Die Lage am Immobilienmarkt wird noch schlimmer

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Der weltweite Immobilinemarkt
Die Lage am Immobilienmarkt
wird noch schlimmer
In zahlreichen Ländern ist der Aufwärtstrend der Hauspreise zum Stillstand gekommen und an mehreren Orten
mussten sogar nachlassende Hauspreise in Kauf genommen werden. Der Immobilienmarkt könnte das nächste
Unglück werden, das die Weltwirtschaft trifft.
Eines scheint sicher: der Immobilienmarkt
dürfte sich grundsätzlich verschlechtern,
bevor er sich wieder erholen wird, so
Seniorökonom Christian Hilligsøe Heinig.
Abbildung 1
Preisentwicklung Einfamilienhäuser, 1997-2008, in
Prozent Quelle: The Economist
Abbildung 2
Die jüngste Preisentwicklung der Einfamilienhäuser
Quelle: The Economist und Sydbank
250
15 %
200
10 %
150
1. Quartal 2007
-10 %
5
0
-5
-10
Österreich
Kanada
Deutschland
Finnland
USA
Japan
Italien
Schweden
Spanien
Belgien
Dänemark
Norwegen
Frankreich
Australien
Großbritannien
Niederlande
Irland
Irland
Deutschland
Großbritannien
Japan
Dänemark
Schweiz
USA
Niederlande
Spanien
Italien
Frankreich
Kanada
Neuseeland
Belgien
Schweden
Australien
Anlageinfo – Juni 2008
25
10
Preissteigerung der letzten Jahre
Japan
Schweiz
Kanada
USA
Niederlande
Italien
Dänemark
Neuseeland
Belgien
Schweden
Frankreich
Australien
Spanien
Großbritannien
Irland
4
-50
30
15
0%
-5 %
Abbildung 3
Überbewertung der Hauspreise in Prozent
Quelle: IWF
20
100
0
Der Immobilienmarkt erlebt seit Jahren eine
bedeutende Hausse in der westlichen Welt,
siehe Abb. 1. Die Preisparty am Immobilienmarkt scheint jedoch zu Ende, und der finanzielle Kater lauert in der Kulisse.
Bei Betrachtung der Preisentwicklung am
Immobilienmarkt während der letzten 12
Monate, scheint diese auf den ersten Blick
weiterhin positiv, siehe Abb. 2. In den meisten Ländern handelt es sich um äußerst
positive Zuwachsraten, und die Hauspreise
sind lediglich in Deutschland und Irland
markant zurückgefallen.
Diese Zahlen spiegeln jedoch ein zu günstiges Bild der Lage am Immobilienmarkt.
Wie aus Abbildung 2 deutlich hervorgeht,
scheinen die Preiszuwächse an Tempo verloren zu haben gegenüber dem Jahresanfang
2007 und haben insgesamt in den vergangenen Quartalen nachgelassen.
In beispielsweise Dänemark, den USA,
Schweden und Großbritannien haben sich
die Preise in letzter Zeit negativ entwickelt,
und in Spanien gab es in Q1 praktisch rückläufige Hauspreise, d. h. dass die Inflation
kräftiger steigt als die Hauspreise. Ferner
sollte man sich vor Augen halten, dass die
Zahlen ein Mittel angeben, und dass es in
den jeweiligen Ländern große geographische
Unterschiede gibt.
In den USA spiegelt sich dies deutlich im
CaseShiller-Index, der die Preisentwicklung
in den größten Städten darstellt. Dort haben
die Hauspreise seit dem Allzeithoch im Sommer 2006 um ganze 16,6 % nachgelassen.
Ein ähnlicher Effekt zeigte sich auch in
35
5%
50
Von Seniorökonom Christian H. Heinig
Der weltweite Immobilienmarkt
Dänemark, wo in den zwei größten Städten,
Kopenhagen und Århus, bedeutende Hauspreisabstürze verzeichnet werden mussten.
nachlassenden Druck auf die Hauspreise.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es zwangsläufig entsprechende Preisrückgänge geben
wird. Eine Überbewertung kann genauso gut
weniger positive Preiszuwächse bewirken als
es sonst der Fall wäre.
siehe Abb. 4. Obwohl es sich historisch gesehen nicht um ein außerordentlich niedriges
Niveau handelt, ist dies eine markante Änderung gegenüber dem großen Optimismus,
der das Gewerbe 2006 und meistenteils 2007
kennzeichnete. Vor allem sind gegenwärtig
Spanien, Irland und Großbritannien hart
betroffen, siehe Abb. 5. Interessanterweise
erlebten eben diese Länder umfassende Preissteigerungen seit 1997, siehe Abb. 1.
Die Immobilienpreise sind überbewertet
Die Abkühlung am Immobilienmarkt ist die
Folge steigender Zinsen während der letzten
Jahre und des Umstandes, dass die NotenDas Wirtschaftswachstum lässt nach
banken in den USA und Europa die GeldpoDie düstere Entwicklung der Hauspreise
litik allmählich wieder von dem ungewöhndürfte das Wirtschaftswachstum abbremsen.
lich niedrigem Zinsniveau aus normalisieren.
Die Entwicklung könnte von daher den PriDie Zinsentwicklung ist jedoch nicht
vatkonsum beeinträchtigen. In einer VolksDie Immobilienpreise geben nach
allein für den Druck verantwortlich, dem der
wirtschaft, wo das Vermögen unter Druck
Der weitere Verlauf der seit mehreren Jahren
Immobilienmarkt ausgesetzt ist. Die Haussteht – oder wo die Zuwächse nachgelassen
laufenden Preisparty des Immobilienmarktes
preise sind anscheinend auch zu sehr gestiehaben – wird weniger vom laufenden Einwird sich im Laufe der Zeit ergeben. Eines
gen gegenüber den zugrunde liegenden Wirtkommen verbraucht.
scheint jedoch sicher, dass die Märkte erst
schaftsfaktoren. Ein solcher Umstand kann
Zudem sind die Volkswirtschaften auch
insgesamt weiter nachgeben werden, bevor
leicht eintreten in Zeiten mit außergewöhnüber den Wohnungsbaumarkt betroffen. Die
sich die Lage wieder erhellt. Ein Stimmungslich niedrigen Zinsen
wandel am Immobiliund einem rapide wachenmarkt kehrt nicht
Eine Flaute am Immobilienmarkt bewirkt die Gefahr einer
senden Immobilienvon einem Tag auf den
markt, da sich potenanderen ein, und das
weltweiten Konjunkturflaute während der nächsten Jahre.
zielle Käufer von der
niedrige weltweite
Stimmung mitreißen lassen, und es ist
steigenden Hauspreise der letzten Jahre haben
Wirtschaftswachstum und der erhöhte Fokus
schwierig zu beurteilen, wie hoch der fundaden Wohnungsbau kräftig angeregt, und aus
der Notenbanken auf die Bekämpfung der
mentale Wert einer Immobilie sein sollte.
historischer Perspektive ist die Beschäftigung
jüngsten Inflationsentwicklung anhand von
Infolge unlängst veröffentlichter Berechund das Aktivitätsniveau im Bausektor außerhohen Zinsen tragen nicht zur Verbesserung
nungen seitens des Internationalen Wähgewöhnlich hoch gegenüber der Gesamtvolksder Lage bei.
rungsfonds IWF, sind die Hauspreise in mehwirtschaft zahlreicher Länder.
Es lässt sich kaum bestreiten, dass eine
reren westlichen Ländern überbewertet –
Es besteht deshalb eine bedeutende
Flaute am Immobilienmarkt das Risiko einer
sogar bedeutend überbewertet, siehe Abb. 3.
Gefahr, dass die Immobilienanlagen in mehweltweiten Konjunkturflaute während der
In Irland, den Niederlanden und Großbritanreren Ländern bedeutend nachgeben werden.
nächsten Jahre darstellt. Eine umfassende
nien liegt die Überbewertung bei fast 30 %.
Dieser Trend ist deutlich in den USA zu
Talfahrt am Immobilienmarkt dürfte zusamDie Präzision solcher Berechnungen kann
erkennen, wo die Talfahrt der Immobilienanmen mit der drohenden Kreditkrise einen
immer in Frage gestellt werden, es ist jedoch
lagen 2006 und 2007 das BIP-Wachstum um
gefährlichen wirtschaftlichen Cocktail ausindiskutabel, dass die Hauspreise mancherfast 1 Prozentpunkt beeinträchtigt hat.
machen. ■
orts über die Maße hinaus gestiegen sind.
Das Baugewerbe ist deshalb immer pessiÜberbewertete Hauspreise bewirken einen
mistischer im Hinblick auf die Zukunft,
Abbildung 4
Optimismus im Baugewerbe, EU-Länder
Quelle: Eurostat
Abbildung 5
Optimismus im Baugewerbe, ausgewählte Länder
Quelle: Eurostat
4
50
2
40
0
-2
-4
2004
2005
2006
2007
08
Dänemark
20
Frankreich
10
0
-10
-8
-20
-12
Spanien
30
-6
-10
Irland
Großbritannien
-30
Deutschland
-40
-50
-14
-60
-16
-70
2004
2005
2006
2007
08
Anlageinfo – Juni 2008
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