen die Sonne allein in einem männlichen und der Mond in einem weiblichen Zeichen ist, und bloß eines dieser Hauptlichter sic in den Weltgegenden findet, so schließe auf Feldherren, Gebieter über Leben und Tod. Wenn aber dabei weder die begleitenden Gestirne in den Weltgegenden sich befinden oder Zeugnis geben den Weltgegenden, werden bestimmt dadurch bloß Machthabende, infolge hoher Geburt und Stammtafel, oder Herrscher der Provinzen, Heerführer, aber nicht oberste Feldherren. Sind aber auch nicht die Hauptlichter in den Hauptweltgegenden, hingegen die meisten der begleitenden Gestirne entweder selbst in den Weltgegenden, oder mit den Weltgegenden zusammengestirnt, so zeigt es zwar nicht an große öffentliche Würden, doch bürgerliches Ansehen und Vorzug im Mittelstand. Sind aber auch nicht die begleitenden mit den Weltgegenden in Verwandtschaft, deutet es Tatenlose, Unrühmliche. Endlich ganz Niedrige und von gemeiner Seele, wenn keines der Hauptlichter weder in den Weltgegenden noch in einem männlichen Zeichen ist oder begleitet von einem der Wohltätigen. Dies wäre also der allgemeine Typus für diese Betrachtung über Ehre und Würde. Die Mittelzustände von gar mancherlei Art erschließe man aus dem Wechsel in den Gestalten der Hauptlichter und ihrer Begleichung. Wenn diese Herrschaft Gestirne von gleichgestimmter Gattung, oder Wohltätigen, ist ihre Einwirkung auf die Würden und Ehren kräftiger, unfehlbarer. Haben diese Herrschaft, die entgegengesetzten und übeltuenden, findet Herabstimmung und Unsicherheit statt. Die besondere Art der Würden schließe aus dem besonderen Wesen der begleitenden Gestirne. Also wenn Saturn der Anführer ist unter den Begleitern, erwirkt er Macht, durch Reichtum und Überfluss an Habe. Jupiter aber und Venus durch Gunst, Geschenke, Ehrerbietung und Großherzigkeit. Mars hingegen durch siegreiche Feldzüge und Schrecken über die Untergebenen. Merkur durch Verstand, Bildung, Vorsicht und Geschäftsklugheit. Das Verhältnis der Stoiker zur Astrologie Sex. Emp. adv. math. 9, 104 (= SVF 111) Das denkende ist ein höheres Wesen als das nicht denkende und das beseelte ein höheres als das seelenlose. Nun gibt es kein höheres Wesen als das Weltall; also ist das Weltall ein denkendes und beseeltes Wesen. Cic. de nat. deor. 3, 14 Behauptet ihr [Stoiker] nicht, alles Feuer bedürfe der Nahrung und könne auf keine Weise entstehen, wenn es nicht genährt werde; genährt aber werde die Sonne, der Mond und die übrigen Gestirne durch Wasser, die einen durch süßes, die anderen durch Meerwasser? Gibt doch Kleanthes das als Ursache an, warum die Sonne sich immer innerhalb des Kreises der Sonner- und Wintersonnenwende bewege und nie darüber hinausgeht: nämlich um sich nicht zu weit von ihrer Nahrung zu entfernen. Manil. 1, 149–254 Feuer schwand sich im Flug hinauf zu den Zonen des Äthers, verteilte sich ganz oben am gestirnten Himmel und schuf aus flammenden Wänden die Mauern des Weltalls. Dann sank ein geistiges Element herab, verwandelte sich in eine leichte Brise und verteilte Luft im Mittelteil ds Weltraums. Das dritte Element dehnte sich wellenförmig, als Wasser, aus und verströmte den Ozean, der aus dem Weltmeer kommt. Das alles geschah, damit das Wasser die leichten Lüfte ausatmen und verteilen und die Atmosphäre nähren konnte, die ihre Samen von ihm [dem Wasser] bezieht, aber auch, damit der Wind das Feuer nähren konnte, das sich unmittelbar unter den Gestirnen befindet. Schließlich senkte sich die Erde bis auf den Grund; sie war kugelförmig wegen ihres Gewichts, Schlamm, mit Triebsand gemischt, und Form annehmend, in dem Maße wie die Flüssigkeit verdunstete. Mehr und mehr Feuchtigkeit entschwand und wurde Wasser, Meere versickerten, das Land wuchs in die Höhe, und die Wasserflächen lagerten sich neben den Talsohlen. Berge tauchten aus den Meeren auf. Die Erde, zwar immer noch auf allen Seiten vom Ozean eingeschlossen, sprang durch die Wellen und blieb stabil, weil das Firmament an jedem Punkt dieselbe Distanz von ihm behielt, und das es von allen Seiten fiel, bewahrte es seine Mitte und seinen untersten Teil vor dem [freien] Fall. [Glosse: Denn Körper, die von Impulsen aus ihren Innern getroffen werden, bleiben wie sie sind, und infolge der Zentripetalkraft können sie sich nicht sehr weit entfernen.] Hinge die Erde nicht in der Schwebe, so würde die Sonne, wenn am Himmel die Sterne erscheinen, ihren Wagen nicht von ihrem Untergang hinweg lenken und zu ihrem Aufgang zurückkehren. Auch der Mond würde nicht unter dem Horizont seinen Lauf durch den Raum nehmen; und der Morgenstern würde nicht in der Frühe des Tags scheinen, wenn er am Ende des Tags als Abendstern sein Licht gespendet hat. Genau genommen, ist die Erde nicht bis zu ihrem Tiefpunkt geschleudert worden. Sie schwebt nach wie vor im Mittelpunkt. Deshalb gewährt ihr der ganze Raum [um sie herum] Durchgang, sodass unter der Erde das Firmament untergehen und wieder aufgehen kann. Denn ich kann nicht glauben, dass die Sterne, die am Horizont erscheinen, rein zufällig dort aufsteigen, und [ich kann nicht glauben], dass das Firmament immer und immer wieder neu geschaffen wird und dass an jedem Tag die Sonne stirbt und neu geboren wird. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich die Konstellationen in ihrem Aussehen nicht geändert. Dieselbe Sonne ist von derselben Himmelsrichtung aus aufgestiegen. Der Mond hat sich im selben Zeitabschnitt durch seine Phasen bewegt. Die Natur bleibt den Wegen, die sie selber geschaffen hat, treu. Sie ist kein blutiger Anfänger; Tage wandern um die Erde mit dem Licht, das niemals ausgeht, und weisen dieselben Stunden bald diesen, bald jenen Regionen der Welt. Wenn du nach Osten reisest, bewegt sich der Osten ständig von dir fort; dasselbe geschieht mit dem Westen, wenn du nach Westen ziehest. Was für die Sonne gilt, gilt auch für den Himmel ... Der organische Aufbau des gewaltigen Weltalls, seine einzelnen Teile, die aus verschiedenen Elementen bestehen – aus Luft, Feuer, Erde und dem flachen Meer – wird von der göttlichen Macht des Geistes beherrscht. Gott atmet durchs Ganze auf mystische Weise und beherrscht es geheimnisvoll. Er überwacht die gegenseitigen Beziehungen zwischen allen Teilen, durch die der eine dem anderen seine Kraft vermittels und die Kraft des anderen empfängt. So kommt es, das kosmische Sympathie in alle Ewigkeit über einer Vielfalt von Phänomenen herrscht. Dorotheos von Sidon: Carmen astrologicum Der „ Stern von Bethlehem“ im Kontext der antiken solaren Symbolik der Antike Mt. 2, 1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Wörtliche Übersetzung: Als nun Jesus geboren worden war in Betlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da gelangten Magier von den Aufgängen [von Osten] nach Jerusalem. Sie fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern in dem Aufgang (griechisch: €• ‚ƒ „•…‚†‡ˆ) gesehen und sind gekommen, um ihm demütig zu huldigen … Mt. 2, 9 Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Wörtliche Übersetzung: Und siehe, der Stern, den sie in dem Aufgang gesehen hatten, zog ihnen voran, bis er im Gehen stehen blieb oben darüber, wo das Kind war. Als sie nun den Stern erblickten, wurden sie froh in großer Freude gar sehr. 4 Mose 24,17ff: Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen. Und Er wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel der Söhne Seths. Edom wird er einnehmen, und Seir, sein Feind, wird unterworfen werden. Israel aber wird den Sieg erhalten. Origenes, Contra Celsum, 1, 58 u. 59 Wir sind der Meinung, dass „der im Osten gesehene Stern“ ... keinem der gewöhnlichen glich, weder einem der Fixsterne noch einem in den unteren Sphären (Planeten), daß er vielmehr jener Art von Sternen angehörte, die von Zeit zu Zeit erscheinen und Kometen oder Schweifsterne oder Bartsterne oder Fasssterne heißen, oder wie nur immer die Griechen ihre verschiedene Gestalt zu bezeichnen pflegen. Wenn nun beim Entstehen neuer Reiche oder bei anderen wichtigen Begebenheiten auf Erden Kometen oder andere Sterne ähnlicher Art erscheinen, wen darf es dann wundern, wenn die Erscheinung eines Sternes die Geburt desjenigen begleitete, der in dem Menschengeschlecht eine Neugestaltung vollziehen ... sollte. Apk. 22,16 Ich, Jesus, ... bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern (astêr prôinos). Apk. 12, 1ff. "Und ein großes Zeichen erschien in dem Himmel. Ein Weib, bekleidet mit der Sonne, und der Mond [war] unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen. Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen zu gebären..." (Off. 12,1ff. Theorie des Altorientalisten Werner Papke unter: http://www.kahal.de/265-WPANM.pdf Die Sonnenuhr des Augustus (Solarium Augusti) Plin. nat. 36, 72–73 Den auf dem Marsfeld stehenden Obelisk bestimmte der Kaiser Augustus zu einem merkwürdigen Zweck, nämlich durch seinen Schatten die Dauer der Tage und Nächte anzuzeigen. Der Schatten nämlich, welchen derselbe am Mittag des kürzesten Tages warf, wurde auf der Ebene durch Steinpflaster angedeutet, und allmählich auf diesem durch eingelegte metallene Streifen die Zunahme und auch wieder die Abnahme der Tage bezeichnet – in der Tat eine der näheren Kenntnisnahme würdige und dem Genie des Mathematikers Facundus Novus zur Ehre gereichende Erfindung. Dieser Gelehrte ließ auf der Spitze des Obelisks eine goldene Kugel anbringen, deren Schatten sich in einer Spitze sammelte, die unregelmäßig bald hier, bald dorthin geworfen wurde; Anlass dazu soll ihm der Kopf eines Menschen gegeben haben. Obige Erfindung des Obelisks trifft aber nun schon seit fast 30 Jahren nicht mehr mit der Natur überein, entweder weil im Laufe der Sonne und in der Beschaffenheit des Himmels eine Abänderung eingetreten ist oder weil die ganze Erde aus ihrem Mittelpunkt gerückt ist (was, wie ich finde, auch an anderen Orten wahrgenommen wird) oder nur der Stundenzeiger, in Folge von Erdbeben zu Rom, von seinem Standort etwas verrückt ist oder durch Überschwemmungen des Tiber der Grund sich gesenkt hat; doch soll das Fundament so tief in die Erde gelegt sein, wie der Obelisk hoch ist. Weihinschrift auf dem Obelisken (CIL VI 702) Imperator Caesar Augustus, Sohn des vergöttlichten (Caesar), Pontifex Maximus, Imperator zum 12., Konsul zum 11., Inhaber der tribunizischen Gewalt zum 14. Mal, nachdem Ägypten unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht war, hat (diesen Obelisken) der Sonne zum Geschenk gegeben. Firmicus Maternus und sein Handbuch der Astrologie Buch 1 (aus Einleitung) ... und bis zum Zeitalter des Archimedes hast du deinen Vortrag ausgedehnt, und mir dabei die Klugheit deines göttlichen Geistes und deine Gelehrsamkeit gezeigt: Was jene neun Globen, was die fünf Zonen bedeuten, die je nach der Art ihrer Natur verschieden gefärbt sind, was die zwölf Zeichen machen, was der ewige Lauf der fünf Sterne, der Jahreslauf der täglichen Sonne und die schnelle Bewegung des Mondes und dessen Lichtphasen bewirken, ferner auch durch wie viele Umdrehungen jenes größere Jahr vollendet wird, das diese fünf Sterne, Sonne und Mond wieder in ihre Ursprungsorte zurückbringt und einem 1461-jährigen Umlauf entspricht, welche Erwägung den Milchkreis, und welche die Lichtabnahme der Sonne und des Mondes erklärt; warum die Rotation des Himmels niemals den Norden zum Westen bringt und ihn im Osten wieder hervorkommen läßt; welcher Teil der Erde dem Nordwind, welcher dem Südwind untersteht, wie man sich erklärt, dass die Erde, die in die Mitte gesetzt ist, im Gleichgewicht schwebt; wie viel Land der Ozean, von dem manche sagen, er sei das atlantische Meer mit seinen Wogen gleichwie eine Insel umspült. Da dieses alles mir von dir, lieber Mavortius, du Zierde der Guten, durch einen belehrenden Vortrag, dem man leicht folgen kann, überliefert wurde, habe ich es auch gewagt, ungefragt und ängstlich etwas vorzubringen, wie ich dir versprochen haben. Dieses Versprechen bestand darin, dass ich das, was die alten, weisen und göttlichen Männer unter den Ägyptern und die klugen Babylonier von der Wirksamkeit der Sterne uns durch die Lehre einer göttlichen Wissenschaft überliefert haben, herausgeben sollte. 1, 1 (gekürzt) In der Einleitung unseres Vortrages und bei Besprechung der ersten Prinzipien dürfte nichts notwendiger sein als den Leuten einige Zeilen zu widmen, die die ganze mathesis durch einen Wortschwall zu Fall zu bringen versuchen, die da glauben, durch ihre Ansichten, durch ihr Disputieren und durch würdevolle Redewendungen könnten sie die ganze Philosophie und göttliches Wissen über den Haufen werfen. Diese Menschen reizt, wie ich feststelle – und die Tatsachen selbst rechtfertigen mein Urteil –, nicht ein Mangel an fester Grundlage dieser Lehre oder eine Unwahrscheinlichkeit, sondern die Begierde zu widersprechen, so dass festbegründeten und endgültigen Dingen, die man nicht durch das Urteil unserer eigenen Augen feststellt, eine kampflustige Beweisführung Widerstand leistet. Denn besagte Leute versuchen durch allzu niedrige und grobe Haarspaltereien, aus Antworten, die sie sich selber auf die ersten Fragen der Mathematik zurechtlegen, gleich wie ein Kaninchen diese ganze Wissenschaft zu untergraben und einzureißen, wobei sie, je heftiger sie in den Kampf geraten, desto mehr nach Wegen suchen, die Menschen zu überreden, und eben dadurch das Vertrauen zur Astrologie umso heftiger und stärker bekräftigen ... Ich glaube, dass man deren Ausführungen hier auslassen soll, denn dazu sind wir nicht in diese Untersuchung eingetreten, auch nicht, um solche zurückzuweisen oder zu bestätigen haben wir unseren Geist und Entschlusskraft gesammelt, sondern alles dieses haben wir kurz berührt, damit die streitsüchtigen Erfindungen unserer Gegner allen Menschen auseinandergesetzt werden, indem man sie damit bekannt macht. Man mag daher glauben, was sie über die mathesis sagen, unsere Aufgabe ist es, alles, was von jenen behauptet wird, durch eine kluge Unterhaltung zu zerstreuen. Man soll nicht länger das Wesen der Mathematik und der Astrologie aus fremden Werken studieren müssen. 1, 5 Was jetzt folgt, dient dazu, über die strittigen Fragen der Farbe und des Charakters zu disputieren und durch die Beweismittel der in Wahrheit vorhandenen Kräfte diese Angelegenheit, die Anlass zu gehässigen Einwänden gegeben hat, zu verteidigen, um, nachdem diese alle widerlegt und zerstört sind, zu den verehrungswürdigen Geheimnissen dieser sicher begründeten Wissenschaft zu gelangen. „Warum“, fragt man, „sind in Äthiopien alle Menschen schwarz, in Germanien aber alle weiß, wenn die Menschen die verschiedene Mischung der Gestirneinflüsse Gestalt und Farbe verleiht?“ Es wäre zwar angebracht, in dieser Sache mit einer ausführlichen Rede den Kampf aufzunehmen und die hinterhältigen und gehässigen Beschuldigungen mit gleicher Münze zu bezahlen, aber wir haben uns vorgenommen, stets bei der Wahrheit zu bleiben, um die Ohren der Zuhörer nicht durch einen Wortschwall vorher einzunehmen und in ihnen falsche Vorstellungen zu wecken. Zunächst verlange ich von unserem Gegner, dass er mir antworte, ob in unserem eigenen Volk alle Menschen dieselbe Form oder dieselbe Natur haben. Ich glaube, er wird zugeben, dass keiner unserer Bürger dem anderen gleicht. Wenn er aber das bezweifelt, was ich allerdings nicht annehme, dann mag er einmal dahin sehen, wo eine große Volksmenge zusammenkommt, wie z. B. im Theater, hier mag er seine Augen anstrengen und mir, wenn er kann, aus so vielen Tausenden wenigsten zwei Leute zeigen, die sich im Gliederbau und Körperform zu gleichen scheinen. Mag die Verwandtschaft zwischen zwei solcher Menschen auch noch so eng sein, dennoch wird nie der eine dem anderen so ähnlich sein, dass sie sich nicht durch die Gesichtszüge unterscheiden lassen. So steht denn fest, dass die Substanz unserer Art und die Form des nackten Körpers durch die kunstvolle Tätigkeit des vorausschauenden Lichts aus der Mischung der vier Elemente hergestellt ist, und unsere Hautfarbe, Körperform, Charakter und Einrichtung durch nichts anderes als durch die bewegende Kraft der Sterne uns zuerteilt wurde. Denn die Sterne habe ihre eigenen geistigen Kräfte. In reiner Auffassung der beseelten Göttlichkeit folgen sie mit unerschütterlicher Einstimmigkeit jenem obersten und leitenden Gott, der alles nach ewigen Gesetzen komponiert hat, und das ewige Fortbestehen bewacht und ordnet. Es gibt keinen Menschen, der so vermessen wäre zu behaupten, hier auf der Erde, wo alles als sterblich erkannt ist, gäbe es Klugheit, dort aber, in den Gebieten der Unsterblichkeit, gäbe es keine Klugheit, Vernunft und Ordnung. Wer bezweifelt es, dass von diesen Sternen den irdischen Körpern jene göttliche Seele nach irgendeinem Gesetz der Notwendigkeit eingeflösst wird, da ihnen doch durch die Sonne der Abstieg und durch den Mond der Aufstieg bereitet wird? Denn jener göttliche Geist und die himmlische Seele kreisen gewissermaßen durch das Gebäude der Welt und regieren und komponieren bald innen, bald außen sich aufhaltend, alles. Sich selbst aus sich gebärend bewegt sich der göttliche Geist, um durch seine feurige und ewige bewegende Tätigkeit alles fortzupflanzen und zu erhalten. Nie vergisst er seine Pflicht in Folge einer gewissen Ermüdung und erhält so sich selbst, die Welt und alles, was darinnen ist, durch seine ewige und unermüdliche Bewegung. Aus dieser göttlichen Seele vollenden die ewigen Feuer der Sterne, die kugelförmig gestaltet sind, ihre Bahnen und Kreise schnell und sicher, übertragen, beseelt durch die Majestät jenes göttlichen Geistes, einen Teil desselben auf die irdischen Körper, und erborgen Geistiges aus jenem ewigen Zündstoff der Seele. So kommt es, dass die unsterbliche Seele in uns die hinfällige Vergänglichkeit des irdischen Körpers im Vertrauen auf ihre Erhabenheit ausrüstet, damit dieser selbst auch in gewisser Weise seinem Urheber und dessen Ursprung entspricht. Die Seele, ausgeströmt in alle Lebewesen, dir aus irdischer Zeugung geboren werden, bewirkt, dass diese sich von Generation zu Generation fortpflanzen. Weil wir um mit den Sternen durch eine Art Verwandtschaft verbunden sind, dürfen wir nicht die durch gottlose Haarspaltereien ihres eigenen Ansehens berauben, durch deren tägliches Kreisen wir zum Teil geformt und geboren sind. 1, 7 Kehren wir jetzt zu römischen Beispielen zurück. Siehe jenen faulen Menschen, der jede Art üblen Leumund besitzt, ich meine den Sulla, und seit frühester Jugend in einem Gremium von Laffen und Stutzern und unter Verbrechern, die mit der Tugend Handel treiben, aufwuchs, er wurde ein erfolgreicher Heerführer, und um ihn glücklich nennen zu können, verursachte man wiederholt ein Staatsunglück. Blicke einmal zurück, wie oft er sich, als unser Vaterland im Inneren zerrüttet war, mit Bürgerblut befleckt hat. Erinnere dich, wie er zahllose Konfiskationslisten anlegte und sich durch das Geld der Ermordeten und durch Vatermord bereicherte. Leider ist es schwierig, hier alle seine Schandtaten aufzuzählen. Einige haben wir genannt, damit du aus ihnen die Macht, die ihn zu diesem schicksalsgemäß notwendigen Tun antrieb, erkennen mögest. 7000 unserer Mitbürger wurden auf das Urteil dieses Sulla mitten auf dem Form der Stadt Rom niedergehauen. Glaube mir: Keine andere Macht, keine gerechte Strafe für begangene Verbrechen, kein Wille der Götter, sondern die Schicksalsnotwendigkeit hat diese große Menge Menschen in die Hände des Sulla gegeben. Wie, glaubst du nun, kann es möglich geworden sein, dass dieser Mensch, der niemals seiner eigenen Sippe eingedenk gewesen ist, der noch hals liederlicher Greis den Lastern der Jugend frönte, dass dieser Mann voller Laster das römische Reich regieren konnte? Dieser Mann, dessen Antrag auf Verleihung der Quästur, wie wir wissen, verworfen wurde, dem der überaus ernste Censorinus der sich bei seiner Anklage auf Tatsachen stützte, das Verbrechen, die von ihm verwaltete Provinz ausgeplündert zu haben, vorwarf, dieser Mann, der im Kimbernkrieg als Bote, von der Furcht seiner entarteten Seele getrieben, seinen Feldherrn Marius und das römische Heer verließ, dieser Mensch, der sich mit solchen Gemeinheiten besudelt hatte, hetzte, als der auf dem Platz des Kaisers saß, unser eigenes Heer gegen uns auf. Erlaube mir, in einer längeren Rede die Schandtaten dieses Sulla aufzurollen, denn sie alle dienen dazu, meinen Disput zu fördern und die Macht des Schicksals zu beweisen. Auf Befehl des Sulla wurde der Volkstribun Sulpicius unter dem Vorwand, seinen Vater ermordet zu haben, hingerichtet. Was für Schandtaten seine tyrannische und verbrecherische Begierde sich auch immer ausdachte, alles tat er ohne die geringsten Gewissensbisse, so dass er die zügellosen Begierden seiner Seele Tag für Tag mit vergossenem Bürgerblut sättigen konnte. Dem Feldherrn Marius, und zwar dem jüngeren Marius, dessen Verdienste um den Staat allgemein anerkannt waren, wurden auf Befehl des Marius zuerst einmal die Schenkelknochen zerschlagen, und als er so nicht mehr stehen konnte, hieben sie ihm die Arme bis an die Schultern ab; als drittes schnitten sie ihm die Zunge heraus, so dass er keinen Ton mehr herausbringen konnte, und zum Schluss, nachdem der Körper schon überall verstümmelt war, wurden ihm die Augen, die noch übrig geblieben waren, ausgestochen. In diesem kleinen Körper des Sulla steckten von den Bürgermorden angefangen, so zahlreiche Verbrechen, dass er, als Marius in Folge derartiger Wunden kaum seine Seele ausgehaucht hatte, ihm Stück für Stück den Verstand heraus reißen ließ, um so das Maß seiner Verbrechen zum Überfließen zu bringen. Aber war er vielleicht nur gegen Männer von einer derartig tierischen Wildheit besessen? Siehe, auf die Proskriptionslisten schrieb er auch die Namen von Frauen und Matronen, um über alle Menschen die grausame Gewalt des Schwertes auszuüben. Er kannte weder Maß noch Ziel, und seine Blutgier wurde keineswegs durch die Niedermetzelung der Bürger gesättigt. Jenes römische Volk, das alle Völkerschaften unterworfen und den Erdkreis durchwandert hatte und ihn besaß, das das äußerste Ende des Ozeans gefunden hatte, wurde durch die schwächliche Widerstandslosigkeit aller und durch Feiglinge veranlaßt, dem Verbrecher Sulla zu dienen. Zwischen die lex Porcia und die lex Sempronia stellte er unter den Klagen aller Bürger noch eine dritte Proskriptionstafel auf, und schon als Privatmann ermordete er den Lucretius. Willst du nicht, weil wir uns mit der Zeit des Sulla beschäftigen, dass ich dir einigen von dem lacus Servilius berichte, an welchem die Köpfe vieler Senatoren mit abgeschnittenen Hälsen als Beweis endloser Gräuel hingen? Die Leiden des Staates betrachtete Sulla, der selber Göttermahlzeiten verspeiste und sich mit heiligen Zeremonien umgab, sorglos und hochmütig. Gibt es ein grausameres Geschehen? Kinder und Frauen machte durch Falschurteile zu Waisen und Witwen, nicht Frömmigkeit, nicht Treue, nicht Tapferkeit, nicht Voraussicht, nichts nützte gegen Sulla! Wer glaubt angesichts dieser Tatsache, dass die Sünden der Menschen und die der Götter durch Gesetze gesühnt werden können? Siehe, wie dieser Sulla an schändlichen Morden sich ergötzt, wie seine Tyrannenherrschaft überhand nimmt, und keine göttliche Macht bekämpfte seine Gelüste. Was sagst du dazu, was schließt du daraus? Widerlege, was wir sagen, zeige uns die Ordnung der Dinge! Wo bleiben da die Gesetze, wo die Gerechtigkeit? Immer sind wir durch menschliche und göttliche Gerechtigkeit getäuscht, da Sulla alles, was wir erzählt haben, ungestraft tat. Werden also seine Verbrechen und Morde von keinen rächenden Göttern bestraft? Du sagst, die Sünden der Menschen werden Tag für Tag den rächenden Göttern gemeldet. Alles dieses, wie du siehst, geschah straflos, und das Schicksal machte mit allen diesen Menschen, was es wollte, und was es für den einzelnen vorgesehen hatte, wurde durch den grausamen Sulla vollendet. Um auch dieses gesagt zu haben: Sulla selbst nahm nach allen seinen Verbrechen ein glückliches Ende. Als seine Diktatur ihren höchsten Glanzpunkt erreicht hatte, gab er auch eigenem Entschluss seine Herrschaft ab. Die Glieder des zerrissenen Staates und das blutbesudelte Geld wurde auf seinen Befehl hin dazu verwandt, Leute niederer Herkunft wohlhabend zu machen. Nach der üblen Vergangenheit genoss er die ruhige Sicherheit, und förmlich gemästet durch die Unzahl seiner Verbrechen, wurde auf Beschluss eines überaus berühmten Senats und des römischen Volkes für seine dauerhaftes Glück Vorsorge getroffen. Wer leugnet da noch, das unser Tun dem Sternenlauf untersteht? Jener grausame Mann, dieses Muster an Treulosigkeit, von dem wir jede Art von Grausamkeit kennen, lebt sicher und ruhig und überhäuft mit Ehren! Marius aber wird nach seinem Triumph über Jugurtha und die anderen von ihm unterworfenen Völker, nachdem er die Stadt Rom von inneren und äußeren Feinden befreit hat, in eiserne Fesseln gelegt! Siehe, wie er als Verbannter in den Sümpfen von Minturna herumirrt, wie er unter dem Schmutz der Gefängnisse zu leiden hat, und wie er zu den Mauern des gräulichen Karthago fliehen muss. Welcher Gott konnte diesen Marius zum Verbannten und jenen Sulla zum glücklichen Menschen machen? Der Heerführer Paullus versprach dem Marius als Militär die Führung des Heeres, der Melder Sulla zerstörte dieses Heer, und dennoch machte der Spruch des Schicksals jenem zum Verbannten, diesen zum glücklichen Mann. Nach zahlreichen Triumphen, nach der Zerstörung von Karthago und Numantia, nachdem er Griechenland, Asien, Bithynien und Syrien durchzogen hatte, kam Scipio in seinen eigenen vier Wänden um. Er wurde von seinen Hausangestellten ermordet und starb eines grausamen und schrecklichen Todes. Mit verbrecherischen Händen erwürgten sie ihn, und so wurde er das Opfer eines gewissermaßen privaten Urteilspruchs. Und wie tatkräftig war der Mann! Das römische Heer selbst war Anwalt seiner Tugenden, die er durch eigene Taten hervorragend bewies. Was nützte Regulus seine Gewissenhaftigkeit, da ihn doch die Macht des Schicksals nach der Infamie einer elenden Gefangenschaft in Feindeshand eines grausamen Todes sterben ließ? Welche andere Macht lieferte den Crassus nach seinem Sieg über die Könige der Perser den römischen Gerichtsbehörden als Gefangenen aus? Nach dem fünften Konsulat des Pompeius traf diesen unbesiegten und königlichen Mann, den sooft das Purpur des Triumphators geschmückt hatte, nach so vielen und hervorragenden Triumphen am Nil das Schwert eines Eunuchen und ließ ihn durch Verbrecherhand fallen. Wer veranlasste den Cato, Selbstmord zu begehen? Wer ließ den verehrungswürdigen Cicero unter dem traurigen und jammervollen Flehen aller den schmutzigen und weibischen Leidenschaften des Antonius zum Opfer fallen? Siehst du nun, wie überall und immer das Schicksal sein Machtwort spricht? Der Tapfere muss dem Feigen weichen, den Guten vernichtet der Niedere, dem Gerechten nützt seine Gerechtigkeit nichts, die Vorsichtigen täuscht ihre Voraussicht und dem Anständigen und Besonnenen wird der Schurke und der haltlose Mensch vorgezogen, wenn es sich um die öffentlichen Ehrenämter handelt! Tüchtige fallen, Untüchtige lobt man, und was diesem nützt, schadet jenem durch eine unbesonnene Nachahmung. Vettius Valens Anthologiae 5, 9 (p. 219 Kroll) Das Schicksal hat für jedes menschliche Wesen die unabänderliche Verwirklichung seines Schicksals beschlossen, indem es dieses mit vielen Ursachen für gute und schlimme Ereignisse verstärkte. Deswegen handeln zwei selbstgezeugte Gottheiten als Diener des Geschicks. Sie beherrschen unser Leben. Durch Zwang und Trug bringen sie uns dazu, das zu akzeptieren, was bestimmt ist. Die eine Gottheit [der Zufall] manifestiert sich gegenüber allen durch die Verwirklichung des Horoskops, indem sie sich manchmal als gut und freundlich, manchmal als düster und grausam erweist. Manche erhebt sie, um sie in die Tiefe zu werfen; andere stürzt sie ins Dunkel, um sie zu umso höherem Glanz emporzuheben. Die andere Gottheit [die Hoffnung] ist weder dunkel noch heiter; sie versteckt sich und geht in Verkleidung umher, lächelt alle an wie eine Schmeichlerin und zeigt ihnen viele wunderschöne Aussichten, die zu erreichen unmöglich ist. Durch solchen Trug beherrscht sie die meisten, und obwohl sie von ihr betrogen werden und voller Vergnügungssucht sind, lassen sie sich zu ihr hinziehen und glauben fest, dass ihre Wünsche erfüllt werden – und dann passiert ihnen gerade das, was sie nicht erwarten. Manchmal bietet dir die Hoffnung Garantien, aber in Wirklichkeit hat sie dich schon verlassen und ist zu einem anderen gegangen. Allen scheint sie nahe und bleibt doch bei keinem. Diejenigen, die mit astrologischen Prognosen nicht vertraut sind und sich mit ihnen nicht zu beschäftigen wünschen, werden von den beiden genannten Gottheiten fortgetrieben und versklavt, erleben jede Art von Bestrafung und leiden gern. Manchen finden einen Teil ihrer Erwartungen erfüllt, stecken dann ihre Ziele höher und hoffen auf ein günstiges Ergebnis, das von Dauer wäre, ohne dass ihnen bewusst wird, wie unsicher alles ist und wie leicht ein Unglück geschieht. Andere, die in ihren Erwartungen enttäuscht worden sind, und zwar nicht nur ab und zu, sondern immer wieder, liefern Körper und Seele den Leidenschaften aus und leben ohne Scham und Zucht, oder sie sind Sklaven des launischen Zufalls und der trügerischen Hoffnung und können nie etwas leisten im Leben. Doch jene, welche die Wahrheit und die Vorhersage der Zukunft zu ihrem Lebensberuf machen, befreien ihre Seele aus der Sklaverei. Sie verachten den Zufall, geben sich nicht der Hoffnung hin, fürchten sich nicht vor dem Tod und leben ungestört. Sie haben ihre Seele zur Tapferkeit erzogen und sind weder vom Erfolg aufgebläht noch vom Misserfolg niedergedrückt, sondern geben sich mit dem zufrieden, was kommt. Da sie auf Vergnügungen und Versuchungen aller Art verzichten, sind sie gute Soldaten des Schicksals geworden. Denn es ist nicht möglich, durch Gebete oder Opfer die Grundlage, die zu Anbeginn gelegt wurde, zu beseitigen oder durch eine zu ersetzen, die einem mehr zusagt. Alles, was die Zukunft für uns bereithält, wird geschehen auch wenn wir nicht darum beten, und was nicht bestimmt ist, wird nicht geschehen, trotz unseren Gebete. Wie Schauspieler auf der Bühnen, die ihre Masken dem Stück des Autors entsprechend verändern und gelassen Könige oder Räuber oder gewöhnliche Leute und Götter darstellen, so müssen auch wir die Rollen spielen, die das Schicksal uns zugewiesen hat, und uns dann anpassen, was sich in einer bestimmten Szene ereignet, auch wenn es uns nicht behagt. Denn wenn einer sich widersetzt, so wird er „so oder so leiden und keine Anerkennung ernten“ [Kleanthes fr. 527 Arnim]. Anthologiae 6, 1 (p. 242 Kroll) Ich konnte mich nie für die verschiedenen Arten von Pferderennen, das scharfe Peitschenknallen oder die rhythmischen Bewegungen von Tänzern begeistern. Auch den oberflächlichen Reiz von Flöten, Dichtungen und melodischen Weisen – alles, was das Publikum durch eine gewisse Kunstfertigkeit oder durch Scherze anzieht – genoss ich nie. Nie nahm ich an irgendwelchen nützlichen oder schädlichen Beschäftigungen teil, die zwischen Lust und Schmerz gespalten sind ... Nachdem ich einmal die göttliche, ehrfürchtige Betrachtung der Gestirne erlebt hatte, erfüllte mich der Wunsch, meinen Charakter von jedem Laster, jeder Befleckung zu reinigen und meine Seele unsterblich zurückzulassen. Es war mir, als verkehrte ich mit himmlischen Wesen, und ich eignete mir einen nüchternen Forschergeist an. Horoskop und Politik Firmicus Maternus Wenn das Horoskop im Zeichen Jungfrau steht, und in ihm Mars, nach Kur unten Venus zu finden sind, wenn Jupiter im Ausgang stehend, das Zeichen geschehen besetzt, und die im Horoskop stehenden drei Planeten ihnen Diameter aspektiert, wenn die Sonne sich in der Anaphora zum Horoskop, das heißt in der Waage, befindet, der Mond im fünften Orte von dem Steinberg, um schließlich der Saturn im neunten Ort und im Stier, dann wird der Mann, der diese Verteilung in seiner Genitur Art, ein derartige Reden erwehren, dass seine Worte wie Blitze treffen, dass sie die Seele der Masse und schlafenden auf Rücken, und Verhetzte leicht beruhigen. Seine Aussprüche werden so wertvoll sein, dass sie zur Erhöhung seines Ruhmes der Nachwelt geliefert bleiben. Ein derartige Reden trat einstmals nicht mit Waffengewalt, sondern wieder machte seiner Rede gegen Philipp, den Makedonien, auf, und, und um es noch deutlicher zu sagen: diese Genitur inspirierte den göttlichen Geist des Demosthenes. Firmicus Maternus, Buch 1 (Schluss) Unser Herr und Augustus, der fromme, glückliche, vorausschauende und fürstliche Beherrscher des ganzen Erdkreises, Konstantin, der größte Sohn des göttlichen, erhabenen, verehrungswürdigen und fürstlichen Constantius, der ausersehen ist, durch die ihm zukommende majestätische Macht, die Welt von Tyrannen zu befreien und häusliche Schandtaten aufhören zu lassen, damit uns nach Beseitigung der schmutzigen Knechtschaft, durch ihn das Geschenk einer ungestörten Freiheit beschert würde, damit wird das Joch der Gefangenschaft von den ermüdeten und bedrückten Nacken ablegen könnten, er, der stets für unsere Freiheit stritt, also für eine Angelegenheit, die außerordentlich unsicher unter irdischen Verhältnissen ist, er, der niemals Unglück im Kriege hatte, bei Naissus geboren, hält er die Herrschaft, die er unter günstigen Vorzeichen erlangte, seit frühester Jugend in seinen Händen und hält das römische Weltreich durch sein heilsames und mildes Regiment in immerwährender Glückseligkeit aufrecht. Sonne, du beste und größte, die du die Mitte des Himmels besetzt, du Geist und Regler der Welt, du Führer und Fürst aller, die du die Feuer der übrigen Sterne durch dein flammendes Licht fortdauern läßt, und du, lieber Mond, der du dich in den äußersten Gebieten des Himmels aufhältst, zur Erhaltung der Fortpflanzung deinen monatlichen Umlauf vollführst und stets verstärkt durch die erhabene Bestrahlung der Sonne leuchtest, und du, Saturn, der du in den Scheitelpunkt des Himmels gesetzt, langsam und bedächtig weiterziehst, und du, Jupiter, Beherrscher des Tarpeischen Felsens, der du Himmel und Erde in deiner milden Erhabenheit froh machst und die Herrschaft des zweiten Globus besitzt, und schließlich du, Mars Gradivus, der du Schrecken und Furcht verbreitest und in den dritten Regionen des Himmels dich aufhältst, und auch ihr beide, Merkur und Venus, ihr treuen Begleiter der Sonne: Gebt unserem Kaiser Konstantin und seinen unbesiegbaren Söhnen, unseren Herren und Caesaren, durch eure gemeinsame Einwirkung und Gehorsam dem Befehl des obersten Gottes eine immerwährende Herrschaft, die sich auch über unsere Kinder und Kindeskinder bis in die Ewigkeit erstreckt, so dass jedes Übel unschädlich gemacht und das Menschengeschlecht sich des Friedens und dauernden Glücks erfreuen kann. Uns aber haucht einen scharfen Geist ein, so dass wir unter eurer Führung und Hilfe erfüllen, was wir dem Lollianus versprochen haben und, was wir aus dem göttlichen Lehren weiser Männer uns angeeignet haben, wahrheitsgemäß ausführen. Belebte Gestirne in der Alten Akademie Platon, Timaios, 40 A–B Die Gestalt des Göttlichen bildete er [der Demiurg] größtenteils aus Feuer, damit es so glänzend und schön als möglich wäre, gestaltete es in Nachbildung des Ganzen wohlgerundet und setzte es in das vernünftige Denken des Mächtigsten als dessen Begleiter, indem er es im Kreis rings um das ganze Weltall verteilte, damit es ihm ein wahrhafter Schmuck und eine bunte Zierde nach dessen ganzem Umfang sei. Bewegungen fügte er zwei einem jeden aus diesem Kreise an, die eine in demselben Raum und in gleichmäßiger Weise als einem solchen, das über dasselbe stets dasselbe bei sich selbst denkt, die andere nach vor als einem solchen, das von dem Umschwung des Selbigen und Gleichartigen beherrscht wird; hinsichtlich der fünf anderen Bewegungen aber ließ er es unbewegt und stillstehend, damit ein jedes dieser Wesen so vollkommen als möglich werde. Aus dieser Ursache sind also alle die Sterne entstanden, die wandellos als lebendige Wesen göttlich und unsterblich und gleichmäßig in demselben Raum sich drehend ewig verharren; aber, die ihre Stellung verändern und somit dem Wandel unterworfen sind, die entstanden aus den bereits oben angegebenen Ursachen. Platon, Gesetze, X 897 [Athener] Wenn eine Seele den Umlauf der Sonne leitet, so werden wir wahrscheinlich nicht fehlgehen, wenn wir behaupten, dass sie hierbei eines von diesen drei Dingen tut. [Kleinias] Von welchen? [Athener] Erstens dass die innerlich in ihrem uns rund erscheinenden Körper befindliche Seele ihn überall in Gang setzt, wie dies die in unserem Innern wohnende Seele bei uns gleichfalls tut, - oder zweitens hat sie sich irgendwoher von außen einen Körper beschafft aus Feuer oder einer Luftart, wie da und dort behauptet wird, und nun treibt sie gewaltsam Körper mit Körper – oder drittens: sie selbst ist in keinen Körper eingehüllt, sie besitzt aber einige andere, überaus wunderbare Kräfte, wodurch sie den Gang der Sonne leitet. [Kleinias] Ja, das ist notwendig; eines von diesen dreien muss sie tun, um dies alles durchzuführen. [Athener] Diese Seele steht also höher als die Sonne selbst. Ob sie nun letztere auf einem Wagen hat und so für alle Wesen das Licht heranführt oder dies von außen her tut oder auf irgendeine andere Art, so oder so, - für einen Gott muss sie doch jedermann mit voller Überzeugung ansehen. Oder wie? [Kleinias] Ja – wenigstens müsste einer sonst an der äußersten Grenze des Unverstandes angekommen sein. [Athener] Wenn wir nun in Betreff sämtlicher Gestirne, des Mondes, der Jahres, Monate und aller Jahreszeiten irgendeine andere Behauptung aussprechen als eben die gleiche: Weil eine Seele oder mehrere Seelen sich als die Ursache aller dieser Dinge herausgestellt haben und diese reich sind an aller Vollkommenheit, so werden wir sie Götter nennen, mögen sie nun bei der Ordnung und Leitung des ganzen Himmels in einem Körper stecken als lebendige Wesen oder irgend so oder anders es machen? [Plat.] Epinomis Wie sollte man nämlich denjenigen Gott, welcher der Urheber alles Guten für uns ist, nicht auch für den des bei weitem größten Guten, der Weisheit, halten, und welchen Gott habe ich nun dabei wohl in aller Ehrfurcht im Sinne, Megillos und Kleinias? Dabei wohl eben das Weltall selbst, welches wir, wie es auch alle anderen Götter und Dämonen tun, mit allem Rechte vorzüglich zu verehren und anzubeten haben. Dass dieser Gott uns alle übrigen Güter verliehen habe, das werden wohl alle zugeben, daß er aber uns in Wahrheit auch die Wissenschaft der Zahlen beschert habe und sie auch hinfort einem jeden bescheren werde, welcher aufmerksam seiner Leitung folgt, das behaupten wir wenigsten (zuversichtlich). Gehe man nämlich nur an eine richtige Betrachtung dieses unseres Alls, oder nenne man es lieber Himmel oder Weltgebäude, und man wird es verfolgen können, wie dasselbe sich selbst und jedes Gestirn das es in sich trägt auf ihren mannigfaltig verschlungenen Märschen herumführt und allen ihre Nahrung und den Wechsel ihrer Jahreszeiten gewährt. Und so würden wir behaupten dürfen, dass es uns alle andern Güter und alle andere (so genannte) Weisheit zugleich mit der Kunst der Zahlen geschenkt hat. Diese letztere aber ist das wichtigste Geschenk für jeden, der es annimmt und nach Anleitung der Zahl alle Bewegungen der Himmelskörper verfolgt. Epinomis Jene fünf Grundkörper nun sind Feuer, Wasser. Luft, Erde und Äther, und jeder derselben hat sein (besonderes) Bereich (im Weltall), in deren jedem lebendige Wesen von großer Zahl und Mannigfaltigkeit sich bilden, und man muss daher die Gattungen jedes dieser Bereich abgesondert für sich betrachten. Fassen wir daher zunächst die lebendigen Wesen der Erde, Menschen und Tiere mit und ohne Füße, und neben diesen willkürlicher Bewegung fähigen Geschöpfen auch die fest an ihrem Ort angewurzelten als eine Gattung zusammen. Alle diese Arten von Wesen bilden nämlich insofern eine Einheit als man anzunehmen hat, daß sie zwar alle aus allen Grundkörpern (in verschiedener Weise), aber doch zum größten Teil aus Erde zusammengesetzt und (daher) von fester Beschaffenheit sind. Als eine zweite Gattung belebter Wesen werden wir sodann die Gestirne anzusehen haben, da auch diese mit ihrer Entstehung zugleich sichtbar geworden sind. Denn sie bestehen zumeist aus Feuer, enthalten aber auch Erde und Luft und kleine Bestandteile von den beiden anderen Grundkörpern in sich, und wir müssen daher behaupten, dass aus der verschiedenen Mischung dieser Bestandteile verschiedenartige Wesen von dieser Gattung hervorgehen, alle aber sichtbar. Alle diese Arten himmlischer Wesen muss man also wiederum als eine einzige Gattung zusammenfassen und als ein göttliches Geschlecht bezeichnen, welchem der schönste Körper und die edelste und glücklichste Seele zuteil geworden ist. Was aber ihr Schicksal anlangt, so kann man nur zwischen zweierlei Annahmen wählen, nämlich der, dass jedes von ihnen schlechthin unsterblich und unvergänglich und in jedem Betracht von ganz göttlicher Natur ist, oder der daß sie wenigstens ein sehr langes Leben führen, so daß keinem von ihnen dies nicht genügte, sondern irgendeines noch eines längeren bedürftig wäre. Wir wollen uns nun zunächst von beiden Gattungen lebender Wesen einen näheren Begriff machen. Wiederholen wir es also: beide sind nicht sichtbar, die eine aber besteht dem äußeren Anschein nach ganz aus Feuer, die andere aus Erde, und diese bewegt sich ohne Regel und Ordnung, jene aber hält eine vollkommene Ordnung in allen Stücken inne. Was sich nun aber ohne Regel und Ordnung bewegt, das müssen wir (eben deshalb auch) für unweise halten, und so handeln ja insgemein auch die lebende Geschöpfe auf unserer Erde; was aber geordnet am Himmel seine Bahnen durchläuft, das legt eben damit einen starken Beweis seiner Weisheit ab, den wie sollte es einen stärkeren dafür liefern als daß dadurch daß es stets derselben Regel und Ordnung in allen seinen Bewegungen und allem seinem Tun und Leiden folgt? Denn die Notwendigkeit, welche in einer weisen und vernünftigen Seele herrscht, ist bei weitem die stärkste von allen Notwendigkeiten, denn eine solche Seele beherrscht sich selbst nach ihrem eigenen Gesetz, ohne von etwas anderem beherrscht zu werden, und wenn eine Seele nach dem Rat unvollendeter Einsicht das Beste beschlossen hat, dann bleibt auch ihr Wille dieser Einsicht gemäß in Wahrheit vollkommen unabänderlich, und selbst der Stahl kann nicht fester und unwandelbarer sein; vielmehr wachen (dreifach) fürwahr die drei Schicksalsgöttinnen darüber und halten darauf, daß unabänderlich vollendet werde, was jeder der Götter nach seinem besten Ratschluss beschlossen hat. Den Menschen sollte daher zum Beweis dafür, daß dieser ganze Zug der Gestirne Vernunft besitzt, der Umstand dienen, daß (ja ihr Umlauf stets unverrückbar derselbe bleibt, und daß also) sie bereits unermessliche Zeiten hindurch unaufhörlich das ausführen, was sie von Anbeginn beschlossen haben, und nicht in ihren Beschlüssen hin und her wanken und daher bald dies bald jenes ausführen, noch in ihrem Laufe schwanken und ihre Bahn verlassen. Und doch zogen die meisten von uns Menschen gerade daraus den entgegengesetzten Schluss, dass sie unbeseelt sein müssten, und von den Unverständigen, die zuerst so urteilten, ließ sich auch die große Menge zu der Meinung verleiten, daß das Menschengeschlecht belebt und vernünftig sei, weil es (willkürliche) Bewegungen besitze, jene Götter aber nicht, weil sie stets in denselben Bahnen verharren, während doch jeder Mensch, wenn er richtiger und besser und mit liebevollem Sinne urteilen will, einsehen muß, daß ein Wesen, welches beständig in allen seinen Handlungen derselben Regel und Ordnung und denselben Gründen folgt doch gerade deshalb für weise zu gelten habe, und daß dies eben die Natur der Gestirne sei, welche nicht bloß den herrlichsten Anblick gewähren, sondern auch den herrlichsten und erhabensten aller Märsche und Reigentänze ausführen und durch ihn den lebenden Wesen alles Nötige gewähren. Und ferner, mit welchem Recht wir sie als beseelt ansehen, wird auch erhellen, wenn wir ihre Größe in Erwägung ziehen, denn so klein wie sie dem Auge erscheinen, sind sie nicht in Wirklichkeit, sondern jedes von ihnen hat vielmehr einen erstaunlichen Umfang: daran ist kein Zweifel, sondern es lassen sich dafür hinlängliche Beweise führen, so daß wir, wenn wir das Richtige denken wollen, annehmen müssen, daß die ganze Sonne größer als die ganze Erde ist und daß überhaupt die Größe aller jener am Himmel daherwandernden Sterne unsere Vorstellung weit übersteigt. Und fragen wir nun, auf welche Weise wohl irgendeine Naturkraft eine so große Masse immer in der gleichen Zeit, wie sie ja noch heutzutage so bewegt werden, im Kreise herumbewegen kann, so behaupte ich (zuversichtlich), daß (nicht eine solche, sondern) nur ein Gott dies vermöge und daß es auf keine andere Weise beseelt werden als durch einen Gott, wie wir bereits dargetan haben; kann ein Gott aber überhaupt einen Körper beseelen, so muß es für ihn auch etwas durchaus Leichtes gewesen sein, einen jeden Körper von noch so großer Masse zu einem belebten Wesen zu machen und sodann dasselbe in der Weise sich bewegen zu lassen, wie er sie sich als die beste ausgedacht hat. Und so mögen wir denn nun über alles diese Weltkörper einen untrüglichen Satz aufstellen: es ist unmöglich, daß Himmel und Erde, daß die Sterne und ihre Massen alle insgesamt ihren Umlauf so genau nach Jahren, Monaten und Tagen zurücklegen und daß alles, was die Folge davon ist, für uns alle ohne Ausnahme so sehr zum Guten sich gestalten könnte, wenn nicht bei jedem dieser Körper oder auch in ihm eine Seele wäre. Thrasyllos Suet. Aug. 98 Als Augustus dann von seinem Speisezimmer aus bemerkte, dass das Grab des ein Jahr zuvor verstorbenen Masgaba von einer großen Menschenmenge mit vielen Fackeln besucht wurde, sprach er deutlich vernehmbar aus dem Stegreif folgenden griechischen Vers: „Des Gründers Grab seh ich im Feuerschein.“ Und er wandte sich an Thrasyllus, einen Gefolgsmann des Tiberius, der ihm gegenüber lag und keine Kenntnis von der Angelegenheit hatte, mit der Frage, aus dem Werk welches Dichters seiner Meinung nach der Vers stammte. Als dieser zögerte, fügte Augustus noch einen zweiten Vers hinzu: „Siehst du mit Fackeln Masgaba verehrt?“ und fragte ihn auch nach dm Verfasser dieses Verses. Als jener nichts anderes zu antworten wusste, als dass die Verse sehr gut seien, wer immer auch der Dichter sei, lachte Augustus hell auf und war zu allerlei Scherzen aufgelegt. Suet. Tib. 14, 4 (vgl. 62, 3; Gai. 19, 3) Damals hat er [Tiberius] am meisten von [der Macht des] “Mathematiker” Thrasyllus erfahren, den er als Mann der Weisheit in seinen Haushalt aufnahm. Denn als er das Schiff sah, behauptete Thrasyllus, dass es gute Nachrichten brächte – genau in dem Moment, als Tiberius sich entschlossen hatte, ihn in Meer zu stürzen, weil er ihn für einen falschen Propheten hielt und für einen, dem er zu schnell Geheimnisse antraut hätte, weil sich die Dinge als negativer und entgegen der Voraussage herausgestellt hatten. Astronomische Symbole auf antiken Bauwerken Literaturhinweise Campion, Nicholas: The Great Year: Astrology, Millenarianism and History in the Western Tradition. London: Arkana, Penguin Books, 1994. BOLL, Franz: Sphaera: Neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder. Mit einem Beitrag von Kar Dyroff. Leipzig: B. G. Teubner, 1903 (= Hildesheim: Georg Olms, 1967). BOLL, Franz; BEZOLD, Carl; GUNDEL, Wilhelm: Sternglaube und Sterndeutung: Die Geschichte und das Wesen der Astrologie. Mit einem bibliographischen Anhang von Hans Georg Gundel. 7. Auflage. Stuttgart: B. G. Teubner, 1977. Hübner, Wolfgang: Astrologie et mythologie dans la Tétrabible de Ptolémée. In: Argoud, Gilbert; Gauillaumin, Jean-Yves (Hrsg.): Science exactes et sciences appliques à Alexandrie: Actes du Colloque international de Saint-Étienne (-8 juin 1996). SaintÉtienne: Publications de l´université de Saint-Étienne, 1998. S. 325-345. Hübner, Wolfgang: Naturwissenschaften: Astrologie. 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